baudenkmal.LFDH35624095862604

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Geschichte

Lange Zeit besaß Kirchhain keine katholische Gemeinde. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es wieder Katholiken in der Stadt, die zunächst in Amöneburg den Gottesdienst besuchten, bevor ihnen 1909 eine eigene Kirche errichtet wurde. 1920 erhielt die katholische Kirchengemeinde ihre Eigenständigkeit. Der Vorgängerbau sowie das dazugehörige Pfarrhaus wurden 1945 vollständig zerstört. Bereits 1946 wurde mit dem Bau der neuen Kirche durch den Architekten Hans Weber aus Amöneburg (Architekt der Thomas Morus Kirche in Gießen) begonnen. Die Kirchweihe erfolgte 1948.

Lage

Die Kirche St. Elisabeth liegt auf einer Anhöhe zwischen der Biegenstraße und der Hindenburgstraße. Sie überragt die umliegende Wohnbebauung und ist als weithin sichtbarer Bau ortsbildprägend. Im Vergleich zum Vorgängerbau wurde sie um 90° gedreht, sodass sie heute eine Süd-Ost-Ausrichtung aufweist. Vor ihr eröffnet sich ein kleiner Platz, an dessen Breitseite sich das Portal der Kirche befindet.

Beschreibung

Die Saalkirche wurde aus Bruchstein (Sandstein) in stilisierten, schlichten romanischen Formen mit Rundbogenfenstern errichtet und besitzt einen gerade abschließenden Altarraum. Sie ist ca. 35 Meter lang und 15 Meter breit. An ihrer nordwestlichen Fassade ist ein Glockenturm angegliedert, der teils in das Langhaus eingestellt ist und an seiner Basis viereckig und im oberen, die Kirche überragenden Bereich, oktogonal angelegt wurde. Er schließt mit einem oktogonalen Spitzhelm ab. Südwestlich an das Langhaus gesetzt befindet sich eine runde Taufkapelle. Südöstlich, zunächst in einer Flucht mit dem Altarraum abschließend und dann nach Süd-Osten abknickend, liegt das 1949 errichtete Franziskanerkonvent. Die Kirche verfügt über ein, an den Vorplatz grenzendes und mit einem Segmentbogen überspanntes, ansonsten jedoch schlichtes, Stufenportal und einen, der Hindenburgstraße zugewandten, Seiteneingang mit Windfang. Die Deckung des Satteldaches besteht aus Zementziegeln.

Im Innern der Kirche erwecken niedrig angelegte, rundbogige Durchgänge hinter den Stützpfeilern sowie die dort etwas niedrigere Holzdecke den Eindruck von Seitenschiffen. Der Altarraum setzt sich durch einen Triumphbogen sowie einer Hebung des Bodenniveaus und Marmor als Bodenbelag deutlich vom Langhaus ab, in welchem ansonsten rote Steinzeugfliesen verlegt sind. Der Bau schließt mit einer farbigen Holzdecke (Bohlenbalkendecke) ab, deren schmucklose Gestaltung sich nach Altarraum, „Mittelschiff“ und „Seitenschiffen“ in ihrer Farbigkeit unterscheidet, der Altarraum tritt hierbei durch seine leuchtende Farbkraft besonders hervor.

Fenster

Über dem Portal befinden sich fünf Rundbogenfenster von 1950 aus der Glasmalerwerkstatt Erhard Klonk aus Marburg: Im Zentrum die hl. Elisabeth (Rosenwunder), in den Nebenfenstern Hilfesuchende und ein kniender Ritter mit einer sich verneigenden Frau. Alle Figuren werden von Darstellungen der Erzengel Gabriel und Michael (Drachenkampf) flankiert. Ebenfalls figürlich gestaltet sind die Fenster der Taufkapelle (Johannes den Täufer, hl. Bonifatius und musizierender Engel). Die restlichen Fenster der Kirche sind schlicht mit Klarglasscheiben gestaltet, wobei dem Altarraum durch dreizonige Rundbogenfenster und die dadurch verstärkte Beleuchtung, eine besondere Bedeutung zukommt.

Ausstattung

Den stilisierten romanischen Formen der Fassaden tritt im Innern der Kirche eine schlichte und moderne Gestaltung gegenüber, deren Zier sich zurückhaltend präsentiert. Im Fokus steht hier die Architektur selbst. Zur Ausstattung zählen eine Kreuzigungsgruppe (1950, Willi Veit aus Lindau), Heiligenfiguren von Franziskus (nordwestlichen Kapelle) und Josef (Seitenaltar) (beides von J. Kretschmann aus Boppard), 14 Kreuzwegstationen (1958, Münchener Schnitzwerkstatt), Kanzel und der Taufstein aus Marmor (Theo Eufinger) mit kupfernem, mit einem Fisch versehenen, Deckel (Mutterhaus der Franziskaner Frauenberg in Fulda) und darüber befindlicher Darstellung des hl. Geistes in Form einer kupfernen Taube. Lebensgroße Heiligendarstellungen an den Pfeilern des Langhauses (Hermann Wirth aus Fulda) mit weiblichen Figuren im Osten (St. Elisabeth, St. Anna, St. Theresia und St. Maria Goretti) und männlichen Figuren im Westen (St. Franziskus, St. Nikolaus, St. Tarsitius und St. Bonifatius).

Seit 1956 befindet sich eine Orgel der Gebrüder Späth auf der Empore (22 Register auf zwei Manuale und Pedale), die eine Zweiteilung aufweist, sodass der freie Blick vom Kirchinnenraum zu den Fenstern über dem Portal möglich ist.

Konvent

Das an die Kirche anschließende, zweigeschossige Franziskanerkonvent wurde ebenfalls aus Bruchsandstein errichtet, weist jedoch keine romanischen Formen wie Rundbögen auf, sodass Klosterbau und Kirche durch die architektonische Formensprache deutlich voneinander getrennt sind. Ursprünglich war der Bau des Klosters in zwei Bauabschnitten geplant. Zur Realisierung des zweiten Bauabschnitts kam es jedoch nicht, sodass sich der heutige Bau im Vergleich zum Entwurf um vier Fensterachsen verkürzt zeigt.

Bedeutung

St. Elisabeth und Konvent sind durch ihre teils erhöhte, weitsichtbare Lage stadtbildprägende Bauten, zudem sind sie Zeugnis für das Wiedererstarken der katholischen Gemeinde in Kirchhain. Mit ihrer massiven Bauweise (Sandstein), Formensprache (Romanik) und Bauform (Saalkirche) greift die Kirche verschiedene Kirchenbautraditionen auf, zeigt sich jedoch durch ihre moderne und schlichte Ausstattung zugleich zeitgemäß und verdeutlicht zudem einen künstlerischen Anspruch. Kirche und Konvent sind aus städtebaulichen und geschichtlichen sowie künstlerischen Gründen von Bedeutung.

 

 

siteDesignation
baudenkmal
siteName
Marburg-Biedenkopf, Landkreis_Kirchhain_Kirchhain_Biegenstraße 2
siteProtectionClassification
cultural
designationLegalDefinition
kulturdenkmalHE