Als "Großherzogliche Landesirrenanstalt" wurde der Gebäudekomplex nach fünfjähriger Bauzeit im Januar 1866 eingeweiht. Initiator des Projekts war der Arzt und Direktor des Landeshospitals Hofheim, Dr. Georg Ludwig, der die von Baurat Stockhausen sowie den Architekten Obenauer und Amelung erstellten Ausführungspläne wesentlich mitbestimmte und auch die Leitung des neuen Krankenhauses übernahm. Vorbild der Anlage war die damals modernste Klinik, die Heil- und Pflegeanstalt Illenau im Großherzogtum Baden. Entsprechend wurden die beiden nach Frauen und Männer getrennten Krankengebäude der aus vier großen, ursprünglich unverbundenenen Bauten bestehenden Klinik im Korridorsystem errichtet.
Sie konnte zunächst 250 Patienten aufnehmen, nach einer westlichen Verlängerung und einer Geschosserhöhung der Krankenflügel zwischen 1875 und 1890 stieg die Zahl der Betten auf 465 an. In dieser Zeit enstanden auch die beiden Isolierhäuser an der Ostseite. Im Jahr 1900 wurde das so genannte Ärztehaus westlich der Ludwigstraße errichtet, in den zwanziger Jahren daneben ein weiteres Wohnhaus für Pflegepersonal. In den fünfziger Jahren fanden im Innern der Gebäude gravierende Umbaumaßnahmen statt, die wenig später wieder rückgängig gemacht wurden. So ist die Anlage des Psychiatrischen Krankenhauses Heppenheim bis auf die notwendigen Modernisierungen im Innern im Wesentlichen unverändert erhalten geblieben.
Der Grundriss der Kernanlage entspricht heute einem E, wobei das Zentrum, auf das der Besucher hingeführt wird, der Verwaltungsbau ist. Wie alle Gebäude in gelbem Sandstein mit roter Sandsteinarchitekturgliederung ausgeführt, war er von Anfang an dreigeschossig und - wie alle andern - mit einem Walmdach versehen. Zentral ein dreiachsiger Risalit mit von Akroterien geschmücktem Dreiecksgiebel, außerdem Portikus mit zweiläufiger Treppe. Vier quadratische Sandsteinstützen tragen hier einen Altan mit Steinbrüstung, die entsprechend der Erdgeschossbrüstung aufwändig gearbeitete Renaissanceornamentik zeigt. Horizontalgliederung des Gebäudes durch Gesimse, die Traufe mit Zahnschnitt, die hochrechteckigen Fenster teilweise mit horizontaler Verdachung und mit durch Kreisornamentik geschmückten Brüstungsfeldern. Das Innere des Gebäudes, das ursprünglich im 1. Obergeschoss u.a. die Wohnung des Direktors beherbergte, ist zwar erneuert, weist aber noch interessante Details wie das gusseiserne Geländer des Treppenhauses und einen original erhaltenen Dachstuhl auf. Hinter dem quergelagerten Verwaltungstrakt erstreckt sich das U-förmige Wirtschaftsgebäude, das nur zweigeschossig war, heute wesentlich erweitert ist. Von diesem zweigen die beiden zweiflügeligen Krankentrakte nach Norden und Süden ab, nach der Erhöhung von 1877 präsentieren sie sich einheitlich dreigeschossig mit vortretenden Eckpavillons, die sich auch an den Westerweitungen von 1883 befinden.
Östlich der E-förmigen Kernanlage liegen zwei identisch ausgeformte Isoliergebäude der ersten Erweiterungsphase, eingeschossig mit Mezzaningeschoss und sieben Fensterachsen, westlich neben der Einfahrt das heutige Pfortenhaus, gegenüber das Kutscherhaus. Zwischen den Isoliergebäuden, die durch Anbauten gestört sind, jüngere Gebäude, u.a. ein schlichter Kapellenbau der fünfziger Jahre mit einem interessanten Farbfenster. Das Gelände um die Gebäude ist parkähnlich angelegt, vor dem Verwaltungsgebäude befindet sich ein Granitfindling mit einer Bronzeplatte, die an den Gründer Dr. Georg Ludwig erinnert.
Das so genannte Ärztehaus ist zweigeschossig mit kräftigem, profiliertem Gurtgesims und zentralem Risalit mit Dreiecksgiebel. Die seitlichen Eingänge in zweigeschossigen Vorbauten.
Die aus mehreren Baukörpern bestehende Sachgesamtheit "Psychiatrische Klinik Heppenheim" ist architektonisch noch deutlich vom Klassizismus der Moller-Schule geprägt. Sie ist aus bau- und medizingeschichtlichen Gründen Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung.
Gastwirtschaft der Jahrhundertwende mit Saalbau, Kegelbahn und weiträumigem Biergarten. Das Gaststättengebäude weitgehend verändert, die parallel zur Oberen Gartenstraße gelegene Kegelbahn, ein langgestreckter Satteldachbau mit Holzläden an den Fenstern, noch erhalten. Auch der große Saalbau ist noch vorhanden, in ihm wurden ab 1920 regelmäßig Kinofilme gezeigt, endgültig zum Lichtspieltheater umfunktioniert wurde er jedoch erst 1951. Die ursprünglichen Bogenstellungen wurden damals beibehalten und sollen nur verlängert worden sein. 1953 entstand anstelle einer Veranda ein repräsentativer Foyer-Vorbau mit großen, liegenden Fenstern und ausschwingendem Vordach auf dünnen Stahlstützen. 1954 wurde die erste CinemaScope-Anlage im Kreis Bergstraße installiert. Der Biergarten ist mit regelmäßig gesetzten alten Kastanien bestanden, die Einfriedung besteht aus einer Pfeilermauer mit Eisengeländer; hier ornamental geschmiedetes Eisentor. Als Heppenheimer Traditionsgaststätte und als historischer Ort des Kinofilms von Interesse.
Briefelstraße 1-25 (Ostseite), 4-26 (Westseite)
Niedermühlstraße 43
Wiegandstraße 5-13 (Südseite)
Die Briefelstraße wurde im Wesentlichen 1907-09 als Arbeiterwohnstraße von der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Heppenheim entwickelt. Verantwortlicher Architekt für die Planung war vermutlich Otto Hofmann, eine Beteiligung von Georg Metzendorf ist ebenfalls überliefert, der hier bereits Ideen für sein architektonisches Meisterwerk, die "Margarethenhöhe" in Essen, gesammelt haben soll. Die überwiegend giebelständigen, vereinzelt auch traufständigen Wohnhäuser sind ohne Vorgärten unmittelbar an die Straße gestellt, zwischen ihnen befinden sich in der Regel Hoftore, die in einheitlich große Höfe führen. Die hinter den Häusern gelegenen Gartenparzellen sind einheitlich geschnitten, an die Rückseiten der Häuser waren niedrige Stallbauten angefügt, die heute meist umgenutzt bzw. erweitert sind. Mit den Gärten und Ställen sollte den in der recht jungen, aufstrebenden Heppenheimer Industrie arbeitenden Bewohnern die Möglichkeit einer gewissen Selbstversorgung eingeräumt werden. Erschlossen sind die einheitlich eingeschossigen, in gelbem Sandsteinmaterial errichteten Wohnhäuser von der Hofseite über eine kleine Freitreppe. Die Dachformen der Bauten variieren, wobei die ursprüngliche und meist auch angewendete Konzeption schlichte Satteldächer mit Bieberschwanzdeckung vorsah. In Einzelfällen fanden auch Mansarddächer Verwendung, städtebaulich überzeugend der Aufbau von Satteldachzwerchhäusern beim Doppelwohnhaus Nr. 7/9. Die Fenster sind in der Regel mit roten Sandsteingewänden gerahmt, einzige dekorative Elemente sind vereinzelt Kragsteine unter den Traufen, Giebelverbretterungen und Reste einer schwarzen Fugenausmalung. Trotz erfolgter Veränderungen, die vor allem den hinteren Hofbereich mit Erweiterungsbauten betrafen, und Modernisierungen im Detail bietet die Briefelstraße das interessante, weitgehend homogene Bild einer kleinstädtischen Arbeitersiedlung vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Aus diesem Gesichtspunkt und aus stadtgeschichtlichen Gründen ist sie als erhaltenswerte Gesamtanlage zu werten.
Kleine Feldstraße 5, 7, 9/11, 13
Zollhausstraße 9, 11/13, 12, 14, 16
Die Gesamtanlage ist auf einen kleinen Ausschnitt des südlichen Siedlungsgebietes beschränkt, der sich vor allem durch die für Heppenheim typischen Wohnhäuser aus unverputztem, gelbem Sandsteinmaterial auszeichnet. Wahrscheinlich um 1910/20 entstanden bieten die Häuser trotzdem kein einheitliches Bild. Das vermutlich als Arbeiterwohnhaus konzipierte Gebäude Zollhausstraße 11 ist eingeschossig mit hohem Mansarddach, in dem zwei große Zwerchhäuser - ebenfalls mit Mansarddächern - achsensymmetrisch eingesetzt sind. Das kleinere, daneben stehende Haus trägt ein Krüppelwalmdach, das Mansarddach des Eckbaues an der Kreuzung (Kleine Feldstraße 13) ist ebenfalls abgewalmt. Auf der Südseite der Zollhausstraße fällt ein giebelständiger Mansarddachbau mit schönem Zierfachwerk im Mansardobergeschoss der Giebelwand auf (Nr. 14), das östlich anschließende Wohnhaus (Nr. 12) entspricht dagegen wieder den typischen Würfelbauten mit Pyramidendach, wie sie häufig in Heppenheim gebaut wurden. Dieses Haus ist jedoch verputzt wie auch ein entsprechender Bau in der Kleinen Feldstraße (Nr. 7). Südlich von letzterem erstreckt sich ein längsrechteckiges Doppelwohnhaus mit Sandsteinfassade und symmetrisch angelegten, dreiseitigen Vorbauten, die im Satteldach in Zwerchhäusern mit abgewalmten Dächern enden; dazwischen zwei Satteldachgaupen. Ein vergleichbares Beispiel dieses Bautyps befindet sich an der Darmstädter Straße (Nr. 12/14) und wurde vermutlich gleichzeitig in den zwanziger Jahren errichtet. Der Einfluss des in der Region wirkenden Architekturbüros Metzendorf ist unverkennbar. Ästhetisch sehr gelungen ist das Wohnhaus Nr. 5, das eine spiegelverkehrte Version des 1927/28 von Josef Winter entworfenen Hauses Walter-Rathenau-Straße 6 darstellt und das den Endpunkt der Gesamtanlage bildet.
Die Gesamtanlage ist für Heppenheim von baukünstlerischem und siedlungsgeschichtlichem Interesse.
Friedrich-Ebert-Straße 40
Lorscher Straße 6-14 (Südzeile), 9-31 (Nordzeile)
Neckarstraße 6 und 7-17 (Ostzeile)
Kalterer Straße 9
Die Gesamtanlage umschließt im Wesentlichen die bebauten Parzellen beidseitig der Lorscher Straße von Nr. 9 bzw. 6 bis zur parallel der Bahnlinie verlaufenden Kalterer Straße. Einbezogen sind dabei auch die an die Lorscher Straße grenzenden Häuser der Neckarstraße sowie die Häuser Neckarstraße 13 bis 17. Entlang der Lorscher Straße besteht die durch das modernisierte Gasthaus und durch wenige modernisierte Wohnhäuser leicht gestörte Bebauung aus ein- bis zweigeschossigen Landhäusern, die - wohl ab Mitte der neunziger Jahre des 19. Jhs. errichtet - noch deutlich dem Historismus verpflichtet sind. Den Auftakt bildet ein traufständiger Putzbau mit auffallendem, zweigeschossigen Fachwerkvorbau (Nr. 9), der zwerchhausartig in das Satteldach einbindet. Der Krüppelwalmgiebel des offenen Vorbaus zeigt dekorativen Fachwerkschmuck. Die folgenden Häuser sind teilweise Winkelbauten mit Krüppelwalmgiebeln, Vorbauten, schmuckvollen Balkonen und Zwerchhäusern, wie sie für die Jahrhundertwende noch typisch sind. Beispielhaft ist hier das Nr. 19, das von dem ehemaligen Stadtbaumeister Jakob Maier entworfen wurde. Eine Besonderheit unter den kleinstädtisch-biederen Wohnbauten bildet das ehemalige Landhaus des Schriftstellers Wilhelm Holzamer (Nr. 21), das - 1899 von Georg Metzendorf entworfen - zwar entfernt an die traditionelle Bauweise erinnert, jedoch durch sein sachlicheres, ästhetisch wohlproportioniertes Erscheinungsbild besticht. Auch hier spielt das Fachwerk eine wichtige Rolle, das nun jedoch das Kniestockgeschoss mit einem geometrischen Liniennetz überzieht. Das vom Jugendstil beeinflusste Haus mit dem umgebenden Garten steht an der Ecke zur Neckarstraße und leitet über zu drei typischen Heppenheimer Wohnhäusern (Neckarstr. 13-17), wie sie vor allem in den zwanziger Jahren gebaut wurden: zweigeschossige Würfelbauten mit Walm- oder Pyramidendächern, entweder als Putzbauten oder als unverputzte Gelbsandsteinbauten ausgeführt. Drei ebenfalls interessante Wohnhäuser in weitgehend einheitlicher Gestaltung - zweiachsig mit hohen Satteldächern - setzen die Reihe jenseits der Neckarstraße fort (Lorscher Str. 27-31). Den Abschluss bildet hier der kubische Bau des ehemaligen "Landgrafen von Hessen", Friedrich-Ebert-Str. 40. Auf der Südseite der Lorscher Straße sticht zwischen stark modernisierten Wohnhäusern das Haus Lorscher Straße 8 hervor, 1898 ebenfalls von J. Maier gebaut, mit zweiachsigem Risalit und Krüppelwalmdach. Hier ist zur Straße auch die alte Vorgarteneinfriedung mit Eisenzaun erhalten. Der Kreuzungsbereich Lorscher Straße/Neckarstraße ist außer vom Holzamer-Haus mit seiner Gartenanlage von bescheidenen Wohnhäusern der Jahrhundertwende umstellt, am Haus Nr. 23 schöner, schmiedeeiserner Balkon. Auf der Südseite setzt sich die Reihe der Wohnhäuser fort, darunter die beiden als Einzeldenkmäler bewerteten, von Heinrich Metzendorf entworfenen Häuser Nr. 14 und Kalterer Straße 9, wahrscheinlich der früheste Bau des Ensembles, dessen Entstehung v.a. durch die Nähe des südlich gelegenen Bahnhofs bedingt ist. Im Bereich des letztgenannten Wohnhauses erfährt die Gesamtanlage eine Beeinträchtigung durch einen Parkplatz an Stelle eines bis vor kurzem hier befindlichen Baustoffbetriebs.
Die Bebauung entlang der Lorscher Straße, die erst in unserem Jahrhundert Ausfallstraße nach Westen wurde, ist beispielhaft für eine kleinstädtisch-bürgerliche Vorstadtsiedlung der Jahrhundertwende, für Heppenheim stellt sie ein Ensemble von stadtbaugeschichtlicher Bedeutung dar.
Ernst-Ludwig-Straße 1, 3, 5, 15, 19 (Westzeile), 2-18 A (Ostzeile)
Merianstraße 3-9, 23 (Südzeile), 4-16 (Nordzeile)
Attraktives Wohngebiet am Hang des Maiberges südöstlich der Altstadt, entstanden aufgrund einer Initiative des Weinhändlers Wilhelm August Höhn, der ab 1895 seinen Weinbergbesitz am Maiberg parzellieren ließ und den jungen, aus Elberfeld nach Heppenheim zurückgekehrten Heinrich Metzendorf damit beauftragte, ein Villenviertel zu planen. Zwischen 1896 und 1905 entstanden nördlich der heutigen Merianstraße und entlang der neu erschlossenen, sich verzweigenden Ernst-Ludwig-Straße acht Villen nach Entwürfen von H. Metzendorf und seinem Bruder Georg, die der Bruder des Heppenheimer Bürgermeisters Wilhelm Höhn schlüsselfertig an vermögende Interessenten aus dem gesamten Reichsgebiet ( Berlin, Leipzig, Köln, Straßburg) und auch aus Galizien verkaufte. Im Jahr 1900 ließ sich auch Georg Neff ein stattliches Villenanwesen von H. Metzendorf bauen (Merianstraße 8), zwei weitere Höhn-Villen kamen bis zum Ersten Weltkrieg hinzu. Auch westlich der Ernst- Ludwig-Straße waren vier zum Teil schlichtere Wohnhäuser entstanden (wohl keine Metzendorf-Häuser) und 1914 ließ der Gutsbesitzer Karl Steinicke weiter südlich seine Villa, das heute wesentlich erweiterte "Haus am Maiberg" errichten. Erst 1927 erhielt das Villenviertel seine weithin sichtbare "Bekrönung", als der Heppenheimer Stadtbaumeister Josef Winter sein als eine Art Rundturm konzipiertes Wohnhaus oberhalb des Kappel- Steinbruchs baute. An Stelle des Steinbruchs entstand dann nach dem Krieg, zur 1200-Jahrfeier der Stadt, die Freilichtbühne.
Von den elf Villen aus dem Büro Metzendorf sind bis auf das Haus Ernst-Ludwig-Straße 4 alle erhalten, zwei davon wurden jedoch durch Umbauten und "Modernisierungen" so beeinträchtigt, daß sie ihren ursprünglichen Charakter völlig verloren haben (Nr. 6, 8). An den Metzendorfvillen wird die künstlerische Entwicklung der Architektenbrüder sehr schön deutlich: Zeigt die an der Gabelung Merianstraße/Ernst-Ludwig-Straße positionierte Villa von 1896 mit ihren Krüppelwalmgiebeln und dem polygonalen Türmchen noch eine traditionelle, vom Historismus des späten 19. Jhs. geprägte Auffassung, so läßt sich bereits an dem Wohnhaus Nr. 10 von 1902/03 eine gewandelte Haltung ausmachen. Der Bau ist insgesamt sachlicher, es wird ein größerer Wert auf Qualität und Einsatz von Materialien gelegt, die sparsame Ornamentik wird vom strengen Jugendstil übernommen. Wie die weiteren Bauten zeigen (Nr. 12, 14, 16, 18), ist jede Villa individuell gestaltet, eine Einheitlichkeit kommt jedoch durch das gelbe Sandsteinmaterial, die Vorliebe für steile Satteldächer und für dekorative Giebelverbretterungen zustande. Wegen ihrer Vertikaltendenz und wegen des Steinmaterials wirken die Villen burgartig-trutzig, damit auf originelle Weise Bezug nehmend auf die in Sichtweite auf dem Schlossberg thronende Starkenburg.
Wichtige vereineitlichende Elemente innerhalb der Gesamtanlage sind noch die diversen Stützmauern und Staketenzäune, als auch das hier noch erhaltene Basaltpflaster der beiden Straßen. Als rahmende Bestandteile der Gesamtanlage sind die traditionelleren Wohnhäuser der westlichen Ernst-Ludwig-Straße zu sehen, wie auch das "Haus am Maiberg", das Winter- Haus mit dem unterhalb sich erstreckenden Weinberg und dem benachbarten, wohl ebenfalls von dem Metzendorfschüler Winter errichteten Wasserreservoir und die Freilichtbühne.
Das in prominenter Lage konzipierte Villengebiet mit seinen künstlerisch und bauhistorisch wertvollen Metzendorf-Häusern ist für die Entwicklung der Stadt Heppenheim von besonderer geschichtlicher Bedeutung.
Feuerbachplatz
Graf-von-Galen-Straße 1-15 (Westzeile), 2-20 (Ostzeile)
Hagenstraße 1, 2, 3, 4, 5, 7
Karl-Marx-Straße 1-23 (Nordzeile), 2-18 (Südzeile)
Karlstraße 1-9 (Westzeile), 4, 6 (Ostzeile)
Liebigstraße 2-24 und Stadtbach
Ludwigstraße 9, 11, 13, 19
Nibelungenstraße 1-19 (Nordzeile)
Walter-Rathenau-Straße 1-31 (Nordzeile), 6-36 (Südzeile)
Holzamer-Anlage
Weiträumiges Villenviertel im südwestlichen Stadtgebiet, klar begrenzt nach Osten von der Ludwigstraße (B 3), nach Norden durch den offenen Lauf des Stadtbaches, nach Westen durch das Freibadgelände und die Holzamer-Anlage mit Brunnen und Gedenkstein bzw. die Bahnlinie und nach Süden durch die Nibelungenstraße. Erschlossen wurde das ehemalige Ackergelände unter dem Stadtbaumeister Jakob Maier, der 1898 ein regelmäßiges, an die Stadterweiterung des 19. Jhs. anknüpfendes Netz mit rechtwinklig sich kreuzenden Straßen vorgesehen hatte. Vermutlich beeinflußt von den reformerischen Ideen der Jugendstilbewegung, die ihr Zentrum in Darmstadt, dem Regierungssitz des Großherzogtums hatte, beauftragte man Heinrich Metzendorf mit der Erstellung eines neuen Konzeptes, das sich deutlich an der Straßenführung der Altstadt orientierte, d. h. die Straßen nahmen einen gekrümmten Verlauf, sie stießen seltener rechtwinklig aufeinander und konnten spitze Winkel bilden. Gravierender Unterschied zur Altstadt war allerdings die Weiträumigkeit, die sich durch große Grundstücksparzellen ergab und die große Hausgärten zuließ. Im Zentrum des Viertels entstand auch ein Tennisplatz, der heute als Grünanlage genutzte Ferdinand-Feuerbach-Platz. Auf die malerische Wirkung der Häuser mit ihren Türmchen, Erkern und Giebeln, der Vorgärten mit den charakteristischen Staketenzäunen sowie der Straßen und Plätze wurde größter Wert gelegt.
Ab 1904 erfolgte die allmähliche Bebauung des Viertels, das sich heute trotz Veränderungen durch Anbauten, trotz des Verschwindens einzelner Baudetails als weitgehend homogenes Villengebiet der ersten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts präsentiert.Wichtigste Straße ist die in einem leichten Bogen mitten durch das Wohngebiet führende Karl-Marx-Straße. Sie hieß ursprünglich Kaiserstraße, im Dritten Reich "Straße der SA", und ist in ihrem oberen Bereich vom sachlich historisierenden Bau der ehemaligen Ortskrankenkasse sowie zwei Heinrich Metzendorf zugeschriebenen Sandsteinvillen (Nr. 2 und 4) geprägt. Ihnen gegenüber reihen sich bescheidenere Mansarddachhäuser. Die Straße führt an dem künstlerisch ansprechenden ehemaligen Großherzoglichen Finanzamt vorbei, vor dem die Graf-von-Galen- Straße weiträumig einmündet. Gegenüber liegt die Grünanlage des Feuerbach-Platzes; in dessen Nordostecke ist ein Pflaster eingelassen, das bei Kanalarbeiten in der Darmstädter Straße gefunden wurde und römischen Ursprungs sein soll. Außerdem wurden hier alte Grenzsteine von Kloster Lorsch und aus Mainzer Zeit (1801), ein "Poststein" des Johannes Werle von 1789 und zwei Radabweisersteine abgestellt. Der Platz wird nördlich von repräsentativen Villen gesäumt, die wahrscheinlich von Otto Hofmann konzipiert wurden, ein Heppenheimer Architekt, der an der Gestaltung des Viertels regen Anteil nahm. Südlich der Straße und des Platzes grenzt das umfriedete, parkartige Gelände der repräsentativen Villa Schüssel (Nr. 8) an, dann folgen individuell ausgestaltete, ein- oder zweigeschossige Wohnhausbauten, teils mit Mansarddächern, teils mit spitzen Satteldächern. Die Karl-Marx-Straße stößt bei der Holzamer-Anlage, vor dem Schwimmbad der späten zwanziger Jahre auf die Walther-Rathenau-Straße (ursprünglich Bismarckstraße), die annähernd viertelkreisförmig den Kernbereich des Gesamtanlage umgibt. Entlang dieser Straße reihen sich in regelmäßigen Abständen, vergleichbar einer Perlenkette, die meist kubischen Baukörper der Landhäuser, besonders hervorzuheben die beiden steinsichtigen Bauten von Josef Winter (Nr. 6, 8) sowie die vier von Heinrich Metzendorf entworfenen Putzbauten (Nr. 26, 28, 30, 32) an der Einmündung der Hagenstraße, die als einzige von 22 von der Landhausgesellschaft Bergstraße geplanten 1912 realisiert wurden. Fast zwanzig Jahre später wurden von der Landhausgesellschaft die Häuser nördlich der Nibelungenstraße erbaut, die noch ganz in der Metzendorfschen Tradition stehen, jedoch im Sinne einer Versachlichung weiterentwickelt wurden.
Wesentlicher Bestandteil der Gesamtanlage ist auch die früh entstandene Häuserzeile entlang der Liebigstraße, die vor allem durch den Grünstreifen am Stadtbach pointiert von dem älteren Wohngebiet um die Bahnhofstraße abgetrennt ist. Teil dieser Zeile ist auch das ehemalige Elektrizitätswerk, das sich durch seine historisierende Gestaltung in das Umfeld einzufügen sucht. Entsprechendes gilt für den Bau der ehemaligen Landwirtschaftsschule an der Karlstraße. Die 1904ff. entstandene westliche Häuserzeile dieser Straße bildet ein individuelles Wohnhausensemble.
Die Landhäuser der Gesamtanlage sowie die vereinzelten Großbauten sind in ihrer Gestaltung und in ihren Materialien eher der traditionell-bodenständigen Bauweise verpflichtet. Verwendung findet vor allem der regional anstehende gelbe Sandstein, der meist unverputzt zu ästhetischer Wirkung gebracht wird. Als Abschluss wird gerne das gaupenbesetzte hohe Walmdach verwendet, aber auch herkömmliche Mansarddächer oder geschickt ineinandergeschobene Satteldächer - oft mit Fachwerkgiebel - sind zu entdecken.
Insgesamt lässt sich für das Villengebiet eine zeitlich bedingte bauliche Entwicklung ausmachen, die von den noch deutlich am Historismus des 19. Jhs. orientierten Wohnhäusern an Liebig- und Karlstraße über die mit verspielter Ornamentik behafteten Metzendorfhäuser an der Einmündung der Hagenstraße zu den sachlich-kühlen Villen entlang der Nibelungenstraße reicht. Die Gesamtanlage ist von besonderer ortsgeschichtlicher und künstlerischer Bedeutung.
Bensheimer Weg 4 - 26 (Südseite)
Heinrichstraße 5 - 23 (Ostseite), 8 - 26 (Westseite)
Hermannstraße 6 - 20 (Südseite), 7 - 29 (Nordseite)
Kleines Siedlungsgebiet nördlich des Heppenheimer Altstadtkernes, das hauptsächlich zwischen 1892 und 1900, größtenteils in Eigenhilfe der Hauseigentümer, entstanden ist. Die Siedlung erstreckt sich über dreieckigem Grundriss, der durch den Bensheimer Weg am Fuße des Schlossberges, die Heinrichstraße parallel zur Darmstädter Straße und die Hermannstraße bestimmt ist. Der bis 1843 völlig unbebaute Bensheimer Weg ist ein Teil der römischen "strata publica", die über den Kleinen Markt in Richtung Norden zog.
Im Wesentlichen lassen sich hier zwei Wohnhaustypen unterscheiden: Es sind fast durchgängig eingeschossige, verputzte Massivbauten, die meisten mit einem zentralen, nur geringfügig vortretenden Risalit, der im Satteldach ein Satteldachzwerchhaus ausbildet. Der Risalit kann aber auch aus der Mittelachse nach links oder rechts versetzt sein, wobei er dann meist ein eigenes Krüppelwalmdach aufweist. Dieser Haustyp ist dann in der Regel als Doppelhaus ausgeführt, das zwischen den Risaliten Gaupen oder kleine Zwerchhäuser aufweisen kann. Ein schönes Beispiel dafür ist das Doppelwohnhaus Bensheimer Weg 18/20, dessen sandsteingerahmte Fenster im Erdgeschoss noch die hölzernen Klappläden aufweisen. Für den ersten, ganz einfachen Haustyp ist die Reihe der Häuser Bensheimer Weg 4 - 8 oder Heinrichstraße 14, 16 beispielhaft. Eine Besonderheit des einfachen Typs ist das Haus Bensheimer Weg 26, bei dem das Zwerchhaus in Zierfachwerk ausgeführt ist. In einigen Fällen sind in den Hinterhöfen noch Scheunen oder kleine Stallgebäude erhalten, in denen früher Ziegen oder Schweine gehalten wurden. Einziges größeres Gebäude in diesem kleinbürgerlich-proletarischen Ambiente ist der langgestreckte, zweigeschossige Putzbau des Caritasverbandes, dem gegenüber die Marienkapelle errichtet wurde. In dem Gebäude des Verbandes war der Kindergarten der Wohnsiedlung untergebracht.
Trotz diverser Veränderungen ist die Geschlossenheit der Siedlung und die Einheitlichkeit der Wohnhäuser noch gut erlebbar, wobei das im Bensheimer Weg und in der Hermannstraße noch erhaltene Basaltpflaster einen wichtigen Beitrag zum historischen Erscheinungsbild leistet. Als Zeugnis der Jahrhundertwende ist diese Siedlung für Heppenheim von bau- und siedlungsgeschichtlicher Relevanz.
Burgweg 1, 2
Hambacher Tal 65, 72 - 84
In der Wasserschöpp 1-3, 2 - 4
Die Gesamtanlage erfasst einen Bereich des Straßendorfes Unter-Hambach, der sich durch eine platzartige Ausweitung auszeichnet. Hier treffen Burgweg und die Straße In der Wasserschöpp auf die Talstraße. Am Westhang des Hambacher Tales reihen sich hier meist giebelständige, zweigeschossige Wohnhäuser, vor allem Fachwerkbauten, die aus dem 19. Jh. stammen. Interessant ist vor allem das verkleidete Fachwerkhaus Nr. 76 mit der seitlichen Durchfahrt, ebenso das kleinbäuerliche Anwesen Nr. 72/74 mit kleinem Wohnhaus in Mischbauweise und großer Scheune. Besonders repräsentativ ist hier auch das als Kulturdenkmal ausgewiesene Haus Nr. 84.
Der gegenüberliegende östliche Bereich ist durch den Abriss von Wirtschaftsgebäuden aufgeweitet, so dass das ehemals etwas verborgen zurückliegende Haus In der Wasserschöpp 2 frei einsehbar ist. Es handelt sich hier um einen der ältesten und damit bedeutendsten Fachwerkwohnbauten im Kreis Bergstraße. Als Blickpunkt wirkte die zum Hambacher Tal giebelständige Scheune der Hofanlage In der Wasserschöpp 1, die eine Hintergrundkulisse für das so genannte Untere Kreuz abgab, aber 1999 abgebrochen wurde. Die in konstruktivem Fachwerk errichtete Scheune war weitestgehend original aus der ersten Hälfte des 19. Jhs., das dazugehörige Wohnhaus von 1833 ist gravierend verändert.
Hambacher Tal 98-136, 115-143
In der Kritz 1-3, 2-4
Die Gesamtanlage umfasst den durch den Bau einer Umgehungsstraße verkehrsberuhigten und zum Kernbereich aufgewerteten Abschnitt des Hambacher Tales zwischen den Häusern Nr. 98 bzw. 115 und 136 bzw. der Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Michael. Dieser Teil Unter-Hambachs zeichnet sich durch eine relativ homogene Bebauung durch zweigeschossige, trauf- und giebelständige Wohnhäuser vor allem des 19. Jhs. aus, nur vereinzelt durch Neubauten störend unterbrochen wie im Falle der Häuser Hambacher Tal 133 und 135. Die Häuser sind in der Regel in Fachwerk errichtet, häufig verputzt. Hauptsächlich nach Westen wird die Gesamtanlage durch Fachwerkscheunen riegelartig von der neuen Straße abgetrennt. Besonders bedeutende Bauten sind im südlichen Bereich der Gesamtanlage Hambacher Tal 98, ein verputztes Wohnhaus in Mischbauweise mit Krüppelwalmdach, das mit den gegenüberliegenden Häusern 115 und 117 ein einladendes Entree bildet, dann vor allem Hambacher Tal 102, ein konstruktiver, reiner Fachwerkbau des 19. Jhs., und daneben 104, ein langgestreckter, traufständiger Bau mit Durchfahrt, in der ein Kellereingangsbogen die Jahreszahl 1831 und die Initialen GB aufweist. Als Einzeldenkmal ausgewiesen ist die Hofanlage 110 mit dem neugotischen Bildstock an der Hauskante (Madonna auf einer Sandsteinsäule).
Der nördliche Teil der Gesamtanlage ist durch zwei öffentliche Gebäude dominiert, vor allem durch den bedeutenden Kirchenbau der Neogotik mit davorliegendem, klassizistisch geprägtem Pfarrhaus, aber auch durch den Schulbau von 1953, ein typischer, schlichter Bau der fünfziger Jahre, zweigeschossig mit Satteldach und einem Christophorus-Relief. Die Schule ersetzte einen Schulbau von 1840 ungefähr an gleicher Stelle. Das folgende Gemeindehaus Hambacher Tal 124, ein zweigeschossiger, stark umgebauter Massivbau mit einem Fenstergewände der Renaissance in der Rückwand und mit einem jüngeren Fachwerkanbau, war ursprünglich eine Mühle ("Tugersche Mühle" bzw. "Kirchmühle"). Als Mühlenstandort bereits seit 1549 bekannt und zwischen 1641 und 1684 eine Erbleihe der Herren von Rodenstein wurde das Mühlengebäude 1876 von der Gemeinde erworben, die einen Schulsaal mit Lehrerwohnung einrichtete. Von 1954 bis 1971 war hier das Bürgermeisteramt untergebracht, seit 1972 ist hier eine Verwaltungsstelle installiert. Das Gebäude bildet zusammen mit der interessanten Baugruppe um den Einmündungsbereich des Herdweges den ortsbildbestimmenden nördlichen Auftakt der Gesamtanlage.