Die kleine Gesamtanlage südlich des alten Dorfkernes umfasst die wesentlichen Teile einer um 1900 begonnenen Ortserweiterung. Sie zeichnet sich durch die Häufung von landwirtschaftlichen Gehöften mit bemerkenswert repräsentativen Wohnhäusern aus. Neben den Kulturdenkmälern ist Hasselborner Straße 1 in markanter Ecklage und mit auffälligem Farbwechsel im Ziegelmaterial zu nennen. Nr. 11 weist einen hübschen hölzernen Balkonvorbau auf. Weitere gute Details, wie z. B. die Haustüren bei Weiperfeldener Straße 2 oder Hasselborner Straße 9. Die Wirtschaftsbauten nehmen durch ihre Ziegelbauweise teilweise Bezug auf die Architektur des Wohnhauses (Hasselborner Straße 1, 11), können aber auch in deutlichem Gegensatz zum aufwendigen Hauptbau stehen, wie die traditionsgebundene Fachwerkscheune bei Nr. 9. Die ungewöhnliche räumliche Dichte und Qualität der Bauten sowie ihre Lage in Bahnhofsnähe ist im Kreis einzigartig. Daher ist diese Gesamtanlage aus geschichtlichen Gründen geschützt.
Der zweigeschossige Ziegelbau mit flachem Satteldach und sehr zurückhaltender Gliederung aus Bändern und Gesimsen wurde 1879 als Forstmeisterdienstgehöft errichtet. Seine inzwischen zugewachsene Hauptfront mit Mittelrisalit und Giebel wendet er dem Tal zu. Das Innere mit Büroräumen im Erdgeschoss und der Forstmeisterwohnung im Obergeschoss ist fast vollständig erhalten. Im Westen vor der Eingangsseite ein Hof mit Wirtschaftsgebäude, das neben Ställen und Remisen noch die bescheidene Kutscherstube aufweist. Auch die historische Wasserversorgung durch eine Pumpe und die Grundstückseinfriedung sind erhalten. Der gesamte Komplex dokumentiert in seltener Vollständigkeit die Wirtschaftseinheit einer Försterei und ist ein Beleg für die große Bedeutung der Waldwirtschaft im Hintertaunus.
Die kleine Kirche liegt auf dem ansteigenden Hang nördlich der Wetzlarer Straße. Der romanische, wehrhafte Westturm mit Schießscharten erhielt nachträglich eine kurze Laterne mit achteckigem Helm. Er ist im unteren Geschoss tonnengewölbt und ähnlich wie in Brandoberndorf nur durch das im Kern mittelalterliche Schiff zugänglich, das in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts umgestaltet wurde. Der im Osten dreiseitig geschlossene Raum weist eine Flachdecke mit Unterzug auf, der durch ein Hängewerk im Dach getragen wird. Von der Ausstattung sind hervorzuheben: Raumbestimmende Empore an der Nord- und Westseite auf gedrechselten Säulen mit Schaftringen und mit Rankenmalerei auf den Brüstungsfeldern. Hübsche Kanzel um 1700 mit vielleicht etwas jüngerem Schalldeckel. Altar aus schwarzem Marmor, 18. Jahrhundert. Orgel von 1832. Gedenktafel für die Retter der Kirche beim Dorfbrand 1802. Glocken: 1494 und 1780, von J.B. Bach aus Hungen. Am Zugang zum Kirchhof Reste der alten Mauer, datiert 1808.
Der nördlich des Ortes gelegene Schmiedenhof hängt mit einer mittelalterlichen Eisenschmelze zusammen, die im Besitz der Grafen von Solms war. Um 1600 wurde hier der erste Hochofen im mittleren Lahngebiet betrieben. Der zugehörige Gutshof kam später in den Besitz der Herren von Mohr, wurde 1787 von Fürst Wilhelm von Solms-Braunfels gekauft, der hier gärtnerische Anlagen und einen Teich anlegen ließ. Nach der Einrichtung einer Oberförsterei 1901 wird der Hof seit 1925 ausschließlich landwirtschaftlich genutzt. Die ummauerte Anlage mit zwei Wohnhäusern und Wirtschaftsgebäuden stammt in ihrem heutigen Erscheinungsbild im wesentlich aus dem 18. Jahrhundert. Das mächtige Haupthaus aus der Zeit um 1700 zeigt über dem verputzten Erdgeschoss ein zweifach verriegeltes Fachwerkgefüge mit steilen Mann- Figuren. Das Innere mit Gewölbekeller und großzügigem Treppenhaus wird durch einen traufseitigen Eingang mit Steintreppe und hübscher barocker Haustür erschlossen. Gegenüber liegt ein eingeschossiger Bau wohl aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit einem der seltenen Mansarddächer (vgl. Leun-Stockhausen, Hof Heisterberg). Die rechtwinkelig zu den beiden Wohnhäusern angeordnete Scheune soll die Jahreszahl 1780 tragen. Neben einer Schwengelpumpe ist die Ummauerung mit hübschen Torpfeilern und erneuertem Gitter zu erwähnen. Vor dem Tor mehrere schöne und landschaftsprägende Linden, auf der gegenüberliegenden Straßenseite in abgelegener, feuersicherer Lage das Backhaus aus Bruchstein mit Krüppelwalmdach.
Wehrhafter Kirchenbau des 15. oder 16. Jahrhunderts, aber bereits 1397 erwähnt. 1653 unter Pfarrer Igantius Ludovicus instand gesetzt, im 18. Jahrhundert sowie 1880 erneuert und 1910 um den Treppenhausvorbau im Westen ergänzt. An den niedrigen Chorturm mit Fachwerkobergeschoss und steilem Walmdach mit Gauben schließt sich in gleicher Breite das kurze Schiff an, das an der Nordseite schmale Schlitzfenster aufweist. Das flach gedeckte Innere lässt keine Trennung von Turmraum und Schiff erkennen. Kanzel um 1700. Orgel erste Hälfte 18. Jahrhundert, aber wohl erst 1790 in die Kirche gekommen. Glocke 1615 von Hans Bader. Glasfenster um 1880 mit Christus, Opferlamm und Gutem Hirten. Der erhöht über dem alten Ortskern gelegene Kirchenbau wird von einer der wenigen, geschlossen erhaltenen Kirchhofsmauern umgeben. Sie öffnet sich nach Osten mit einem hübschen überdachten Holzportal um 1700, nach Süden mit einem schmiedeeisernen Tor des 19. Jahrhunderts. Auf dem Kirchhof wenige alte Grabsteine sowie das Kriegerdenkmal, 1924 von J. Kraus aus Usingen, erweitert 1962 von Bildhauer Ludwig. Hinter den auf einer niedrigen, geschwungenen Mauer platzierten Gedenktafeln eine antikisch gewandete Frau, die ein Eichenlaubkreuz niederlegt.
Brandoberndorf gehört zu den Dörfern im Altkreis Wetzlar, die eine ungewöhnlich dichte und qualitätvolle historische Bausubstanz aufweisen. Der gewachsene Dorfkern wird im Norden und Osten durch den Dorfgraben und die Feldwiesenstraße begrenzt, wo die Reste der ehemaligen Hausgartenzone ablesbar sind. Name bzw. Verlauf dieser Straßen deuten auf eine ehemals vorhandene, bescheidene Sicherung des Ortes hin, die auch durch den Namen Falltorstraße belegt wird. Die Bebauung des nach Süden und Westen zum Solmsbach hin abfallenden Geländes lässt sich nicht in der gleichen Deutlichkeit abgrenzen, wird aber im Wesentlichen durch den Verlauf von Borngarten-, Bornbach- und Cleeberger Straße bestimmt. In Nord-Süd-Richtung verlaufen die Hauptverkehrsadern des Ortes: Die Oberseite, verlängert in der Schnurgasse sowie die parallel, jedoch niedriger verlaufende Unterseite, die in die nach Westen abzweigende Kröffelbacher Straße überleitet. Eine ähnliche Konstellation von zwei auf unterschiedlichem Niveau verlaufenden Straßenarmen findet sich z.B. in Hohenahr-Erda. Mittelpunkt des Ortes ist der wenigstens seit dem 17. Jh. nachweisbare Lindenplatz mit Rathaus bzw. Schule, Spritzenhaus und Kirche. Aufgrund seiner Hanglage ist der Ort durch zahlreiche Stützmauern charakterisiert, von denen die prägendsten an Ober- und Unterseite, am Abzweig der Backhausstraße bzw. der Wichtegasse sowie an der Gaulenberger Gasse liegen. Einige von ihnen nehmen Kellerräume auf. Die Topographie spiegelt sich auch in zahlreichen Straßennamen, so z.B. bei den auf -berg endenden, ansteigenden Gassen östlich der Oberseite oder den auf Wasser hindeutenden Straßenname in den niedrig gelegenen, südlichen Ortsbereichen. Andere Namen deuten auf bestimmte Funktionen hin, wie Backhausstraße, Pfarrgasse oder Farbgasse. Im Bereich der Gesamtanlage ist die Bausubstanz im Wesentlichen durch die bäuerliche Erwerbsweise geprägt. Die weitgehend aus dem 17. bis 19. Jh. stammenden Hofanlagen sind ähnlich wie in der Hüttenberger Gegend oft durch Torhäuser oder Tore zur Straße hin abgeschlossen (Backhausstraße 1, Schnurgasse 1). Bei einigen Wohnhäusern fallen die Krüppelwalmdächer auf (Schnurgasse 12). Die allgemein aufwendige Bausubstanz lässt darauf schließen, dass unter vielen der noch verkleideten oder verputzten Fachwerkhäuser ein beachtenswertes Gefüge zu erwarten ist (Oberseite 1). Von den Wirtschaftsbauten sind die auf hohen Mauern errichteten Scheunen an der Cleeberger Straße/Tränkwasser ebenso zu erwähnen wie zahlreiche andere Scheunen, z. B. bei Kachelberg 18. Von den so genannten Franzosenhäusern, die während der Einquartierung französischer Revolutionstruppen Ende des 18. Jhs. als eingeschossige Lazarette errichtet worden sind, lässt sich keines völlig zweifelsfrei nachweisen. Die örtliche Überlieferung nennt als Franzosenhäuser auch Gebäude mit Pferdeställen im Erdgeschoss und Wohnnutzung im Obergeschoss (Unterseite 16). Die meisten von ihnen sind jedoch von landwirtschaftlichen Bauten kaum zu unterscheiden oder stark verändert. Neben den beiden Backhäusern, Schule bzw. Rathaus und Spritzenhaus sind als Einrichtungen der dörflichen Infrastruktur der Gasthof "Deutsches Haus", Kröffelbacher Straße 3 (1889), und die kleine Schmiede bei Oberseite 21 zu erwähnen. An herausragenden Bäumen ist die Friedenslinde von 1932 auf den Lindenplatz zu nennen, die einen Vorgängerbaum von 1871 ersetzte. Hinzu kommen die Luthereiche auf dem Kirchhof und die Bäume bei Zingelstraße 1 sowie Cleeberger Straße 8.
Die wesentlichen Teile des alten Ortskernes von Kraftsolms bilden eine Gesamtanlage, deren Mittelpunkt die Kirche mit dem ummauerten Kirchhof und der benachbarten Schule einnimmt. Auf dem linken Solmsbachufer gelegen, ist der Bereich über eine historische Steinbrücke erreichbar und wird von dem alten Hauptdurchgangsweg, der Solmser Straße, durchschnitten. Aufgrund der abfallenden Qualität der Bauten wurde der nordöstliche Teil der Solmser Straße mit einigen Scheunen und Gärten auf der Bachseite nicht in die Gesamtanlage einbezogen. Neben der nach Süden abzweigenden Wehrstraße existieren weitere stichstraßenartige Gassen. Die Silbergasse erschließt dabei u. a. die im Nordosten am Bach gelegenen, heute teilweise verbauten Gartengrundstücke. Der Ort weist eine relativ große Dichte landwirtschaftlicher Gehöfte auf, deren Wohnbauten im 19. Jh. häufig aufgestockt wurden. Neben den Kulturdenkmälern sind folgende Gebäude besonders hervorzuheben: Solmser Straße 11 aus dem 18. Jh. mit massivem Erdgeschoss und Kniestock. Solmser Straße 33 mit hübscher Haustür aus der Mitte des 19. Jhs. Wehrstraße 3 vermutlich mit beachtenswertem Fachwerk unter dem Putz. Wehrstraße 4, Fachwerkbau mit Kerbschnitzerei am Gebälk. Wehrstraße 10, wohl noch 17. Jh. mit Schnitzereien an Gebälk und Eckständer, im Übrigen aber gestörtes Gefüge. Scheune bei Zum Backhaus 3.
Der Kirchhof liegt auf einer Anhöhe am westlichen Ortsrand. Die Kirche ist eine mittelalterliche Chorturmanlage, deren Schiff in jüngster Vergangenheit erweitert wurde. Die Ummauerung des als Friedhof genutzten Kirchhofs ist geschlossen erhalten. Die Kirchstraße führt auf das Eingangsportal, das von Fachwerkbauten des 18. bzw. frühen 19. Jhs. gerahmt wird. Diese Bauten bilden zusammen mit dem Kirchhof eine kleine Gesamtanlage, die die historische enge Verknüpfung von Kirchhof und Dorf belegt. So ist aus dem 16. Jh. bekannt, dass der Kirchhof mit Scheunen umgeben war, auf denen eine Zinspflicht gegenüber der Kirche lag.
Steinbrücken geht zurück auf die Gründung einer nassau-dillenburgischen Eisenhütte im 15. Jh. Von der historischen Substanz des Ortes sind die 1709 errichtete Kapelle und im Bereich der Nebenstraße aus derselben Zeit eine in ihrer Ungestörtheit bemerkenswerte Gruppe von bäuerlichen Wohngebäuden und Scheunen erhalten. Es wurde deshalb hier eine kleine Gesamtanlage ausgewiesen, deren geschichtlicher Wert in der Veranschaulichung eines bestimmten Abschnittes der Steinbrückener Ortsgeschichte liegt.
Bereich Schlossberg mit Kirchberg, Hauptstraße, Marbachstraße, Hintergasse und Marktstraße
Der südliche Bereich des Schlossberges ist seit der letzten Jahrhundertwende Wohngebiet miteiner villenartigen Bebauung. Herausragender Bau unter diesen Villen, die sich die bevorzugte Lage des Schlossbergs zu eigen machten, ist die neobarocke Grün'sche Villa, die auch als Kulturdenkmal geschützt ist. Zur Stadt hin ist neben dem bereits erwähnten Wilhelmsturm das unmittelbar mit einer Stützmauer aufsteigende Stockhaus aus der 1. Hälfte des 19. Jhs. von Bedeutung. Ebenfalls schon angeführt wurde die fortdauernde städtebauliche Funktion der Stützmauern des Burgbergs und des Kirchbergs. An die Stützmauer des Kirchberges lehnt sich eine Bebauung unmittelbar an. Wohl auf die Zeit um 1900 geht der Treppenweg zurück, der Kirchberg und mittlere Hauptstraße miteinander verbindet. An der Einmündung des Treppenwegs in die Hauptstraße befindet sich ein Rohziegelbau derselben Zeit, der sich maßstäblich gut einfügt. Die Hauptstraße zeichnet sich durch ihren gewundenen, dem Schlossberg folgenden Verlauf aus, der einzelnen Bauten immer wieder eine besondere Funktion als Blickfang zuweist. Besonders zu erwähnen in diesem Zusammenhang ist die Baugruppe Hauptstraße 53-63. Die Gesamtanlage reicht im Bereich der Hintergasse bis ans Dill-Ufer vor. Es sind hier noch Teile der historischen Uferbefestigung erhalten. Seinen Abschluss findet dieser Bereich der Gesamtanlage in dem an der Dill gelegenen Rundturm der Stadtbefestigung. Der folgende Uferbereich ist aufgrund zahlreicher Störungen durch unmaßstäbliche Bauten aus der Gesamtanlage ausgespart. Bis zur Dill reicht allerdings der Bereich Marktstraße innerhalb der Gesamtanlage. In der Blickrichtung von Nordosten liegt der 1595 datierte Bau Kirchberg 24 in der verlängerten Achse der Marktstraße und unterstreicht dessen Wichtigkeit im Stadtbild.
Schlossruine
Die Dillenburg gilt als eine Gründung des nassauischen Grafen Heinrich des Reichen noch vor 1200. Für die Zeit der „Dernbacher Fehde" wird eine erste Zerstörung im frühen 14. Jh. angenommen. Der Wiederaufbau muss sich unmittelbar angeschlossen haben, denn 1344 erhielten die Burg und der sie umgebende kleine Ort Stadtrechte. Über die um den oberen Schloßhof angesiedelte Kernburg erfolgte 1450-70 unter der Regentschaft Johann IV. eine bedeutende Erweiterung nach Süden, die sog. Neue Burg. Der Ausbau wurde unter Johann V. fortgesetzt, in dessen Zeit der Katzenelnbogensche Erbstreit fiel und die Möglichkeit eines hessischen Angriffs gegeben war. 1536 wurde schließlich unter Wilhelm dem Reichen die das Stadtbild Dillenburgs heute noch prägende Hohe Mauer fertiggestellt. Ebenfalls noch ins 16. Jh. fiel die Errichtung starker Bastionen: nach Süden das Rondell, nach Westen das Jägergemach, nach Osten das Junkergemach und nach Norden das Scharfe Eck. Das Schloss war über drei Tore zugänglich: das Feldtor im Südosten, das Kirchtor am „Scharfen Eck" und das Grabentor unter dem Junkergemach hindurch. Zu Beginn des 30jährigen Krieges ließ der niederländische Festungsingenieur Johann von Valckenburg die bedrohte Südseite vor dem Rondell weiter befestigen. Von Valckenburg fertigte auch die abgebildete Situationsskizze von 1619 an, die die genannten Elemente der Burg bzw. des Schlosses anschaulich zusammenfasst. Die Zerstörung des Schlosses erfolgte 1760 während des 7jährigen Krieges. In der Folge wurde das Gelände als Steinbruch genutzt, vor der Errichtung des Wilhelmsturms 1875 schließlich eingeebnet. Heute sind erhalten die Stützmauern zur Stadt hin (Hohe Mauer), die Bastionen und die unterirdischen, z. T. mehrgeschossigen Kasematten, ferner das im Wilhelmsturm gelegene Portal zur sog. Löwengrube. Der Bereich der Burg bzw. des Schlosses Dillenburg mit den erhaltenen baulichen Resten ist Kulturdenkmal aufgrund seiner geschichtlichen und auch städtebaulichen Bedeutung.
Bereich Hüttenplatz
Sowohl die historische Bedeutung des Hüttenplatzes als ältestes städtisches Siedlungsgebiet in der Talniederung als auch die Dichte herausragender Fachwerkbauten wurden bereits dargestellt. Besonderer Sorgfalt bedarf neben der Instandsetzung von Einzelbauten die Behandlung der Übergänge zur Hauptstraße und zum Wilhelmsplatz nach Westen, nach Osten zur Maibachstraße, die mit Scheunen, Gewerbebetrieben und schlichten Wohnbauten am ehesten Gefahr läuft, ihre historische Charakteristik zu verlieren.
Bereich Wilhelmstraße mit Wilhelmsplatz und Untertor, Sachgesamtheit Wilhelmstraße 4-28
Der letzte Teilbereich der zusammenhängenden Gesamtanlage Dillenburg des rechten Dillufers umfasst barocke Stadterweiterungen. Die ursprüngliche Bebauung des dreiseitigen Wilhelmplatzes wird durch eine qualitätvolle Bebauung des frühen 20 Jhs. ergänzt, die den Platzraum geschlossen begrenzt oder als Solitär z. B. den Übergang zur unteren Hauptstraße prägt. Die Gesamtanlage am Untertor schließt die 1902 neu errichtete Dillbrücke mit ein. In der Wilhelmstraße ist besonders auf die Behandlung der Gartenflächen hinzuweisen. Das sind einmal die sich der ursprünglichen Bebauung der Wilhelmstraße anschließenden Gärten sowie der Bereich des ehemaligen Hofgartens, der trotz der teilweisen Überbauung mit Schulbauten um 1900 noch als solcher erkennbar ist. Der südöstliche Grenzbereich war früher der Platz der Fasanerie und hat heute die Flurbezeichnung "Am Fasanenberg". Er bildet eine sinnvolle topografische und stadtbaugeschichtliche Einheit mit dem Areal des barocken Hofgartens und eine Funktionseinheit mit dem heutigen Hessischen Landgestüt Dillenburg. Die Sachgesamtheit Wilhelmstraße 4-24 umfasst die Reihe der insgesamt elf Typenbauten, die nach einem Entwurf von Johann Friedrich Sckell von 1768 auf der westlichen Seite der Wilhelmstraße errichtet wurden, und den südlich sich anschließenden nassau-oranischen Marstall, heute Hessisches Landesgestüt, der zu derselben Zeit errichtet wurde und eine gestalterische Einheit mit den übrigen Bauten der Wilhelmstraße bildet. Letztere sind traufständige, in Bruchstein errichtete und ursprünglich verputzte Bauten, die in ihrer Breite mit fünf, sieben und neun Achsen variieren. Die Gebäudemitte ist durch einen flachen Mittelrisalit, Dreiecksgiebel oder Zwerchhaus hervorgehoben. Die Zugänge werden über dreistufige Freitreppen erreicht, unter den Türen sticht Nr. 6 mit reichen Rokokoformen her vor. Von den äußeren Bauteilen sind noch besonders zu erwähnen die teilweise erhaltenen Fensterkörbe oder auch der Brunnen an der Rückfront von Nr. 16. Im Inneren sind fast alle der für Regierungsbeamte errichteten Gebäude mit Stuckdekorationen versehen, wobei die Gebäude Nr. 16, 20 und 24 durch ihren Formenreichtum des Spätrokoko hervorstechen. Die zugehörige Gartengestaltung der Bauten, von der noch Terrassierungen, Einfriedungen oder Pavillons erhalten sind, ist auch Teil der Gesamtanlage Wilhelmstraße. Das Zentrum des ehemaligen nassau-oranischen Marstalls ist die über einem T-förmigen Grundriss errichtete Reithalle von 1769. Die Straßenfront wird von einem Portalrisalit mit Quaderlisenen und einem abschließenden Dreiecksgiebel dominiert. Zwischen Reithalle und Wilhelmstraße 24 das langgestreckte eingeschossige Stallgebäude des späten 18. Jhs., das ebenfalls Teil der Sachgesamtheit ist. Zusammen mit einem Flügelbau von Wilhelmstraße 24 entsteht ein Hof von eindrucksvoller Geschlossenheit. Wilhelmstraße 4-24 und Marstall sind zudem Kulturdenkmale aufgrund ihrer geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Bedeutung.