Bauzeit: um 1885/90
Umbauten: Erhöhung des Terrains, Anhebung des Fußbodens, Verkleinerung der Fenster, um 1902/03 (Arch.: J.C.Jäger & J.M.Rumpf); Anbau eines Torbogens und Pavillons 1924 (Arch.: Fritz Meusert).
Wiederaufbau: 1948
Architekt: Fr. Ph.Fischer, G.Clormann
Neu-/Anbauten:1948 Ostpavillon
Das im Kern gegen Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Wohnhaus gehörte zur "Villenkolonie Westend Hanau", die sich zu dieser Zeit jedoch nur auf wenige Bauten entlang der Frankfurter Landstraße konzentrierte und mit diesem spätklassizistischen Villengebäude ("Deines''sche Villa") in exponierter Lage vor der Kinzigbrücke beziehungsweise am Zugang zu den Milchgärten einen repräsentativen Auftakt besaß; erst mit der Nutzung der Quarzlampen GmbH wurde der achteckige Pavillon unter einem steilen Mansarddach (Lager, Büro) erbaut und dieser mit dem Wohnhaus durch einen Übergang mit Erker verbunden (1924).
Wohnhaus und Pavillon wurden beim folgeschweren Bombenangriff 1945 fast vollständig zerstört - nur die teilweise tonnengewölbten Kellergeschosse blieben mitsamt der Erdgeschosswände erhalten und bildeten die Grundlage für den Wiederaufbau der Anlage. Damals wurde die Kubatur des Vorgängerbaus übernommen, anstelle des Mansarddaches jedoch ein Walmdach aufgesetzt und mit einigen traditionalistischen Zitaten (Sprossenfenster, Dachgauben, Sandsteingewände) eine repräsentative Wirkung des Verwaltungsgebäude erzielt. Gleichzeitig wurde auch ein zweiter, als Ausstellungspavillon konzipierter Achteckbau realisiert, der ursprünglich der werbewirksamen Präsentation des erfolgreichsten Produktes der Quarzlampen GmbH, der "Künstlichen Höhensonne Original Hanau. Seit 1906" vorbehalten war und heute als Kiosk fungiert.
zugehörige Straßen und Bauten:
Burgallee 28, 30
Friedensstraße 1
Kronprinzenstraße 2- 19
Die Kronprinzenstraße zählt zu den jüngeren Ortserweiterungen Kesselstadts; mit ihr wurde die 1722 angelegte Kastanienallee als historische Ortsgrenze aufgegeben und die zukünftige Flächenerweiterung nach Westen eingeleitet. Als erste Bauprojekte wurden an dieser Straße die Mietwohnhäuser auf der nördlichen Straßenseite realisiert, sämtlich zwei- bis dreigeschossige Seitenrisalitbauten in Massivbauweise, die in relativ enger Folge zwischen etwa 1897 und 1907 entstanden (Nr. 4: 1898; Nr. 6: 1897; Nrn. 10, 12, 14, 16: 1899; Nr. 15: 1905; Nr. 20: 1907). Erst um 1929/30 wurden auf der gegenüberliegenden Straßenseite kubische, durch Erker oder übereck angeordnete Fenster betonte Ein- und Mehrfamilienbauten erstellt, mit denen man eine für Siedlungen typische räumliche Abgeschlossenheit erzielte (Nrn. 5, 7: 1929; Nr. 9: 1930; Nr. 11: 1933; Nr. 17: 1921). Als optischer Endpunkt der Kronprinzenstraße wirkt der zweigeschossige, durch Zwerchhäuser betonte Putzbau Kastanienallee 30/32, während der durch einen Turmaufsatz ausgewiesene Bau Kronprinzenstraße 2 wiederum einen städtebaulichen Akzent für die von der Remisenstraße her Nahenden setzt. Den Siedlungscharakter der Straße verstärken die in großer Zahl erhaltenen historischen Einfriedungen und Pforten (Nrn. 2, 3, 5, 6, 7, 9, 10, 12, 14, 17, 19 und Burgallee 28 und 30).
zugehörige Straßen, Plätze und Bauten:
Alexanderstraße (vollständig)
Am tiefen Weg (vollständig)
An der Friedenskirche (vollständig)
Ankergasse (vollständig)
August-Seibel-Straße (vollständig)
Bienenstraße (vollständig)
Castellstraße 19, 28
Friedhofstraße (vollständig)
Jakob-Rullmann-Straße 2-22 (gerade Zahlen), 1-41 (ungerade Zahlen)
Kastanienallee 12-44 (gerade Zahlen)
Leinpfad (entlang Schloss Philippsruhe)
Mittelstraße (vollständig)
Pfarrer-Hufnagel-Straße 1-23 (ungerade Zahlen), 2
Philippsruher Allee 26-50 (gerade Zahlen), 27-43 (ungerade Zahlen), Schloss und Schlosspark Philippsruhe
Reinhardskirchplatz (vollständig)
Remisenweg (vollständig)
Schwanengasse (vollständig)
Wilhelm-Ziegler-Straße (vollständig)
Die Gesamtanlage des alten Ortskerns Kesselstadts umfasst die Fläche des teilweise auf den Strukturen des älteren römischen Kastells gewachsenen Weilers als auch die Grundfläche des ab 1696 ausgebauten Schlossgartens mitsamt des Schlosses Philippsruhe; miteinbezogen wurde weiterhin die auf das Schloss zuführende Philippsruher Allee mitsamt der anliegenden, zumeist repräsentativ bebauten Parzellen als auch der die Allee begleitende Leinpfad.
Innerer Ortskern: Bis etwa 1730/40 bildete die Mittelstraße die Hauptachse des historischen Ortskerns, dessen Fläche die heutige Pfarrer-Hufnagel-Straße im Osten und die Jakob-Rullmann-Straße (Am Tiefen Weg) im Norden begrenzt. Die einbeschriebenen Straßen und Gassen erhielten sich bis heute in ihrem damaligen Bestand - nur vereinzelt wurde der Straßenverlauf geringfügig verlagert (Am Tiefen Weg) oder eine neue Straße angelegt (Wilhelm-Ziegler-Straße). Eine einheitliche Bauweise ist für den historischen Ort Kesselstadt jedoch nicht festzustellen; vielmehr wechseln verputzte und unverputzte, trauf- und giebelständige Fachwerkbauten mit einzelnen Massivbauten ab, unter denen die stattlichsten dem gräflichen Umfeld zuzuordnen sind.
Die noch heute sowohl von Fachwerkbauten (z.B. Nrn. 4, 7, 9, 10, 12, 18, 22, 26, 30, 34, 36, 38, 42, 44) als auch von massiven Wohnhäusern (Nrn. 1, 5, 6, 8, 13, 15, 22a, 28) gesäumte Mittelstraße umgrenzte vermutlich die funktionale Mitte des historischen Kesselstadt, das mit Schiffsanleger und Warenstapelplatz ursprünglich deutlich stärker als heute auf den Main hin ausgerichtet war; hier wurde beispielsweise auf der Fläche des frühmittelalterlichen Hofguts und in unmittelbarer Nähe zum Main die älteste, heute durch Pflasterung hervorgehobene Kirche des Ortes errichtet (Saalkirche, um 1000, Philippsruher Allee 48), in deren Nachbarschaft sich nachweislich der Warenstapelplatz an der heutigen Philippsruher Allee befand; die Zollstelle wurde hingegen am Kleinen Main erbaut. Bis heute prägen die Mittelstraße die an ihrem westlichen Ende erstellte gräfliche Remise mit zugehörigem Wagenhof (1727; Umfriedung erhalten; Mittelstraße 19/21) als auch das 1879 zum Schulhaus ausgebaute ehemalige Hofhaus der Domänenverwaltung (Mittelstraße 13).
Auch an der parallel verlaufenden und ebenfalls auf das Schloss zuführenden Bienenstraße blieben die begleitenden, mehrheitlich zweigeschossigen sowie trauf- und giebelständigen Fachwerkbauten unversehrt (Nrn. 2, 3, 5, 7; August-Seibel-Straße 5); bemerkenswert sind die auf ihrer nördlichen Straßenseite realisierten, stattlichen Massivbauten aus der Zeit um 1900, die nicht nur aufgrund ihrer Nähe zum Schloss, sondern auch aufgrund ihrer Fassadengliederung durch Lisenen in Kolossalordnung und/oder Mezzaningeschosse als gräfliche Bauprojekte zu interpretieren sein dürften (Nrn. 8, 10).
Gegen Osten läuft die Bienenstraße direkt auf den Reinhardskirchplatz zu, der erst um/nach 1905 seine heutige Größe erhielt: Durch den Bau einer repräsentativen Umfriedung um den Hof der lutherischen Reinhardskirche (Reinhardskirchplatz 6) wurde ein ursprünglich durchlaufender Straßenzug in einen südlichen kürzeren (August-Seibel-Straße) und einen nördlichen längeren Abschnitt (Jakob-Rullmann-Straße) unterteilt. In ihrem südlichen Bereich flankieren versetzt zueinander angeordnete Fachwerkbauten die Jakob-Rullmann-Straße (Nrn. 5, 7, 8, 9, 11), während der nördliche Straßenverlauf durch seine gerade Führung nach Osten überrascht. Lokalhistoriker interpretieren ihn als baulichen Überrest des ersten römischen Kastells, die direkt auf die Porta Praetoria, das Haupttor des Kastells zuführte; noch heute sei der Rang dieser Straße zu römischer Zeit an ihrer Breite zu ermessen. Ihre vornehmlich aus ein- bis dreigeschossigen Mietwohnhäusern (Nrn. 18, 20, 21, 22, 23, 27, 33, 35, 37) zusammengesetzte Randbebauung lässt jedoch erkennen, dass man hier erst im entwickelten 19. Jahrhundert mit einer regelmäßigen Bebauung begann.
Die die Fläche des historischen Ortskerns nach Osten begrenzende Pfarrer-Hufnagel-Straße blieb lange Zeit ein verkehrstechnisch untergeordneter Weg und wurde vornehmlich vom Gartenland der zur Mittelstraße orientierten Bebauung begleitet; obwohl ihre Grünflächen in jüngster Vergangenheit zum Bauland ausgeschrieben und verwertet wurden, hat sich ihr von ein- bis zweigeschossigen Bauten (Nrn, 5, 11, 13, 17, 19) und Grünflächen getragenes Erscheinungsbild bis heute fast ungestört erhalten.
Schließlich hat sich der westliche Abschnitt der Philippsruher Allee schon früh zum dominierenden Verkehrsweg entwickelt; angezogen von ihrem Verkehr und sicherlich auch der Nähe zum Schloss ließen sich hier die ältesten Ausspanne und Wirtshäuser Kesselstadts nieder (Ankergasse 1, Landstraße 4, Philippsruher Allee 50); später folgten mit der historistischen Friedenskirche (Nr. 48) und dem Schulbau Nr. 46 kommunale wie auch repräsentative Bauten. Zu den jüngsten und sicherlich städtebaulich wenig überzeugenden Eingriffen zählt der Neubau des vielgeschossigen Eckhauses Pfarrer-Hufnagel-Straße 1.
Schloss mit Philippsruher Allee: Mit der Geschichte des Weilers Kesselstadt ist die Entwicklungsgeschichte von Schloss und Schlosspark und der zuführenden Philippsruher Allee eng verbunden. Im Bereich des äußeren Schlosshofes gehen alle drei Teilbereiche fließend ineinander über, insofern zum einen der historische Remisenhof in der Mittelstraße (Nrn. 19-23) funktional dem Schloss zuzuordnen ist, während sich unter dem historischen Kesselplatz (heute Parkplatz am Westende der Philippsruher Allee) die gräflichen Gewölbe der Schlossschmiede, des Kohlenkellers (mit zwei Türen in der 1727 errichteten Terrassenmauer; heute zugesetzt) und des Brot- und Bierkellers erstrecken.
Die bereits zwischen 1696 und 1769 mit langer Bauunterbrechung zum Damm ausgebaute Philippsruher Allee blieb lange Zeit unbebaut, denn immerhin galt sie erstrangig als repräsentative Schlosszufahrt; die 1716 errichtete Hellerbrücke wurde bedauerlicherweise in jüngster Vergangenheit abgebrochen. Zu den frühesten Bebauungen der Allee zählten das alteingesessene Westerfeld''sche Gut (Pfarrer-Hufnagel-Straße 2), eine Tabakmühle und die bereits 1725 bezeugte gräfliche Wasserkunst zur Speisung der Brunnen im Schlosspark (Philippsruher Allee 34). Diese befand sich am begradigten der zwei bei Kesselstadt in den Main einmündenden Kinzigarme, der nach der Wasserkunst den Namen ‚Kunstgraben'' erhielt; sein historischer, zwischen der Pumpstation und den Villengärten entlang der Philippsruher Allee geführter Verlauf ist noch heute am schräg verlaufenden Zuschnitt der Gartenparzellen ablesbar und bildet eine der nördlichen Grenzlinien der Gesamtanlage. Erst nach und nach kamen mit der historistischen Villa Nr. 26, der benachbarten „Villa Louisita" (1913; Louis Wörner) und den stattlichen Wohnbauten der Kesselstädter Gesellschaft am Westende der Allee (z.B. Nr. 27: Wohnhaus des Oberbürgermeisters Karl Rehbein, um 1905; Nrn. 29, 31, 33, 35) einige stattliche Bauten hinzu, die bis heute den gehobenen Charakter der Philippsruher Allee prägen. Eine Ausnahme bildet lediglich eine kleine Baugruppe steinsichtiger Blasenbasaltbauten, die sich vorwiegend aus den einstigen Funktionsbauten der Sommerlad''schen Kunstmühle, einer einstigen Gips- und späteren Mehlmühle (Nr. 32), zusammensetzt: Zu diesen gehört die 1886 rückseitig um Lagerräume erweiterte und 1892 zu Wohnzwecken umgebaute Mühle (Nr. 32), ihrer einstigen, 1892 ebenfalls zum Wohnhaus umgebauten Stallungen (Nr. 30/30a) und das benachbarte Wohnhaus Nr. 28.
Erweiterungsgebiete: Die Erweiterungsgebiete Alt-Kesselstadts erstrecken sich nördlich des alten Ortskerns und grenzen im Westen an die 1722 als regelmäßige Allee konzipierte Kastanienallee, die einerseits durch Äcker, aber auch gräfliches Gartenland verlief; als Verbindungsachse zur gräflichen Fasanerie bei Wilhelmsbad wurde sie in ihrem südlichen Abschnitt mit wenigen, aber stattlichen Bauten besetzt, darunter das Wohnhaus für gräfliche Beamten Nr. 12, die neuklassizistische Villa Nr. 16 oder die neubarocke Villa Remisenweg 17. An einigen funktionalen Nebengebäuden wie beispielsweise der Scheune Remisenweg 9** („1911") ist wie auch am Parzellenverlauf der östlich angrenzenden Grundstücke abzulesen, dass an die Kastanienallee ursprünglich nur das Gartenland der zum Remisenweg orientierten Bebauung stieß, das zur Zeit Neubauprojekten zum Opfer fällt. Wie eine Bauakte des Jahres 1904 belegt, war es strengstens untersagt, Anlagen zur Kastanienallee zu errichten, die "eine Veränderung am Straßenkörper erfordern".
Der Remisenweg gehörte wie auch die Friedhofsstraße zu den Ortserweiterungen des späten 19. Jahrhunderts, als in Kesselstadt infolge des Schlossumbaus Handwerks- und Baubetriebe florierten; demzufolge reihen sich in diesen Straßen zwei- bis dreigeschossige Mietwohnhäuser in Massivbauweise aneinander (Friedhofsstraße 4, 6/8, 9*, 10/12, 13; Castellstraße 28; Remisenweg 7, 14). Das sich in diesen Bereichen auch einige bäuerliche Anwesen etablierten, belegt das aus einem eingeschossigen Wohnhaus und einer Quereinfahrtscheune aus Blasenbasalt bestehende Ensemble Remisenweg 3. Das überzeugendste Erscheinungsbild einer Vorstadtstraße überliefert jedoch die zwischen Remisenweg und Friedhofsstraße vermittelnde Alexanderstraße, deren Flucht mit Ausnahme weniger Neubauten überwiegend zweigeschossige sowie traufständige Wohnhäuser mit bekrönendem Zwerchhaus begleiten (Alexanderstraße 2, 3, 5, 7, 8, 9, 10 11).
zugehörige Bauten und Straßen:
Hainstädter Straße 1
Kolpingstraße 1
Mainzer Straße 27-51 (ungerade Zahlen), 34-50 (gerade Zahlen)
Obergasse 1-4, 6-13, 15, 16, 16a, 17-25
Die Gesamtanlage konzentriert sich auf die historische Hauptverkehrsachse, die heutige Mainzer Straße und Obergasse, an der sich ursprünglich auch das Rat- und Backhaus, die alte Kapelle und später die Schule befanden. Von hier aus entwickelte sich der einstige Fischerort ursprünglich in nördlicher Richtung hinunter zum Main und entlang der heutigen Hainstädter Straße. Durch moderne Bebauung der nördlichen Bereiche im dicht gedrängten im dicht gedrängten Reihenhausstil (Mühlfeld) hat dieser historische Ortskernabschnitt jedoch fast vollständig an historischen Strukturen eingebüßt, so dass er der Gesamtanlage nicht einbezogen wurde.
Ungeachtet der Folgen des großen Brandes 1887, zahlreicher, in der Nachkriegszeit durchgeführter Modernisierungen und moderner Überprägungen überzeugt die Randbebauung der gebogen geführten Hauptdurchfahrtsstraße noch heute aufgrund ihres einheitlichen Erscheinungsbildes: Erhalten blieben die zweigeschossig-giebelständigen Wohnbauten der alten Hofreiten, an die sich ursprünglich Ställe und Scheunen anschlossen; noch heute kann man einige der typischen, den Hofraum abschrankenden Quereinfahrtsscheunen und der schmalen Pultdachställe in Ziegelbauweise erkennen, auch wenn auch hier Modernisierungen die historischen Strukturen zuweilen überlagern (Ställe: z.B. Obergasse 17, 46, 48). Gegenüber der von verputzten oder verkleideten Fachwerkbauten dominierten Obergasse (Obergasse 1, 17; Mainzer Straße 40, 41, 45, 46, 47, 49), sind im westlichen Abschnitt der Mainzer Straße auch einige städtisch inspirierte Bauten zu registrieren, die als traufständige und in Ziegelbauweise ausgeführte Wohngebäude in der Regel die gesamte Parzellenbreite überspannen (Mainzer Straße 29, 31, 33, 37).
Dartforder Straße
1-9
2-6, 6a
Lamboystraße
9
Die kleine, sich parallel zum Bahndamm entwickelnde Wohnsiedlung besteht aus acht, jeweils als Doppelhäuser konzipierten Wohnbauten und wurde in zwei Bauabschnitten erstellt (Nrn. 4, 5, 7: 1907; Nrn.: 2, 6, 6a, 9, 9a: 1920).
Die Eckbauten Dartforder Straße 9 und Lamboystraße 9 wurden als Eckdominanten dreigeschossig und an ihren Ecken gerundet ausgeführt und durch eine Blendgliederung im Erdgeschoss sowie die Obergeschosse überspannende Lisenen gegliedert. Die diesen Bauten gegenüberliegenden beziehungsweise zwischengeschalteten Wohnbauten treten trotz ihrer akzentuierenden Risalite optisch zurück; die durchweg zweigeschossig und in ihrer Bauform traditionell ausgeführten Wohnbauten rezipieren deutlicher als die stattlichen Eckbauten Anleihen des damals beliebten Heimatschutzstils (Ziegelbauweise, Putz, Krüppelwamdächer etc.).
Gesamtanlage - Alter Ortskern Steinheim
Am Marstall (vollständig)
Am Maintor (vollständig)
Bickenstrasse (vollständig)
Brauhausstrasse (vollständig)
Häfnergasse (vollständig)
Hans-Sachs-Strasse (vollständig)
Harmoniestrasse (vollständig)
Illertstrasse 2
Indagineplatz (vollständig)
Kardinal-Volk-Platz (vollständig)
Ludwigstrasse 1-13 (ungerade Zahlen), 2
Meyer-Gerngross-Strasse (vollständig)
Neutorstrasse (vollständig)
Platz des Friedens (vollständig)
Schlossstrasse (vollständig)
Steinheimer Vorstadt 4-80 (gerade Zahlen), 1-25 (ungerade Zahlen)
Wenckstrasse (vollständig)
Die Gesamtanlage entspricht in weiten Teilen dem Grundriss Alt-Steinheims in seiner durch die Stadtmauer von 1320 beschriebenen, mittelalterlichen Ausdehnung. Die Hauptmauer blieb bis heute mit einigen wesentlichen Toren und Türmen bestehen (s. Mühltor, Maintor), während sich die Vormauer nur entlang der Hans-Sachs-Strasse zum Main hin oder an den rückwärtigen Parzellengrenzen der Anwesen Steinheimer Vorstadt 26, 28 und 38 bis 42 erhielt.
Architektonischer Ausgangspunkt der Stadtentwicklung war die 1222 erstmals genannte, eppsteinsche Burg (Schlossstraße 9) im Nordosten des mauerumzogenen Gevierts, die man um 1450 und erneut zwischen 1799 und 1808 maßgeblich umgestaltete; anders verhält es sich bei der schützenden, in die Stadtmauer übergehenden und vermutlich gleichzeitig erbauten Burgmauer entlang des ehemaligen Burggrabens im Norden der Gesamtanlage, die sich bis heute fast unversehrt mit ihren Schalentürmen erhielt. Die den Schlossgarten zum Main hin begrenzende, sogenannte Rote Mauer (Sandstein) entstand schon vor 1600.
Der Burg wird sich schon früh eine gewerbetreibende Siedlung vorgelagert haben, die 1320 schließlich den Stadtstatus zugesprochen erhielt.
Die Schloßstraße verbindet die ehemalige Burg mit dem südlich gelegenen Platz des Friedens, dem einstigen Marktplatz Steinheims; alte Mauerzüge begleiten die Gasse, wie beispielsweise eine rudimentär erhaltene Hausfassade des 16. Jahrhunderts (Nr. 9) oder die in einen älteren Scheunenbau überführende Hofmauer des einstigen Pfarrhofes, dessen um 1800 errichtetes, stattliches Wohnhaus sich auf einem Sporn über dem Main erhebt (Nr. 3). Ältestes erhaltenes Gebäude ist die ehemalige Schlossbäckerei (Nr. 2) am Ende der Gasse, die mit ihrer Bauzeit um 1500 deutlich vor den wenigen weiteren, anliegenden Bauten datiert; diese schlichten Wohnhäuser erheben sich mit Ausnahme des Eckhauses Nr. 1 in traufständiger Stellung zur Straße und zeigen nur in Abschnitten noch ältere Fachwerkkonstruktionen (Nrn. 4a/4b).
Der historische Marktplatz der Stadt war ein Dreiecksmarkt, über den der innerstädtische Verkehr zwischen dem Maintor im Osten und dem 1811 abgerissenen Obertor im Westen verlief. Hier befanden sich und stehen noch heute einige der bedeutendsten Häuser der Stadt, wie beispielsweise das 1376 genannte Spielhaus, das alteingesessene Stadtwirtshaus (Platz des Friedens 6), das 1773 abgebrochene Rathaus oder das Fachwerkwohnhaus der Familie von Schönborn, aus der bedeutende Kurfürsten und Mainzer Erzbischöfe hervorgingen (Platz des Friedens 5).
Die vom einstigen Marktplatz zum Main hin steil abfallende Gasse Am Maintor begleiten einige der ältesten Bauten Alt-Steinheims, darunter das sogenannte Dürerhaus aus der Zeit um 1500 (Nr. 1) und das zwar modern überprägte, aber dendrochronologisch auf 1454 datierte Fachwerkgebäude mit hoher, als Ständerbau abgezimmerter Halle Nr. 4, das wie die benachbarten Bauten Nrn. 6 und 8 auf verschachtelten Parzellen die Gasse begleitet. Den optischen Abschluss bildet das spätgotische Stadttor, auch Maintor genannt (Nr. 7) und die sich dahinter anschließenden Mauerzüge der historischen, in jüngster Vergangenheit niedergelegten Illertwerke (Illertstraße 2) und der Roten Mauer am Fuße des Schloßgartens.
Die breit ausgelegte, heutige Hans-Sachs-Strasse verläuft hingegen ausgehend vom einstigen Marktplatz in südlicher Richtung und war ursprünglich eine der drei städtischen Ausfallstraßen Steinheims; dementsprechend wurde sie von stattlichen Großbauten flankiert. Die anliegenden Bauten wurden fast durchweg zweigeschossig sowie traufständig konzipiert und stammen aus verschiedenen Jahrhunderten. Bauten des 19. Jahrhunderts und in Ziegelbauweise ausgeführt (Nr. 7) stehen neben Putzbauten des 18. Jahrhunderts (Nr. 4, 14) oder älteren Fachwerkbauten (Nr. 10, 12; Platz des Friedens 8), breit ausgelegte Wirtshäuser (Nr. 1) neben stattlichen Wohnhäusern. Unter diesen nimmt der sogenannte Huttenhof (Nr. 3) als einstiger Wohnsitz der Familie von Hutten und spätere Zigarrenfabrik eine besondere Stellung ein; sowohl in seinen Proportionen als auch verschiedenen gestaltenden Details wie Ziererker und Lehmstuckdecke im Innern war er offensichtlich eines der bedeutendsten, bürgerlichen Wohnbauten der neuzeitlichen Stadt. Vereinzelte kommunale Bauten erweitern das Bauspektrum, wie beispielsweise das Rathaus des Jahres 1773 (Nr. 8), ein repräsentativer Bau mit breit gespanntem Dreieckgiebel, der als Blickpunkt für die vom Obertor her Nahenden fungierte. Von der Straße kaum einsehbar ist hingegen die benachbarte kurmainzische Zehntscheuer (Nr. 14), ein mächtiges, direkt der Stadtmauer aufsitzendes Gebäude, in der die eingenommenen Zehnten des Umlandes auf drei Etagen eingelagert wurden - sein inneres Fachwerkgerüst gehört wie sein verschachteltes Kellersystem zu den hochwertigsten, profanen Zeugnissen des Spätmittelalters.
Aus bislang ungeklärten Gründen gab man das Mühltor am Südende der Straße zu spätmittelalterlichen Zeiten auf; zwangsläufig wurde der Durchgangsverkehr fortan über die Wenckstraße zum Obertor im Osten der Stadt geführt. Teilbereiche der Hans-Sachs-Straße und des vor allem im Süden der Stadt gelegenen Kurmainzischen Fronhofes gelangten so in einen abgelegenen, für Bauten dieser Bedeutung ungewöhnlich abseitigen Sackgassenbereich (z.B. Schäferei, Brauhausstrasse 10; Brauhaus, Brauhausstrasse 6), den noch heute verwinkelte Straßenzüge und eine nicht immer historische Bebauung auf eng bemessenen Parzellen prägt. Die Bebauung dieses Areals präsentiert sich mit Ausnahme einiger moderner Neubauten fast geschlossen zweigeschossig sowie traufständig orientiert und häufiger auch mit starken Vorkragungen versehen, die ein stattliches Gebäudealter vermuten lassen (s. Brauhausstraße 3, 7, 9, 9a; Häfnergasse 1, 4, 6, 8, 10, 12; Hans-Sachs-Straße Nrn. 7, 11, 22).
Ähnlich ungestörte Parzellierungen sind entlang der Harmoniestraße zu beobachten, die historische Judengasse Steinheims, die auch hier wie allgemein üblich entlang der Stadtmauer verlief und über einen eigenen Brunnen (vor Haus Nr. 14) verfügte. Zweigeschossige, sowohl trauf- als auch giebelständige Fachwerkbauten des 16.- 19. Jahrhunderts säumen die Gasse (Nrn. 2, 4, 6, 7, 8, 9, 11, 13, 14, 15, 17, 23), unter denen Haus Bickenstrasse 2 aufgrund seines dendrodatierten Holzgerüstes von 1532 eine besondere Stellung einnimmt. In der einstigen Judengasse siedelten zunächst nachweislich auch Christen; erst später soll sie sich zu einer fest begrenzten Judensiedlung, einem Ghetto, entwickelt haben. Auffällig ist eine Konzentration giebelständiger Fachwerkbauten in der Nähe der Kirche, während sich nach Norden hin durchweg traufständige Bauten anschlossen.
Die ebenfalls von Fachwerkbauten gesäumte Bickenstrasse leitet zur Neutorstrasse über, einer auffällig breiten und ebenfalls mit trauf- wie auch giebelständigen Fachwerkbauten flankierte Straße (Nrn. 1/3, 3/5, 6, 10, 11). Einige bemerkenswerte Bauten sind hier zu registrieren, so das breitgespannte, einst im Besitz der Familie Tautphoeus befindliche Wohnhaus Neutorstrasse 4, das von altertümlichen Verstrebungen geprägte Wohnhaus Nr. 3/5 oder das mit sandsteinernen Gewänden des 16. Jahrhunderts versehene Wohnhaus Nr. 8, das noch heute vom bescheidenen Wohlstand der mittelalterlichen Stadt zeugt.
Das heute kaum mehr wahrzunehmende Neutor entstand erst 1837 als einfacher Mauerdurchbruch, mit dem man die bereits im Westen Steinheims angewachsene Vorstadt enger an die Altstadt anband.
Dieser nördliche Bereich der Neutorstraße präsentiert sich als jüngere Vorstadt deutlich breiter abgesteckt und mit traufständigen, häufig massiven Bauten des 19. Jahrhunderts bebaut. Zu den bemerkenswertesten gehört sicherlich das steinsichtige Wirtshaus des Jahres 1859 Ludwigstraße 7, das unter seinem Dach eine durch Sandsteinrosetten belüftete Bierbrennerei barg. Ansonsten präsentiert sich die Bebauung bescheiden und zuweilen stark modern überprägt, diejenige der parallelen und ebenfalls als Vorstadt entwickelten Gasse Am Marstall sogar häufig nur eingeschossig ausgelegt (Nrn. 4, 5, 6, 8; zweigeschossig 2/2a, 3).
Die älteste Vorstadt Steinheims erstreckte sich hingegen zwischen dem ehemaligem Obertorplatz (heute: Kardinal-Volk-Platz) und dem Beginn Ludwigstrasse, in historischen Plänen als Grosse Vorstadt bezeichnet; laut Aussage archivarischer Quellen soll das Areal auf Antrag der Steinheimer Bürger ab 1687 ausgeteilt, ab 1690 bebaut und schließlich bepflastert (ab 1707) worden sein, während sich die Bebauung in Richtung Hainberg bis 1750 hinzog. Viele Details weisen jedoch darauf hin, dass die Besiedlung der Vorstadt wesentlich komplizierter verlief, als es mit diesen wenigen Daten abzugreifen wäre. So ist für die Parzelle Nr. 34 zunächst ein nur eingeschossiges Wohnhaus des Jahres 1645 (dendrodatiert) zu rekonstruieren, dem man während der planmäßigen Vorstadtbebauung des späten 17. Jahrhunderts ein zweites, ähnlich proportioniertes Wohnhaus über einem flachgedeckten Keller mit Wänden aus Blasenbasalt zur Seite stellte (1693 d). Um 1727/1737 wurden beide Einzelbauten aufgestockt und unter einem durchlaufenden Dach vereinigt und erst damals die heute für die Vorstadt so prägende Erscheinung eines zweigeschossigen, langgestreckten Wohnhauses unter einem Satteldach bewirkt.
Heute prägt die einheitliche Linie der Dachfirste, die gleichmäßigen Proportionen und Maße der sandsteinernen Fenstergewände, die Folge ähnlich bemessener Bauten den Gesamteindruck der beidseitig bebauten Vorstadtstrasse, auch wenn der westliche Bebauungsriegel bereits deutliche Verluste hinnehmen musste. Fast durchweg handelt es sich um traufständige, mit hohen Durchfahrten versehene, zweigeschossige Bauten auf langgestreckten Parzellen, an deren Rückseite die zugehörigen Nebengebäude lagen (Nrn. 3, 6, 9, 20, 21, 22, 28, 30, 32, 34, 35, 36, 38-56).
Vom einstigen Haupttor der Stadt Steinheims, dem 1811 abgerissenen Obertor, zeugt heute lediglich eine farblich abgesetzte Pflasterung auf dem weitläufigen Platzareal (Kardinal-Volk-Platz). Ihn dominiert die Kirche St. Johann-Baptist, die aus der 1329 gegründeten Stadtkapelle hervorgegangen sein soll. Sie wird wiederum von einigen der bemerkenswertsten Fachwerkbauten Steinheims flankiert, wie beispielsweise dem Wenck''schen Hof mit ursprünglich eigener Kapelle (Wencksche Straße 1), dem historischen Pfarrhaus Indaginestrasse 2 als Wohnsitz des bekannten Pfarrers und Astrologen Johannes Rosenbach, genannt Indagine, dem sich rückseitig wiederum der ältere Pfarrhof samt modern überprägtem Pfarrhaus (Nr. 4) anschließt; noch heute überspannt ein breit ausgelegter Sandsteinbogen dessen Zufahrt.
Im Süden der Altstadt wurde im Plan ein breit gespannter Grüngürtel kartiert, der sich aus den verwilderten Südosthängen des Altstadtplateaus, dem aufgelassenen Illertgelände und den Gärten der historischen Villen Hosse und Illert(Steinheimer Vorstadt 70, 80) zusammensetzt, auch wenn hier keine hochwertige, gärtnerisch gestaltete Substanz erhalten blieb.
Gesamtanlage - Alter Ortskern Klein-Steinheim
zugehörige Straßen und Plätze:
Kirchstraße (vollständig)
Ludwigstraße 87, 109
Molitorstraße 20, 22
Uferstraße 38, 40
Zur Bleiche 8-12 (gerade Zahlen), 3, 5, 9, 11
Als Rückgrat und Hauptachse der kleinen Gesamtanlage gilt die von der katholischen Nikolauskirche samt Friedhof (Kirchstraße 22) dominierte Kirchstraße, die mit ihrem bogigen Verlauf und den anliegenden, langgezogenen Parzellen einen anschaulichen Einblick in die historische Struktur des einstigen kleinen Dorfes zu geben vermag. Die Bausubstanz selbst hat in diesem Bereich deutliche Verluste hinnehmen müssen: Nach etlichen Modernisierungen und dem Neubau einiger großvolumiger Gebäude ist es heute vornehmlich die Abfolge ähnlich proportionierter, zumeist giebelständiger und direkt an der Parzellengrenze aufgehender Bauten, die noch als Hinweis auf die ursprüngliche Bebauung und das historische Erscheinungsbild Kleinsteinheims gewertet werden können; nur noch vereinzelt blieben Gebäude weitestgehend ungestört erhalten, wie beispielsweise die um 1900 errichteten, traufständigen Ziegelbauten Kirchstraße 17/19 und 23 oder der deutlich älter datierende verputzte Fachwerkbau Nr. 5.
Markant hebt sich der sogenannte Fronhof, ein aus stattlichen Massivbauten bestehendes Bauensemble aus der Reihe der schmalen Parzellen entlang der Kirchstraße ab (Kirchstraße 4-6). Obwohl sich vor Ort die Bezeichnung ''Fronhof'' durchaus erhielt, ist dieser Baukomplex als ''Alte Mainlust'' besser bekannt: Schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts führte die Familie Rouselle hier einen weit bekannten Wirtshausbetrieb, ursprünglich Mainlust, später Mainterrasse genannt, der sich sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem touristischen Anziehungspunkt entwickelte. Aus dessen Blütezeit stammen die überkommenen, großvolumigen Bauten, die noch heute die kleinteilige Bebauung Kleinsteinheims durchbrechen.
Kleinteilig präsentiert sich auch die Bebauung der Uferstraße parallel des Mains, deren Silhouette erst durch die Modernisierung einiger zu den Wohnbauten an der Kirchstraße gehörender Nebenbauten entstand (Kirchstraße 14, 36). Seit ihrer Umnutzung zu modernen, aber individuellen Wohnbauten prägt eine lockere Folge steiler Giebeldreiecke und idyllischer Hofsituationen die parallel zum Main verlaufende Uferstraße als Ostgrenze der Gesamtanlage, immer wieder durchsetzt von einigen massiven Bauten des frühen 20. Jahrhunderts (Zur Bleiche 12, Uferstraße 16, Kirchstraße 40), unter denen das Pfarrhaus (Uferstraße 20) in der Form seiner Ausbildung und seiner Lage an der Grenze des historischen Friedhofes eine besondere Stellung einnimmt.
Anlage: 1597
Änderungen: 1666 Verfüllung des Hafenbeckens, Fläche 1673-86 überbaut
Niederlegung der Wälle 1806/07
Ab 1597 für die Hanauer Neustadt konzipiertes orthogonales Straßensystem, im Osten, Süden, Westen sowie in kurzen Teilstücken im Norden durch einen wallparallelen ‚Rund''weg (Fünfeck) begrenzt.
Die Planungsgrundlage für die Neustadt Hanaus, ein regelmäßiges Fünfeck mit einbeschriebenem, orthogonalem Straßensystem, zwei Plätzen und einem Hafenbecken, wurde vom Ingenieur Nicolaus Gillet vermutlich auf Anregung des Hanauer Grafen Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg entwickelt. So ist zu vermuten, dass der Graf das erst 1583 in Nordbrabant gegründete Willelmstad kannte und zur Grundlage seiner eigenen Neugründung erhob: Willemstad war eine Stadtgründung Wilhelms von Oranien, einem Bruder seines Stief-Großvaters Johannes VI. von Nassau-Dillenburg und wurde ebenfalls durch ein regelmäßiges Fünfeck als Grundstruktur und ein orthogonales Straßensystem samt Hafenbecken und Kirchplatz in der Hauptachse charakterisiert.
Das Hanauer Straßensystem wurde auch nach der Niederlegung des Walles 1806/07 oder beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wesentlich gestört, auch wenn man die Straßenbreiten nach dem Fluchtlinienplan von 1947 geringfügig korrigierte. Lediglich das ursprünglich im Westen am Kanaltor gelegene, quadratische Kanalbecken (sogenannter Binnenhafen) wurde schon 1666 verfüllt und zwischen 1673 und 1686 überbaut; heute deutet auf die erst später überbaute Freifläche lediglich der in seiner Breite vergrößerte Heumarkt hin. Das Hanauer Straßensystem ist somit der erhaltene Teil der nachweislich ältesten Planstadt in gesamtdeutschem Raum.
Als die von Friedrich Rumpf und J.L.Wörner konzipierte Hanauer Kunstseidefabrik 1906 ihre Tore öffnete, bestand sie damals laut zeitgenössischer Baubeschreibung nur aus einem Kesselhaus sowie einem angrenzenden Gebäude ("Alte Fabrik"), das neben der Spinnerei die u-förmig angeordneten Räume der Spulerei, Chemikalienküche, des Pack- und Konferenzraumes sowie des „Comptoirs" umfasste. Als man 1910 einen L-förmigen Erweiterungstrakt für die Räume zur „textiltechnischen Verarbeitung des in der Spinnerei gefertigten Fadens" errichtete (Arch.: Heinrich Busch), entschied man sich schon damals zur optischen Vereinheitlichung der Einzelphasen hinter einer zum Main orientierten eingeschossigen Schaufront (Mittelbau).
Mit dieser Erweiterung war der Raumnot jedoch nur kurzfristig Einhalt geboten, so dass man schon 1911/12 mit dem Neubau einer großzügig dimensionierten Spinnerei samt angrenzender Trockenräume begann (Westbau); die Ausführung übernahm damals die AG für Verzinkerei und Eisenkonstruktion Jakob Hilgers (Rheinbrohl).
Während man den Kopfbau der Kantine als Schaufront zum Main ausgestaltete, trug die rückseitig angrenzende Spinnerei eindeutig den Charakter eines funktionellen Industriegebäudes; das eingeschossige, durch quadratische Fenster und Glasraupen belichtete zeigt noch heute eine Deckenkonstruktion in Form parabolischer Sichelträger von 1922/23 (C. T. Steinert, erneuert) und zeugt am eindeutigsten von der historischen Nutzung der Hallen als Kunstseidefabrik. Offensichtlich wurde der rückseitige, mehrgeschossige Hochbau der Spulerei allerdings niemals realisiert.
Der Fabrikationsbetrieb wurde schon zu Beginn des Ersten Weltkrieges eingestellt und die Produktionsanlagen als Reservelazarett genutzt. Nach einer Interimsnutzung als "Röhrenimprägnieranstalt der Gebrüder Adt" (1922-35) erfolgte schließlich die Übernahme durch die Josef Bautz AG, einem Fertigungsbetrieb für Erntemaschinen, der hier bis 1963 produzierte.
Bemerkenswert ist hier vor allem die Vielzahl an Hallen und Hallenkonstruktionen, die heute sowohl als architektonischen Zeugnis für die Kunstseidefabrik und die Erntemaschinenfabrik Josef Bautz stehen.
Kesselstadtädter Straße
80
Die kleine Gesamtanlage umfasst den weiteren Standort der historischen Wilhelmsbader Meierei, die man um ab
1780 als bäuerliches Gehöft im "westfälischen Stil" einrichtete. Sie diente nicht nur den Wilhelmsbader Kurgästen als Ausflugsort und ländliche Gastwirtschaft, sondern trug auch erheblich zur Versorgung der Kurgäste mit Frischmilch und anderen Selbsterzeugnissen bei; zugleich bildete die auch als „Schweyzerey" benannte Meierei einen idyllischen Blickpunkt vom Park aus. Als dekorativer und voll funktionsfähiger, landwirtschaftlicher Hof mit Weinberg, Ackerflächen, Kräutergarten und Bienenstock dokumentierte die Meierei des 18. Jahrhunderts die vollkommene Umsetzung einer sogenannten 'ornamented farm' und somit die gartentheoretische Bildung und theoretischen Anspruch des Erbprinzen. Trotz aller gräflicher Fürsprache dauerte es einige Jahre, bis sich die Meierei trug; bis dahin wurde sie großzügig von der herrschaftlichen Kasse unterstützt, da die Einnahmen zuweilen noch nicht einmal für die Überwinterung der Tiere reichten.
Zur Gesamtanlage gehören neben Scheune und sogenannter Brennerei auch das im 19. Jahrhundert großzügig ausgebaute Wohnhaus und ein langgestreckter, durch Kranhäuser und stichbogige Öffnungen akzentuierter Stall (Preußisches Kappengewölbe). Die umliegende Fläche genießt als ehemaliger, mit Weinstöcken und Plantagen besetzter Wirtschaftsbereich der Meierei ebenfalls besonderes denkmalpflegerisches Interesse, zumal sie die Meierei mit dem gegenüberliegenden Staatsbad räumlich verbindet.