Als einstiger Mittelpunkt des Gerichtsbezirkes und des Kirchspiels Reichenbach entwickelte sich Unterreichenbach um den einstigen Fronhof mit der alten Kirche. Das Ortsbild des ehemals mit Gebück und zwei Toren befestigten Haufendorfes wird von einer heterogenen, kleinteiligen Bebauung geprägt. Die wie in allen befestigten Orten stark verdichtete Bebauung erstreckt sich am steilen Hang zur Kirche hin. Es überwiegen Haken- und Dreiseithofanlagen, jedoch gibt es auch Streck- und Zweiseithöfe. Die Wohnhäuser sind meist giebelständig und zweigeschossig, häufig mit Wettbrettern verkleidet. Für die zahlreichen Stützmauern im Dorf wurde der heimische Basalt eingesetzt, für die Häusersockel teils Basalt, teils Sandstein.
Der gewaltige barocke Kirchenbau, der sogenannte "Vogelsberger Dom“, Nachfolgebau der mittelalterlichen Kirche, überragt und dominiert das Dorf. Das ehemalige Rats- oder Gerichtshaus von 1728 mit massivem Erdgeschoss und Barockportal stellt das einzige öffentliche Gebäude dar. Am Ortsrand befindet sich noch heute der Platz mit großen Linden, an dem einstmals Gericht gehalten wurde. Im Süden und Westen wird der Ortskern von den beiden Bachläufen des Wälzbaches und des Reichenbaches begrenzt. Der weitgehend ungestört erhaltene Ortskern dieses geschichtsträchtigen Ortes ist aus historischen Gründen als Gesamtanlage geschützt. Zu der Gesamtanlage zählen folgende Straßen und Häuser:
Bachläufe des Reichenbachs und Wälzbachs
Bachstraße
7
Georg-Spohr-Straße
1, 3, 5, 9
2, 8, 12
Hauptstraße
11, 13, 15, 19
6, 8, 12, 14, 18 (KD), 20 (KD), 22
Kirchstraße
3 (KD)
4, 6, 8, 10
Lindenstraße
1 (KD), 3 (KD), 5 Kirche mit Kirchhof (KD)
4 (KD), 8, 10
o. Nr. Reste der Stadtbefestigung (KD)
o. Nr. Mittelalterliche Gerichtsstätte mit Linden (KD), Kriegerdenkmal, Friedhof (KD) und Scheune nördlich des Ortsausgangs
Neue Straße
3, 5, 7 (KD), 9, 11, 13
2, 4(KD)
Sotzbacher Straße
1, 3
Der alte Ortskern von Untersotzbach erstreckt sich als kleines Haufendorf in leichter Hanglage zwischen der Kirche mit ummauertem Friedhof oberhalb und dem Sotzbachlauf unterhalb. Die Bebauung besteht - wie in der Gegend üblich - aus locker angeordneten Zwei- und Dreiseithofanlagen. Die Ortserweiterungen Langgasse, Breuelweg und Häselweg mit mittelgroßen Hofanlagen dehnen sich rechts und links des Sotzbachs in kleinen Tälern aus. Die dörfliche Struktur des alten Ortes ist weitgehend ungestört erhalten und deshalb aus historischen Gründen als Gesamtanlage geschützt.
Zur Gesamtanlage zählen:
Bachlauf des Sotzbachs
In der Ecke
5 (KD), 7 (KD)
2, 4, 6, 8
Sotzbacher Kirchstraße
2, 4, 6, 8, 10
Kirche mit Friedhof (KD)
Kriegerdenkmal (KD)
Völzberg ist der nördlichste Ort des Altkreises Gelnhausen. Wie etliche der Dörfer des Gerichtes Unterreichenbach entstand das kleine Haufendorf als eine Siedlung von Hofreiten ohne typischen Dorfmittelpunkt. Einige Bauten datieren noch ins 18., der größte Teil der Höfe stammt aus dem 19. Jahrhundert. Die Gebäude stehen auf relativ großen Parzellen meist locker angeordnet. Eine natürliche Grenze bildet der Salzbach. Der weitgehend ungestört erhaltene Dorfkern ist aus historischen Gründen als Gesamtanlage geschützt.
Zu der Gesamtanlage zählen:
Am Erlenborn
1, 5
2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16
Hartmannshainer Weg
2
Mittelstraße
1, 3 (KD), 5, 7 (KD), 9
4, 6, 8
Salzbachstraße
1 (KD), 1a, 3
2, 4 (KD), 14
Zum Ahl
1 (KD), 3, 5 (KD), 7 (KD)
2 (KD), 4
Bachlauf des Salzbaches und des Mühlgrabens mit den dazwischen liegenden Wiesenstücken.
Bad Orb liegt in einem nach Süden ziehenden Seitental der Kinzig, umgeben von Bergen bis zu 434 m Höhe. Die heutige Altstadt von Bad Orb erstreckt sich in nordsüdlicher Richtung am Osthang des 293 m hohen Molkenbergs. Östlich wird sie von dem Flüsschen Orb begrenzt. Auf ihrem höchsten Punkt entstand schon in fränkischer Zeit eine Burg, daneben im 14. Jahrhundert evtl. auf dem Gelände der ehemaligen Burgkapelle die Pfarrkirche St. Martin. Die Siedlung wurde nach Verleihung der Stadtrechte vermutlich ab 1233 ummauert. In diesen engen Grenzen entwickelte sich die Stadt bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Die ursprünglich großzügige, mittelalterliche Bebauung mit mehreren Burgen und Adelshöfen, umfangreichen Hofanlagen und Laubenhäusern verschwand durch Aussterben der adeligen Familien (16.-18. Jahrhundert), daraus resultierendem Verkauf und Umnutzung der Anwesen oder durch Straßenerweiterungen und Modernisierungen im 19. und 20. Jahrhundert. (Die beiden letzten Laubenhäuser in der Hauptstraße fielen 1863, das mittelalterliche Rathaus am Markt 1865).
Reste dieser mittelalterlichen Bebauung sind noch im Bereich um die Martinskirche erhalten, meist aber nur die herrschaftlichen Bauten. Der Bergfried und die zahlreichen Wirtschaftsgebäude,die meist als randständige Bauten den Hof einer solchen Anlage begrenzen, sind verschwunden: die Zehntscheune und der Wohnbau der Burg der Herren von Milchling wurden in den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts saniert und leider durch einen überdimensionierten modernen Anbau entstellt, die Gebäude des Freihofes wurden zum Teil in jüngster Zeit nach langem Verfall saniert. Die Bork ist völligverschwunden, die Burg der Ritter von Lauzen und Stephan ist nur noch anhand eines Wappensteins in der Hauswand als ehemals feudales Anwesen erkennbar. Die Wohnbebauung wurde in der frühen Neuzeit durch das starke Anwachsen und die gleichzeitige Verarmung der Industriebevölkerung immer stärker verdichtet. Die Altstadt wird im wesentlichen von schmalen Fachwerkhäusern in sehr einfachen Formen auf hohen Sandsteinsockeln geprägt. Die winzigen Parzellen bieten meist keinen Raum für Gärten, Höfe oder Nebengebäude. Da sich die Landwirtschaft auf den mageren Böden im größeren Umfang nicht lohnte, diente sie nur der Selbstversorgung und spiegelt sich im Stadtbild anhand der überwiegend ehemals als Stall genutzten Untergeschosse der Häuser wieder. Besonders deutlich ablesbar ist diese Entwicklung in der Heppengasse, die sich sich innerhalb des Mauerrings am Steilhang des Molkebergs entlang zieht. Die Häuser mit den geraden Hausnummern ab Nr. 12 stehen in geringem Abstand unterhalb der Stadtmauer und weisen meist eine zweite Erschließung über kleine Stege von der parallel verlaufenden Burgringstraße über die Mauer in die Ober- oder Dachgeschosse auf. Diese mit Wohnstallhäusern eng bebaute Gasse gehört heute neben der Kirchgasse zu den pittoresken Gassen Bad Orbs. Obwohl die Häuser inzwischen meist liebevoll saniert wurden und dabei auch Veränderungen erfahren haben, um den heutigen Wohnvorstellungen zu entsprechen, zeigt die Heppengasse aber noch in ihrer Baustruktur die einstigen ärmlichen Wohnverhältnisse der Bewohner im 18./19. Jahrhundert.
Die Bauqualität der meisten Fachwerkhäuser innerhalb der Altstadt ist im Allgemeinen schlecht. Bei dem Abbruch eines der eng miteinander verzahnten Häuser - häufig ablesbar an den ungeordneten Fachwerkgefügen - werden meist andere Häuser in Mitleidenschaft gezogen, so dass schnell ein ganzes Straßenquartier verloren geht. Mit ihrem Abgang geht die Geschichte der Stadt verloren.
Eine besondere Stellung innerhalb der Gesamtanlage Altstadt nimmt das Gretenbachquartier ein.
1852 vernichtete ein Brand das gesamte Stadtquartier zwischen Stadtmauer, der damaligen End- und der Jössertorgasse. Ihm fielen 75 Wohnhäuser, 39 Scheunen und Nebengebäude zum Opfer. Das planlos gewachsene und verdichtete Quartier, das aus dem bayrischen Katasterplan ersichtlich nur durch kleine Gassen unregelmäßig erschlossen wurde, erhielt beim Wiederaufbau eine klare Gliederung mit den beiden parallel verlaufenden Verkehrsachsen Gutenberg- und Gretenbachstraße, die in regelmäßigen Abständen durch Quergassen verbunden werden. Aufgrund der hohen Verluste der teils mit Stroh gefüllten Holzscheunen ordnete die bayerische Regierung den Bau von Steinhäusern und -scheunen an. Statt der zerstörten 114 Gebäude sollten nur noch 69 Häuser und Scheunen errichtet werden, "und zwar bis zum Giebel einschließlich in Sandstein".
Die Häuser wurden alle in hellem Sandstein nach einem einheitlichen Plan als Wohnstallhäuser für eine oder zwei Familien errichtet. Im Erdgeschoss lagen zwei große Stallräume, im Obergeschoss die Wohnräume. (Bei Haus Gretenbachstraße 7 hatte sich diese Aufteilung bis 1954 erhalten, heute sind die Erdgeschosse überall zu Wohn- oder Geschäftsräumen umgebaut). Die Häuser stehen auf der Westseite der Gutenbergstraße traufständig zur Straße, sind zweigeschossig und mit einer Ausnahme achsensymmetrisch entweder drei- oder fünfachsig gegliedert. Die hochrechteckigen Fenster und Haustüren werden von schlichten, kantigen Sandsteingewänden gerahmt. Das sorgfältig gearbeitete Mauerwerk aus Handquadern schließt exakt an die Gewände an und wird an den Kanten von einer gepickten Sandsteinquaderung mit Randschlag gefasst, die Entlastungsbögen über den Fenstern des Erdgeschosses lasten den Druck auf die Seitengewände ab. Die bogenförmigen Zwischenräume sind teilweise verfugt. Die sehr ähnlichen Kopfbauten Raiffeisenstraße 1 und 6 unterscheiden sich in diesen Details von den Häusern Gretenbach- und Gutenbergstraße. Sie sind später entstanden.
Die zugehörigen Doppelscheunen stehen giebelständig gegenüber und nutzen die Stadtmauer als Rückwand. Die östlichen Giebel sitzen auf der Stadtmauer. Die Scheunen sind ebenfalls achsensymmetrisch gegliedert, die hohen Scheunentore werden von zwei integrierten Ställen mit Tür und Fenster flankiert. Sowohl die Scheunen als auch die Wohnhäuser sind zum großen Teil noch äußerlich annähernd original erhalten, so dass diese städtebaulich interessante einheitliche Bebauung im Rahmen der bayrischen Nothilfeprogramme für die verarmte Stadt für den Besucher auch heute noch sichtbar ist. Die weitgehend original erhaltenen Bauten werden im einzelnen als Kulturdenkmäler aufgeführt, die inzwischen stärker veränderten Objekte sind meist aber ebenfalls trotz Umbauten und Verputz gut ablesbar und daher im Rahmen der Gesamtanlage
Altstadt geschützt.
Die folgenden Straßen und Hausnummern der Gesamtanlage beziehen alle zugehörigen Nebengebäude und Freiflächen mit ein. Aufgrund des verwinkelten Stadtgrundrisses kann keine Gewähr für eine völlige Aufzählung aller einzelnen Objekte übernommen werden.
Die Stadtmauer
mit allen erhaltenen Schalentürmen (KD), dem Obertor (KD) und den Gebetsnischen (KD), die Grünflächen im Bereich des ehemaligen Stadtgrabens.
Alte Spitalstraße
Burgringstraße
13 (KD), ohne Nr. Zehntscheune, (KD)
2 (KD), 8 (KD), 10 (KD), 12 (KD), 14 (KD)
Enggasse
1, 3 (KD), 5, 7
4, 6, 12, 14
Freihof
1 (KD), 3, 5
2 (KD), 5, 6 (KD)
Gretenbachstraße
1, 3, 5 (KD), 7 (KD), 9, 11, 13, 15 (KD),17, 19, 21, 23, 25, 27,
29, 31, 33, 35, 35a
Gutenbergstraße
1, 3, 5, 7, 9, 11, 13 (KD), 15, 17 (KD), 19 (KD), 21, 23, 25, 27 (KD), ohne Nr. (Grenzstein) (KD)
2 (KD), 4, 6 (KD), 8 (KD), 10 (KD), 12, 14 (KD), 16, 18, 20, 22 (KD), 24, 26, 28
Hauptstraße
1, 3, 5, 7, 9, 11, 19, 21, 27, 29, 31, 33, 35, 37, 39, 41, 43, 45, 47 (KD), 47a, 49, 51, 53, 55, 57, 59, 61, 63, 65, 67, 69 (KD)
2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26, 28 (KD), 30 (KD), 32, 34, 36, 38, 40, 42, 44, 46, 48, 50, 52, 54 (KD), 56, 58, 60, 62, 64, 66, 68, 70
Heppengasse
1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 17, 19 21/23a (KD), 25, 27 (KD), 29, ohne Nr. Torbogen (KD)
2, 4 (KD), 6 (KD), 8 (KD), 10, 12/14 (KD), 16/18 (KD), 20, 22, 24, 26, 28 (KD), 30, 32, 34, 36, 38 (KD), 40 (KD), 42 (KD), 44 (KD), 46, 48, 50, 52, 54, 56, 58, 60, 62, 64, 66, 68 (KD)
Jössertorstraße
1, 3, 5, 7, 9, neben 9 (Torbogen) (KD), 11, 13, 15
4, 6 (KD), 10, 20, 22
Kanalstraße
1 (KD), 3, 5, 7, 9, 11 (KD), 13, 15, 17, 19, 21, 23, 25, 27, 29, 31, 33, 35, 37, 39, 41, 43, 45
2, 4/6 (KD), 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26, 28, 30, 32, 34, 36, 38 (KD), 40, 42, 44 (KD), 46, 48, 50, 52 (KD), 54, 56, 58, 60 (KD), 62 (KD), 64 (KD), 66
Kerbeswinkel
mit Gebetsnischen in der Stadtmauer und Mauer zum Freihof mit Torgewände
Kirchgasse
1 (KD), 3 (KD), 5 (KD), 9 (KD), 11 (KD), 13, 17 (KD), 19, 21, 23 (KD)
4 (KD), 6 (KD), 8 (KD), 10 (KD), 12 (KD), 14 (KD), 16 (KD), 18 (KD)
Marktplatz
ohne Nr. Marktbrunnen (KD), 1 (KD), 3 (KD), 5 (KD), 7, 9, 11
2, 4 (KD), 6, 8, 10 (KD), 12, 14
Obertorstraße
1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15
ohne Nr. Obertor u. ehem. Gefängnis (KD), 2, 4, 6 (KD), 8 (KD), 10, 12, 14 (KD)
Pfarrgasse
1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 17, 19, 21/23 (KD), 25, 27, 29, 31, 33, 35, 35a
2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 20a, 22 (KD)
Quellenring
6, 8, 10, 12, Orb Philippsquelle (KD)
Raiffeisenstraße
1, 3
2, 4, 6, 8
Schwedengasse
1, 2, 3
Solgasse
1, 3, 5, 7, 9 (KD), 11 (KD), 13, 15, 17, 19
2, 4, 6
Solplatz
1 (KD)
2
Locker bebaute, großzügige Feriendorfanlage der Stadt Frankfurt im lichten Wald am Fuß des Wegscheideküppels. Das langsam ansteigende 35 ha große Gelände wurde terrassiert und mit großzügigen Treppenanlagen in heimischen Sandsteinplatten erschlossen. Nach der Umwandlung des ehemaligen kaiserlichen Truppenlagers in ein Kinderheim im Jahr 1920 konnten nach der wirtschaftlich schweren Inflationszeit endlich 1928/29 aus Lotterieeinnahmen und durch Spenden der jüdischen Familie Arthur und Willemine von Weinberg drei neue, massive Häuser gebaut werden: das "Jaspert-Haus“ (1928), "Willeminehaus“ (1929), und Löns-Haus (1929). Das Jaspert-Haus, das als Prototyp für die weiteren Häuser dienen sollte, wurde von Architekt Fritz Jaspert, dem Sohn August Jasperts, geplant und ausgeführt. Eine detaillierte Baubeschreibung wurde von seinem Vater 1929 veröffentlicht: Bei einer Länge von 45,60 m betrug die Wohnfläche 300 m2, die Baukosten beliefen sich auf 17000,00 RM. Die Häuser waren in zwei Schafräume für insgesamt 50 Kinder, einen Tagesraum, ein Führerzimmer, einen Vorraum und als Trennblock zwischen den beiden Schläfräumen einen Waschraum mit 28 Zapfstellen, 16 Fußbadewannen sowie sechs Toiletten mit Wasserspülung aufgeteilt. Im Gegensatz zu den alten Baracken wurden die Häuser in Massivbauweise mit Wänden aus Bimsbetonhohlsteinen auf einem Sandsteinsockel errichtet. Die Außenwände wurden horizontal verbrettert und in fröhlichen Farben gestrichen, auf den flach geneigten Satteldächern wurde das Wellblech der alten Baracken wiederverwandt. Die Räume erhielten als Fußböden einen Betonestrich, die Wohnräume mit einer Auflage aus dem damals modernen Steinholz. Ein Kachelofen beheizte den Tagesraum gemeinsam mit dem Führerzimmer. Die Einrichtung war schlicht und zweckmäßig und entspricht durchaus auch noch den heutigen Vorstellungen. Als letztes ist das Willeminehaus erhaltenen, das aufgrund seiner historischen Bedeutung als Kulturdenkmal geschützt ist. Die anderen Häuser datieren alle in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Die drei Neubauten der fünfziger Jahre, das Seliger-, das Walter-Kolb- und das Stolze- Haus sind in ihrer leicht wirkenden Architektur und ihren großen, feingliedrig aufgeteilten Fensterflächen Beispiele typischer Kindergarten- und Grundschulbauten der Zeit. Unter ihnen nimmt das Heinrich-Seliger-Haus eine Sonderstellung ein. Mit seinem großflächigen Sgraffito eines fröhlich springenden Rehrudels symbolisiert es die friedliche Zukunft der Wegscheide als Kinderdorf. Das Sgraffito zeigt die Handschrift Prof. Fritz Theilmanns, der in dieser Zeit im Main-Kinzig-Kreis tätig war und u.a. das Mahnmal in Bieber gestaltet hat. Ein vergleichbares Sgraffito "Spielende Panther“ schuf er 1953 am Haus der Jugend in Pforzheim. Das Haus nimmt unter der übrigen Architektur eine Sonderstellung ein und ist daher als Kulturdenkmal geschützt. Am westlichen Rand des Geländes der Friedhof mit 32 Gräbern von Kriegsflüchtlingen.
Durch den Bau der ersten Gradierwerke auf den Wiesen südlich der Altstadt ab 1602 verlagerte sich die Salzproduktion weitgehend außerhalb der schützenden Stadtmauern. Die beiden südlich der Stadtmauer gelegenen salzreichen Solebrunnen, die Hauptquelle und der schwächere Katzenwenzel stellten die Grundlage der Salzgewinnung dar. Seit 1729 wurden durch erfolgreiche Bohrungen weitere Quellen erschlossen, im Stadtzentrum der obere und der untere Ludwigsbrunnen, östlich der Stadtmauer die Philippsquelle, seit bayerischer Zeit die wichtigste Quelle Orbs und am Quellenring die Friedrichsquelle, die Apotheker Koch für sein Solbad nutzen durfte und mit dem Bau des Kaiser-Friedrich-Bades (Badehaus 2) 1911 verschüttet wurde. Als Trinkbrunnen wurden nordwestlich der Stadt die Martinusquelle und vor dem alten Amtsgericht der Sauerborn genutzt. Das Erzbistum Mainz baute die Saline im 18. Jahrhundert weiter stark aus. 1729 bestand die Anlage aus 12 Sudhäusern und 7 Gradierwerken. Nach dem Niedergang der Saline um 1800 begann 1837 mit dem Bau des ersten Solbadehauses durch den Apotheker Franz L. Koch der mühsame Aufstieg der Salzstadt Orb zur Kurstadt Bad Orb. Nach der Einrichtung mehrerer kleiner Badehäuser an verschiedenen Stellen der Stadt errichtete Frau Clara Fleischmann neben den Restbeständen der alten Salzbetriebe die Hotel-Gaststätte "Villa Saline“, zuletzt Teil des Sanatoriums Quellenhof.
Damit begann die Konzentration des Kurbetriebes im Süden der Stadt, der heute von historistischen Villen, großzügigen Parkanlagen mit Kurhaus, Konzertsaal und Gradierwerk geprägt ist. Westlich des Kurparks entstanden zwischen 1900 bis 1925 die Salinenstraße, Sauerbornstraße und Lindenallee, östlich die Kurparkstraße, Jahnstraße und Hansenhöhle, die sich bereits am Hang des Winterbergs entlang ziehen, südlich begrenzt die Ahornallee das Kurviertel. Die Architekten der ersten Bauten sind selten nachweisbar, die Bauakten der Zwanziger Jahre nennen Rudolf Breuer aus Gelnhausen, bzw. die Architektengemeinschaft Schmitt-Breuer, die 1925 ein eigenes Atelierhaus in der Hansenhöhle errichtete. Die Villen sind mit einigen Ausnahmen mehr oder weniger umgebaut noch heute erhalten und vermitteln ein anschauliches Bild der aufstrebenden Badestadt im frühen 20. Jahrhundert. In unmittelbarer Nähe des Kurparks entstanden größere Villen und Hotels direkt nach der Jahrhundertwende, in dem neu ausgewiesenen Baugebiet "Hansenhohl“, heute Jahnstraße, wurden meist in den Zwanziger Jahren Pensionshäuser gebaut. Die anschließenden Neubaugebiete z.B. die Villbacher Straße wurden mit kleineren Einfamilienhäusern im Landhausstil bebaut.
Das Kurviertel ist aus historischen und wirtschaftsgeschichtlichen geschützt.
Jahnstraße
1 A, 1, 3, 5, 7, 9, 11, 13 (KD), 15, 17, 19, 21, 23/25, 27, 29 (KD), 29 A, 31/31 A (KD)
2, 4, 6/8 (KD), 10 (KD), 12, 14/16, 18, 20 (KD), 22 (KD), 26, 28, 30, 30 A, 32, 34, 36, 38
Kurparkstraße
1 (KD), 3 (KD), 5 (KD), 9, 11, 13, 15 (KD), 19, 23, 25, 27 (KD), 29 (KD), 31
2 (KD)
Kurpark
Parkanlage (KD), Lesehalle (KD), Konzerthalle (KD),
Musikpavillon (KD), Salinen- und Gradierwerk (KD)
Ludwig-Schmanck-Straße
2 (KD), 4 (KD)
Salinenstraße
6, 8, 10 (KD)
Sauerbornstraße
7, 9, 11/13 (KD), 15, 17, 19
2 (KD)
Spessartstraße
2, (KD), 4, 6, 8, 10 (KD)
Würzburger Straße
34/36 (KD)
Auf dem Gelände der heutigen Burgstraße befand sich die Niederungsburg der Ritter von Baumann zu Hohenberg. Im Jahr 1333 wird ein Dietrich von Hohenberg als Burgmann in Orb erwähnt. Das Gelände heißt daher im Volksmund "Borg" oder "Boork". In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann der Zerfall der Burganlage. Zwischen 1718 und 1752 wurden in den Ruinen der Burganlage Wohnhäuser und Scheunen errichtet. Das Anwesen Burgstraße 7 entstand in dieser Zeit, im Keller und Erdgeschoss des Wohnhauses könnten Teile der alten Borg erhalten sein. In der Stadtansicht von 1825 ist im Gelände der "Borg" noch ein großer Steinbau, vermutlich das Herrenhaus und im bayerischen Katasterplan sind parallel zur Burgstraße Reste der Burgmauer erkennbar.
Ein Großbrand zerstörte 1912 den nördlichen Bereich der Boork. Nach dem Brand wurden auf dem Gelände kleine Hofreiten aus eingeschossigen Wohnhäusern mit Mansarddächern und Scheunen in Heimatschutzstil bebaut, die teilweise noch in dieser Form erhalten sind. Südlich und östlich anschließend hat sich das Bahngelände entwickelt.
Aus historischen Gründen ist die Gesamtanlage geschützt.
Bahnhofsvorplatz und Grünanlage, altes Gleisbett
Austraße
Lokschuppen ohne Nr. (KD)
Bahnhofstraße
Bahnhofsgebäude 1 (KD)
Burgstraße
2 (KD), 4 (KD), 6 (KD), 8 (KD), 10 (KD), 12 (KD), 14, 16
5, 5a, 7 (KD), 9, 11, 13, 15 (KD),, 17, 19 (KD), 21, 23
Nachdem die Bevölkerungszahl in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert auf 4400 Personen angestiegen war, genehmigte die bayrische Regierung 1837 den Bau der Ludwigsvorstadt auf dem Gelände der ehemaligen Salinenziegelei. Dort wurden durch die mit einem Kapital von 80 000,00 Gulden gegründete
"Neuhäuser-Stiftung“ zwischen 1839 und 1845 für 28 Familien 14 giebelständige, dreiachsige Doppelhäuser errichtet (heute sind im Straßengrundriss 16 Doppelhäuser nachweisbar). Das Kapital der Stiftung stammte aus der landesweiten Kollekte des bayrischen Staates für die Not leidende Orber Bevölkerung, dem Reservefond des Königs und der Staatskasse.
Ursprünglich waren 25 Häuser für 50 Familien geplant. Der Regierungspräsident von Unterfranken, v. Giech, entwickelte ein Konzept für diese Häuser: "Zur Herstellung eines Wohnhauses für je zwei Familien, jedoch mit durchgehender Scheidewand und gesonderten Eingängen, und jede Wohnung zu ebener Erde einen Kuhstall, Futterkammer und Keller, im oberen Stocke eine heitzbare Stube, Küche nebst Kammer und unter dem Dache eine weitere Kammer, zur Trennung der Schlafstellen der Aelteren und Kinder, und letzteren insbesondere auch nach Geschlechte - endlich ein Höfchen mit Schweinestall und Dunggrube enthaltend. Solche würden a) bei massivem Bau 3314 Gulden- b) für den Bau mit Fachwerkwänden 3184 Guldenkosten, sohin im Ganzen mit Einschluß des Kaufpreises zu 1250 Gulden für den Bauplatz außerhalb des Städtchens beiläufig ein Aufwand von 89 429 Gulden 50 Kreuzer erforderlich seyn …“ Die als unverputzte Sandsteinbauten errichteten Häuser, die jeweils mit ihrem rückwärtigen Giebel aneinandergebaut wurden, sind heute in meist modernisierter Form noch weitgehend erhalten und als Gesamtanlage ausgewiesen. Zwei Häuser blieben äußerlich nahezu unverändert und sind daher als Kulturdenkmal geschützt. Die schmalen Höfchen zwischen den Häusern wurden teilweise mit Garagen etc. zugebaut, lassen sich aber im Grundriss ebenfalls noch klar ablesen. Am nordwestlichen Ende der Siedlung steht ein zugehöriger großer Scheunenkomplex mit je zwei Zufahrtstoren von der Ludwig- und der Sauerstraße.
Aus sozialgeschichtlichen Gründen ist die Siedlung erhaltenswert.
Faulhaberstraße
1, 3, 5, 7 (KD), 9, 11 (KD), 13, 15
Ludwigstraße
8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22
7, 9, 11, 13, 15, 17, 19, 19 a (KD)
Sauerstraße
6, 8, 10, 12, 14, 16, 18
Die Entstehung der Hain-Gründauer Mühle ist unbekannt. 1630 hatte Clos Wagner die Mühle für drei Jahre gepachtet, wahrscheinlich 1781 Neubau, Bannmühle der Herrschaft Ysenburg-Büdingen bis 1851/56, 1870-1886 in Besitz von Müller Hühn, seither in Familienbesitz. Mühle 1919 erweitert, in den 1960er Jahren Einstellung des Betriebs.
Zweigeschossiges Wohnhaus in Sichtfachwerk mit profiliertem Schwellenkranz, Erdgeschoss massiv, Fenster- und Türgewände in Sandstein. Erschliessung über zwei Türen mit Stichbögen, der rechte im Schlussstein auf 1781 datiert, der linke unter schönem Jugendstilvordach aus zweifarbigem Glas, Krüppelwalmdach mit Aufschiebling, Wohnbau mit Klinkeranbau erweitert.
Rechtwinklig dazu zweigeschossiger Mühlenbau von 1919 in Backstein mit kleinteiligen Industriefenstern mit feinen Eisenprofilen, horizontal gegliedert durch Ecklisenen und gestufte Giebelgesimse, horizontal mit Simsband und Zahnschnittreihe, Krüppelwalmdach mit Drempel und angeschlepptem Vordach. Giebelseitig angeschlossen Wirtschaftsgebäude in Ziegeln und Sandstein mit Fachwerkgiebel
An der östlichen Seite langes Stallgebäude mit Tür- und Fenstergewänden in Sandstein und Fachwerkaufbau kombiniert mit Scheunenteil mit großem Einfahrtstor, Krüppelwalmdach mit Aufschiebling, auf der anderen Seite Satteldach.
An der vierten Seite, dem Wohnhaus gegenüber, große massive Stallscheune mit Tür- und Fenstergewänden in Sandstein und weit vorkragendem Satteldach auf großen Bügen.
Der Mühlbach zweigt von der Gründau ab und fließt zwischen einer hohen Böschungsmauer aus Sandstein unter einem kleinen Klinkergebäude mit kleinteiligen Industriefenstern aus Eisenprofilen hindurch. Die Wasserzufuhr läßt sich durch ein Wehr mit drei kleinen Schleusen im Handbetrieb regulieren.
Großes, seit 1919 weitgehend unverändertes Mühlenanwesen, das in seiner Größe noch seine einstige Bedeutung erahnen läßt. Aus historischen Gründen ist die vierseitige Mühlenanlage als Sachgesamtheit mit Wohnhaus, Stallscheunen, Mühlengebäude, Hofpflaster und Mühlbachschleuse geschützt
Anfang des 18. Jahrhunderts Erwähnung als "Neuer Hof“, 1793 als Hof am "Hühnerfluß“, 1840 und 1842 Erweiterung von Wohnhaus und Hofgebäuden, zeitweise Eigenbetrieb der Grafen Ysenburg-Meerholz, heute in Privatbesitz.
Großer, vierseitiger Gutshof mit parallel angeordneten Wirtschaftsgebäuden und quergestellter Scheune, die den Hof zweiteilt. Im hinteren Hof dominiert das Herrenhaus. Hofeinfahrt durch zwei spätbarocke Toranlagen mit gebänderten Sandsteinpfosten, pyramidaler Verdachung und Kugelbekrönung.
Herrenhaus: zweigeschossiges, traufständiges Fachwerkwohnhaus auf hohem Kellergeschoss, Giebelwände im Erdgeschoss massiv und verputzt, Eckquaderung und leicht abgefaste Fenster- und Türgewände in Sandstein, im Obergeschoss Sichtfachwerk mit Mannfiguren an Eck- und Bundständern, profiliertem Schwellenkranz, negativen Rauten in den Brüstungsfeldern und profiliertem Ortgang, Krüppelwalmdach mit Aufschiebling. Traufseite achsensymmetrisch in drei Achsen gegliedert, die Außenachsen mit je zwei gekuppelten Fenstern. Erschliessung in der Mittelachse über zweiläufige Außentreppe mit integriertem Kellerhals, zweiflügelige Haustür mit Kassetten und vierfach geteiltem Oberlicht, flankiert von kleinen Flurfenstern. Seitlich des Eingangs Schwengelpumpe.
An der Rückseite rechtwinklig angesetzter, zweigeschossiger Anbau von 1840/42 in schlichtem Fachwerk, Satteldach etwas niedriger.
Westlich langgestreckte, zweigeschossige Stallscheune in Fachwerk, Stallteil in Sandsteinquadern, Satteldach mit Aufschiebling.
Östlich eingeschossige Stallscheune in Sandsteinquadern mit Eckquaderung und Okuli, im Hof mittig dazu rechtwinklig angebaute Scheune mit hohem Satteldach, am Giebel halber Okulus. Hofseitig große Tore mit Segmentbögen und Industriefensten des 19. Jahrhunderts mit feinen Eisenprofilen. Im vorderen Teil 1840/42 Einbau neuer, hochrechteckiger Türen und Fenster in Sandsteingewänden, als südlicher Hofabschluss winkelförmig angesetztes Wohngebäude aus Sandsteinquadern mit gekuppelten Fenstern in Sandsteingewänden und Tor zwischen Torpfosten mit profilierter Abdeckplatte ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert.
Parallel dazu das Verwalterhaus um 1900, ein eingeschossiges, verputztes Gebäude in Massivbauweise auf Sandsteinsockel; Fassade mit 8 Stichbogenfenstern in Sandsteingewänden, jeweils zwei zu vier Achsen zusammengefasst, Satteldach mit spitzgiebligen Gauben.
Hofpflaster im vorderen Hof bogenförmig in Blaubasalt, im hintern Hof Sandsteinpflasterung und verschiedene Prell- und Grenzsteine in Zweitverwendung im Hof aufgestellt, zum Teil mit Inschrift GH (Großherzogtum Hessen) und 1865.
Zum Gutshof gehören der südlich gelegene Fischteich und der Trafoturm aus den Zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts in Sandsteinquadern mit rustiziertem Sockel, umlaufenden Simsbändern, Tür- und Fenstergewänden aus Sandstein, Walmdach mit Aufschiebling, die Firstbekrönung fehlt.
Die sehr schöne, geschichtlich bedeutende Hofanlage mit klarer barocker Grundrissgestaltung und in gepflegtem Zustand ist als Sachgesamtheit aus historischen Gründen geschützt.