Berliner Straße 3-7, 2-12
Danziger Straße 1-9, 2-16
Hilgenhain
Hilgenstraße
Kirchstraße
Pfarrgarten 1-19
Schloßgasse 1-5
Sielweg
Taubengraben
Die Gesamtanlage der Ortschaft Leusel ist durch die Bebauung der Durchgangsstraße - B 62 - geprägt. In deren Verlauf erheben sich zahlreiche Hofanlagen, die markante Blickachsen setzen. Das gilt besonders für die Gebäude Danziger Straße 12-16 und Danziger Straße 9 am östlichen Rand der Gesamtanlage, wo Fachwerkwohnhäuser aus dem frühen 19. Jh. riegelartig in den Straßenraum einbinden. In östlicher Richtung davon, am Kreuzungsbereich zum Sielweg und zur Kirchstraße, sind es die Gebäude Danziger Straße 1,3 und Berliner Straße 2,4, die den platzartig ausgedehnten Straßenraum ortsbildprägend umstehen.
Ein anderer Schwerpunkt der Gesamtanlage ist die Bebauung des Sielweges, in dessen Verlauf sich mehrere Kulturdenkmäler aneinanderreihen. Der Hilgenhain und die Kirchstraße werden von kleinformatiger, dichtstehender Bebauung geprägt.
Breitenbacher Straße 4-22, 17-25
Grebenauer Straße 1-19, 2-10
Heiligengraben 4
Kleiner Weg
Königsstraße 2-10
Die Gesamtanlage der Ortschaft Lingelbach zeichnet sich durch eine geschlossene historische Bebauung im Verlauf der Durchgangsstraße aus, deren Gebäude städtebauliche Merkpunkte setzen. Der Siedlungskern befindet sich in der Umgebung der Kirche, ein bescheidener Saalbau aus dem Jahr 1793. Nördlich von der Kirche abgesetzt reihen sich mehrere Gebäude aneinander, die im Verlauf des kurvig verlaufenden, engen Straßenzuges deutliche Blickachsen begrenzen. Es sind dies insbesondere die Häuser Grebenauer Straße 13, ein kleinformatiges Gebäude mit ortstypischem Mansarddach, des weiteren Hausnr. 7, ein Gebäude, dessen Fachwerkfassade einem vielfach umgebauten Baukörper vorgelegt ist sowie das Fachwerkwohnhaus Nr. 5 aus dem Jahr 1786, dessen Fassade die Blickachse des Biebener Weges abschließt. Die Gebäude Grebenauer Straße Nr. 3 und Nr. 4 üben, dicht gegenüberstehend, eine markante Torsituation aus. Über eine wichtige städtebauliche Funktion verfügen auch die Wirtschaftsgebäude des Hofes Grebenauer Straße 11, die, von der Birkenstraße über eine Senke hinweg weit einsichtig, einen baulichen Riegel am Hang bilden. Dort, wo die Grebenauer und die Breitenbacher Straße im Ortsinneren kreuzen, prägt das breitgelagerte Wirtschaftsgebäude des Hofes Grebenauer Straße 1 ebenso wie der gegenüber befindliche Hof Breitenbacher Straße 18 mit den im nördlichen Bereich der Gesamtanlage typischen Mansarddächern. Hier umgrenzt die Gesamtanlage eine spitzwinklige Parzelle zwischen Breitenbacher Straße und Königsstraße, wo sich Höfe unterschiedlicher Erschließungen aus dem 19. Jh. aneinanderreihen.
Ortsring 11-15; 6-22
Die Gesamtanlage in Münch-Leusel umschließt nahezu die gesamte Ortschaft, die sich durch einen beachtlichen Bestand historischer Bausubstanz auszeichnet. In den Ort führen zwei kleinformatige Häuser aus dem 18./19. Jh. ein. Darauf folgt eine Anzahl mehrseitig erschlossener Höfe, die durch ihre bauliche Dominanz das Ortsbild prägen.
Als eines der geschlossensten Ortsbilder im nördlichen Vogelsbergkreis ist die Gesamtanlage schützenswert.
Eichwaldstraße 2-8
Hirtgarten 1,3; 2
Mittelstraße 1-5; 2
Willingshäuser Straße 1,2
Die Gesamtanlage der Ortschaft umgrenzt die erhöht befindliche Bebauung der Mittel- und Eichwaldstraße sowie des Hirtgartens. Besonders ortsbildprägend sind die Wirtschaftsgebäude der westlichen Seite der Eichwaldstraße, da sie in ihrer baulichen Dominanz die Niederung des Erlenbaches überragen. Im Zuge der Durchgangsstraße setzen die Höfe Willingshäuser Straße 2 sowie die mächtigen Wirtschaftsbauten an der Kreuzung zur Eichwaldstraße wichtige städtebauliche Merkpunkte.
Am Aspengarten 1, 2
An der Kirche
Bergweg
Bornstraße 1-17, 2-8
Gartenweg 1-7, 2-8
Am Hornert 1-7, 2-10
Münch-Leuseler Straße 1, 2-10
Wolfsweg 1,3
Die siedlerische Keimzelle des Ortes befindet sich in der unmittelbaren Umgebung der Kirche, die von grossformatigen Wohn- und Wohnwirtschaftsgebäuden aus dem Ende des 18. und Beginn des 19. Jh. umgeben wird. Besonders eindrucksvoll sind die Häuser Gartenweg 4 und An der Kirche 3. Beide stammen aus dem 18. Jh. Im Norden der Gesamtanlage befindet sich klein- und grossformatige Mischbebauung, deren historische Bausubstanz von kleineren Störungen durchsetzt ist. Hier befindet sich mit dem Haus Bornstraße 1A das älteste Gebäude des Ortes.
An der südlichen Ortsperipherie Alsfelds ist eine Gesamtanlage angesiedelt, deren Bausubstanz aus dem 20. Jh. datiert. Es handelt sich zum einen um die Tilemann-Schnabel-Straße mit einer Bebauung aus dem ersten Drittel des Jahrhunderts, zum anderen um die sogenannte Krebsbachsiedlung aus den 50er Jahren. Die Gesamtanlage zeichnet sich durch die zum Teil erstaunlich gut erhaltene Bausubstanz, mehr noch durch die ungestörte Siedlungsstruktur aus.
Die Bebauung der Tilemann-Schnabel-Straße rekrutiert sich aus einer regelmäßigen Staffelung traufständiger Mehrfamilienhäuser in Massivbauweise. Das Erscheinungsbild der Häuser folgt keinem einheitlichen Siedlungskonzept, sondern variiert unterschiedliche Haustypen. Den Auftakt am östlichen Straßenbeginn setzen zweigeschossige Wohngebäude in Backsteinmauerwerk über annähernd quadratischem Grundriß. Es folgen breitgelagerte, zweigeschossige Mehrfamilienhäuser mit abgewalmtem Dach und rückwärtiger Erschließung. Im hinteren Grundstücksbereich befand sich der Hausgarten mit Stallungen. Ein Bebauungsplan von 1911 zeigt die Hausnummern 8-22 und 3-17.
Es folgt auf der nördlichen Straßenseite eine lockere Bebauung aus eingeschossigen Mehrfamilienhäusern mit ausgebautem Dachgeschoß die vermutlich auch vor dem Ersten Weltkrieg entstanden. Abschließend erheben sich städtebaulich wirksam zwei schlichte Wohngebäude aus dem Beginn der zwanziger Jahre. Ihnen gegenüber befinden sich drei Einfamilienhäuser aus dem Jahr 1926. Es sind dies die typisch eingeschossigen Massivbauten mit dem charmanten Schopfwalm.
Die Bebauung der Tilemann-Schnabel-Straße vermittelt in nahezu exemplarischer Art und Weise einen Querschnitt durch die Entwicklung des Wohnungsbaues von der Jahrhundertwende bis zum Dritten Reich und ist daher als besonders selten anzutreffende Gesamtanlage ausgewiesen.
Eine städtebaulich hochkarätige Gesamtanlage ist die Krebsbachsiedlung, die in den 50er Jahren nach einem einheitlichen Plan entstand und bis heute in ihrer Siedlungsstruktur beeindruckt. Die Krebsbachsiedlung entstand nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Wohnungsbedarf der Stadt durch Flüchtlinge und Ausgebombte enorm angestiegen war. Um die Wohnungslosen - durch sie war die Bevölkerungszahl Alsfelds um 50% gestiegen - erst einmal unterzubringen, wurden Notunterkünfte in Privathäusern und Scheunen eingerichtet. Um dem Wunsch einer eigenen Wohnung der in Alsfeld heimisch gewordenen nachzukommen, gründete sich im Jahr 1948 die Gemeinnützige Bau- und Siedlungsgenossenschaft GmbH Alsfeld. Die konstituierende Sitzung der Genossenschaft fand am 5. Juni 1948 statt. Die Bebauungspläne für das Quartier um den Krebsbach datieren vom 11.12.1949. Sie wurden vom Torhaus-Atelier Alsfeld erstellt. Enorme Schwierigkeiten ergaben sich in der Finanzierung der Häuser und den fehlenden Baustoffen. Trotz allem wurden die ersten Häuser im Jahr 1950 fertiggestellt. Es handelt sich um das 18-Familienhaus Bürgermeister-Haas-Straße 16-20 und das 12-Familienhaus Jahnstraße 34/36. Im Jahr 1953 entsteht die Bebauung der Ostpreußenstraße, in deren Verlauf sich Vierfamilienhäuser des Alsfelder Architekten Büchner erheben. Der Grundriß dieser typischen Nachkriegshäuser weist als zentralen Raum die große Wohnküche aus. Das spätere Wohnungen dominierende Wohnzimmer spielt in seinem kleinen Zuschnitt nur eine untergeordnete Rolle. Vervollständigt wird unsere Wohnung von einem Schlafzimmer und einem kleinen Bad. Häuser ähnlichen Zuschnittes entstehen für die HEGEMAG (Hessische gemeinnützige Aktiengesellschaft für Kleinwohnungen) in der Schlesienstraße. Komplettiert wird das Ensemble von den 12-Familienhäusern in der Bürgermeister-Haas-Straße. Folgende Mietshäuser wurden in der Krebsbachsiedlung erbaut:
1950 Bürgermeister-Haas-Straße 16-20 18 WE
Jahnstraße 34/36 12 WE
1951 Bürgermeister-Haas-Straße 23/25 12 WE
1952 Bürgermeister-Haas-Straße 30/32 12 WE
Bürgermeister-Haas-Straße 35/37 12 WE
Ostpreußenstraße 6, 8, 11, 13 16 WE
In der Krebsbach 2, Büro und Garage
Ostpreußenstraße 12-16 12 WE
1953 Bürgermeister-Haas-Straße 34/36 12 WE
Ostpreußenstraße 10, 15, 17, 19 16 WE
1954 Schlesienstraße 2, 4, 6, 8, 10, 12 24 WE
Burgmauerweg 11A, 13
Färbergasse 2, 5
Hersfelder Straße 40-62, 39-59
Hortgasse 4-8
Östlich der historischen Altstadt erstreckt sich im Verlauf der Hersfelder Straße außerhalb der ehemaligen Stadtbefestigung eine Gesamtanlage, die einige bedeutende, städtebaulich wichtige Baulichkeiten umfasst. Einige kleinformatige Häuser am Beginn der südlichen Straßenseite, deren baulicher Kern bis in das 18. Jh. zurückreicht, setzen einen deutlichen Akzent. Blickachsen setzende Solitäre sind das ehemalige Landratsamt - Hersfelder Straße 57 - sowie das diesem gegenüberliegende Wohngebäude über langgestrecktem Grundriß. Zwei gründerzeitliche Wohnhäuser - Hersfelder Straße 59 und 61 - schließen die Gesamtanlage in östlicher Richtung ab. Im Verlauf der Hortgasse befindet sich ein dreiseitig erschlossener Hof, der denkmalpflegerische Aufmerksamkeit beansprucht.
An der Verbindungsstraße von Alsfeld Richtung Altenburg befindet sich das ehemalige Betriebsgelände der Pfeifenfabrik Raab. Nachdem 1869 die erste Pfeifenfabrik am Grabbrunnen in der Alsfelder Innenstadt von Johann Ludwig Raab gegründet worden ist, expandierte sein Sohn Ludwig aufgrund des großen Erfolgs und erwarb 1894 das am Stadtrand gelegene, fast 1 ha große Mühlenanwesen an der Altenburger Straße. Die bereits bestehenden Gebäude wurden im Zuge dessen zu 2- bis 3-Zimmer-Wohnungen für die zwölf zur Pfeifenproduktion gehörenden Arbeiterfamilien umgenutzt. Ludwig Raab und seine Frau Marie Specht ließen sich auf dem Gelände eine Villa errichten, die 1904 fertig gestellt wurde. Im gleichen Zeitraum entstanden zudem der riegelartige Fabrikationsbau und ein weiteres Mühlengebäude. Durch den technischen Fortschritt war die Firma, die sich auf Herstellung von Pfeifen aus Horn spezialisiert hatte, gezwungen ab 1932 auch die Verarbeitung von Kunststoffen voranzutreiben. Dies änderte sich allerdings abrupt nach dem Zweiten Weltkrieg. Otto Raab, der Sohn Ludwigs und damaliger Geschäftsführer, stieg auf die Herstellung von Hotel-, Labor- und Druckereimobiliar um. An den früheren Erfolg des Konzerns konnte damit allerdings nicht angeknüpft werden. 1991 erfolgte die Löschung der Firma im Handelsregister, wobei die Produktion bereits Jahre zuvor eingestellt worden ist.
Die Produktionsstätten der Raab’schen Pfeifen waren dicht an den vorhandenen Mühlgraben angelegt. Die Bestandsbauten des 19. Jh. wurden durch die Neubauten vom Beginn des 20. Jh. ergänzt. Das neu errichtete Mühlengebäude aus Backstein sorgte für die nötige Wasserkraft, die zur Produktion in der auf der anderen Seite des Mühlengrabens ursprünglich backsteinsichtigen Fabrikhalle benötigt wurde. Wohnhäuser mit Anbauten und das Trafohaus sorgen für eine städtebaulich geschlossene Baugruppe um den Mühlgraben herum und spiegeln dadurch den einst geschlossenen Produktionsablauf wider. Östlich der Produktionsstätten schließen sich größere Wirtschaftsbauten an, die als Abgrenzung zur dahinter liegenden Grün- und Waldfläche dienen. Die zum Straßenraum hin ausgerichtete Raab’sche Villa stellt zusammen mit dem riegelförmigen Fabrikgebäude die städtebauliche Dominante des Geländes dar.
Gestalterische Ergänzungen findet die Anlage durch den historischen Baumbestand und die größtenteils noch vorhandene bauzeitliche Einfriedung.
Das ehemalige Fabrikgelände der Firma Raab bildet nicht nur die frühere ruhmvolle Wirtschaftsgeschichte der Fabrikantenfamilie Raab mit der Nutzbarmachung von Wasserkraft ab, sondern ist auch Zeugnis der Stärke der Alsfelder Wirtschaft um die 20. Jahrhundertwende.
Die Altenburger Straße 60-68 ist Gesamtanlage nach § 2 Abs. 2 HDSchG aus geschichtlichen Gründen.
Aus der Geschichte Lauterbachs resultiert eine städtebauliche Entwicklung, die zu einem sehr komplexen inneren Stadtörper geführt hat. Die zu schützende "Gesamtanlage Altstadt Lauterbach" bedarf somit einer differenzierten räumlichen Festlegung, die ihren äußeren Rahmen etwa dort findet, wo das bebaute Stadtgebiet gegen 1800 seine Grenzen erreicht hatte. Damit erst ist der als Altstadt" zu bezeichnende Stadtbereich umfasst: Die Ausdehnung der Stadt stagnierte seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts für einige Jahrzehnte, bis die in der Gründerzeit wurzelnden Stadterweiterungen ganz allmählich ihre heute zu erkennenden Strukturen annahmen, die freilich gesondert zu behandeln sind. Die starke Zäsur lässt sich an Grundriss und Bild der Stadt heute noch ablesen: häufig ohne Übergang folgt auf die dichten und oft kleinteiligen Vorstadtstrukturen aus der frühen Neuzeit die offene Bebauung des ausgehenden 19. oder bereits des 20. Jahrhunderts.
Letztendlich deckt sich dies insofern mit den Entwicklungen vergleichbarer Städte, als deren Wachstum bis zum 18. oder beginnenden 19. Jahrhundert durchaus mit dem Areal innerhalb der - im Allgemeinen allerdings deutlich großzügiger als in Lauterbach angelegten - mittelalterlichen Ummauerung auskam.
Die Gesamtanlage Altstadt Lauterbach umfasst somit
- den relativ kleinen, ab 1266 ummauerten Stadtkern mit der gleichzeitig begründeten Burg,
- die mittelalterliche, nachweisbar aber erst im 16. Jahrhundert. mit einer Mauer versehene Vorstadt ("Neustadt") westlich davon,
- alle frühneuzeitlichen Stadterweiterungen, die vor den Stadttoren, insbesondere am Graben und jenseits der Lauter am "Wichhaus" entstanden sind;
- dazu den Bereich des zwar von je her mit der Stadt baulich eng verwachsenen, lange Zeit aber rechtlich von ihr getrennten Wörth.
Sie besteht also aus Räumen verschiedenartiger historischer und architektonischer wie auch sozialer Strukturen, die in ihren Gegensätzen wie in ihrem Zusammenspiel für das sich in unterschiedlichster Art ausprägende Wesen einer alten Stadt durchaus typisch sind. Trotz einiger moderner Veränderungen haben in Lauterbach solche Bereiche ihren Charakter relativ gut bewahrt. Sie dokumentieren so in der Gesamtschau die geschichtliche und topographische Entwicklung der Stadt und die Entfaltung ihrer verschiedenen Bewohnerschichten bis zum Beginn der Moderne.
Der Stadtkern
Der geradlinige Straßenverlauf von Marktplatz und Hintergasse wie auch die Grundstruktur der Parzellenaufteilung verdeutlichen noch die planmäßige Anlage des historischen Lauterbacher Stadtkerns. Seine äußere Begrenzung durch die rudimentär erhaltene und meist in die Bebauung einbezogene Stadtmauer hingegen ist schwerer nachzuvollziehen. Am deutlichsten wird sie noch im Südwesten mit der "Pforte", dem Ankerturm und den Am Graben von außen sichtbaren Befestigungsresten mit ihren Stützpfeilern sowie durch die Torsituation im Bereich der "Türmergasse" und schließlich durch die im Nordwesten vorgelagerte Burg. Im Osten allerdings wurden die alte Struktur und die Begrenzung des Stadtkerns u.a. durch den jüngeren Durchbruch des Landsknechtswegs und die dort erfolgte Neubebauung aufgebrochen und sehr stark verwischt.
Trotz ihrer geringen Größe lässt die innere Stadt heterogene Bereiche erkennen. Der Marktplatz vermittelt seine historische Funktion als wirtschaftliches und bürgerlich-politisches Zentrum der Stadt durch die Positionierung des Rathauses sowie einiger besonders repräsentativer Bürgerhäuser überwiegend des ausgehenden 16., des 17., 18. und frühen 19. Jahrhunderts, die auch Phasen strukturellen Wandels in jenem Zeitraum verdeutlichen: einzelne Bürgerfamilien schafften es, die anderen wirtschaftlich deutlich zu überflügeln.
Das 20. Jahrhundert schließlich machte sich am Marktplatz und der inneren Bahnhofstraße insbesondere durch die üblichen modernen Ladeneinbauten bemerkbar. Es sind jedoch auch - in den wirtschaftlichen Blütezeiten - zwei großvolumige Kaufhäuser neu gebaut worden, von denen das 1906 entstandene (Marktplatz 15) heute als deutlich besser dem Stadtbild angepasst erscheint als das jüngere aus dem Jahr 1959 (Marktplatz 19).
Anders strukturiert blieb der ehemalige Kirchhof, der insbesondere von den Gebäuden der früheren Lateinschule und den Pfarrhäusern umgeben ist. Seine Platzwände, die schon beim großvolumigen Neubau der Stadtkirche im 18. Jahrhundert nicht angerührt wurden, zeichnen sich durch ihren fast geschlossenen Bestand älterer Bauten aus. Wie der Kirchplatz zählt(e) auch die Hintergasse nicht zu den eigentlichen Geschäftsstraßen der Stadt und war entsprechend weniger dem Veränderungsdruck des 20. Jahrhunderts unterworfen. So hat sich hier eine größere Anzahl von Freitreppen, wie sie für die innere Stadt typisch waren, erhalten können. Zum "vorderen", stadtseitigen Tor der Burg hin lassen sich im Bereich der ehemaligen "Freiheit" Spuren herrschaftlichen Bauens ausmachen (Hintergasse 2, 3 und 4). Der Zusammenhang der beiden Wurzeln der Stadt, Kirche und Burg, erweitert durch die Anwesen des Klerus und - zumindest ansatzweise - des um die Burgherren versammelten niederen Adels, drückt sich so in der Umbauung des namenlosen Platzes zwischen beiden aus.
Die Burg
Das heutige Erscheinungsbild der Burg, deren kaum mehr kenntlicher Ursprungsbau etwa gleichzeitig mit der Stadtbefestigung Lauterbachs entstand, zeigt nur noch bruchstückhaft Hinweise auf zwei ihrer älteren Funktionen: Zum einen ist der burgentypische Wehrcharakter, wie er auch für die LauterBurg in ihrer Entstehungszeit, dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts, zu vermuten ist, aber bereits gegen 1600 in den Hintergrund getreten war, heute kaum noch ersichtlich. Andererseits wurden die Bauten des landwirtschaftlichen "Burggutes", das an der Stelle älterer Wirtschaftsgebäude seit der Mitte des 17. Jahrhunderts als damaliger nordwestlicher Vorhof der Burg in massiver Bauweise entstanden war, entfernt bzw. sind stark umgebaut. Allein das repräsentative Pächterhaus des Gutes (Burg 4) blieb hier kaum verändert bestehen.
Gut erhalten hat sich hingegen der Charakter der Burg als ehemaliger herrschaftlicher Wohn- und Verwaltungssitz, von dem aus auch über die Stadt geboten wurde.
Die "Neustadt"
Vom Stadtkern unterscheidet sich die wohl erst im 16. Jahrhundert in den hierfür erweiterten Ring der Stadtmauer einbezogene, aber in ihren Wurzeln noch mittelalterliche Neustadt insbesondere durch ihren weniger regelmäßigen Grundriss, der teilweise den Verlauf des Mühlgrabens noch nachvollziehbar macht.
Wie der Marktplatz gehören die beiden Straßen der Neustadt, Obergasse und Eisenbacher Tor zum bürgerlichen Zentrum der Stadt. So haben auch die hier zum Teil noch aus dem 16. Jahrhundert stammenden Bürgerhäuser - besonders eindrucksvoll erhalten in der Randbebauung des Platzes vor dem Hohhaus - meist repräsentativen Charakter, und die Hausformen und -größen ähneln im Wesentlichen denen des Stadtkerns, unterscheiden sich aber merklich von denen der jüngeren Vorstädte.
Anders als in der inneren Stadt werden die Reihen der bürgerlichen Anwesen in der Neustadt jedoch durch ehemalige Wirtschafts- und Gemeinschaftsbauten (Stadtmühle, städtisches Brauhaus, städtisches Backhaus) unterbrochen. Diese bleiben in ihrer Wirkung aber den Bürgerhäusern durchaus ebenbürtig, die Mühle hebt sich als Steinbau sogar hervor. Der Funktionsverlust einer an die Außenseite der älteren Stadtmauer angebauten Scheunenreihe östlich der Obergasse führte in jüngster Zeit zu deren Abriss.
Seit dem 18. Jahrhundert wird die Neustadt besonders durch das an der Stelle eines älteren Wirtschaftshofes errichtete riedeselische Stadtpalais Hohhaus geprägt, das sich historisch wie architektonisch durchaus ambivalent und spannungsvoll in das Stadtgefüge eingliedert.
Obergasse und Eisenbacher Tor haben sich als ehemalige Durchgangsstraße zu "modernen" Geschäftsstraßen entwickelt, wobei der Schwerpunkt heute am Eisenbacher Tor liegt. Dort hat dann auch, beginnend in den frühen 1960er Jahren, eine große, recht stark in die Stadtstruktur eingreifende Flächensanierung stattgefunden, der unter anderem die alte Torsituation - anders als am ehemaligen Obertor - zum Opfer gefallen ist.
Vor dem Obertor
Vor dem Obertor zur Cent hin entstanden im Umfeld des riedeselischen "Goldenen Esels" nur wenige Bürgerhäuser (1698: 2, 1725: 5). Die heutige Bebauung - deutlich wird die Tendenz zur Traufständigkeit außerhalb des Tores! - gehört im Wesentlichen dem 19. Jahrhundert an, veranschaulicht aber - von der vorbeiführenden Bundesstraße 275 her - die Situation des alten Stadteingangs noch sehr gut, während der langgestreckte Fachwerkbau des "Esels" den Altstadtbereich Hinter dem Spittel gegen die stark frequentierte Durchgangsstraße hin abschließt. Eine vergleichbare städtebauliche Funktion haben die Häuser an der Cent, die das Tor zur Burg an beiden Seiten einfassen.
Vor dem Untertor
1579 wird erstmals ein Haus "vorm nidderthor" erwähnt. Die kleine Vorstadt, die sich hier entwickelte, weist noch vereinzelte Bauten aus dem 17. und 18. Jahrhundert auf, ist aber sonst stark modernisiert worden, beginnend mit den Häusern Bahnhofstraße 31 und 33, die 1892 nach einem Brand als historistische Fachwerkhäuser neu entstanden. In letzterem existiert noch der letzte landwirtschaftliche Betrieb in der inneren Stadt. Die fast platzartige Ausweitung des Straßenraums kennzeichnet jedoch weiterhin die Situation vor dem ehemaligen Tor, dessen genauer Standort durch die Straßenverbreiterung von 1965 verunklärt ist.
Die bis heute uneinheitliche Bebauung des Altstadtbereiches vor dem Untertor vermittelt noch eine ursprünglich recht differenzierte Bevölkerungsstruktur, zu der auch die Bewohner des ehemaligen Hospitals (an der Stelle des Hauses Bahnhofstraße 19) gehörten.
Am Graben
Der auf dem schmalen Geländestreifen zwischen Stadtmauer und Lauter sich hinziehende Vorstadtbereich "Am Graben" erhielt seinen Namen vom Mühlgraben, auf dessen Verlauf er auch städtebaulich ausgerichtet ist. Topographisch macht sich außerdem das starke Gefälle zur Lauter hin bemerkbar.
Die Bebauung, bei der es sich fast ausschließlich um Handwerkerhäuser handelt, stammt meist aus dem 17. und 18. Jahrhundert und ist insbesondere zwischen dem Ankerturm und der Spittelsmühle (Am Graben 50) recht ungestört erhalten, wo sie einen beeindruckend intakten Stadtraum bildet. Der sogenannte "untere Graben", also die südliche Straßenfront ist "nicht mehr ganz so geschlossen" (Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler), weist aber dennoch einige bemerkenswerte Bauten auf. Oben wie unten reihen sich zwei-, auch dreigeschossige, schmale Fachwerkbauten in Traufstellung nebeneinander, wobei die Dächer meist durch Zwerchhäuser ausgebaut sind. Die "Winkel" zwischen den Häusern sind oft extrem eng oder später verbaut worden.
Unterhalb der Spittelsmühle schließt sich eine etwas weniger geordnete Häusergruppe an, die aber den Verlauf des Grabens ebenso noch erkennen lässt. Den Abschluss bilden das frühere städtische Armenhaus (Am Graben 88), oberhalb des Mühlgrabens auf dem Grundstück des Siechenhauses aus dem Ende des 16. Jahrhunderts gelegen, und ein ebenfalls aus Backstein gefügtes Transformatorenhaus, das mit seinem Turm einen besonderen städtebaulichen Akzent setzt.
Die Lauter
Außer dem Relief waren drei Wasserläufe von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung von Gestalt und Grundriss der Stadt: der namengebende Lauterbach (allgemein: "die Lauter"), der davon abgezweigte Mühlgraben und der in die Lauter mündende Wörther Bach. Während letztere heute unterirdisch verlaufen bzw. zugeschüttet wurden, ist der stadtbildprägende Charakter der Lauter offenbar geblieben. Bemerkenswert ist die hier erfahrbare enge Einbeziehung des (wenn auch kleinen) Flusses in das Weichbild der Stadt; natürlichen Wasserläufen kommt sonst allgemein eine die städtische Bebauung begrenzende Funktion zu.
Abwechslungsreich sind die unterschiedlichen Arten der Beziehung zwischen Fluss und Bebauung: Während das FlussAm Graben durch die Häuserzeile unzugänglich ist und die hinter den Häusern gelegenen Gärten und Höfe an das Wasser reichen, wenden die Anwesen Am See ihre Fassaden dem Fluss zu; Hinter der Langgasse hat sich die Nutzung des schmalen Streifens zwischen Weg und Wasser durch Wirtschaftsgebäude und Gärten eindrucksvoll erhalten.
Ablesbar ist stellenweise die allmähliche Entwicklung der Ufermauern. Zunächst entstanden Fundamente der Uferbebauung bzw. Stützmauern der Höfe und Gärten (z.B. Am Graben 21), wobei hier und da die Zugangsmöglichkeit zum Wasser durch einfache Treppenanlagen (Steinweg 10) gewahrt blieb. Zuletzt wurden die durchgezogenen, aus heimischen Basaltsäulen gefügten Mauern errichtet, die den Fluss in seine Grenzen verweisen.
Verkehrsgeschichtliche Bedeutung haben im Bereich der Lauter die Schrittsteine und die 1911 errichtete "Seebrücke" als Flussübergang vom See zum Graben.
Jenseits der Lauter: Wichhaus, Langgasse und untere Hainigstraße, Eselswörth
Der Name Wichhaus bezeichnet insbesondere den östlichen Bereich des jenseits der Lauter gelegenen Stadtteils, dessen Bebauung meist aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammt. Der Stadtteil wird strukturiert vom Ufer der Lauter und dem offensichtlich nach Plan entstandenen Straßenkreuz Langgasse/Lindenstraße gegen Hainigstraße. Dazu kommen nachgeordnete "Hintergassen" wie die Löbersgasse und die völlig ungeordnete kleinteilige Struktur Hinter der Lang.
Die Bebauung gleicht im Allgemeinen der des Grabens, ist aber zumeist jünger und einfacher.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstanden an der Lauter zwei wichtige Häuser (Hainigstraße 2 und Am See 3). Sie sind - wie viel später das Haus Hainigstraße 4 - als Ansatz einer sozialen Aufwertung des Gebietes zu begreifen, die dann aber nicht zustande kam. Der Charakter der Hainigstraße als wichtiger alter Stadtzugang lässt sich an ihrer Verbreiterung stadtauswärts erkennen, ist andererseits aber durch die Aufwertung der Lindenstraße und Langgasse als durch die Stadt führende Bundesstraße und damit verbundene Abbrüche im Kreuzungsüberformt worden.
Das Wichhaus war wesentlich durch Handwerker geprägt, darunter kam den Gerbern (Löbersgasse!) einige Bedeutung zu. Diese hatten "ihre schmutzigen, die Luft verderbenden Werkstätten außerhalb der Stadt am Wasser", merkte Stadtphysikus Thilenius im späten 18. Jahrhundert an. Es gab aber auch zwei wichtige öffentliche Funktionen: Die breit angelegte Lindenstraße, im Grundriss dem Marktplatz ähnlich, diente spätestens im 18. Jahrhundert Marktzwecken. Am unteren Ende des Wichhauses wurde noch im 16. Jahrhundert das erste Domizil der Schützengesellschaft errichtet (vgl. Eselswörth 12).
Nach Süden schließt dieser Bereich der Gesamtanlage Altstadt mit einer Reihe sozial- und baugeschichtlich interessanter "Kleinbürgerhäuser" im Rudloser Weg ab.
Wörth und Rockelsgasse
Das "Dorf" Wörth, seit dem Mittelalter neben der Stadt be-zeugt und 1822 mit ihr vereinigt, verdeutlicht seinen Charakter als solches nur am Rande: schon 1650 waren von 63 Anwesen nur vier als richtige Bauernhöfe zu bezeichnen gewesen, während mehr als ein Dutzend der Häuser von Familien riedeselischer Dienstmänner bewohnt wurde. Die Zahl der freiherrlichen "Diensthäuser" stieg bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts auf 26 an (vgl. Alter Steinweg 4, Am Wörth 51). So stehen in den zum Wörth zählenden Straßen (Am Wörth, Steinweg, Rockelsgasse, Hinter dem Spittel) fast ausnahmslos die gleichen, wenn auch allgemein etwas einfacheren Gebäude wie in den kleinbürgerlichen Vorstädten an Mühlgraben und Lauter: dichte Reihen zwei- und auch einstöckiger, traufständiger und mit Zwerchhäusern verBauten, zum Teil noch aus dem 17. und sogar 16. Jahrhundert.
Hinter dem Spittel macht sich die unmittelbare Nähe des Hohhauses durch zwei repräsentativere Gebäude bemerkbar, die als Beamtenwohnhäuser ebenfalls den Residenzcharakter der Stadt vermitteln.
Die Bedeutung der Landwirtschaft am Wörth hat, nach der vorhandenen Baustruktur zu urteilen, im 19. Jahrhundert zugenommen (vgl. Am Wörth 34 und Am Wörth 42).
Zwei starke Veränderungen betrafen den Stadtbereich im 20. Jahrhundert: Der um 1956 erfolgte Durchbruch der Vogelsbergstraße lässt die Zugehörigkeit seiner westlichen Teile zur Altstadt kaum noch erfassen und das Umfeld der Kanalstraße war seit den 1950er Jahren besonderem Innovationsdruck ausgesetzt, dem nicht immer in städtebaulich befriedigender Art nachgegeben wurde.
Insbesondere aus stadtgeschichtlichen Gründen ist der nach Straßendurchbruch und -verbreiterung in seiner alten Struktur erhaltene Teil der Rockelsgasse zur Gesamtanlage Altstadt zu rechnen. Mit einiger Sicherheit lag das im frühen 9. Jahrhundert genannte Oberlauterbach im engeren Umfeld dieser Gasse, deren heutige Bebauung bis in das 17. Jahrhundert zurückreicht (Rockelsgasse 40), und die einen alten nach Lauterbach führenden Fernstraßenverlauf nachzeichnet.