Die Gesamtanlage erstreckt sich anschließend an die in der frühen Neuzeit vor dem Untertor gewachsene Vorstadt. Das Gelände dort hatte schon in geschichtlicher Zeit einige Bedeutung. Hier war der alte Friedhof angelegt (Bahnhofstraße 44), und der "Kreuzweg" war die alte Verbindung von der Stadt zur mittelalterlichen Fulda-Marburger Straße und darüber hinaus zum Galgen und weiter nach Schlitz bzw. Hersfeld.
Insbesondere auf den Bahnanschluss ist es zurückzuführen, dass der historische Kreuzweg als "Bahnhofstraße" zur Magistrale der ersten modernen, in der Gründerzeit wurzelnden Stadterweiterung Lauterbachs wurde: Die Oberhessische Eisenbahn Fulda-Gießen hatte wegen der gegebenen Oberflächenformen nur weit im Norden, dem Talverlauf der Lauter und des Brennerwassers folgend, an Lauterbach vorbeigeführt werden können. Somit war die erste Lauterbacher Station, der spätere Nordbahnhof, 1871 in einem Abstand von etwa 750 m nordöstlich des damaligen Stadtrandes, jenseits des Brennerwassers entstanden.
Ein Jahrzehnt früher war, an die Vorstadt vor dem ehemaligen Untertor unmittelbar anschließend, der "Felsenkeller auf dem Johannesberg" erbaut worden. Von dort führte nun die Bahnhofstraße in gerader Linie zum Bahnhof. Ihre gründerzeitliche Bebauung begann gegenüber dem bereits seit 1842 nicht mehr genutzten Friedhof mit den Häusern des Kreisamtes (1875) und der Reichspost (1888).
Der folgende Abschnitt der Straße wurde dann vom Ende des 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts vollständig bebaut. Wie der Bahnanschluss die Hoffnungen auf einen wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt nicht sogleich erfüllte, entstand auch an der Bahnhofstraße erst verzögert ein "Bauboom", sie entwickelte sich dann aber zur prächtigsten Straße der Stadt, gekennzeichnet insbesondere durch repräsentative Villen und gestalterisch kaum weniger anspruchsvolle Mietshäuser, die den Gestaltungswandel vom Historismus über den Jugendstil zu einer moderaten Sachlichkeit veranschaulichen. Charakteristisch für die Bahnhofstraße ist aber auch eine Anzahl öffentlicher Gebäude, darunter das Finanzamt (1901), die Höhere Bürgerschule (1902), die Reichsbanknebenstelle (1904) und schließlich die Bezirkssparkasse, für die 1911 zuerst das Haus Bahnhofstraße 62 erbaut wurde. Bezeichnenderweise fanden an der zwar stark frequentierten Straße jedoch zunächst - bis auf eine Ausnahme, vgl. Bahnhofstraße 74 - keine neuen Geschäftshäuser einen Platz.
Die Großzügigkeit des 1897 als projektiert bezeichneten Fluchtlinienplans der Bahnhofstraße ermöglichte langfristig den Erhalt der Vorgärten und Einfriedungen, die ein wichtiges Element des Straßenbildes darstellen.
Von der Bahnhofstraße ausgehend wird der Hang zur Lauter durch kurze Seitenstraßen erschlossen, an denen zwei typische und qualitätvolle Beispiele der Lauterbacher Wohnhausarchitektur um 1930 (Am Kreppelstein 1, Am Högerich 1) zu stehen kamen. Die Bleichstraße hingegen führt zur spätestens in der frühen Neuzeit entstandenen Högerichsmühle. Ihr schließen sich als öffentliche Einrichtungen der um 1910 als städtischer Bullenstall entstandene Baukomplex Lauterstraße 1 und die gegenüberliegende Feuerwache aus dem Jahr 1953 an. In einem gewissen Zusammenhang mit dem Bullenstall, der noch an die Bedeutung der Landwirtschaft in der Stadt erinnert, ist jenseits der Lauter die Große Bleiche zu sehen, deren Auengelände zeitweise als Viehmarktplatz diente und noch heute als Ort der jährlichen Viehprämierungen genutzt wird.
Ihren nördlichen Abschluss findet die Gesamtanlage in der Umbauung des Walter-Dürbeck-Platzes, wo gegenüber einem ehemaligen Brauereigebäude aus dem Jahr 1907 die Fabrikantenvilla Bahnhofstraße 88 einen bemerkenswerten Akzent setzt.
Die Gesamtanlage dokumentiert wesentliche Faktoren der Entwicklung Lauterbachs im 19. und frühen 20. Jahrhundert, so etwa mit dem ehemaligen Landratsamt die endgültig seit 1852 erlangte Kreisstadtfunktion, mit dem Gebäude der Reichsbank die zunehmende zentralörtliche Bedeutung der Stadt, aber auch mit der jüngeren Nutzung der Großen Bleiche die Rolle der Stadt im ländlichen Umfeld. Andererseits exponiert sich besonders an der Bahnhofstraße anspruchsvolles bürgerliches Wohnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Jenseits des Brennerwassers und hat sich im Umfeld des 1871 eingerichteten Nordbahnhofs bis in die 1930er Jahre eine vielgestaltige Bebauung entfaltet.
Der Bahnhof als Herz der Gesamtanlage bildet keine städtebauliche Dominante, da er seitlich der Ausfallstraße nach Schlitz seinen Platz fand. In seiner endgültigen Ausformung jedoch bezieht sich das Empfangsgebäude mit seinem östlichen Treppenhausvorbau auf die kurze Zufahrt, die von der Bahnhofstraße zum Bahnhofsvorplatz führt.
An der genannten Ausfallstraße entstanden - meist im Auftrag der hier ansässigen Sägewerksbesitzer Henkel - zunächst zeitgleich mit dem Bahnhof das Wohnhaus Schlitzer Straße 2 und ein Menschenalter später stadtauswärts bis in den Mühlweg hinein eine dichte Reihe großvolumiger Mietshäuser, die zum Teil - auch sehr repräsentative - Fachwerkkonstruktionen zeigen.
Außerdem wurden um 1910 noch als dezenter Jugendstilbau das Betriebsamt der Reichsbahn sowie ein sachlicheres Wohnhaus für Bahnbedienstete errichtet (Schlitzer Straße 1 und 3). Aus einer frühen Bahnhofswirtschaft entwickelte sich in markanter Position gegenüber der Zufahrt zum Bahnhofsvorplatz und an der Schlitzer Brücke und dem Brennerwasser ein größerer Hotelbau. Den östlichen Abschluss der Gesamtanlage bildet schließlich ein älteres, seit dem 18. Jahrhundert zu belegendes Anwesen: die Untere Schlagmühle. Ihr tief im Auenbereich der Lauter liegendes Wohnhaus und die dazu gehörigen Wirtschaftsbauten (Mühlwerk und -graben sind nicht erhalten) werden an der Zufahrt wirkungsvoll ergänzt durch einen zusätzlichen Wohnhausbau aus dem Jahr 1893 (Mühlweg 11).
Westlich des Bahnhofs entstand - die Möglichkeit des Schienenanschlusses nutzend - ein Industriegebiet, dessen älteste Ursprünge freilich auf die bereits 1695 gegründete und im 19. Jahrhundert ausgebaute Papiermühle am Brennerwasser (Bahnhofstraße 90) zurückgehen. Ihr folgte bald nach 1900 die Molkerei, die wegen ihres besonders engen baulichen Zusammenhangs mit dem Bahnhof in die Gesamtanlage einbezogen wurde.
Die vom äußeren Eindruck her am wenigsten spektakuläre Stadterweiterung entwickelte sich entlang der Wegverbindung vom alten Viehmarkt zur Fuldaer Straße. Sie wurde seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert sukzessive bebaut. Früher Ausgangspunkt war das Anwesen Lindenstraße 69, errichtet in der Art eines Streckhofs 1876 (Wirtschaftstrakt) und 1880 (Wohnhaus).
Mit Einfahrtstoren, Haustür und rückwärtigem Gartenhaus blieb es insgesamt gut erhalten; die nicht verputzten Backsteinausfachungen des konstruktiven Gefüges setzen einen städtebaulichen Akzent. Vor dem schlichten Nachbarhaus Lindenstraße 71, 1903 erbaut, ist die Grundstückseinfriedung von städtebaulichem Wert. In der Gestaltung anspruchsvoller als die beiden genannten Häuser steht das 1902 geplante Fachwerkwohnhaus Lindenstraße 89 am nordöstlichen Ende der Gesamtanlage.
Mit zeitlichem Schwerpunkt in den ersten beiden Jahrzehnten des anschließenden Jahrhunderts füllen den Raum zwischen den die Gesamtanlage abschließenden Gebäuden Ein- und Mehrfamilienhäuser, darunter Beamtenwohnhäuser des Landkreises (Lindenstraße 54 und 56, 1924), der Stadt (Bleichstraße 1/3, 1927) und der Eisenbahndirektion Frankfurt am Main (Nr. 64, 1923). Bei letzterem hat man, so ist in den Planunterlagen zu lesen, "anstelle der vorgesehenen No 1 Träger ... Eisenbahnaltschienen" verwendet. Teilweise entstanden noch, nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen, eher schlichte Fachwerkbauten.
Zu fast allen Häusern wurden die nach wie vor üblichen und notwendigen kleinen Stall- bzw. Einlagerungsgebäude errichtet, mehrfach sind ansprechende Haustüren der Bauzeit erhalten geblieben (Lindenstraße 62, 1926). In der Zusammenschau lässt sich an der Bebauung der äußeren Lindenstraße die ökonomische Problematik der Jahre nach dem ersten Weltkrieg relativ gut nachvollziehen. So war Lindenstraße 66 bereits 1914 als Massivbau geplant, kam aber erst 1921 als Fachwerkbau und ohne die ursprünglich bereits vorgesehenen Bäder zur Ausführung, während (außerhalb der Gesamtanlage) Haus Lindenstraße 111 die Phase wirtschaftlicher Konsolidierung in den mittleren 1920er Jahre vermittelt.
Der altstadtnahe Abschnitt der Lindenstraße bewahrt insgesamt ein Straßenbild das die Bewertung als Gesamtanlage aus geschichtlichen Gründen rechtfertigt.
Die Hainigstraße erhielt 1893 ihren Namen nach dem Hainig, dem Hausberg der Stadt Lauterbach. Sie folgt im Verlauf einer von Osten (Angersbach) über den Hopfenberg kommenden, sicher mittelalterlichen Straße, die spätestens 1640 erwähnt wurde und die die Stadt an der Pforte am Ankerturm erreichte.
Die Bebauung der äußeren Straßenabschnitts, der bis dahin zwischen bürgerlichen Gärten in bevorzugter Lage hindurchgeführt hatte, begann kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert. Um 1900 wurden Baufluchtlinien festgelegt. Prägender Architekt war hier Gustav Jockel, der an der Hainigstraße auch sein eigenes Wohnhaus errichtete. Die Gesamtanlage umfasst die kleine Gruppe der in räumlichem Anschluss an die Altstadt zwischen 1897 und 1914 entstandenen Wohnhäuser; insgesamt schlichter als in der Bahnhofstraße sind sie meist als (zum Teil verschindelte) Fachwerkkonstruktionen mit noch als histo-ristisch einzustufenden Details erbaut.
Die Gesamtanlage umfasst ein Stadterweiterungsgebiet des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts, das der seit den 1830er Jahren als Staatsstraße ausgebauten Vogelsbergstraße folgt. Als erste Gebäude jenseits der Lauter entstanden bereits 1846 das Haus der Casinogesellschaft und ein Jahrzehnt später die ihm benachbarte Likörfabrik Habicht. Die restliche Bebauung schloss sich dann erst seit dem späten 19. Jahrhundert an, etwa zugleich also mit der der Bahnhofstraße, blieb aber insgesamt vom Anspruch wie vom Umfang zurückhaltender. Vor allem der zur Lauter abfallende Hang westlich der Straße war jedoch als Baugebiet attraktiv, hier wurden von 1902 bis in die 1920er Jahre mehrere auf die teilweise parkähnlich ausgestaltete landschaftliche Situation bezogene größere und kleinere Villen bzw. Wohnhäuser erbaut. Die frühesten blieben noch dem Historismus verpflichtet, darunter ist Vogelsbergstraße 35 hervorzuheben. Einige der späteren (1907 bis noch 1922) entstanden - und hier zeigt sich ein deutlicher Gegensatz zur Bahnhofstraße - mit starkem Bezug zu Architekturvorstellungen der damals aufkommenden Gartenstadtbewegung und in Anlehnung an den von Hermann Muthesius und den Darmstädter Professoren Karl Hofmann und Friedrich Pützer propagierten Landhausstil. Vereinzelt haben sich zum (nicht regulierten!) Fluss hin in den Gärten Relikte von Trockenmauern und einfachen Treppenanlagen erhalten.
Östlich der Straße setzt die 1906 begonnene Turnhalle mit der umgebenden Freifläche einen besonderen städtebaulichen Akzent. Unter kultur- und sozialgeschichtlichen Gesichtspunkten betrachtet, löst sie als - wenn auch späte - bauliche Manifestation der Turnerbewegung quasi das ganz in der Nähe stehende, etabliert-konservativ geprägte Casinogebäude ab.
Wirkungsvoll in der Biegung der Vogelsbergstraße platziert, schließen ein 1922 für die "Mitteldeutsche Hartsteinindustrie" errichtetes massives Wohnhaus (Vogelsbergstraße 72), das im Zusammenhang mit dem unweit gelegenen ehemaligen Basaltsteinbruch am Bilstein zu sehen ist, und ein etwa gleichzeitig von der Stadt errichtetes Doppelwohnhaus in zeittypischem Stil die Gesamtanlage nach Süden ab.
Die weitere Bebauung der Vogelsbergstraße setzt sich mit einzelnen, einem späten Historismus bzw. dem Heimatschutzstil zuzuordnenden Wohnhäusern bis nach Blitzenrod fort, erfolgte jedoch sukzessive und in später aufgefüllten räumlichen Abständen. Daher verliert sich südlich des Pommernwegs ein erkennbarer städtebaulicher Zusammenhang. Die südliche Stadterweiterung bildet eine Gesamtanlage aus geschichtlichen Gründen.
1924 erhielten die Adolf-Spieß-Straße, die Altebergstraße, Alexander-Stöpler-Straße, Schiller- und Goethestraße, Querstraße (jetzt: Siedlungsweg) und Am Schober ihre Namen. Sie umschreiben das damals hier im Entstehen begriffene erste flächige Lauterbacher Stadterweiterungsgebiet der jüngeren Neuzeit. Sein Straßennetz erschließt ohne größeren städtebaulichen Anspruch etwa gitterförmig das leicht ansteigende Gelände westlich der Altstadt. Außer der Abzweigung der Adolf-Spieß-Straße von der Cent fehlt ein spürbarer Bezug des neu bebauten Areals zur tiefer gelegenen Altstadt.
Auf Grund seiner kontinuierlich erfolgten Bebauung im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts und der relativ ungestört erhaltenen Bausubstanz ist das Stadterweiterungsgebiet als eine Gesamtanlage zu sehen, in der freilich zwei Bereiche unterschiedliche Konzepte erkennen lassen.
Der südliche Bereich (A) der Gesamtanlage ist durch frühen gemeinnützigen bzw. kommunalen Wohnungsbau geprägt.
Um dem akuten Wohnungsmangel des ausgehenden 19. und des ersten Viertels des 20. Jahrhunderts entgegenzuwirken wurde 1900 der Victoria-Melitta-Verein (später: Bauverein) mit der Aufgabe gegründet, den Bau günstiger Wohnungen zu fördern. Der Verein begann sogleich im Westen vor der Stadt an der unteren Altebergstraße nach einem Entwurf von Jacob Reuter eine Gruppe von vier schlichten zweigeschossigen Doppelhäusern in Massivbauweise für Arbeiterfamilien zu errichten. Die Häuser wurden bald privatisiert, stark verändert und erweitert, so dass eine geschlossene Bauzeile entstand. Die ursprüngliche Struktur mit segmentbogigen Fenstern und verschindelten Fachwerkgiebeln ist nur noch am Haus Altebergstraße 2 zu erkennen.
Noch vor dem Ersten Weltkrieg folgten die kleinen Häuser Altebergstraße 18 und 20 sowie Hahnenteichstraße 2 und 4 in individuellen Ausführungen.
Im Verlauf des Jahrzehnts nach dem Krieg wurden in unmittelbarer Nähe durch die Gemeinnützige Heimstättenbaugesellschaft Lauterbach e.V. drei Gruppen von Reihenhäusern nach Plänen von Kreisbauinspektor Adolf Pfeiffer errichtet. 1920 entstanden die Häuser Am Schober 2, 4, 6, 8, 10 und 12 als schlichte eingeschossige Zeile (heute verputzt oder verschindelt) auf Basaltsockel und mit durch Schleppgauben ausgebautem Mansarddach. Die Häuser erhielten kleine Vorgärten und in den größeren rückwärtigen Gärten zusätzliche Stallgebäude.
Ähnlich, aber zweigeschossig und gestalterisch etwas anspruchsvoller folgten 1921 die Häuser Nr. 1, 3, 5, 7, 9 und 11. Hier sind die Eingangsbereiche mittels anderthalb Geschosse hoher, durch einfache Gesimse gegliederter backsteinsichtiger Wandflächen betont, von denen ein einfaches Sohlbankgesims in den Obergeschossen der Gebäude ausgeht. Dieses für das Straßenbild recht bedeutende Element lässt sich als sehr dezentes Zugeständnis an Modernes Bauen der 20er Jahre interpretieren. Die gestalterisch ebenso wichtigen Haustüren wurden alle ausgetauscht, lediglich das Haus Nr. 3 hat seine originale Tür behalten. Auch diese Häuser erhielten in den rückwärtigen Gärten Stallgebäude, ebenso wie die ein Jahr später nach gleichem Plan erbauten, aber mit einem Kopfbau und mit Satteldächern versehenen Häuser Nr. 14, 16, 18, 20, 22 und 24, die jedoch durch individuelle Umbauten stärker gestört sind als die älteren. Die ursprünglich beabsichtigte gleichmäßige Wirkung der Hausreihen konnte wegen der Privatisierung der einzelnen Häuser nicht gewahrt bleiben, sollte aber bei fälligen Renovierungen wieder angestrebt werden.
Unterhalb der Siedlung Am Schober entstanden im jetzigen Siedlungsweg nach der Mitte der 1920er Jahre weitere Wohnhäuser wieder nach Entwürfen von Adolf Pfeiffer. Ursprünglich für ein Bauunternehmen geplant, konnten die Bauten zum Teil erst Jahre später für die Stadt Lauterbach bzw. für die Heimstättenbaugesellschaft ausgeführt werden.
Es entstanden eingeschossige verschindelte Fachwerkhäuser auf Basaltsockeln und mit leicht geschweiften, meist durch Schleppgauben ausgebauten Kielbogendächern. Die Häuser weisen heute zum Teil die üblichen individuellen Veränderungen (Fenster, Verkleidung) auf.
Relativ gut erhalten (mit einigen originalen vierflügeligen Fenstern) ist das Einzelhaus Nr. 1. Die anderen entstanden bis 1928 als Doppelhäuser. Nr. 2 besitzt noch Schlagläden, wohl aus der Bauzeit, und zwei kleine, gestreckt-oktogonale Fenster, die als gestalterisches Detail der in einer schlichten, dem Heimatschutzstil verpflichteten Art errichteten Gebäude auffallen. Besonders wichtig ist für die Erscheinungsform der Häuser auch die kleinteilige Schindelverkleidung mit den in den Giebelfeldern angedeuteten Geschosstrennungen. Insgesamt vermittelt das Straßenbild am Siedlungsweg ein besonderes Maß an Geschlossenheit.
Den Häusern des Siedlungswegs vergleichbar ist das Doppelhaus Altebergstraße 11/13 von 1925.
Zu erwähnen sind in diesem Abschnitt der Gesamtanlage weiterhin Altebergstraße 7 und 9, aus Fachwerk konstruierte, großvolumige Arbeiterhäuser des Sägewerks Krömmelbein, die 1920/21 erbaut, den Beginn der Straße Am Schober wirksam einfassen. Ähnlich gestaltet setzt der Privatbau Altebergstraße 24 der Gesamtanlage im Westen einen abschließenden städtebaulichen Akzent.
Im südwestlichen Abschnitt der Alexander-Stöpler-Straße erheben sich weitere Wohnhäuser, die in den späten 1920er Jahren für die Stadt (durch das städtische Baubüro, Nr. 30/32), für die Heimstättenbaugesellschaft (27/29) und - nahe dem Südbahnhof - die Darmstädter "Siedlungsgesellschaft für das Verkehrspersonal" (31/33/35) errichtet wurden.
Der im Norden sich anschließende Abschnitt (B) der Gesamtanlage zeichnet sich durch ein großzügiger angelegtes Straßenraster und größere Grundstücke aus, die mit einzelnen Wohnhäusern aus den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts bestanden sind, wobei Bauten aus der Zeit der Weimarer Republik deutlich überwiegen.
Als Hauptachse der Gesamtanlage fungiert die Adolf-Spieß-Straße, die vom alten Stadtausgang im Bereich Obertor/Burg/Cent zum 1901 eröffneten Südbahnhof führt. Etwa in ihrer halben Länge zweigen nach rechts die Rimloser Straße und nach links die Schillerstraße ab. Der Kreuzungsbereich ist als kleiner Platz mit einer Grünfläche und einem Baum ausgebildet. Die Nordseite des unteren Abschnitts der Adolf-Spieß- wie der Rimloser Straße - und zugleich der Gesamtanlage - wird markant begrenzt von der Umfassungsmauer der Brauerei. Die beiden sich der Mauer anschließenden, noch vor dem Ersten Weltkrieg entstandenen Häuser Rimloser Straße 7 und 9 gehören aus städtebaulichen Gründen zum Bereich der Gesamtanlage.
Als charakteristisches Merkmal an der Adolf-Spieß-Straße ist außer dem Südbahnhof die 1905 näher zur Stadt hin erbaute katholische Kapelle zu nennen. Beide Gebäude verdeutlichen zusammen mit dem anspruchsvollen Wohnhaus Adolf-Spieß-Straße 15 den durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vereitelten Ansatz, an der zum Südbahnhof führenden Straße die städtebauliche Qualität der Bahnhofstraße noch einmal zu erreichen.
Daher wird die Gesamtanlage fast ausnahmslos durch Ein- und Mehrfamilienhäuser auf Gartengrundstücken geprägt, mit denen die Adolf-Spieß-Straße wie die Alexander-Stöpler- und die Schillerstraße in sehr schneller Folge in den 1920er und frühen 1930er Jahren bebaut wurden. Ihr leicht variierender gestalterischer Anspruch kann als Ausdruck der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen gelten. Beispielhaft und nahezu ungestört lässt sich die stilistische Entwicklung des privaten und öffentlichen Wohnungsbaues einer sich entfaltenden ländlichen Kreisstadt im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts nachvollziehen.
Nicht selten reizvolle Architekturdetails verraten Vorstellungen der Bauzeit, wobei Einflüsse der Landhausarchitektur (Alexander-Stöpler-Straße 10), Details des Expressionismus (Adolf-Spieß-Straße 10, Goethestraße 6/8) oder des dekorativen Stils "um 1930" (Goethestraße 18/20 und 19) spürbar werden. Am stärksten freilich setzen sich Vorstellungen der Heimatschutzbewegung durch.
Sie fanden eine Fortsetzung in den Doppelhäusern Rimloser Straße 2/4 bis 14/16, die als typische frühe Nachkriegsbauten nach Plan des Architekten Egon Ludwig ab 1947 bis Mitte der 1950er Jahre für die "Bauinteressengemeinschaft Lauterbach" der Freiherren Riedesel errichtet wurden. Diese Häuser ergänzen architektonisch, thematisch, zeitlich und räumlich den Zusammenhang der Gesamtanlage im Norden, während sich im Westen die Verquickung mit Industrieanlagen (insbesondere im südwestlichen Abschnitt der Schillerstraße und auch der Alexander-Stöpler-Straße) schon in den 1930er Jahren ungünstig auf die räumliche Entwicklung der Wohnbebauung ausgewirkt hat.
Die Bebauung der Gartenstraße begann in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts und folgte in relativer Entfernung zur Altstadt zwei bereits im frühen 19. Jahrhundert an der Cent entstandenen größeren Anlagen: dem "Bauhof" des Architekten Andreas Fink und dem Anwesen Cent 25, das zuerst 1842 als Wohnhaus des riedeselischen Forstsekretärs bzw. Oberförsters Heimberger nachzuweisen ist. Der Name der Straße wie auch zwei erhaltene Gartenhäuser aus der Zeit um 1800 belegen, dass hier ein schon länger gärtnerisch genutztes Areal bebaut worden ist. Entsprechend weisen die relativ einfachen, durch Fachwerkdetails und insbesondere Verschindelungen geprägten Wohnhäuser der Straße einen gewissen - frühen - Bezug zur Landhausarchitektur auf. Gartenstraße 6 wurzelt im Jahr 1904 und wurde von Jacob Reuter entworfen, ebenso wie das benachbarte Doppelhaus, das 1905 als eingeschossiger, lisenengegliederter Putzbau errichtet wurde und 1927 seine beiden Obergeschosse erhielt. Auch die drei folgenden Häuser, Nr. 12, 14 und 16 sind nach Entwürfen Reuters zwischen 1908 und 1913 entstanden. Anzumerken ist, dass Gartenstraße 6 in der jüngsten Zeit einen dekonstruktivistischen Anbau erhielt, der in Lauterbach für Furore sorgte.
1919 bis 1924 wurde für Arbeiter und Angestellte der Lauterbacher Damenhutfabrik (LADAFA) unweit des Werkes, das rudimentär in den Bauten Gartenstraße 11 und 20 erhalten geblieben ist, eine kleine Siedlung errichtet. Sie führte den Namen LADAFA-Kolonie. Zuerst entstanden vier Arbeiterhäuser (Nr. 23, 25, 27 und 29) nach Plänen von Heinrich Reuter. Die eingeschossigen, schindelverkleideten Fachwerkbauten über quadratischem Grundriss und mit Basaltsockeln und hohen Zeltdächern enthielten im Keller noch einen Kleinviehstall, im Erdgeschoss eine Küche und zwei Stuben sowie eine weitere Stube im durch Schleppgauben ausgebauten Dachgeschoss. Als Besonderheit öffnen sich vor den Hauseingängen in den Baukörper einbezogene kleine Veranden. Wirkungsvoll gestaffelt folgen die Bauten der ansteigenden Goldhelg und werden abschließend ergänzt durch zwei größere Einfamilienhäuser (Nr. 31 und 33), 1924 von Hermann Fink entworfen - wiederum als verschindelte Fachwerkbauten, jetzt aber mit ausgebautem Satteldach, ohne Stalleinbauten und etwas großzügiger dimensioniert.
Die beabsichtigte Gesamtwirkung der Siedlung ist heute dadurch gestört, dass in jüngster Zeit die Verschindelung bei zweien der kleineren Häuser durch eine nicht der ursprünglichen Intention angepasste senkrechte Verbretterung ersetzt wurde.
Die kleine Werkssiedlung ist Kulturdenkmal aus bau- und sozialgeschichtlichen Gründen.
Die Gesamtanlage Allmenrod wird eindrucksvoll von - meist im 20. Jahrhundert ausgebauten - bäuerlichen Höfen des 18., 19. und frühen 20. Jahrhunderts bestimmt, die in der Art eines Haufendorfes unregelmäßig angeordnet dem Verlauf der mittleren Hauptstraße, dem Oberdorf und einigen kurzen Seitenwegen folgen. Teilweise von der Straße zurückgesetzte traufständige Hofanlagen bilden alternierend mit giebelständigen ein wenig gestörtes, abwechslungsreiches Ortsbild, dem sich auch die Neubauten und Erweiterungen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch durchaus anpassen (Lauterweg 1 von 1904; eindrucksvoll die großvolumigen Fachwerkwohnhäuser der Höfe Hauptstraße 21 und 29 aus den 1930er Jahren). Städtebaulich bemerkenswert ist auch der Straßenraum des als eine "Hintergasse" einseitig bebauten Querwegs und die nördlich anschließende Gruppierung kleiner Höfe aus der Zeit um und vor 1800, von denen das Anwesen Oberdorf 10 mit seiner jüngeren Erweiterung durch einen Stall-Scheunenbau hervorzuheben ist. Die Entwicklung der Hofformen wie auch der Landwirtschaft ist in Allmenrod gut nachvollziehbar.
Etwas abseits im Nordosten des leicht gestreckten Dorfkerns steht an der "Kirchenwiese" der Fachwerkbau des Allmenröder Gotteshauses, ursprünglich vom Kirchhof umgeben. Nördlich davon hat in Richtung des neuen Friedhofes an der früher nach Wallenrod führenden Straße zu Anfang des 19. Jahrhunderts ein lockerer Ausbau begonnen (Kleinbauernhaus Hauptstraße 13, Einhof Am Dirkelberg 2). Hier sind im 20. Jahrhundert auch die öffentlichen Gebäude des Dorfes entstanden: die Schule, das Spritzenhaus mit der Waage, ein neues Feuerwehrgerätehaus und zuletzt das Dorfgemeinschaftshaus. Der ursprüngliche Dorfmittelpunkt, ehemals gekennzeichnet durch das inzwischen abgebrochene Backhaus, befand sich im Bereich der sog. "Insel" an der Einmündung des Oberdorfes in die Hauptstraße (die dort jetzt zentral aufgestellte Pumpe ist eine jüngere Zutat!). Element des Ortsbildes war hier bis 1958 ein Bach, der entlang des Oberdorfes verlief und in historischer Zeit sogar eine Mühle (Oberdorf 11) angetrieben haben soll.
Der ursprüngliche, früher landwirtschaftlich geprägte Dorfkern mit relativ alter, bis in das 17. Jahrhundert zurückreichender und baugeschichtlich recht bemerkenswerter Bausubstanz hat sich gut erhalten und bildet mit einer kleinen, angepassten Dorferweiterung des beginnenden 20. Jahrhunderts (Vogelsbergstraße 147, 174 und 178) den Schwerpunkt der Gesamtanlage, die freilich durch den Verkehr auf der Bundesstraße 275 erheblich in Mitleidenschaft gezogen wird. Im Norden schließen sich Schule und Kirche an, die den Stand der durch die Fabrik beschleunigten Dorfentwicklung im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts dokumentieren. Beide sind auf Fernsicht konzipiert bzw. in wirkungsvollem Bezug zur Staatsstraße errichtet worden, so dass den umgebenden Grünflächen, zu denen auch der jüngere Blitzenröder Friedhof und das an der Straße errichtete Gefallenendenkmal von 1922 zu rechnen sind, eine städtebauliche Bedeutung zukommt. Es folgt an der Vogelsbergstraße eine kleine Gruppe von Wohnhäusern, die einen guten Querschnitt der landschaftsbezogenen Architektur der 1920er Jahre darstellen.
Der flächenmäßig größere Teil der Gesamtanlage Blitzenrod entwickelt sich im Süden des Dorfkerns und westlich der Lauter und wird vor allem durch die Industrialisierung bestimmt. Das an der Stelle der Baumwollspinnerei im Wesentlichen aus rotem Backstein errichtete und mit dem gleichen Material mehrmals erweiterte Gebäude der Hutfabrik nimmt direkt an den Dorfkern anschließend den Raum zwischen der Bundesstraße und der Lauter ein; ältester Bauteil ist der mittlere Längsflügel, er lässt nach den Innenhöfen und nach Süden die ursprüngliche, anspruchsvolle gründerzeitliche Fassadengestaltung rudimentär erkennen. Zur Straße entstand um 1925 nach Entwurf von Heinrich Metzendorf ein kleiner, durch Lisenen gegliederter Erweiterungsbau, dem sich nach Norden ein langezogener Trakt anschließt, der ab der Mitte der 1930er Jahre in einem zurückhaltend modernen, durch waagerechte Fensterbänder und Gesimse gekennzeichneten Stil erbaut wurde. Er prägt die Orsdurchfahrt in besonderem Maße.
Die rückwärtigen Erweiterungen sind optisch wenig spektakulär, jedoch gehört dazu der von der Lauter abgezweigte und zur Energiegewinnung genutzte Graben mit den entsprechenden technischen Gebäuden.
Den südlichen Abschluss der Straßenfront der Fabrik bildet ein 1875 noch für die Spinnerei durch Baumeister Jockel errichtetes Arbeiterwohnhaus (Vogelsbergstraße 159, konstruktives, zur Straße hin verkleidetes Fachwerk). Die später für die Arbeiter der Hutfabrik erbauten Wohnhäuser reihen sich entlang der östlichen Seite der Bundesstraße (die geraden Nummern von Vogelsbergstraße 198 bis 212A) von denen die drei älteren ursprünglich mit nach außen zu öffnenden Fenstern norddeutschen Einfluss zeigten.
So hat sich die mit der Fabrik in engerem Zusammenhang stehende Bebauung nach Süden entwickelt - es schließen sich außerhalb der Gesamtanlage noch weitere Arbeiterwohnhäuser an -, während die Fabrikantenvilla mit ausgedehntem Park und ein Direktorenwohnhaus im Norden entstanden, die reizvolle landschaftliche Situation nutzend, die sich westlich der Fabrik fortsetzt und - bezogen auf die Gesamtanlage - ihren Abschluss mit der von der Vogelsbergstraße zum Bahnhof Blitzenrod führenden Brücke über die Lauter findet. Widerlager und Strompfeiler der Zweibogenbrücke sind wohl schon Mitte der 1830er Jahre entstanden. Im Zuge der Einrichtung des Bahnhofs und später teilweise erneuert, verschwindet sie unter dem hohen, wirkungsvoll mit Kastanien bestandenen Straßendamm, der das Lautertal und den die Turbine der Hutfabrik antreibenden Graben quert.
Nördlich des Dammes gehört zur Gesamtanlage die Fläche des aufgelassenen ersten Blitzenröder Friedhofs (Flurstücke 91 und 92).