Friedhofstraße (Alter Friedhof)
Heidelberger Straße 13 - 41 (Westseite), 18 - 50 (Ostseite)
Meerbachstraße 3, 4 - 8 (Südseite)
Mönchbachweg
Die Gesamtanlage Heidelberger Straße erfasst den Siedlungsbereich entlang der südlichen Ausfallstraße von Bensheim, die in der Hauptsache in den Jahren zwischen 1890 und 1912/ 13 bebaut wurde. Das Gebiet umschließt im Wesentlichen die Parzellen der Häuser Heidelberger Straße 13/15 bis 41, wobei die am Südrand der Meerbachstraße stehenden Häuser Nr. 4 bis 8 hier miteinbezogen sind sowie Heidelberger Straße 18/20 bis 50 mit dem jenseits des Mönchbachweges befindlichen alten Friedhofsgelände. Aus Richtung der Bensheimer Altstadt entwickelt sich die Gesamtanlage aus einem eher bescheidenen, kleinbürgerlichen Wohngebiet mit ein- bis zweigeschossigen Wohn- bzw. Doppelwohnhäusern hin zu einem großzügig bemessenen Wohnpark, der in der stattlichen Villa Eulenhorst (Nr. 50) kulminiert. Der gesamte südliche Bereich ist von den Wohnbauten des Bensheimer Fabrikanten Wilhelm Euler beherrscht, der südöstlich des Friedhofes bzw. östlich seiner Wohnhäuser am Meerbach seine Papierfabrik errichtet hatte. Der Architekt seiner Häuser und auch seiner Fabrikgebäude war immer Heinrich Metzendorf, von dem innerhalb der Gesamtanlage insgesamt acht Wohnbauten stammen. Vor allem die beiden Wohnsitze Eulers, aber auch die Villa des Ziegeleibesitzers Otto Heitefuß (Nr. 37) sind jeweils in große, parkähnlich angelegte Gartengrundstücke platziert, die noch heute einen wertvollen Baumbestand aufweisen und das Gebiet zusammen mit dem alten Friedhof zu einer für Bensheim und die ländlich geprägte Bergstraße charakteristischen Wohnparklandschaft des frühen 20. Jhs. werden lassen.
Die Gesamtanlage ist vor allem im nördlichen Bereich durch einzelne Neubauten geringfügig gestört. Den Auftakt bilden jedoch zwei sich gegenüberliegende Doppelwohnhäuser, wobei das Gebäude an der Ecke zur Friedhofstraße noch aus der Barockzeit stammt und als Einzeldenkmal ausgewiesen ist, während das Haus Heidelberger Straße 13/15 mit seinem Sandsteinvorbau und dem auffälligen Fachwerkgiebel der Jahrhundertwende angehört und als Bau des Historismus einen besonderen Wert als Bestandteil der Gesamtanlage hat. Diese Einschätzung trifft auch auf weitere Bauten zu, wie das Haus Nr. 22, ein Ziegelbau mit roter Sandsteingliederung, oder das Haus Nr. 21, das Albertusheim, ein zweigeschossiger Putzbau mit horizontalen Gesimsen und entsprechenden Fensterverdachungen im Obergeschoss, das noch seine alte Einfriedung sowie im Vorgarten ein bedeutendes Sandsteinkruzifix aufweist. Auch das Haus Nr. 25, ein eineinhalbgeschossiger Putzbau mit Zwerchhaus und Einfriedung mit kugelbekrönten Sandsteinpfosten, sowie die Doppelwohnhäuser 28/30 und 31/33 mit den markanten Zwerchhäusern gehören in diese, vor allem den nördlichen Teil der Gesamtanlage charakterisierende Kategorie von Häusern.
Zunächst auf der Ostseite, ab der Einmündung des Mönchbachweges, beginnt dann die Reihe der von Metzendorf errichteten bzw. von ihm beeinflussten Häuser. Den Anfang macht eine kubische, zweigeschossige Villa mit steilem Walmdach und rund vortretender Kante (Nr. 32), dann folgen zwei weitere, eindeutig von Metzendorf konzipierte Wohnhäuser mit Pyramidendächer (Nr. 38 und 40), die 1911 errichtet wurden. Daneben eine weitere Kleinvilla, dann, unterbrochen von einem Wohnhaus unserer Zeit, das sogenannte Beamtenwohnhaus ( Nr. 44), ein früher, noch historistisch geprägter Bau Metzendorfs, die Villa Eulennest (Nr. 46) von 1898/99, die 1902/03 vom Architekten selbst noch einmal erweitert wurde, und die Villa Eulenhorst von 1912, zu der noch die "Autohalle" von 1922 gehört. Am südlichen Rand des großen Grundstückes der Villa Eulenhorst wurde leider 1960 und 1962 in zwei Bauabschnitten ein Altersheim (Caritasheim St. Elisabeth) errichtet, das durch einen geschlossenen Gang mit der umgenutzten Villa verbunden wurde. 1965 entstand westlich des Neubaus noch die Kirche St. Elisabeth, ein interessanter moderner Sakralbau des Architekten Wilhelm Bieler, der sich jedoch im Gegensatz zu dem inzwischen modernisierten Altersheim dem Gesamtensemble unterordnet. Die Kirche mit der abgerundeten Fassade wurde in rotem Ziegelstein und mit einem geknickten Dach ausgeführt.
Auf der gegenüberliegenden, der westlichen Seite der Heidelberger Straße, reihen sich drei weitere, ebenfalls als Einzeldenkmäler bewertete Bauten: dazu gehört die von dem Frankfurter Architekten Adolf Moritz 1906/07 errichtete Gewerbeschule, für deren Bau sich ebenfalls Heinrich Metzendorf beworben hatte; dann die bereits erwähnte Villa Heitefuß von 1905 und das Prokuristenwohnhaus von 1907/08 (Nr. 39), das ebenfalls von Metzendorf stammt. Dahinter, an der Meerbachstraße, reihen sich noch zwei interessante Wohnbauten (Nr. 4-8), wovon das eine als Doppelwohnhaus noch historisierend mit zwei Zwerchhäusern (eines mit Zierfachwerk) ausgebildet ist, während das andere bereits Jugendstileinflüsse aufweist. Den Abschluss bildet auf dieser Straßenseite das heute im Äußeren weitgehend vereinfachte, ebenfalls giebelständige Wohnhaus Nr. 41, das einen kleinen Vorbau mit Pultdach sowie einen Giebel mit Fischgrätfachwerk über konsolgestützter Pultverdachung aufweist.
Wesentlicher Bestandteil der Gesamtanlage Heidelberger Straße sind die bereits erwähnten parkähnlichen Grünzonen der beiden Villen des Kommerzienrates Euler. Die malerisch vom Meerbach voneinander getrennten Gartenparzellen gehören konstitutiv zum Bautyp des Landhauses, wie es in England entwickelt und möglicherweise unmittelbar von dort von Metzendorf übernommen wurde. Die Grünbereiche schaffen einen Puffer zwischen Wohn- und emissionsreicher Fabrikanlage und vermitteln auch harmonisch zum benachbarten Friedhofsgelände, das mit seinen zahlreichen historisch und künstlerisch wertvollen Grabmälern, dem Baumbestand und der alten Kirche ein bedeutendes Zeugnis der Sepulkralkultur darstellt (s. Friedhofstraße).
Es gibt in Bensheim kaum ein Wohnviertel, in dem dieses großräumige, mit großbürgerlichem Selbstbewusstsein zur Schau gestellte Wohnen, wie es vor dem Ersten Weltkrieg noch möglich war, so anschaulich zu finden ist. Selbst das baukünstlerisch wertvolle und ebenfalls als Gesamtanlage nach dem Denkmalschutzgesetz ausgewiesene Metzendorfviertel an der Ernst- Ludwig-Straße kann diese Weiträumigkeit nicht aufweisen, wie sie in den Landhausanlagen Nr. 46 und 50 realisiert wurde.
Die Gesamtanlage Heidelberger Straße bildet somit einen kulturgeschichtlich hochwertigen vorstädtischen Bereich mit zahlreichen qualitätvollen Einzeldenkmälern. In ihrem Kontrast zwischen bescheidenen Wohnhäusern im nördlichen Bereich und repräsentativen Villen südlich ist sie von besonderer kultur-, für Bensheim auch ortsgeschichtlicher Bedeutung. Darüber hinaus ist vor allem der Bereich der Eulerschen Häuser wegen seiner Grundstruktur mit der geschickt gestaffelten Anordnung der Gebäude und deren baulicher Detailgestaltung durchaus auch von künstlerischem Rang.
Gartenstraße 7/9 - 19
Häuserzeile des Historismus entlang dem östlich gelegenen Abschnitt der Gartenstraße. Die Häuser wohl noch im 19. Jh. im Zusammenhang mit der Entwicklung des Bahnhofsviertels entstanden. Sie schließen den Bahnhofsvorplatz nach Norden hin ab, sind somit neben dem Bahnhof selbst historische Restzeugnisse des ursprünglichen Erscheinungsbildes. Hervorzuheben sind die beiden westlichen Häuser Nr. 17 und 19, wobei Nr. 19 ein mächtiges Walmdach und einen akzentuierenden Risalit aufweist, während Nr. 17, ein vierachsiger Sandsteinbau mit Satteldach, durch ein Zwerchhaus mit Krüppelwalm Betonung erfährt. Die Fenster des Gebäudes sind zudem durch rote Sandsteingewände, kräftige konsolgestützte Fensterbänke und Entlastungsbögen hervorgehoben. Westlich ein nachträglicher Anbau mit Dachterrasse. Das interessante Doppelwohnhaus Nr. 13/15 wurde in seinem westlichen Teil verändert, es zeigt hier einen Vorbau mit gerahmtem Doppelfenster und Pultdach, das zum darüberliegenden Mansardgeschoss abtrennt. Seitlich der Eingangsbereich. Der östliche Teil zeigt einen Risalit mit steilem Mansardsatteldach. Bei Nr. 11 handelt es sich um einen die historische Häuserzeile unterbrechenden Neubau, während Nr. 7/9 wieder ein Doppelwohnhaus ist. Dieses präsentiert sich als spätklassizistischer Putzbau, der von flachen Risaliten mit Giebeln und Lisenenrahmungen gefasst wird. Die Fenster zeigen rote Sandsteingewände, die beiden Geschosse werden durch ein schmales Kranzgesims optisch voneinander getrennt. An beiden Schmalseiten erneuerte Treppenanlagen.
Die kleine Gesamtanlage am nördlichen Rand der Gartenstraße ist ein wichtiges Zeugnis der Stadtentwicklungsgeschichte Bensheims.
Gartenstraße 20 - 26
Schützenstraße 2
Gruppe von vier, weitgehend zeitgleich entstandenen Wohnhäusern auf der westlichen Seite der Gartenstraße, jenseits der Bahnlinie. Die Häuser, nach 1904 entstanden, könnten alle aus dem Umfeld des erfolgreichen Architekturbüros von Heinrich Metzendorf stammen, eindeutig nachgewiesen ist dies allerdings nur für das Haus Nr. 20, das 1904 für den Unternehmer G.F. Hechler errichtet wurde und als Einzeldenkmal ausgewiesen ist. In diese Kategorie fällt auch das städtebaulich relevante Doppelhaus an der Einmündung der Schützenstraße, das in seiner Ausformung mit den ausladenden geknickten Kanten und dem aufgeschobenen Walmdach deutlich an das Haus Parkstraße 5/7 in Metzendorfs Landhaussiedlung Schönberger Tal erinnert. Dazwischen liegen zwei ähnlich gestaltete Wohnhäuser, beide eingeschossig mit hohem Mansardgeschoss und Satteldach, wobei Nr. 22 im Obergeschoss durch breite Korbbogenfenster mit dazwischen liegender Fischgrätlattung auffällt. Außerdem ist die giebelständige Hauptfassade durch Konsolfriese geschmückt. Der Eingang liegt östlich in einem Vorbau.
Nr. 24 hat einen gelben Sandsteinsockel, im verputzten Erdgeschoss Rechteckfenster und im Obergeschoss kleine Rundbogenfenster mit hölzernen Klappläden. Unter den Fenstern Konsolfries in rotem Sandstein. Im Dach Schleppgaupen. Der Eingang liegt auch hier seitlich in einem Vorbau.
Bei allen vier Anwesen sind die Einfriedungsmäuerchen erhalten, der Staketenzaun wurde leider in einem Fall durch einen unpassenden Jägerzaun ersetzt.
Die vier Häuser bilden noch heute ein eindrucksvolles Gesamtensemble und sind für Bensheim von besonderem siedlungs- und ortsgeschichtlichen, aber auch baukünstlerischen Wert.
Frankensteinstraße 3 - 9
Hohenweg 6 - 14
Weitgehend einheitliche Gruppe von vier Siedlungsbauten aus der Zeit unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg. Jeweils zweigeschossige Doppelwohnhäuser, wobei die beiden Gebäude am Hohenweg vom Architekturbüro Heinrich Metzendorfs entworfen wurden. Auftraggeberin war hier und wahrscheinlich auch bei den beiden anderen Bauten die Gemeinnützige Baugenossenschaft GmbH Bensheim.
Abgesehen von dem Sonderfall Frankensteinstraße 3/5 wurden die Häuser einheitlich als Backsteinbauten über gemischten Granit-Sandsteinsockeln aufgeführt. Den Abschluss bilden aufgeschobene Walmdächer. Die Fassaden sind völlig schmucklos, sie sind durch Lochfenster mit Zementstürzen und -fensterbänken gegliedert. Ein weiteres strukturierendes Element bildet der leichte Geschossüberstand des Obergeschosses, dessen Schattenwirkung den Eindruck eines Gurtgesimses vermittelt. Die beiden Bauten am Hohenweg sind völlig identisch ausgeführt, sieht man von einer Rekonstruktion der Nr. 14 in anderem Material ( Hohlblocksteine) ab.
Auch das Haus Frankensteinstraße 7/9 entspricht in Form und Material diesem Typus, weist jedoch risalitartige, einachsige Wandvorsprünge auf, wodurch der Mittelteil zurücktritt. Neben dieser homogenen Gruppe sachlich-nüchterner Mietshäuser bildet das Haus Frankensteinstraße 3/5 wegen seiner Form und seines Materials einen starken Kontrast. Vermutlich etwas früher errichtet und möglicherweise von einem anderen Architekten vermittelt es einen fast romantisch-pittoresken Eindruck. Auch hier wurde der gemischte Steinsockel verwendet, darüber erhebt sich jedoch ein eingeschossiger Putzbau, dessen straßenseitige Hauptfassade durch Einsprengsel aus Granit- sowie roten und gelben Sandsteinquadern belebt wird. Über dem Hauptgeschoss erhebt sich ein steiles Mansardsatteldach, in dem zwei doppelachsige Gaupen mit hohen, geschweiften Abschlüssen und pultverdachten Blumenbänken ruhen. Auch hier treten einzelne Quader malerisch aus der Putzfläche hervor und geben ihr eine lebendige Struktur. Die Eingänge liegen seitlich und sind ebenfalls durch kleine Pultdächer geschützt.
Die kleine, aus den vier Doppelwohnhäusern sich konstituierende Gesamtanlage steht beispielhaft für den frühen Mietswohnungsbau einer Kleinstadt. Durch die Mitwirkung Heinrich Metzendorfs an der Planung einzelner Bauten zeichnet sie sich durch eine gewisse gestalterische Qualität aus, die sie aus dem üblichen regionalen Siedlungsbaugeschehen der Vorkriegszeit hervorhebt.
Schwanheimer Straße 31 - 57 (Nordseite), 54 - 74 (Südseite)
Die Schwanheimer Straße ist eine geradlinig nach Westen (Richtung Schwanheim) verlaufende Ausfallstraße, die um die Jahrhundertwende weitgehend einheitlich mit ein- bis zweigeschossigen Wohnhäusern bebaut wurde. Diese homogene Grundstruktur hat sich trotz der erheblichen Belastung durch den Fahrzeugverkehr bis heute erhalten, sieht man von dem völlig unpassenden modernen Flachbau Nr. 37 ab.
Den Auftakt auf der Nordseite macht ein zweigeschossiges Wohnhaus mit Satteldach (Nr. 31), das sich durch eine anspruchsvollere Fassadengliederung auszeichnet: Diese besteht aus einem Gurtgesims und kräftigen Fenstergewänden, im Obergeschoss zusätzlich betont durch konsolgestützte, horizontale Verdachungen mit flachen Bogenabschlüssen. Das an der Ecke zur Schützenstraße positionierte Haus dürfte um 1880 entstanden sein. Das gegenüber, jenseits der Schützenstraße gelegene folgende Haus ist ein eineinhalbgeschossiger Backsteinbau mit Krüppelwalmdach, der zur Straße ein großes, zentrales Zwerchhaus aufweist. Mit seiner Sandsteingliederung weist er sich als für den Historismus des ausgehenden 19. Jhs. typische Baulichkeit aus.
Die folgenden Häuser, unterbrochen von Nr. 37, sind weitgehend identisch als bescheidene eingeschossige Wohnbauten konzipiert, die niedrigen Dächer sind meist durch ein zentrales Zwerchhaus oder durch Gaupen erweitert. Haus Nr. 47 ist dagegen ein markanter, zweigeschossiger Eckbau an der Einmündung der Neugrabenstraße, dessen Hauskante durch einen Fachwerkerker markiert wird, der wiederum die Blickachse aus der Frenaystraße bestimmt. Die beiden folgenden Bauten sind ebenfalls zweigeschossig, Nr. 51 zeichnet sich durch einen verschieferten Giebel mit dreiseitigem Erker aus. Im Dach des giebelständigen Hauses ein Zwerchhaus, darunter der pultüberdachte Eingang. Den Abschluss der nördlichen Zeile bildet das bescheidene, jenseits der Annastraße stehende Haus Nr. 57, das in seinen Giebeln eine interessante, vom Jugendstil beeinflusste Kreisornamentik zeigt.
Die Häuserreihe auf der Südseite ist stilistisch differenzierter, jedoch im gleichen Zeitraum entstanden. Der westlichste Bau ist ein Doppelhaus aus Backstein (Nr. 72/74), traufständig und eingeschossig und mit flachem Risalit, der ein Walmdach trägt. Im Dach wird der Risalit von flachen Schleppgaupen gerahmt. Nach einem großen, giebelständigen Bau mit Krüppelwalm zwei kleine Häuser mit steilen Satteldächern und Granitsockeln, am Haus Nr. 68 noch die alte Giebelverkleidung durch vertikal angeordnete Bretter. Haus Nr. 64 ist ein Bau Heinrich Metzendorfs, den dieser 1905 für den Bauunternehmer Haaf konzipierte. Das Gebäude mit dem auffälligen Fenstererker ist als Einzeldenkmal ausgewiesen.
Bei den nun folgenden Bauten Nr. 62 und 60 handelt es sich um Kniestockhäuser, wobei das Haus Nr. 60 noch das originale Erscheinungsbild mit Backstein- und Fachwerkwänden zeigt. Zur Straße tritt ein schmaler Baukörper mit Satteldach vor, dahinter ein Treppentürmchen mit Haube, das zum Hauptbau, der ein Walmdach trägt, vermittelt. Neben diesem malerischen Beispiel des Historismus ein mächtiger Backsteinbau von zwei Geschossen, der mit einem breiten Risalit zur Straße vortritt. Den östlichen Abschluss auf dieser Straßenseite bilden die beiden die Einmündung der Frenaystraße rahmenden Häuser 54 und 56, wobei sich das traufständige Haus Nr. 54 mit seiner eingeschossigen Bauweise und dem zentralen Zwerchhaus im Satteldach als charakteristisch für das Gebäudeensemble entlang der Schwanheimer Straße erweist.
Die Gesamtanlage Schwanheimer Straße ist als typische Wohnstraße der Zeit um 1900 für Bensheim von besonderer orts-, architektur- und siedlungsgeschichtlicher Bedeutung.
Arnauer Straße
Bismarckstraße 1 - 15 (Ostseite), 2 - 12 (Westseite)
Blütenweg
Darmstädter Straße 2 - 104 (Westseite), 5 (Rodensteiner Hof) - 79 (Ostseite)
Dürerstraße
Ernst-Ludwig-Straße 1 - 35 (Ostseite), 2 - 40 (Westseite)
Fehlheimer Straße 9 - 35, 43 (Ostseite)
Friedrichstraße
Hochstraße
Karlstraße 1 - 3 (Nordseite), 2 - 8 (Südseite)
Kirchberg
Kirchbergstraße 10 - 32 (Nordseite), 23 - 31 (Südseite)
Lindenstraße 2
Moltkestraße
Pestalozzistraße 3 - 5 (Ostseite), 4 (Westseite)
Postgasse
Richard-Wagner-Straße 3
Roonstraße 1 -17, 8 - 20
Seminarstraße 2 - 10 (Südseite), 7 - 19 (Nordseite)
Weiherstraße 4 - 12 (Südseite)
Wilhelmstraße 17-73 bzw. 10-62 (Altes Kurfürstliches Gymnasium) (Wilhelmstraße 52, Altes Finanzamt)
Ziegelhüttenweg
Nördlich der Bensheimer Altstadt erstreckt sich ab dem Ritterplatz das große Villengebiet entlang der Darmstädter Straße. Zu beiden Seiten dieser eigentlichen "Bergstraße" (B 3), in einem langgestreckten Bereich zwischen dem Bensheimer Hausberg, dem Kirchberg, und dem Winkelbach reihen sich wie an einer Perlenkette, an parallel verlaufenden Straßen und regelmäßigen Querverbindungen, kleine und größere bürgerliche Landhäuser, partiell unterbrochen von einzelnen, gewichtigen Verwaltungsgebäuden. Der 221 m hohe Kirchberg mit seinen seit Jahrhunderten bestehenden Weinbergslagen und dem bekrönenden, biedermeierlichen Kirchberghäuschen bietet für dieses recht homogene Wohngebiet eine wichtige, charakteristische Hintergrundkulisse.
Entstanden sind die flächenmäßig größten Bestandteile dieses Siedlungsgebietes in den Jahren vom letzten Jahrzehnt des 19. Jhs. bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges. Die Stadt Bensheim verfolgte damals eine Politik, die bewusst die Ansiedlung und Neugründung von Gewerbe- und Industriebetrieben verhinderte, um die exponierte geographisch-klimatische Situation attraktiv für wohlhabende "Rentiers" und "Finanziers" zu halten, die sich hier ihre Land- und Ruhesitze schaffen sollten. In zahlreichen Zeitungsanzeigen und Werbebroschüren warben Stadt und der 1860 gegründete Verkehrs- und Verschönerungsverein mit dem malerischen, mittelalterlichen Stadtbild, dem milden Klima der Bergstraße und auch mit den "schönen modernen Villenvierteln nach Prof. Metzendorf". Heinrich Metzendorf war der junge, ehrgeizige Baumeister, der von dem einflussreichen Kommerzienrat Wilhelm Euler nach Bensheim geholt worden war, um die städtische Planungspolitik in die Tat umzusetzen. Von ihm stammen auch die bedeutendsten Bauten, er war der Architekt, der die meisten Bauten des Viertels realisieren konnte. Von seinen über 400 Bauprojekten, die er insgesamt in ungefähr zwei Jahrzehnten erstellte, stehen allein in Bensheim 130, davon die meisten und imposantesten entlang der Ernst-Ludwig-Straße. Dieser Bereich der Gesamtanlage ist allgemein auch als Metzendorf-Viertel bekannt. Es zeichnet sich durch individuell gestaltete Landhäuser von großer handwerklicher Qualität aus, die stilistisch den Historismus der neunziger Jahre überwunden bzw. weiterentwickelt haben, wobei der Einfluss des benachbarten Darmstädter Jugendstils in gemilderter Form spürbar wird.
Den südlichen Auftakt der Gesamtanlage aber bildet am Ritterplatz zunächst das historisch gewachsene Kulturdenkmälerensemble von barockem Rodensteiner Hof mit der Anlage des Stadtparks, ehemaligem Gasthaus "Zum weißen Roß" und "Altem Postamt". An Stelle der Wirtschaftsflügel des alten Adelshofes wurden in jüngster Zeit drei moderne Pavillonbauten errichtet, denen u.a. zwei bedeutende Metzendorf-Villen folgen, die für die bekannte Bensheimer Familie Guntrum errichtet wurden (Nr. 15, 17). Auch das Haus Nr. 19, unmittelbar vor der ev. Kirche, geht auf Metzendorf zurück, ist jedoch stark vereinfacht. Die leicht erhöht liegende, eingeschossige Kleinvilla mit den charakteristischen Satteldachzwerchhäusern und der gusseisernen Veranda (Nr. 13) dürfte noch in den neunziger Jahren entstanden sein. Sie ist typisch für das Villengebiet und wiederholt sich in leicht abgewandelter Form weiter nördlich und vor allem entlang Wilhelmstraße und Fehlheimer Straße.
Nach der spätklassizistischen Michaelskirche Mittermayers setzen vor allem die beiden mächtigen Villenbauten Metzendorfs an der Einmündung der Hochstraße einen starken Akzent, aber auch die dazwischen liegenden historistischen Wohnhäuser (Nr. 27, 29) sind keineswegs bedeutungslos. Eine Störung bildet allerdings das ev. Gemeindezentrum. Auch die Häuser an der Westseite der Darmstädter Straße sind nicht uninteressant. Hervorzuheben sind das traufständige Wohnhaus Nr.12 mit dem zentralen Zwerchhaus, das folgende Anwesen mit dem ehemaligen Biergarten und dem steinsichtigen Nebengebäude sowie das eingeschossige Traufenhaus Nr. 26. Der markante Ziegelbau der Neorenaissance (Nr. 20) an der Ecke zur Friedrichstraße ist als Einzeldenkmal ausgewiesen.
Bis zur Kirchbergstraße reihen sich vor allem entlang der Ostseite der Darmstädter Straße beeindruckende Villenbauten, nur unterbrochen vom mächtigen Sandsteinkubus des ehemaligen Kurfürstlichen Gymnasiums. Danach werden die Häuser teilweise etwas anspruchsloser, um sich dann im Bereich Moltkestraße bis Roonstraße in einer ununterbrochenen Reihe teilweise von Metzendorf geplanter, kunsthistorisch interessanter Villen fortzusetzen. Die Westseite ist mehr von Neubauten durchsetzt, hervorzuheben ist natürlich die für die Entwicklungsgeschichte der Bergstraße wichtige Villa Irene (Nr. 38), die bereits in der 1. Hälfte des 19. Jhs. errichtet wurde. Nach dem spätklassizistischen Bau der ehem. Taubstummenanstalt (Nr. 52) und dem heutigen Staatsbauamt (Nr. 56) wird auch auf dieser Seite die Reihe qualitätvoller Villen dichter, um schließlich in dem Bau der repräsentativ in einem weitläufigen Gartengelände gelegenen Villa Nr. 104 zu kulminieren, die mit dem Baudatum 1914 auch zeitlich einen Endpunkt setzt.
Hinter der Ev. Michaelskirche verläuft bis zur Kirchbergstraße die Arnauer Straße (bis 1956 Ludwigstraße) parallel zur Darmstädter Straße. Sie bietet sowohl topographisch als auch zeitlich den Eingang zum Metzendorfviertel, da mit dem Haus Nr. 7 wohl die erste, von H. Metzendorf konzipierte Villa in diesem Bereich entstand. 1895 erbaut, ist sie noch ganz dem romantischen Historismus verpflichtet und hat kaum noch etwas mit dem mächtigen, repräsentativen Wohnhaus Nr. 15 zu tun, das - nur wenige Schritte weiter - zwei Jahre später ebenfalls durch Metzendorf errichtet wurde.
Mit diesem Gebäude ist die beeindruckende Reihe der Metzendorf-Häuser eröffnet, die sich hangseitig entlang der Ernst-Ludwig-Straße zieht und die im wesentlichen nur durch den hässlichen, völlig unpassenden Neubau in der Achse der Kirchbergstraße (Nr. 11) gestört wird. Neben einem stark veränderten Haus des Architekten Wilhelm Nahrgang (Nr. 17) stehen hier, vor allem konzentriert um die Einmündung der Dürerstraße, einige von Metzendorfs meisterlichsten Schöpfungen, sein eigenes Wohnhaus (Nr. 25) sowie die beiden Eulerschen Wohnhäuser Euleneck (Nr. 21) und Dürerstr. 2. Zusammen mit der imposanten, von seinem Bruder Georg entworfenen Villa Dürerstr. 5 bildet dieses begrenzte Gebäudeensemble vor dem Hintergrund der sanften Hügelkuppen das Bild einer einzigartigen, anspruchsvollen Wohnlandschaft aus dem Anfang des 20. Jhs.
Zu diesen, durch den gelben Sandstein, die differenzierten Dachgestaltungen und die aufwändigen Einfriedungsmäuerchen charakterisierten Landhäusern treten weitere wichtige Bauten hinzu, wie beispielsweise die Doppelhausgruppe 30/32 sowie die beiden ehemals Weylschen Häuser Nrr. 31 und 33, wovon besonders letzteres wegen seiner für Metzendorf untypischen Grundrissform auffällt. Es scheint sich an der auch im Vorderen Odenwald häufiger vorkommenden Form des Hakenhofes zu orientieren.
Wichtig in diesem qualitätvollen Siedlungsbereich ist auch die Durchgrünung mit kleinen Parkanlagen (Bismarckbrunnen), Gärten und dem Wald als Hintergrundkulisse. Schließlich ist die enge Anbindung an die Natur ein wesentliches Charakteristikum des Bautypus Landhaus. Die Gesamtanlage wird hier durch die Roonstraße nach Norden abgegrenzt, wobei auf zwei Wohnhäuser besonders hingewiesen sei, die von Schülern Heinrich Metzendorfs konzipiert wurden und neben anderen als Einzeldenkmäler herausgehoben werden: Haus Roonstr. 8 stammt von Joseph Winter und Nr. 20 von Georg Fehleisen, der darüber hinaus auch das Haus für den Lehrer Georg Desaga, Bismarckstr. 1, geplant hat. 1936 errichtet, steht es ganz in der Tradition der von Metzendorf noch vor dem Ersten Weltkrieg entwickelten Kleinvillen.
An dieser Stelle sei auch noch auf den Mauerzug zwischen Roon- und Eichendorffstraße verwiesen, der ursprünglich das weitläufige Gartengelände der Villa Bahner (Gerhart-Hauptmann-Str. 6) umfriedete.
Die siedlungsgeschichtlich interessanten Wohn- und Landhäuser westlich der Darmstädter Straße, hauptsächlich entlang der lang sich hinziehenden Wilhelmstraße und auch entlang der Fehlheimer Straße (Ostseite) sind insgesamt bescheidener und wurden wohl auch schon etwas früher gebaut. Dies gilt vor allem für die sehr einheitliche Zeile Fehlheimer Straße 9 - 23 mit meist ein- oder eineinhalbgeschossige historistischen Wohnhäusern, aber auch für den vorderen Bereich der Wilhelmstraße. Hier mündet heute auch der alte Ziegelhüttenweg, dessen Name auf die ehemals hier stehende, bereits im 16. Jh. erwähnte Ziegelei verweist. Die kleinteiligere Baustruktur im alten Einmündungsbereich gibt Hinweis auf ältere, gewachsene Substanz.
Mitten im weitgehend homogenen Siedlungsbereich befinden sich, gruppiert um die Einmündung Friedrichstraße/Wilhelmstraße, drei wichtige öffentliche Baulichkeiten: das architektonisch herausragende Amtsgericht mit seiner vorgelagerten Grünanlage, das ehem. Gebäude der Reichsbank und die ehemalige ev. Schule, letztere bereits 1892 errichtet. Diese stadtgeschichtlich wichtigen Gebäude bilden mit den beiden rahmenden, städtebaulich hervorgehobenen Villen Wilhelmstraße 24 und 28 einen architektonischen Kern des westlichen Bereichs der Gesamtanlage. Gestalterisch interessante Wohnhäuser finden sich neben den ausgewiesenen Kulturdenkmälern auch entlang Karl-, Weiher- und Kirchbergstraße (z. B. Karlstr. 2, Kirchbergstr. 10 - 14 etc.).
Das nördliche Ende der Gesamtanlage ist durch den mächtigen Schulbau der ehemaligen Lehrerbildungsanstalt Wilhelmstr. 62 bestimmt, aber auch durch das heute als Rathaus genutzte ehemalige Bischöfliche Konvikt an der Ecke Kirchbergstraße/Wilhelmstraße. Zusammen mit dem sachlich-nüchternen Bau des ehemaligen Finanzamts - 1930-32 entstanden und typisch für seine Zeit - liegt hier ein weiteres Zentrum öffentlichen Lebens. Mit den interessanten Wohnhäusern entlang der Seminar- und Pestalozzistraße schließt hier die Gesamtanlage im wesentlichen nach Norden ab.
Die Gesamtanlage nördliches Villengebiet präsentiert sich somit als weitgehend einheitlich zwischen 1890 und 1914 entstandenes Wohngebiet, dessen Bereich östlich der Darmstädter Straße als architektonisch hochwertiger zu bezeichnen ist. Hier befinden sich die meisten Bauten Heinrich Metzendorfs, hier hat sich der Architekt seinen auszeichnenden Titel "Baumeister der Bergstraße" verdient. Westlich der Darmstädter Straße zeigt schon die kleinteiligere Parzellenstruktur die bescheideneren Maßstäbe an, hier sind eher konventionelle Wohnhäuser für eine kleinbürgerliche Schicht entstanden. Durchsetzt ist die Gesamtanlage von einzelnen Verwaltungs- und vor allem Schulbauten. Insofern repräsentiert die ausgewiesene Gesamtanlage ein stadttypisches Merkmal, das politisch um 1900 angestrebt war und bis heute das Erscheinungsbild der Stadt geprägt hat: Bensheim als Stadt der Rentner und der Schulen.
Die Gesamtanlage ist somit von besonderem stadtgeschichtlichem, in einigen Bereichen auch von künstlerischem Interesse.
Südlich des alten Bergkirchhofs angelegter neuer Friedhof Auerbachs, der untere Teil 1839 eingeweiht, der obere 1874. Denkmalpflegerisch von Bedeutung vor allem der nördliche, ältere Teil , der größtenteils von einer alten Mauer (Bruchstein, Sandstein, Granit) mit Plattenabdeckung umgeben ist. In der Mauer drei schöne, jeweils zweiflügelige Eisengitterportale zwischen hohen, vierseitigen Sandsteinpfosten. Außerdem an der Ostseite eine Nische für eine Bank, die dem Bergstraßendichter Ernst Pasqué gewidmet ist.
Auf dem Friedhof, neben einem inzwischen seltenen gusseisernen Ventilbrunnen mit Schale aus dem 19. Jh., zahlreiche orts- und kulturgeschichtlich bedeutende Grabmäler:
- Unmittelbar beim nördlichen Eingangsbereich die Figur einer trauernden Frau, die sich, gekleidet in einem faltenreichen Gewand, auf ein vierseitiges Postament stützt. Darauf die Inschrift: "Was über uns auch Gott verhängt, wollen wir geduldig tragen, wenn jeder Schmerz das Herz beengt, nicht hemmungslos beklagen." Die in Marmor gearbeitete Figur dürfte um 1900 entstanden sein.
- Grablege Fam. Stumpff: Grabanlage mit Eisenzaun in neugotischen Formen. Im Zentrum ein vierseitiger, ursprünglich weiß gefasster Sandsteinblock, auf dem ein betender Engel aus Eisen kniet. Auf dem Stein die Inschrift: "GEORG LUDWIG GUSTAV DR. STUMPFF GEB. D. XXVI ten IUNY MDCCCVI. GEST. D. XXX ten AUG. MDCCCXXXI" Rückseitig: "Dem Sohne u. Bruder von den Eltern und Schwestern." Vor dem Grabmal eine Marmorplatte für Wilhelm (gest. 1845) und Charlotte Stumpff (gest. 1854). Das Grabmal offensichtlich in den dreißiger Jahren des 19. Jhs. entstanden, somit das erste Grab auf dem neuen Friedhof. Der Familie Stumpff gehörte ursprünglich das Ackergelände, auf dem der Friedhof 1839 angelegt wurde.
- Metallengel auf modernem Betonpostament. Die stehende, weibliche Engelsfigur hat große Flügel und trägt ein faltenreiches Gewand, das ein nacktes Bein freigibt. In der Hand hält sie eine Rose. Signiert ist die wahrscheinlich um 1900 entstandene Figur mit R. Liebhaber. Der Engel gehört nicht zum ursprünglichen Bestand des Friedhofs, sondern wurde in den siebziger Jahren gestiftet. Er soll vom Friedhof in Rossdorf (Kreis Darmstadt- Dieburg) stammen.
- Grabmal Strössinger: Grabmal aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Schlichter, sich nach oben verjüngender Granit mit Kreuzaufsatz. Am Stein Eichenlaubornamentik und Eisernes Kreuz. Aus der Inschrift geht hervor, dass der hier Bestattete Teilnehmer der Chinaexpedition 1900/01 war.
Am östlichen Rand des Friedhofs eine Reihe von Gräbern, die aus dem 19. und frühen 20. Jh. stammen und in ihrer Gesamtheit als bedeutendes historisches Gräber-Ensemble zu erhalten sind. Darunter folgende Grabmäler:
- Grabmal Fam. Hammerstein: Abgebrochene Säule auf kubischem Block, über der Säule ein Tuch angedeutet, darauf ein Kreuz. An der Säule als Relief ein Blütenkranz, darin ein Schmetterling, darüber noch ein Kreuzmotiv. Vermutlich um 1900.
- Grabmal Generalmajor a. D. Bahn und Ehefrau aus der Zeit um 1916. Würfelförmiger Block mit antikisierender Urne, die mit Festons geschmückt ist. Die Urne durch einen Deckel geschlossen.
- Hinter der Grabstätte Bahn zwei pultartige, niedrige Grabstein für Fam. Olff. Teilweise mit Ornamentik.
- Grabstätte Hintzmann: Von einem schlichten Eisenzaun umgeben, in der Mitte schräg liegende Steinplatte für den 1934 gestorbenen Wilhelm Hintzmann.
- Grabstätte Schleiermacher/von Hesse: Große Grablege, von einem Eisenzaun eingefasst, an den Ecken Sandsteinpfosten. Auf dem Grab ein Granitkreuz mit reich beschriftetem Sockel, um 1850. Das Kreuz gilt dem Großherzoglichen Kabinettssekretär Dr. Ernst Andreas Schleiermacher. Neben dem Grab Schleiermacher pultartiger Grabstein für Elisabeth Hess, geb. Diefenbach, sowie Kreuz für Friedrich Hess, gest. 1864.
- Grabmal Fam. Kadel: Granitgrabmal aus der Zeit um 1902/03. Hellgrauer Sockel, darauf dreiteiliges Postament mit hohem, bekrönendem Kreuz, schwarz geschliffen. Schlichte Ornamentik in Jugendstilformen.
- Grabmal Fam. Diefenbach: Gruppe von drei Grabmälern. Das mittlere von kubischer Gestalt, vierseitig über an den Kanten abgefastem Sockel, das Hauptteil mit vertieften, von Pässen überwölbten Inschriftfeldern. Der obere Abschluss mit diamantierten Kanten und Giebelformen, als Aufsatz eine polygonale Urne, ebenfalls mit Diamantierung. Der Grabstein wahrscheinlich um 1850/60 entstanden. Auf beiden Seiten jeweils ein schwarzer Granitgrabstein, nach oben sich verjüngend und mit korbbogigem Schluss; um 1910.
- Grabmal Fam. Hechler: Dreiteiliges Grabmal aus gelbem Sandstein, auf unpassender Steinplatte gestellt. Der mittlere Teil wohl älter, mit Sockel, hoher Inschrifttafel und Bogenabschluss mit Muschelfüllung. Als Aufsatz ein Kreuz. Die niedrigeren Seitenteile jünger, das Mittelteil nach 1890.
- Grablege Fam. Steinberger: Großes Grab mit gepflegter, schmiedeeiserner Einfriedung. Auf dem Grab heller Kalksteinblock mit Kreuz. Hier liegt u.a. der 1885 verstorbene Auerbacher Pfarrer Wilhelm Steinberger begraben.
- Grab Fam. Wachter: Große Grabstätte, in der Mitte die große Sandsteinplatte für den General der Infanterie Friedrich von Wachter, gest. 1876. Auf dem Grab kleinere Granitplatten von weiteren Familienangehörigen.
- Grabmal Fam. Klein: Ebenfalls dreiteiliges Grabmal, jedoch in einem Zuge gefertigt, wahrscheinlich kurz nach 1919. Hellgrauer Granit, das überhöhte Mittelteil mit geschweiftem Abschluss, die niedrigen Seitenteile ebenfalls abgerundet. Am Rand des Grabmals eine Bordüre mit Eichenlaubmotiv, im Zentrum des Mittelteils ovales Feld mit gekreuzten Hämmern und Krone. Der hier bestattete Ludwig Klein war königlicher Obersteiger.
- Grabmal Anna Barbara Meckel: Von vier schlanken Bäumen umstandener Grabstein. Schlichter, vierseitiger Sockel, der einer mit Rosen gefüllten hohen Schale mit Henkel als Standplatz dient. Das künstlerisch zum Jugendstil zählende Grabmal dürfte um 1906/07 entstanden sein.
- Grabmal Fam. Kraus: Sachliches Granitgrabmal aus den Jahren unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg. Als Sockel heller, zweigestufter Granit, auf dem Mittelteil dunkle Inschriftplatte zwischen rahmenden Rundstützen, auf denen ein eingezogener Giebel, wieder in hellem Granit, lastet.
- Grabmal v. Derschau: Individuell gestaltetes Grabmal aus hellem Kalkstein, wahrscheinlich um 1910 entstanden, nach Entwurf Heinrich Metzendorfs. Auf niedrigem, schmalem Sockel eine stehende Platte zwischen dorischen Säulen, darauf ein Architrav mit dem Familiennamen und als Abschluss ein Dreiecksgiebel. Im Giebelfeld ein Wappen. Die zentrale Platte zeigt, leicht erhaben, ein auf einem festongeschmückten Sockel stehendes Kreuz vor rankendem Efeu.
- Grabmal Fam. Utech: Hoher, schmaler Grabstein aus gelbem Sandstein. Der Unterbau gestuft, darauf die hervortretende Inschriftplatte mit gekreuzten Palmzweigen als reliefiertes Schmuckmotiv, als Bekrönung gestufte Spitze. Seitlich schlichte Ornamentik, die als typisch für den späten Jugendstil kurz vor dem Ersten Weltkrieg anzusehen ist.
- Grabmal Fam. Schaerfe: Heller Grabstein mit dekorativem, kleinteiligem Rosenblütenband um den oberen Rand. Über den Namen ein kreisrundes Bronzemedaillon, das eine einem Schiff hinterherwinkende Frau zeigt, ein Motiv, das zeittypisch ist und auch auf dem Bensheimer Friedhof zu entdecken ist. Die Formgebung des schlichten Steins deutlich vom Jugendstil bestimmt.
- Grabmal für die in Auerbach verstorbenen griechischen Zwangsarbeiter: Am Ostrand des eigentlichen Friedhofsgeländes, außerhalb der Umfriedung gelegenes Grabmal, bestehend aus einer schlichten Namensplatte und einem Granitkreuz, das an die überwiegend griechischen Zwangsarbeiter erinnern soll, die bei einer Razzia in Athen verhaftet und nach Deutschland verschleppt wurden, wo sie unter menschenverachtenden Bedingungen von August 1944 bis Kriegsende für den Rüstungsbetrieb Hans Heymann arbeiten mussten. Dieser Betrieb war von Darmstadt nach Hochstädten, in das dortige Marmoritwerk verlegt worden. Viele der 130 Arbeiter, die in einer Markthalle beim Auerbacher Bahnhof untergebracht waren, erlagen den Strapazen.
- Grabmal Fam. Weigold: Dreiteiliges Grabmal, bestehend aus einem älteren, stilistisch noch dem Klassizismus zugehörigen Mittelteil und zwei symmetrischen, rahmenden Stelen, die wohl in der Zeit des Ersten Weltkrieges entstanden sind. Die schmalen Stelen zeigen jeweils über dem zentralen Schriftfeld ein Bildmotiv in einem Kreis, auf der einen Seite einen Stahlhelm mit Eichenlaub, gegenüber eine Schale mit einer Blume. Der mittlere breitere Grabstein zeigt unten Volutenornamentik, oben eine Sanduhr mit Flügeln, Symbol für die verfliegende Lebenszeit. Der bekrönende Abschluss kragt über die Tafel vor und zeigt eine betonte Eckausbildung sowie auf seiner zentralen Spitze einen Kreuzaufsatz. Einer der hier Bestatteten ist Altbürgermeister Christian J. Weigold, der 1936 verstarb.
- Grabmal Britsch: Typischer Grabstein aus der Mitte des 19. Jhs. Vierseitiger gelber Sandsteinblock mit leicht eingetieftem Inschriftfeld, darauf ein allseitig überkragendes, mehrfach profiliertes Kopfteil mit flachem Giebel und betonten Ecken. Das bekrönende Kreuz heute verloren. Das Grabmal erinnert an den 1842 verstorbenen großherzoglichen Kreisveterinärarzt Britsch.
- Grabmal Fam. Giesen/Waldschmidt: Rotes Sandsteingrabmal, dreiteilig, im mittleren, von einem Parabelbogen überspannten Teil die Figur eines auferstehenden Christus, schlecht restauriert. Die Ecken des Grabes durch Pfosten akzentuiert, darauf Töpfe mit Rosenblüten und Festons. Das Grab wurde von dem bekannten Jugenheimer Bildhauer Greiner geschaffen.
- Soldatengräber: Im südlichen Bereich des Friedhofs gelegenes Gräberfeld für 40 sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg gefallene Soldaten. Auf dem von einer Hecke gerahmten Feld stehen die einheitlichen, häufig verwendeten Grabsteine mit spitzem Abschluß.
- Grabmal Fam. Lack: Typisches Grabmal aus der Zeit um 1910. Dreiteilig in Granit gearbeitet, das schmale Mittelteil überhöht mit zentraler, dunkler Inschriftplatte, rahmenden Pilastern und giebelartigem Aufsatz. Die niedrigen Seitenteile als einfache Platten, auf der einen Seite Eichenlaubrelief und Eisernes Kreuz als Hinweis auf ein Soldatengrab.
- Grabmal Fam. Seyferth: Um 1905 von Heinrich Metzendorf für die in Auerbach bekannte Familie Seyferth gestaltetes Grab. Niedrige Steineinfriedung, das Grabmal am Ende klassizistisch gestaltet mit kannellierten Säulen, die einen Dreiecksgiebel mit Zahnschnittornamentik tragen. In der Einfriedung vorne rechteckiges Metalltürchen mit geometrischer Ornamentik.
Auf dem neuen Teil des Friedhofs zwei versetzte Grabdenkmäler:
- Grabmal Körner: Ein schmaler Marmorblock mit kunstvoll gebänderten Kanten, als Aufsatz eine oktogonale Bronzeurne mit Eichenlaubornamentik. Der individuelle Grabstein wurde um 1924 geschaffen.
- Grabstein Fam. Schulze: Schlichter, ovaler Grabstein mit rundumlaufendem Kugelband, als obere Bekrönung Feston. Der Grabstein ist wahrscheinlich um 1904 entstanden.
Der Friedhof und die aufgeführten Grabmäler sind als Kulturdenkmäler von besonderem kulturhistorischen Rang zu betrachten.
Darmstädter Straße 265
Ernst-Ludwig-Promenade 2 - 20
Regelmäßige Reihe von Villen des ersten Jahrzehnts des 20. Jhs. entlang der Ernst-Ludwig-Promenade. Diese am Nordrand der Auerbacher Gemarkung rechtwinklig auf die Darmstädter Straße stoßende, völlig gerade geführte Straße wurde wohl kurz nach 1900 zur Erschließung der neuen Villenparzellen angelegt und führt heute direkt auf die Höhe des Auerbacher Schlosses und des Melibocus. Die Villen reihen sich wie an einer Kette am Südhang des Höllberges, nördlich der Promenadenstraße, nur das Landhaus Müller liegt südlich der Promenade, unmittelbar an der Darmstädter Straße (Nr. 265). Mit dem Baujahr 1900 war es die erste Villa in diesem Bereich und war Ausgangspunkt für die hauptsächlich zwischen 1905 und 1910 erfolgte Bautätigkeit. Die Villen liegen in regelmäßig geschnittenen, meist schmalen Parzellen. Sie wurden in der Mehrzahl für wohlhabende Pensionäre errichtet, die aus Städten wie Hamburg oder Berlin kamen, um hier im milden Klima der Bergstraße ihren Lebensabend zu verbringen. Mit der Planung ihrer Häuser beauftragten sie das Bensheimer Büro von Heinrich Metzendorf, in dem auch bereits dessen Bruder Georg arbeitete. So entstand eine imposante Reihe individueller, auf die Wünsche und den Geschmack der Bauherren zugeschnittener Wohnhäuser von bester Qualität. Zu nennen ist hier das bereits erwähnte und für Heinrich Metzendorf typische Haus Darmstädter Straße 265 sowie das Haus Dr. Beeck (Ernst-Ludwig-Promenade 12), ein Bautyp, den H. Metzendorf auch an anderer Stelle konzipiert hat. Für Georg Metzendorf kann man hier die Häuser Nr. 6, 10, 14, 16 und 18 in Anspruch nehmen. Die genannten Landhäuser sind vor allem wegen ihrer architekturgeschichtlichen und baukünstlerischen Bedeutung als Einzeldenkmäler ausgewiesen. Für die Gesamtanlage charakteristisch ist ihre regelmäßige Reihung bei individueller Gestaltung und die tiefe, von der Straße weit zurückgesetzte Lage in den Gartenparzellen. Dies gilt auch für die beiden "Randbauten", wobei Haus Nr. 20 durchaus gleichzeitig entstanden sein könnte. Als eingeschossiger Bruchsteinbau mit dreiseitigem Erker und hohem Mansardwalmdach schließt es im Osten die Reihe ab, während westlich ein jüngerer, zurückhaltender Klinkerbau von dem Metzendorfnachfolger Georg Fehleisen den Auftakt bildet. Wichtiges Element für das Erscheinungsbild der Gesamtanlage sind auch die entlang der Straße verlaufenden Einfriedungen, die in der Regel aus gelben Sandsteinmäuerchen bestehen, meist kombiniert mit Lattenzäunen, die allerdings nicht mehr vollständig vorhanden sind.
Die Gesamtanlage Ernst-Ludwig-Promenade ist als zeittypische Erscheinung der Jahrhundertwende für die Region der Bergstraße von besonderer siedlungs-, aber auch sozialgeschichtlicher Relevanz. Auf Grund der hohen architektonischen Qualität der Einzelbauten und der überregionalen Bedeutung der Brüder Metzendorf fällt ihr auch eine besondere kunsthistorische und künstlerische Bedeutung zu.
Erlenhauptstraße 2 - 4
Ludwigstraße 22 - 42
Südlich des Ortszentrums von Auerbach, an der Ostseite der Ludwigstraße sich reihende Einzelwohnhäuser, von der Straße leicht erhöht und meist mitten in kleineren, zur Straße durch Mäuerchen abgetrennten Gartenparzellen stehend. Die Wohnbauten entstanden ab 1900 wohl bis in die zwanziger Jahre hinein und sind einheitlich eineinhalb- bis zweigeschossig. Trotz dieser Homogenität von Lage und Geschossigkeit sind - bedingt durch die zeitlich unterschiedlichen Entstehungsdaten - die Häuser stilistisch meist verschieden ausgebildet. Typisch und im Ortsbereich von Bensheim und Auerbach häufig auftretend sind die einfachen, noch vom Klassizismus beeinflussten eingeschossigen Satteldachhäuser, die straßenseitig ein zentral angeordnetes Zwerchhaus, ebenfalls mit Satteldach, aufweisen. Diese schlichten, meist dreiachsigen Putzbauten sind in der Gesamtanlage durch die Häuser Nr. 22, 32 und 34 vertreten. Daneben stehen zweigeschossige, historistische Häuser, die Türmchen, Risalite, Krüppelwalmdächer und große Rundbogenfenster zeigen und, wie am Beispiel des Hauses Nr. 30 zu sehen, auch als unverputzte Backsteinhäuser stehen können. Ein besonders repräsentatives Beispiel für diesen Historismus ist das Eckhaus Nr. 36, das in seiner differenzierten Gestaltung mit Eckturm und Zierfachwerk im Obergeschoss den frühen, am Heppenheimer Maiberg entstandenen Villen Heinrich Metzendorfs entspricht. In unmittelbarer Nachbarschaft dieses Hauses stehen die jüngeren Wohnhäuser, kubische Putzbauten mit Pyramidendächern und durch erkerartige Vorbauten betonte Kanten, die ebenfalls Metzendorfbauten entsprechen, diesmal jedoch den jüngeren, wie beispielsweise in der Heidelberger Straße (Nr. 38 und 40) in Bensheim. Diese weitgehend ungestörte historische Bebauung entlang der Ludwigstraße zieht bis in den unteren Bereich der Erlenhauptstraße hinein und findet südlich am Hochzeitsweg ihre Grenze. Nördlich beginnt sie kurz hinter dem Weg In der Wolfsschlucht.
An der Erhaltung des offenen Wohnhaus- bzw. Villenensembles entlang der Ludwigstraße besteht aus siedlungsgeschichtlichen und baukünstlerischen Gründen ein öffentliches Interesse.
Bachgasse 43 - 73 (Südseite), 60 - 80 (Nordseite)
Kappengasse 1 - 3 (Nordseite), 2 - 8 (Südseite)
Kirchweg 2 - 10 (Nordseite), 1 - 9A (Südseite)
Weidgasse 1 - 15 (Ostseite), 2 - 18 (Westseite)
Weinbergstraße 2 - 4
Altes Zentrum Auerbachs, das durch seine Grundrissstruktur darauf verweist, dass der Ort sich aus einem Haufendorf entwickelt hat. Bezugspunkt war die dominierend auf der Anhöhe stehende Kirche, zu deren Füßen sich das Dorf vor allem entlang des Hochstädter Baches und entlang der ansteigenden, rechtwinklig abzweigenden Weidgasse erstreckt. Den Mittelpunkt bildet dabei das zweifach erweiterte ehemalige Rat- und Schulhaus, das in direktem Bezug seine Hauptfront unmittelbar der Bergkirche zuwendet. Es steht auch in Beziehung zu dem heute baulich veränderten ehem. Schul- und Pfarrhaus, das am Knick des Kirchweges (Nr. 9A) einen weiteren wichtigen Blickpunkt unterhalb der Kirche bildet.
Auerbach wurde vor allem in den siebziger Jahren einer radikalen Sanierung unterworfen, wovon hauptsächlich der westliche Abschnitt der Bachgasse betroffen war. Der südöstliche Bereich, unmittelbar an das neu errichtete Gemeindezentrum Bachgasse 39 anschließend, zeigt jedoch noch deutlicher seine kleinteilige gewachsene Struktur mit ein- bis zweigeschossigen, giebel- oder traufständigen Wohngebäuden an der Straße, Höfen mit kleineren Nebengebäuden dahinter und querstehenden, den Hofraum abschließenden Scheunen. Charakteristisch ist hier die Hofanlage Nr. 51, aber auch der benachbarte Hof Nr. 53 mit seinem interessanten Fachwerkwohnhaus. Die Bausubstanz entlang des Kirchweges ist von geringerer Bedeutung. Einen für das Ortsbild wichtigen Abschluss bietet dann jedoch, hier auf der Südseite der Bachgasse, der mächtige, aber malerische Fachwerkmassivbau der alten Dorfmühle.
Die Nordostseite der Bachgasse weist mit dem ehemaligen Amtshaus (Nr. 66) und einigen Fachwerkbauten (u. a. Hofanlage Nr. 80 mit alter Schmiede) mehrere als Einzeldenkmäler ausgewiesene Objekte auf, so auch die städtebaulich prägnante Hofanlage am Eingang der Weidgasse (Nr. 1). Ihr gegenüber sind zwei stark erneuerte Häuser angeordnet, die mit ihrem teilweise erhaltenen Fachwerk den hier erweiterten Straßenbereich charakterisieren. Ortsbildprägend innerhalb der Gesamtanlage ist auch der sich verengende Straßenraum der Kappengasse, die von der Weidgasse rechtwinklig nach Westen abzweigt. Hier befindet sich an der Südseite das Traditionslokal "Blauer Aff" (Kappengasse 2), dem eine imposante Massivscheune mit Fachwerkgiebeln und hohen Fenstern (Nr. 1) gegenübergestellt ist. Einen malerischen Akzent als Abschluss der Gesamtanlage innerhalb der Kappengasse setzt das schlichte Fachwerkhäuschen Nr. 8 mit seinem steilen Satteldach.
Entlang der Weidgasse reihen sich teilweise imposante giebelständige Wohnhäuser, von denen sich besonders Nr. 10 als wohlerhaltener Fachwerkmassivbau der Zeit um 1600 hervorhebt. Auch Haus Nr. 8 dürfte im Obergeschoss und im Giebel noch altes Fachwerk aufweisen, das jedoch zugeputzt ist. Interessant auch die Häuser Nr. 14 und Nr. 16, bei denen ebenfalls Fachwerk unter dem Putz zu erwarten ist. Dies gilt auch für den Bau Nr. 13, der an der Ecke zur Weinbergstraße eine wichtige städtebauliche Funktion für das alte Dorfensemble erfüllt. Optischer Bezugspunkt in der Achse der Weidgasse und nördlicher Endpunkt der Gesamtanlage ist das Wohnhaus Weidgasse 15, ein zweigeschossiger Putzbau der zwanziger Jahre mit hohem Walmdach. Markant der an die Kante, direkt unter die ausschwingende Traufe gesetzte Runderker, der wie ein mittelalterlicher Sicherungsturm Einblick in die drei sich hier verzweigenden Straßenfluchten gewährt.
Die Gesamtanlage Alter Ortskern Auerbach vermittelt durch ihre Struktur und Bausubstanz noch einen Eindruck vom ursprünglichen Bild des Dorfes Auerbach. Sie ist deshalb von besonderer orts- und siedlungsgeschichtlicher Bedeutung.