Für Obernhains Entwicklung ausschlaggebend war die „Straß“. Sie zieht von Neu-Anspach als „Alter Ansbacher Weg“ ans nördliche Dorfende, beschreibt knapp vor dem Lindenplatz – dieser wird von sieben im Rund gepflanzten, eindrucksvollen Lindenbäumen überschattet – eine Haarnadelkurve, läuft innerörtlich als Saalburgstraße weiter und verzweigt sich auf dem Weg des Anstiegs in einen zum Saalburgübergang führenden bzw. in Richtung Reifenberg / Hattstein laufenden Höhenweg. Diese alte Heerstraße bildete bis zum Bau der Chaussee Homburg vor der Höhe – Wehrheim – Usingen um 1815 eine überregional bedeutende Verbindung. Einen historisch ebenfalls wichtigen Weg stellt die Seitenader „Throner Weg“ dar. Bis ins 19. Jahrhundert hinein zeichneten sich als seitliche Begrenzungen gegen Osten hin noch deutlich der Bangert und das Gelände der frei im Grund stehenden Dorfmühle ab. Entlang der Durchgangsstraße noch bestehend ist ein der landwirtschaftlichen Vergangenheit angehörender Baubestand in Form von Hofreiten mit zumeist giebelständigen, teilweise in ausdrucksvoller Fachwerkbauweise erstellten Wohnhäusern des 18. Jahrhunderts. In regional baugeschichtlicher Hinsicht von größerem Interesse unter diesen Anwesen ist der ehemalige Schultheißenhof Saalburgstraße 16, da in ihm nicht nur die an der Scheune sichtbaren Spolien, sondern offenbar generell Steinmaterial aus der Klosterkirche Thron, die der damalige Besitzer 1807 auf Abbruch gekauft hatte, verbaut worden waren. Im Dorfbild nach wie vor stark präsent sind zwei Bauten kommunaler Funktion: der am nördlichen Dorfeingang traufständig platzierte und multifunktional (Kirche, Verwaltung, Feuerwehr) destinierte Bau spätbarocker Gestalt (Saalburgstraße 14) und das 1823 am damaligen Südende 1823 erbaute, klassizistische Schulhaus.
Die Gesamtanlage umfasst das von Kransberger Straße, Schillerstraße und Nauheimer Straße im Dorfkern gebildete Karree sowie die Hofreiten an der gegenüberliegenden Seite der Schillerstraße und das mit diesem Straßenzug zeiträumlich verbundene Anwesen Lindenstraße 1/3, das in ehemaliger Dorfrandzone und jenseits der Läufe von Wies- und Pfingstbornbach liegt.
Die Bebauung dieser Gesamtanlage setzt mit Schillerstraße 2-10 im Rücken der individuell geschnittenen Anwesen Vordergasse / Nauheimer Straße an und bildet mit dem noch intakten Kranz der Scheunen der Häuser Nr. 1-13 die westliche Grenze des historischen Ortskerns. Vorherrschender Hoftyp ist der Haken- bzw. der mit freistehender Scheune locker arrangierte Zweiseithof, dessen Wohnhaus meist mit zweiachsiger Giebelfront zum Straßenraum blickt. Die Konstruktion dieser zweigeschossigen Wohnbauten – Schillerstraße Nr. 9, 11 und die als Kulturdenkmal ausgewiesene Nr. 15 zeigen traufseitig leichten Geschossüberstand – und das an Nr. 8, 15 und Lindenstraße 1 sichtbare Fachwerkbild verweisen auf Bauzeiten ab 1700. Dies gilt auch mehrheitlich für die Bebauung im Bereich der Nauheimer Straße. Hier bestimmen die meist zweizonige Rähmbauten Nr. 13, 15, 17 (seit Abbruch des Hauses Nr. 19 Blickpunkt im Kreuzungsbreich mehrerer Straßen) das Straßenbild. Besonders raumprägend ist die auf der Ecke zur Kransberger Straße liegende großzügige Hofanlage Nr. 1/3. Nicht unerwähnt bleiben dürfen die unterschiedlich gestalteten (bei Schillerstraße Nr. 9 bezeichnet mit „GE 1893“), sandsteinernen Pfosten der Hofeinfahrten, die den Charakter dieser Dorfgassen nachhaltig mitbestimmen.
Die dritte Verbindung (s. Nrn. 010 u. 032) zwischen den Bahnlinien durch Lahn- und Maintal (s. Nrn. 017 u. 001) erfolgte zunächst von Norden her auf der Grundlage eines preußischen Gesetzes (1888). Dabei war an den durch Erzabbau im mittleren Lahngebiet zukünftig verstärkten Güterverkehr gedacht. Wenn auch unmittelbar nach Eröffnung der "Homburger Bahn" (1860; s. Nr. 015) erste Überlegungen für eine Teilstrecke von Süden nach Usingen für Holztransporte aus dem Hintertaunus bis 1863/65 zurückreichen, kam diese erste eine Generation später zustande. Das zwischen beiden Abschnitten fehlende Teilstück bat noch länger auf sich warten lassen und wurde erst auf Initiative von 32 Gemeinden des Weiltals nach der Jahrhundertwende realisiert. Fehlender Holztransport, endender Erzabbau und der völlige Rückgang des Personenverkehrs ab 1955 minderten die Bedeutung dieser Taunusquerbahn, führten zu abschnittweiser Stilllegung, schließlich zwischen Weilmünster und Grävenwiesbach zum Abbau, der landschaftlich reizvollen, allerdings erst ab Grävenwiesbach erhaltenswerten Strecke - Jenseits der untertunnelten Lahnberge folgte das Gleis südwärts den engen Tälern von Weil und Wiesbach, weicht hinter dem kleinen Knotenpunkt Grävenwiesbach (s. Nr. 107) dem Hartküppel (367 m) aus, um in vielen Kurven ostwärts entlang dem Steinkrotzenbach bei Wilhelmsdorf eine absolute Höhe von 400 Metern zu erreichen (maximale Steigung 1:40). Hier überwindet die Strecke die Wasserscheide zwischen Weil und Usa, fällt danach ins Usinger Becken ab, nutzt zwischen Graueberg (456 m) und Gickelsburg (471 m) das Köpperner Tal als Einschnitt zum Überwinden des Taunuskamms, um nach Friedrichsdorf und schließlich in letztem Bogen nach Bad Homburg zu gelangen.
Die Gesamtanlage Altstadt umfasst das „Schloss“ (Oberstadt) und das „Tal“ (Unter- oder Neustadt), deren Außengrenzen auf den Linien der ehemaligen Befestigungsmauern verlaufen. Als historische Freifläche in die Gesamtanlage miteinbezogen ist die Bleiche im Norden.
Das Oval der oberen Altstadt ist von einer zwischen Unter-und Obertor vermittelnden Hauptachse durchzogen, an die beidseitig etliche Nebengassen und in Treppen aufgehende Wege angehängt sind, die ihrerseits zu einem hinter der Stadtmauer verlaufenden Verteidigungsring führen. Noch vorhanden ist dieser im Norden und Westen (An der Herrenmühle, An der Burg); im Osten und Süden hingegen ist er durch die Stadterweiterungen des 15. und 19. Jahrhunderts innerstädtische Verkehrsader geworden (Kaltes Loch / Hollerberg) bzw. durch Überbauung verschwunden (obere Schulstraße ab Nr. 8). In diesem, wie angenommen wird, im 15. Jahrhundert schubweise gewonnenen Stadtgrundriss weiterhin aktiv blieben die zentralen Einrichtungen der Marktsiedlung. So das, laut Forschung ins 9./10. Jahrhundert zurückreichende, prominent in den Mittelpunkt der Ellipse gerückte, sakrale Zentrum; des Weiteren ein kleinteilig bebautes Gewerbequartier, das sich seitlich der Obergasse, die ein durch spätere Überbauung unterbrochenes Teilstück einer alten Fernstraße sein soll, am Werkgraben herausgebildet hatte; außerdem die 1385/1424 in der schriftlichen Überlieferung auftretende Burg (An der Burg 2, 4, 6) sowie die „Freiheit“, ein Platzgeviert am südwestlichen Rand (Hollerberg 2-10, 3-7), auf der das 1446 erstmals erwähnte „Spielhaus“ (Rat-und Gerichtsgebäude) der Eppsteiner stand. Letztlich zu nennen der Marktplatz, der, will man der Mittelstedter Karte von 1587 Glauben schenken, aufgrund seiner dort abgebildeten, mehrhundertjährigen Tanzlinde bereits vor seiner Funktion als Warenumschlagplatz eine Rolle im öffentlichen Leben der Siedlung am Urselbach gespielt hatte.
Das 1481 mit einer Mauer umgebene „Tal“ besteht aus einem kleineren Bereich, der im Osten am Graben des „Schlosses“ (unterer Strang Hollerberg) ansetzt und durch Parallelwege (Bleichstraße, Wiederholtstraße / Hintergasse), die ihrerseits in den erweiterten Verteidigungsring (Obere Hainstraße) münden, gegliedert ist. Der weitaus größere Bereich hingegen weist drei vom neuen Untertor der Eppsteiner Straße und dem nun räumlich definierten Marktplatz zustrebende, durch schmale Gassen untereinander verbundene Straßen auf. In diesem Stadtraum voll ausgebildet ist der äußere Ring lediglich im Süden bzw. Südwesten (untere Schulstraße, Hospitalgasse); im Osten entfällt er aufgrund des Doppelschutzes durch Graben und kanalisierten Urselbach bzw. Hirtzbach.
Wie viele Städte und ungezählte Dörfer versank auch Oberursel während des Dreißigjährigen Krieges in Schutt und Asche. Nach dem ersten Stadtbrand 1622 blieben von insgesamt 300 Wohnhäusern 150 stehen, nach dem zweiten von 1645 waren es gerade noch 65. Wer heute nach dem „Goldenen Zeitalter“ sucht, findet an Anschauungsmaterial ein reizvoll versteckt stehendes Renaissancetor (Wiederholtstraße 9), wie auch einige beim Abnehmen von Putzschichten aufgetauchte, fachwerkgeschichtlich interessante Fragmente (u. a. St.-Ursula-Gasse 30, Ackergasse 25). Stadtbildprägend jedoch ist die Menge der im Wiederaufbau des 17./18. Jahrhunderts entstandenen Gebäude, darunter architektonisch höchst qualitätvoll das Rathaus (Marktplatz 14), ein reich dekoriertes Fachwerkhaus (Strackgasse 4), die Hospitalkirche (Strackgasse 8), das ob seiner Ausstattung gerühmte Palais Pfeiff (Ackergasse 13) und einige stattliche, zur Straße hin mit Traufenbau bzw. Toranlage abgeriegelte, ackerbürgerliche Anwesen (u. a. Ackergasse 16, St.-Ursula-Gasse 13). Noch vor in Kraft treten der Baugestaltungssatzung (1978) bzw. des Sanierungsrahmenplans (1984) der Oberurseler Altstadt leider verloren gingen ein paar bau- und städtebaulich interessanten Zeugnisse, so Gebäude an der „Freiheit“ (Hollerberg 6 und Nr. 8), ein Ständerbau des 16. Jahrhunderts (St.-Ursula-Gasse 23) und das die Ecklage Eppsteiner Straße / Marktplatz beherrschende Wolf’sche Haus, das 1976 der das übliche Volumen sprengenden Stadtbibliothek Platz machen musste.
Gesamtanlage Bereich Adenauerallee
Die Gesamtanlage ist Teilbereich des in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in ein repräsentatives Erscheinungsbild gebrachten Stadtentrées zwischen Bahnhof und Kernstadt. Mit diesem bildete Oberursel zugleich einen ersten Standort für Villen aus. Rückgrat der beidseitig bebauten Adenauerallee ist die alte Frankfurter Straße, die von dem im Schatten einer Kastanienallee verlaufenden, am Friedhof endenden Kreuzweg begleitet wird (siehe Adenauerallee und Frankfurter Landstraße).
Dass dieser städtebauliche Akt nicht in einem Guss erfolgt war, läßt sich an unterschiedlichen Bebauungsformen und Architekturstilen ablesen. Noch charakteristisch für Oberursels frühe, unter Nassau stattgefundene Expansion über die mittelalterlichen Grenzen hinaus ist die der ackerbürgerlichen Tradition verhaftete Bebauung an der oberen Westseite, an der, ausgehend vom „Bärenkreuz“, 1850/51 (Nr. 26-32) und 1861/62 (Nr. 14-24) Hofanlagen mit direkt am Straßenraum traufständig stehenden Wohnhäusern, Scheunen (Nr. 22, 28), Ställen und teilweise gewerblich genutzten Nebengebäuden errichtet wurden. In dieser Reihe von solitärer Erscheinung, weil auch städtebaulich wirkend, ist der Eckbau Nr. 12 von 1861/62 (Bauherr M. Marx, Entwurf Christian Holler?). Die weitere Parzellierung der Auwiesen leitete dann den maßgeblichen Umschwung ein. Sie waren im Übrigen seit dem Mittelalter Schauplatz des Märkerdings der Hohe Mark (an die 1813 aufgelöste Waldgenossenschaft erinnert der am 20. Dezember 1989 am oberen Ende der Grünanlage enthüllte Gedenkstein). Ausschlaggebend für die Entstehung der ersten Villengeneration von 1863 (siehe Kulturdenkmäler Adenauerallee 4, 6, 8, 10; dazu die nicht mehr existierende Nr. 2 und Austraße 1), ein auf zahlungskräftige Neubürger abgestelltes und offensichtlich spekulatives Unternehmen von Justus Schuler, Homburg vor der Höhe (der sich auch in der Kurstadt an der damals dynamisch vorangetriebenen Stadtentwicklung im Bereich Ferdiandstraße beteiligte), war die Eröffnung der Bahnlinie Frankfurt am Main – Homburg vor der Höhe im Jahr 1860 mit Station Oberursel (Standort unterhalb des Alleeweges, westliche Nassauer Straße; Typenbahnhof wie Friedrichsdorf und Usingen, 1977 abgebrochen).
Die Gestaltung, Bebauung und komplette Erschließung des östlich der Frankfurter Landstraße liegenden Geländes nahm rund drei Jahrzehnte in Anspruch. Bis 1862 hatte sich dort der Schießplatz der Oberurseler Schützen befunden, die ihre Versammlungen im 1805/07 erbauten „Schützenhof“ abhielten (Nr. 21, 1969 abgebrochen, durch Hochhaus ersetzt; die Schießmauer auf Fahrbahnmitte der späteren Neurothstraße verlaufend). 1870 ließ die Stadt auf einem schmalen Streifen dieses Areals eine zweiteilige und von Wegen flankierte Grünfläche anlegen, die in den folgenden Jahren zum Ort der Erinnerung an die Geschichte schreibenden Hohenzollern werden sollte, denn Oberursel war seit 1866 preußisch: 1871 anlässlich des Friedensschlusses und der Reichsgründung Pflanzung der „Friedens Eiche“ (danach benannt das Gasthaus „Kaiser-Eiche“, später „Alemannia“, Nr. 20), 1879 Setzung einer Zeder zur Goldenen Hochzeit des Kaiserpaares am 11. Juni und 1895 Enthüllung des Denkmals des Krieges 1870/71 im Beisein der Kaiserin Friedrich. 1875-78 entstand, dem Konzept der westlichen Villengruppe folgend, die erste Villengruppe auf der Flur „Am Schützenhof“. Von den fünf hinter Vorgärten frei stehenden Gebäuden noch erhalten sind die beiden klassizistischen Kuben Nr. 11 (rund- und segmentbogig durchfenstert mit akroterienbekröntem Mittelrisalit) und Nr. 19 (dreiachsige, ungegliederte Front mit im Giebelfeld gekoppelten Rundbogenfenstern).
Die hinsichtlich der Gesamtanlage relevante, zweite Gruppe freistehender Villen folgte zwischen 1890 (Nr. 3, 9) und 1892 (Nr. 5, 7). Auch ihre Zufahrten sind über die eigens angelegte Zwerchstraße erschlossen, deren Anbindung an die Nassauer Straße allerdings erst 1904 erfolgte, als im Vorfeld des durch Oberursel geplanten Gordon-Bennet-Rennens deren östlicher Zug vollendet wurde. Das Stilspektrum der vier Gebäude reicht vom Spätklassizismus über Klassizismen und Historismen wilhelminischer Prägung einschließlich des beginnenden Jugendstils: Nr. 5 zeigt eine dreiachsige von Lisenen gefasste und einem dem Traufgebälk aufliegendem Zahnschnittfries beschlossene Fassade mit Zentrierung durch Erker, Balkon, aus dem Walmdach blickender Gaupe, rechteckiger, im Obergeschoss mit Gebälk prägnant in Erscheinung tretender Durchfensterung; Nr. 9 weist auf der in einem Zwerchhaus aufgehenden Mittelachse eine (modern veränderte) Doppelveranda und als Auszeichnung des Piano nobile ein Rautenmotiv in den Brüstungsgefachen auf; die unter einem mit im Beaux-Arts-Stil dekorierten Gaupen besetzen Mansarddach liegende Nr. 3 besitzt eine durch den mit ionisch und korinthisch jeweils doppelt durchfensterten Seitenrisalit eine asymmetrisch angelegte Haupt- und eine mit Erker bzw. Balkon mittig akzentuierte Seitenfront; Nr. 7 präsentiert mit dem spitz übergiebelten und mit einer Walmnase versehenen Seitenrisalit ebenfalls eine asymmetrische Fassade, setzt sich mit dem seitlichen, von einem polygonalen Treppenturm begleiteten Eingangsversprung und der auf diese Situation lebhaft antwortenden, partiell auf hölzernen Konsolen vortretenden Bedachung als plastisch aufgefasste Architektur deulich von den benachbarten Villen ab. Unverzichtbare Bestandteile des Erscheinungsbildes dieser Anwesen sind die Einfriedungen, bestehend aus von Sandsteinpfosten flankierten Einfahrten und gusseisernen Zäunen.
Der Gesamtanlagenbereich Lindenstraße umfasst ein an die Stadterweiterungen im Südosten der Kernstadt angelehntes Villengebiet. Seine Hauptader, die als Allee angelegte Lindenstraße (ursprünglich Kaiserin-Friedrich-Straße), vermittelt zwischen dem (alten) Bahnhof und der Oberhöchstadter Straße. Die nach der Aumühle benannte und die Lindenstraße kreuzende Verkehrsader stellt eine direkte Verbindung zur Adenauerallee / Frankfurter Straße her. Mit der Wiesenaustraße realisiert wurde das Teilstück einer Nebenstraße, die Gelände in Bahndammnähe umfangreicher erschließen sollte. Seitlich begrenzt wird der Bereich der Gesamtanlage zum einen von den Grundstücken der Südostseite Austraße, die 1862-72 zu einem bürgerlichen Wohnviertel (mit landwirtschaftlichem und hohem gewerblichem Anteil) heranwuchs; zu diesem zählte entwicklungsgeschichtlich auch das Haus Aumühlenstraße 1a (1872; der neueren Blockbebauung 1a gewichen). Zum anderen stellt der Mühlgraben mit den daran sitzenden Mühlen samt Nebengebäuden und Umschwung (Micols-Mühle / Wallauers Mühle, Oberhöchstadter Straße 14 und Aumühle, Aumühlenstraße 3) sowie das weite Wiesengelände („In der großen Schmieh“) die Grenze dar. Die Villen in der Gesamtanlage Bereich Lindenstraße dokumentieren den um 1900 sprunghaft vollzogenen Stilwandel vom malerisch-romantischen Historismus zu Reformbewegung und Jugendstil. Der Schwerpunkt der Bautätigkeit lag zunächst an der Lindenstraße, an der von ca. 1895 bis 1898 auf festgelegter Baulinie und in großzügig bemessenen Intervallen eine stattliche Anzahl von Gebäuden entstanden. Ihre über hohen Natursteinsockeln stehenden, verputzten Baukörper von zwei Geschossen sind sachlich spätklassizistisch gegliedert und im Grundriss zumeist nur durch den seitlichen Eingangsversprung, dem die mit Gaupen und Zwerchhäusern besetzten Walmdächer plastisch antworten, ausdifferenziert. Ein hohes Maß an Individualität ist ihnen allerdings gegeben durch einen beachtlichen Reichtum an Architekturgliedern: Nr. 9 (1896) mit Treppenhausturm; Nr. 11 (1897) mit Erker über Eck gesetzt; Nr. 6 mit Frontsöller und Nr. 18 (1898) frontal zweigeschossig; Nr. 10 mit mehrheitlich asymmetrisch angelegten, übergiebelten Risaliten; Nr. 1 (1895), 3 (1895) und Aumühlenstraße 4 (1895) mit Schweifgiebeln und Krüppelwalm; Nr. 4 (1898) und Nr. 16 (1897) mit Fachwerkgiebel / Sprengwerk und Schopfwalm; Holzveranden finden sich bei Nr. 1, 3 und 19 sowie Wiesenau 1. Ebenso reich vorhanden sind Schmuckelemente in Form renaissanceartiger und neogotischer Fensterarchitekturen (Nr. 14 Vorhangmotiv). Durch Materialfarbigkeit und städtebauliche Wirkung hervorstechen die Nummern 1, 3 (Backsteinbauten) sowie 8, 19 (mit Abfasung und gusseisernem bzw. neobarockem Balkon akzentuierte Ecksituation; diese Bauten außerdem mit Mansarddächern). Die aufgestockte und im Ausdruck stark verfremdete Nr. 22 zeigt noch den originalen Sockel. Durch die stilistische Einpassung bemerkenswert der Neubau Nr. 17 (Architekt Prof. Hinrich Baller).
Die zweite maßgebliche Bebauungsphase wurde um 1908 durch das Ansiedlungsprogramm „Auf zum Taunus!“, das für Oberursel u. a eine großzügige Erweiterung des südöstlichen Villenquartiers auswies bzw. auf noch bestehende Baulücken an den „im Villencharakter erbauten Straßen der Außenstadt“ aufmerksam machte, eingeläutet. Wirkung zeigte der Aufruf mit der Vollendung des dritten Abschnitts Aumühlenstraße, an dem sich zu den beiden bereits vorhandenen Vertretern des Reformstils (Nr. 5 und 12) nun auch zwei zeittypische Doppelhäuser mit klappsymmetrisch gestalteten Fassaden (Nr. 1b, 1c mit übergiebelten Seitenachsen und diesen vorgesetzten, partiell in Naturstein verblendeten Polygonalerkern; Nr. 8, 10 zeigen frontal Seitenrisalite mit verschindeltem Giebelfeld und Krüppelwalm) und zwei den Endpunkt markierende Villen (Nr. 7 und 14), deren Umfassungsmäuerchen auf die Situation am dort geplanten Straßenkreuz hin konzipiert sind, gesellten. An der Lindenstraße mischten sich damals zwei Villen exeptionellen Entwurfs unter den älteren Baubestand (Nr. 12, 26).
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das seit alters her gewerbestarke Oberursel zu einer lebhaften Industriestadt und tat sich aus diesem Grund, trotz idealer Lage zwischen Frankfurter Raum und Taunushöhen, lange Zeit schwer, von auswärts als Landhaus- und Villenstandort wahrgenommen zu werden. Die Ausbildung gehobener Wohnviertel setzte 1863, schwerpunktsmäßig jedoch erst in den 1890er Jahren ein und war in zentrumsnahen und verkehrsgünstigen Lagen bis um 1900 bereits abgeschlossen. Um die Jahrhundertwende verlagerte sich das Bauinteresse schließlich auf Plätze weitab der Peripherie, so auch ins Urselbachtal. Mit ausschlaggebend für diesen Vorgang war die 1899 zur Hohe Mark geführte Dampfbahn (ab 1910 Lokalbahn).
Die Gesamtanlage umfasst einige südlich des beliebten Ausflugsziels „Waldlust“ um 1900 entstandene Wohnhäuser, die, unweit des Urselbaches inmitten von Gärten frei stehend, durch ihr breites Stilspektrum ein anmutiges Bild entwerfen. In baukünstlerisch hochwertiger Ausführung vorhanden sind Vertreter des Neobarock (Nr. 160, mit streng gerahmter und axial durchfensterter Front, an der zentral das mit Schweifgiebel versehene Portal sitzt), des malerischen Landhausstils (Nr. 158, mit formreich gestaltetem Baukörper – u. a. Erker mit einem unter weit vorgezogener Abtropfkante liegendem Freisitz – und mächtigem Satteldach); Nrn. 162 und 166 (jeweils Kulturdenkmale), wie auch des zierreichen Chaletstils (Nr. 164).
Die Gesamtanlage Alt Bommersheim umfasst einen erheblichen Teil der bäuerlich geprägten Kernsiedlung mit barockem Baubestand an den beiden Hauptadern Burggasse (früher Entengasse) und Lange Straße (der hier angesprochene Abschnitt früher Untergasse, im 19. Jahrhundert Lindenstraße). Ihre Grenze verläuft mehrheitlich auf einer von den rückwärtigen Scheunenwänden vorgegebenen Linie. Ein Versprung aus dieser Flucht ist zwischen Lange Straße 75 und Nr. 87 zu verzeichnen – hier quert sie den Zubringer einer Hintergrundbebauung bzw. läuft am Grundstück des im Jahr 2000 abgebrochenen Hauses Nr. 85 entlang. Die mehrheitlich giebelständigen Wohnhäuser zumeist stattlicher landwirtschaftlicher Anwesen mit ihrem teilweise überreich gestalteten Fachwerk geben Zeugnis eines nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges zügig wieder erlangten Wohlstandes. Ältere, möglicherweise aus dem 16. Jahrhundert datierende Substanz wird in den traufständigen Häusern Burgstraße 3 und Nr. 7 vermutet. In enger Nachbarschaft der im 18. Jahrhundert in leicht erhöhter Position inmitten ihres Kirchhofes – dort wieder aufgestellt der gusseiserne Dorfbrunnen – erbauten Pfarrkirche zu finden sind Schulhäuser (Lange Straße 75, vorübergehende Nutzung, Nr. 108 eigens für den Unterricht der Bommersheimer Jugend erbaut) und das nach Verselbstständigung der Pfarrei Bommersheim notwendig gewordene Pfarrhaus (Lange Straße 110, 1892 fertiggestellt).
1882 eröffnete die seit 1868 in Bockenheim (1895 zu Frankfurt/Main) ansässige Mühlenbauanstalt Gebrüder Seck im Urselbachtal auf dem Gelände der einstigen Wiemersmühle, später Gerberei von Wasilewski, eine Zweigniederlassung. 1892 gründete Wilhelm Seck am gleichen Ort zur Produktion des von seinem Sohn Willy konstruierten Petroleummotors namens GNOM (Einzylinder-Viertaktmotor ohne Nockenwelle) die Motorenfabrik W. Seck & Co, die 1898 in die Motorenfabrik Oberursel AG umgewandelt wurde. Eine nachhaltige Werkserweiterung erfolgte im Ersten Weltkrieg, nachdem die Produktion von Motorlokomotiven und insbesondere von Flugzeugmotoren sprunghaft angestiegen war. Dabei hatte die Firma 1915 das Anwesen der ehemaligen Steinmühle angegliedert. 1932, 1990 und 2000 Besitzerwechsel.
Die ersten Teile der heute geschützten Bauten wurden 1912-15 nach Plänen des Karlsruher Architekten Julius Zinser errichtet, das 1916-18 errichtete neue Verwaltungsgebäude mit den angeschlossenen Werkhallen sowie die Fassadenfront der oberhalb gelegenen kleineren Werkhalle entstanden nach Plänen des Architekten Philipp Hufnagel, Offenbach. Insbesondere diese im funktionalen Neobarock errichteten Gebäude stellen durch ihren hohen baukünstlerischen Anspruch in Oberursels Industrielandschaft eine solitäre Erscheinung dar. In Ecklage des Werkes platziert das zur Hohemarkstraße ausgerichtete, über Sockelgeschoss zweigeschossig stehende Verwaltungsgebäude mit Mansardwalmdach und Belvedere. Die langestreckte Front zentralisiert durch den von einem Rundgiebel (siehe auch südliche Schmalseite) überhöhten Risalit von fünf Achsen, dessen Mitte sich von dem rundbogigen, kassettierten und zierlich-dekorative Oberlichtversprossung aufweisenden Flügelportal, sowie einem runden Balkon betont zeigt. Die vierachsigen, über der Sockelzone zurücktretenden Flanken im Erdgeschoss je mit einem gerundet auf die Terrassierung drängen Erker versehen. Die Fassadenteile horizontal und vertikal miteinander verschränkt durch die Zone des Soussols, das darauf folgende Balustradenband und durch die dorische Kolossalordnung. Die Gravitas des Baukörpers optisch gelockert durch die über Grau, Hellgelb zu Ocker changierende Steinfarbigkeit. Das Treppenhaus in gelbem Marmor verkleidet; der Konferenzraum in originaler Ausstattung (Holzvertäfelung, Scheinkamin, Relief, Uhr etc.). Die Fronten der unterschiedlich dimensionierten Büro- und Fabrikationsgebäude zur Hohemarkstraße hin in einem funktionalen Neoklassizismus mit repräsentativen Giebeln gestaltet.
Ebenfalls auf dem Werksgelände das Straßenbahnhäuschen „Haltestelle Motorenfabrik“ der 1910 eingesetzten elektrischen Vorortbahn (Linie 24 Frankfurt am Main – Bahnhof Oberursel – Hohe Mark). Stilistisch der Motorenfabrik angepasster, kleiner Massivbau mit Mansarddach. Die Öffnung des zu den Gleisen hin offenen, über Stufen erschlossenen Warteraumes durch eingestellte Pfeiler dreigeteilt, deren beide seitlichen Öffnungen ursprünglich durch Mauerwerk und eine Verglasung im oberen Teil geschlossen waren.
Die Sachgesamtheit umfasst Bauten einer im Nationalsozialismus zwecks Förderung und Organisation des Siedlungs- bzw. Heimstättenwesens errichteten Lehr-, Forschungs- und Musteranlage. Ihre Geschichte beginnt mit dem als Geschenk an die Universität Frankfurt gelangten und seit 1933 als Schulungsheim der dortigen Studentenschaft genutzten „Haus am Wald“. 1936 entstand seitens des Gauheimstättenamtes der Plan, auf dessen Gelände eine Gausiedlungsschule einzurichten, auf der in kurzen Lehrgängen Fachleute im Siedlungswerk ausgebildet, Siedlungsanwärter zur Selbstversorgung (Gemüseanbau, Kleintierhaltung) angeleitet und Architekten, Planer und Handwerker mit den Eigenheiten ländlicher Siedlungen vertraut gemacht werden sollten. Zur Unterstützung dieses Vorhabens gleichzeitig gegründet wurde ein Siedlungsförderverein für den Gau Hessen-Nassau. Neben dem eigentlichen Siedlungslehrhof mit Musterställen, Ausstellungsraum für Gartengeräte, Schreinerei etc. entstanden (wohl nach Entwurf von Fritz Röpe) innerhalb von zwei Jahren u. a. drei Siedlerstellen, ein Schulgebäude und ein Schülerwohnhaus mit dazwischen angelegtem Nutzgarten und als Teile der landwirtschaftlichen Forschungseinrichtungen ein Bieneninstitut (als international angesehene Forschungsstelle der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität heute noch existierend am nahen Karl-von-Frisch-Weg 2) sowie ein Institut für Krankheits- und Seuchenbekämpfung. 1938 nahm das Schulungszentrum mit der Präsentation einer Kleintierzuchtanlage an der ersten Deutschen Bau- und Siedlungsausstellung in Frankfurt am Main teil und wurde bei dieser Gelegenheit vom Führer der Deutschen Arbeitsfront zum Reichssiedlungshof Oberursel erhoben. Teil dieser Ausstellung war eine Sonderschau, auf der entlang einer Siedlungsstraße unterschiedliche Musterhäuser (Pläne von Franz Hufnagel, die Möblierung nach Entwürfen des Reichsheimstättenamtes) gezeigt wurden, die zusammen mit einem Gemeinschaftshaus, das eigentlich für die in Entstehung begriffene Siedlung „Zeppelinheim“ am Rhein-Main-Flughafen gedacht war, ihren Weg dann zum Reichssiedlungshof fanden. 1939 bereits wurde der Betrieb des Schulungszentrums durch die Einrichtung eines zentralen Kriegsgefangenen-Durchgangslagers (Dulag Luft) stark beschnitten und bestand letztlich wohl nur noch aus dem Lehrhof. Ab 1945 war die Anlage Teil der zunächst als "Camp Silbert" bezeichneten amerikanischen Militäranlage, die im Herbst 1946 in „Camp King“ umbenannt wurde. 1998 erwarb die Stadt Oberursel das Gelände und begann unter Einbeziehung des denkmalgeschützten Baubestands mit der Entwicklung eines Wohngebietes. Davon ausgeschlossen blieb jedoch der im Norden über den Musterhäusern liegende Lehrhof (Eigentum des Siedlungsfördervereins Hessen e.V.).
Entlang der vormaligen Siedlungsstraße erlebbar geblieben sind zunächst drei zum älteren Bestand der Anlage gehörende Bauten: ein Fachwerkhaus (ehemals Universitätsinstitut der Bienenkunde der Polytechnischen Gesellschaft), die Siedlerschule und das für circa 60 Personen konzipierte Gästewohnhaus (Jean-Sauer-Weg 1, 2 und 4). Auf diese folgen Musterhäuser unterschiedlicher Bestimmung und Gestaltung (Variation von auf Bruchsteinsockel gesetzten, frontal oder traufseitig erschlossenen Holzkonstruktionen mit zumeist verputztem Erdgeschoss, teilweise mit Drempel erhöhtem Dachgeschoss und verbretterten oder unterschiedliche Fachwerkbilder aufweisenden Giebelfeldern), die nach Land-schaften des Rhein-Main-Gebietes benannt sind. Giebelständig zur Straße blicken die ebenfalls als denkmalwürdig eingestuften Häuser „Hessen“ (ausbaufähige Siedlerstelle), „Odenwald“ (kleinstes Eigenheim) und „Nassau“ (mittleres Eigenheim mit Garage) (Jean-Sauer-Weg 9, 11, 13), gefolgt von den Giebelhäusern „Maintal“ (größtes Eigenheim), „Bergstraße“ (Wirtschaftsheimstätte), der Traufenbau „Rodgau“ (Mietwohnhaus mit vier Wohnungen), „Rheingau“ (Reiheneigenheime, Heinrich-Kappus-Weg 5 und 4, 8, 14). Weitere Wohnbauten finden sich mit dem Gärtnerhaus (Ahornweg 91 bzw. Grenzweg o. Nr.) und dem Maidenhaus (Heinrich-Kappus-Weg 10). Blickfang der Anlage ist nach wie vor das am „Dorfplatz“ errichtete und aufgrund seiner erhöhten Position am Eichenhain von den Amerikanern „Mountain Lodge“ getaufte Gemeinschaftshaus (Heinrich-Kappus-Weg 17). Der Entwurf hierzu von Franz Hufnagel. Im Inneren Versammlungssaal, Schulraum, Küche und Speisesaal im Erdgeschoss, Sitzungszimmer und Büros für Verwaltung und Partei im Obergeschoss. Nach Beschlagnahmung des Reichssiedlungshofes durch die Amerikaner ab 1946 Offiziersclub im Camp King. Hangparallel stehender Bau von 36 m Länge mit Satteldach und Dachreiter. Das einen Gewölbekeller beinhaltende Untergeschoss steinsichtig belassen, das massive Erdgeschoss verputzt, das Obergeschoss in konstruktivem, an Eck- und Bundpfosten mit über Kreuz gelegten wandhohen Streben ausgesteiftes Fachwerk. Großzügig bandartig bzw. mit Doppel- und Dreiergruppen durchfensterte Fassaden. Traufseitig der über Stufen erschlossene und von einem Balkon überlagerte Eingang. Die große Halle des Erdgeschosses ausgestattet mit einer farbig gefassten Balkendecke und einem umlaufenden Swastikaband.