Gesamtanlage Bauernheim
Obwohl im Ortsgrundriß der Umfang des historischen Weilers Bauernheim noch deutlich ablesbar ist, wurde keine geschlossene Gesamtanlage ausgewiesen. Unschöne Veränderungen an historischen Bauten und deren Ersatz durch Neubauten, die von der tradierten Charakteristik abweichen, sind dafür verantwortlich. In der südlichen Beienheimer Straße und in der Umgebung des Kirchhofes wurden noch einige Höfe zu einer Gesamtanlage zusammengefaßt. Ihre Bausubstanz stammt, soweit es sich nicht um jüngeren Ersatz handelt, aus der Zeit um 1700. Einzige Ausnahme scheint - neben der im Kern gotischen Kirche - das Gebäude Beienheimer Straße 3/5 zu sein, das noch auf das 16. Jahrhundert zurückzuführen ist (vgl. Kulturdenkmäler). In der ortsgeschichtlichen Literatur werden ferner noch einige spätmittelalterliche Gewölbekeller angeführt, so auf dem ehemaligen Pfarrhof (Nebenstraße 9). In die Gesamtanlage wurde auch der 1844 vor dem nördlichen Ortsrand neu angelegte Friedhof einbezogen, der von einer Allee markant erschlossen wird.
Gesamtanlage Bruchenbrücken
Die Gesamtanlage Bruchenbrückens umfaßt Teile des mittelalterlichen Ortskerns und seiner neuzeitlichen Erweiterungen. An der Einmündung der Wingertstraße in die Bruchenbrückener Straße ist ein Schulneubau von 1881 einbezogen (Wingertstraße 2), an der Vilbeler Straße zwei Aussiedlerhöfe aus der Zeit um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Landschaftliche Elemente in der Gesamtanlage sind der Wetterlauf einschließlich eines Wehres bei der Mühle sowie die das Flußufer säumenden Gärten zur östlichen Bebauung der Bruchenbrückener Straße. Ist die Wetter ohnehin Voraussetzung für die Siedlungstätigkeit, so wird ihre Bedeutung für Bruchenbrücken noch dadurch gesteigert, daß die Kirche im Ortskern ihren Standort einem gallo-römischen Wasserheiligtum verdanken soll. Veränderungen an historischen Bauten, Aufsiedlungen von Randbereichen haben dazu geführt, daß die angesprochenen historischen Siedlungsgebiete nicht vollständig in die Gesamtanlage einbezogen werden konnten. Den geschlossensten Eindruck bietet noch die Bruchenbrückener Straße als um 1700 vorgenommene Ortserweiterung. Trotz der genannten Einschränkungen vermitteln die als Kulturdenkmal oder in der Gesamtanlage geschützten bäuerlichen Hofanlagen sehr anschaulich unterschiedliche Besitzstände, die in sich einheitlich gruppiert das Dorfbild prägen. Im Ortskern sind die großen Hofanlagen anzutreffen (vgl. die Scheune von Bruchenbrückener Straße 5-7, Pfarrhof und Mühle), zu den kleinen Hofstellen der Wettergasse und der Römerstraße nehmen die Höfe der Bruchenbrückener Straße eine mittlere Position ein. Eine Sonderstellung haben in diesem Zusammenhang die schon erwähnten Aussiedlerhöfe des 19. Jahrhunderts (Vilbeler Straße 20 und 22). Insgesamt besteht mit den herausgehobenen Bauten wie Kirche, Mühle und Umspannhof ein reiches Bild historischer dörflicher Überlieferung in Bruchenbrücken.
Gesamtanlage Dorheim
Aufsiedlungen sowie Veränderungen und Ersatz historischer Bebauung haben dazu geführt, daß nur zwei kleine Teilbereiche im historischen Ortskern von Dorheim als Gesamtanlage ausgewiesen werden konnten. Neben dem Kirchhof und der angrenzenden Hofanlage Kreuzgasse 6 gehört die Wasserburg mit benachbartem ehemaligen Ökonomiehof dazu. Eine Wasserburg als Sicherung eines Flußübergang ist in der Wetterau ein auch an anderen Orten zu beobachtender Sachverhalt, der siedlungsgeschichtlich von Interesse ist. Während sich mancherorts der alte Burgstandort nicht einmal mehr im Parzellenbild fassen läßt (vgl. Bruchenbrücken), ist er in Dorheim auch noch baulich ablesbar.
Gesamtanlage Ockstadt
Die beschriebene historische Grundstruktur von Ockstadt stellt sich als Gesamtbild vornehmlich im Ortsgrundriß dar. Im Aufriß, in den einzelnen Straßenzügen, zeigt sich, daß die bäuerliche Gehöfte in vielen Fällen ihre alte Bausubstanz eingebüßt haben. Ersatzbauten, moderne Umgestaltungen prägen den Eindruck (vgl. den Blick auf den Kirchhof aus der westlichen Borngasse). Als Gesamtanlage konnten deshalb nur zwei Teilbereiche ausgewiesen werden. Zum einen die ehemalige Wasserburg mit Vorburg, zum anderen der im Ortsmittelpunkt gelegene Kirchhof und wichtige Elemente seiner Umgebung.
Im Zusammenhang der Gesamtanlage interessiert bei der Burg, die ja auch als einzelnes Kulturdenkmal bewertet wurde, ihre flächige Ausdehnung im Binnenbezirk, vor allem aber auch hinsichtlich der vorgelagerten Grabenprofile des Leihgrabens.
Neben der Wasserburg ist der Kirchhof mit der neubarocken Pfarrkirche von 1910 zweiter Kulminationspunkt im Ockstädter Ortsbild. Er wird von einigen Hofstellen gerahmt, die ihre historische Charakteristik noch nicht verloren haben, ferner vom Pfarrhof und vom Rathaus. Auch der Schulhof am nördlichen Ortsrand mit der Schule von 1893 ist diesem Umgebungsbereich der Kirche zuzurechnen, der eine Gesamtanlageninsel im Ockstädter Ortskern ist.
Ein in der zweiten Hälfte begonnenes Dorferneuerungsverfahren verfolgte das Ziel, die historische Dorfstruktur baulich wieder kenntlich zu machen.
Gesamtanlage Ossenheim
In der Gesamtanlage Ossenheim sind neben dem Kirchhof und einem Schulhof bäuerliche Gehöfte und Wohnstellen zusammengefaßt, die zumeist aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen. Ein eigener Gesamtanlagenbereich ist die Schudt''sche Mühle am westlichen Ortsrand von Ossenheim. Mit der Görbelheimer Mühle auf Bruchenbrückener Gemarkung (vgl. dort), die sich im Besitz derselben Betreiberfamilie befand, verbindet sie sich zu einem wirtschaftsgeschichtlich bedeutsamen Komplex in der Wetterau. Die beiden Mühlen sind untereinander durch einen eigenen Fußweg verbunden. Isoliert gelegene Kulturdenkmäler wie Florstädter Straße 50, das die "Verstädterung" des Dorfes Anfang des 20. Jahrhunderts zum Ausdruck bringt, oder Florstädter Straße 72 und 74-78 als Überrest einer aufgegebenen gewerblichen Unternehmung des 18. Jahrhunderts ergänzen die beiden Ossenheimer Gesamtanlagenbereiche zu einem vielschichtigen Bild historischer Überlieferung.
Gesamtanlage Burg-Gräfenrode
Ortskern
Die kleine Gesamtanlage von Burg-Gräfenrode verbindet entlang der Weißenburgstraße die Oberburg im Norden, die als Kern der hochmittelalterlichen Rodungssiedlung anzusehen ist, mit dem Amtshof (Weißenburgstraße 19) als südlichen Gegenpol. Dazwischen ist der Kirchhof mit dem barocken Nachfolger eines ursprünglich mittelalterlichen Bauwerks ein weiterer markanter Punkt. Die Weißenburger Straße wird als wichtigste Ordnungslinie des historischen Siedlungsgebietes unter Denkmalschutz im Sinne einer Gesamtanlage gestellt. Einzelne Hofstellen tragen dazu bei, daß zumindest abschnittweise noch von einem historischen Straßenbild die Rede sein kann. Der Verlust markanter Einzelgebäude wie der Unterburg oder Aufsiedlungen wie die des südlichen Randes Burg-Gräfenrodes haben dazu geführt, daß das historische Ortsbild insgesamt mit seiner einst auch bestehenden Umwehrung durch einen Haingraben nicht mehr wahrzunehmen ist. Auch die jüngere Ortserweiterung entlang der tangierenden Berliner Straße läßt sich aufgrund einer Vielzahl neuerer Baumaßnahmen nicht als Gesamtanlage dokumentieren, sie wird nur noch durch einzelne Kulturdenkmäler kenntlich.
Marienhof
Im Süden der Burg-Gräfenroder Gemarkung gelegener Ökonomiehof des Büdesheimer Schlosses, der örtlich als Vorwerk bezeichnet wird. Das Areal ist aufgesiedelt, als historischer Kern läßt sich eine U-förmige Hofanlage herausschälen, die als Gesamtanlage unter Denkmalschutz zu stellen ist. Das Wohnhaus in der Längsachse sowie zwei flankierende Ställe stammen aus dem 19. Jahrhundert.
Gesamtanlage Groß-Karben
Ortskern
Durch Größe und Gestalt ist das Anwesen der Freiherren von Leonhardi von herausgehobener Bedeutung in der Groß-Karbener Gesamtanlage. Es ging vermutlich aus der Stammburg der Herren von Karben hervor, inzwischen ist es als "Schloß" mit angrenzenden Ökonomiegebäuden anzusprechen. Es schließt sich ferner ein Park an, der den westlichen Ortsrand prägt. Die Nordseite des Parks begrenzt das Degenfeld''sche Schloß (Westliche Ringstraße 2) als erhaltenes Beispiel weiterer Adelssitze in Groß-Karben. Während die Frage nach dem Schwerpunkt der Gesamtanlage auf diese Weise beantwortet ist, bleibt ihre flächenmäßige Abgrenzung noch zu klären. Sie orientiert sich an der alten Dorfbefestigung, die im Straßenverlauf und Bebauung von Westlicher und Östlicher Ringstraße noch nachvollziehbar ist. Offenbar wurde der einst bestehende Haingraben nach dem Verlust seiner Verteidigungsfunktion für eine anschließende Bebauung parzelliert. Das Innere des Ortes strukturierte ein dem Nidda-Tal folgender Weg (Bahnhofstraße, Burg-Gräfenroder Straße) mit einem Abzweig Richtung dem östlich gelegenen Heldenbergen (Heldenberger Straße). An den entsprechenden Schnittpunkten mit dem angesprochenen Befestigungsring bewachten ursprünglich drei Torbauten den Zugang zu Groß-Karben. Augenfällig ist der Kontrast zwischen den größeren Bauerngehöften entlang der genannten Hauptverkehrswege mit den überwiegend kleineren Hofstellen an den beiden Ringstraßen.
Neben dem Leonhardi''schen Schloß ist die Kirche mit benachbartem Pfarrhaus ein weiterer Kulminationspunkt des historischen Ortsbildes. Auf dem freien Platz südlich des Kirchhofes (Gabelung Westliche Ringstraße/Burg-Gräfenroder Straße) befand sich ursprünglich das Rathaus. Die heutige Verkehrsführung, die den Durchgangsverkehr in nördlicher Richtung über die Heldenberger Straße und die Ludwigstraße umlenkt, läßt den Bereich etwas im Abseits erscheinen. Die Gesamtanlage des Groß-Karbener Ortskerns wird an den Rändern durch einige historische Höfe außerhalb des alten Befestigungsringes sowie den vermutlich Anfang des 19. Jahrhunderts angelegten neuen christlichen Friedhof mit erhaltener Einfriedung und einigen historischen Grabsteinen vervollständigt.
Im Zusammenhang mit einem Pachtwechsel bezüglich der Nutzung des Selzerbrunnens in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut; neue Gartenanlagen und die zusätzliche Errichtung eines Gasthauses sollten Besucher anziehen und die Wirtschaftlichkeit der Brunnennutzung steigern. Das Gasthaus entspricht einem spätbarocken oder klassizistischem Gebäudetyp ländlichen Herkommens. Es ist eingeschossig, der Eingang in der Mittelachse durch ein Zwerchhaus hervorgehoben. Seitlich des Gasthauses wurde eine Kegelbahn errichtet, die ebenfalls als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz gestellt wird. Die übrigen Nebengebäude sind Bestandteil einer kleinen Gesamtanlage, die das Gaststättenareal, seine Gartenanlagen sowie den benachbarten, Ende des 19. Jahrhunderts auf Kloppenheimer Gemarkung erbohrten Taunusbrunnen umfaßt.
Gesamtanlage Klein-Karben
Die Gesamtanlage Klein-Karben konzentriert sich auf den einst wehrhaften Kirchhof und seine unmittelbare Umgebung. Der Kirchhof markiert mit seinen westlich umgebenden Stützmauern eine zum Nidda-Tal gerichtete Hangkante. Die historische Siedlung erstreckte sich zunächst unterhalb des Kirchbergs, linear dem Nidda-Tal folgend (von Süden nach Norden Gronauer Straße, Dortelweiler Straße, Rathausstraße, mit dem Kirchhof durch einen Treppenweg und die Kirchstraße verbunden). Die hier gelegenen historischen Bauerngehöfte stammen überwiegend aus dem 18. Jahrhundert, Teile der Kirchhofmauer sind noch spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Ursprungs. In der oberen Rathausstraße schließen sich Richtung Groß-Karben Bauerngehöfte der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts an, ein ebenfalls in dieser Zeit errichtetes öffentliches Gebäude (Schule oder Rathaus, Rathausstraße 35) markiert hier einen Gegenpol zum südlicher gelegenen Kirchhof.
Weiter hangaufwärts folgt die Rendeler Straße ebenfalls dem Nidda-Tal. Mag der Straßenzug selbst schon älter sein, Ansiedlungen erfolgten hier erst ab dem frühen 19. Jahrhundert. Aus dieser Zeit auch eine Friedhofserweiterung an der Rendeler Straße. Wenn es insgesamt nicht zu einer größeren Ausweisung denkmalgeschützter Zonen (Gesamtanlage) in Klein-Karben gekommen ist, so nicht aufgrund des Fehlens entsprechender historischer Siedlungsgefüge, sondern der zwischenzeitlich erfolgten Veränderungen im Sinne einer "Vervorstädterung". Nur beispielhaft sei hier die vollständige Aufsiedung des Mühlenareals am westlichen Ortsrand von Klein-Karben angeführt.