Jägersburger Straße 1-35 (Südseite), 10-32 (Nordseite)
Historischer Kernbereich von Langwaden, ein typisches Straßendorf der Rheinebene. Dem geradlinigen Verlauf der Durchgangsstraße ordnen sich alle Gebäude unter, d. h. sie stehen einschließlich der ev. Kapelle bis auf einzelne Ausnahmen giebelständig zur Straße. Die Häuser sind ein- oder zweigeschossig, tragen meist Satteldächer, die repräsentativeren Krüppelwalmdächer. Ein großer Teil der Häuser ist verputzt, mehrere Objekte zeigen schlichte Fachwerkkonstruktionen, die in das 18. Jh. zurückreichen. Wichtige Akzente als Anfangs- bzw. Endpunkte der Gesamtanlage setzen die Wohnhäuser der Hofanlagen Jägersburger Straße 1 und 32 sowie die einen Kern ausbildenden Häuser 17-23 mit der ihnen gegenüberliegenden schlichten Kapelle des späten 17. Jhs. Diese Gebäude sind als Einzelkulturdenkmäler ausgewiesen. Daneben gibt es weitere Wohnbauten, die für die Gesamtanlage von konstitutivem Wert sind, wie das Haus Nr. 13, ein langgestreckter, aus dem üblichen Rahmen fallender Traufenbau mit gequaderten Kanten, breiter Toreinfahrt und Krüppelwalmdach. Sein Obergeschoss zeigt ein Zierfachwerk des 19. bzw. frühen 20. Jhs. In dem Gebäude befand sich früher das Gasthaus "Zur Krone". Bestimmend ist auch die Hofanlage Nr. 26, deren zweigeschossiges Wohnhaus aus Backsteinen mit betonten Kanten errichtet wurde. Der Giebel ist hier holzverschindelt. Im Hof des Anwesens Nr. 29 befindet sich noch eine der wenigen erhaltenen Scheunen von historischem Wert. Sie ist nur geringfügig verändert und trägt die Inschrift: "JOHANN PHILIPP RUTHSAMER ANNO 1774". Wichtiger Teil der Gesamtanlage ist auch das vernachlässigte Wohngebäude Nr. 30, ein interessanter Kniestockbau mit Satteldach, der ebenfalls im 18. Jh. entstanden sein dürfte.
Ein heute leider verschwundener Bau ist das ehemalige Hirtenhaus Langwadens, das sich am westlichen Ortsende, auf der nördlichen Straßenseite befand. Das sehr bescheidene Fachwerkhäuschen, das bis in die zweite Hälfte des 19. Jhs. als Wohnung des Dorfhirten und Feldhüters diente, war ein echter Firstständerbau mit Firstpfette, Pfettendachfuß und eingetieftem Kniestock. Der Bau soll in das 16. Jh. zurückgereicht haben und wurde wohl in den sechziger oder siebziger Jahren abgebrochen. Am westlichen Ende des Dorfes befand sich auch noch die vom Großherzoglichen Hochbauamt erstellte Forsthofreite, heute ein stark umgebautes, privates Anwesen.
Die langgestreckte Gesamtanlage, die das Straßendorf Langwaden deutlich charakterisiert, ist von besonderer siedlungsgeschichtlicher Relevanz für den südhessischen Bereich.
Am Rosengrund
Alter Schloßweg
Hofweg 1-7 (Nordseite), 2-10 (Südseite),
Neuer Schloßweg
Nibelungenstr. 136-186 (Westseite), 143-173 (Ostseite)
Nußallee 2
Die Gesamtanlage Schönberg setzt sich aus drei bestimmenden Komponenten zusammen: zum einen das weithin sichtbare, auf der Anhöhe gelegene herrschaftliche Schloss der Erbacher Grafen, dann, in diametraler Position, die auf dem benachbarten, nordöstlichen Hügel errichtete ev. Kirche. Beide Baulichkeiten beherrschen räumlich die kleine, im Tal der Lauter entstandene Siedlung früherer Untertanen wie Handwerker und Schlossbedienstete. Bauern waren wegen fehlender Ackerflächen kaum vorhanden.
Schloss und Kirche sind repräsentative Bauwerke von kunsthistorischem Rang. Das dem Lauf von Lauter und der parallel verlaufenden Durchgangsstraße sich anpassende Dorf ist dagegen ein Konglomerat uneinheitlicher, teilweise stark überformter Wohnbauten von eher sozialgeschichtlichem Wert. Vor allem auf der Nordwestseite der Straße stehen ungefähr ab der Einmündung des Hofweges meist gestelzte, eingeschossige Traufenbauten mit Satteldachzwerchhäusern. Sie sind alle verputzt und stammen aus dem 19. Jh. Darunter auch das schlichte, stark veränderte Gebäude der Synagoge, Nibelungenstr. 156, ebenfalls ein verputzter Traufenbau, jedoch mit niedrigem Obergeschoss. Auf dieser Seite steht auch das herrschaftliche, als Kulturdenkmal ausgewiesene Haus der ehemaligen Rentkammer, daneben das im Straßenbild einen wichtigen Akzent setzende Wohnhaus der Gräfin Mathilde (Nr. 172), ein schönes, dreigeschossiges Wohnhaus von drei zu fünf Fensterachsen und mit Walmdach. Das durchaus repräsentative Gebäude trug früher das Wappen Erbach-Schönberg, wurde jedoch durch Einbau einer Gaststätte soweit überformt, dass es seinen eigentlichen architekturgeschichtlichen Wert verloren hat. Innerhalb der historisch gewachsenen Gesamtanlage und in seiner räumlichen Beziehung zu Rentkammer und dem gegenüber liegenden alten Rentamt hat es jedoch noch seine Bedeutung behalten.
Das nördliche Ende der Gesamtanlage markiert der weite Einmündungsbereich von Altem und Neuem Schlossweg in die Nibelungenstraße, der, mit einer Linde bepflanzt, platzartig gestaltet ist. Hier befindet sich ein versetzter Grenzstein mit dem Erbacher Sternenwappen sowie den Buchstaben AS bzw. AR.
An der Ostseite der Nibelungenstraße bildet der ursprünglich herrschaftliche Bau der Herrenmühle den straßenbildprägenden Auftakt, danach folgt das bescheidene Gebäude des ehem. HJ- Heimes sowie die stattliche im Kurvenbereich augenfällig plazierte Schule. Vor allem diese Straßenseite ist durch Neubauten sowie durch den rücksichtslosen Ausbau der Bundesstraße schwer geschädigt. Der noch in den sechziger Jahren offen fließende Bach wurde hier in einen Kanal gelegt, ausgerechnet in Höhe des zwar aufgestockten, jedoch sonst noch weitgehend erhaltenen Gebäudes des alten Rentamtes. Fachwerk, obwohl unter dem Putz vorhanden, spielt in dem vor allem vom 19. Jh. geprägten Ortsbild keine Rolle.
Wichtige und historisch interessante Bestandteile der Gesamtanlage sind noch die Gestaltungen, die vom Verschönerungsverein Schönberg seit dem letzten Jahrhundert vor allem an den Wegen zum Schloss vorgenommen wurden. Dazu gehört eine am Hang eingelassene Nische mit Sitzgelegenheiten, der sogenannte "Mathildenplatz" mit einer alten Linde, und die "Fürst Alexander- Ruhe", ein platzartiger Bereich mit niedrigen Sandsteinblöcken und - mäuerchen sowie jüngeren Bänken.
Die historisch gewachsene Gesamtanlage Schönberg ist lehrreiches Beispiel dafür, wie sich das Verhältnis von Herrschaft und Untertanen auch räumlich eindeutig veranschaulichen kann. Unter diesen auch didaktischen Gesichtspunkten ist der ausgewiesene Bereich von besonderer siedlungs- und regionalgeschichtlicher Relevanz.
Am Junkergarten 1-9 (Ostseite), 2-8 (Westseite)
Im Alengarten 2
Rathausstraße 2
Rohrheimer Straße 27-79 (Nordseite), 28-80 (Südseite)
Schulzengasse 1-3 (Ostseite)
Die Gesamtanlage umschreibt im Wesentlichen den Bereich des alten Straßendorfes Schwanheim, wie es sich bis zum Ende des 19. Jhs. entwickelt hat. Dies entspricht dem geradlinigen Verlauf der Rohrheimer Straße von den Anwesen Nr. 27 und 28 bis an das nordwestliche Dorfende, wo die Straße rechtwinklig nach Südwesten in das freie Feld abknickt. Entlang dieses Straßenabschnittes reihen sich - gestört durch einige jüngere bauliche Eingriffe - regelmäßige Hofreiten, die sich jeweils aus giebelständigen, ein- oder zweigeschossigen Wohnhäusern und dahinter liegenden Stallgebäuden und Scheunen zusammensetzen. Die traufständigen Scheunen schließen jeweils den Hof zum offenen Gelände hin ab und bilden, mit den Giebelseiten aneinandergebaut, noch heute vor allem nach Südwesten einen fast geschlossenen Riegel aus. Hinter den Scheunen dehnen sich dann die schmalen Gartenparzellen bis zum parallel der Rohrheimer Straße geführten Feldweg aus.
Die Bebauung mit kleinen Hofreiten ist im nordwestlichen Teil des Ortes am dichtesten, während der südöstliche Teil im Bereich zwischen Kirche und ehemaligem Rathaus großzügigere Hofanlagen aufweist. Eine Erweiterung zum Haufendorf hat in Schwanheim schon relativ früh stattgefunden, wie man an der Bebauung entlang der quer verlaufenden Straßen Am Junkerngarten, Rathausstraße, Im Alengarten und Schulzengasse noch feststellen kann. Viele Häuser wurden jedoch gerade in diesen Straßen schon gravierend verändert bzw. durch Neubauten ersetzt.
Wichtige Teile der Gesamtanlage sind natürlich die als Kulturdenkmäler ausgewiesenen Bauten von Kirche und Rathaus sowie die besonders bedeutenden historischen Hofanlagen. Dazu gehören im südöstlichen Bereich die Höfe Rohrheimer Straße 28 und 33, aber auch das Pfarrhaus des späten 19. Jhs. Das kleine, eingeschossige Wohnhaus östlich der Kirche, dessen Fachwerk sicherlich in das frühe 18. Jh. zurückging, wurde leider nach 1963 abgebrochen. Bemerkenswert ist, dass die Kirche in Schwanheim nicht im Zentrum steht bzw. ein Zentrum ausbilden konnte, sondern an den südöstlichen Rand abgedrängt erscheint. Wesentlich in diesem Bereich ist noch die ab der Straße Zum Römerhügel ansetzende Reihe der Scheunen, die - massiv in Feld- oder Backstein errichtet - mit ihren Satteldächern und durch ihr oft beeindruckendes Volumen entscheidend das Ortsbild bestimmen.
Eine großzügige Hofanlage von Bedeutung ist auch das Anwesen Rohrheimer Straße 48, das mit dem stattlichen, aber stark überformten Wohnhaus und der mächtigen Scheune von ortsbildprägender Wirkung ist. Das Wohnhaus diente bis 1891 als Pfarrhaus. Dieser Hofreite gegenüber liegt das ehem. Schul- und Rathaus, ein klassizistischer Bau, der als öffentliches Gebäude wohl zum erstenmal in Schwanheim traufständig errichtet wurde. Dies wiederholte sich ungefähr drei Jahrzehnte später, als das Wohnhaus der Hofreite Nr. 54 errichtet wurde. Der interessante klassizistische Bau war wohl auch der erste private Wohnbau, der massiv errichtet wurde. Zuvor gab es nur Fachwerkwohnhäuser, wie sie vor allem im nun folgenden nordwestlichen Teil des Dorfes noch regelmäßig stehen. Diese sind meist auch als Einzeldenkmäler ausgewiesen. Die geschlossene Dreiergruppe von eingeschossigen, giebelständigen Wohnhäusern nordwestlich des Rathauses (Nr. 45-49) wurde leider 1964 abgebrochen.
Kniestockhäuser, wie sie für die schlichten Fachwerkwohnhäuser des Ried üblich sind, kommen in Schwanheim interessanterweise kaum vor. Diese Bauweise mit dem zusätzlichen Halbgeschoss taucht in Schwanheim anscheinend nur bei jüngeren, um die Jahrhundertwende errichteten Wohnhäuser auf, die wohl Arbeitern oder Nebenerwerbsbauern gehörten. Diese massiv mit Ziegelstein am Ortsausgang gebauten Häuser weisen dann oft Zwerchhäuser mit Krüppelwalmdächern auf.
Die Gesamtanlage altes Straßendorf Schwanheim ist innerhalb der südhessischen Region von besonderer siedlungsgeschichtlicher Bedeutung. Ihr stark gefährdeter Scheunenriegel, der so charakteristisch das Erscheinungsbild des Ortes prägt, sollte unter allen Umständen erhalten werden.
Mühlbergstraße 1-9 (Südseite), 2-8B (Nordseite)
Mühlstraße
Nibelungenstraße 381 - 383
Zum Katzenrech 1-3 (Westseite), 2-6 (Ostseite)
Der als Gesamtanlage gemäß § 2.2.1 Hessisches Denkmalschutzgesetz ausgewiesene Bereich konzentriert sich auf das ursprüngliche Haufendorf Wilmshausen, das sich südwestlich von Lauter und Talstraße, an einem Bogen herausgebildet hat. Hier mündet auch ein kleiner Nebenbach in die Lauter. Der Eingang des Dorfes wird von alters her von einer Brücke markiert, danach gruppieren sich die Höfe mit ihren meist roten Ziegeldächern entlang der sich gabelnden Straßen Zum Katzenrech und Mühlbergstraße. Die meist giebelständigen Wohnhäuser der Höfe sind Putzbauten und meist schon erneuert. Bedeutend für den Kern sind vor allem die als Einzeldenkmäler ausgewiesene Scheune Mühlbergstraße 3 und das Fachwerkwohnhaus Zum Katzenrech 3, die, zusammen mit dem Häuschen Zum Katzenrech 6, ortsbildprägend sind. Charakteristisch sind auch die stark überformten Wohnhäuser Mühlbergstraße 5 und 6, die den Einmündungsbereich der Mühlstraße markieren. Der nördliche Teil des Dorfes wird von der Pappenfabrik, einem ehemaligen Mühlenanwesen, bestimmt, die mit ihren mächtigen Trockenhallen und den weiten Trockenwiesen dem Lautertal bei Wilmshausen ihren Stempel aufgedrückt hat.
Die kleine, gewachsene Gesamtanlage ist von historischer Bedeutung.
Augartenstraße 55
Bleichstraße
Eleonorenplatz
Elisabethenstraße
Hunsrückstraße 19, 22
Nibelungenstraße 32-46 (Nordseite), 33, 35 (Südseite)
Parkstraße
Eine weiträumige Bebauung des Lautertales zwischen Bensheim und Schönberg erfolgte allmählich seit dem Beginn des 19. Jhs. Gegen Ende des Jahrhunderts entstand hauptsächlich am Nordhang, im Anschluss an das Gelände der ehemaligen Guntrum- Brauerei, eine Reihe von historistischen, großbürgerlichen Villen. Zu Füßen dieser repräsentativen Wohnbauten wurde schließlich ab 1908 eine der ersten planmäßigen Landhaussiedlungen an der Bergstraße errichtet. Auftraggeber und Investor war der um 1900 aus dem Rheinland nach Bensheim umgesiedelte Kaufmann Heinrich Klein, der hier im Tal der Lauter die aus einer Sägemühle (Hirsemühle, Nibelungenstr. 35) hervorgegangene Holzwarenfabrik von Philipp Heldmann übernommen hatte. Als diese durch eine Brandkatastrophe völlig vernichtet wurde, untersagte die Stadt Bensheim ihren Wiederaufbau. Beeindruckt von der Hessischen Landesausstellung auf der Darmstädter Mathildenhöhe 1908 beauftragte Klein daraufhin den Architekten Heinrich Metzendorf sowie den großherzoglichen Kabinettsbibliothekar und Gartenarchitekten Viktor Zobel mit Planung und Bau der Landhaussiedlung Schönberger Tal auf dem leergeräumten Fabrikgelände. So entstanden bis 1910 von 25 geplanten Wohneinheiten elf Siedlungshäuser durch die Heinrich Klein GmbH, 1911/12 kamen fünf weitere hinzu, die nun jedoch von der neu gegründeten Landhausgesellschaft Bergstraße mbH - Klein und Metzendorf waren hier Teilhaber - erstellt wurden. Realisiert waren damit 14 Einzelhäuser und zwei Doppelhäuser auf einer Fläche von 1,1 ha, die in der Regel zu Pauschalpreisen schlüsselfertig verkauft wurden. Interessenten waren fast ausschließlich Auswärtige, die einem mobilen großstädtischen Bildungsbürgertum der gehobenen Mittelschicht angehörten. Die Planung der Siedlung, die als integraler Bestandteil der Bensheimer Stadtentwicklungspolitik gesehen werden muss, sah zunächst mehr Doppelwohnhäuser vor, was eher dem zeitgemäßen Kleinwohnungsbau als einer großzügigen Landhausarchitektur entsprochen hätte. Den Eindruck von Großräumigkeit und Individualität erreichte Metzendorf schließlich, indem er die Häuser teilweise versetzt positionierte und damit ein freier Ausblick nach mindestens drei Seiten gewährleistet war. Oder er ließ symmetrisch angeordnete Bauten als jeweils eigenständige Zwillingshäuser ausschließlich optisch miteinander korrespondieren. Auch wies jedes Gebäude unterschiedliche Gestalt und Außenhaut auf. Die Eingänge lagen und liegen heute noch abgewandt seitlich oder rückwärtig, sind nur über das Gartengrundstück erreichbar, und mit der Verwendung von Holzspalieren und Pergolen kamen bäuerlich-ländliche Elemente zum Zuge. Die Gärten waren einheitlich mit Hainbuchenhecken umfriedet und mit den Elementen Terrasse, Rasenstück, Gemüsegarten und Ziergarten wurden hier großbürgerliche Vorstellungen mit mittelständischen Nutzungsanforderungen vereint.
Durch die enge Tallage und die Einbeziehung der Lauter und des entlang der Nibelungenstraße (früher Schönberger Straße) einst offen verlaufenden Mühlkanals erhielt die Siedlung einen parkartigen, inselhaften Charakter, der noch dadurch betont wurde, daß sie an der Parkstraße einen besonderen Eingang mit Pergola und Fahnenstange erhielt.
Die heute noch bestehende Siedlung, die Kernstück der ausgewiesenen Gesamtanlage ist, hat diesen Charakter trotz beeinträchtigender Umbauten bis heute bewahrt. Nördlich wird sie von der Zeile historistischer Villen des späten 19. Jhs. begrenzt, die nur durch einen in der Höhe angepassten modernen Neubau gestört wird. Südlich verläuft der Hang des Hohberges, an dem zwei als Kulturdenkmäler ausgewiesene Villen in großen, parkartigen Grundstücken liegen (Hunsrückstr. 19, 22). Die kurzen, charakteristischen Straßenverläufe sind erhalten geblieben und kleine begrünte Plätze wie der Eleonorenplatz und der Einmündungsbereich Bleichstraße/Elisabethenstraße/Hunsrückstraße strukturieren das Ensemble zusätzlich. Das "Rückgrat" des Ganzen bildet der geradlinige, offene Verlauf der Lauter, die von Brücke und Steg überspannt wird. Architektonisch am ungestörtesten sind die Häuser um den Eleonorenplatz und entlang Park- und Bleichstraße. Sie sind ein- oder zweigeschossig in rotem oder gelbem Odenwaldsandstein errichtet - teilweise auch verputzt - und differenziert von Mansard-, Walm- oder Satteldächern mit oder ohne die beliebten Fledermausgaupen überspannt. Diese Häuser zeigen auch in den Details (Klappläden, Verschindelungen usw.) noch originalen Bestand. Durch Um- und Anbauten beeinträchtigt sind vor allem die Häuser entlang der Elisabethenstraße, so die Nummern 2, 4 und 6. Sie weisen zwar ihren Metzendorfschen Kern noch auf, sind aber in den Details erheblich gestört und lassen in der Gestaltung ihrer Anbauten aus der jüngeren Zeit jegliche Sensibilität für das Siedlungsensemble vermissen (s. Elisabethenstr. 2, auch Bleichstr. 4). Hier wäre ein vorsichtiger Rückbau von erheblichem Gewinn. Wie gerade durch die Behandlung der Fensterfrage ein Gebäude optisch geradezu zerstört werden kann, wird vor allem an dem Doppelhaus Parkstraße 5/7 mehr als deutlich.
Trotz dieser Störungen hat diese malerisch im Lautertal gelegene Siedlung ihren besonderen Charakter bewahrt. Sie ist eine der ersten mittelständischen, nach praktischen und künstlerischen Gesichtspunkten einheitlich durchgestalteten Landhaussiedlungen Deutschlands und sie ist deshalb mit ihrer teilweise älteren Randbebauung von besonderer architektur- und siedlungsgeschichtlicher sowie baukünstlerischer Bedeutung.
Unter den Burgen entlang der Bergstraße baugeschichtlich wohl bedeutendste und am vollständigsten erhaltene Befestigungsanlage, positioniert in dominanter, optisch wirksamer Lage auf dem 340 m hohen Auerberg oberhalb des Bensheimer Stadtteiles Auerbach. Errichtet wurde die Höhenburg von Diether IV. von Katzenelnbogen um 1230 zur Sicherung seiner Bergsträßer Besitzungen. Lehnsherr wurde 1232 in der Nachfolge des Klosters Lorsch der Mainzer Erzbischof. 1247 findet die Anlage erstmals Niederschlag in den historischen Quellen, es werden auch Burgmannen erstmalig erwähnt, unter ihnen Mitglieder namhafter Adelsfamilien aus der Umgebung. Eine zeitweilige Aufteilung der Burg unter den beiden Katzenelnbogenern Berthold III. und Eberhard II. erfolgte 1318, gleichzeitig wird in der entsprechenden Urkunde über den schlechten Bauzustand berichtet. Zwischen 1347 und 1402 verschwindet der runde Bergfried, möglicherweise ist er bei dem Erdbeben von 1356 eingestürzt, und in den nachfolgenden Jahrzehnten entsteht vermutlich unter Diether VIII. das große, nach Osten ausgerichtete Bollwerk. Im Zuge dieser gravierenden Baumaßnahme ist wahrscheinlich auch der Palas neu errichtet worden, um den gewandelten Wohnbedürfnissen Rechnung zu tragen, außerdem entstanden wohl gleichzeitig der innere Zwinger und wenig später die Vorburg. Die beiden nach Westen orientierten Türme der Kernburg dürften in dieser Phase erhöht worden sein, da sie die Wartturmfunktion des Bergfrieds übernehmen mußten.
Mit dem Tod des Grafen Philipp starb die Familie der Katzenelnbogen 1479 aus, die zeitweilig von ihr als Residenz genutzte Burg ging an den Landgrafen Heinrich III. von Hessen-Marburg über, der mit Philipps einziger Tochter verheiratet war. Hessen-Marburg nutzte die Baulichkeiten als Sitz für einen als Amtmann eingesetzten "Burggrafen", unternahm jedoch nur wenig für die laufende Bauunterhaltung. Größere Ausbesserungsarbeiten erfolgten wohl letztmalig 1535. Nach der Teilung Hessens 1567 ließ Georg I. von Hessen-Darmstadt die Amtsverwaltung nach Zwingenberg verlegen, auf der Burg blieb nur noch ein auch als Förster eingesetzter Verwalter. 1635 plünderten schwedische und französische Soldaten die Burg, 39 Jahre später belagerte und stürmte der Duc de Turenne mit einem Söldnerheer die alte Festung. Da der Darmstädter Hof kein Interesse an einer Wiederbelebung hatte, verfiel Burg Auerberg danach zur Ruine. Erst mit dem ausgehenden 18. Jh. gewann die bereits im 14. Jh. "Auerbacher Schloss" genannte Anlage wegen ihrer bevorzugten Lage mit Blick über die Weiten von Rheinebene und Odenwald wieder Bedeutung, diesmal als stimmungsvolles Ausflugsziel. Um 1800 erfolgten erste Wiederherstellungsarbeiten, die jedoch nicht verhindern konnten, dass 1820 der obere Teil des Nordturmes einstürzte. Um 1850 ließ Großherzog Ludwig III. den Turm wieder aufbauen und die Mauerreste sichern.
Umfangreiche Wiederherstellungsarbeiten fanden 1902-07 unter Leitung des Großherzoglichen Bauinspektors Karl Krauß statt, der den denkmalpflegerischen Richtlinien des Architekten der Hohkönigsburg, Bodo Ebhardt, folgte. Gleichzeitige Grabungen erschlossen im Hof das Fundament des Bergfrieds, die Zisterne und Grundmauern von Baulichkeiten an der Westseite. Im westlichen Außenzwinger fanden sich Fundamente eines Wirtschaftsgebäudes. 1937 wurde noch ein 62 m tiefer Brunnenschacht im inneren Burghof freigelegt.
Schloss Auerbach untersteht heute der Verwaltung der Burgen und Schlösser des Landes Hessen. An Stelle eines abgebrochenen Wirtschaftsgebäudes steht ein vom Staatsbauamt Darmstadt konzipiertes und 1990 eingeweihtes Restaurant, das spezielle Rittermahle bietet, außerdem finden regelmäßig Ritterspiele auf der Burg statt.
Die auf einem an drei Seiten steil abfallenden Kegel errichtete Burganlage gliedert sich im wesentlichen in drei, wie Jahresringe eines Baumstammes gewachsene, ineinander ruhende Bereiche: Ältester, um 1230 entstandener Teil ist die dreiseitige Kernburg, die von einem schmalen Innenzwinger mit östlich gelegenem Bollwerk aus der zweiten Hälfte des 14. Jhs. umschlossen wird. Darum liegt der mehrmals gebrochene Ring eines breiten, äußeren Zwingers, der wohl um 1400 entstand. Östlich vor dem äußeren Ring befindet sich der den Zugang über den Kamm unterbrechende Halsgraben, die darüber führende Bogenbrücke von1903 ersetzt eine ursprüngliche hölzerne Zugbrücke. Ein Torhaus wurde an dieser Stelle ergraben. Die aus Melaphyrbruchsteinen errichtete, bis in Wehrganghöhe vollständig erhaltene äußere Ringmauer mit Rundbogenfries auf Konsolen, außerdem nach außen Strebepfeiler, mit Ausnahme der Südpartie. Südwestlich zwei polygonale Flankentürmchen, über dem südlich gelegenen Rundbogentor Schießscharten. Im Zwinger, an Stelle von verlorenen Wirtschaftsbauten, ein zweigeschossiges Wohnhaus mit Mansarddach und historistischer Eingangstür, das - 1914 erbaut - früher als Gasthaus diente. Daneben das moderne Gaststättengebäude.
Die Umfassungsmauer des inneren Zwingers ebenfalls aus Melaphyrbruchstein und bis Wehrganghöhe erhalten, hier auch wieder der umlaufende Rundbogenfries. Das 1903 erneuerte Spitzbogenportal südlich über eine Treppe und eine über einen Graben führende Brücke erreichbar; darüber Wehrmauer mit Zinnen erhalten. Die drei Umfassungsmauern der Kernburg zwischen dem mächtigen Bollwerk und den beiden, geradezu zierlich anmutenden Rundtürmen noch in ursprünglicher Höhe vorhanden. Der Zugang in den Innenhof erfolgt durch ein segmentbogig geschlossenes Tor neben dem Südwestturm, über dem Tor erneuerter Gusserker und Konsolsteine mit Neidköpfen.
Nach Nordosten die mächtige Schildmauer mit einem von niedrigen Brüstungsmauern gesäumten Wehrgang, östlich das Polygon des Bollwerks mit dem mächtigen Zinnenkranz. Im unteren Teil Konsolen eines ehemaligen hölzernen Wehrganges. Auf der Mauer eine fast 300 Jahre alte Kiefer. Das Untergeschoss des Bollwerks mit Tonnengewölbe, darüber die ehemalige Burgkapelle mit Maßwerkfenster. Die niedrigere westliche Hofmauer mit zahlreichen Fensteröffnungen, die auf ehemals hier vorhandene Gebäude hinweisen. Die Mauerkrone als Wehrgang mit Zinnen ausgebildet. Die Gebäude setzten sich auch noch an der Südmauer und an der Schildmauer fort. Die beiden westlichen Rundtürme waren ursprünglich nur über die Wehrgänge zu erreichen, am Südturm rundbogige, am Nordturm spitzbogige Pforte. Beide Türme jeweils mit über Rundbogenfries auskragendem Zinnenkranz.
Der an der Südwand der Kernburg unmittelbar ansetzende Palas des späten 14. Jhs. ist in seinen Umfassungsmauern fast vollständig erhalten. Er ist dreigeschossig und seine nach Westen weisenden Kanten sind von polygonalen Türmchen bekrönt. Sie kragen über einem Rundbogenfries mit Dreipassmaßwerk vor und schließen mit Zinnen und Armbrustschießscharten. Dazwischen ein Wehrgang, der sich auch an den Langseiten fortsetzte. Im Erdgeschoss Zugang in den völlig entkernten Innenbereich durch ein Spitzbogenportal, die Fenster im Erd- und 2. Obergeschoss meist als zweiteilige Rechteckfenster, im 1. Obergeschoss als Kreuzstockfenster ausgebildet. Vor dem Palas, in der Ostecke des Hofes, liegt der 62 m tief in den Fels gehauene Brunnen.
An den Hofmauern befinden sich mehrere Erinnerungstafeln, so eine stark verwitterte Sandsteintafel, die an ein Fest hessischer Veteranen von 1840 erinnert und eine schwarze Granittafel mit der Inschrift: "Dem Mitbegründer und ersten Kanzler des Deutschen Reiches Fürst Bismarck gewidmet an seinem 80. Geburtstag 1. April 1895 von Vaterlandsfreunden der Bergstraße". Ein Wandgemälde, das dem Andenken an ein Fest Frankfurter und Darmstädter Künstler im Jahr 1852 diente ("Die Künste huldigen dem Frühling" von den Steinle-Schülern Frederic Leighton und Enrico Gamba), ist inzwischen verlorengegangen. In einer spitzbogigen Nische in der Schildmauer, an Stelle des ursprünglichen Eingangsportals, steht noch eine säulenartig gearbeitete Sonnenuhr mit Renaissanceornamentik, die 1903 bei den Ausgrabungen gefunden wurde.
Das so genannte "Auerbacher Schloss" ist von besonderer bau- und kulturgeschichtlicher Bedeutung. Als Verteidigungsanlage war Burg Auerberg in ihrer Zeit wegen ihres weitgehend regelmäßigen, dreieckigen Grundrisses wehr- und bautechnisch auf dem modernsten Stand, wie auch eine andere bedeutende katzenelnbogische Burg, die Marksburg bei Braubach. Offensichtlich lieferte die repräsentative staufische Architektur Vorgaben, möglicherweise spielt hier aber auch die südeuropäische oder gar byzantinische Architektur eine gewisse Rolle, welche die Grafen von Katzenelnbogen als Gefolgsleute Friedrichs II. und als Teilnehmer diverser Kreuzzüge kennengelernt haben.
Am kleinen Berg
Arresthausgasse
Auf dem Berg (Bereich innerhalb der ehem. Stadtmauer)
Darmstädter Straße 1-5 (Ostseite), 2-8 (Westseite)
Heidelberger Straße 2
Löwenplatz
Marktplatz
Mittelgasse
Neugasse
Obertor
Obergasse
Pass 3-5 (Westseite)
Untergasse
Wetzbach 1-19 (Südseite), 2-12 (Nordseite)
Die Gesamtanlage umfasst im Wesentlichen den alten Kernbereich Zwingenbergs, der sich aus der erhöht liegenden Oberstadt und der am Fuß des Berges, möglicherweise etwas später erbauten Unterstadt mit ihren ab 1610/11 angegliederten Vorstadtbereichen Wetzbach, Löwenplatz und Am Obertor zusammensetzt. Diese Kernstadt ist heute noch von Resten der mittelalterlichen Stadtmauer umgeben, teilweise lässt sich der Stadtmauerverlauf nur noch an den Parzellenzuschnitten der Grundstücke ablesen. Der in großen Teilen regelmäßige Verlauf der Straßen sowie die noch bestehende Bebauung sind im wesentlichen auf den Wiederaufbau nach den verheerenden Zerstörungen durch französische Truppen im Jahr 1693 zurückzuführen. Nach den 1695 auf Geheiß des Landgrafen erfolgten Vorschlägen des Werkmeisters Schäfer sollte die Stadt "regulär und zierlich wieder aufgebaut werden". Dabei nutzte man so weit wie möglich die noch vorhandenen Kellergewölbe, errichtete die Wohnhäuser giebelständig und verbreiterte die parallel geführten Hauptstraßen Ober- und Untergasse ein wenig. Wie bereits im 15. Jh. achtete man auch jetzt strengstens darauf, dass in der Stadt wegen der Brandgefahr keine Scheunen errichtet wurden. Dafür gab es die so genannte "Scheuergasse" nordwestlich der Stadt, entlang der diese Wirtschaftsgebäude aufgereiht standen. Heute sind die noch erhaltenen Scheunen, die erst nach einer Brandkatastrophe im Jahr 1832 entstanden, durch Um- und Ausbauten gravierend verändert.
Das historische Stadtbild, das vor allem nach 1818 irreversible Eingriffe durch die teilweise Schleifung der Befestigung und den Abbau der beiden großen Stadttore erleiden musste, ist noch heute von einer weitgehend regelmäßigen, zweigeschossigen Wohnhausbebauung geprägt, in der einige wenige Großbauten Akzente setzen. Für die Oberstadt ist dies vor allem der weit in die Ebene wirkende Bau der alten Pfarrkirche (Bergkirche), der ab 1259 entstand. Sein heutiges Erscheinungsbild geht im wesentlichen auf eine Renovierung zwischen 1701 und 1706 zurück. In der noch heute weitgehend unbebauten Südostecke der Stadt erhebt sich die Jugendherberge über den Grundmauern einer ehemaligen Zehntscheune und bildet einen wichtigen Eckpunkt. Ob sich hier in mittelalterlicher Zeit wirklich eine Burganlage befunden hat, wie oft behauptet wird, ist allerdings fraglich, da sich bisher keine eindeutigen Zeugnisse baulicher oder schriftlicher Art gefunden haben. Stadtmauerreste führen allerdings direkt zur Südwestecke der alten Stadtanlage, wo sich Reste einer alten, von den Grafen von Katzenelnbogen erbauten Wasserburg erhalten haben. Diese untere Burg war idealer Kontrollpunkt des hier befindlichen natürlichen Engpasses ("Getwinc") zwischen vorgeschobenem Bergsporn und damals noch sumpfiger Ebene, durch den der historische Transportweg entlang des Odenwaldhanges verlief. Zunächst führte er durch die Obergasse, später am Westrand der Stadt vorbei über den noch heute so genannten Pass, der gleichzeitig einen von der Stadt her einsehbaren Freibereich vor der Stadtmauer, eine Art Glacis bildete. Nach dem Verfall der alten Wasserburg überließ Landgraf Ludwig V. 1603 große Teile der nordöstlichen Grabenanlage den Zwingenbergern, die auf dem hinzugewonnenen Gelände den neuen Marktplatz mit einer regelmäßigen Randbebauung anlegten. Der neue Marktplatz ersetzte den alten, kleineren Markt, der sich - noch heute im Stadtgrundriss ablesbar - zwischen Obergasse und dem Anfang des ansteigenden Weges Am großen Berg befand. Als Ersatz für das ruinöse Wasserschloss der Katzenelnbogen hatte Landgraf Philipp 1561-63 vor dem Obertor ein Jagdschloss bauen lassen, das später als Amtsgericht Verwendung fand. Nach der Zerstörung von 1693 und dem Wiederaufbau zu Beginn des 18. Jhs. markiert es noch heute den südlichen Eingangsbereich in die Kernaltstadt.
Die Nordwestecke der Stadt wird von zwei Großbauten akzentuiert. Zum einen vom sogenannten Schlösschen, das möglicherweise zunächst ein Burgmannensitz war, dann - vielleicht nach einer Zerstörung - als Sitz des Amtmannes der Obergrafschaft Katzenelnbogen neu errichtet wurde. Dahinter erhebt sich der langgestreckte Riegel des Gasthauses "Zum Löwen", das - bereits um 1590 von der Stadt erbaut - sich im frühen 19. Jh. zu einem der bekanntesten Traditionshotels an der Bergstraße entwickelte.
Die kleinteilige Wohnbebauung Zwingenbergs ist noch heute in starkem Maße von Fachwerk geprägt, wobei dies vor allem die beiden Marktplatzbereiche und den Straßenzug der Obergasse betrifft. In der als Haufensiedlung entstandenen Oberstadt trifft dies, abgesehen von den als Einzeldenkmäler ausgewiesenen Häusern Auf dem Berg 4/6, 7 und 9/11, weniger zu, hier wurde wahrscheinlich nach der Zerstörung von 1693 bescheidener gebaut und diese Häuser sind inzwischen weitgehend erneuert bzw. ersetzt. Es handelt sich meist um schlichte ein- oder zweigeschossige, verputzte Bauten wie das Haus Nr. 33, das mit seinem Vorbau und dem hölzernen Gesprenge wichtiger Bestandteil der Gesamtanlage ist. Gleiches gilt für die beiden Häuser Nr. 2 und 5, die neben ihrer siedlungsgeschichtlichen Bedeutung auch besonderen städtebaulichen Wert besitzen. Hinzuweisen ist auch auf den platzartigen Bereich nordwestlich, der von teilweise noch in Fachwerk stehenden Häusern nach Südosten gerahmt wird. Hier befindet sich auch noch ein Sandsteintrog mit einem gusseisernen Brunnenstock des 19. Jhs. Einen wichtigen Abschluß bildet für die Oberstadt die "Aul", eine ehemalige von einem Turm gesicherte Pforte, die 1818 zu einem Tor geöffnet wurde.
Von der Oberstadt führt eine schmale, stützmauergesicherte Straße südwestlich zur Unterstadt, nordwestlich eine in die Gasse Am kleinen Berg überführende Treppenanlage. Als Nr. 10 steht hier ein interessantes Fachwerkwohnhaus, das - stark umgebaut - in die frühe Aufbauphase nach 1693 gerechnet werden dürfte. Die Straße Am großen Berg macht zwischen den stattlichen Anwesen Walbrunner Hof und sog. Kaserne eine Kehre und führt als sogenannte "scheele Gasse" (nur die Ostseite ist mit teilweise alten Fachwerkwohnhäusern bebaut) über den alten Markt direkt zur Obergasse. Hier stößt sie unmittelbar auf das stattliche, jedoch im Erdgeschoss gravierend veränderte Haus Obergasse 16, in dem der berühmte Zwingenberger Orgelbauer Philipp Gottlieb Dietz seine Werkstatt hatte. Das breit gelagerte Haus mit dem auffallenden Mansardwalmdach trägt in seinem Torbogen die Jahreszahl 1583. Hier befand sich zeitweilig auch die Gaststätte "Schwarzer Adler".
Entlang der Obergasse reihen sich die Häuser regelmäßig in geschlossener Straßenfront, wobei es sich hier um meist zweigeschossige Giebelbauten handelt. Stattliche Fachwerkhäuser des 18. Jhs. haben sich v.a. auf der Ostseite erhalten, hier sind auch mehrere Wohnhäuser als Einzeldenkmäler ausgewiesen. Bemerkenswert sind hier aber auch das stark modernisierte, als Gasthaus genutzte Haus Obergasse 1 mit seinem Fachwerkobergeschoss, das Haus Nr. 11, das an der Ecke des alten Marktplatzes mit seinem auffallenden Mansardwalmdach mit dem Dietz''schen Haus korrespondiert und der vierachsige Putzbau Obergasse 19 mit seinen Stichbogenfenstern aus der Zeit um 1800. Das Zusammentreffen der beiden parallelen Straßenzüge Ober- und Untergasse wird beim "Schlösschen" von dem platzbildbestimmenden, von einem Walmdach überspannten Wohn- und Geschäftshaus Nr. 32 markiert, hinter dem ein quergelagerter, stark erneuerter Bau des 18. Jhs. liegt. Dieser Bau weist mit seinen abgewalmten Giebelfronten jeweils zur Ober- und Untergasse. Letztgenannte Gasse führt zum Marktplatz zurück und ist ebenfalls von regelmäßigen Giebelhäusern bestanden, die jedoch weitgehend durch Renovierungen überformt wurden.
Der annähernd quadratische Marktplatz mit seinem charakteristischen Brunnen aus der ersten Hälfte des 19. Jhs. weist vor allem auf der Ost- und Westseite noch Originalbestand aus der Wiederaufbauphase nach 1693 auf. Die Südfront mit dem "Freihof" des landgräflichen Kellers Peter Krug wurde in den letzten Jahren weitgehend saniert, wobei nur Reste alter Bausubstanz übrig blieben. Die Nordseite ist vom Alten Rathaus und vom Krüppelwalmgiebel der heutigen Altstadtschänke (Marktplatz 2) bestimmt. Deren Traufseite mit dem Fachwerkobergeschoss bietet einen optisch einstimmenden Bezugspunkt von der von Westen heranführenden Neugasse, die erst 1829 mit einem Durchbruch durch die westliche Stadtmauer entstand. Vor diesem Stadtmauerstück liegt der ehemalige Burg- oder Schießgraben, der, wie der Schießgarten im Osten der Stadt, Bestandteil der alten Befestigungsanlage ist.
Der südliche Vorstadtbereich mit den Straßen Obertor, Arresthausgasse und dem Beginn der Hohl bietet ein uneinheitlicheres Bild. Als Kulturdenkmal bedeutend die dem ehemaligen Amtsgericht gegenüberliegende Hofreite Obertor 6, an die nördlich ein interessantes Wohnhaus des 19. Jhs. angebaut ist. Der historistische Bau mit dem zentralen Balkon ist wichtiger Teil der Gesamtanlage. Dies gilt auch für die südliche, in die Hohl überführende Häuserzeile am Obertor mit ihren ortstypischen Hofreiten, bestehend aus giebelständigem Wohnhaus, verdachter, zum Nebengebäude vermittelnder Hofeinfahrt und rückwärtigen Scheunen, die heute jedoch meist gravierend umgebaut sind. Teil der Gesamtanlage ist auch der gründlich modernisierte Adlersaal von 1904, der jedoch zumindest seine äußere Kubatur noch behalten hat. Südlicher Endpunkt der Gesamtanlage ist der stattliche Fachwerkbau Heidelberger Straße 2, östlicher das Haus Hohl 5. An der Ecke zur Hohl, unter einer Linde, steht noch ein rechteckiger Brunnentrog aus Kalkstein, der - möglicherweise durch Heinrich Metzendorf - für den Garten der ehemaligen Fissan-Werke geschaffen worden war. In ihm waren ursprünglich das Swastika-Zeichen (Hakenkreuz) auf strahlender Sonne sowie zwölf Hagal-Runen eingemeißelt. 1935 wurde der Trog dem Zwingenberger Verkehrs- und Verschönerungsverein geschenkt, der ihn an seinem heutigen Standort aufstellen ließ. Das Hakenkreuz wurde vermutlich 1945 entfernt.
Der nördliche Vorstadtbereich ist durch den Löwenplatz vor dem ehemaligen Untertor und dem nach Osten führenden Verlauf der Straße Wetzbach bestimmt. Die Häuser entlang der Wetzbach sind weitgehend überformt, am Löwenplatz sind neben den ausgewiesenen Kulturdenkmälern zwei Gebäude erhalten, die trotz Veränderungen in Resten alten Baubestand aufweisen. Dies gilt für das Haus Nr. 3, das im Obergeschoss ein Fachwerk des 18. Jhs. mit kräftigen Profilierungen zeigt. Ein weiterer interessanter Bau ist das teilweise massiv errichtete Haus Nr. 5, das im Krüppelwalmgiebel konstruktives Fachwerk aufweist. Ein dreigeschossiger, turmartiger Anbau steht nordwestlich, mit Kantenquaderung im Erdgeschoss und Fachwerk im Obergeschoss. Hier soll sich die sogenannte Unterwachstube vor dem Untertor befunden haben.
Die Zwingenberger Altstadt, mit ihrer von der Oberstadt überschaubaren, charakteristischen Dachlandschaft, hebt sich unter den Städten des Kreises Bergstraße neben Hirschhorn wegen ihres noch weitgehend geschlossenen historischen Ortsbildes als Besonderheit hervor. Es gilt, dieses gewachsene Erscheinungsbild mit seinen malerischen Gassen und steilen Treppenwegen, das von regional- und städtebaugeschichtlicher, teilweise auch baukünstlerischer Bedeutung ist, zu wahren.
Hauptstraße 5-7 (Nordseite), 4-8 (Südseite)
Die Gesamtanlage von Rodau besteht aus einer kleinen Gebäudegruppe, die sich um das alte Rat- und Schulhaus sowie den gegenüberliegenden, stark überformten Nachfolgebau des ehemaligen Hofgutes des Klosters Lorsch (Nr. 5) sammelt. Das wohlerhaltene Rathaus von 1810 ist innerhalb der Gruppe das einzige Kulturdenkmal, die übrigen Gebäude wurden in der Vergangenheit so stark verändert, dass sie nur für das äußere Erscheinungsbild des Ortskernes von Relevanz sind. Es handelt sich um zweigeschossige, meist giebelständige Wohnhäuser, deren Fachwerk unter Putz liegt. Der wohl in das Jahr 1741 zurückreichende Bau Nr. 5 weist einen Krüppelwalm auf wie auch das im Anschluss an das Rathaus traufständige Haus Nr. 8, das mit seinen ausgearbeiteten Gewänden als Massivbau wahrscheinlich in den zwanziger Jahren entstanden ist. Zu den meisten Wohnhäusern gehören im hinteren Bereich der Höfe liegende großvolumige Scheunen.
Ein Relikt, das möglicherweise auf die ursprüngliche Bedeutung der Hofanlage Nr. 5 schließen lässt, ist der auf der Einfriedungsmauer abgelegte korbbogige Sturz einer Mannspforte. Ein vergleichbares Beispiel befindet sich in Schwanheim, Rohrheimer Straße 59. Hier in Rodau ist das zentrale Motiv das Mainzer Rad, das von dem Baudatum 1741 sowie den Initialen JPB gerahmt wird. Die Initialen stehen für Johann Philipp Burger. Zwischen den Speichen des Rades sind noch zwei Zeichen erkennbar, die als Handwerkerzeichen oder als Hausmarken gedeutet werden.
Die nur von der Hauptstraße durchzogene Gesamtanlage des alten Ortskerns von Rodau ist in ihrem gewachsenem Bestand von orts- und siedlungsgeschichtlicher Relevanz.