flaechendenkmal.LFDH04036000336603

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Die Gesamtanlage umfaßt den historisch gewachsenen westlichen Vorstadtbereich Fuldas, der bis ins 19. Jh. hinein in die eigenständigen Gemeindebezirke "Hinter der Burg" und "Untergemeinde" gegliedert war. Bereits im Mittelalter hatten sich hier Bauern und Handwerker angesiedelt, die als Lehensleute für Konvent und Fürstabt arbeiteten. Während sich die hauptsächlich dem Abt unterstellte Untergemeinde entlang der Tränke (Waides) gebildet hatte, erfaßte der dem Konvent zugeordnete Bezirk "Hinter der Burg" die Straßenzüge Langebrückenstraße und Kronhofstraße sowie den heutigen Bereich Hinterburg, von dem man annimmt, daß sich hier in der Frühzeit des Klosters eine Burg- bzw. Wehranlage zur Sicherung eines Tores (Stephanstor, heute Schultor) befand. Diese war wohl besonders deshalb notwendig, da die westliche Einfallstraße von der 885 errichteten Fulda-Brücke (Lange Brücke) her genau auf das Kloster zuführte.

Charakteristisch für die Gesamtanlage ist die kleinteilige, geschlossene Straßenbebauung mit zwei- und dreigeschossigen, in der Regel traufständigen Wohnhäusern, denen jeweils nach hinten unterschiedlich große Gartenparzellen zugeordnet sind. Die Langebrückenstraße bildet noch heute das Entree zur Stadt, in Höhe des Hauses Nr.29 hat noch im 18.Jh. ein Tor gestanden. Zahlreiche der hier befindlichen Häuser stammen - zumindest im Kern - noch aus dem 17./18.Jh., ihr Fachwerk liegt unter Verputz. Auffallend ist das langgestreckte, aus drei älteren Bauten zusammengesetzte Haus Nr.27, dessen kräftiger Geschoßvorsprung Anlaß gibt, eine noch frühere Entstehungszeit zu vermuten. Bemerkenswert ist auch das barocke Portalgewände am Haus Nr.9, das mit seinen reichen Profilen wahrscheinlich in einen anderen baulichen Kontext gehört. Bestimmend für das Straßenbild sind auch die Bauten des 19. und frühen 20. Jhs., die sich hauptsächlich im Einmündungsbereich der Kronhofstraße gruppieren und die die niedrigen Barockhäuser überragen. An einigen Gebäuden befinden sich Heiligenfiguren, hervorzuheben ist eine holzgeschnitzte Barockmadonna am Haus Nr.25 sowie eine kleine Sandstein-Madonna am Haus Nr.14. Das ehemalige Gartengelände hinter den Häusern ist zum großen Teil mit jüngeren, meist für gewerbliche Zwecke genutzte Bauten verstellt.

Die Kronhofstraße, die an der alten Stiftsmauer entlangführend den Horaser Weg mit der Straße Abtstor verknüpft, hat ihren Namen von dem nicht mehr existierenden, aber bereits 1397 genannten herrschaftlichen Hofgut Kronhof ("Grimhof"), das sich im Bereich der kleinen Stichstraße Am Kronhof befand. Gerade an diesem Straßenzug wird heute noch die Kleinteiligkeit der mittelalterlichen Bebauung deutlich. Zwar wurden die Häuser wohl alle in der Barockzeit erneuert bzw. überformt, die alte Parzellenstruktur wurde jedoch beibehalten. Das überkommene Erscheinungsbild blieb gewahrt, nur vereinzelt unterbrochen von voluminösen Neubauten der Jahrhundertwende. Zu diesen gehört beispielsweise das wegen seiner qualitätvollen Putzfassade als Einzeldenkmal gewertete Haus Nr.73. Das entsprechend klassifizierte Haus Nr.5 wurde zwar auf der ursprünglichen kleinen Parzelle errichtet, ist aber mit seinen drei Vollgeschossen und dem Dachgeschoß wesentlich höher als die barocken Wohnhäuser. Eine Besonderheit in Fulda ist die Tränke, ein von der Kronhofstraße nach Westen abzweigender Straßenzug, dessen Erscheinungsbild von der in der Mitte durchfließenden Waides geprägt ist. Dieser Bach, der in einem alten, unterirdischen Kanalgewölbe Stiftsbezirk und den westlichen Teil des Schloßparks durchkreuzt, wurde früher als Viehtränke für den fürstlichen Altenhof und den Kronhof genutzt. Wegen der häufigen Überschwemmungen wurde die Waides 1880 in ein Bett mit hohen Brüstungsmauern aus Sandsteinblöcken gelegt. An dem zur Fuldaaue offenen Ende der Straße steht seitlich ein nach Norden abknickender Mauerzug, die "Blumenmauer", deren Name Hinweis gibt auf einst hier befindliche Ländereien des im 18.Jh. in Fulda wirkenden Hofkammerrats Job. Jodokus Blum.

Die Bebauung der Tränke ist wieder das gewachsene Ensemble schlichter Wohnhäuser aus verschiedenen Epochen. Besondere Bedeutung hat das Gebäude Nr. 27/29, dessen Substanz in großen Teilen noch in das 16. Jh. zurückreicht. Eine ähnlich alte Substanz lassen auch die beiden einzigen giebelständigen Häuser Nr. 18 und 23 mit ihren kräftigen Geschoßvorsprüngen vermuten. Auffallender Bestandteil der südlichen Fassadenabwicklung ist auch das voluminöse Barockhaus Nr.41, dessen Fassade in jüngerer Zeit "bereinigt" wurde. An der Fassade des 1909/10 erbauten Hauses Nr.20 befindet sich die holzgeschnitzte Figur eines hl. Christophorus, die einzige Plastik an einem in der Tränke stehenden Haus. Im Bereich dieses Gebäudes hat man bei Ausschachtungsarbeiten die Reste einer frühgeschichtlichen Brücke gefunden.

Die den größten Teil der westlichen Vorstadt umfassende Gesamtanlage ist Zeugnis der siedlungsgeschichtlichen Entwicklung Fuldas. Sie gibt noch einen gewissen Einblick in die früheren sozialen Verhältnisse der in Abhängigkeit von Fürstabt und Konvent lebenden Bauern- und Handwerkerschicht. An der Erhaltung dieser in Jahrhunderten gewachsenen Vorstadtsiedlung besteht ein besonderes öffentliches Interesse.

siteDesignation
flaechendenkmal
siteName
Fulda, Stadt und Landkreis_Fulda_Fulda_Gesamtanlage
siteProtectionClassification
cultural
designationLegalDefinition
gesamtanlageHE