Dornheimer Weg 28, 30, 32, 34, 36, 38, 40, 42, 44, 56, 58, 60, 62, 64, 66, 68
Illigweg 1-28, 30, 32, 34, 36, 38, 40, 42, 44, 46, 48, 50, 52, 54, 56, 58, 60
Mettegangweg 6, 8, 10-26, 28, 30, 32, 34, 36, 38, 40
Moldenhauerweg 1, 3-6, 8, 10, 12, 14-18, 23, 25, 27, 29-42, 44
Paul-Gerhard-Platz 1, 5, 7
Rabenaustraße 32, 33, 35, 37, 37A, 43, 50, 52, 54, 56, 58, 60, 62, 64, 66, 68, 70, 72
Rodensteinweg 5, 7, 9, 11, 13, 15, 17, 19, 21, 23, 25, 27, 29
Die Siedlung Waldkolonie entstand nach dem Ersten Weltkrieg aus dem Bedürfnis heraus, der drückenden Wohnungsnot in einer Weise zu begegnen, die anders als in den sogenannten Mietskasernen ein individuelles Leben ermöglicht. Der Wunsch nach einem Eigenheim mit großem Gartengrundstück bei tragbaren Kosten (mit finanzieller Unterstützung durch die öffentliche Hand) sollte hier verwirklicht werden.
Zu diesem Zweck wurde die „Gemeinnützige Heimstätten-Baugesellschaft m.b.H.“ gegründet, die im März 1919 einen städtebaulichen Wettbewerb „unter den in Darmstadt dauernd ansässigen Architekten zur Erlangung von Entwürfen für die Anlage einer Heimstätten-Siedlung von 50 Wohnhäusern“ (Darmstädter Tagblatt 28.3.1919) auslobte. Von den 33 eingereichten Entwürfen wählte das Preisgericht (Karl Hofmann, Friedrich Pützer, Arthur Wienkoop, Leonhard Schäfer und August Buxbaum) den Entwurf mit dem Kennwort „Ganze Arbeit“ der Architekten Heinrich Stumpf und Karl Osterrath aus. Beide waren Lehrer an der Baugewerkschule, der späteren Fachhochschule.
Der Entwurf zeichnete sich durch eine spannungsreiche, malerische Anordnung von verschiedenartigen Wohnhausgruppen aus, gelegen an sehr schmalen Wohnstraßen, die sich in einem zentralen Platz mit Schule, Kindergarten und Gemeindehaus treffen. Auf den rund 200 bis 400 qm großen Grundstücken waren neben wenigen Einzelhäusern hauptsächlich knapp 6 Meter schmale Reihenhäuser mit bis zu 60 Meter langen Hausgärten mit Kleinviehstall zur Eigenversorgung geplant.
Bis 1920 wurden in dem Gebiet zwischen Wedekindweg und Rabenaustraße südlich des Dornheimer Wegs 21 Häuser für etwa 150 Bewohner erstellt, bis 1922 insgesamt 67 Wohneinheiten.
Dem Beispiel folgend, gründeten Bedienstete der Reichsbahn im Frühjahr 1920 die „Gemeinnützige Eisenbahner-Baugenossenschaft“, um auf dem östlich angrenzenden Gelände zwischen Rabenausstraße und Rodensteinweg ihre eigene Siedlung zu errichten. Noch 1920 entstand die langgestreckte Hausgruppe zwischen Rodenstein- und Mettegangweg, die architektonisch in Darmstadt ohne Beispiel ist: Die Gebäude sind als sogenannte „Back-to-Back-Häuser“ geplant, bei denen die Häuser eine gemeinsame Rückwand unter dem First des Satteldaches haben und sich nur jeweils zu einer Seite mit dem vorgelagerten Garten orientieren. Diese Bauform eines Arbeiterhauses wurde im 19. Jahrhundert in den Industriestädten Englands entwickelt, um möglichst viele Menschen auf möglichst wenig Raum unterzubringen. Dort jedoch standen die Gebäude unmittelbar an der Straße und hatten, anders als in der Waldkolonie, keine großzügigen Gärten.
Bis 1925 wurde das Gebiet mit Einfamilienreihenhäusern, ähnlich denen der Heimstätten-Baugesellschaft, unter Eigenbeteiligung der Bewohner bebaut. Außerdem entstand eine Gruppe zweieinhalbgeschossiger Mehrfamilienhäuser entlang des Dornheimer Wegs, die als Besonderheit keine langgestreckten Gärten hatten, sondern eine parzellierte Gartenanlage südlich vor dem Gebäude, erreichbar über einen verbindenden Querweg.
Eine städtebauliche Eigenart des Gebiets sind durchgehende schmale Erschließungswege hinter den Gärten, die den Zugang von der hausabgewandten Seite ermöglichen und gleichzeitig eine differenzierte Durchwegung des Stadtteils schaffen.
Die Waldkolonie, als planerisches Ergebnis eines städtebaulich-architektonischen Wettbewerbs und genossenschaftlich in Eigenhilfe erbaut, weist Merkmale der in England entwickelten Gartenstadtidee auf. Hier sollte mit planmäßiger Stadtentwicklung den schlechten Wohn- und Lebensverhältnissen und den stark steigenden Bodenpreisen begegnet werden. Innerhalb der Gesamtanlage sind die Wohnhauszeile Dornheimer Weg 32-44 und die ehemalige Schule Paul-Gerhardt-Platz 5 Kulturdenkmäler.
Die Waldkolonie steht als Zeugnis einer Stadterweiterung der 1920er-Jahre nach den Prinzipien genossenschaftlicher Ideen der Lebensreformbewegung mit ihren Häusern und Freiflächen aus künstlerischen und geschichtlichen Gründen als Gesamtanlage unter Denkmalschutz.