Klosterbezirk innerhalb der Klostermauer mit Gebäuden und Freiflächen
bestehend aus:
Ringmauer mit Toren
Pfortenhaus
Konversenbau mit Klosterkeller, Laienrefektorium, Laiendormitorium, Abtswohnung, untere Mühle
Klostergasse
Hospital
Neues Krankenhaus
Klausurbauten:
Kirche
Ostflügel mit Sakristei, Kapitelsaal, Fraternei (Cabinet-Keller), Wohnung von Prior und Abt, Mönchsdormitorium
Kreuzgang
Nordflügel mit Mönchsrefektorium, Küche und Wärmestube
Westflügel (Bibliothek)
Abteigarten mit Orangerie, Prälatengarten mit Gartenhaus
Marstall (Restaurant)
Kelterhaus, Leyenkeller, Obere Mühle
Remisenbau
Schlosserbau
Back- und Brauhaus
Schlachthaus
Eberbach wurde bald nach 1116 von Erzbischof Adalbert I. von Mainz als Augustiner-Chorherrenstift gegründet, das 1131 aufgehoben und kurzzeitig den Benediktinern in Johannisberg übergeben wurde. 1136 entstand hier neben Himmerod das einzige Tochterkloster von Clairvaux in Deutschland und eine der ersten rechtsrheinischen Zisterzienser-Konvente, von dem weitere Tochtergründungen ausgingen. Eberbach war später Erbbegräbnisstätte der Grafen von Katzenelnbogen und Ruhestätte dreier Mainzer Erzbischöfe. (Zur Entwicklung des Klosters und seiner Beziehung zur umgebenden Landschaft siehe Einleitung S. 67-71)
1803 wurde das Kloster aufgehoben und der nassauischen Domänenverwaltung unterstellt. Die Kirchenausstattung wurde an verschiedene Pfarreien der Region verschenkt, die Bibliothek aufgelöst. Die Gebäude wurden weiterhin für Weinbau und landwirtschaftliche Zwecke genutzt und außerdem 1813 ein Korrektionshaus (Strafanstalt) eingerichtet. Schließlich kam 1815 noch eine Irrenanstalt hinzu, die 1849 von der neuen Einrichtung auf dem nahe gelegenen Eichberg abgelöst wurde. Das Kloster enthielt eine Strafanstalt bis 1912, 1912-18 ein Militärgenesungsheim. Bis 1945 blieb es unter preußischer, danach unter hessischer staatlicher Domänenverwaltung. Bei umfangreichen Sanierungsmaßnahmen in den letzten Jahren und Jahrzehnten wurde der Schwerpunkt zunehmend von der musealen Nutzung auf den Aspekt eines modernen Veranstaltungsortes verlegt.
Kloster
Ringmauer des 12./13. Jhs., ca. 5 m hoch, aus teilweise verputztem Bruchsteinmauerwerk mit Schieferdeckung. Pfortenhaus an der Südseite, mit romanischem Untergeschoss und rundbogigen Eingängen, 1740/41 erweitert und erhöht. Daneben dreiteiliges barockes Hauptportal von Steinmetz Anton Süß mit bekrönenden Figuren: Maria Immaculata, Johannes der Täufer und Bernhard von Clairvaux (Kopien, Originale im Abteimuseum) von Nikolaus Binterim, Mainz. Nordtor, neuere Einfahrt im Südosten.
Klosterkirche
In zwei Perioden um 1145 bis um 1160 und um 1170 bis 1186 erbaut. Begonnen als Quaderbau nach Vorbild des burgundischen Mutterklosters Clairvaux, vollendet als verputzter Bruchsteinbau. Dreischiffige Basilika mit gleichhohen Ostteilen, 6 Kapellen an der Ostseite und einer Kapellenreihe des 14. Jhs. an der Südseite. Nach dem Verlust der Ausstattung kommen die zisterziensisch geprägten, klaren Formen mit viereckigen Pfeilern, schlichten Rundbogenarkaden und blockhaften Wandvorlagen, glatten Mauerflächen und Kreuzgewölben ungeschmälert zur Wirkung.
In der Klosterkirche befinden sich bedeutende Grabmäler:
Tumbendeckel des Grafen Eberhard von Katzenelnbogen († 1311), Grabplatte des Mainzer Domkantors Eberhard von Oberstein († 1331). Hochgrab an der nördlichen Chorwand mit Sockel und Architekturumrahmung, ehemaliges Baldachingrabmal des Mainzer Erzbischofs Gerlach von Nassau († 1371), jetzt mit stehender Grabplatte. Grabplatte des Mainzer Erzbischofs Adolf II. von Nassau († 1475). Zwei Grabmäler in der Südkapelle, Wigand von Hynsperg († 1511) und Adam von Allendorf († 1518) mit Ehefrau Anna Specht von Bubenheim, von Hans Backoffen, Mainz, oder dessen Werkstatt.Grabplatten von 30 Äbten, 14.-18. Jh., im Nordseitenschiff.
Ein aus der Klosterkirche stammendes ältestes zisterziensisches Ornament-Glasfenster des deutschen Sprachraums befindet sich jetzt im Abteimuseum.
Klausurgebäude mit Kreuzgang
Im Erdgeschoss-Nordteil die zweischiffige, von Kreuzgewölben überspannte Fraternei, entstanden um 1240-50 mit außen an der Ostseite freigelegten Maßwerkfenstern, seit Ende des 15. Jh. teilweise als Weinkeller genutzt, 1730 als Cabinet-Keller erwähnt.
Im Ostflügel im Obergeschoss das Mönchsdormitorium um 1250-70 mit Südteil von 1345, ein zweischiffiger, langgestreckter Saal mit Kreuzgratgewölbe auf runden und achteckigen Pfeilern. Der frühgotische Raumeindruck ist nach der Entfernung barocker Zelleneinbauten 1930/31 fast unverändert erhalten. Die ursprünglichen Dreiergruppen spitzbogiger Fenster wurden 1501 mit dem Einbau hölzerner Zellen durch rechteckige Fenster ersetzt; eine der ursprünglichen Fenstergruppe ist noch vorhanden. Verbindung vom Dormitorium zum Mönchschor der Kirche über eine Treppe; dort die Abtszelle.
Im Südteil des Ostflügels der Kapitelsaal. Die untere Fensterzone enthält noch Reste des ersten, 1186 fertiggestellten Klostergebäudes. Umbau um 1345 mit auf schlanker Mittelsäule ruhendem Sterngewölbe.
Vom Kreuzgang sind West- und Nordflügel mit Resten des 12. Jhs., darunter Fundamenten des Brunnenhauses, und Ausbauten des 13. und 14. Jh. erhalten. Das frühgotische Maßwerk wurde mit dem Abbruch des Ost- und Südflügels im 19. Jh. zerstört. Erhalten sind an der Ostseite Gewölbekonsolen mit Figurenschmuck um 1350-80 (Kopien; Originale im Abteimuseum).
Der Nordflügel 1720-24 nach Plänen des Eberbacher Paters Bernhard Kirn umgebaut. Refektorium mit romanischem Portal, zum repräsentativen Barockraum umgestaltet. Muldendecke mit reicher Stuckdekoration, 1738 von Künstler oder Werkstatt in der Nachfolge von Daniel Schenk, Mainz. Westlich davon der überwölbte, romanische Küchenbau mit darüber liegender Wärmestube.
Im Obergeschoss über dem Westflügel des Kreuzgangs Bibliotheksbau aus Fachwerk um 1480 (heute Abteimuseum) mit vorgesetztem, von hohem Spitzdach gekröntem Treppenturm.
Westlich der Klausur, durch die Klostergasse getrennt, der vor 1200 begonnene, im frühen 13. Jh. vollendete, ursprünglich zweigeschossige Konversenbau. Im Nordteil der ehemalige Klosterkeller, im Südteil das Laienrefektorium, dazwischen ein gewölbter Gang als ehemals einziger Zugang zur Klausur. Sämtliche Räume von zweischiffigen Kreuzgewölben auf mittlerer Säulenreihe überwölbt. Die Gewölbe des Laienrefektoriums 1709 erneuert, dabei die Säulen bis auf eine ummantelt. 1926-1964 Wiederherstellung des romanischen Zustandes durch Entfernung nachträglicher Einbauten. Im Obergeschoss das Laiendormitorium, der größte romanische Profanraum in Europa.
Östlich der Klausur, jenseits des Kisselbaches, das 1215-20 anstelle des ursprünglichen Augustiner-Chorherrenstifts errichtete Hospital, seit dem frühen 17. Jh. zu Kellereizwecken dienend. Rechteckbau mit ursprünglich zwei übereinanderliegenden Reihen rundbogiger Fenster an den Längsseiten; innen dreischiffiger hoher Saal mit Gewölben auf hohen, schlanken Säulen mit Kapitellen, im Süden quadratischer Vorbau. Neben Ourscamp/Burgund einziger unbeeinträchtigter zisterziensischer Hospitalraum in Europa. Nördlich vorgebaut ein spätgotischer Wohnbau des späten 14. Jhs. Die mittelalterliche Bausubstanz nach Osten und Norden durch jüngere Anbauten teilweise verdeckt. Östlich des Hospitals lag ursprünglich die im späten 18. Jh. abgebrochene Thomaskapelle. Das neue Krankenhaus (heute Verwaltung), ein schlichter Barockbau von 1752/53, stellt die Verbindung zu den Klostergebäuden her. Im Eingangsbereich großes Wappenrelief von 1716 aus dem nicht erhaltenen Eberbacher Hof in Frankfurt.
Westlich der Klostergebäude zugehörige Wirtschaftsbauten, Scheune und Kelter des 13. Jhs./1726 (jetzt Hotel); anschließend ehemalige Klostermühle mit Abtswappen Hermann Hungrichhausen, 1748. Westlich oberhalb davon ehemaliges Marstallgebäude (Klosterschenke), eingeschossiger, langgestreckter Massivbau mit Krüppelwalmdach. Über der Rechtecktür Abtswappen Adolph Werner von Salmünster, 1755. Nördlich der Klausur ehemaliger Schlosserbau, durch Maueranker bezeichnet 1694. Ehemaliges Brauhaus, 1733-37, ehemaliges Backhaus mit Abtswappen Adolf Dreimühlen. Ehemalige Remise, Ende 18. Jh.
Gärten
Prälatengarten, von Mauern begrenzte terrassenförmige Anlage. Portal mit Bügelsturz, bez. 1719, mit Abtwappen Michael Schnock und Pinienzapfenbekrönung. Auf der oberen Terrasse erhöht gelegenes quadratisches Gartenhaus mit massivem Sockelgeschoss, darüber Fachwerkobergeschoss mit geometrischen Zierformen und geschweiftem, verschiefertem Haubendach, 1722 errichtet durch Bernhard Kirn.
Abteigarten in barocker, geometrischer, jetzt vereinfachter Anlage; darin die ehemalige Orangerie, ein verputzter Massivbau mit Mansarddach, nach Süden Fensterwand. An der Nordseite über rechteckigem Eingang Abtswappen Adolph Werner von Salmünster, bez. 1755. Barocke Türen, Inneres verändert, tonnengewölbter Keller. Schmittsgarten an der Nordmauer mit Ummauerung und Pforte, dort Wappenkartusche des Abtes Adolf Dreimühlen, 1728.
In Eberbach, einem der umfangreichsten und am besten erhaltenen hochmittelalterlichen Klöster Deutschlands, blieb trotz späterer Umbauten und Erweiterungen der romanische und frühgotische Bestand an den Hauptgebäuden unverkennbar. Aufgrund der Vollständigkeit der Gesamtanlage, der frühen Entstehungszeit, der künstlerischen Qualität der Einzelbauten und dem wenig veränderten Originalzustand der Architektur ist Eberbach ein Kulturdenkmal von europäischem Rang.