Direktorenvilla, Hauptgebäude, Pavillonbauten, Küchenbau, Stall, Grünanlage
Gründungsgeschichte der Psychiatrischen Klinik Gießen:
Das 19. Jahrhundert steht für einen grundlegenden Wandel im Umgang mit psychisch kranken Menschen hinsichtlich Krankheitsverständnis, Forschung und Unterbringung derselben. Im Großherzogtum Hessen-Darmstadt stand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lediglich eine Unterbringungsmöglichkeit für psychisch kranke Personen in Hofheim zur Verfügung. In den 1840er Jahren wurde festgestellt, dass die Anstalt nicht mehr den aufkommenden Patientenzahlen gerecht werden konnte und auch nicht mehr den damaligen medizinischen und hygienischen Ansprüchen entsprach. Daher äußerte die Landesuniversität Gießen den Wunsch, ein Hospital für „heilbare Irre“ zu gründen. Dies hätte einerseits mehr Behandlungsplätze ermöglicht, andererseits stand der Gedanke einer Unterrichtsinstitution im Vordergrund. Der praktische psychiatrische Unterricht mit Patienten war zu diesem Zeitpunkt weder üblich noch anerkannt. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der psychiatrische Unterricht vermehrt eingesetzt, war jedoch weiterhin nicht obligatorisch. Bis 1890 gab es zahlreiche Bemühungen und Anträge von Fachleuten, eine psychiatrische Klinik in Gießen zu etablieren, die jedoch lange erfolglos blieben. Parallel wurde 1860-66 eine neue Unterbringung in Heppenheim (Ehem. Psychiatrisches Krankenhaus) eingerichtet, sodass die Unterbringung in Hofheim saniert und erweitert werden konnte. Um 1880 stiegen die Krankenzahlen deutlich an, sodass Heppenheim ebenfalls erweitert werden musste. Dennoch waren Krankenhäuser und Anstalten weiterhin maßlos überfüllt. Die medizinische Fakultät stellte daher 1887 erneut einen Antrag zum Bau einer „Irrenklinik mit Pflegeanstalt in Gießen“, der 1890 genehmigt wurde.
Klinikkonzept:
Typischerweise fand für psychiatrische Heilanstalten der sog. Klosterstil Anwendung. Das Gebäude bestand demnach aus einem großen quadratischen Baukörper mit Innenhof und einer strikten Trennung der verschiedenen Abteilungen. Diese Bauform wurde Mitte des 19. Jahrhunderts vielfach von einer zentralistischen Bauweise abgelöst. Dabei befanden sich die Zimmer entlang langgestreckter Korridore, die durch den zentralen Verwaltungstrakt voneinander getrennt wurden. Die Klinik in Gießen wurde dagegen nach dem innovativen und dezentralistischen Pavillonstil erbaut. Nach diesem Prinzip sollte ein Gefängnischarakter soweit wie möglich vermieden werden, stattdessen entsprachen die alle Gebäude umgebenden Grünflächen sowie der Ausblick in die Landschaft den neuesten therapeutischen Ansätzen mit einem freiheitlichen Charakter. Durch überdurchschnittlich viel Pflegepersonal konnten Sicherheitseinrichtungen im Innen- und Außenbereich (wie Fenstergitter oder eine ausbruchsichere Einfriedung) durch eine verbesserte Überwachung deutlich reduziert werden. Zur individuellen Behandlung der Kranken wurden diese nach Krankheitsbild, gesellschaftlichem Stand und Geschlecht in den unterschiedlichen Gebäuden separat untergebracht. Insgesamt bot die Klinik in Gießen Platz für 80 bis 100 Betten, das Klinikpersonal wohnte zudem ebenfalls in den Gebäuden. Die Räumlichkeiten waren durch die Mitwirkung des Klinikleiters an den Planungen an die jeweiligen medizinischen und hygienischen Ansprüche der verschiedenen Abteilungen angepasst und berücksichtigten die Anforderungen für den Klinikalltag. Die Klinik diente als Forschungs-, Lehr und Erstbehandlungsinstitut. Im Verwaltungsbau befanden sich daher neben der Poliklinik (ambulante Behandlung) auch Laborräume und Lehrsäle, in denen Studierende theoretische und praktische Lehrinhalte vermittelt wurden. Ziel war es, anhand der Beobachtung der Symptome neue Methoden zur Erforschung und Behandlung psychischer Krankheiten zu entwickeln.
Entwurfsgeschichte:
Georg Ludwig war Leiter der psychiatrischen Abteilung in Hofheim und legte 1888 einen ersten Entwurf für die Klinik in Gießen vor. Er entwarf eine symmetrische Anlage aus neun Häusern mit Höfen und Grünanlagen. Viktor von Weltzien, Geheimer Baurat der Abteilung Bauen des Ministeriums, führte den Entwurf Ludwigs weiter. Er präsentierte den ab 1894 ausgeführten Planungsentwurf mit einem klaren Gliederungssystem und einer differenzierten Außengestaltung. Prof. Dr. Sommer, ab 1895 Leiter der psychiatrischen Klinik in Gießen, setzte sich für einige Korrekturen in der Bauausführung ein, die das moderne Klinikkonzept und den Klinikalltag erleichtern sollten.
Anordnung und Gestaltung der Gebäude:
Das Gelände lag bauzeitlich am südwestlichen Rand der Stadt und ermöglichte dadurch die erwünschte Abgeschiedenheit und den Ausblick in die Landschaft. Gleichzeitig bestand eine räumliche Nähe zu den anderen Institutionen der Klinik, was zahlreiche Vorteile bei der Vernetzung unter den Spezialkliniken ermöglichte. Die Gebäude sind in drei Reihen entlang der Straße Am Steg den Hügel hinunter angeordnet und nach Wertigkeit gestaffelt. In der Hauptreihe befinden sich separiert die Direktorenvilla sowie der Verwaltungsbau und die zwei Hauptgebäude. In zweiter Reihe liegen der Küchenbau und zwei weitere Pavillonbauten, während in der dritten Reihe die Isolierabteilungen sowie Gärten und der Stall angefügt wurden. Die Hauptsymmetrieachse verläuft durch den Verwaltungsbau, den Küchenbau und den Stall. Die östlichen Gebäude dienten der Unterbringung weiblicher Patientinnen und die westlichen Gebäude beherbergten männliche Patienten.
Die Gestaltung der Gebäude wird bestimmt durch eine einheitliche Materialwahl, eine symmetrische Anordnung der Baukörper und sich wiederholende Schmuckformen. Gleichzeitig variieren Grundrisse, Bauhöhen und Dachformen, sodass sich ein abwechslungsreiches Gesamtbild ergibt. Die hellbraunen Klinkerfassaden wurden mit roten Klinkersteinen in Form von umlaufenden Fensterbändern, Zierfeldern in den Brüstungsbereichen sowie Ornamenten in den Giebelfeldern geschmückt. Helle Sandsteinelemente gliedern die Fassaden mittels umlaufender Gesimse und der Sandsteinquaderung als Rahmung der Flachbogenfenster zusätzlich. Die Sockelzonen bestehen aus rustiziertem Lungsteinmauerwerk. Die Dachlandschaft ist geprägt durch Schieferdächer mit aufwendig gestalteten Schornsteinen. Die verschiedenen Dachformen weisen zahlreiche Giebel auf, die mit je einem Freigespärre und einer Giebelspitze aufwendig geschmückt wurden. Zudem erhielten, bis auf Verwaltungs- und Nebengebäude, alle Gebäude an den Dachkanten ein umlaufendes Zierbrett mit sich wiederholenden Rosettenornamenten.
Am Steg 12, Direktorenvilla
Die Direktorenvilla diente ehemals als Dienstwohnung des Klinikleiters Prof. Dr. Sommer. Der zweigeschossige Bau auf annähernd quadratischem Grundriss wird durch zwei Mittelrisalite mit Schwebegiebel (nach Nordosten und Südwesten) gegliedert. Dominierend erscheint das aufwendig und repräsentativ gestaltete Sandsteinportal, dessen Originaltür bereits ersetzt wurde, und das Drillingsfenster mit Segmentgiebel im Obergeschoss. Die bauzeitliche Einfriedung umschließt den parkähnlich gestalteten Garten, in dem der alte Baumbestand weitgehend erhalten ist.
Am Steg 22, „Verwaltungsgebäude“
Der Hauptbau der Klinikanlage wurde auf einem breitgelagerten E-förmigem Grundriss errichtet und wird durch den Mittelrisalit geprägt. Von besonderer Dominanz sind dabei das repräsentative Eingangsportal sowie die drei großen Rundbogenfenster des Obergeschosses (Hörsaal), die von Pilastern gerahmt und mit Schlusssteinen versehen sind. Vorwiegend in hellem Sandstein ausgeführt, setzt sich dieser Mittelteil durch seine spätklassizistische Gestaltung von den Seitenflügeln deutlich ab. Das über den Haupteingang zu erreichende Vestibül war bauzeitlich mit Medaillonreliefs des Bildhauers Gottlieb Elster ausgestattet. Von dort führte ein Korridor nach Nordwesten zur Poliklinik, einer Bibliothek und dem Anatomischen Laboratorium. Der gegenüberliegende Korridor führt zu Verwaltungs- und Aufenthaltsräumen. Das Obergeschoss diente fast ausschließlich wissenschaftlichen und lehrenden Zwecken. Mittig befindet sich der Hörsaal, entlang der Korridore erstreckten sich Labor- und Untersuchungsräume sowie die Direktion. Die Korridore waren mit Anschauungs- und Lehrmaterial für die Studierenden ausgestattet. Darunter eine Sammlung von Schädeln, Fotografien, Lehrmitteln und eine umfangreiche Plansammlung, durch die die Entwicklung des „psychiatrischen Baustils“ vermittelt werden sollte.
Am Steg 14, Pavillon für „männliche Kranke, Ruhige“, Am Steg 28, Pavillon für „weibliche Kranke, Ruhige“ / „Pavillon für Pensionäre und Nervenkranke“
Die Pavillonbauten Am Steg 14 und Am Steg 28 wurden in gleicher Bauweise errichtet. Beidseitig des Verwaltungsgebäudes angelegt, bildeten die drei Gebäude die erste und repräsentative Reihe entlang der Zufahrtsstraße. Die zweigeschossigen Gebäude auf rechteckigem Grundriss wurden jeweils als Doppelhaus erbaut und waren dem Garten zugewandt. Von dort wurden die Gebäudeeinheiten über je einen Eingang erschlossen. Die Treppenhausrisalite zum Garten und die Eckrisalite zur Zufahrtsstraße schieben sich als Satteldächer mit Schwebegiebeln in das Walmdach. Flachbogenfenster und ein umlaufendes Sandsteingesims gliedern die gelbe Klinkerfassade, die zudem durch rotgefärbte Klinker dekorativ ausgestaltet wurde. Bis auf einen Durchbruch im Erdgeschoss waren die Doppelhäuser als eigenständige Gebäudeeinheiten konzipiert. Es wurden vorrangig „ruhige“ Patienten aufgenommen, die den höheren Verpflegungsklassen oder einem „angemessenen gesellschaftlichen Niveau“ entsprachen. Diese waren je im westlichen Gebäudeteil untergebracht, der hochwertiger und behaglicher ausgestattet war. Neben einem Esszimmer gab es einen Salon mit Bibliothek und sechs Krankenzimmer. Im östlichen Teil wurden Patienten der Mittelklasse untergebracht, die statt Einzelzimmern einen Schlafsaal teilten und eine einfachere Ausstattung erhielten. Neben den Wachsälen und Tagräumen, die nach bettlägerigen und transportfähigen Patienten unterschieden wurden, gab es einen Unterrichtsraum für die Studierenden sowie Untersuchungszimmer und Spezialeinrichtungen zur konstanten Überwachung.
Am Steg 18, Pavillon für „Ununterbrochene Überwachung männlicher Kranker“, Am Steg 30, Pavillon für „Ununterbrochene Überwachung weiblicher Kranker“
Am Steg 18 und Am Steg 30, ursprünglich baugleich ausgeführt, liegen in zweiter Reihe und fügen sich optisch in die Lücken der ersten Reihe ein. Die eingeschossigen Pavillons auf T-förmigem Grundriss dienten im östlichen Teil der Unterbringung „ruhiger, sensibler und suizidaler“ Patienten, die einer ständigen Überwachung im Wachsaal bedurften. Im westlichen Gebäudeteil waren „rüstige Kranke“ und „Rekonvaleszenten“ (Genesende) der dritten Klasse untergebracht, die jedoch nicht permanent überwacht werden mussten. Die Haupträume wurden mit großen Flachbogenfenstern zur drei Seiten ausgestattet, sodass möglichst viel Tageslicht in die Räume fiel. Der Eingang befindet sich mittig im Verbindungstrakt, der über einen Korridor und den nach hinten rechtwinklig anschließenden Gebäudeteil die Personalräume erschloss. Der nordliche Querflügel von Am Steg 18 wurde nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg teilrekonstruiert. Am Steg 30 wurde nach Südwesten verlängert.
Am Steg 32, Pavillon für „unruhige weibliche Kranke“ mit Isolierabteilung
Am Steg 32 und das nicht mehr erhaltene Pendant Am Steg 20 (kriegszerstört) führten die zweite Reihe fort und waren bauzeitlich spiegelsymmetrisch angeordnet. Der Pavillon Am Steg 32 besteht aus zwei Baukörpern, die über einen schmalen Gang miteinander verbunden sind. Der in zweiter Reihe stehende, zweigeschossige Hauptbau auf nahezu quadratischem Grundriss beherbergte die Abteilung für „unruhige“ oder fluchtverdächtige, nicht gewalttätige Kranke mit ständiger Überwachung im Erdgeschoss. Dort befand sich ein großer Wachsaal, ein Tagraum sowie ein klinisches Untersuchungszimmer. Im Obergeschoss befand sich die Abteilung für „halbruhige Kranke“ mit Schlafräumen und einem Tagraum. Zudem gab es kleinere Personal- und Sanitärräume. Über den schmalen Verbindungsgang war das in dritter Reihe liegende, eingeschossige Isoliergebäude mit Zellen zu erreichen. Dort wurden „unruhige und unsoziale Kranke“ sowie „kriminelle Kranke“ in Einzelzellen untergebracht. Trotz der angestrebten Vermeidung eines Gefängnischarakters waren in diesem Bereich erhöhte Sicherheitsvorkehrungen notwendig. Dazu gehörten gerundete Zimmerecken, Kastenfenster mit einer Vergitterung von außen und massive Doppeltüren mit Beobachtungsfenster. Das Zimmer für „Kriminelle“ erhielt zudem eine Gittertür und einen zusätzlichen Fensterschutz. Dennoch sollten moderne hygienische Standards eingehalten werden, wie ausreichend Tageslicht, Ventilation, Be- und Entwässerung sowie eine Heizanlage. Durch die Ausrichtung des Gebäudes längs zur heutigen Schubertstraße, waren die Fenster der Einzelzellen nach Südwesten auf die noch unbebaute Landschaft gerichtet.
Am Steg 24, „Küchenbau“
Der eingeschossige Küchenbau Am Steg 24 liegt in der Mittelachse des Verwaltungsbaus in zweiter Reihe. Das Gebäude besteht aus einem rechteckigen Baukörper mit Zugang von Nordosten, einem schmäleren Verbindungsbau sowie einem schmalen rechteckigen Baukörper nach Südwesten. Im Keller befanden sich Vorratsräume und die Badeeinrichtung für das Personal. Im Erdgeschoss waren die Küche, Geschirr- und Spülräume und die Wohnung der Köchin untergebracht. An dem rückseitigen Gebäudeteil fand die geschlechtergetrennte Speisenausgabe statt.
Am Steg 26, „Stall“
Das ehemalige Stallgebäude liegt in dritter Reihe in der Mittelachse von Verwaltungs- und Küchenbau und wurde erst später, um 1905, erbaut. Das eingeschossige Gebäude auf rechteckigem Grundriss ist mit der Längsseite zur heutigen Schubertstraße ausgerichtet und wurde später als Werkstatt genutzt.
Außenanlagen
Auch die Freiraumgestaltung folgte einem neuen therapeutischen Konzept, das durch die umfassende Begrünung beruhigende und heilende Wirkung auf die Patienten ausüben sollte. Statt hoher Hecken und steinerner Einfriedungen, die vielmehr an Gefängnishöfe erinnern, sollte durch niedrige Einfriedungen und die bewusste Platzierung von Bäumen und Sträuchern ein „normales“ Umfeld mit Aufenthaltsqualität geschaffen werden. Durch die Variation von Gehölzarten, deren Höhenstaffelung und deren farblicher Veränderungen der Jahreszeiten wird zudem ein besonders hoher gestalterischer Anspruch deutlich. Die insgesamt 561 Bäume und Sträucher wurden von der Gärtnerei der Gebrüder Siesmayer geliefert, auf die der bis heute verwendete Begriff des "Siesmayer-Carées" zurückzuführen ist. Auf dem Gelände befand sich ursprünglich zu diesem Zweck eine Baumschule sowie ein künstliches Bewässerungssystem. Ein Wegesystem mit einem zentralen ovalen Weg sollte eine Zuwegung zu jedem Gebäude und den Krankentransport zwischen den einzelnen Abteilungen ermöglichen. Vor jedem Gebäude wurden halbkreisförmige Rondelle angelegt, die mit Nadelgehölzen bepflanzt einen geschützten Aufenthaltsort und eine optische Separierung der Gebäude erzielten. Für Patienten der „ruhigen“ Abteilungen war es möglich sich frei im Außenbereich aufzuhalten. Die Wege dienten Spaziergängen, beidseitig des Küchengartens gab es einen Gartenbereich mit Sitzmöglichkeiten und zwei künstlichen Hügeln als Aussichtspunkt in die Landschaft mit je einer pilzförmigen Laube (östlich erhalten). Für Patienten der „unruhigen“ Abteilung gab es einen von einer Mauer umschlossenen Gartenbereich (auch Tobhof genannt), der durch Bepflanzung und Möblierung wiederum nicht an ein Gefängnis erinnern sollte. Während die Bepflanzung noch weitgehend erhalten ist, ist das Wegesystem, insbesondere durch das jüngere Gebäude Am Steg 16, nur noch eingeschränkt ablesbar.
Veränderungen
Die kontinuierliche Nutzung der Klinikgebäude durch die Universitätsklinik erforderte jüngere Baumaßnahmen, die dem historischen Baubestand angefügt wurden und diesen teils störend überformen. So erhielten die Gebäude Am Steg 22, Am Steg 28, Am Steg 18 und Am Steg 32 außenliegende Aufzugstürme. Am Steg 16 wurde in den 1970er Jahren als eingeschossiger, langgestreckter Baukörper zwischen der ersten und zweiten Reihe errichtet. Am Steg 14 erhielt straßenseitig einen eingeschossigen Anbau.
Denkmalbegründung
Die ehemalige psychiatrische Klinik des ausgehenden 19. Jahrhunderts bezeugt die jahrzehntelangen Bestrebungen, ein innovatives Klinikkonzept in Gießen zu etablieren und den überfüllten Einrichtungen des Großherzogtums entgegenzuwirken. Die in den Klinikalltag integrierte Forschungseinrichtung für den praktischen Unterricht der Studierenden war ebenso eine erst seit kurzer Zeit etablierte Errungenschaft. Der ‚Pavillonstil‘ versprach durch die Aufteilung in voneinander getrennte Abteilungen eine individuelle Behandlung der Patienten. Die villenartigen Bauten umgeben von einer parkähnlichen Anlage versuchten sich so weit wie möglich von dem bisher vorherrschenden Gefängnischarakter anderer Einrichtungen zu lösen. Damit wurde ein neuer therapeutischer Ansatz verfolgt, der eine heilende und beruhigende Umgebung voraussetzte. Die Ausgewogenheit zwischen einheitlichen und variierenden Gestaltungselementen sowie Gebäuden und Grünräumen führte zu einem abwechslungsreichen Gesamtbild, welches weitgehend ungestört erhalten ist und nur in einzelnen Bereichen durch Anbauten gestört. Die Gebäude und die Außenanlagen sind daher aus geschichtlichen, künstlerischen und wissenschaftlichen Gründen Kulturdenkmal gemäß § 2 Abs. 1 HDSchG.