Objekte innerhalb der Gesamtanlage
Waldhof
1-51, 53 (KD), 57
2-50, 54, 56
Wilhelm-Ströpke-Straße
18-20
Östlich des Orts im Rohrbachtal wurde Anfang 1939 mit dem Bau des nationalsozialistischen Arbeitslagers Waldhof begonnen, das insgesamt 1 500 Menschen aufnehmen sollte. Das Bereitschaftslager, wie es im offiziellen Sprachgebrauch hieß, war ein Teil der insgesamt neun Arbeitslager, die rund um das Werksgelände der Munitionsfabrik Hirschhagen bis 1943 entstanden. Das Anfang der 1940er Jahre fertiggestellte Lager Waldhof verfügte über 50 Unterkunftshäuser, ein Gemeinschaftshaus mit Küche, ein Sanitätshaus, ein Wasserreservoir, eine Pumpstation und ein Transformatorenhaus. Im Gemeinschaftshaus waren neben der Kantine zusätzliche Wasch- und Baderäume sowie ein Friseur untergebracht.
Die Unterkunftsgebäude aus Stein wurden mit einem Satteldach sowie imitiertem Fachwerk versehen. Im Innern bestanden sie aus einer Schlafraumetage im Obergeschoss und in einer Aufenthaltsetage mit WC und Waschgelegenheiten im Erdgeschoss. Die obere Etage wies jeweils im großen Raum vier Doppelstockbetten auf, in den zwei kleineren Zimmern war jeweils nur ein Doppelstockbett aufgestellt. Im Erdgeschoss führte der Weg vom Flur aus direkt in die Waschräume und von dort aus weiter zu vier Toiletten.
Seit dem Spätherbst des Jahres 1940 diente das Lager vorerst rund 1 000 deutschen Mädchen und Frauen als Unterkunft, die zur Arbeit in der Munitionsfabrik auf dem Mühlberg dienstverpflichtet waren. Als ausländische Arbeiterinnen aus westlichen Staaten, vor allem aus Frankreich, ins Lager kamen, wurden sie in Häuser auf der südlichen Hangseite einquartiert. Der Rohrgraben war eine zusätzliche Barriere zwischen den beiden Häuserzeilen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg belegten amerikanische Soldaten die Häuser. Von 1947-49 lebten jüdische Auswanderer aus osteuropäischen Ländern in der Siedlung, bis sie in das 1948 gegründete Israel einwandern konnten.
Die Häuser der Siedlung wurden zu Wohnungen für Heimatvertriebene umgebaut. Im Waldhof Nummer 51 entstand zusätzlich eine Schule. Nach Abschluss aller Bauarbeiten im Herbst 1949 fanden hier über 200 Familien eine neue Heimat. Zeitweise lebten über 1 200 Einwohner aus dem Eger-, Sudetenland und aus Ungarn in der Siedlung.
Nach Verhandlungen mit der Industrieverwaltungsgesellschaft mbH, mit Sitz in Bad Godesberg, übernahm die "Hessische Heimstätte" in Kassel den gesamten Häuserkomplex zur Abwicklung des Verkaufs an rund 50 Einzelbewerber.
Im Jahr 1962 wurde die Schule Waldhof der Volksschule Eschenstruth angegliedert.
Die Gesamtanlage erstreckt sich auf das ehemaligen Lagergelände. In nördlicher Richtung wird diese begrenzt durch den Weg (Flurst.188/2) hinter dem ehemaligen Gemeinschaftshaus, Waldhof 53; die Gemeindegrenze wird in östlicher Richtung durch den Wegeverlauf der Lagerstraße, Waldhof, bestimmt. Südlich folgt die Gesamtanlage dem Verlauf der Gemeindegrenze bis zur Wilhelm-Ströpke-Straße; diese schließt in ihrem Verlauf die Gesamtanlage in westlicher Richtung ab.
Die in der beschriebenen Ausdehnung genannte Gesamtanlage ist nach § 2 Abs. 3 HDSchG aus geschichtlichen Gründen schützenswert. Es besteht öffentliches Interesse am Erhalt des historischen Lagergeländes im Rohrbachtal von Eschenstruth.