flaechendenkmal.LFDH35616070251703

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Die ausgewiesene Gesamtanlage hat ihren Kern in dem historischen, ehemals von einem Graben umflossenen Dorfgrundriss, der sich über einem annähernden Rechteck mit abgerundeten Ecken aufbaut. Der Grabenverlauf der ehemaligen Dorfbefestigung, zu der auch drei um 1820 abgebrochene Torbauten gehörten, ist sowohl im Plan als auch im Ortsbild noch nachvollziehbar. Im Norden verlief er entlang der Straße Dorfgraben und schwenkte dann im Osten in südlicher Richtung ab durch die Bebauung Am Hirtenrain. Unterhalb des ehemaligen Tores Am Breitenstein vollzog der Graben die Wendung nach Westen. Hier sind noch heute in einzigartiger Weise die giebelständig aneinandergerückten Scheunen als wehrhaft geschlossene Abgrenzung nach Süden zu erkennen. Der dort entlangziehende Fußweg markiert genau den Verlauf des Wallgrabens. Die Straßenbezeichnung Zur Ecke deutet dann im Südwesten auf die Abbiegung der Wehranlage hin, die sich entlang der kleinen Gasse Ketzerbach zog. Vor der Einmündung in den Dorfgraben ist nördlich von Hofanlage An der Kirche 5 noch der alte Grabenverlauf in Form einer Bodenabsenkung dokumentiert. Die Gesamtanlage ist im Süden über die Bebauung hinaus bis zur Homberger Straße erweitert in den Bereich, der als Obstbaumgürtel den befestigten Ortskern umgab. Im Nordwesten im Bereich des Friedhofes haben sich ebenfalls im Bereich der heute dort noch vorhandenen Gärten Obstbaumwiesen erhalten.

Das gitterförmige Straßen- und Gassennetz zeichnet sich durch ein blockartige Bebauung und dichte Gehöftanordnung aus. Da die meisten Straßen mit zum Teil starken Biegungen verlaufen, heben sich perspektivisch immer wieder einzelne Bauten in der Straßenflucht hervor, z. B. Haus Nr. 8 als Kopfbau der Straße Am Breitenstein, außerdem das Backhaus und das ehemalige Amtshaus Marburger Straße 2 an der Kreuzung Am Breitenstein mit der Kirchhainer/ Marburger Straße. Insbesondere Am Breitenstein prägen die linear aufgereihten Hakenhöfe aus dem 18. und 19. Jh. mit ihren an der Straße plazierten giebelständigen Wohnhäusern und den in der Tiefe Giebel an Giebel angeordneten Scheunen das Ortsbild. Auch die in den Straßenraum wirkenden Backhäuser an der Ecke Neue Gasse/Am Breitenstein und am Übergang von der Marburger in die Kirchhainer Straße sind gesondert zu erwähnen.

Nur leicht aus dem geometrischen Zentrum des mittelalterlichen Dorfkerns herausgerückt steht an der Ecke eines Geländevorsprungs die Kirche, umgeben von dem polygonalen Kirchhof. Der auch in der weiteren Umgebung mächtigste Wehrturm nimmt in der Dachlandschaft eine wichtige Stellung ein. Eine starke Akzentuierung im Ortsbild wie auch im Alltagsleben der Bewohner setzen die Bildstöcke bzw. Kruzifixe, die alle Ortsausgänge markieren. Insbesondere an der Platzaufweitung der Kreuzung Marburger Straße und Ledergasse kommt dem von Bäumen umstandenen Bildstock mit der geradlinigen, nahezu geschlossenen Fassadenfront im Rücken eine wichtige städtebauliche Bedeutung zu.

Von besonderer orts- und sozialgeschichtlicher Bedeutung ist die Bebauung Am Hirtenrain 1-26, die sich im Bereich des ehemaligen Dorfgrabens am östlichen Ortsrand unterhalb des Lamborn angesiedelt hat. Hier sind auf engstem Raum in den dreißiger Jahren des 19. Jhs. für Tagelöhner und Handwerker siebzehn Grundstücke in regelmäßiger Gliederung auf einer Gesamtfläche von etwa 50 x 50 m angelegt worden. Die Erschließung der einzelnen Häuser, denen jeweils eine kleine Wirtschaftsfläche vorgelagert ist, erfolgte über eben diese Hoffläche.

Da Mardorf während des Dreißigjährigen Krieges wie alle umgebenden Gemeinden zerstört wurde, begründet sich die heute vorhandene Bausubstanz in ihren ältesten Beispielen auf die zweite Hälfte des 17. Jhs. Früheste Belege, die zum Teil noch in Ständerbauwiese errichtet wurden, sind Zur Ecke 5 und 7, Am Breitenstein 4, 5, 18 und 26, Zur Kirche 4 sowie Neue Gasse 10 und 16. Das Fachwerk dieser und anderer Bauten zeichnet sich durch die Verwendung sehr breit stehender, teilweise gebogener Streben sowie meist reich profilierter Stockwerksvorkragungen aus. Auch verzierte Eckstiele in den Obergeschossen sind z. B. Am Breitenstein 14 zu erwähnen. Zur Abtrennung der Hoffläche vom Straßenraum sind als gute handwerkliche Arbeiten die eisernen Hoftore An der Kirche 5 von 1927 und Kirchhainer Straße 2 vom Anfang des 20. Jhs. in Jugendstildekor zu benennen.

Neben der neuzeitlichen Plattenverkleidung haben sich in der Neuen Gasse 24 und im Gäßchen 4 Behänge aus spitzwinkligen Biberschwänzen erhalten; in der Neuen Gasse 26 ist die Jahreszahl 1896 in die Schieferverkleidung an Wohnhaus und Scheune eingelassen.

Mardorf kann im Bereich Mittelhessens als eines der herausragenden Beispiele für den Erhalt des historischen Dorfgrundrisses bezeichnet werden, in dem neben der bis ins 17. Jh. zurückreichenden Bausubstanz auch ein teilweise noch offener Bachlauf und Teile des Scheunenkranzes überliefert sind. Diese vermitteln noch heute einen Eindruck von der Wehrhaftigkeit eines kleinen Dorfes, das sich über mehrere Jahrhunderte im Spannungsfeld des katholischprotestantischen Machtkampfes um die Vorherrschaft in Amöneburg befand.

siteDesignation
flaechendenkmal
siteName
Marburg-Biedenkopf, Landkreis_Amöneburg_Mardorf_Gesamtanlage
siteProtectionClassification
cultural
designationLegalDefinition
gesamtanlageHE