1687 wurde zu Füßen des Frauenberges eine kleine Hugenotten-Ansiedlung gegründet, die sich hauptsächlich entlang der heutigen Straße Zu den Höfen erstreckte. Die seinerzeit errichteten Gebäude sind allerdings ausnahmslos durch Nachfolgebauten ersetzt, so dass aber heute die Anlage der Siedlung in der Landschaft nachvollzogen werden kann. An den heutigen, aus dem 19.Jh. stammenden Gebäuden sind bei Cappeler Str. 6 die 1902 angebrachten Kratzputzverzierungen mit Darstellung aus dem Schützenwesen erwähnenswert, bei dem 1825 erbauten Wohnhaus Zu den Höfen 2 die in Stuckputz hergestellten Fenstereinfassungen am linken Giebel.
Laut Überlieferung wurden auf Anregung des Marburger Theologieprofessors Gautier unbebaute Ländereien und Wiesen durch die landgräfliche Regierung in Kassel für die Ansiedlung unterhalb der Burg freigegeben. 1688 zogen dann zwei französische Waldenser-Familien aus dem Pragelas-Tal in Savoyen auf den wüsten Besitz.
Die Hugenotten mussten als protestantische Glaubensflüchtlinge nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes 1685 Frankreich verlassen, da sie durch Ludwig XIV. schwerer Verfolgung ausgesetzt waren. Als erster deutscher Fürst trat Landgraf Karl offen für die Glaubensflüchtlinge ein und gewährte ihnen durch die hessische Freiheitskonzession vom 18. April 1865 großzügig Aufnahme. Er schuf ihnen beste Bedingungen, da er u. a. damit rechnete, wertvollen Bevölkerungsersatz zu gewinnen. Das Land hatte nämlich noch immer nicht den Bevölkerungsstand der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg erreicht. So entstanden in Hessen in den Jahrzehnten um 1700 etwa 30 Flüchtlingssiedlungen, in denen die zahlreichen, gut ausgebildeten Handwerker und Ackerbürger eine Belebung von Handel und Wandel einleiteten.