flaechendenkmal.LFDH35619011562903

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Die Gesamtanlage von Kirchvers hat ihr Zentrum an der platzartig aufgeweiteten Kreuzung von Pfarrstraße, Burggarten Kirchgasse und Ludwigstraße. Hier konzentrieren sich mit Kirche, Backhaus und Spritzenhaus mehrere öffentliche Gebäude. Als den Platz beherrschende bauliche Anlage ist neben der Kirche der Hof Pfarrstraße 2 anzusehen, der durch seine mit einer Eingangsüberdachung versehenen Trauffassade und dem ungewöhnlichen Stallgebäude mit Pultdachabschluss eine prägende Rolle im Ortsbild übernimmt. Entlang der von West nach Ost verlaufenden Achse Pfarrstraße - Kirchstraße sind fränkische Hofreiten in Form von Drei- oder Vierseithöfen angelegt. Die Wohnhäuser stehen giebelständig dicht an der Straße, zum Teil sind die Höfe durch kleine traufständige Wirtschaftsgebäude oder überdachte Hoftore nach außen abgegrenzt. Gesamtanlage Kirchvers

Die Gesamtanlage von Kirchvers hat ihr Zentrum an der platzartig aufgeweiteten Kreuzung von Pfarrstraße, Burggarten Kirchgasse und Ludwigstraße. Hier konzentrieren sich mit Kirche, Backhaus und Spritzenhaus mehrere öffentliche Gebäude. Backhaus und Spritzenhaus sind eng benachbart auf minimalen eigenen Parzellen am Straßenrand untergebracht. Als den Platz beherrschende bauliche Anlage ist die Kirche anzusehen, die als gestreckter, wohl romanischer Bau im Norden und Osten noch von Resten einer Ummauerung umgeben ist. Daneben kommt dem Hof Pfarrstraße 2 durch seine mit einer Eingangsüberdachung versehenen Trauffassade und dem ungewöhnlichen Stallgebäude mit Pultdachabschluss eine wichtige Rolle im Ortsbild zu. Entlang der von West nach Ost verlaufenden Achse Pfarrstraße - Kirchstraße sind fränkische Hofreiten in Form von Drei- oder Vierseithöfen angelegt. Die Wohnhäuser stehen giebelständig dicht an der Straße, zum Teil sind die Höfe durch kleine traufständige Wirtschaftsgebäude oder überdachte Hoftore nach außen abgegrenzt. Die Ausrichtung der Straße West-Ostrichtung gibt einen reizvollen Blick auf die Kirche mit dem großen Haubendachreiter frei. Diese Art der Blickführung wiederholt sich in besonderer Weise im Burggarten. Hier ist der Straßenverlauf sehr gradlinig, zudem steigt das Gelände deutlich an und der recht enge Straßenraum wird am nördlichen Ende im Rahmen einer leichten Verschwenkung durch das Wohnhaus Burggarten 12 in der Sichtachse abgeschlossen. Zwischen Burggarten 9 und 12 bildet sich eine Torsituation ab, die den nördlichen Eingang in das historische Dorf herstellt.

Ein zweiter, durch die fehlenden, klaren Raumkanten allerdings wenig erlebbarer Platz hat sich im östlichen Teil der Gesamtanlage an der Achse Am Langen Loh - Gießener Landstraße herausgebildet. Hier zweigen polygonal Bornweg, Wellergasse und Kirchstraße ab. Auf einer Insel erhebt sich das Wohnhaus Bornweg 1, das wegen seiner vollausgebildeten Mannverstrebungen im Obergeschoss eine wichtige Stellung im Straßenbild einnimmt. Aus der Weite des Platz entwickelt sich nach Norden im ansteigenden Verlauf der Straße Am langen Loh eine Engstelle, die von dem in die Straßenflucht hineinragenden Wohnhaus Nr. 2 herrührt. Die westliche Straßenseite ist bestimmt von einer Reihe dicht gedrängter Dreiseithöfe, deren älteste Bauten in das 18. Jh. zurückreichen. Vom Platz aus nach Süden über den Bachlauf der Vers sind im Wesentlichen an der Ostseite der Gießener Landstraße historische Hofanlagen angeordnet. Vor der Brücke über die Vers prägt die lang gestreckte, geschlossene Fassade von Gießener Landstraße 3, eines Vierseithofes aus der 2. Hälfte des 19. Jhs. das Straßenbild, nach der Brücke stehen sowohl Gießener Landstraße 5 als auch 7 jeweils in der Sichtachse des in den Ort hinein- bzw. aus dem Ort herausfahrenden Betrachters. Die zwei Höfe sind in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. entstanden, beide Wohnhäuser stehen wohl wegen der nahen Vers und der damit verbundenen Überschwemmungsgefahr auf hohem Massivsockel. Während Nr. 5 in Eingangs- und Obergeschoss noch in konstruktivem Fachwerk errichtet ist, fand bei Nr. 7 eine Erneuerung durch Mauerwerk und Putz statt, die mit einer Sandsteingliederung von Sockel und Fensteröffnungen einherging. Von städtebaulichem Interesse auch das zugehörige schmale Wirtschaftsgebäude.

In Kirchvers lassen sich zahlreiche Belege für die handwerkliche Fertigkeit der Zimmerleute aufzählen, die neben dem rein konstruktiven Gerüst auch für das Schnitzwerk an den Hölzern zuständig sind. Besonders hervorzuheben ist das Wohnhaus Burggarten 9, an dem sich geschweifte und genaste Brüstungsstreben, Rosetten und geschuppte Eckstiele finden. Als Bauzeit ist hier laut Überlieferung das 17. Jh. anzusetzen. Ebenfalls mit reichem Schmuck versehen ist die Scheune von Pfarrstraße 9, die aufwartet mit aus Rosetten und Raute zusammengesetzten Zierformen, genasten Streben und einem durch Flechtband eingefasstes Scheunentor mit außen liegenden Konstruktionshölzern. Das Baudatum 1783 ist bei diesem auch farbig angelegten Bau in einer längeren Inschrift festgehalten.

Als außergewöhnliche Rarität ist das kleine Gartenhaus anzusehen, das im Garten hinter dem Pfarrhaus platziert ist. In kunstvoller Weise sind hier tulpenartig geformte Zierhölzern in die Gefache und zur Steigerung auf dem Mittelstiel ein Blumenpokalmotiv eingelassen.

Die ältesten Gebäude im Kirchvers stammen aus dem 17. Jh. Neben dem bereits erwähnten Wohnhaus Burggarten 9 von angeblich 1608 soll laut Überlieferung die zum Hof gehörenden Scheune im Kern 1583 erbaut sein. Als deutlich ablesbare Ständerbaukonstruktion hat sich die Scheune des Hofes Pfarrstraße 5 herausgestellt. Trotz Veränderung der Hofseite sind die durchlaufenden Ständer und Langstreben an Giebel und Rückseite noch erhalten. Als seltene Besonderheit sind am Giebel noch durchgezapfte Ankerbalken und Teile des Nagellochs sichtbar, ein aus dem spätmittelalterlichen Fachwerkbau geläufiges Detail. So kann hier eine Datierung ins 17. Jh. als gesichert gelten.

Außer der farblichen Anlegung der Fachwerkhölzer sind die Weißbinder auch im Bereich der Gefachgestaltung in Form von Kratzputzverzierungen tätig. An der Rückseite des ins 18. Jh. datierenden Stallgebäudes Am heiligen Garten 2 sind in den Putz girlandenartige Bänder und Vogeldarstellungen eingearbeitet. Die als Taubenhaus gestaltete Eingangsüberdachung bei dem von 1798 stammenden Wohnhaus Am langen Loh 2 umfasst neben barock geschweiftem Dach und Streben auch eine Kratzputzverzierung, die außer floralen Elementen Abbildungen von Tauben zeigt.

siteDesignation
flaechendenkmal
siteName
Marburg-Biedenkopf, Landkreis_Lohra_Kirchvers_Gesamtanlage
siteProtectionClassification
cultural
designationLegalDefinition
gesamtanlageHE