Die Gesamtanlage von Bellnhausen wird im Westen durch den Weg begrenzt, der unterhalb der Böschung verläuft, die den Abschluss der Mittelterrasse vor dem Abfall in die Lahnaue bildet. Hier findet am Ortsrand der Kirchhof mit der romanischen Kirche seinen Platz. Von dort breitet sich der Ort entlang eines regelosen Straßen- und Wegenetzes nach drei Seiten aus. Ein Ortsmittelpunkt hat sich an der Platzaufweitung im Bereich Borngasse bei der Einmündung der Lahnstraße und des Kirchweges ergeben. Gemeinschaftseinrichtungen wie Backhaus, Wartestelle, Gefrierhaus und das Feuerwehrgerätehaus sind hier konzentriert. Eine besondere Abgrenzung erfährt der Platz durch die hohe Mauer als Grundstückseinfassung von Kirchgasse 1, die durch ihren giebelförmigen Abschluss und den der Straße angepassten Verlauf einen städtebaulichen Akzent setzt.
Im Norden reicht die Gesamtanlage bis zur Straße Am Berg, wo sich eine Bebauung mit weitgehend giebelständigen Wohnhäusern als Teil von Hakenhofanlagen etabliert hat. Besondere Erwähnung verdient das nordwestliche Ende der Straße, die vor der Böschung zur Lahnaue als Sackgasse abschließt und zuvor in Gestalt der Aufweitung mit einer in Straßenmitte angepflanzten Baumreihe einen in Bellnhausen außergewöhnlichen Straßenraum schafft. Der Straßenanfang mündet an der großflächigen Kreuzung Frankfurter Straße mit Struthweg und Borngasse. Der hier entstandene Platz wird von dem alten Amtshaus Struthweg 1, einem klassizistischen Fachwerkbau und dem großvolumigen, ehemaligen Thurn und Taxis-Posthof Am Berg 1 beherrscht. Entlang der Borngasse haben sich eher kleinbäuerliche Hofanlagen angesiedelt, lediglich Borngasse 6 bildet mehrere Wirtschaftsgebäude aus, das Wohnhaus selbst nimmt im Straßenverlauf an einer Biegung als Mittelpunkt der Sichtachse eine besondere Stellung im Ortsbild ein. Westlich der Borngasse ist die Bebauung durch die zahlreichen Gassen und Stichwege auf kleinere Inseln beschränkt, die dicht und ohne erkennbare Ordnung von kleinen Hofanlagen, Wohnhäusern oder Tagelöhneranwesen belegt sind. Die Entstehungszeit dieser Bauten ist für das 18. Jh. anzusetzen, einzelne Bauten wie Kirchweg 10, Lahnstraße 4 und 6 stammen noch aus dem 17. Jh. Ihr lebhaftes, das Straßenbild bestimmende Fachwerkgefüge aus kräftigen Eichenhölzern ist meist durch Schnitzwerk verziert. Auch durch die zahlreichen Straßenbiegungen, die Enge der Wege und die bewegte Topographie ergeben sich abwechslungsreiche Ortsansichten, in denen Bauten wie das Wirtschaftsgebäude von Zur Schmiede 1 am Abzweig in die Lahnstraße große städtebauliche Bedeutung erlangen.
Auf vielen Hofanlagen wie Frankfurter Straße 14, Zur Schmiede 4 oder Lahnstraße 3 sind die Hofflächen noch mit Natursteinpflaster, meist Basalt belegt und die eingelassene Miste ist überliefert. Einzeln erhaltene gusseiserne Schwengelpumpen und die runde Schachteinfassung gegenüber Borngasse 8 weisen auf die ehemals oberirdische Wasserversorgung durch Brunnen hin.