Die äußere Form von Kleinseelheim stellt sich dar als ein geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriß auf der Mittel- bzw. Niederterrasse eines nach Nordosten zur Ohm-Niederung hängenden schmalen Feldrückens, auf beiden Seiten flankiert von Seitentälern. Das Erschließungsgitter zeigt kaum geradlinige Verläufe, die weitgehend gebogenen Straßenführungen geben immer wieder interessante Ansichten und malerische Blicke auf die historische Bausubstanz frei.
Die Kirche mit wehrhaft ummauerten, rechteckigem Kirchhof steht in der südöstlichen Ecke des Dorfes, westlich davon befindet sich ein Gutshof, der durch eine umlaufende Gassenführung mit der Kirche zu einem Komplex verbunden ist. Die Gesamtanlage von Kleinseelheim ist geprägt von den zahlreichen großformatigen Hofanlagen, die sich als Drei- und Vierseithöfe ausgebildet haben. Häufig sind sie zur Straße durch schlanke, langgestreckte, noch aus dem 18. Jh. stammende Wirtschaftsgebäude abgegrenzt, die im Straßenbild einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Einige Höfe wie Am Dorfplatz 1, 2, 12 sowie Zum Sportplatz 2 und Sandweg 1 schließen zum Straßenraum ab durch gut gearbeitete Metalltore aus der Zeit um 1900; die Höfe Am Dorfplatz 2 und 5 besitzen einen Torbau. Bei einem Blick auf das Innere der Höfe fallen die zahlreich erhaltenen Misten auf, die in der Regel in die noch mit Naturstein gepflasterten Hofflächen eingelassenen sind. Als Mittelpunkt des Ortes fungiert die Kreuzung Am Sportplatz /Am Dorfplatz/ Teichweg, ohne daß hier städtebaulich ein Platz ausgebildet ist. Mitten in den Strassenraum hineingestellt bildet das Backhaus mit der traufseitig angeschlossenen Viehwaage einen Treffpunkt im dörflichen Alltagsleben. Von großer Dominanz erweist sich in dieser Stelle das dreigeschossig aufragende, massiv errichtete Wohnhaus des Hofes Am Sportplatz 2. Das von Neubauten weitgehend ungestörte Fachwerkensemble Kleinseelheims zeichnet sich durch teilweise sehr lebendige Fachwerkgefüge des ausgehenden 17. und 18. Jhs. aus. Vollausgebildete Mannfiguren (Wallgasse 4, Trauweg 2), breitstehende Dreiviertelstreben mit zu einer K-Form aufgesattelten Kopfbändern (Am Dorfplatz 1 und 5) und schnitzverzierte Eckstiele (Wallgasse 4, Am Dorfplatz 4 und 5) wechseln ab mit teilweise oder vollständig massiv errichteten Bauten, die in guter handwerklicher Tradition in der Zeit um 1900 entstanden sind. Auch die um die gleiche Zeit erbauten Fachwerkgebäude mit einem Gefüge, in dem das Andreaskreuz vorherrscht (Am Dorfplatz 12, Sandweg 5) belegen für die Vergangenheit eine gewisse Wohlhabenheit des Ortes. Die ältesten profanen Gebäude in Kleinseelheim stammen aus der zweiten Hälfte des 17. bzw. ersten Hälfte des 18. Jhs. (Wohnhäuser Am Dorfplatz 4 und 5).