Betziesdorf liegt etwa 6 km nordwestlich von Kirchhain im Kessel eines Talschlusses, die geschlossene Ortslage ist nach Südwesten leicht hängig und hat sich in ihrem historischen Teil im wesentlichen nördlich der Lahnstraße (ehemalige Niederrheinische Landstraße) entwickelt. Südöstlich zweigt die Straße nach Sindersfeld als alteAmtsstraße Marburg-Rauschenberg und zugleich älteste Straße von Marburg nach Kassel ab. Wahrscheinlich führte am Ost-Rand des Ortes der frühe Höhenweg von der Hunburg (Hainmühle) zum Burgwald vorbei. Das historische Straßengeflecht ist unregelmäßig und gruppiert sich um den am nordwestlichen Ortsrand liegenden Kirchhof. Dieser ist schildförmig als Mehreck angelegt und teilweise noch mit einer wehrhaften Mauer umgeben, an die im Norden die Bebauung dicht anschließt.
Die denkmalgeschütze Gesamtanlage wird nach Nordwesten hin durch die Aneinanderreihung von Wirtschaftsgebäuden entlang der Straßen Im Wiesenhof, Kastanienstraße und Schönstädter Straße, die hier eine deutliche Kontur darstellen, ausgebildet. Der baulichen Gesamtanlage sind beginnend im Westen über den nördlichen Dorfrand mit Abschluß im Osten drei für das Ortsbild wichtige Landschaftszonen vorgelagert: die weitgehend unbebaute Kellerwiese als eingesenkte Bachaue im Westen, der Baumbewuchs aus altem Eichenbestand im Norden und der Obstbaumgürtel mit Gebück als östliche Begrenzung. Diese Zonen sind Teil der Gesamtanlage. Im Ortskern sind etwa ein Dutzend größerer Hofanlagen angesiedelt, die sich in der Regel als in mehreren Bauphasen entstandene Dreiseithöfe mit meist großvolumigem, giebelständigem Wohnhaus darstellen und bis auf zwei Vertreter aus dem 19. Jh. stammen: Der Hof Kastanienstraße 1 mit dem Wohnhaus aus der ersten Hälfte des 18. Jhs. nimmt mit dem davorstehenden Kastanienbaum wegen seines ungewöhnlichen Fachwerkgefüges und des qualitätvollen Eingangs für das Ortsbild eine besondere Rolle ein. Die Hofanlage Plomeliner Straße 10 markiert in Form des um 1730 erbauten Wohnhauses den Übergang in die Feldflur. Weiterhin sind in diesem Zusammenhang die alte Schule, das Backhaus und das Wiegehäuschen An der Kirchhofmauer zu erwähnen, die zusammen mit den dicht an der Straße stehenden Wohnhäusern das Straßenbild im Bereich südlich des Kirchhofes prägen. Neben den größtenteils in Fachwerk errichteten Gebäuden zählen auch einige Massivbauten zu den Kulturdenkmälern: Wohnhaus Friedhofsweg 2, das als einer der ersten privaten Ziegelsteinbauten aus dem Beginn des 20. Jhs. stammt, und das Schulhaus Lahnstraße 7, das als repräsentativ angelegter Massivbau 1845 vollständig in Werksteinmauerwerk ausgeführt wurde. Er grenzt die Gesamtanlage nach Süden ab. Die Tradition des Fachwerkbaus findet im 20. Jh. ihre Fortsetzung in der Hofanlage Im Lorenz 3 sowie Wohnhaus Lahnstraße 15, die beide während der Zeit des Dritten Reiches im damals gebräuchlichen Heimatstil entstanden. Der Haubendachreiter der evangelischen Pfarrkirche bestimmt durch seine Höhe die Silhouette des Dorfes, in dem auch etliche Mansard- und Walmdächer zur Vielgestaltigkeit des Ortsbildes beitragen. Als Sachteil der Gesamtanlage steht die Hofeinfriedung Zum Hornbühl 3 aus Sandsteinpfosten mit überkragender Platte und auf der Ecke stehendem Würfel unter Schutz.