Die Gesamtanlage umfasst jeweils Abschnitte der Wiesen-, der Blumenröder- sowie der Hochstraße, die entlang der sanft ansteigenden Nordflanke des Galmerberges verlaufen. In der Nähe befindet sich bis heute eine ab 1873 hier ansässige Maschinenfabrik und Eisengießerei (zuerst: Böhmer und Koester, ab 1893 Theodor Ohl). Daneben befand sich zur Entstehungszeit der Gesamtanlage auf dem Geländezwickel zwischen der Wiesen und der Blumenröder Straße der Zimmereibetrieb Georg Breser mit Dampfsägerei (Parzelle 33/2, 34/2). Das Ensemble ist sehr geschlossen erhalten und besteht überwiegend aus stattlichen zwei- bis dreigeschossigen, frei stehenden Mehrfamilienwohnhäuser bzw. Doppelwohnhäusern, die zwischen 1892 und 1906 errichtet wurden. Die große Einheitlichkeit der Anlage ist nicht nur auf den kurzen Zeithorizont zurückzuführen, während der sie entstand, sondern auch der Tatsache zuzuschreiben, dass es in der Hauptsache nur zwei Bauherren bzw. Planfertiger gab. Dennoch wurde jede Fassade einzeln durchgestaltet, wobei man grundsätzliche Faktoren wie Geschosshöhen, Dachneigungen und Baumaterialien jedoch beibehielt. Die ersten Gebäude entstanden im Auftrag der Witwe Georg Bresers, die die Häuser Nr. 5/7, 9, 11, 13 entlang der Wiesenstraße sukzessive zwischen 1890 und 1896 errichten ließ (Planzeichner Josef Breser). Sämtliche weiteren Häuser der Anlage entstanden mit nur zwei Ausnahmen durch das Bauunternehmen J.G. Brötz zwischen 1898 und 1906. Begonnen wurde mit der Hochstraße (1897-99), dann wurde die Südseite der Wiesenstraße zwischen 1898 und 1901 bebaut, während die Häuser der Blumenröder Straße 1901 (Eckhaus Blumenröder Straße 6) und 1906 entstanden. Ursprünglich war Blumenröder Straße 14 zusammen mit Nr. 12 als spiegelsymmetrisches Doppelhaus geplant worden, jedoch übernahm der Bauassistent Richard Klippel den Bauplatz und ließ nach eigenen Plänen 1906 ein gotisierendes kleineres Anwesen mit Spitzbogenfenstern, Stufengiebel und Dreieckserker mit geschwungenem Dach errichten. Der Bau Blumenröder Str. 8 wurde im Krieg völlig zerstört, die Baulücke wurde erst 1954 mit einem schlichten, dreigeschossigen Putzbau geschlossen.
Mit Ausnahme der erst später verputzten Häuser Wiesenstraße 5/7 und 9 sind alle Gebäude als Backsteinbauten mit Teilverputzung errichtet worden. In der Gestaltung überwiegt historistisches Formengut, vereinzelt treten Jugendstilmotive hinzu, besonders ausgeprägt bei dem hoch aufragenden, repräsentativen Eckhaus Blumenröderstraße 6. Alle vier Gebäude, die städtebaulich wichtige Ecklagen besetzen bzw. in der Blickachse der Zufahrtswege liegen, reagieren hierauf in ihrer architektonischen Gestaltung. So ist die Ecke des Hauses Hochstraße 1, das eine wichtige Funktion als Blickpunkt der abknickenden Wiesenstraße besitzt, abgeschrägt. Die Frontseite des Hauses Wiesenstraße 9 liegt dagegen in der Achse der abschüssigen Hochstraße. Die Fassade mit ihrem fachwerksichtigen Zwerchhaus als Blickfang entstand erst 1910 bei einem durchgreifenden inneren und äußeren Umbau des 1892 erbauten, ursprünglich backsteinsichtigen Hauses.
Bis auf drei Ausnahmen (Blumenröder Straße 12, 14 und Hochstraße 4) wurden alle ursprünglichen Fenster ersetzt, ebenso die meisten der bauzeitlichen Eingangstüren.
Die Kreuzkapelle erhebt sich auf der Höhe des Greifenberges in unmittelbarer Nähe der Abbruchkante zum Kasselbachtal. Vermutlich um 1666 von der Familie Rath gestiftet, wurde sie 1792 bei Rückzugsgefechten preußischer Truppen und 1796 beim Kampf gegen die Franzosen weitgehend zerstört. Aus Spendenaufkommen wieder hergestellt und 1804 neu geweiht. 1912 umgebaut und mit einem Vorbau versehen. 1979/82 umfassend restauriert.
Eine schmale Eingangszone mit barockisierendem Portal (Inschrift "IN CRUCE SALVS") führt in einen etwas breiteren Vorraum mit verkröpftem Gesims und Kreuzgratgewölbe. Hier findet sich ein kleiner Nebenaltar mit gotisierender Pieta (um 1900). Durch einen Korbbogen abgeteilt ist der annähernd quadratische, ebenfalls mit einem Kreuzgratgewölbe gedeckte Hauptraum. Insgesamt vier große Ochsenaugenfenster belichten den Innenraum. Im Äußeren verleiht das verschieferte, geschwungene Haubendach, das direkt in einen Dachreiter übergeht, dem Bau Geschlossenheit.
Oberhalb des Hauptaltars barocke Kreuzgruppe der Hadamarer Schule, die wahrscheinlich aus der Michaelskapelle (Domplatz) stammt.
Im Jahr 1900 wurde von dem Kaufmann Peter Paul Cahensly d. J. (1838-1923) am Steilhang zur Kapelle ein Kreuzweg mit vierzehn Stationen gestiftet. Die jeweiligen Szenen sind als hochrechteckige Tonreliefs gestaltet, die in neogotische Sandsteinstelen mit Pyramidendächern eingelassen sind (Entwurf Architekt Jakob Fachinger, Bildhauer Georg Baudrexel und Jakob Hilf). 1905 wurde an den Anfang des Weges noch eine annähernd lebensgroße, architektonisch gerahmte Ölbergszene durch den Blechwarenfabrikant Joseph Heppel hinzugefügt. Oberhalb eines Postaments kniet die annähernd vollplastische Figur des betenden Christus im Garten Gethsemane, im Hintergrund als Flachrelief die schlafenden Jünger (Bildhauer Ludwig Lipp, Mainz). Die Marmorskulpturen sind durch einen Rundbogen mit "normannischem" Zackenfries sowie durch einen Wimperg auf romanisierenden Kapitellen überfangen und geschützt.
Neuer Friedhof von 1882, erweitert 1965/66 und 1985. Der neue Friedhof ersetzte den alten Domfriedhof, der zuletzt 1833 erweitert worden war, sich jedoch bei der stetig wachsenden Stadtbevölkerung als grundsätzlich zu klein erwiesen hatte. Als Gelände wurde ein lang gestrecktes Rechteck auf dem Gebiet der Unterheide gewählt. Es war von einem schmiedeeisernen Umfassungsgitter über niedriger Werksteinmauer umgeben, das im zweiten Weltkrieg entfernt wurde - nur die Tore des Hauptportals blieben erhalten. Der Friedhof wird durch fünf parallel verlaufende Alleen mit unterschiedlichen Laubbäumen bzw. Zypressen erschlossen, die mehrere Querwege kreuzen. Sämtliche Wege sind mit weißem Kies bestreut. Die zentrale Achse führt zu einem ovalen Kreuzhügel mit großem Kruzifix mit Bronzekorpus, dahinter ist der Friedhof der im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten als Ehrenhain gestaltet. Dieser mündet in den halbrunden Ehrenfriedhof des II. Weltkriegs mit Stalingraddenkmal, weiterem Hochkreuz und einem annexartigem Rondell mit Holzkreuz der Landsmannschaften. Die Partien für die in Limburg bestatteten Russen und Polen sowie die Ehrenabteilungen der beiden Weltkriege stammen aus einer Neu- bzw. Umgestaltungsmaßnahme der Jahre 1959/60.
Im nördlichen Erweiterungsbereich des Friedhofs findet sich die neue Friedhofskapelle von 1972/73 (Architekt F.J. Hamm, BDA), in deren linkem Eingangsbereich seit 1979 ein rundes Mosaik der ehemaligen Offheimer Kapelle eingelassen ist. Dieses Bildwerk war auf Empfehlung Pater Ludger Rinklakes von der Kunstanstalt für Glasmosaik Ambrosi und Wünschmann (Berlin-Neukölln) im Zuge der Kapelleninstandsetzung im Jahre 1917 geschaffen worden und diente als Altarbild. Das im Durchmesser ca. 2, 80 m große Mosaik zeigt ein Vesperbild (die trauernde Maria mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß) vor goldenem Hintergrund mit achtzehn Sternen. Vor dem Abriss der Kapelle im Jahr 1967 wurde das Mosaik abgenommen und 1978/79 restauriert. Hierbei wurde der einstige Ornamentrahmen, der stark geschädigt war, entfernt. Das Mosaik ist aus künstlerischen und geschichtlichen Gründen als Einzeldenkmal anzusehen.
Folgende Grabsteine bzw. Grabanlagen sind aus ortsgeschichtlichen bzw. kunsthistorischen Gründen als Einzeldenkmäler einzuschätzen:
[1] Bürgermeister Andreas Schlitt
Einfaches Kreuz auf einem Postament aus dunklem Marmor, Einfriedung aus niedrigen Rotsandsteinpfosten mit Eisenrohren, Ende des 19. Jahrhunderts.
[2] Bauunternehmer David Brötz (1859-1929) und Ehefrau Katharina, geb. Zingel
Der Grabstein ist als antikisierende Tempelfront gestaltet, im Fronton des Dreiecksgiebels das Monogramm DB; zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts.
[3] Familiengrabstätte Menges und Meyer-Sartori
Große Schauwand der Jahrhundertwende aus Sandstein mit eingelassener marmorner Inschriftplatte, zentraler Giebelrisalit, im dortigen Giebel floraler Schmuck; seitlich Tondi mit geflügelten Puttenköpfen; Brüstung mit zierlichen Schmiedeeisengittern.
[4] Familiengrabstätte Johann Georg Brötz (Bauunternehmer)
Stattlicher Baldachin, dessen vier Säulen mit Flechtbordüren und Phantasiekapitellen aus grauem Werkstein geschmückt sind. Darunter erhebt sich eine Stele mit Marmorurne und bronzenen Inschrifttafeln. Einfriedung der Grabstätte mit breiten Vasen.
[5] Familiengrabstätte Breidling
Weißes Marmorastkruzifix auf schwarzer Stele.
[6] Familiengrabstätte Brühl
Einfassung der Jahrhundertwende mit kannelierten Gusseisenpfosten mit Akanthusschmuck, schwere, eckige Kettenglieder; zwei der Grabsteine bestehen aus Kruzifixen mit Bronzefiguren auf Marmorstelen
[7] Familiengrabstätte Carl Trombetta († 1903)
Äußerst stattliche Grabanlage des frühen 20. Jahrhunderts aus schwarzem Marmor: Ädikula mit zwei tuskischen Vollsäulen, flankiert von zwei Flügelwänden, die mit zierlichen Bronzefriesen (Lorbeergirlanden) geschmückt sind. Aufwändige Grabeinfassung aus Marmorpfosten, Bronzebalustern und Querstreben sowie schwerer Kette. Inschrift: F. Hofmeister, Frankfurt a. M.
[8] Grabmal Josef Menges und Lina Menges (†1904; †1910)
Auf einem hohen Postament aus schwarzem Marmor kniet die Skulptur einer trauernden Frau aus hellem Marmor, die einen Blütenkranz in den betend zusammengelegten Händen hält; frühes 20. Jahrhundert
[9] Familiengrabstätte Reuter
Im Zentrum eine Ädikula mit kannelierten Säulen, hochrechteckige Flügelpartien. In der unteren Mittelpartie in späterer Zeit ein stehender, toter Christus ohne Kreuz eingemeißelt; zweites Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts.
[10] Grabstätte Otto Goebels (spätere Belegung)
Säulenbau aus grauem Werkstein mit Rundbogenbekrönung, darin Relief des gekreuzigten Christus, der von knienden Engeln flankiert wird; die am Kreuz hängende Dornenkrone wird in den Händen der Engel zu Rosenranken; zweites Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, schlechter Erhaltungszustand. (o. Abb.)
[11] Familiengrabstätte Carl Hilf († 1909)
Neoromanischer Aufbau aus großer, zentraler Stele mit seitlichen Flügelteilen. Die zentrale Partie wird von kurzen romanischen Säulchen (Würfelkapitelle mit Rankenornamenten) flankiert, die einen leicht gespitzten Bogen stützen, im Bogenfeld qualitätvolles Mosaik mit der Darstellung einer Pieta, oberhalb des Mosaiks geflügelter Puttenkopf. Umrandung mit niedrigen Steinpostamenten, jedoch Verlust der einfassenden Ketten.
[12] Grabstätte Heinrich Lellmann, Maurermeister
Adikula mit schlanken Vollsäulen und Dreiecksgiebel, die Darstellung deutet im Relief eine Altarmensa mit sich darüber erhebendem Kreuz an (späteres kleines Bronzekreuz).
[13] Familiengrabstätte Grandpré
Großes Kreuz auf einer Stele aus grauem Werkstein, in der Mitte ist ein Bronzemedaillon mit einem Christuskopf eingelassen. (o. Abb.)
[14] Familiengrabstätte Ohl
Stele aus Porphyr mit begleitenden Flügelpartien, im Zentrum ein hochrechteckiges Bronzerelief mit der Darstellung einer sich an ein Bücherpult lehnenden Frau, die auf eine Sanduhr blickt; auf den Seitenteilen Rosenranken; zweites Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts.
[15] Grabstätte Josef Hartmann, Zimmermeister (1853-1917)
Weißer Werkstein; kannelierte dorische Säulen, die einen geschwungenen Giebel tragen; Kreuz mit einem Bronzemedaillon mit Christuskopf.
[16] Grabstätte Dr. Fritz Scholl (Zweitbelegung)
Breite Stelenform aus hellem Stein in romanisierenden Formen: über ornamentierten Konsolstücken erhebt sich ein Rundbogen mit eingeschriebenem Kleeblattbogen, der ein Kruzifix mit Bronzefigur Christi rahmt, seitlich die Buchstaben Alpha und Omega; zweites Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts.
[17] Grabstätte Rudolf Goerlach (†1906)
Hoher, von einem Kreuzmedaillon bekrönter Grabstein mit dem Relief einer knienden Frau mit langen Haaren, die Blumen pflanzt; seitlich Pflanztröge; frühes 20. Jahrhundert
[18] Grabstätte Wilhelm Scheid
Weißer Marmor, gotisierende Stele mit Maßwerkdekor und bekrönender Kreuzblume, flankierende Inschriftplatten.
[19] Familiengrabstätte Jakob Wolff
Dreiteiliger Grabstein aus grauem Werkstein mit Dreipassabschluss, risalitartig vorkragende Mitte, über der das Relief einer Pietagruppe erscheint. Im Zentrum ist ein hochrechteckiges Bronzerrelief eingelassen, welches den Kopf des Verstorbenen in Dreiviertelansicht zeigt, darunter als Zeichen seines Berufsstandes zwei Äskulapschlangen. Der Gesamtentwurf stammt von Arnold Hensler, Pieta und Bildnisrelief sind eigenhändige Frühwerke.
[20] Grabstätte Albert Henninger
Hoher rundbogiger Grabstein aus schwarzem Marmor mit einbeschriebenem Kruzifix (Bronzefigur Christi), Bekrönung durch Marmorvase. (o. Abb.)
[21] Familiengrabstätte Obenauer
Sechs kannelierte dorische Säulen tragen ein Gebälkstück mit fünf Rosetten; davor große Urne auf einer Stele. Niedrige Abschrankung; zweites Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts.
[22] Familiengrabstätte Lehnard
Hoher Grabstein mit geschweiftem Abschluss, der von zwei Säulen mit Girlandenschmuck getragen wird. Im Zentrum Bronzerelief mit Profilansicht Christi mit Heiligenschein;
zweites Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. (o. Abb.)
[23] Familiengrabstätte Dr. Jakob Höhler
Hohes Kreuz mit dornengekröntem Christushaupt, nach Entwurf von Arnold Hensler von Steinmetz Hilf, Limburg, ausgeführt, ca. 1930.
Bereits vor 1913 bestand der Plan des Bistums neben den Ausbildungsstätten in Hadamar und Montabaur ein großes Priesterseminar in Limburg selbst zu errichten. Dies musste aufgrund des Ersten Weltkriegs sowie der Inflation von 1923, die den Seminardotationsfond liquidierte, immer wieder verschoben werden, so dass man erst 1928 konkrete Schritte einleiten konnte. Anstoß gab der erste Jahrgang katholischer Theologen, die an der neuen Hochschule in St. Georgen studierten und die ab 1931 ihre weitere, eher praktisch ausgerichtete Ausbildung in Limburg erhalten sollten. Im Februar 1928 legten die Architekten Hans und Christoph Rummel/Frankfurt ihre Pläne für den Seminarbau auf barockisierendem Grundriss vor, die jedoch nicht angenommen wurden. Nach Hinzuziehung des bedeutenden Architekten Dominikus Böhm legte dieser Ende Juli neue Pläne vor, die im Lauf des nächsten Jahres von den Gebrüdern Rummel ausgeführt wurden.
Das Priesterseminar erhebt sich auf der Anhöhe der Brückenvorstadt an der Abzweigung des Dietkircher Weges. Der unregelmäßige Bau aus mehreren, in Höhe und Längenerstreckung differenzierte Flügeln in winkeliger Anordnung ist zum Flusstal mit dem Dom orientiert. Die zwei- bzw. dreigeschossigen, schlicht verputzten Trakte mit verschieferten Walmdächern werden durch die gleichmäßige Reihung der Fensterachsen gegliedert, nur in den Bereichen der Treppenhäuser werden die Wände durch großzügige Fensterflächen über zwei Geschosse aufgebrochen. Einen wirksamen Kontrast zu den ausschließlich eckigen und kubischen Formen des Gesamtbaus bilden die Chorapsis und die hohen Rundbogenfenster der Kapelle als einzige gerundete Details.
Die Schmalseite des lang gestreckten Haupttrakts ist durch einen Portikus auf schmalen Vierkantstützen sowie eine schlichte Werksteinrahmung des hohen Portals als Haupteingang charakterisiert. Das lichtdurchflutete Entrée mit Treppenaufgang zieht den Besucher in den Bau hinein, lange Flure führen ihn bis zur Kapelle am anderen Ende des Flügels. Verbunden mit dem Hauptbau durch einen zweigeschossigen Verbindungstrakt mit Hörsälen ist der Bibliotheksflügel. Dieser wird fast vollständig von dem über zwei Geschosse reichenden Büchersaal eingenommen, der in Anlehnung an historische Vorbilder mit zwei umlaufenden Emporen versehen ist. Vier eingeschossige, kleine Lesekammern schließen sich dem Bibliotheksraum zur Gartenseite hin an.
Das Priesterseminar ist ein charakteristisches Beispiel für die Vereinfachung auf das Wesentliche, die sich in der schmucklosen Verwendung einfachster Grundformen ausspricht und die für die Erneuerung der Architektur um 1930 charakteristisch ist. Ausgangspunkt dieser Vereinfachung sind traditionelle Typbildungen, die entsprechend der neuen Gesinnung auf ihre Grundformen reduziert werden. Hinzu kommt die Anpassung an die Umgebung und Landschaft sowie die Vorliebe für natürliches oder regionaltypisches Material und lagernde Formen.
Der Name "Blumenrodde" wird erstmals in einem Testament des Limburger Schöffen Rule Bonthe vom 24. November 1365 erwähnt. Zu dieser Zeit scheint es sich um einen kleineren, schon länger bestehenden Ort gehandelt zu haben. Ein "Hof Blumenrod", der circa 300 Meter südlich der heutigen Anlage auf ehemals Diezer Gebiet (heute Gemarkung Linter, ehemals Eschhofen) stand, befand sich über Jahrhunderte im Besitz der Herren von Hohenfeld. Er wurde wahrscheinlich um 1720 niedergelegt. Der heutige Hof Blumenrod geht zurück auf eine Neugründung des späteren 18. Jahrhunderts (1776?). Eine Karte dieser Zeit zeigt drei Gebäude, die zu einer nach Norden offenen, U-förmigen Anlage gruppiert sind. Diese Grundstruktur wird bestätigt durch die spätbarocke Entstehungszeit des im Süden liegenden Wohnhauses und zweier im rechten Winkel hierzu angeordneten massiven Scheunen. Im 19. Jahrhundert Erweiterung der Anlage durch schlichte Stall- und Wirtschaftsgebäude. 1935/36 wurde das Hofgut, welches zu dieser Zeit dem Freiherrn von Schütz gehörte, enteignet und auf dem ausgedehnten Besitztum ein Militärflugplatz angelegt. Um Verwaltungsräume und eine Offiziersmesse zu schaffen, ließ die Wehrmacht 1936 einen straßenseitigen Querbau errichten, der die ursprüngliche Dreiseitanlage zu einem Geviert schloss. Nach 1945 kam Hof Blumenrod in Staatsbesitz, es wurde von der Domänenverwaltung verpachtet. 1963 ging der Hof in das Eigentum des Landes Hessen über. Ab 1965 Planung und Entstehung einer modernen Satellitenstadt auf Teilen des Gutsgeländes, welches erst partiell, dann gänzlich in den Besitz der Stadt Limburg übergegangen war. Der östliche Flügel der Hofanlage wurde in den Jahren 2002 bis 2006 renoviert und mit einem modernen Anbau versehen.
Eindrucksvolles Anwesen, dessen ein- bis zweigeschossigen Gebäude, die sich um einen großen rechteckigen Hof gruppieren, zwischen dem späten 18. Jahrhundert und den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden. Das stattliche Wohnhaus des 18. Jahrhunderts (1776?) errichtet über einem viereckigen Grundriss, an dessen nördlichen Eckbereichen zwei ebenfalls quadratische, kleinere Bauteile anschließen. Das Erdgeschoss besteht aus ca. 60 cm dicken Bruchsteinmauerwerk, die Obergeschosse aus Fachwerk. Die frei liegenden Giebelseiten der beiden Flügelbauten zeigen klar gegliederte Fachwerkgefüge des späteren 18. Jahrhunderts, in den Eckbereichen halbe Mannfiguren. Hohe verschieferte Mansarddächer mit Gaubenfenstern, nach Norden Halbwalmdächer. Im Inneren zeittypisch symmetrische Grundrissstruktur mit zentralem Treppenhaus; erhaltenes Dachtragwerk mit liegendem Stuhl.
Ebenfalls noch dem 18. Jahrhundert entstammen die beiden imposanten massiven Bruchsteinscheunen mit Mansardwalmdächern über liegenden Dachstühlen. Im östlichen Bau, dem ehemaligen Rinderstall, wurde im 19. Jahrhundert ein preußisches Kappengewölbe über gusseisernen Säulen eingefügt, das bei der Sanierung erhalten blieb.
Der lang gestreckte südöstliche Bauteil mit massivem Untergeschoss und Fachwerkdrempel entstand im 19. Jahrhundert Bereits 1898 gab es zwei weitere Gebäude (u. a. eine Wagenremise), die den ursprünglichen Dreiseithof nach Norden abriegelten, der heutige zweistöckige Flügel mit Bruchsteinsockel, Tordurchfahrt und flachem Walmdach entstand 1935/36.
Das ehemalige Hofgut ist als Nachfolger einer weitaus älteren Ansiedlung von regionalgeschichtlicher Bedeutung, seine unterschiedlichen Bauabschnitte sind zudem aussagereiche Zeugnisse der eigenen wechselhaften Geschichte. Vor allem die älteren Gebäudepartien besitzen hohe bauästhetische Qualitäten.
Den historischen Ortskern bezeichnen neben dem zentralen Abschnitt der Bundesstraße (Mainzer Straße) die südlich davon liegenden, ein trapezförmiges Geviert umschließenden Straßen von Langgasse, Mittelstraße und Gartenstraße. Zwar entwerten wenig angepasste Neubauten das geschichtlich gewachsene Umfeld, jedoch blieben in diesen Bereichen noch etliche Hofreiten des 18. und 19. Jahrhunderts erhalten. Zwar wurden vor allem die Wohnhäuser zumeist verputzt bzw. verkleidet, jedoch verweisen die kleinformatigen Kubaturen, die Fensterstellungen sowie die schlichten Satteldächer der Häuser Mainzer Straße 29, 30, 33, 36, 37, 38, 47, Langgasse 2, 4, 8, 20 sowie Mittelstraße 10 auf ein höheres Alter. Oft blieben auch die Nebengebäude, vor allem die teilweise großformatigen, zumeist aus dem 19. Jahrhundert stammenden Scheunen erhalten - sie sind für das Ortsbild von großer Wichtigkeit.
Einzelne bäuerliche Wohnhäuser wurden - vor allem an der Hauptstraße im späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert erneuert (Mainzer Straße 31 und 55). Hierzu zählt auch das originelle, mit Stuckornamenten des barockisierenden Jugendstile reich verzierte Haus Mittelstraße 9. Andere Ziegelbauten des 19. Jahrhunderts wurden ihrer Dekorformen beraubt. Zu den bedauerlichen Verlusten zählt das in der Mittelstraße gelegene Backhaus, welches 1960 niedergelegt wurde.
„LAHNTALBAHN (III)“
017.1 Nassau — Limburg a.d.Lahn
Streckeneröffnung: 05.07.1862
Streckenlänge: 26,39 km
017.2 Limburg a.d.Lahn — Weilburg
Streckeneröffnung: 14.10.1862
Streckenlänge: 29,14 km
017.3 Weilburg — Wetzlar
Streckeneröffnung: 10.01.1863
Streckenlänge: 23,03 km
Bauherr/Betreiber: Nassauische Eisenbahn (bis 1866); Preußische Staatseisenbahn
Streckennummer (DB): 3710
Der Bahnanschluss Wiesbadens durch die "Taunusbahn" (Nr. 001) 1840 und die folgende Planung einer Verbindung der naussauischen Residenzstadt rheinab bis Oberlahnstein (Nr. 012) hatten auf Betreiben der Gemeinden im Lahntal das Anschlussprojekt einer Bahnlinie von Oberlahnstein ostwärts nach Wetzlar ausgelöst, das der belgische Eisenbahningenieur Frans Splingard 1849-51 entwarf. Zunächst verhielt sich die nassauische Regierung dazu ablehnend (1853), da sie auf Staatskosten den Ausbau der Lahn als Wasserstraße gefördert hatte. Da aber der Güterverkehr rasch die Lahnschifffahrt überforderte und zudem Preußen eine nördliche Verlängerung jener Rheintalstrecke durch eigenes Gebiet verzögerte, erteilte Nassau schließlich 1857 (31. März) der inzwischen gegründeten „Nassauischen Rhein- und Lahn Eisenbahn-Gesell-schaft“ eine Konzession zum Bau der „Lahntalbahn“. Der einheimische Baurat Haas musste die bisherigen Pläne überarbeiten, und bereits 1858 (1. Juli) konnte der Streckenabschnitt zwischen Oberlahnstein und Bad Ems als erstes Teilstück (=13 km) eröffnet werden. Mit weiterem war jedoch das private Bahnunternehmen finanziell überfordert, und die drei restlichen Abschnitte sind ab 1861 als nassauische Staatsbahn ausgeführt worden. Verantwortlich dafür blieb der 15 Jahre bei der "Pfälzischen Ludwigsbahn“ tätige Limburger Moritz Hilf, der die Frans Splingard-Haas'sche Trasse erneut revidierte, um kürzere Fahrzeiten zu erreichen. Nach insgesamt fünfjähriger Bauzeit galt die Lahntalbahn“ 1863 als vollendet (Gesamtkosten 15,2 Mio. Gulden). — Mit 18 Tunnels (Gesamtlänge mehr als 6 km) und neun großen Brücken bleibt Hilfs Werk eine der bedeutenden Leistungen hessischer Ingenieurkunst. Fortan war der Direkttransport der Lahnerze ins Ruhrgebiet möglich, und auch die preußische Montanindustrie um Wetzlar profitierte von der Ost-West-Trasse, die durch zweites Gleis (1875-80) und tragfähigere Brücken(1920-30) später leistungsfähiger, durch Nebenbahnen im Tal von Kerkerbach und Weil (Nrn. 045, u. 057; 1886 u. 1891) ergänzt wurde. — Die Bahnlinie ist zumeist nur knapp oberhalb des Lahnwasserspiegels, entlang der Kurven oft eingekerbt ins felsige Steilufer oder — wo kein Platz blieb — durch die Uferberge geführt. Als ihr Hochbauarchitekt gilt in der Frühzeit der Diezer Heinrich Velde, auf den — wie bei der "Rheintalbahn" (Nr. 012) — die neoromanisch/gotischen Tunnelfassaden, die einst beiderseits der Flussbrücke stehenden Zwillingstürme und die standardisierten Bahnstationen bzw. Bahnwärtergebäude zurückgehen. Die Strecke besticht durch landschaftliche Abwechslung und technischen Reiz, zumal sie nicht elektrifiziert und ihrer traditionellen Signal- bzw. Telegrafenmaste nicht beraubt wurde.
„LAHNTALBAHN (III)“
017.1 Nassau — Limburg a.d.Lahn
Streckeneröffnung: 05.07.1862
Streckenlänge: 26,39 km
017.2 Limburg a.d.Lahn — Weilburg
Streckeneröffnung: 14.10.1862
Streckenlänge: 29,14 km
017.3 Weilburg — Wetzlar
Streckeneröffnung: 10.01.1863
Streckenlänge: 23,03 km
Bauherr/Betreiber: Nassauische Eisenbahn (bis 1866); Preußische Staatseisenbahn
Streckennummer (DB): 3710
Der Bahnanschluss Wiesbadens durch die "Taunusbahn" (Nr. 001) 1840 und die folgende Planung einer Verbindung der naussauischen Residenzstadt rheinab bis Oberlahnstein (Nr. 012) hatten auf Betreiben der Gemeinden im Lahntal das Anschlussprojekt einer Bahnlinie von Oberlahnstein ostwärts nach Wetzlar ausgelöst, das der belgische Eisenbahningenieur Frans Splingard 1849-51 entwarf. Zunächst verhielt sich die nassauische Regierung dazu ablehnend (1853), da sie auf Staatskosten den Ausbau der Lahn als Wasserstraße gefördert hatte. Da aber der Güterverkehr rasch die Lahnschifffahrt überforderte und zudem Preußen eine nördliche Verlängerung jener Rheintalstrecke durch eigenes Gebiet verzögerte, erteilte Nassau schließlich 1857 (31. März) der inzwischen gegründeten „Nassauischen Rhein- und Lahn Eisenbahn-Gesell-schaft“ eine Konzession zum Bau der „Lahntalbahn“. Der einheimische Baurat Haas musste die bisherigen Pläne überarbeiten, und bereits 1858 (1. Juli) konnte der Streckenabschnitt zwischen Oberlahnstein und Bad Ems als erstes Teilstück (=13 km) eröffnet werden. Mit weiterem war jedoch das private Bahnunternehmen finanziell überfordert, und die drei restlichen Abschnitte sind ab 1861 als nassauische Staatsbahn ausgeführt worden. Verantwortlich dafür blieb der 15 Jahre bei der "Pfälzischen Ludwigsbahn“ tätige Limburger Moritz Hilf, der die Frans Splingard-Haas'sche Trasse erneut revidierte, um kürzere Fahrzeiten zu erreichen. Nach insgesamt fünfjähriger Bauzeit galt die Lahntalbahn“ 1863 als vollendet (Gesamtkosten 15,2 Mio. Gulden). — Mit 18 Tunnels (Gesamtlänge mehr als 6 km) und neun großen Brücken bleibt Hilfs Werk eine der bedeutenden Leistungen hessischer Ingenieurkunst. Fortan war der Direkttransport der Lahnerze ins Ruhrgebiet möglich, und auch die preußische Montanindustrie um Wetzlar profitierte von der Ost-West-Trasse, die durch zweites Gleis (1875-80) und tragfähigere Brücken(1920-30) später leistungsfähiger, durch Nebenbahnen im Tal von Kerkerbach und Weil (Nrn. 045, u. 057; 1886 u. 1891) ergänzt wurde. — Die Bahnlinie ist zumeist nur knapp oberhalb des Lahnwasserspiegels, entlang der Kurven oft eingekerbt ins felsige Steilufer oder — wo kein Platz blieb — durch die Uferberge geführt. Als ihr Hochbauarchitekt gilt in der Frühzeit der Diezer Heinrich Velde, auf den — wie bei der "Rheintalbahn" (Nr. 012) — die neoromanisch/gotischen Tunnelfassaden, die einst beiderseits der Flussbrücke stehenden Zwillingstürme und die standardisierten Bahnstationen bzw. Bahnwärtergebäude zurückgehen. Die Strecke besticht durch landschaftliche Abwechslung und technischen Reiz, zumal sie nicht elektrifiziert und ihrer traditionellen Signal- bzw. Telegrafenmaste nicht beraubt wurde.
In der Reihe der hessischen Fachwerkstädte nimmt Alsfeld mit seinem reichen Bestand historischer Bausubstanz einen besonderen Platz ein. Die Stadt bietet die einzigartige Möglichkeit, den Holzbau vom späten Mittelalter an bis zum 19. Jh. zu verfolgen.
Die historische Altstadt umschreibt im Zuge des Verlaufes der Stadtmauer ein Oval von etwa 370 x 430 Meter und beherbergt heute etwa 250 Fachwerkbauten. Das Zentrum der Stadtanlage ist der Markt mit seiner zumeist öffentlichen Bebauung, dem Rathaus, dem Weinhaus oder dem Hochzeitshaus. Einer privaten, nobilitierten Bauherrschafft bot der Marktplatz in dem Stumpf- oder Bückinghaus Platz zur Darstellung, in der benachbarten Rittergasse entstanden ebenfalls große herrschaftliche Häuser. Zugang zum Marktplatz ermöglichten die Fuldergasse aus südlicher Richtung, die Obergasse von Norden und die Mainzer Gasse aus westlicher Richtung. Die dem Markplatz benachbarte städtische Freifläche ist der Kirchplatz, ein ovales Gebilde mit der Kirche im Zentrum, die von einer Bebauung unterschiedlichen Alters umstanden wird. Der Platz wird von der Hersfelder Straße aus östlicher Richtung erschlossen. Weitere größere Freiflächen finden sich östlich vom Grabbrunnen an der Stelle, wo sich die ehemalige Burg erhob sowie im Verlauf der Steinborngasse. Das Ende des Schnepfenhains ist ebenfalls von einer Freifläche geprägt: es handelt sich um ein in den 70er Jahren entstandenes Parkdeck, das an Stelle des historischen Scheunenviertels der Stadt errichtet wurde. Mit in die Gesamtanlage Altstadt wurde der Grüngürtel südlich der Stadtmauer einbezogen. Der neunte Nachtrag zum Ortsbaustatut für die Stadt Alsfeld vom 15.2.1936 untersagte die Bebauung dieses Grünstreifens, der bis heute freigeblieben ist.
Neben dem Markplatz befinden sich im Verlauf der südlich davon verlaufenden Gassen - Roßmarkt, Am Kreuz, Untergasse - besonders repräsentative Wohnhäuser, die sich dem Betrachter mit bemerkenswertem Schmuck präsentieren. Im südlichen Abschnitt der Gesamtanlage findet sich - in der Steinborngasse, der Badergasse oder der Schäfergasse - eine kleinteilige Wohnbebauung, die von wenigen erhaltenen Wirtschaftsgebäuden durchsetzt ist. Im Norden sind im Bereich des Schnepfenhains Strukturen von größeren Hofanlagen konstruierbar.
Die Umwehrung der Stadt, die eine fortifikatorische Grenzsituation darstellte, hatte auf die Ausbildung der Haustypen besonderen Einfluß. Noch heute finden sich zahlreiche Doppelhäuser, die giebelständig zur Straße ausgerichtet, die Tiefe der Parzelle weiträumig erschließen, wie etwa in der Untergasse. Die Häuser sind durch schmale Zwischenräume getrennt. Die Traufenhäuser - etwa Untere Fulder Gasse 41/43 - erheben sich in einer beachtlichen Breitenausdehnung, ohne in die Tiefe der Parzelle auszustrahlen. Sie stehen ohne einen Zwischenraum dicht beieinander.
Alsfeld lehnt sich an einen leicht ansteigenden Hang am westlichen Rand der Schwalmniederung. Bevor die Thüringer Landgrafen die Stadt im 13. Jahrhundert ausbauten, befanden sich schon alle erforderlichen Bestandteile einer Ansiedlung an Ort und Stelle. Im Osten, etwa zwischen Metzgergasse und Blaupfütze gelegen, erhob sich die Burg, die im 14. Jahrhundert zur landgräflichen Schloßanlage umgebaut und 1847 abgebrochen wurde. Im westlichen Vorfeld der Burg hatte sich die frühe Siedlung entwickelt, deren Umfang in etwa der Kirchplatz und die Bebauung des Amthofes markieren. Der Vorgängerbau der Kirche und der Marktplatz mit seinem Rathaus waren an gleicher Stelle wie heute angesiedelt. Für den planmäßigen Stadtgrundriß des frühen 13. Jahrhunderts war der schon erwähnte Handelsweg maßgebend, der sich der Siedlung aus südlicher Richtung näherte. Die Straße führte durch das Mainzer Tor in die Stadt und teilte sich gleich darauf in zwei Stränge. Der obere Weg, die heutige Mainzer Gasse, mündete in den Marktplatz und führte an der Kirche vorbei. Sie trifft auf der Hersfelder Straße wieder auf den unteren Strang des Weges, der über den Roßmarkt, Am Kreuz und die Untergasse verläuft. Daraufhin verläßt die Straße in östlicher Richtung die Stadt. Im Verlauf des 12. Jahrhunderts wurde die Baulücke zwischen Burg, Markt und der Kirche allmählich aufgefüllt, die entstehenden Parzellen wurden durch Stich- und Nebengassen in kleine Einheiten geteilt. Parallel dazu erfolgte die Stadterweiterung in südlicher Richtung, wo um die 1280/90 erbaute Kirche der Augustinereremiten die Neustadt entstand. Im Nordwesten erweiterte sich das Stadtgebiet in mehreren Quartieren, die sich, Zwiebelschalen gleich, am leicht ansteigenden Terrain aneinanderlegten. Die Ortschaft war nun eine funktionsfähige Stadt des späten Mittelalters. Es fehlte die Ummauerung, die, um 1380 vollendet, den ovalen Stadtgrundriß bewehren sollte. Zugang durch die Mauer gewährten das Ober, das Mainzer-, das Fulder- und Hersfelder Tor. Von der Stadtmauer haben sich jenseits des Augustiner-Kirchhofes lediglich geringe Reste erhalten. Der Leonardsturm aus dem Jahr 1386 ist übriggebliebener Teil der Bewehrung des Fulder Tores, dessen Größe auch heute noch dem Betrachter einen Eindruck von der Bedeutung der Stadt Alsfeld im Mittelalter vermittelt.
Folgende Straßen und Plätze befinden sich in der Gesamtanlage Altstadt:
Am Forsthof
Am Judenbad
Am Kreuz
Amthof
Badergasse
Baugasse
Blaupfütze
Burggäßchen
Dreimannsgasse
Enggasse
Grabbrunnen
Hersfelder Straße
Hofstatt
Kaplaneigasse
Kirchplatz
Klostermauerweg
Mainzer Gasse
Mainzer Tor
Markt
Metzgergasse
Neurathgasse
Obere Fulder Gasse
Obergasse
Pfarrgasse
Rittergasse
Roßmarkt
Sackgasse
Schäfergasse
Schaufußgasse
Schnepfenhain
Steinborngasse
Untere Fulder Gasse
Untergasse
Vietorgasse
Wollwebergasse
Die bezeichnete Gesamtanlage erstreckt sich in breiter Ausdehnung südlich der Altstadt. Den Übergang von der historischen Stadtbebauung zur gründerzeitlich Stadterweiterung vermittelt der der ehemaligen Stadtmauer vorgelagerte Grüngürtel, der weitgehend von einer Bebauung freigehalten wird. Der Zugang durch die Gärten in das neuzeitlich Quartier bietet, vom ehemaligen Kloster ausgehend, die Volkmarstraße, deren Bebauung mit der 1908 fertiggestellten Volksschule mit einem dreigeschossigen Solitär beginnt. Bevor die Straße auf die Altenburger Straße trifft, zweigt in östlicher Richtung der Straßenzug "Im Junkergarten" ab, später dann der Walkmühlenweg. Beide Straßen werden von der Wallgasse gekreuzt, die gleichzeitig die Grenze der Gesamtanlage in diesem Bereich markiert. Hier findet sich eine Bebauung, deren Bauzeit sich von etwa 1905 bis in die Dreißiger Jahre erstreckt. Neben Mehrfamilien-Siedlungshäusern aus den 20er Jahren finden sich markante Einfamilienhäuser aus der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg, die aufgrund ihres Erhaltungszustandes und nicht unbedingt aufgrund ihrer spektakulären Architektur schützenswert sind. Sie sind wesentliches Zeugnis der städtebaulichen Entwicklung des ersten Drittels des 20. Jh.
Der westliche Abschnitt der Gesamtanlage erschließt sich vom Mainzer Tor, an dem sich die Marburger, die Grünberger und die Altenburger Straße kreuzen. Die Straßennamen deuten an, dass sich hier die wichtigsten historischen Wege trafen.
Der städtebauliche Schwerpunkt der Altenburger Straße - von hier aus gelangte man in den bezeichneten Ort mit seinem bedeutenden Schloß, Sitz der Familie von Riedesel - liegt in ihrem südlichen Abschnitt, wo mehrere Wohnhäuser aus den ersten Jahren nach der Jahrhundertwende als Kulturdenkmäler ausgewiesen wurden.
Die Grünberger Straße, die geradewegs auf das Mainzer Tor zuläuft, öffnet den Weg von der Stadtmitte in südlicher Richtung. Über sie gelangt der Reisende zur Autobahnauffahrt Pfefferhöhe, weiter nach Romrod über Mücke nach Grünberg und Gießen. Am Beginn des Straßenzuges sind in der Nähe der Stadtbefestigung einige Fachwerkhäuser des frühen 19. Jahrhunderts erhalten, wenig später folgen dann gründerzeitliche Häuser aus den 90er Jahren in Fachwerkkonstruktionen mit Backsteinausfachung. Später kommen im Verlauf des Straßenzuges bedeutende Mehrfamilienhäuser im Range von Kulturdenkmälern hinzu, deren Bauzeit bis zum Ersten Weltkrieg reicht. Jenseits der Gesamtanlage hat sich aufgrund der günstigen Autobahnanbindung ein umfangreiches Gewerbegebiet entwickelt. Neben der Aneinanderreihung der bezeichneten Wohngebäude setzt der Solitär am Beginn der abzweigenden Albert-Schweitzer-Schule einen bedeutenden städtebaulichen Akzent.
Als heute stark belastete, nördliche Stadtkernumgehung mit einer Anbindung an den Bahnhof fungiert die Alice-Straße, die zwischen der Marburger Straße und der Kreuzung mit der Grünberger Straße als Gesamtanlage ausgewiesen wurde. In diesem Abschnitt der Gesamtanlage wurden auch einiger Wohnhäuser des frühen 20. Jh. als Kulturdenkmal ausgewiesen.