Gesamtanlage Melbach
Die historische Ortslage Melbachs kann als ein besonders typisches Beispiel für ein vermutlich in hochmittelalterlicher Zeit befestigtes Dorf gelten. Der Haingrabenverlauf konnte im Westen, Nord- und Süd-Osten des Melbacher Ortskerns zur Abgrenzung der Gesamtanlage herangezogen werden. Er zeichnet sich dort durch Wegeverlauf, Gebäudestellung ("Scheunenriegel") und vorgelagerte Gärten ("Haingärten") ab. Das von dem Befestigungsring umschlossene Gebiet war zwangsläufig dicht bebaut. Hauptverkehrsweg war die Fernverbindung von Friedberg nach Grünberg, die Melbach in unregelmäßiger Form durchzog (Große Gasse bis zur Gabelung mit der Friedberger Straße, dann weiter Friedberger Straße). Die Zugänge zum Ort waren bis Anfang des 19. Jahrhunderts durch die Oberpforte im Norden sowie die Unterpforte im Süden gesichert. Die Verkehrsverhältnisse veränderten sich zum angegebenen Zeitraum durch den Neubau einer Chaussee, die westlich Melbachs entlang führte (heute B 455). Die Hungener Straße stellte im Norden Melbachs als Durchbruch des alten Haingrabens eine Verbindung zu dieser frühen Form der Umgehungsstraße dar. Damit ging eine bis in die Gegenwart wirksame Rückstufung der Großen Gasse als "Hauptstraße" Melbachs einher. Ihre einst herausgehobene Bedeutung wird durch die Lage des Kirchhofes deutlich (an der Kreuzung mit der Erbsengasse) oder auch durch die platzartige Einmündung der Brunnenstraße, die Standort des - inzwischen nicht mehr bestehenden - Melbacher Rathauses war.
Die östliche Erbsengasse führte vom Kirchhof zu einem Areal, das auf alten Karten (18./19. Jahrhundert) als "herrschaftlicher Burggarten" bezeichnet wird. Inzwischen aufgesiedelt und deshalb auch aus der Gesamtanlage ausgeklammert, handelt es sich hier vermutlich um den Standort einer aufgegebenen Wehranlage. Die Bebauung der Erbsengasse ist im angesprochenen Abschnitt von einer kleinteiligen Parzellierung gekennzeichnet, die auf eine vielleicht planmäßig angelegte Beisassensiedlung der Burg schließen läßt. Im übrigen Ortskern überwiegen größere Gehöfte, die in vielen Fällen aus Adels- und Klosteranwesen hervorgegangen sind. Ihre historische Bausubstanz stammt zumeist aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Sie trägt zu einem siedlungsgeschichtlich bedeutsamen Ortsbild bei.
Gesamtanlage Södel
Die geschlossene Form des Södeler Dorfgrundrisses geht vermutlich auf hochmittelalterliche Zeit zurück. Katasterkarten aus dem 19. Jahrhundert lassen den Schluß zu, daß zumindest im Süd-Osten von Södel eine Befestigung durch einen Haingraben bestand. Leider ist der fragliche Bereich inzwischen von jüngeren Aufsiedlungen gekennzeichnet (Bebauung An der Kirche), so daß er bei der Ausweisung der Gesamtanlage nicht berücksichtigt werden konnte. So bleibt besonders entlang der Straßen Richtung Melbach (Melbacher Straße), Oppershofen (Oppershofener Straße) und ursprünglich Wisselsheim (Feldbergstraße) der Straßendorfcharakter eindrucksvoll. Die hier gelegenen historischen Hofstellen mit Gebäuden meist des 18. Jahrhunderts wurden zur Gesamtanlage zuammengefaßt.
Seitlich der jetzt schon mehrmals angesprochenen Hauptstraßen Södels hat der "Dreiklang" von Kirchhof, angerartigem Dorfplatz und Anwesen der Grundherrschaft ("Schloß", Burgstraße 5) einen besonderen Stellenwert. Die Anfang des 17. Jahrhunderts erneuerte Pfarrkirche ist mittelalterlichen Ursprungs. Ob das "Schloß" der Grafen von Solms-Lich aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts einen älteren Vorgänger hatte, ist vorläufig noch ungeklärt. Der Dorfplatz, dessen unmittelbare Nachbarschaft zum Kirchhof eine Ähnlichkeit mit Berstadt (Wölfersheim) aufweist, ist als Standort von Rathaus, Pfarrhaus und Dorfbrunnen hervorgehoben. Nördlich, unmittelbar an die Kirche angrenzender, bereits im Urkatatster dargestellter Feuerlöschteich. Södel zwischen Schloß und Kirchhof war zum Ortsrand hin ursprünglich von einem großen herrschaftlichen Garten umgeben. Teile davon, die ihren Charakter als Garten noch nicht eingebüßt haben, umschließen die Gesamtanlage im Nord-Osten.
Gesamtanlage Wohnbach
Die Gesamtanlage Wohnbach zeigt ein geschlossenes Dorf mit einer historischen Bausubstanz überwiegend des 17. und 18. Jahrhunderts. Die Siedlungsanlage geht vermutlich auf hochmittelalterliche Zeit zurück. Die Münzenberger Straße, die die Senke der Wohnbacher Ortslage in Längsrichtung durchläuft, und die Obbornhofener mit der Berstädter Straße in Querrichtung sind die beiden wichtigsten Ordnungslinien des Dorfgrundrisses. An ihrem Aufeinandertreffen steht das historische Rathaus von Wohnbach (Obbornhofener Straße 2, vgl. auch Kulturdenkmäler). Am südlichen Ortsrand gibt es mit der Eckgasse und der Flurbezeichnung "Die Haingrabengärten" Anzeichen für eine zumindest abschnittsweise historische Ortsbefestigung. Deren wahrscheinlicher Verlauf wurde dort für die Abgrenzung der Gesamtanlage herangezogen, an den anderen Stellen waren die Rückfronten der alten Bauerngehöfte in dieser Hinsicht maßgebend.
Zwei Tore, die den Zugang Wohnbachs regulierten, werden überliefert. Das Obertor im Westen des Ortes für den Verkehr aus Richtung Münzenberg und das Untertor im Süden, vor dem der Verkehr aus Wölfersheim und Berstadt zusammentraf. Vermutlich gab es in der Obbornhofener Straße ein weiteres Tor, von dem es aber keine sichere Nachricht gibt. Die Straße "Im Wiesengrund" in der Verlängerung der Münzenberger Straße ist wahrscheinlich ein späterer Durchbruch (19. Jahrhundert) des historischen Ortsrandes. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren beide bekannten Wohnbacher Tore beseitigt. Bis in die Gegenwart sind die historischen Ortszugänge weiterhin als Zäsur erlebbar. Im Westen trägt an der Gabelung von Obergasse und Münzenberger Straße das Ensemble von Kirche, Pfarrhaus und Scheune dazu bei (alle drei Bauten Kulturdenkmäler, siehe Obergasse 35, Münzenberger Straße 26 und Obergasse 37). Im Süden die dem Ortskern vorgelagerten Erdkeller, die seit dem 18. Jahrhundert infolge des vermehrten Kartoffelanbaus und fehlender Lagermöglichkeiten angelegt wurden. Im Norden schließlich die stattliche, vollkommen geschlossene Hofanlage Obbornhofener Straße 8.
Neben den angesprochenen Hauptverkehrswegen tragen die Nebenstraßen Obergasse, ein Parallelweg der Münzenberger Straße, die stichförmige Sackgasse, die ursprünglich auch nur als Stich geführte Eckgasse und Im Wiesengrund mit ihren Bauerngehöften zu einem ungewöhnlich intensiven historischen Ortsbild bei.
Gesamtanlage Nieder-Wöllstadt
Die Gesamtanlage Nieder-Wöllstadt vereinigt eine in der Rekonstruktionsphase nach dem 30jährigen Krieg begonnene Ortserweiterung (nördliche Frankfurter Straße) mit Teilbereichen eines in den Grundzügen noch spätmittelalterlichen Dorfes. Dessen Grenzen sind inzwischen nicht mehr vollständig faßbar. Ab dem frühen 19. Jahrhundert wurde die alte Ortsbefestigung beseitigt. Deren Verlauf wurde durch die folgende Aufsiedlung so weit verunklärt, daß er sich nicht mehr zur Abgrenzung eines denkmalgeschützten Gebietes eignete. Dazu mußte statt dessen die Beobachtung der einzelnen Straßenzüge herangezogen werden. Am auffallendsten ist sicher die Frankfurter Straße, die den älteren Ortskern und die angesprochene Ortserweiterung gleichermaßen durchquert. Der Wegfall von Zäsuren wie der einstigen Torbauten oder dem Verkehrsfluß hinderlicher Bauten wie das ehemalige Gemeindegasthaus "Zum Löwen" schräg gegenüber dem Rathaus hebt die Linearität des Straßenverlaufs hervor. Er wird gesäumt von stattlichen Hofanlagen der Zeit ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit dem in der Wetterau vertrauten Bild der giebelständigen Fachwerkwohnbauten, ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch mit traufständigen Hauptbauten. Dem Bild der Frankfurter Straße kontrastiert das unregelmäßig aufgesiedelte Areal der abgegangenen Nieder-Wöllstädter Burg (Kleine und Große Braugasse) mit kleinsten Hofstellen für Arbeiter, Tagelöhner oder Handwerker. Im Hinblick auf ihre Vielfalt an historischen Gebäudetypen wird die Nieder-Wöllstädter Gesamtanlage komplettiert durch eine ehemalige Schmiede, ein Brauhaus sowie zwei Spritzenhäuser; Bauten, die im übrigen auch als Kulturdenkmal gewürdigt werden.
Die im Zusammenhang mit der Nieder-Wöllstädter Gesamtanlage ausgewiesenen historischen Grünflächen haben unterschiedliche Bedeutungen. Im Falle von Frankfurter Straße 9 handelt es sich um einen Garten in Verbindung mit einem großen Hofareal. Die Gärten westlich der Haingasse vermitteln wenigstens an einer Stelle den Siedlungsrand des mittelalterlichen Ortes. Die seitlich des Rosbaches eine für die Ortsentwicklung markante Zäsur, denn am Rosbach endete zunächst die Ortserweiterung von 1670.
Die Siedlungsentwicklung des 19. Jahrhundert läßt sich trotz ihres flächenhaften Charakters nur anhand einzelner Kulturdenkmale wie des Bahnhofs oder Lindenstraße 3 dokumentieren. Nachträgliche bauliche Veränderungen und gar Abbruch wichtiger Bauten wie der Schule in der Bahnhofstraße verhinderten die Ausweisung entsprechender Gesamtanlagenabschnitte etwa in der Bahnhofstraße, Eisenbahnstraße oder Lindenstraße.
Die historischen Nieder-Wöllstädter Mühlen (Gänsmühle im Norden, Schlagmühle im Süden) haben ihre ursprüngliche Funktion verloren, auch ihre historische Gebäudecharakteristik, so daß sie nicht als kleine Gesamtanlagen ausgewiesen werden konnten. Anders verhält es sich mit dem Ende des 17. Jahrhunderts als Zoll- und Wegestation errichteten Hof Neuherberge südlich Nieder-Wöllstadts. Das im 18. Jahrhundert veränderte Haupthaus ist als stattlicher Barockbau und als Kulturdenkmal anzusprechen, das durch die Gesamtanlage des umgebenden Hofes ergänzt wird.
Südlich von Nieder-Wöllstadt gelegene geschlossene Hofanlage; im 17. Jahrhundert von den Nieder-Wöllstädter Landesherren aus dem Hause Solms-Rödelheim als Zollstation und Herberge errichtet. Das zweigeschossige, teilweise in Fachwerk errichtete Haupthaus soll im Kern noch aus dem 17. Jahrhundert stammen, vor allem das Mansardkrüppelwalmdach lässt aber den Eindruck eines im 18. Jahrhundert umgestalteten Gebäudes dominieren. Die teilweise stark überformten Nebengebäude stammen weitgehend aus dem 19. Jahrhundert und umschließen einen größeren Innenhof nach Westen.
Nördlich des Hauptgebäudes alte Bogenbrücke über den Bach. Über sie führten bedeutende Altstraßen, wie beispielsweise die "Kurzen Hessen" und Geleitstraßen. Sie gehört neben der Brücke in Steinfurth zu den ganz wenigen im Kreis erhaltenen Brücken, die in Zusammenhang mit dem Altstraßensystem erhalten sind und hat mit der ehem. Zollstation große Bedeutung aus verkehrstechnischen Gründen.
Gesamtanlage Ober-Wöllstadt
Ober-Wöllstadt gehört zur Vielzahl der in mittelalterlicher Zeit befestigten Dörfer in der Wetterau. Der einst befestigte Umriß entspricht in etwa einem Quadrat mit einer unregelmäßigen Ausbuchtung im Süd-Osten. Im westlichen Teil des historischen Ortskerns, der durch eine Durchgangsstraße (Hanauer Straße/Gießener Straße) in zwei annähernd gleich große Hälften geteilt wird, bleibt der alte Befestigungsverlauf durch die äußere Bebauung von Im Holzhain noch nachvollziehbar. In der fast spiegelsymmetrisch angelegten östlichen Ortshälfte sind die Verhältnisse durch neue Straßenführungen nicht mehr so überschaubar. Insgesamt fällt auf, daß ein regelmäßigeres Straßennetz aus vermutlich spätmittelalterlicher Zeit unregelmäßiger geführte und wahrscheinliche ältere Wege überlagert (Durchgangsstraße, die Stichwege der Kirchgasse). Es ist zu bedauern, daß die im Grundriß noch so geschlossen überlieferte mittelalterliche Ortsstruktur keine Entsprechung in der aufgehenden Bausubstanz findet. Vielmehr sind es nur noch einzelne bäuerliche Gehöftreihen mit Hauptbauten aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die entlang der älteren Wege wenigstens abschnittweise noch den Eindruck historischer Straßenräume hinterlassen und zu einer kleinen denkmalgeschützten Gesamtanlage zusammengefaßt werden können. Deren Zentrum ist der Kirchhof mit benachbartem Pfarrhof (Kirchgasse 4) und ehemaligem Deutschordenshof (Hanauer Straße 7). Einschränkungen wie bei der Ausweisung der Ober-Wöllstädter Gesamtanlage mußten auch bei der Auswahl der Kulturdenkmäler vorgenommen werden. Für die Ortsgeschichte sicher bedeutsame Bauten wie ein Zollhaus, Schule und Ortsverwaltung (Hanauer Straße 16, 18 und 22, alle südlich vor dem historischen Ortskern gelegen) konnten aufgrund von baulichen Veränderungen und damit verbundenem Verlust des historischen Erscheinungsbildes den schützenswerten Bauten nicht zugerechnet weden.
Gesamtanlage Ober-Mörlen
Ober-Mörlen ist ein geschlossenes, ehemals befestigtes Dorf auf der rechten Uferseite der Usa. In den Grundzügen konnte die Abgrenzung der Gesamtanlage dem alten Befestigungsring folgen. Durch dichte Stellung der Höfe an den Ortsrändern (Hintergasse im Osten, Neugasse im Westen), durch Wegeführung (Haingraben im Süden) sowie durch den Usa-Lauf als Ortsgrenze im Norden ist die einst wehrhafte Umschließung Ober-Mörlens auch im heutigen Ortsbild noch wahrnehmbar.
Entlang der Zwetschengasse und der Usagasse wurde jeweils ein Erweiterungsgebiet des 19. Jahrhunderts einbezogen, ebenso entlang der Usinger Straße. Im Gebiet der Ankergasse wurden die Hofstellen als Teil der Gesamtanlage ausgewiesen, die noch historisch geprägt sind. Die Höfe an dieser Stelle sind aus der Aufsiedlung eines festen herrschaftlichen Hauses hervorgegangen, das die südöstliche Ecke von Ober-Mörlen besetzte.
Es werden drei historische Torbauten für Ober-Mörlen überliefert. Die "Untere Pforte" ermöglichte den Zugang aus nördlicher Richtung (Frankfurter Straße), die "Oberste Pforte" aus südwestlicher (Usinger Straße) und die "Neue Pforte" aus südlicher (Borngasse). Wann die Torbauten niedergelegt wurden, ist nicht genau bekannt.
Im Innern der Ober-Mörler Ortslage sind zwei bauliche Ensembles vorherrschend. Das "Schloß" in der Frankfurter Straße, das seinen Standort wahrscheinlich der Sicherung des benachbarten Usa-Übergangs verdankt und vielleicht als örtlicher Stammsitz der Grafen von Morle-Cleeberg-Peilstein gelten kann. Richtung Osten schließen sich die ehemals herrschaftlichen Mühlen an mit einer charakteristischen stichförmigen Erschließung. Das "Schloß" wird inzwischen als Rathaus von Ober-Mörlen genutzt (vgl. auch Kulturdenkmäler, Frankfurter Straße 31-35). Zentraler als das "Schloß" liegt das zweite der angesprochenen Bauensembles mit Pfarrkirche und Pfarrhof. Der Pfarrhof ging aus der Vereinigung mit dem benachbarten Gut des Deutschen Ordens hervorging. Kleine Hofstellen in der Pfarrgasse gehören vermutlich zu einer Beisassen-Siedlung des Deutschordenssitzes in Ober-Mörlen. Wie schon weiter oben erwähnt, stellte der mit dem Patronats- und Zehntrecht ausgestattete Deutsche Orden die Herrschaftskontinuität in Ober-Mörlens geschichtlicher Zeit dar.
Mit dem aufgegebenen befestigten Anwesen im Gebiet der Ankergasse hatte Ober-Mörlen neben "Schloß" und Deutschordensgut einen dritten herrschaftlichen Sitz. Aussagen darüber, ob einer der drei aus dem für Ober-Mörlen angenommenen fränkischen Königshof hervorgegangen ist, müssen Vermutung bleiben.
Die gleichförmige Parzellierung an der Neugasse und deren leiterförmige Anbindung an die Frankfurter Straße können als Beleg dafür gelten, daß das zunächst engere Siedlungsgebiet planmäßig erweitert wurde. Ein Vorgang der sich vermutlich mit der Ortsbefestigung bereits im hohen Mittelalter vollzog.
Die Straßenbilder Ober-Mörlens sind von der Wiederaufbauphase nach einem Dorfbrand im Jahre 1716 gekennzeichnet, bei dem der Ort fast vollständig zerstört wurde. Der Hauptstraßenzug Ober-Mörlens (Frankfurter Straße) zwischen Kirchenplatz im Süden mit einer Mitte des 19. Jahrhunderts nachträglich eingefügten Schule und dem "Schloß" im Norden wird durch einige traufständige Torhausbauten besonders geprägt, sonst ist das Bauerngehöft mit giebelständigem Fachwerkwohnhaus vorherrschend. In einigen Fällen wird der Straßenraum durch ein überdachtes Hoftor vollkommen geschlossen. Ihre beträchtliche Ausdehnung, die Dichte und Vielfalt ihrer historischen Bautypen zeichnet die Gesamtanlage Ober-Mörlen auf besondere Weise aus.
Gesamtanlage Langenhain
In Langenhain wurden Bauerngehöfte des späten 17., 18. und des 19. Jahrhunderts zu einer Gesamtanlage zusammengefaßt. Sie gehören zu einem vermutlich auf hochmittelalterliche Zeit zurückgehenden Straßendorf. An einigen Stellen ist es von jüngerer Ersatzbebauung gekennzeichnet, so daß die historische Ortslage nicht insgesamt unter Denkmalschutz gestellt werden konnte. Sowohl im Süd-Osten als auch im Nord-Westen wurden Gärten in die Gesamtanlage einbezogen, die sich den Hofstellen anschließen und die historische Siedlungsform von der sich veränderten Umgebung abgrenzen.
Burg Ziegenberg, Bunker und Ökonomiehof
Sowohl Burg und Schloss Ziegenberg als auch der dazugehörige Bunker 1, der östlich angrenzende Luftschutzbunker an der Schlossstraße und der nördlich gelegene Ökonomiehof werden jeweils als einzelnes Kulturdenkmal gewürdigt (vgl. dort). Unter dem Aspekt der Gesamtanlage wird die Burg auf einen Bergsporn mit ihrer flächigen Ausdehnung einerseits als Burgenstandort, das Schloss zusammen mit den oben aufgeführten Einzeldenkmälern als geplantes Zentrum des Führerhauptquartier Adlerhorst anderseits geschützt.
Die Gesamtanlage erfasst das nördlich der Altstadt gelegene Gebiet, das von den beiden hintereinander gestaffelten Erhebungen Frauenberg (328 m) und Kalvarienberg (334 m) beherrscht wird. Auf dem historisch bedeutenden Frauenberg, auf dem sich schon der Hl. Bonifatius häufig aufgehalten haben soll, befindet sich heute die barocke Anlage des Franziskanerklosters Frauenberg (s. Am Frauenberg 1). Von diesem führt ein Kreuzweg mit barocken Stationshäuschen zum benachbarten Kalvarienberg, der seinen Namen von der monumentalen, auf der Kuppe errichteten Kreuzigungsgruppe des Wenzel Marx ableitet. Die parkartige Ausgestaltung der beiden im Mittelalter völlig kahlgeschlagenen Hügel setzte im frühen 19. Jahrhundert ein, als unter Landesforstmeister E.F. Hartig 1815 ein Kirschbaumwald mit einem Serpentinenweg - im Volksmund die Zick-Zack genannt - am Südwesthang des Kalvarienberges angelegt wurde. Unter dem Nachfolger Hartigs, dem Oberforstrat Johann Christian Hundeshagen, entstand zwischen 1821 und 1824 die regelmäßig geschnittene Parkanlage zwischen Frauenberg und Leipziger Straße. Die nach ihrem Gründer benannte Anlage wird westlich von der gradlinig auf die südliche Kante der Klostermauer zulaufenden, doppelten Allee gesäumt, die, erstmals 1812 unter Großherzog Karl von Dalberg angelegt, sich an ihrem Ende zum einen in den mit altem Pflaster belegten Aufgang zum Kloster, zum anderen in den an der östlichen Klostermauer entlang führenden Philosophenweg teilt. Auf der anderen Seite der Allee liegt das von einer Mauer umfriedete Gelände des ehemaligen, 1628 eingerichteten Alten Dompfarrlichen Friedhofs (s. Am Frauenberg).
Weitere Aufforstungen, die Anlage von Spazierwegen und zwei Teichen (der eine mit Fontäne) unter Oberbürgermeister Franz Rang sind wohl in Zusammenhang mit der Einrichtung der Fuldaer Wasserversorgung 1891/92 zu sehen. Dabei wurde auf dem Kalvarienberg auch der interessante, noch heute bestehende und von einem Eisengitter umfriedete Wasserbehälter gebaut. Teile der Gesamtanlage waren damals schon mehrere Bildstöcke sowie die 1651 vor den Aufgang zum Kloster versetzte Pestsäule. Der weitläufige Bereich nördlich der Stadt Fulda, als „Städtische Anlagen" ausgewiesen, war jetzt nicht mehr nur Zielpunkt frommer Prozessionen, sondern auch sonntäglicher Ausflüge, die in dem am Südhang des Frauenbergs gelegenen, heute nicht mehr existierenden Restaurant „Bellevue" ihren Abschluss finden konnten.
Der am Nordhang des Kalvarienberges befindliche Basaltsteinbruch blieb bis in die 1930er-Jahre geöffnet. Noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert wurde der Hang des Frauenberges zwischen Kloster und Stadt für eine Bebauung erschlossen. Hauptsächlich entlang der neu angelegten bzw. ausgebauten Straßen Gerloser Weg und Marienstraße, die gabelförmig in nordöstlicher und nordwestlicher Richtung von der Allee Am Frauenberg abzweigen (zwischen Philosophenweg und Gerloser Weg liegt noch der Klosterweg), entstanden repräsentative Villenbauten für die wohlhabende Fuldaer Oberschicht, zu der beispielsweise der Fabrikant und Reichstagsabgeordnete Richard Müller zählte. Seine im Stil der Renaissance errichtete Backsteinvilla Marienstraße 1 gehört neben dem ebenfalls historistischen Putzbau Marienstraße 3 zu den beiden ältesten am Frauenberg stehenden Häusern.
Alle um 1900 gebauten Villen am Frauenberg sind von großzügig bemessenen Gärten mit teilweise noch originalen Einfriedungen umgeben. Die Bauten weisen zwei bis drei Geschosse auf und sind architektonisch ausgesprochen individuell ausgebildet. Die stilistische Spannweite reicht von Anklängen an die Gotik, über den strengen Klassizismus, bis zum Jugendstil. Entsprechend vielfältig sind auch die Materialien, die zum Bau der Villen verwendet wurden: So gibt es neben den seltenen Ziegelbauten die Putzbauten, die in ihren vielgestaltigen Giebeln häufig kunstvolles Zierfachwerk aufweisen. Oft auftretende architektonische Elemente sind daneben reich verzierte Balkone, Loggien und Erker, die besonders den offen bebauten Straßenzug der Marienstraße beleben. Störungen durch Neubauten sind hier selten, allerdings sind die beiden in der Gesamtanlage situierten Großbauten, das ehemalige Parkhotel (Gerloser Weg 11) und die Elisabethenklinik (Parkstraße 19), durch Modernisierungsmaßnahmen in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild stark beeinträchtigt.
Entlang des von Süden an den Frauenberg heranführenden Lichtwegs entstanden um 1900 erste Ein- und Mehrfamilienwohnhäuser in historistischen Formen.
In den 1920er- und 1930-Jahren wurde die Bebauung großräumig nach Süden und Westen entlang Elibathenstraße, Lichtweg, Am Wynberg und Horaser Weg ausgeweitet. Die nun deutlich bescheideneren Wohnbauten sind häufig kubisch in der klaren Architektur der frühen Modernen gestaltet. Helle Putzflächen, Erkeranbauten und ziegelrote Walmdächer prägen die Bauten dieser Jahrzehnte.
In den 1950er-Jahren wurden zudem die rückwärtigen Gartengrundstücke der Villen in der Marienstraße zur Bebauung freigegeben und bestimmen die Nordseite der Elisabethstraße.
Die städtebauliche Wirksamkeit besonders des südwestlichen Teiles der Gesamtanlage wird in der Fernsicht von Westen deutlich, die den baulichen Zusammenhang von Klosteranlage und den unter ihr am Hang sich gruppierenden Villen anschaulich macht. An der Erhaltung der großräumigen, für die Jahrhundertwende typischen, in Fulda jedoch einmaligen Gesamtanlage, die sowohl das südliche Wohngebiet als auch die parkartig angelegten Bereiche Frauenberg und Kalvarienberg mit ihren religionsgeschichtlich bedeutenden Kulturdenkmälern umfasst, besteht ein öffentliches Interesse.