Obere Brendelstraße: 21, 23 (KD), 45 (KD), 47 (KD), 49, 51 30 (KD), 32, 34, 36 (KD), 38, 40, 42 (KD), 46
Die Gesamtanlage VI Obere Brendelstraße umfasst die beidseitige Bebauung mit den Nummern 21, 23, 45-51 und 30-42, 46. Nicht miteinbezogen sind die beiden ecklagigen Mehrfamilienhäuser Nr. 25 (1967 erbaut, ehemals Sinclairstr. 1) und Nr. 43 (1953 erstellt), da sie entwicklungsgeschichtlich dem Bereich Sinclair-/Herren von Eppstein -/(verlängerte) Landgrafenstraße angehören. Diese Erschließungsstraßen waren zwar noch vor 1914 in Planung genommen worden, wurden als Bauplätze jedoch erst nach dem 2. Weltkrieg, ab 1953, interessant und intensiv bebaut.
Die Grenze der Gesamtanlage VI beginnt ihren Verlauf am Wohnhaus Obere Brendelstr. 51. Sie deckt sich fortan mit den rückwärtigen Begrenzungen der Häuser Kirdorferstr. 22, 24, 26, 28, Herren von Eppstein-Str. 10, 6, 2 sowie Sinclairstr. 2/4. Des weiteren läuft sie seitlich am Areal von Obere Brendelstr. 43 entlang, zieht straßenparallel an dessen Front und, nach Versprung über die Sinclairstraße, an derjenigen von Obere Brendelstr. 25 entlang, um dort auf die Grenzlinie zu Nr. 23 einzuschwenken. Von da ab umfährt sie die Areale von Nr. 23, 21 und verspringt über die Obere Brendelstraße. Im dortigen südlichen Bereich stimmt ihr Verlauf überein mit den rückwärtigen Grundstückslinien von Dietigheimer Str. 2 und Kirdorfer Str. 8, 8a, 10, 12, 14, 16. Nach Berücksichtigung der Ecke des Wohnhauses Obere Brendelstr. 46 überquert sie die Straße und gelangt so an ihren Ausgangspunkt zurück.
Die Obere Brendelstraße stellt den westlichen Abschnitt einer zwischen Kirdorfer Straße und Castillostraße vermittelnden, aus einem Feldweg hervorgegangenen Ausbaustraße dar. Diese nach den Burgherren Brendel benannte Straße war um 1973 anlässlich der Verlängerung der Dietigheimer Straße (Höhestraße bis Höllsteinstraße) in zwei fortan als Sackstraßen endende Teile getrennt worden. Mit dieser Straßenbaumassnahme einhergegangen war der Abbruch zweier Villen, Nr. 19 und 28. Reste der Gärten haben sich in Form von Strauchwerk und Baumbestand, darunter eine bemerkenswerte Buche, erhalten.
Die Entwicklung der Brendelstraße hatte zum einen im Zusammenhang mit der sich nach Homburg orientierenden Bebauung der Kirdorfer Straße gestanden. Das dortige, neben dem Eckhaus Nr. 22 im Jahr 1870 aufgestellte Wegekreuz dürfte diesen Schritt zeitlich in etwa festhalten.
Ältester Bau an der Oberen Brendelstraße ist die wohl aus dem Bestand des Anwesens Kirdorfer Str. 22 hervorgegangene Nummer 51. Bis ca.1890 folgten sechs spätklassizistische Villen unterschiedlicher Auffassung sowie ein malerisches Wohnhaus in Backstein von der Art eines opulenten Villennebengebäudes. Diese Bauten belegen vorrangig Bauplätze an der durch den Ausblick zum Hardtwald offensichtlich bevorzugten Südseite. Eine weiter Bauphase an der Oberen Brendelstraße setzte nach der Eingemeindung Kirdorfs 1900/1902 ein. Diese stellt im Gegensatz zu der vorangegangenen einen Vorgang dar, der seine Impulse von städtischer Seite her bezogen hatte. Dieser ist Teilaspekt einer mit Begrenzung Höhestraße - Obere Promenade - Schwedenpfad - Landgrafenstraße damals unternommenen grossflächigen Überbauung (s. VII Gesamtanlage). Dieser Zeit entsprangen die Nummern 38 und 46, mit denen die Südseite gefüllt wurde sowie die Bauten der Nordseite Nr. 21, 23, 45. Mit ihnen sind späte Historismen wie auch Beispiele des Jugendstils vertreten.
Castillostraße: 3, 7, 9/11, 13/15, 17/19 8, 10 (KD), 12/14, 16, 22/24/26
Gymnasiumstraße: 3 (KD), 5, 7, 9 4/6, 8/10, 12/14 (KD), 16, 18/20
Landgrafenstraße: 24, 24a, 24b (KD), 26 (KD), 28/30 (KD), 32, 32a
Ottilienstraße: 1, 3, 5, 7, 9/11, 2a, 2/4, 6 (KD)/8 (KD), 10, 12/14
Untere Brendelstraße: 3, 5/7, 9, 11/11a, 15, 17 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16/18
Die Gesamtanlage VII umfasst einen nordöstlich der Oberen Promenade und der Höhestraße gelegenen Stadtraum. Sie beinhaltet die jeweils beidseitige Bebauung der Querachsen Gymnasium- und Castillostraße sowie diejenige der Längsachse Untere Brendelstraße, die dergestalt in die einmal zäsierte und schließlich als Sackstraße endende Ottilienstraße übergeht. Diesen Straßenraster beschliessend erstreckt sich parallel dazu die in einem ersten Schritt zwischen Schwedenpfad und Castillostraße angelegte und einseitig mit Villen bestückte Landgrafenstraße, deren naturräumliches Gegenüber 1913/14 in einen malerischen Landschaftspark (Jubiläums-Park) umgewandelt worden war.
Das als Gesamtanlage VII ausgewiesene Gebiet liegt in den Anfangsbereichen von Gymnasium- und Castillostraße auf Homburger Gemarkung (Grenze von 1858), greift ansonsten jedoch weit in die Kirdorfer Gemarkung hinein.
Die Grenze der Gesamtanlage VII beginnt ihren Lauf bei dem Wohnhaus Castillostr. 3. Vom westlichen Eckpunkt aus fährt sie an dessen Grundstück wie auch am Areal von Nr. 5 (teilweise auf der Gemarkungsgrenze zu Kirdorf verlaufend) entlang, um in die rückwärtige Begrenzung der Liegenschaft Untere Brendelstr.14 und in die seitliche von Nr.16/18 überzugehen. Alsdann überspringt sie die Untere Brendelstraße, umfährt die Gelände der Häuser Nr.15,17, folgt den rückwärtigen Grundstücksgrenzen von Nr.11a, 11, 9 und geht bei Nr. 7 in diejenigen der Gebäude Castillostr. 17, 19 über. Des weiteren läuft sie bis zur Castillostraße vor und zieht, nach einem Sprung über die Straße, bis zur Ecke Landgrafenstr. 32a vor. Von dort verläuft sie straßenparallel und die Gymnasiumstraße überquerend bis zur Villa Landgrafenstr. 24. Ihr weiterer Verlauf wird sodann bestimmt von der oberen Begrenzung des ehemaligen Exerzierplatzes, die ab Ottilienstraße gleichzeitig Gemarkungsgrenze ist. In dieser Eigenschaft verbleibend umfährt sie auch das Areal der ehemaligen Höheren Töchterschule (Gymnasiumstr. 3). Nachdem sie diese Straße übersprungen hat, führt sie entlang der Fassaden von Nr. 8, 6, 4, wendet sich auf der Trennlinie zu Nr. 2 nach Norden, berücksichtigt die rückwärtigen Grundstücksgrenzen von Nr. 4/6, 8/10, um dort auf diejenigen der Häuser Castillostr. 12, 10, 8 überzuwechseln. Nachdem sie die Nummer 8 umlaufen hat, verspringt sie auf die gegenüberliegende Straßenseite und findet dort bei Nr. 3 an ihren Ausgangspunkt zurück.
Das zum Tal des Kirdorfer Baches sich sanft neigende Gelände war bis um 1900 annähernd baufrei geblieben. Mit der Eingemeindung Kirdorfs 1900/1902 setzten jedoch umgehend stadtplanerisches Vorgehen und zügige Bebauung ein, die bis um 1910 in etwa abgeschlossen war. Mit diesem Wohngebiet realisierte sich ein Teil einer, unter dem damaligen Oberbürgermeister Ritter von Marx projektierten, sich dem Ortskern Kirdorfs flächendeckend nähernden Überbauung mit Wohnhäusern und Villen. Dabei wurden neue Straßen erschlossen, aber auch alte Wege ausgebaut.
Vor dieser großangelegten städtebaulichen Maßnahme bereits in Bebauung begriffen gewesen war die (nach Andreas del Castillo aus New Orleans, einem langjährigen und wohltätigen Kurgast, benannte) Castillostraße. Sie stellt einen Abschnitt des von der Obergasse nach dem Hardtwald und weiter nach Friedrichsdorf führenden Weges (Hardtweg, Hardtgässchen) dar. Ihre Bestückung mit Wohnhäusern scheint 1906 abgeschlossen gewesen zu sein. Die auf dem Gebiet der Gesamtanlage VII allgemein übliche, von der Straße weggesetzte Bebauungsart zeitigte an dieser Straße lediglich im unteren Bereich Wirkung. Offensichtlich war die generell dicht straßenständige Positionierung der Häuser von den vor 1900/1902 errichteten Bauten, wie etwa Nr. 3, 8, 12, 15, ausgegangen. Von einer regulären Bebauung ausgeschlossen geblieben waren die Areale Nr. 1 (Brauereikeller, später "Bürgerkeller") und Nr. 2/4 (eratische Hofrandbebauung; Einschub eines Mehrfamilienhauses Nr. 6 nach 1982).
Das ab den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts mit Anlage der Oberen Promenade und dem Ausbau der Höhestraße in die Wege geleitete Baugeschehen hatte in den 50er und 60er Jahren zur Ausbildung der Ecklagen Höhestraße - Obere Promenade/"verlängerte Haingasse" geführt gehabt. Die damit im Ansatz über die neue Hauptachse gezogene Haingasse wurde 1870 anlässlich des Baus der Realschule (Gymnasiumstr. 1) vorerst bis an die Gemarkungsgrenze zu Kirdorf verlängert. Diese Lehranstalt, seit 1899 Gymnasium mit Realschule, wirkte auf den 1900/1902 schließlich bis zur Landgrafenstraße durchgezogenen Erschließungszug namensgebend. Diese Stufe in der Entwicklung der Straße setzt sich im Grundriss durch eine Richtungskorrektur, die zur Innehaltung des rechtwinklig auszulegenden Straßennetzes notwendig wurde, deutlich ab. Die Bebauung der Gymnasiumstraße war, beginnend mit der Höheren Töchterschule (Nr. 3) und dem Doppelwohnhaus Nr. 7/9, bis um 1908 vollendet. Mit dazu gerechnet worden waren ursprünglich auch die beiden ecklagigen Jugendstilvillen Landgrafenstr. 24b und 26. Auffallend an dieser Straße ist zum einen die symmetriegebundene Bebauung im unteren Bereich und zum anderen der mit dem abgefasten Eckhaus Nr. 14 gesetzte, städtebauliche Akzent. In die Gesamtanlage nicht aufgenommen worden sind die Wohnhäuser Nr.2 und 2a (1986), da sie auf dem ehemals weiträumigen Areal von Höhestr. 6 vorgenommene Einschübe darstellen.
Unter den Längsachsen dieser Gesamtanlage wurde die Landgrafenstraße offensichtlich als erste eröffnet und bebaut. Vorrangig von Interesse ist ihr erster, am Schwedenpfad beginnender und an der Castillostraße endender Zug. Denn ihre etwa ein Jahrzehnt später, nach Korrektur des Kirdorfer Bachlaufs vorgenommene Erschliessungsfortsetzung wurde erst nach 1945 attraktives Baugebiet. Bis 1902 waren insgesamt vier Villen mit den Nummern 6, 8, 10, 12 entstanden. Einziger, diesen Bestand noch dokumentierender Bau ist die Nr. 10. Die Villen Nr. 6 und 8 sowie die Bauplätze Nr. 2/4 gehörten zum Komplex des von Dr. Pariser gegründeten Sanatoriums "Clara Emilia", aus dem schließlich in neuem Gewand die Paul Ehrlich-Klinik hervorgegangen ist. An der Nordseite des an die Kaserne (Kaiser-Friedrich-Promenade 8/10) anschließenden und eine durchgehende Bebauung der Landgrafenstraße behindernden Exerzierplatzes wurde 1900/1901 die Villa Nr. 24 erbaut. Dieser folgten bis um 1908 die beiden (ursprünglich der Gymnasiumstraße zugeordneten) Villen Nr. 24b und 26 sowie das Doppelhaus Nr. 28/30. Damit war die Bebauung vorerst zum Stillstand gekommen und wurde erst ab 1945 wieder aufgenommen. 1947/48 erfolgte denn auch die Erschliessung (Carolinenstraße) und die siedlungsartige Überbauung des Exerzierplatzes.
Dieser hatte auch auf die Entwicklung der Ottilienstraße, mit deren Benennung an eine ehemals in der Flur gestandenen Kapelle erinnert wird, maßgeblichen Einfluss. Seine nördliche Grenze war Endpunkt des ersten, von der Castillostraße ausgehenden und von der Gymnasiumstraße unterbrochenen Erschliessungszuges. Die Bebauung Ottilienstraße setzte 1902/1903 ein und knüpfte in Stil und Charakter an diejenige der Gymnasiumstraße an.
Die einem alten Feldweg folgende und deshalb vom idealen Straßenplan abweichende Untere Brendelstraße stellt einen Teilbereich der bis um 1973 (Verlängerung der Dietigheimer Straße) ungeteilten Brendelstraße dar. Während der obere Abschnitt bereits ab ca. 1870 ausge- und bebaut worden war (s. Gesamtanlage VI), setzte die Bautätigkeit am unteren erst um 1902, ursächlich mit der systematischen Stadterweiterung zusammenhängend, ein. In der bis 1914 annähernd lückenlos erfolgten Bebauung zählen das neben dem Gelände des ehemaligen Straßenbahndepots (Höhestr. 40, durchgehend bis Brendelstraße) errichtete Doppelhaus Nr. 16/18, die Wohnhäuser Nr. 11, 13 (1982 ersetzt) sowie die bis 1908 erstellten Nummern 6 und 8 zum frühen Baubestand.
Charakteristisch für die Architekturlandschaft dieses mit der Gesamtanlage VII ausgewiesenen Stadtteils ist die zwar an einigen, auch prominenten, Stellen vom Jugendstil durchbrochene, insgesamt jedoch konservative Stilgebung. Kennzeichnend dafür ist zum einen das Festhalten am Spätklassizismus (auch der romantischen Ausprägung). Zum anderen gelangte hier auch ein von höchster Stelle damals in Homburg geförderter Stil zur Geltung, der seine Vorbilder im spätmittelalterlichen Bürgerhaus (Massivbau mit Fachwerkaufstockung) fand.
Rathgasse: 3, 5, 7/9, 11, 13, 15 6, 8, 10/12
Die Gesamtanlage VIII umfasst die beidseitige Bebauung der Rathgasse mit den Nummern 3, 5, 7/9, 11, 13, 15 und 6, 8, 10/12.
Der mit Wiederentdeckung des Elisabethenbrunnens (1834) und vor allem nach Eröffnung der Spielbank im Kurhaus (1843) in Homburg einsetzende wirtschaftliche Aufschwung zeitigte auch in der Nachbargemeinde Kirdorf Auswirkungen. Dem sprunghaften Anstieg der Einwohner, bedingt durch Zuzüge von mehrheitlich in Homburger Dienstleistung und im Handwerk beschäftigter Personen, antwortete seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein die Nachfrage nach Wohnraum abdeckendes Baugeschehen.
Kirdorf erfuhr damals nicht nur eine Erweiterung unmittelbar über den historischen Ortskern hinaus, sondern fand auch, aufgrund seiner das Stadtgefüge Homburgs berührenden Gemarkungsgrenze, direkten baulichen Kontakt mit der Kurstadt.
So wurde ab den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts die Kirdorfer Straße, die bis 1830 noch baufreie Chaussée gewesen war, mit Wohnhäusern sukzessive dicht bestückt. Damit gelang der Anschluss an die Bebauung Höhestraße. Ab 1880 schließlich wurde mit der Erschließung von Seitenarmen begonnen.
Unter diesen in die bis dahin unberührte Feld- und Wiesenflur greifenden Straßen nimmt die Rathgasse (Rath''sche Gasse) eine örtliche Sonderstellung ein. Denn entgegen der ansonsten schrittweise erfolgten Entwicklung (z.B. Herzberg- und Brendelstraße ) wurde sie 1880/81 in einem Guss mit Wohnhäusern bebaut. Vermutlich stellt diese Wohnsiedlung ein Unternehmen des damals ortsansässigen Zimmermeisters Georg Rath dar.
Die Rathgasse nimmt ihren Anfang an der Kirdorfer Straße, geht nach leichter Biegung in eine Gerade über und bricht bei Nr. 8 im rechten Winkel ab. Der weitere, linear verlaufende Abschnitt endete vorerst an der Grundstücksgrenze von Nr. 15 im Feld. Eine Fortsetzung fand sie erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Erschliessung Weberstraße.
Durch die Winkelstruktur erreichte der Schöpfer der kleinen Straßensiedlung eine bestmögliche Nutzung des zur Verfügung stehenden, räumlich beengten Areals. Seine Größe und auch sein Umriss entsprechen einem (im Urkataster von 1828 festgehaltenen) "Grebe" genannten Flurstück, das ursprünglich über den an der Wendelinkapelle beginnenden und ins Wendelfeld (Teil der Allmende, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aufgeteilt und privatisiert) führenden Viehtrieb erschlossen war.
Mit der Bebauung Rathgasse war einerseits ein Ensemble realisiert worden, mit dem man sich formal und stilistisch offensichtlich an kurstädtischen Straßenzügen, wie etwa Elisabethen-, Kasernen- und Höhestraße, orientiert hatte. Ein städtebaulich urbaner Akzent war darüberhinaus mit dem Doppelhaus Nr. 7/9, das zweigeschossig und mit Zwerchhaus ausgestattet den ersten Gassenabschnitt frontal beherrscht, gesetzt worden. Andererseits macht sich auch ein Eingehen auf die Erwartungen und Bedürfnisse der damaligen, in städtischer Randlage lebenden Bewohner bemerkbar. Eine freie und damit lichte Streuung der Häuser, Nutzgärten und Nebengebäude wie Kleintierstallungen etc. lassen noch heute diesen Aspekt deutlich erkennen.
Die kubischen, ein- bis zweigeschossigen Wohnhäuser erheben sich bündig an der Gasse und traufständig über markanten Sockeln und weisen, abgesehen von Nr. 7/9, durchweg Satteldächer mit Gauben auf. Seitlich bzw. rückwärts erschlossen präsentieren sie zur Siedlungsgasse hin spätklassizistisch lisenengegliederte, teilweise dezent neogotisch ornamentierte und von Schwibbogenöffnungen axial durchfensterte Fronten.
Unter den baulichen Veränderungen bzw. Erneuerungen, die den Wohnhäusern an der Rathgasse während ihres hundertjährigen Bestehens zukamen, sind in erster Linie ein vom originalen Entwurf abweichender Kniestock (Nr. 5) und die gestalterische Veränderung einer Fassade durch Einsetzen eines quergelagerten Fensters (Nr. 15) zu nennen. Ebenso atypisch für das Erscheinungsbild sind die seitlichen Anbauten von Nr. 3 und 5, mit denen ein ahistorischer Gebäudeverbund entstand. Weniger auffallend, da im Straßenbild kaum zur Wirkung kommend, vollzogen sich hingegen rückwärtige Hauserweiterungen (Nr. 6, 10).
Hessenring: 76
Im Hasensprung: 2 - 14
Die Gesamtanlage IX umfasst die Mehrfamilienhäuser der einseitigen Bebauung "Im Hasensprung".
Diese beginnt mit dem gestalterisch auf die Ecksituation bezogenen Gebäude Hessenring 76, beinhaltet des weiteren sechs frontal zur Straße ausgerichtete Bauten mit den Nummern 2/4, 6 - 12 und endet mit Haus Nr. 14, das durch seine Ausbildung die Ecklage zur Frölingstraße berücksichtigt.
Die Gesamtanlage IX liegt in einem Stadtgebiet, das im Zusammenhang mit dem Bahnbau von 1859/60 sich zu entwickeln begonnen hatte und mit dem Zentralbahnhof von 1907 nach und nach erschlossen worden war.
Ein erster strukturbildender Schritt war hier mit dem Bau der Ferdinandanlage 1861-65, einem Projekt des 1860 gegründeten Verschönerungsvereins, unternommen worden. Diese Anlage setzte als Verlängerung der Ferdinandstraße am "Alten Bahnhof" (Louisenstr. 115) an und führte, als Vorläufer des Hessenrings, bis zur Urseler Straße.
Die weitere Erschließung dieses Stadtgebiets hing weitgehend mit den, unterschiedliche Standorte für den Zentralbahnhof vorsehenden, Plänen zusammen. So wurde aufgrund des "Homburger Plans" (1899) die Thomasstraße über einen Damm bis zur Ferdinandanlage verlängert (1906/07) und in deren Fortsetzung die Schleussner Straße als Zufahrt zum projektierten Bahnhof angelegt (1907). Als Plan C der Eisenbahnverwaltung schließlich zum tragen kam, verlor letztere die ihr ursprünglich zugedachte Funktion und verblieb Verbindung zwischen Innenstadt und Güterbahnhof.
Ebenfalls in diesem Zeitraum angelegt worden waren die Straße "Am Hohlebrunnen" (1906 "Projekt Bahnhofstraße") und die in der Achse Friedrichstraße zum Zentralbahnhof führende, heutige Bahnhofstraße (1908, ehemals Kaiser Wilhelm-Straße ) sowie die zwischen der zentralen Station und der Schleussner Straße vermittelnde Frölingstraße (um 1910). Die Straße "Im Hasensprung" ist Parallelzug zu den, die innerstädtischen Querachsen weiterführenden Straßen. Sie reiht sich damit ergänzend in das System dieses Verkehrsnetzes ein. In der das "Große Projekt" (Ritter von Marx, 1903) erläuternden und planerisch darstellenden Schrift "Auf zum Taunus!" (1908) tritt sie als Bestandteil weiträumiger Stadtplanung indes nicht in Erscheinung. Dieser Umstand erklärt sich möglicherweise daraus, dass es sich beim Bau der zur Gesamtanlage IX gehörenden Häuser samt Erschließungsstraße nicht um ein kommunales Unternehmen, sondern um eine private Initiative gehandelt hatte. Als Bauherr fungierte hier der Homburger Schreinermeister Karl Haller, dessen Eigentum der gesamte, zwischen Ferdinandanlage und Frölingstraße verlaufende Landstreifen gewesen war. Haller hielt lediglich die Nummer 6 nach vorübergehender Handänderung weiterhin in seinem Bestand. Laut Homburger Adressbuch (vg. 1916/17 und 1924/25) fanden die übrigen Häuser ihre Käufer in Personen, die in nächster Nachbarschaft, an Frölingstraße und an Ferdinandanlage, ihren Wohnsitz gehabt hatten.
Anhaltspunkte zum Bau- und Erschließungsvorgang "Im Hasensprung" liefern verstreute Hinweise, Lagepläne benachbarter Grundstücke und, als Rahmeninformation, die Einmessungsdaten der einzelnen Parzellen. So wird etwa aus dem Lageplan des Grundstücks Hessenring 72/74 (ehemals Ferdinandanlage 7/9) für das Jahr 1909 noch kein Bau- bzw. Erschließungsvorgang ersichtlich. Fest steht jedoch, dass die Nummern 4 und 8 1911 bereits vorhanden waren (Eintragung im Kataster, begleitende Notiz zur Grundstückseinmessung). Daraus lässt sich schließen, dass die bauliche Bestückung generell um 1910 aufgenommen worden sein musste. Aufgrund der die übrigen Häuser betreffenden Einmessungsdaten wird darüberhinaus deutlich, dass die Tätigkeit "Im Hasensprung" stetig verlaufen war (Hessenring 76, Im Hasensprung 2: 1910; Im Hasensprung 10: 1912, 12: 1912, 14: 1911). Die letzte Eintragung bezieht sich auf Nr. 6 und stammt vom 22.4.1915.
Der Ausbau der Erschließungsstraße hingegen vollzog sich in zwei Phasen. Im Gleichschritt mit dem Häuserbau war zunächst lediglich ein von der Ferdinandanlage ausgehender Teilzug angelegt worden. Die Entwicklungsgrenze lag auf der Höhe von Nr. 6 und zeigte sich identisch mit einem dort ehemals vorhandenen Wasserlauf ("Urgraben"). Die endgültige Fertigstellung zog sich bis in die Jahre nach dem 2. Weltkrieg hin.
Das unter dem Einfluss der deutschen Gartenstadtbewegung entstandene Bauensemble besteht aus Gebäuden, die unterschiedliche Entwicklungsmomente des Jugendstils festhalten.
Zahlreich vertreten sind Bauten eines charakterlich ländlich-heimatlich geprägten Jugendstils (Nr. 6, 8, 10). Dieser drückt sich in der plastischen Durchgestaltung der Fassaden mit Erkern und leichten Versprüngen sowie in der Materialvielfalt (differenzierte Anwendung und Bearbeitung von Natur- und Buntsandstein, Putz, Fachwerk für markante Giebelaufbauten mit teilweise auftretenden Schwelleninschriften, Untertrauf- und Ortgangmalereien) aus.
Dahingehend zurückhaltender geben sich die einem späten Klassizismus entwachsenen, mit bescheidenerem Fachwerk, Holzerker und über Pfetten vorgezogenen Giebeln leicht ländlich-folkloristische Züge aufweisenden Häuser Nr. 2/4. In Aufbau und Gliederung äusserst sachlich gehalten ist Nr. 12. Die kubisch strenge und damit den Klassizismus formal tradierende Gestalt dieses Baus wird schmückend belebt durch die in Putz aufgetragenen und farblich abgehobenen Jugendstilornamente an Trauffries und Brüstungsfeldern. Nachweislich in einem reduzierten Zustand erhalten ist Nr. 14. Dieser Bau erhielt nach Beschädigung durch Kriegseinwirkung (1945) eine neue, das Konzept möglicherweise etwas verfremdende Bedachung.
Frankenstraße: 5, 9, 11 2, 4, 8/10
Römerstraße: 21, 20, 22
Die Gesamtanlage X umfasst eine Gruppe von Landhäusern an den sich kreuzenden Zügen Frankenstraße/Römerstraße. Diese Gebäude stellen den Kernbestand einer im gartenstädtischen Sinn angegangenen Überbauung der Gonzenheimer Flur "Auf dem Schützbrett" dar. Sie markieren den Beginn einer das Stadtbild des 20. Jahrhunderts optisch und strukturell prägenden Entwicklung. Denn mit ihnen wurde nicht nur das Zusammenwachsen einzelner Ortslagen zu dem heute durchgehenden Siedlungsbild eingeleitet, sondern zugleich auch der Wandel von der exklusiven Sommerfrische zur mittelständischen Wohnlage im Einzugsbereich Frankfurts vollzogen.
Die Flur "Auf dem Schützbrett" ist Teil des auslaufenden Homburger Höhenrückens, der, allseits von Verkehrsadern begrenzt, beidseitig leichtes Gefälle zeigt. Auf dem westlichen Hang wurden vor 1911, 1911 und 1928 bei Ausschachtungsarbeiten (Frankenstr. 2, 4), 1951 bei systematischer Grabung und 1956 bei weiterer Bautätigkeit römische "Wohnstätten" und Gräber sowie ein merowingerzeitliches Gräberfeld entdeckt. Diese Siedlungsspuren standen Pate bei der Benennung der die Gesamtanlage X betreffenden, aus Feldwegen hervorgegangenen Straßen.
Homburg hatte nach bestandenem Strukturwandel (Spielstadt/ Kurstadt) und nachdem es 1883 zum "Fürstenbad" avanciert war, noch einmal einen deutlichen, sich auch baulich bemerkenswert darstellenden Aufschwung genommen. Die angestrebte und bis um 1900 annähernd erfüllte Expansion im Süden der Stadt zeichnet sich mit den 1888 gezogenen Grenzen (Seedammweg - Friesenstraße) ab. Gonzenheim verfügte auch nach dieser umfangreichsten Landabtretung zugunsten Homburgs, die u.a. das Quellgebiet beinhaltet hatte, noch immer über größere Landresourcen. Wertvollster Bestandteil dessen bildeten die sukzessive mit Villen besetzten Grundstücke in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kurpark. (Weinbergsweg, Im Rosengarten). Auch die Flur "Auf dem Schützbrett" bot durch ihre zentrumsnahe Lage scheinbar beste Voraussetzungen, weitere Villenbebauung aufzunehmen. Obschon bereits 1898/99 mit der Landvermessung die Erschließung eingeleitet worden war und die Vorzüge in "Auf zum Taunus!" 1908 vor allem mit "städtischem Komfort in ländlicher Stille" umschrieben wurden, erfolgten primäre Entwicklungsschritte erst ab 1910. Ausschlaggebend dafür mag die Eröffnung der zwischen Frankfurt und Homburg verkehrenden Lokalbahn (1909) gewesen sein, die das Bauerwartungsgebiet mit einer Haltestelle Ecke Frankenstraße/Frankfurter Landstraße bediente. Abgesehen von der das Gelände tangierenden und als akustischer Störfaktor zu wertenden Bahnlinie Homburg - Usingen (1895) hatten sicherlich auch die im Bereich des Rondells angesiedelten Industrien negative Wirkung auf eine zügige Bebauung gehabt. Auf dem Areal der von 1854 bis 1865 betriebenen Ziegelei Waldegg waren hier 1857 das Gaswerk (Louisenstr. 148, heute Katasteramt) und 1873 die Teigwarenfabrik Fischer & Wasmuth (Frankfurter Landstr. 1-5, 5a 5e, 7), entstanden, die den Gebietscharakter maßgeblich beeinflussten.
Erster Bau im Bereich der Gesamtanlage X dürfte das Einfamilienhaus Frankenstr. 9 gewesen sein. Dafür spricht seine von der ansonsten eingehaltenen Baulinie abweichende Lage, mit der zudem eine wirkungsvolle Distanz zur Straße geschaffen wird. Dieses giebelständige, materialvielfältige und detailreich gestaltete Jugendstilgebäude gehört wohl, wie auch das außerhalb der Gesamtanlage liegende Haus Römerstr. 28, zu den von der Frankfurter Eigenheim-Baugesellschaft initiierten, stilistisch am zeitgemäß modernen Bauwesen von Darmstadt bzw. Buchschlag orientierten Bauten (s. dazu auch die von genannter Gesellschaft am Gonzenheimer Abschnitt der Kaiser-Friedrich-Promenade 1909 bzw. 1911 errichteten Villen Nr. 128 und 139). Entstehungszeitlich eindeutig feststehend ist das Wohnhaus Frankenstr. 5. Das 1913/14 errichtete ecklagige Gebäude besetzt, wie auch die Häuser Römerstr. 20, 21, 22, eine städtebaulich wichtige Position. Es ist jedoch weitaus stärker als diese wohl erst in den 20er Jahren entstandenen Bauten auf die Zweistraßensituation hin konzipiert. Originale Versprossung der Erkerfenster und Klappläden tragen u.a. zu seinem gut erhaltenen Erscheinungsbild bei.
Abgesehen von diesen beiden, die Gartenstadtidee stilistisch repräsentierenden Wohnhäusern wird das Bild der Gesamtanlage von den ab 1926 entstandenen, einem historisierenden Landhausstil verpflichteten Bauten bestimmt. Diese über Bruchsteinsockel stehenden, sandsteingegliederten und mit lebhaften Dachformationen versehenen Putzbauten sind qualitätvolle Vertreter einer Epoche, mit der das architekturhistorische Zitat vorerst ausklingt. Als integrale Bestandteile der einzelnen Liegenschaften zu sehen sind die den individuellen Charakter mitbestimmenden Einfriedungen (Mäuerchen, Zäune).
Urseler Straße: 37a, 37-43, 43a, 45-51, 53a, 53-59, 59a
Die Gesamtanlage XI umfasst die Mehrfamilienhäuser der Dr. Weber-Stiftung an der Urseler Straße. Die Wohnsiedlung wurde aus nachgelassenen und in eine Stiftung eingebrachten Mitteln des 1922 verstorbenen Kurarztes Dr. Carl Weber mitfinanziert und nach den Plänen von Dr. Ludwig Lipp errichtet. Dieser war 1919 zum Stadtbaurat berufen worden und realisierte in der Zeit bis zu seiner vorzeitigen Versetzung in den Ruhestand, 1934, wichtige, die städtische Infrastruktur hebende und die Bauwirtschaft der Nachkriegsjahre belebende Vorhaben: Waldfriedhof (1920/21), Kläranlage (1926), neue Marktlauben (1926), Seedammbad (1927). Im Mittelpunkt seiner Tätigkeit hatte jedoch der Wohnungsbau gestanden. Diesen verstand er nicht nur als eine zeitbedingt drängende, soziale Leistung, sondern auch als eine stadtbildformende Momente beinhaltende Aufgabe: ab 1920 Kleinwohnsiedlung am Gluckensteinweg ("Lippstadt") und an Kronberger-, Altkönig-, Königsteiner Straße, 1925-27 Wohnhäuser an der Urseler Straße, 1926 Doppelwohnhaus (Prototyp für Einfamilienhäuser) an Saalburgstr. 69/Brüningstr. 2, 1926/27 und 1928 Bebauung Schleussner Straße (1-9 mit Hessenring 100, 2-8), 1929 Wohnbauten an der Ferdinandanlage (Hessenring 102-108).
Der Siedlungsbau als eine im Zuge der Industriealisierung des 19. Jahrhunderts auftretende Erscheinung war an der strukturell und wirtschaftlich dem mondänen Leben zugewandten Kurstadt vorerst vorbeigegangen. Erst mit der vermehrten Ansiedlung von Gewerbebetrieben und dem Ausbau des Verkehrsnetzes nach dem Rhein-Main-Gebiet seit der Wende zum 20. Jahrhundert setzte ein allmählicher, auch äußerlich sichtbar werdender Wandel ein. Erste bauliche Zeichen dieser Zeit sind die zwischen 1901 und 1908 von der gemeinnützigen Baugenossenschaft e.G.m.b.H. errichteten Wohnsiedlungen an Feldberg- und Goldgrubenstraße.
In den Jahren nach dem 1. Weltkrieg wurde der Bau von kleineren und vor allem erschwinglichen Wohneinheiten aufgrund der einschneidenden wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen europaweit aufs neue zu einem gewichtigen Thema. Hatte sich in den Gründerjahren Bedarf dieser Art hauptsächlich in den industriellen Ballungszentren gezeigt, so wurden nun auch Städte in den Einzugsbereichen nachhaltig von dieser Entwicklung ergriffen.
Eine Möglichkeit der Wohnraumbeschaffung in Bad Homburg stellte damals die Aufteilung von größeren Altbauwohnungen und die Umwandlung vorübergehend leerstehender Kurpensionen u.ä. dar. Gerade Maßnahmen letzterer Art wurden vom Magistrat jedoch, da sie bleibende Einbrüche in der Struktur des Kurviertels hinterließen, grundsätzlich abgelehnt. Von städtischer Seite gefördert wurde daher vorrangig die Neuerstellung von Häusern. Bis 1930 entstanden auf kommunale Initiative hin sowie durch baugenossenschaftliche Unternehmungen rund 730 Wohnungen. Bad Homburg zählte damit unter den Städten im Frankfurter Einzugsbereich zu den leistungsfähigsten und den Strukturwandel bewältigenden Grossgemeinden.
Dr. Lipp schuf auf dem Gebiet des Siedlungsbaus, dem Austragungsort kultur- und sozialpolitischer Kontroversen (Heimatstil contra Bauhaus), einen retrospektiv konzipierten, dem Traditionalismus verpflichteten Typus. Quelle der Inspiration war der seit dem fortgeschrittenen 19. Jahrhundert aufgekommene, form- und materialvielfältige Landhausbau ("Deutscher Landhausstil"). Die Erfüllung der an Bad Homburg gewichtig herantretenden Bauaufgabe vollzog sich somit von kommunaler Seite her in einer nahezu bruchlosen, stilistisch auch örtlichen Traditionen zugewandten Weise.
Mit den Häusern der Dr. Weber-Stiftung kommt dieser "Homburger Stil" besonders reich ausgeformt zum Ausdruck. Sie sind Spiegel einer ungewöhnlich anspruchsvollen Haltung bezüglich der gestellten Aufgabe. Die detailfreudige, historisierende Formen massvoll variierende Architektursprache wird optisch gestützt von der Vielfalt der verwendeten Materialien (Bruchstein, Putz, Verbretterung, Eindeckung mit Ziegeln oder Schiefer) und der differenzierenden Farbigkeit (ursprünglich ein "mildes" Orange für die Eckbauten, steinfarben gehalten und hellblau abgesetzt hingegen der Zentralbau).
Der einen langgestreckten, parallel zur Straße angelegten Mittelbau und zwei hufeisenförmige, seitliche Gruppierungen beinhaltende Baukomplex steht leicht zurückversetzt und durch mauergefasste Vorgärten und Grünstreifen vom Straßenraum getrennt. Jede Baugruppe weist durch die Variation von Grundrissen, entsprechendem Aufbau und Dachlandschaften durchaus individuelle Gestaltungsmomente auf. Einem übergeordneten Prinzip unterworfen sind sie jedoch durch die Klappsymmetrie des Gesamtgrundrisses sowie durch das im Aufriss die Teile optisch verklammernde Rundbogenmotiv der Toreinfahrten und Arkaden. Kommunikationsbereiche wie gemeinschaftliche Innenhöfe mit individuell wie kollektiv zu nutzenden Einrichtungen (Gärten, Wäsche- und Spielplätze) und die im Mittelbau befindlichen Ladengeschäfte reflektieren den selbstgenügenden Charakter einer auch im gartenstädtischen Sinn konzipierten Anlage.
Die insgesamt 77 Wohnungen unterschiedlicher Größenordnung, die in diesen malerischen Architekturschalen untergebracht wurden, entsprachen mit ihrem rationalen Zuschnitt und der hygienische wie auch haushaltstechnische Aspekte berücksichtigenden Ausstattung durchaus modernsten bzw. bereits standardisierten Anforderungen. Besonderes Augenmerk war vor allem einem Teil der Küchen zugekommen, die in Anlehnung an die Normalküchen der May''schen Siedlungen in Frankfurt eingerichtet waren.
Eine Synthese zwischen Urbanität und Ländlichkeit darstellend fügen sich die Häuser der Dr. Weber-Stiftung wie gewachsen in das seit der Wende zum 20. Jahrhundert in Erschließung befindliche Umfeld der Ausfallstraße nach Oberursel ein. Diese entwickelte sich zur Ader eines ausgesprochenen Mischgebiets. Neben der werdenden Wohnsiedlung an Feldberg- und Goldgrubenstraße sowie vereinzelten Wohnhäusern waren hier mit dem Schlachthof (1889, Abbruch 1982), dem Allgemeinen Krankenhaus (1904, mehrfach erweitert bzw. erneuert) und der Hölderlin-Schule (1912, Erweiterung 1929) sukzessive strukturprägende, öffentliche Bauten entstanden.
Ursprünglich weiträumig freistehend und die Bebauungsgrenze Richtung Oberursel markierend, zeigt sich der Baukomplex heute in die weitere stadträumliche Expansion, die sich auch in der Erweiterung des Straßennetzes bemerkbar machte, eingebunden. Der die Siedlung durchstossende Schaberweg ist alter, jedoch markant ausgebauter Flurweg. Die tangierende Frölingstraße hingegen stellt eine nachträgliche, in den 60er Jahren erst vollendete Erschließungsstraße dar.
Am Kirchberg: 55, 57 (KD), 59
Hauptstraße: 19, 21, 23, 25 16, 18, 20, 22 (KD), 24, 26
Raiffeisenstraße: 1, 11 2 (KD), 4, 6
Raiffeisenplatz
Steingasse: 1 (KD), 3, 5, 7 6, 8, 10, 12
Die Gesamtanlage XIII umfasst einen zentralen Bereich des historischen Dorfkerns. Dazu zählen die Anwesen Am Kirchberg 55, 57, 59, beidseitig der Hauptstraße befindliche Liegenschaften mit den Nummern 19, 21, 23, 25 und 16, 18, 20, 22, 24, 26, die ehemaligen Hofreiten Raiffeisenstr. 1 und 11, 2/4, 6, der Raiffeisenplatz sowie die Hofbebauungen an der Steingasse mit den Nummern 1, 3, 5, 7 und 6, 8, 10, 12.
Dieser Bereich gibt durch seine Bauten einen mit dem Wiederaufbau des Dorfes im 17./18. Jahrhundert gewonnenen Zustand wieder. Dennoch zeichnen sich anhand der Strukturen zwei Entwicklungsphasen ab. Die Gebäude der Anwesen an der Hauptstraße, Am Kirchberg und an der Raiffeisenstraße waren nach dem Grossbrand von 1622 offenbar mehrheitlich auf den noch vorhanden gewesenen Grundmauern neu erstanden. Die dort vorhandene, dichte Ortsstruktur tradiert daher einen weitaus älteren baulichen Situationsplan. Dahingegen gehören die Anwesen der Steingasse der mit Ende des 30jährigen Krieges in Angriff genommenen Dorferweiterung an. Dieses damalige Neubaugebiet zeichnet sich durch eine (wenngleich seit dem 19. Jahrhundert verdichtete) wesentlich großzügigere Bebauung aus.
Bei den genannten Anwesen handelt es sich durchweg um ehemalige Hofanlagen, mit denen der Dreiseithof und variationsreich der Zweiseithof vertreten sind. Die Organisationsform dieser landwirtschaftlichen Anwesen verweist die zugehörigen Wohnhäuser in zumeist exponierte Außenlagen, wo sie, wie etwa im Kreuzungsbereich Haupt-/Raiffeisenstraße, städtebauliche Akzente setzen, oder giebelständig das Straßenbild prägen. Letztere Bebauungsform stellt sich als die im 17./18. Jahrhundert vorherrschende dar und zeigt sich sogar bis ins 19. Jahrhundert als verbindlich (Steingasse 8). Eine deutliche Ausnahme bildet das um 1700 erbaute, eingebettet auf dem Linsenberg liegende Einhaus Raiffeisenstr. 11.
Unter den Veränderungen am historisch gewachsenen Gefüge innerhalb der Gesamtanlage zeitigte nachhaltigste Wirkung die Schaffung des Freiraums Raiffeisenplatz (Abbruch der alten, vom Schulhaus Bachstr. 2 1827 abgelösten Schule). Generell feststellbar ist eine mit dem Schwinden landwirtschaftlicher Betriebe einhergegangene Nutzungsänderung an Nebengebäuden. Dabei sind etwa die zu Wohnzwecken umgewidmeten Scheunen Raiffeisenstr. 6 (Abbruch und Neubau im vorderen Bereich) und Steingasse 10 zu nennen. Substanzverändernde Maßnahmen in Form von Abbruch ohne Ersatz und Erstellung eines gewerblichen Neubaus sind für Hauptstr. 19 und 22 festzuhalten.
Bornstraße: 1, 3, 5, 7, 37, 39, 69 (KD)
Martinskirchstraße: 1 (KD) 2
Ober-Erlenbacher-Straße: 3 (KD), 5/7, 7, 9 (KD), 11 (KD) 4, 6, 8, 10, 12 (KD), 14, 16 (KD), 18 (KD), 22
Die Gesamtanlage XIV umfasst einen substantiell wohlerhaltenen Teilbereich des historischen Ortskerns Ober-Erlenbach. Zu diesem gehören die beidseitige Bebauung der Ober-Erlenbacher-Straße und baulicher Bestückung eines namenlosen Seitenarmes sowie Parzellen an der Bornstraße.
Das Erscheinungsbild der dörflichen Hauptader wird nachhaltig bestimmt vom Bestand traufständiger, die Straße langgestreckt und teilweise im Verbund säumender, hofseitig erschlossener Wohnhäuser. Diese wohl noch dem 16. Jahrhundert verhaftete Bebauungsform zeigt erfreulich wenige, in folgenden Lagen jedoch nennenswerte, strukturaufbrechende Störungen: Weitung des Straßenraums durch Abbruch der Nr. 6 (ehemals bündig an der Straße traufständig stehendes Wohnhaus mit Torbau); Öffnung des Mündungsbereichs Martinskirchstraße (Entfernung eines ecklagigen, ehemals im Fassadenverbund mit Nr. 5 gestandenen Wohnhauses); Abbruch der Hofreite (vormals) Nr. 9 (ecklagiges Wohnhaus, Stall, Scheune) zur Schaffung des Kirchenvorplatzes; Umfassende Erneuerung des Anwesens Nr. 22 (Lagetausch von Wohnhaus und Nebengebäude sowie Bildung der Straßenflucht).
Der Gesamtanlagenbereich Bornstraße wiederum wird durch Bebauung bestimmt, die der Zeit nach dem 30jährigen Krieg entstammt. Diese Bautengeneration ist gekennzeichnet durch Hofreiten mit giebelständigen Wohnhäusern, beispielhaft erhalten mit Nr. 7. Dieser Bebauungsform hatten ursprünglich auch die Häuser 1, 3, 5 entsprochen.
Das historische Kurviertel ist eine seit der Zeit um 1840 planmäßig angelegte Erweiterung der landgräflichen Residenz- und aufstrebenden Kurstadt Bad Homburg.
Die landesherrliche Verwaltung griff 1842 mit umfassenden Verordnungen in die Stadtplanung ein. Zu dieser Zeit war das Kurhaus in Bau, der Kurbetrieb gewann deutlich an Aufschwung. Mit dem Aufstieg Homburgs zur Kurstadt konnten die Landgrafen von Hessen-Homburg ihr bescheidenes, politisch kaum relevantes Territorium prestigeträchtig aufwerten. Sie erkannten diese Chance und nutzten sie. Mit dem Bau des Kurhauses und der Gründung der Spielbank durch die Gebrüder Blanc begann ein unaufhaltsamer Aufstieg Homburgs zu einem der mondänen Kurorte Mitteleuropas. Die Inbesitznahme durch Preußen 1866 und die darauf folgende Schließung der Spielbank 1872 brachten allerdings einen deutlichen Dämpfer in den Kurbetrieb und folglich auch einen Einbruch in der Bauwirtschaft. Dieses historische Ereignis steht quasi zwischen zwei Epochen, die sich auch in der Stadterweiterung Homburgs niedergeschlagen haben. Die in landgräflicher Zeit angelegte Erweiterung nach Osten ist vor allem durch Bauten des Klassizismus und des späten Klassizismus u. a. in den Ausprägungen eines an Romanik und italienischer Frührenaissance orientierten Rundbogenstils ablesbar. Auch wenn einige Häuser später durch gründerzeitliche Neubauten und in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg durch moderne Gebäude ersetzt wurden, so ist das Kurviertel bis heute in weiten Teilen von der Architektur des Spätklassizismus geprägt.
Dieses Areal ist von einer dichten Zeilenbebauung gekennzeichnet, im Bereich der Kaiser-Friedrich-Promenade durch Einzelhäuser, die allerdings sehr dicht neben einander stehen. In einigen Straßenzügen betätigten sich einheimische Baumeister und Zimmerleute, aber auch Privatiers als Spekulanten. Sie nutzten die Gelegenheit und errichteten zahlreiche Häuser um diese weiterzuverkaufen oder zu vermieten. In Homburg lässt sich dieser Aspekt, der vor allem aus den wachsenden Städten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bekannt ist, durch den Aufschwung in Folge der Einrichtung eines Kurbetriebs schon verhältnismäßig früh fassen. Das Homburger Kurviertel zeugt bis heute von diesem Bauboom. Prägend sind vor allem die Bauten des Zimmermeisters und Bauunternehmers Johannes Sauer und des Baumeisters Christian Holler. Später hat Louis Jacobi an zahlreichen Bauten Veränderungen vorgenommen und einige Neubauten errichtet.
Östlich der Friedrichstraße stehen Einzelbauten in tlw. sehr großzügigen Gartengrundstücken. Die Aufsiedlung dieses Areals geht zwar in Teilen schon auf die 1860er-Jahre zurück (Louisenstraße), doch entstand sie weitgehend erst seit dem späten 19. und im frühen 20. Jahrhundert. Veränderungen ergaben sich durch spätere Neubauten und Aufteilung einst großer Villengärten (z. B. Villa Neue Welt im Areal Georg-Speyer-Straße).
Noch zu Beginn der 1860er-Jahre änderte sich in Folge der Kurhauserweiterung im Neorenaissancestil auch die Homburger Wohnhausarchitektur. Die Fassaden wurden reicher gestaltet, und als Charakteristikum zeigen viele Häuser jener Zeit oben abgerundete Rechteckfenster. In diese Zeit fällt das erste Wirken des Architekten Louis Jacobi, der am Kurhaus seit 1861 die Oberaufsicht über den Ausbau hatte und sich durch die neuen, verspielteren Formen des Historismus für eigene Wohnhausprojekte anregen ließ. Es entstanden nun frühe Gründerzeitbauten, die zwar im Gesamtaufbau der Fassaden noch am späten Klassizismus orientiert sind, in den Einzelformen aber schon die Hinwendung zum Eklektizismus der Zeit nach 1870 ankündigen.
Die späte Gründerzeit ist mit Bauten des Späthistorismus seit den 1870er-Jahren vertreten, als nach der Phase der Stagnation und Rezession das Baugewerbe in der nun preußischen Kurstadt wieder anzog. Großzügig geplante Erweiterungen im Süden der Stadt blieben allerdings weitgehend auf dem Papier.
Tatsächlich ist das Kurviertel vor allem von Bauten der Zeit um 1840-66 geprägt und damit von den Formen des Spätklassizismus bzw. des romantischen Klassizismus. In seiner Struktur setzt es die barockzeitliche Neustadt Landgraf Friedrichs II. konsequent nach Osten fort. Insbesondere die Louisenstraße und die von ihr nach Norden abzweigenden Straßenzügen zeigen einen unverwechselbaren, eigenständigen Charakter mit teilweise sehr qualitätsvollen Bauten.
Die Louisenstraße ist das Rückgrat des Bad Homburger Stadtorganismus im Bereich des historischen Kurviertels. Sie führt von der Wallstraße (Judengasse) bis zum sog. Europakreisel als Straßenverteiler nach Frankfurt und Gonzenheim. Dieses Rondell geht noch auf die klassizistische Stadtplanung Westerfelds zurück, wie der bei Coghlan publizierte Plan von 1844 ausweist. Die Louisenstraße bildete schon die Hauptachse der barockzeitlichen Stadterweiterung unter Landgraf Friedrich II. und schließt direkt an den heutigen Schulberg als Zugang zur Homburger Altstadt an. Von dieser Magistrale nehmen die Achsen des Straßengerüstes ihren Ausgang und zweigen im rechten Winkel nach Süden und Norden, zum Kurpark, ab.
Als zentrale Achse findet die Louisenstraße ihren Abschluss in dem kreisförmig angelegten Platzraum des Europakreisels genannt, der noch auf die klassizistische Planung zurückgeht. Ähnliche kreisförmige Plätze waren als Abschluss von Ausfallstraßen im 18. und 19. Jahrhundert beliebt, wie u. a. das Beispiel Hanau zeigt, wo jenseits der Stadtgrenzen an der Straße nach Osten ein solcher Zirkel angelegt wurde, der noch ablesbar ist und wie der Homburger Platzraum heute als Kreisverkehr genutzt wird. Die Südseite der Louisenstraße ist zwischen der Nr. 117 und diesem Platz als Gesamtanlage ausgewiesen.
Die barockzeitliche Neustadt endete ursprünglich beim Haus Nr. 64a mit dem Frankfurter Tor, das 1798 abgebrochen wurde. Das Wachthaus an Stelle von Nr. 64a fiel sogar erst 1829. Nun konnte sich die Stadt weiter nach Osten ausdehnen. Die Erweiterung des 19. Jahrhunderts erfolgte unter den Vorzeichen des späten Klassizismus. Der noch während des Kurhausbaus von dem landgräflichen Bauinspektor Jakob Westerfeld entworfene Plan führt die barocke Axialität und Straßenraster konsequent fort. Ausschlaggebend für das Wachstum war die Errichtung des Kurhauses, das 1843 fertig gestellt war, womit der Kurbetrieb einen weiteren Aufschwung erhielt. Folglich wurde sehr rasch die Louisenstraße nach Osten zu bebaut. Die meisten Häuser datieren in die Jahre zwischen 1841 und 1866. Sie wurden u. a. von Westerfeld, aber auch von dem als Bauunternehmer auftretenden Maurermeister Johannes Sauer entworfen und gebaut. Einige Gebäude entstanden im Auftrag von Homburgern, andere wurden von den planenden Baumeistern auf eigene Rechnung als Spekulationsobjekte mit Erfolg entworfen, gebaut und sofort losgeschlagen. Das zeigt, dass die Kur der kleinen landgräflichen Residenzstadt einen enormen Boom bescherte. Um 1865 hatte die Bebauung die Querachse der Ferdinandstraße und damit den alten Homburger Bahnhof erreicht, von dem aus die Louisenstraße nun die ankommenden Kurgäste in repräsentativer Weise ins neue Stadtzentrum um das Kurhaus leitete.
Die Bebauung erfolgte nach sehr einheitlichen Gestaltungsprinzipien. Es entstanden dreigeschossige Bauten, deren Erdgeschosse in Richtung Osten bedingt durch den Geländeabfall immer höher werden. So konnten einheitliche Geschoss- und Traufhöhen eingehalten werden. Hier wird deutlich, dass die Landesherrschaft und die Stadt mit Bauvorschriften in die Stadtgestalt eingriffen. Es entstand eine repräsentative Erweiterung der landgräflichen Residenzstadt, die im Kurbetrieb Prestige und wirtschaftliches Wachstum suchte und fand. Die Louisenstraße zeigte dabei ein weitgehend noch von den Prinzipien des Spätklassizismus geprägtes einheitliches Bild, das erst in der Nachkriegszeit durch überdimensionierte und die Proportionen sprengende Neubauten in mitunter übler Weise beeinträchtigt wurde. Im Bereich zwischen Kisseleff- und Ferdinandstraße, wo tlw. erst in den 1860er-Jahren Häuser entstanden, zeigen diese bereits deutlich aufwändigere Fassadengestaltungen als die nur wenig älteren klassizistischen Bauten. Die Vorliebe der Gründerzeit für eklektizistische Fassaden wird hier bereits greifbar.
Die Häuser entlang der Louisenstraße sind überwiegend traufständig in Zeilenbauweise errichtet. Üblicher Weise gehört eine seitliche oder gar mittige Torfahrt zu den Gebäuden, hinter denen zu Seiten der Höfe Nebengebäude für Remisen und Stallungen angeordnet wurden. Einige dieser Neben- und Hintergebäude entstanden erst im Lauf des 19. Jahrhunderts, um Unterkunftsmöglichkeiten für den stetig wachsenden Strom an Kurgästen, aber auch zusätzlichen Wohn- und Gewerberaum zu schaffen. In der Louisenstraße entstanden mehrere vornehme Hotels und zwei Privatbadeanstalten, sie spielte also für den Kurbetrieb eine wichtige Rolle.
Während bis zur Ferdinandstraße eine geschlossene Zeilenbebauung überwiegt, löst sich die Bebauung jenseits davon in Richtung Gonzenheim zunehmend auf. Hier wird die Straße von Einzelbauten – Villen wie Mehrfamilienhäusern – innerhalb größerer Grundstücke geprägt. Hier, unweit der Gemarkungsgrenze zum Dorf Gonzenheim, hatte die Stadt schon um 1865 deutlich ihre Wachstumsgrenzen erreicht, es kam zu keiner weiteren verdichteten Aufsiedlung nach Osten.
1973 wurde der gut einen Kilometer lange Bereich zwischen Schlossplatz und Ferdinandstraße offiziell zur Fußgängerzone erklärt, doch erst 1975 wurde der Abschnitt zwischen Ludwig- und Kisseleffstraße zur Fußgängerzone umgestaltet. In der Folge begannen sich viele Haus- und Ladenbesitzer von der Stadt bei der Gestaltung ihrer Fassaden beraten zu lassen. Doch geschahen teilweise noch einige bedenkliche Eingriffe in Einzelbauten wie die Anlage der Louisenarkaden. Noch jüngst wurde ein historisches Gebäude für ein Einkaufszentrum abgeräumt, die Fassade immerhin in Teilen rekonstruiert.
Obwohl in der Nachkriegszeit tlw. heftige Eingriffe in die gewachsene Struktur des Straßenraums und auch einzelne Gebäude geschahen (bes. Louisenstraße 66, 89-95, 98), zeigt die Louisenstraße insgesamt noch das historische Bild und noch in weiten Teilen eine geschlossene spätklassizistische Zeilenbebauung, wie sie typisch ist für die Stadterweiterung in Folge der wachsenden Bedeutung Homburgs als mondäner Kur- und Badeort. Sie bildet damit auch den Kern der Gesamtanlage „Historisches Kurviertel“.
Die nördliche Begrenzung des Kurviertels und damit der Homburger Innenstadt zum Kurpark bildet parallel zur Louisenstraße die Kaiser-Friedrich-Promenade, seit 1889 nach Kaiser Friedrich III. benannt, ist eines der historischen Herzstücke des Homburger Kurviertels. Sie liegt als langer, gerader Straßenzug zwischen der Haingasse, über die hinaus sie sich in der Höhestraße nach Westen fortsetzt, und der Bahnlinie im Osten, wo sie in die Gassen des alten Ortskerns von Gonzenheim übergeht. Im Abschnitt zwischen Ludwigstraße und Augustaallee ist sie weitgehend nur auf der Südseite bebaut.
Die Kaiser-Friedrich-Promenade entstand an Stelle eines einfachen Feldweges, des Leimenkautsweges. Sie wurde 1834 als „Städtische Promenade“ eröffnet und 1835 als „chaussirte Promenade nach dem Mineralbrunnen“ vollendet. Der neue Straßenzug wurde auf Kosten der Stadt wie auch des Landgrafen Ludwig Wilhelm angelegt, womit sowohl Stadt wie auch Landesherr ganz offenbar einen repräsentativen Spazierweg zu den neu erschlossenen Mineralquellen schaffen wollten und so in die Zukunft des Badeortes investierten.
Die Promenade wurde parallel zur Louisenstraße als der innerstädtischen Hauptachse angelegt. Damit wurde ein Konzept fortgesetzt, das letztlich in der barocken Stadterweiterung Landgraf Friedrichs II. wurzelte: die regelmäßige Anlage einer Neustadt zur Erweiterung der kleinen Residenz vor dem Taunus. Der Landgraf nahm sogleich durch Bauverordnungen direkten Einfluss auf die Gestaltung der Promenade. Schon 1837 wurde sie als neue Baulinie der Stadterweiterung festgelegt, doch setzte die Bebauung tatsächlich erst nach Vollendung des Kurhauses 1843 ein.
Der Charakter der Promenade als Flaniermeile wurde im 19. Jahrhundert durch eine Schatten spendende Allee bestimmt. Die Straße war beidseitig mit Bäumen bestanden und fungierte so als ein Übergangsraum zwischen der städtischen Bebauung auf der Südseite und der Weite des schließlich von Lenné ausgestalteten Kurparks. Auf diese Promeniermeile waren die vornehmen Häuser mit ihren großzügigen, teilweise aufwändig mit Teppichbeeten und Buchsbaumfassungen verzierten Vorgärten bezogen. Viele dieser Vorgärten, deren Anlage 1842 in den Richtlinien zur Bebauung der neuen Promenade festgelegt worden war, sind heute zwar noch erhalten, durch Anlage von Stellplätzen oder die Niederlegung der alten Einfriedungen verändert. Vor einzelnen Villen wurden sie in jüngerer Zeit in Anlehnung an Konzepte des späten 19. Jahrhunderts neu in formalem Stil bepflanzt (z. B. Nr. 103).
Von den Balkonen der Villen und der Straße selbst geht der Blick in den Park und auf die gegenüber liegenden Höhenzüge. Einen besonderen Akzent setzt der Schmuckplatz als Aussichtsterrasse auf den Park mit dem 1889 errichteten Denkmal für Kaiser Friedrich III. auf der gegenüberliegenden Straßenseite am Südrand des Kurparks. Er ermöglichte als Aussichtsterrasse den Bick in den Park und auf die gegenüber gelegenen Höhen mit dem einstigen Wingertsbergschlösschen. Schon Lenné hatte diesen Schmuckplatz geplant, ein für ihn typisches formales Element innerhalb des Landschaftsgartens. 1876 wurde er erstmals nach einem Entwurf Heinrich Siesmayers weiter ausgestaltet und erneut im Rahmen der Aufstellung der Denkmäler für Kaiser Friedrich und Kaiserin Victoria 1889.
Die Architektur der Kaiser-Friedrich-Promenade wird bis heute in weiten Teilen von den seit den 1840er-Jahren errichteten Wohn- und Pensionshäusern bestimmt und verleiht ihr trotz späterer Veränderungen den für Kurstädte typischen Charakter einer Sommerfrische. Dazu tragen vor allem die Balkon- und Verandavorbauten bei, die alle auf die Straße und den Park bezogen sind. Es handelt sich überwiegend um kubische, achsensymmetrisch aufgebaute zwei- bis dreigeschossige Häuser mit teilweise später errichteten Seitengebäuden, die Wirtschaftsräume, Remisen und Stallungen beherbergten. Sie stehen zwar weitgehend frei, doch relativ dicht gereiht.
Die frühen Bauten sind noch deutlich vom Klassizismus geprägt, seit den 1850er-Jahren traten mit Bauten Edmund Heusinger von Waldecks, Christian Hollers, der Brüder Franz, Georg und Johann Sauer wie auch Louis Jacobis der Rundbogenstil und der Historismus hinzu, der Formen der Gotik und der Renaissance rezipiert. Um die Wende zum 20. Jahrhundert erscheinen auch neubarocke Formen, einige Häuser wurden im Sinne des Jugendstils umgestaltet (u. a. Nr. 53).
Zahlreiche Häuser dienten nachweislich als Quartiere für Kurgäste, insgesamt boten 43 „Privat-Häuser und Kur-Villen“ Zimmer und Appartements an. Neben privaten Zimmerangeboten standen zwei große Hotels zur Verfügung, das Minerva und Ritter’s Park-Hotel. Beide zählten zu den ersten Adressen der Kurstadt und wurden von aus- und inländischen Fürsten, Prinzen und Königen aufgesucht.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert entstanden auf den Gartengrundstücken hinter vielen Villen Hinterhäuser mit Remisen und Stallungen, um weitere Kapazitäten zur Zimmervermietung, aber auch Unterstellmöglichkeiten für Pferde und Kutschen und Quartiere für Personal zu schaffen. Sie wenden in für Bad Homburg sehr typischer Weise in der Regel der seitlich am Haus geführten Einfahrt einen reich gestalteten Schaugiebel zu. So ergeben sich immer wieder pittoreske Einblicke. Einige dieser Nebengebäude beherbergten Ateliers gefragter Homburger Fotografen, wo sich die Kurgäste zur Dokumentation ihres Besuchs in der mondänen Kurstadt ablichten lassen konnten.
Gegen Osten, in Richtung Gonzenheim, veränderte sich der Charakter der Kaiser-Friedrich-Promenade in der späten Kaiserzeit. Schon Ende des 19. Jahrhunderts entstanden hier Einzelbauten in großen Gartengrundstücken. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts machte sich der Einfluss der englischen Gartenstadtbewegung in deutlich aufgelockerten Bauweise bemerkbar. Hinter der neuen Konzeption, die unterschiedlich große Häuser verschiedener Preisklassen in teilweise sehr ausgedehnten Gartengrundstücken vorsah, stand maßgeblich der damalige Homburger Oberbürgermeister und Landrat Dr. Ernst Ritter von Marx. Die Gebäude, die hier entstanden, zeigen späthistoristische neubarocke Elemente oder entsprechen schon den Idealen des Reformstils.
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts erhielt die Louisenstraße farblich ein recht einheitliches Bild. Ausgehend von der Architektur der Seebäder wurde es Mode, die Gebäude in Kurstädten weiß anzustreichen.
Schon in den 1920er-Jahren kam es zu einzelnen, insgesamt noch dezenten Purifizierungen der historistischen Fassaden. Im Ostteil entstanden mehrere neue Villen in den Formen der konservativ ausgerichteten und am Reformstil orientierten Architekturströmung der Moderne.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte die Kaiser-Friedrich-Promenade ihr Gesicht nachhaltig. Sie wandelte sich endgültig von der repräsentativen Flaniermeile mit Allee zur dicht befahrenen Hauptverkehrsachse. Bereits in den 1960er-Jahren erfolgte die Anlage eines Streifens als Parkfläche für Autos, womit spätestens jetzt die Alleebäume fallen mussten. Es kam zu empfindlichen Eingriffen in die historische Bausubstanz der einst schönsten und vornehmsten Straße der Stadt. Erst das Prognos-Gutachten von 1973 stellte den hohen bauhistorischen Wert der einstigen Prachtstraße am Kurpark fest.
Die Kaiser-Friedrich-Promenade als Übergang zum Kurpark stellte eine äußerst qualitätsvolle Lösung des Städtebaus im 19. Jahrhundert dar. Trotz späterer Eingriffe wie dem 1968-70 errichteten Hotelturm Ambassador (Nr. 47, jetzt Wicker-Klinik) und der Purifizierung einiger Fassaden zeigt gerade die Südseite der Kaiser-Friedrich-Promenade bis heute ein weitgehend geschlossenes Ensemble der für Kurstädte so charakteristischen Pensionsvillen. Sie bietet immer noch das in weiten Teilen nachvollziehbare und authentische Bild einer repräsentativen Promenade, wie sie typisch war für die Kurstädte des 19. Jahrhunderts in Europa war. Die Bedeutung als eine der ersten Adressen Homburgs belegen u. a. die einst hier ansässigen Fotografen, die in den Seitengebäuden ihrer Anwesen zum Teil sehr repräsentative Ateliers unterhielten.
Das Gegenstück zur Kaiser-Friedrich-Promenade bildet der Straßenzug Schöne Aussicht. Sie bildet die südliche Parallelachse zur Louisenstraße, führt nach Osten bis zur Ferdinandstraße und grenzt das Kurviertel zwischen Thomasstraße und Rathausplatz nach Süden hin ab. Dieser am Hang gelegene Straßenzug entstand erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in Verlängerung der barockzeitlichen Dorotheenstraße. 1865 war er vorhanden. Als projektierte Straße erscheint die Schöne Aussicht allerdings schon im Stadtplan des Steuer-Commissaires H. Busch aus dem Jahr 1857. Die Schöne Aussicht wurde 1968 verbreitert, wozu man die hangseitige Stützmauer nach Süden versetzte.
Der Name der Straße deutet es schon an: Von hier aus war ein Panorama in die Mainebene in Richtung Frankfurt zu genießen. Daher wurde die Schöne Aussicht mit vornehmen Villenbauten und freistehenden Mehrfamilienhäusern besetzt. Anders als die Kaiser-Friedrich-Promenade oder die Louisenstraße kam es allerdings nie zu einer vollständig geschlossenen Bebauung, es gab noch 1908 größere Lücken. Auch verzichtete man auf die Anlage von Vorgärten. Das Homburger Baugeschehen konzentrierte sich eindeutig auf die dem Kurpark näher zu gelegenen Areale. Herausragend ist das Haus Nr. 6, die Villa „Fürstenruhe“ die als Gästehaus des Hotels Vier Jahreszeiten so berühmte Kurgäste wie Kronprinz Friedrich, den König von Sachsen und König Chulalongkorn von Siam beherbergte.
Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts war unterhalb der Schönen Aussicht, allerdings mit Berücksichtigung des Mühlengrunds als Freifläche, eine Stadterweiterung geplant. welche den freien Ausblick in die Landschaft zunehmend verstellt hätte. Tatsächlich kam es nach dem Ersten Weltkrieg zu einer zunehmenden Aufsiedlung des Gebietes südlich der Kernstadt. Heute ist von der ursprünglichen Idee einer Panoramastraße mit Blick in die freie Natur nicht mehr viel geblieben, die tiefer liegenden Grundstücke auf der Südseite sind mit Einfamilienhäusern bebaut.
Die Schöne Aussicht schließt das historische Kurviertel nach Süden ab. Als historische Panoramastraße ähnlich der Kaiser-Friedrich-Promenade in leicht erhöhter Lage über einem Wiesengrund entspricht ihre Anlage den Idealen des 19. Jahrhunderts nach der Aussicht in die Weite der Landschaft. Allerdings ist diese ursprünglich angedachte Funktion heute nur noch in Teilen ablesbar.
Den ersten Querzug, der Schöne Aussicht, Louisenstraße und Kaiser-Friedrich-Promenade miteinander verbindet, bildet die Thomasstraße, ursprünglich Thomasgasse genannt. Sie setzt sich nördlich der Louisenstraße in der Ludwigstraße zum Kurpark hin fort. Ursprünglich bildete sie die Grenze der barockzeitlichen Stadterweiterung unter Landgraf Friedrich II. Zwei der Häuser auf der Ostseite (Nr. 3 und 5) gehören noch in das 18. Jahrhundert. Mit Anlage der Schönen Aussicht, wurde die Thomasstraße zur Verbindungsachse zwischen derselben und über die Ludwigstraße mit dem Kurhaus und dem Kurpark bzw. der Kaiser-Friedrich-Promenade verbunden.
Zu Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Areal südlich der Louisenstraße bei einem Bombenangriff schwer in Mitleidenschaft gezogen. Das hat dazu geführt, dass entlang der Westseite der Thomasstraße keine älteren Gebäude mehr stehen.
In Fortsetzung der Thomasstraße führt die Ludwigstraße hangabwärts nach Norden zum Kurpark und verbindet die Louisenstraße mit der Kaiser-Friedrich-Promenade. Ihre Anlage erfolgte 1839 in Folge der von Jakob Westerfeld entworfenen Stadterweiterung nach Osten. Der Straßenzug sollte nur einseitig bebaut werden, da auf seiner Westseite das Kurhaus mit den umgebenden Grünanlagen geplant und gebaut wurde. Die Bebauung bestand aus traufständigen, spätklassizistischen Torfahrthäusern in Zeilenbauweise, die zu Ende des Jahrhunderts teilweise durch prächtige, großstädtisch anmutende Gebäude des Historismus ersetzt wurden (Nr. 2 u. 12). Sie reagierten auf das inzwischen durch Umbauten deutlich prachtvoller gestaltete Kurhaus.
Eingriffe in diese gewachsene Substanz mit den für die Kurstadt Homburg typischen, durch Balkone ausgezeichneten Fassaden brachte u. a. 1968-70 der Sichtbeton ausgeführte Seitenbau des „Ambassador“ (Nr. 14-18, Wicker-Klinik). Trotz dieses massiven Eingriffes zeigt die Ludwigstraße auf ihrer Ostseite noch in Teilen die für die Kurstadt Homburg typische Bebauung sowohl des späten Klassizismus wie auch der Belle Epoque zu Ende des 19. Jahrhunderts und ist daher wichtiger Bestandteil der Gesamtanlage.
Weiter östlich verbindet die Kisseleffstraße die Schöne Aussicht im Süden mit der Kaiser-Friedrich-Promenade im Norden als wichtige Querachse des Stadtgerüsts. Sie setzt sich nördlich der Kaiser-Friedrich-Promenade bis in den Kurpark hinein mit der ehem. „Allee nach den Brunnen“ fort. Der Abschnitt zwischen Louisenstraße und Kaiser-Friedrich-Promenade bildet den ältesten Teil des Straßenzugs, der noch zur klassizistischen Ausbauplanung der landgräflichen Residenz- und frühen Kurstadt gehört. So erscheint die Straße bereits auf den Stadtplänen von 1844 und 1857. Schon früh war auch der Abschnitt auf der Ostseite der Allee nach den Brunnen mit einer Hauszeile bebaut, wobei hier die russische Gräfin Sophie Kisseleff (1801-75) als Bauherrin in Erscheinung trat. Nach ihr ist die Straße schon 1857 in ihrem mittleren Abschnitt benannt. Die von ihr um 1843 errichteten vier Gebäude in der Allee sind auf dem Grundplan von 1857 als „Die Landhäuser“ bezeichnet.
Eine Erweiterung nach Süden in Richtung der Schönen Aussicht war schon 1844 geplant, doch wurde sie erst zwischen 1857 und 1865 realisiert.
Die Kisseleffstraße zeigt weitgehend geschlossene Blockrandbebauung mit Gebäuden aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, doch existieren auch einige Bauten der 1840er-Jahre aus der Zeit der Anlage der Straße, die u. a. durch die Gräfin Kisseleff finanziert wurden. Lücken finden sich auf der Westseite, wo sich schon im 19. Jahrhundert größere Gartengrundstücke befanden. Der rückwärtige Seitenflügel des Gebäudes Louisenstraße 80, einst Hotel, hat diese Situation genutzt und ist mit seiner von Balkonen bestimmten Schaufassade auf Gartenareal und Kisseleffstraße hin orientiert.
Das städtebauliche Ensemble des 19. Jahrhunderts ist weitgehend gut überliefert. Größere Störungen sind nicht vorhanden, allein das Gebäude Kisseleffstraße 15 mit Restaurantvorbau beeinträchtigt in städtebaulich empfindlicher Lage an der Kreuzung zur Kaiser-Friedrich-Promenade das Gesamtbild. Das einstige Gartenareal vor dem Seitenflügel der Louisenstraße 80 präsentiert sich hingegen umgenutzt zur Parkfläche für das Einkaufszentrum der Louisenarkaden. Dasselbe gilt für die Westseite im südlichen Abschnitt der Straße. Doch trotz dieser Einschränkungen bildet gerade die Kisseleffstraße in weiten Teilen immer noch einen geschlossenen Straßenzug, der mit seinen Bauten ein wichtiges Zeugnis für die Stadterweiterung Homburgs in den 1840er-Jahren darstellt und zu den zentralen Elementen der Gesamtanlage zählt.
Vom Nordende der Kisseleffstraße zweigt nach Osten ein Fußweg, der Lindenweg ab, der die Kisseleffstraße mit dem Fußweg in Verlängerung der Ferdinandstraße verbindet und das Quartier auf der Nordseite der Promenade zum Kurpark begrenzt. Der Weg existierte nach Ausweis des Plans von Francis Coghlan schon 1844. Er ist mit Ausnahme einer freistehenden Villa nicht bebaut und bildet die nördlichste Begrenzung der Gesamtanlage.
Der nächste, östlich anschließende Straßenzug der Ferdinandstraße quert den Hangrücken, auf dem sich Homburg erstreckt. Sie verbindet als wichtige Achse die Schöne Aussicht im Süden, die sich dort als Rathausplatz fortsetzt, mit dem Kurpark. Gegen den tiefer gelegenen Kurpark fällt sich deutlich ab und setzt sich in diesen hinein als kurzer Fußweg fort. Ursprünglich war sie, wie die Friedrichstraße weiter östlich, auf den alten Homburger Kopfbahnhof ausgerichtet, der sich seit 1861 an Stelle des heutigen Rathauses befand. Heute fällt der Blick aus dem Kurpark die Straßenflucht entlang auf ein Hochhaus der 1970er-Jahre am Marienbader Platz, das sich in die Achse hineinschiebt.
Schon 1844 war die Straße als sog. Kreuzallee projektiert und Bestandteil einer nach Osten, in Richtung Gonzenheim geplanten großzügigen klassizistischen Stadterweiterung, für die man schließlich Gelände der Gemeinde Gonzenheim im Tausch erwarb.
Die Ferdinandstraße schneidet in ihrem Abschnitt nördlich der Louisenstraße den Ferdinandsplatz. In typischer Weise sind die Eckbauten an den Kanten zur Platzöffnung abgeschrägt und an diesen Schmalseiten durch Balkone und Giebel ausgezeichnet, teilweise auch durch ein Halbgeschoss turmartig überhöht. Diese für den Städtebau des 19. Jahrhunderts charakteristische Gestaltung des öffentlichen Raumes wird durch das Haus Nr. 22 gestört, das in den 1970er-Jahren mit scharfer Kante an den Platzrand gegenüber der Englischen Kirche gesetzt wurde und in keinerlei Beziehung zum vorhandenen städtebaulichen Raum tritt. Insgesamt bietet die Ferdinandstraße nur noch in ihrem Abschnitt nördlich der Louisenstraße im Sinne einer Gesamtanlage ein weitgehend geschlossenes Straßenbild der Gründerzeit. Die Fortsetzung nach Süden ist durch Bauten der Nachkriegszeit schwer beeinträchtigt.
In sehr typischer Weise bildet die Ferdinandstraße ein Beispiel für Spekulationsarchitektur, die sich auch andernorts in deutschen Städten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts finden lässt, vorzugsweise in der Zeit nach 1871. In der Bad Homburger Ferdinandstraße ist sie aber schon in den 1860er-Jahren fassbar. Zahlreiche Häuser auf der Westseite und um die Englische Kirche wurden zwischen 1864 und 1866 durch den Baumeister Justus Schuler errichtet, teilweise für sich selbst, um sie dann weiter zu vermieten oder zu verkaufen, teilweise für Auftraggeber wie den in London ansässigen Moritz (Maurice) Marx, der hier als Investor auftrat. Man investierte also in die Kurstadt in der berechtigten Hoffnung des weiter anwachsenden Badebetriebs bzw. Saisontourismus. Tatsächlich wurden einige Häuser nach Ausweis der Gebäudebeschreibung der Gebäudesteuerverwaltung von 1907 vor allem in den Sommermonaten an Kurgäste vermietet.
Die Gebäude auf der Westseite zeigen stilistisch ein recht einheitliches Bild und sind geprägt durch den späten Klassizismus. Alle Bauten sind zwei bis drei Geschosse hoch und stehen traufständig zur Straße. Einer ganzen Reihe der Häuser ist ein dreiteiliges, axialsymmetrisches Gliederungsschema in der Art vornehmer Stadtpalais eigen, zusätzlich betont durch die Balkone und Risalite.
Ein gutes Jahrzehnt jünger sind zwei Bauten auf der Ostseite der Straße, die nach 1874 entstanden sind, womit auch diese Straßenseite geschlossen wurde. Sie sind in ihrem architektonischen Schmuck reicher instrumentiert und verraten die Vorliebe der beiden Jahrzehnte vor 1890 für Formen der italienischen Renaissance. Auch hier stehen die Häuser traufseitig zur Straße.
Die Ferdinandstraße bildet eine wichtige Verbindungsachse zum Kurpark und weist besonders in ihrem Abschnitt nördlich der Louisenstraße ein weitgehend geschlossenes Bild auf, das einen Eindruck von der städtebaulichen Qualität des Kurviertels entlang des Kurparks vermittelt. Sie ist zusammen mit dem Ferdinandsplatz ein Zeugnis, des bis 1866 anhaltenden Baubooms in der durch die Kur aufblühenden Residenzstadt.
Während die Platzräume an der Louisenstraße zahlreiche Eingriffe erfahren haben, verhält es sich mit dem Ferdinandsplatz anders. Er ist eine typisch städtische Platzschöpfung der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und war bereits 1865 projektiert. Die Englische Kirche (Christ Church), 1859 geplant und 1861-68 nach Entwurf von Christian Holler errichtet, bildet den Ausgangspunkt für seine Anlage und Gestaltung. Der Platzraum ist folglich auf den Chor der Englischen Kirche ausgerichtet, vor dem seit 1908 das Elisabethdenkmal steht. Seine Anlage bringt die Englische Kirche innerhalb der umgebenden Bebauung gut zur Wirkung.
Der Ferdinandsplatz bildet ein städtebaulich prägendes, zeittypisches Element der Viertelplanung des Kurviertels hinter der Kaiser-Friedrich-Promenade. Er ist ein wichtiges und aussagekräftiges Element des Gesamtensembles. Seine Namengebung wie auch die der Ferdinandstraße erinnern dabei an den letzten Grafen von Hessen-Homburg, unter dem noch vor dem Erbfall an Hessen-Darmstadt und der Annexion durch Preußen 1866 mit dieser Erweiterung der Stadt begonnen wurde. Den Namen erhielt die Straße in genau diesem Jahr.
Typisch für die Platzbildungen innerhalb von Wohngebieten ist die zentrale Grünfläche, um die sich die Häuser ordnen. Der Ferdinandsplatz bildet also keinen Markt- oder Festplatz, sondern eine Ruhezone innerhalb des Wohnviertels zwischen Louisenstraße und Kaiser-Friedrich-Promenade bzw. Kurpark.
Charakteristisch für Platzgestaltungen des 19. Jahrhunderts sind Brunnen oder Denkmäler. Der Ferdinandsplatz erhielt ein solches 1908 mit der Büste der Landgräfin Elizabeth von Fritz Gerth. Sie wurde bewusst in der Grünfläche vor dem Chor der für die englischen Kurgäste erbauten anglikanischen Kirche aufgestellt, war doch die Landgräfin eine englische Königstochter. Damit betonte man die Tradition der Beziehungen zwischen dem Kurort Bad Homburg und Großbritannien, zumal der Bauplatz aus dem Nachlass Elisabeths von Landgraf Ferdinand zur Verfügung gestellt wurde.
Der Platz verdeutlicht aber auch die Grenzen des Wachstums der Kurstadt an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Das zeigt sich darin, dass er vor dem Ersten Weltkrieg nicht mehr komplett umbaut wurde. Während die Nordseite gegenüber der Englischen Kirche von einer Zeilenbebauung eingenommen wird, löst sich diese auf der Nordseite der Grünfläche schon allmählich auf. Hier existieren noch Baulücken, die bis 1918 nicht mehr geschlossen wurden. Im Stadtplan von 1908 zeigt sich noch eine enge Parzellierung, die offenbar für eine geschlossene Randbebauung vorgesehen war.
Auf der Südseite wird mit den Häusern Nr. 19, 17 und 17a ein Konzeptwechsel sichtbar. Während die Nr. 19 als mächtiger Bau die Ecke zur Ferdinandstraße markiert, sind die gegen Osten anschließenden Häuser deutlich niedriger. Die Nr. 17a ist bereits ein solitärer Villenbau der 1920er-Jahre, die Häuser an der Friedrichstraße stehen einzeln.
Friedrichstraße 9 ist noch als Bau innerhalb eng gestellter Gebäude mit Schaufassade zum Platz konzipiert worden. Die südlich benachbarte kleine Villa Nr. 9a im Reformstil verdeutlicht hingegen den Wechsel in der Konzeption. Sie vermittelt den Übergang zu einem locker bebauten Villenviertel östlich der Kernstadt.
Die nach Osten anschließende Friedrichstraße verbindet als Querachse die Louisenstraße mit der Kaiser-Friedrich-Promenade. Kommt man vom Bahnhof über den Rathausplatz, so erscheint in deren nördlicher Blickachse die russisch-orthodoxe Kirche. Hierdurch ist die Friedrichstraße von außerordentlicher Bedeutung für die Gesamtanlage historisches Kurviertel. Sie bildet eine der städtebaulich prominenten Verbindungen zwischen Stadt und Kurpark.
Die Friedrichstraße liegt schon jenseits der verdichteten städtischen Bebauung der 1860er- und 1870er-Jahre. Sie schließt mit ihrem Lauf parallel zur Ferdinandstraße den Ferdinandsplatz im Osten ab. Im Gegensatz zur Ferdinandstraße zeigt die Friedrichstraße bereits, wie die Kurstadt nach einem letzten Bauboom in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allmählich die Grenzen ihres Wachstums errichte. Sie weist keine geschlossene Blockrandbebauung auf, sondern weitgehend freistehende Villen und Einfamilienhäuser in Gartengrundstücken, von denen mit Ausnahme zweier Gebäude alle erst nach 1918 entstanden sind. So leitet die Friedrichstraße von der verdichteten städtischen Bebauung in die östlichen Villenviertel nördlich der Louisenstraße über.
Die ursprüngliche Absicht, den Ferdinandsplatz mit dieser Straße auf der Ostseite städtebaulich abzuschließen und die innerstädtische Blockrandbebauung fortzuführen, verraten deutlich das Haus Nr. 4 und das von Louis Jacobi 1891 entworfene Haus Nr. 9. Die Anlage der Straße war schon vor 1844 als Teil der klassizistischen Stadterweiterung nach Osten projektiert, wie „Coghlans Plan of Homburg from a Drawing of Mr. Westerfeld“ 1844 ausweist. Die noch spätklassizistischen Stilformen des Hauses Nr. 4 lassen vermuten, dass die Friedrichstraße im Zusammenhang mit der Platzanlage bald nach 1865 angelegt wurde. Der Bau der russisch-orthodoxen Kirche berücksichtigte bereits ihren Verlauf, seine über Eck gestellte Position direkt in der Straßenachse verrät die Bemühungen um eine repräsentative Ausgestaltung des Stadtbildes der mondänen Kurstadt im späten 19. Jahrhundert.
Weiter östlich folgt die Georg-Speyer-Straße Sie zweigt als Stichstraße von der Louisenstraße ab und endet mit einer Wendeplatte in einer Sackgasse. Die Straße erschließt eine Siedlung aus insgesamt neun Mehrfamilienhäusern (Nrn. 1-9). Diese Siedlung entstand 1936 an Stelle der großen Villa Neue Welt und wurde durch die Alster-Grundstücke GmbH aus Frankfurt a. M. „für den gehobenen Wohnungsbedarf“ errichtet. Sie zeugt von der wirtschaftlich veränderten Lage des Kurbades Homburg nach dem Ersten Weltkrieg. Seit den 1920er-Jahren wurden in der Stadt mehrere Siedlungen zur Schaffung von Wohnraum angelegt. Die Gebäude der Siedlung Georg-Speyer-Straße stellen in ihrer schlichten Gestaltung als längsrechteckige, Putzbauten charakteristische Mietshäuser der 1930er-Jahre dar, die mit ihren flach geneigten Walmdächern und den übereinander angeordneten Balkonen an den Seiten der Vorderfronten zeittypische Vertreter der Bauaufgabe darstellen. Sie präsentieren sich hintereinander gestaffelt eingebettet in die Flächen des einstigen Parks der Villa Neue Welt. Damit führen die Gebäude die aufgelockerte Bebauung östlich der Friedrichstraße folgerichtig fort und entsprechen in ihrer Anlage der zeitüblichen Forderung nach Licht und Luft.
Auch die Wilhelm-Meister-Straße verbindet die Louisenstraße mit der Kaiser-Friedrich-Promenade. Sie entstand erst zu Ende des 19. Jahrhunderts. Die Straße wird geprägt von einer locker verteilten Villenbebauung in großen Gartengrundstücken, welche typisch ist für das Gebiet zwischen der Homburger Kernstadt und Gonzenheim entlang der Louisenstraße und Kaiser-Friedrich-Promenade. Diese Bebauung begann in den 1890er-Jahren. Die Wilhelm-Meister-Straße hat bis heute ihren Charakter als locker bebautes Villenviertel des späten 19. Jahrhunderts weitgehend bewahrt.
Fazit
Der beschriebene Stadtraum weist trotz stellenweise erheblicher Eingriffe ein bemerkenswertes Maß an historische Bausubstanz und charakteristische, authentische Straßen- und Platzbilder des 19. Jahrhunderts auf. Das Areal spiegelt in hervorragender Weise die Erweiterung der landgräflichen Residenzstadt unter dem Vorzeichen der wachsenden Bedeutung als mondänes Kurbad in der Zeit des romantischen Klassizismus. Es ist deshalb als Gesamtanlage gemäß § 2 Abs. 3 HDSchG im Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.
Die dritte Verbindung (s. Nrn. 010 u. 032) zwischen den Bahnlinien durch Lahn- und Maintal (s. Nrn. 017 u. 001) erfolgte zunächst von Norden her auf der Grundlage eines preußischen Gesetzes (1888). Dabei war an den durch Erzabbau im mittleren Lahngebiet zukünftig verstärkten Güterverkehr gedacht. Wenn auch unmittelbar nach Eröffnung der "Homburger Bahn" (1860; s. Nr. 015) erste Überlegungen für eine Teilstrecke von Süden nach Usingen für Holztransporte aus dem Hintertaunus bis 1863/65 zurückreichen, kam diese erste eine Generation später zustande. Das zwischen beiden Abschnitten fehlende Teilstück bat noch länger auf sich warten lassen und wurde erst auf Initiative von 32 Gemeinden des Weiltals nach der Jahrhundertwende realisiert. Fehlender Holztransport, endender Erzabbau und der völlige Rückgang des Personenverkehrs ab 1955 minderten die Bedeutung dieser Taunusquerbahn, führten zu abschnittweiser Stilllegung, schließlich zwischen Weilmünster und Grävenwiesbach zum Abbau, der landschaftlich reizvollen, allerdings erst ab Grävenwiesbach erhaltenswerten Strecke - Jenseits der untertunnelten Lahnberge folgte das Gleis südwärts den engen Tälern von Weil und Wiesbach, weicht hinter dem kleinen Knotenpunkt Grävenwiesbach (s. Nr. 107) dem Hartküppel (367 m) aus, um in vielen Kurven ostwärts entlang dem Steinkrotzenbach bei Wilhelmsdorf eine absolute Höhe von 400 Metern zu erreichen (maximale Steigung 1:40). Hier überwindet die Strecke die Wasserscheide zwischen Weil und Usa, fällt danach ins Usinger Becken ab, nutzt zwischen Graueberg (456 m) und Gickelsburg (471 m) das Köpperner Tal als Einschnitt zum Überwinden des Taunuskamms, um nach Friedrichsdorf und schließlich in letztem Bogen nach Bad Homburg zu gelangen.