In den rund 80 Jahren zwischen der pfandweisen Erwerbung 1326 und dem Kauf der Herrschaft Neuweilnau 1405 durch Nassau entwickelte sich Usingen vom Dorf zur Stadt. Grundlagen zu dieser Entwicklung waren vom Landesherrn gelegt worden, so einerseits mit dem Ausschalten der städtischen Konkurrenz in Altweilnau und Wehrheim 1336 und andererseits mit dem Bau einer Burg, in deren Schutz sich einträgliches Handwerk zu etablieren vermochte. Zur stärksten wirtschaftlichen Kraft wuchsen die arbeitsteiligen Woll- und Tuchmachergwerbe heran. Eindrucksvolles Zeugnis für die Blüte der Stadt sind ihre Befestigungen des 14. Jahrhunderts und deren Erweiterung des 15./16 Jahrhunderts, die, wenngleich längst niedergelegt, als Fragmente und Strukturen im mittelalterlichen Stadtraum noch vorhanden sind.
Ein erster Hinweis auf das Bestehen der Stadtmauer stammt aus dem Jahr 1394. Sie stellte mit ihren beiden Zügen die wehrhafte Verbindungen zwischen der Burg und der in sich bewehrten Laurentiuskirche dar und gab mit den beiden Stadttoren der Zollstelle an der alten Fernstraße feste Lokalitäten. Der südliche Befestigungszug setzte an der Westmauer der Wehrkirche an und lief von dort in gerader Linie der Hinteren Erbisgasse entlang (hangseitige Grundstücksgrenzen von Nrn. 17-11 und des Weiteren bis und mit Südseite von Vordere Erbisgasse 6), bog östlich der Vorderen Erbisgasse ab und erreichte bei Untergasse 12 das Untertor. Als 1939 die Südfassade des Marstalls (Untergasse 5) um 2 m aus dem Straßenraum zurückversetzt wurde, kam von dieser Toranlage der Nordturm zum Vorschein. Offenkundig war dieser beim Brand der Unterstadt 1635 zerstört worden (im Sockelraum wurde neben Brandschutt eine eiserne Ofenplatte von 1546 gefunden) und sein Stumpf 1690 beim Bau des neuen Marstalls unter Fürst Walrad als Fundament seiner Südwestecke verwendet worden. Schon 1937 war beim Abbruch seines Nachbarhauses ein nach Norden verlaufendes Mauerstück freigelegt und als ein Rest des zur Burg hochführenden Stadtmauerzuges identifiziert worden. Das Fundament des südlichen Torturmes wird unter dem Wohnhaus Untergasse 12 vermutet. Weitere Mauerdurchlasse stellten die nicht lokalisierbare „Bechtels porten“ (1471 erwähnt) und das „Nonnenpförtchen“, welches an der westlichen Kirchmauer auf den über Stützmauern rampenartig angelegten Weg führte, dar. Als Standorte der Wehrtürme, die den Mauerzug schützend begleiteten, werden angegeben das Südende der Vorderen Erbisgasse, Hintere Erbisgasse 9, die Mitte der südlichen Kirchenmauer (mit sichtbarer Einbuchtung) und die westliche Kirchenmauer mit Turmgründung im Garten des Junkernhofes (Wilhelmjstraße 15). Der Verlauf des nordwestlichen Mauerzuges entzieht sich in Ermangelung baulicher Reste bislang unserer Kenntnis und wird auf der Basis von Beobachtungen zum Verlauf des Geländesporns, auf dem Kirche und Kernsiedlung liegen, rekonstruiert. Vermutlich führte sie nach Querung der Wilhelmjstraße zum dortigen Haus Nr. 2, umschloss dessen Hofraum, zog weiter bis zu dem zwischen Obergasse 1 und 2 angenommenen Obertor, um danach wieder an den Burgbezirk anzuschließen.
Im 15./16. Jahrhundert wurden aufgrund des starken Bevölkerungsanstieges – es hatten sich bereits auch zwei Vorstädte gebildet – eine Expansion der Kernstadt wie auch die Anlage der Oberstadt vorgenommen. Bedeutender Bestandteil der Wehranlage wurde der 1490 begonnene Turm der damals insgesamt im Neubau begriffenen Laurentiuskirche.
Die Erweiterung des alten Stadtraumes erfolgte bis um 1500 durch die Eingliederung des als Vorschloss bezeichneten Stockheimer Hofes, dessen Gelände mit Brauhof- und Weihergasse erschlossen und mit der verlängerten Südbefestigung samt einer nach Norden abbiegenden Mauer umgeben wurde. Erstmals sind nun auch zwei Mauerdurchgänge im Süden überliefert: das See-pförtchen (1466 wird der zur Stadtsicherung angelegte und von den Färbern genutzte Stadtweiher genannt) und die Rahmenpforte (die zum Spannen der Tuche erforderlichen Rahmen standen auf dem Gelände des späteren Brauhofes). Standort eines die neue Ecksituation der Befestigung schützenden Turmes – er hatte bis 1659/60 bestanden – war das Grundstück Weihergasse 3a. Gleichzeitig mit den Mauerarbeiten erfolgt war die Verlegung des Untertores nach Osten hin. Seine Gestalt in Form eines Torbaus mit flankierenden Rundtürmen (Grundstücke Untergasse 11, 20) ist durch einen Grundriss bekannt (der wohl in Fachwerk erstellte Torüberbau, „Pförtnerhäuschen“, 1693 durch Brand beschädigt, die Toranlage bis 1817 bestehend; ein Nebengebäude des Tores eventuell im Grundriss des Hauses Untergasse 9 tradiert). Vom nördlichen Torturm abgehend zog eine weitere Mauer ins Umfeld der Burg hoch. Ein Rest ist sichtbar noch vorhanden auf der Grenze zwischen den Liegenschaften Untergasse 11 und 13.
Jenseits der alten Nordgrenze Usingens lag nun eine Oberstadt, in die der in sich befestigte Hattsteiner Hof (Obergasse 23) sowie die Vorstädte Parbach und Westerfeld aufgenommen wurden. Im Gegensatz zur Befestigungserweiterung der Südstadt/Unterstadt hatte sich der Bau der nordwestlichen Mauer offenbar weitaus länger hingezogen und wird (falls dies überhaupt der Fall war) erst im fortgeschrittenen 16. Jahrhundert als abgeschlossen gesehen. Markanter Bestandteil der oberstädtischen Befestigung war das im Bereich zwischen Friedhofsweg und Füllgarten angesiedelte Obertor gewesen (1692 abgebrochen). Es riegelte die schlangenförmig verlaufende Obergasse (ihre Bögen sind in Teilen nachgewiesen durch mit Brandschutt von 1692 verfüllte Keller) mit einer zwingerartigen Anlage ab und stand mit Graben und Schild des Hattsteiner Hofes einerseits und mit den um das Areal des späteren Schlossgartens gelegten Mauern andererseits im Verbund. Nach außen präsentierte sich das Obertor als ein von zwei Rundtürmen mit Kegeldächern flankierter Torbau. In wehrtechnischer Hinsicht waren ihm eine im Außenbereich stehende Wacht (Gelände des heutigen Friedhofes) und ein im Inneren auf der „Schlossmauer“ aufsitzender Rundturm mit gaupenbesetztem Kegeldach zugeordnet. Die nordwestliche Befestigungsmauer ist mit einem Teilstück, das am Junkernhofgelände vorbeizieht (auf dem Gelände des „Glaswürfels“ Bahnhofstraße 2 zum Vorschein gekommen ein eventuell einem Tor am Ende Wilhelmjstraße zuzuordnendes Turmfundament) belegt und in Resten entlang der Vorstadt Westerfeld nachzuvollziehen. Fixpunkte sind zwei Turmfragmente: das des Rasorsturmes (1538 erwähnt, 1660/61 abgebrochen) liegt unter der Durchfahrt zum Parkplatz des Gebäudes Wilhelmjstraße 8 auf Höhe der Klaubergasse 16 (wo sich auch ein Rest der Mauer befinden soll) und das des 1502 genannten Kleuber-bzw. Diebsturmes zwischen den Grundstücken Klaubergasse 2 und Kreuzgasse 11. Mit beiden Türmen verbanden sich außerdem Durchlässe, so die „Rasorspforte“ und das am Diebsturm gelegene Tor, durch welches die Straße Richtung Merzhausen austrat und das vielleicht mit der 1563 genannten „Mittelsten Porte“ gleichzusetzen ist. Dieses Tor stand zudem im Visier eines Schalenturmes (Obergasse 14/16), der im Rücken der Kreuzung Obergasse/Kreuzgasse aufragte.
Mit dem Stockheimer Hof wird die Erinnerung an den einstigen Stammsitz der urkundlich 1195 in Erscheinung tretenden Herren von Stockheim wachgehalten. Sie waren durch ihr Rodungs-und Siedlungswerk sowie mit der Ausbildung der Nieder- und Oberstockheimer Gerichte, an denen sie landesherr-liche Rechte erwarben, maßgeblich an der territorialen Entwicklung des „Usinger Landes“ beteiligt. Mittelpunkt ihrer Herrschaft war eine am Stockheimer Bach gelegene Wasserburg mit Vorburg, bei der eine von der Laurentiuskirche aus betreute Kapelle, ein Dorf und weitere Höfe gelegen hatten. Nachdem die Burg im 15. Jahrhundert in einer Fehde zerstört worden war, fiel die Siedlung wüst (der Flurname „Am Dorfacker“ verweist auf ihren Standort; die Reste der Kapelle waren scheinbar bis Anfang des 19. Jahrhunderts vorhanden). Bestehen blieb lediglich ein herrschaftlicher Stockheimer Hof, der 1544 durch Tausch an Nassau kam. Bis 1580 wurde die Gemarkung Stockheim insgesamt der Stadt Usingen einverleibt und bis 1669 gelangte das gesamte Gebiet der beiden Stockheimer Gerichte (Mitherren waren zuvor schon die Herren von Hattstein und die von Reifenberg, seit 1562 in Teilen auch die Nassauer gewesen) an Nassau-Usingen.
Die Anlage des Stockheimer Hofes geht in ihrer heutigen Form weitgehend auf Umbauten und Erneuerungen der 1730er Jahre zurück. Frei und inmitten der landwirtschaftlich bestimmten Hofrandbebauung stehend das Wohnhaus Nr. 6, ein stattlicher, verputzter bzw. verschindelter Fachwerkbau von zwei Geschossen mit Krüppelwalmdach. Das Wohnhaus Nr. 2a hingegen, ein mit dreiachsig durchfensterter Giebelfront breit gelagertes und gänzlich unter Verputz liegendes Fachwerkgebäude, steht als Kopfbau der Scheune seitlich zugleich in Verbindung mit dem die Hofeinfahrt und die Stallungen aufnehmenden Trakt.
1915/16 vermutlich nach Entwurf von Rudolf Kutt, Usingen, in zentraler Lage ursprünglich als Sitz der Nassauischen Sparkasse errichteter Bau (heute Wohn- und Geschäftshaus) des barockisierenden Jugendstils. Tritt in Volumen und Gestalt in die Nachfolge von Usingens Repräsentationsbauten des 18. Jahrhunderts. Über Ausgleichsockel dreiseitig frei stehender Bau von zwei Geschossen mit mächtigem und großzügig befenstertem Mansarddach. Die dreiachsigen Fassaden mittig jeweils von Risalit oder Erker mit überhöhenden Dreieckgiebeln betont, seitlich mit Scheinquaderung gefasst. Träger von Stilmerkmalen sind die Sandsteinrahmen der Fenster einerseits und zum anderen die Giebelfelder, insbesondere das des Erkers, mit Dekor in Zementstuck: Füllhörner, Trauben und Muscheln.
Im Kern aus dem 16. Jahrhundert stammendes, giebelständiges Wohnhaus mit zwei Geschossen und Satteldach. 1879 Einbau eines Ladengeschäfts mit Schaufensterarchitektur und Vergrößerung der Fenster. Weitgehend konstruktives und auf Erneuerungsmaßnahmen zurückzuführendes Fachwerk. An der östlichen leicht vorkragenden Traufseite älterer und zeitunterschiedlicher Bestand mit Bauschmuck: Eckpfosten aussteifende Mannfiguren, an Schwelle und Rähm eingekerbter Mäanderfries und Astragal. Blickfang ist der geschnitzte Pfosten mit einer männlichen Figur in spanischer Tracht und der Hausmarke des Wendel Karter, seines Zeichens Finanzverwalter (Keller) des Zisterzienserinnenklosters Thron, in dessen Lebenszeit die auf der Rähminschrift festgehaltene Jahreszahl 1600 fällt: „ALS MAN SCHRIEB SECHZEHNHUNDERT IAR DIS BEULIN UFGERICHTET WAR. DER GNÄDIG UND BARMHERZIG GOTT BEUHT FÜR FEUR UND WASSERNOT FÜR KRIG UND FRID, PEST, ZAUBEREY UND SONSTIG UNGLÜK ALLERLEY“. Nicht mit Karters Amts- und Lebenszeit vereinbar hingegen und deshalb stets wieder im Visier des geschichtlichen Interesses die Jahreszahl in der fragmentarischen Schwelleninschrift: „...VISCH WENDEL KARTER 1540 FRISE KELNER ZUM THRON GEWESEN IST“: Hinsichtlich der traufseitig angebrachten und vom alten Rathaus übernommenen Schrifttafel wird neuerdings angenommen, dass die beiden ersten, in lateinischer Sprache abgefassten Zeilen Bezug nehmen auf eine nachweislich seit dem 16. Jahrhundert und bis 1683 neben dem alten Verwaltungsbau unterhaltene Armenküche: „CURARUM DOMUI, DOMUS HAEC EST CONSISTA, AGENDIS REBUS UT EX ILLA CURA MODUSQUE FLUAT NAM NON EST NOSTRAE RATIONIS UT OMNIA CONSTENT PUBLICA RES, URBES, OCONOMIA DOMUS IUSTITIA, ISTA DEI NUTUREGIT OMNIA CERTIS LEGIBUS ORDINIBUS, MORIBUS, OFFICIIS, HAC RATIONE DOMUM DEUS HANC QUOD DIRIGAT ATQ A CLADE ASSERVET, TEMPUS IN OMNE PRECOR“. –“DIE HAUSHALTUNK SO WOL/GEMEINNUTZ REGIERT SEYN SOLL/SEINE ORDNUNG GSETZ UND RATH/UM AUF DIES ERSTATT/AN DAS RATHAUS/ORDNUNG NEHME DRAUS/DIS RATHS VORAB“.
Von dem giebelständigen Fachwerkbau des 16. Jahrhunderts hat sich der in Bruchstein gemauerte Keller samt Einlass erhalten. Das bestehende Wohnhaus stellt die vereinfachte Rekonstruktion eines ursprünglich dreizonigen Gebäudes mit straßenseitigem Erker, das im Eckpfosten des Obergeschosses die Inschrift: „ DEN 12 JUNI ANNO DOMINI 1778“ aufgewiesen hatte, dar. Das Kellerportal weist im Keilstein des sandsteinernen Rundbogens zwei Hausmarken mit Initialen auf, links die des Wendel Karter, Verwalter der Finanzen des einst bei Wehrheim bestehenden Zisterzienserinnenklosters Thron, rechts vermutlich das seiner Frau Elisabeth Becker, sowie die Jahreszahl 1577. Karter tritt somit in Usingen zweimal als Hausbesitzer in Erscheinung (siehe auch Nachbargebäude Wilhelmjstraße 3). Mit den Positionen dieser Gebäude sind wichtige Hinweise zur Bebauung im Umfeld des alten Rathauses vor den großen Stadtbränden (1624, 1635, 1692) gegeben.
In Ecklage zum Klapperfeld errichtetes, zweigeschossiges Doppelwohnhaus. Ist durch den Verbund mit dem Nachbarhaus Nr. 10 optisch auf eine äußerst stattliche Erscheinung gebracht und stammt wie dieses aus dem frühen 18. Jahrhundert. Die Front dreigeteilt und mittig akzentuiert durch den Eingang und das über der Traufe des Walmdaches stehende, verkleidete Zwerchhaus. Rechterhand das Schaufenster eines später erfolgten Ladeneinbaus. Seitlich zwei Fensterachsen.
Eschbachs Kapelle wird im Jahr 1388 als Filiale der Kirche in Grävenwiesbach erstmals erwähnt. 1520 erfolgte ein Umbau bzw. partieller Neubau, von dem ein in der heutigen Sakristei vermauerten Stein mit der Inschrift: „CONDITA SUB LEONE PAPA X 1520“ zeugt. Das Aussehen dieses Sankt Alban geweihten Gotteshauses ist durch Grund- und Aufrisszeichnungen, 1833 von dem Bauassistenten I. W. Lossen gefertigt, und durch eine 1847 verfasste Beschreibung überliefert. Ersichtlich wird aus diesen Quellen, dass die Architektur des Außenbaus noch nachhaltig von romanischen Bauteilen und Elementen wie Rundbogenfenster und Rundbogenfries am Turm geprägt war. Diese Merkmale treten an der Kirche des 19. Jahrhunderts als prinzipale Stil- und Gestaltungsmittel wieder auf.
1833-42 Erstellung mehrerer Entwurfsvarianten durch Lossen, die von Baurat Wolff, Wiesbaden jeweils geprüft bzw. geändert wurden. 1842 Abbruch der baufälligen Kirche und Verkauf des Materials. 1843 Grundsteinlegung (siehe Stein mit Datum am Sockel rechts des Eingangs). Die Finanzierung erfolgte durch Eigenmittel und unter Beteiligung der Filialgemeinde Michelbach. Planung und Bauleitung durch Landbaumeister Eduard Bautzer, Weilburg und mit der Ausführung waren lokale Handwerksmeister (ungenannt geblieben ist einzig der für die fein gearbeiteten Stukkaturen zeichnende Künstler). Zur Anwendung kamen ausschließlich neue und erstklassige Baumaterialien. Das Innere ursprünglich weiß und in abgestuften (teilweise mit silberner Farbe versetzten) Blautönen mit sparsamer Vergoldung gehalten.
An Stelle der Vorgängerkirchen ebenfalls in Nord-Süd-Richtung erhöht im Dorf stehender Bau im Stil des romantischen Klassizismus. Die Gliederung der Außenwände durch Sockelzone, Lisenen und Traufgesims, an dem Rundbogenfriese hängen, farblich auf die in Buntsandstein gerahmten Fenster und Portale abgestimmt. Risalitartig an der Südwand in Erscheinung tretend der Turm, der im Unterbau ein Vestibül aufnimmt, das ins Kircheninnere wie auch in die beiden zu den Emporen führenden Treppenhäuser überleitet. Der hoch aufragende Turm durch einen Einzug zweigeteilt und in dem auf der übergiebelten Glockenstube sitzenden, achtseitigen Helm mit Kreuz (erneuert 1971) endend.
Das durch zehn große Rundbogenfenster hell beleuchtete Schiff flach und kassettiert gedeckt und mit dreiseitig umlaufenden Emporen räumlich gegliedert. Die Tribünen getragen von hölzernen, längsseitig zu Paaren geordneten Pfeilern, die jeweils mit einer Abfolge von Kapitellen geschmückt sind. Letztere bestehend aus einem gekappten Würfel und diesem aufsitzend einem Arrangement aus Blütenstand und rahmenden Kelchblättern. Farblich auf die Pfostenzier angestimmt die den Emporenbrüstungen aufgelegte Band- und Kreisgliederung, die ihrerseits stilistisch den Bezug zum Orgelprospekt herstellt. Als lithurgisches Zentrum des Gotteshauses ausgewiesen ist die Nordseite, an der unter dem Triumphbogen die Wandkanzel mit Schalldeckel und der Altar (schwarzer Marmor anstelle eines im Entwurf auf die Kanzel abgestimmten Holztisches) im Sinne einer lutherischen Predigerkirche frei einsehbar vereinigt sind.
Zur Ausstattung gehören des Weiteren:
Taufstein, ursprünglich mit viereckiger Basis, aus der romanischen Vorgängerkirche stammend, 1935 wieder aufgestellt; – Grabplatte des 16. Jahrhunderts mit Ganzfigurenrelief und umlaufendem Schriftband, das den Dargestellten als Kornett Adam Weigandt „bürtig aus Östreich von Ulrichskirchen“ ausweist; Abendmahlkelch, 1681, aus Anlass des Kirchenneubaus durch ein Pendant ergänzt; Taufgefäße, vermutlich zur Kirchweihe von 1846 gestiftet; Orgel, auf die Kirche abgestimmt gebaut von Daniel Rassmann, Möttau. Der Prospekt zeitgleich. Die Prospektpfeifen 1917 eingezogen, 1925 ersetzt durch Neuanfertigung von Orgelbauer Hardt, Möttau; Dreiergeläut, 1919 gegossen von der Firma Rincker, Sinn.
Ehrenmäler
1. Östlich des Kircheneingangs an der Außenmauer angebrachtes und vom Kirchspiel Eschbach – Michelbach gestiftetes Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen. Entwurf Architekt Claus Mehs, Frankfurt am Main. Über drei Stufen aufgerichtet eine von Kranzgesims und halbrundem Schmuckfeld (dort Eichenlaub und Eisernes Kreuz in Relief) beschlossene Wand, an deren Stirnseite im dekorierten Rahmen die bronze Namenstafel eingelassen ist. Davor aufgestellt ein aus Quadern gefügter, altarähnlicher Steinblock, auf dem ein mit Girlanden umschlungener Helm liegt.
2. 1955 auf dem alten Kirchhof errichtetes Denkmal für die im Zweiten Weltkrieg Gefallenen und Vermissten. In zeittypischem Stil ausgeführtes Werk, bestehend aus einer auf Platte und Plinthe frei stehenden, sich nach unten verjüngenden Basaltstele, auf der ein zweiseitig zur Ansicht kommendes Eisernes Kreuz sitzt.
Eschbachs Kapelle wird im Jahr 1388 als Filiale der Kirche in Grävenwiesbach erstmals erwähnt. 1520 erfolgte ein Umbau bzw. partieller Neubau, von dem ein in der heutigen Sakristei vermauerten Stein mit der Inschrift: „CONDITA SUB LEONE PAPA X 1520“ zeugt. Das Aussehen dieses Sankt Alban geweihten Gotteshauses ist durch Grund- und Aufrisszeichnungen, 1833 von dem Bauassistenten I. W. Lossen gefertigt, und durch eine 1847 verfasste Beschreibung überliefert. Ersichtlich wird aus diesen Quellen, dass die Architektur des Außenbaus noch nachhaltig von romanischen Bauteilen und Elementen wie Rundbogenfenster und Rundbogenfries am Turm geprägt war. Diese Merkmale treten an der Kirche des 19. Jahrhunderts als prinzipale Stil- und Gestaltungsmittel wieder auf.
1833-42 Erstellung mehrerer Entwurfsvarianten durch Lossen, die von Baurat Wolff, Wiesbaden jeweils geprüft bzw. geändert wurden. 1842 Abbruch der baufälligen Kirche und Verkauf des Materials. 1843 Grundsteinlegung (siehe Stein mit Datum am Sockel rechts des Eingangs). Die Finanzierung erfolgte durch Eigenmittel und unter Beteiligung der Filialgemeinde Michelbach. Planung und Bauleitung durch Landbaumeister Eduard Bautzer, Weilburg und mit der Ausführung waren lokale Handwerksmeister (ungenannt geblieben ist einzig der für die fein gearbeiteten Stukkaturen zeichnende Künstler). Zur Anwendung kamen ausschließlich neue und erstklassige Baumaterialien. Das Innere ursprünglich weiß und in abgestuften (teilweise mit silberner Farbe versetzten) Blautönen mit sparsamer Vergoldung gehalten.
An Stelle der Vorgängerkirchen ebenfalls in Nord-Süd-Richtung erhöht im Dorf stehender Bau im Stil des romantischen Klassizismus. Die Gliederung der Außenwände durch Sockelzone, Lisenen und Traufgesims, an dem Rundbogenfriese hängen, farblich auf die in Buntsandstein gerahmten Fenster und Portale abgestimmt. Risalitartig an der Südwand in Erscheinung tretend der Turm, der im Unterbau ein Vestibül aufnimmt, das ins Kircheninnere wie auch in die beiden zu den Emporen führenden Treppenhäuser überleitet. Der hoch aufragende Turm durch einen Einzug zweigeteilt und in dem auf der übergiebelten Glockenstube sitzenden, achtseitigen Helm mit Kreuz (erneuert 1971) endend.
Das durch zehn große Rundbogenfenster hell beleuchtete Schiff flach und kassettiert gedeckt und mit dreiseitig umlaufenden Emporen räumlich gegliedert. Die Tribünen getragen von hölzernen, längsseitig zu Paaren geordneten Pfeilern, die jeweils mit einer Abfolge von Kapitellen geschmückt sind. Letztere bestehend aus einem gekappten Würfel und diesem aufsitzend einem Arrangement aus Blütenstand und rahmenden Kelchblättern. Farblich auf die Pfostenzier angestimmt die den Emporenbrüstungen aufgelegte Band- und Kreisgliederung, die ihrerseits stilistisch den Bezug zum Orgelprospekt herstellt. Als lithurgisches Zentrum des Gotteshauses ausgewiesen ist die Nordseite, an der unter dem Triumphbogen die Wandkanzel mit Schalldeckel und der Altar (schwarzer Marmor anstelle eines im Entwurf auf die Kanzel abgestimmten Holztisches) im Sinne einer lutherischen Predigerkirche frei einsehbar vereinigt sind.
Zur Ausstattung gehören des Weiteren:
Taufstein, ursprünglich mit viereckiger Basis, aus der romanischen Vorgängerkirche stammend, 1935 wieder aufgestellt; – Grabplatte des 16. Jahrhunderts mit Ganzfigurenrelief und umlaufendem Schriftband, das den Dargestellten als Kornett Adam Weigandt „bürtig aus Östreich von Ulrichskirchen“ ausweist; Abendmahlkelch, 1681, aus Anlass des Kirchenneubaus durch ein Pendant ergänzt; Taufgefäße, vermutlich zur Kirchweihe von 1846 gestiftet; Orgel, auf die Kirche abgestimmt gebaut von Daniel Rassmann, Möttau. Der Prospekt zeitgleich. Die Prospektpfeifen 1917 eingezogen, 1925 ersetzt durch Neuanfertigung von Orgelbauer Hardt, Möttau; Dreiergeläut, 1919 gegossen von der Firma Rincker, Sinn.
Ehrenmäler
1. Östlich des Kircheneingangs an der Außenmauer angebrachtes und vom Kirchspiel Eschbach – Michelbach gestiftetes Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen. Entwurf Architekt Claus Mehs, Frankfurt am Main. Über drei Stufen aufgerichtet eine von Kranzgesims und halbrundem Schmuckfeld (dort Eichenlaub und Eisernes Kreuz in Relief) beschlossene Wand, an deren Stirnseite im dekorierten Rahmen die bronze Namenstafel eingelassen ist. Davor aufgestellt ein aus Quadern gefügter, altarähnlicher Steinblock, auf dem ein mit Girlanden umschlungener Helm liegt.
2. 1955 auf dem alten Kirchhof errichtetes Denkmal für die im Zweiten Weltkrieg Gefallenen und Vermissten. In zeittypischem Stil ausgeführtes Werk, bestehend aus einer auf Platte und Plinthe frei stehenden, sich nach unten verjüngenden Basaltstele, auf der ein zweiseitig zur Ansicht kommendes Eisernes Kreuz sitzt.
Burg Kransberg entstand an der Wende des 12. zum 13. Jahrhundert als Teil des umfangreichen Burgensystems, das die Staufer in und um die Wetterau zur Sicherung ihres Königsgutes errichten ließen. Erbaut wurde sie von dem Ministerialengeschlecht der Craniche von Cransberg, deren Mitglieder als Burggrafen von Friedberg und Reichsschultheißen in Frankfurt hohe Reichsämter inne hatten. 1221 wird sie als „Cranichsburc“ erstmals und 1246 oder 1250 im Zusammenhang mit einem Beholzigungsrecht, das sein Besitzer im Reichsforst „que dicitur Moilermarke“ von königlicher Hand erhielt, erneut genannt. Von 1310 bis 1433 waren Burg und Herrschaft Kransberg im Besitz der Herren von Falkenstein, unter denen die nun auch als „hus“ bzw. „slosz“ bezeichnete Feste verschiedentlich auch in Teilen verpfändet wurde. Über Eppstein (bis 1522), Eppstein-Königstein (bis 1532), Stolberg (bis 1581) kam sie an den Kurstaat Mainz, der die Herrschaft Kransberg inmitten des Dreißigjährigen Krieges den Waldbott von Bassenheim zunächst verpfändete, um sie diesen 1654 dann käuflich zu überlassen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Kleinstaat mediatisiert und ins Herzogtum Nassau eingebunden. Die Burg jedoch verblieb als Teil des Hausgutes weiterhin bis 1853 im Besitz der Reichsgrafen. 1866 ging sie aus nassauischem Bestand an den preußischen Staat über, der sie 1873/75 an Baron von Biegeleben veräußerte. Ab 1924 sah sie verschiedene private Eigentümer, so letztlich die Familie von Scheidlein, die bis zur Enteignung durch den Staat am 1. Oktober 1939 hier auch ein „Schlosscafé“ betrieb. Bis März 1945 war Burg Kransberg Bestandteil des von Albert Speer geplanten Führerhauptquartiers Adlerhorst in Langenhain-Ziegenberg (Schloss Ziegenberg, Wetteraukreis). Nach Ende des Zweiten Weltkrieges beherbergte es zunächst das britisch-amerikanische Vernehmungszentrum Dustbin und wurde anschließend bis 1989 zu nachrichtendienstlichen und militärischen Zwecken seitens der Bundesrepublik und der US-Army genutzt. 1992 kam es unter die Bundesvermögensverwaltung, die es 1994 in private Hand verkaufte.
Burg Kransberg erhebt sich über unregelmäßig dreieckigem Grundriss auf dem vom Wiesbachtal und Kohlbachgrund flankierten Kamm eines Bergrückens, der nach Südwesten hin im ansteigenden Gebirge aufgeht. Erscheinungsbild, Umfang und Funktionsgefüge des befestigten Sitzes wurden durch mehrere Umbauten im Lauf der Jahrhunderte stark verändert. Eine detailreiche Ansicht der Burg zur Zeit ihres 400jährigen Bestehens vermittelt die Abbildung im „Thesaurus Philopoliticus“ des Daniel Meisner (um 1625). Heute bestimmend wirken vor allem die Maßnahmen des späten 19. Jahrhunderts und diejenigen aus der Zeit 1939/40.
Der Kernbereich der Anlage mit Palas, oberem Burghof und westlichem Wirtschaftshof, war hermetisch umschlossen von Futter- und Ringmauer, welche im Bereich der heutigen Einfahrt einen geknickten Einzug aufwies. Nach Süden hin lagen in Riegelfunktion eine Wehrmauer und ein Halsgraben, zwischen denen der aus der Schloßstraße eintretende Erschließungsweg verlief. Teile des mittelalterlichen Mauerwerks noch erhalten. Die ursprüngliche strategische Situation im dortigen Bereich ist indes noch nicht geklärt, zumal der Rest bzw. das im Anfangsstadium neben dem Bergfried stehen gebliebene Stück einer Schildmauer sich in keinen schlüssigen Zusammenhang bringen lässt. Der auf Felsfundament gesetzte und zur Angriffsseite hin in einem erhöhten Halbrund ausgebildete Bergfried ist, wie die Ringmauer, aus vor Ort aus dem Fels gehauenem Material errichtet worden. Der Turm erhebt sich heute auf ca. 35 m Höhe und hat einen Durchmesser von 8 m bei 3 m Wandstärke. In das Mauerwerk eingelassen sind im oberen Bereich an drei Seiten axial angeordnete, rundbogige Öffnungen sowie der südöstlich vor der Schildmauer in 8 m Höhe liegende, viereckige Zugang.
Gegen Mitte des 17. Jahrhunderts wurde nach Aufschüttung des Halsgrabens ein zweiter Burghof angelegt und der gleichzeitig nach Süden hin verlängerte Wirtschaftshof durch einen Torbau (erbaut 1640 in Kurmainzer Zeit und nach 1654 geschmückt mit dem Bassenheimer Wappen) neu erschlossen. Bei dieser Maßnahme erhalten geblieben war das obere und hart am Bergfried vorbeilaufende Stück einer zweiläufigen Rampe, das ins Obergeschoss des barocken Wirtschaftsgebäudes führt. Dieses Gebäude ist einzig verbliebener Rest eines weiträumigen Ensembles landwirtschaftlich genutzter Nebengebäude und vermittelt durch seine hervorragende Holzarchitektur eine nachhaltige Vorstellung des Gestaltungsaufwandes, der auf Burg Kransberg damals auch bei Funktionsbauten betrieben wurde. Fachwerkbau von zwei Geschossen mit steilem Satteldach und einem in Achse zur Durchfahrt stehendem, mächtigem Zwerchhaus mit Mannfiguren und Türkenkreuzen. Der Laubengang des Obergeschosses, der eine reich verzierte Brüstung und mit geschnitzten Kopfknaggen verstrebte Pfosten aufweist, wird gestützt von drei kräftigen Pfeilern mit Sattelhölzern und geraden Kopfbändern.
Unter den Waldbott von Bassenheim wurde offenbar nicht nur das Schloss aufwändig renoviert, sondern auch das Umfeld der Wehranlage in Gestaltung genommen. So ist durch das „Instrumentum über der Mörler Marck Gräntzumbgang de Anno 1738“ überliefert, dass um 1688 zur Kehlbachseite hin ein mit Planken umfriedeter Tiergarten samt Hirschsprung angelegt worden war. 1694 wird des weiteren ein Lustgarten erwähnt. 1699 erfolgte die Weihe der Heilig-Kreuz-Kapelle, die mit dem Herrschaftssitz über die als Torso noch bestehende Hainbuchenallee verbunden ist. Bekannt geworden ist außerdem ein „muster zu einer schönen stiegen auff ein berg haus: Cransbergica“ aus der Zeit um 1716, das von Maximilian von Welsch stammt.
Ein neues Kapitel in der Baugeschichte der Burg wurde nach dem 1873/1875 erfolgten Kauf durch Baron von Biegeleben aufgeschlagen. Die unter Bassenheim bereits in Verfall gekommene Anlage wurde ab 1885 saniert und durch die Erweiterung des spätmittelalterlichen, wohl auf dem staufischen Palas fundierten Wohnbaus in eine stattliche und der Burgenomantik verhaftete Residenz umgewandelt. Nördlich an den Wohnbau angefügt wurde damals ein Winkelbau, durch den die Wirkung der Palasarchitektur zur Talseite hin eine erhebliche Steigerung erfuhr. Hofseitig bilden seine historisierend vielgestaltig durchfensterten Fassaden im Zusammenspiel mit dem gotischen und in Fachwerk aufgestockten Treppenturm, der Wehrmauer und dem darauf sitzenden Wartturm eine malerische Kulisse. Wiederbelebt wurde in Form eines Belvedere außerdem das neben der Gartenterrasse auf der Südostecke der Wehrmauer sitzende Scharwachttürmchen.
Im Winter 1939/40 wurde das Wohngebäude von Burg Kransberg nach Plänen von Albert Speer und Fritz Todt zwecks Nutzung als Hauptquartier für den Reichsaußenminister von Ribbentrop (eine andere Quelle nennt Reichskriegsminister Göring bzw. Heinrich Himmler) und dessen Offiziere umgebaut. Die zahlreiche Dienerschaft fand Unterkunft in den auf den Fundamenten der Wirtschafts- und Stallgebäude zweigeschossig (eventuell auch in Abbruchmaterial) erstellten Neubauten, deren Schlaf- und Aufenthaltsräume zweckdienlich geschnitten und standardisiert eingerichtet wurden. Nachträglich an den Dienerflügel angefügt wurde am südlichen Kopfende ein über eine Vorhalle erschlossener und durch seine konsolengestützte Decke und den großen Kamin atmosphärisch der mittelalterlichen Epoche angenäherte „Rittersaal“, der sich über ein Fensterband auf den Söller öffnet. Zur besseren Tarnung der Transport- und Verkehrsbewegungen neu angelegt worden war außerdem die vom nördlichen Dorfende hochkommende Fahrstraße, die im Bogen an die Westseite der Burg und an das damals in die Ringmauer eingebrochene Tor hinanführt. Grundlegender Bestandteil der unter militärischen Aspekten erfolgten Baumaßnahmen war der Einbau eines Bunkers im Bereich des unteren Burghofes mit ca. 20 Räumen für 74 Personen. Er ist über vier Eingänge, die durch Gasschleusen führen, zugänglich. So aus dem Nordteil des Hauptbaus, über den unteren Hof, am dorfseitigen Bunkerende und unter der neben der Sankt Nikolaus-Kapelle gelegenen Außentreppe (deren sorgsam angelegte Bruchsteinverkleidung, wie auch die übrigen im Burgbereich vorhandenen Maurerarbeiten, offenbar auf Todt als ausgewiesenen Spezialisten für Natursteinmauerwerk aller Art zurückgeht). Zwischen 1939 und 1945 waren zudem verschiedene Tunnel und Stollen als Fluchtwege aus dem Schloss zum Dorf bzw. auch in die weitere Umgebung geplant und zum Teil angelegt worden. In diesem Zusammenhang erfolgten noch im Dezember 1944 Gefangenentransporte aus dem Konzentrationslager Buchenwald sowie die Errichtung des KZ-Außenlager „Tannenwald“ zwischen Burgmauer und Friedhof. Hier waren bis März 1945 42 Häftlinge untergebracht, die für Tunnelbauarbeiten eingesetzt wurden.
Sankt Nikolaus-Kapelle
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde Holzburg, wenngleich vorerst inoffiziell, in seiner Rolle als kirchlicher Vorort durch Kransberg abgelöst (siehe Holzberg, Marienkapelle). Vollzogen wurde die Maßnahme durch den damaligen Stolberg-Königsteiner Amtmann Johann von Hattstein, der, da er des Kirchganges auf den Holzberg „über-drusig worden“, zunächst die Übersiedlung des Pfarrers nach Kransberg veranlasste und wenig später daselbst an Stelle einer alten Kapelle eine neue erbauen ließ. 1652-1875 erfüllte diese offiziell die Funktion der Kransberger Pfarrkirche. Ihr Schutzpatron war der Heilige Nikolaus. Diesem und den Heiligen Jakobus und Barbara wurde sie jeweils nach gründlichen Instandsetzungen einmal unter Kurmainz 1652 und unter Bassenheim 1711 (damals zusammen mit dem Friedhof) neu geweiht. Von den Bestattungen, die in dieser Kirche vorgenommen worden waren, zeugen die an der Mauer zur Burg aufgestellten Steine (darunter das Allianzwappen Bassenheim-Reiffenberg, das die vor dem Muttergottes-Altar für Graf Johann Maria Rudolph angelegte Gruft bezeichnete).
1883 wurde die Kapelle von dem damaligen Besitzer von Burg Kransberg, Baron von Biegeleben erworben und von dessen Witwe 1893-95 durch die erneut dem Heiligen Nikolaus geweihte Kapelle mit Familiengruft ersetzt. Als Architekt beauftragt wurde Maximilian Meckel. Unter Einbeziehung von Resten des Vorgängerbaus in neogotischer Gestalt mit abgewalmten Satteldach und hölzernem Glockentürmchen errichtete Kapelle. Der Außenbau gegliedert durch Strebepfeiler und durchbrochen von Spitzbogenöffnungen, die über dem frontalen Eingang und im Chor feines Maßwerk und insgesamt Buntverglasung aufweisen. Westlich des Chores angegliedert die Sakristei. Das kreuzgewölbte und fließend vom Andachts- zum dreiseitig geschlossenen Chorraum übergehende Innere durch den nachgezogenen Fugenschnitt, die Fassung der Gewölberippen samt Schlussstein und ein halbwegs umlaufendes, ornamentiertes Brüstungsband lebhaft farblich gestaltet. Bauzeitlich die gotischen Vorbildern nachempfundenen Kacheln. Über der Mensa der von Meckel entworfene Kreuzigungsaltar.
Der die Kapelle umgebende Friedhof wurde beim Einbau des Bunkers 1939/40 aufgehoben bzw. geräumt und durch den südlich oberhalb der Burg neu eröffneten Friedhof ersetzt. Vom Bestand des alten Kirchhofes erhalten ist der barocke Sockel des Kreuzes (mit neuem Corpus Christi, 1989 geweiht).
Burg Kransberg entstand an der Wende des 12. zum 13. Jahrhundert als Teil des umfangreichen Burgensystems, das die Staufer in und um die Wetterau zur Sicherung ihres Königsgutes errichten ließen. Erbaut wurde sie von dem Ministerialengeschlecht der Craniche von Cransberg, deren Mitglieder als Burggrafen von Friedberg und Reichsschultheißen in Frankfurt hohe Reichsämter inne hatten. 1221 wird sie als „Cranichsburc“ erstmals und 1246 oder 1250 im Zusammenhang mit einem Beholzigungsrecht, das sein Besitzer im Reichsforst „que dicitur Moilermarke“ von königlicher Hand erhielt, erneut genannt. Von 1310 bis 1433 waren Burg und Herrschaft Kransberg im Besitz der Herren von Falkenstein, unter denen die nun auch als „hus“ bzw. „slosz“ bezeichnete Feste verschiedentlich auch in Teilen verpfändet wurde. Über Eppstein (bis 1522), Eppstein-Königstein (bis 1532), Stolberg (bis 1581) kam sie an den Kurstaat Mainz, der die Herrschaft Kransberg inmitten des Dreißigjährigen Krieges den Waldbott von Bassenheim zunächst verpfändete, um sie diesen 1654 dann käuflich zu überlassen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Kleinstaat mediatisiert und ins Herzogtum Nassau eingebunden. Die Burg jedoch verblieb als Teil des Hausgutes weiterhin bis 1853 im Besitz der Reichsgrafen. 1866 ging sie aus nassauischem Bestand an den preußischen Staat über, der sie 1873/75 an Baron von Biegeleben veräußerte. Ab 1924 sah sie verschiedene private Eigentümer, so letztlich die Familie von Scheidlein, die bis zur Enteignung durch den Staat am 1. Oktober 1939 hier auch ein „Schlosscafé“ betrieb. Bis März 1945 war Burg Kransberg Bestandteil des von Albert Speer geplanten Führerhauptquartiers Adlerhorst in Langenhain-Ziegenberg (Schloss Ziegenberg, Wetteraukreis). Nach Ende des Zweiten Weltkrieges beherbergte es zunächst das britisch-amerikanische Vernehmungszentrum Dustbin und wurde anschließend bis 1989 zu nachrichtendienstlichen und militärischen Zwecken seitens der Bundesrepublik und der US-Army genutzt. 1992 kam es unter die Bundesvermögensverwaltung, die es 1994 in private Hand verkaufte.
Burg Kransberg erhebt sich über unregelmäßig dreieckigem Grundriss auf dem vom Wiesbachtal und Kohlbachgrund flankierten Kamm eines Bergrückens, der nach Südwesten hin im ansteigenden Gebirge aufgeht. Erscheinungsbild, Umfang und Funktionsgefüge des befestigten Sitzes wurden durch mehrere Umbauten im Lauf der Jahrhunderte stark verändert. Eine detailreiche Ansicht der Burg zur Zeit ihres 400jährigen Bestehens vermittelt die Abbildung im „Thesaurus Philopoliticus“ des Daniel Meisner (um 1625). Heute bestimmend wirken vor allem die Maßnahmen des späten 19. Jahrhunderts und diejenigen aus der Zeit 1939/40.
Der Kernbereich der Anlage mit Palas, oberem Burghof und westlichem Wirtschaftshof, war hermetisch umschlossen von Futter- und Ringmauer, welche im Bereich der heutigen Einfahrt einen geknickten Einzug aufwies. Nach Süden hin lagen in Riegelfunktion eine Wehrmauer und ein Halsgraben, zwischen denen der aus der Schloßstraße eintretende Erschließungsweg verlief. Teile des mittelalterlichen Mauerwerks noch erhalten. Die ursprüngliche strategische Situation im dortigen Bereich ist indes noch nicht geklärt, zumal der Rest bzw. das im Anfangsstadium neben dem Bergfried stehen gebliebene Stück einer Schildmauer sich in keinen schlüssigen Zusammenhang bringen lässt. Der auf Felsfundament gesetzte und zur Angriffsseite hin in einem erhöhten Halbrund ausgebildete Bergfried ist, wie die Ringmauer, aus vor Ort aus dem Fels gehauenem Material errichtet worden. Der Turm erhebt sich heute auf ca. 35 m Höhe und hat einen Durchmesser von 8 m bei 3 m Wandstärke. In das Mauerwerk eingelassen sind im oberen Bereich an drei Seiten axial angeordnete, rundbogige Öffnungen sowie der südöstlich vor der Schildmauer in 8 m Höhe liegende, viereckige Zugang.
Gegen Mitte des 17. Jahrhunderts wurde nach Aufschüttung des Halsgrabens ein zweiter Burghof angelegt und der gleichzeitig nach Süden hin verlängerte Wirtschaftshof durch einen Torbau (erbaut 1640 in Kurmainzer Zeit und nach 1654 geschmückt mit dem Bassenheimer Wappen) neu erschlossen. Bei dieser Maßnahme erhalten geblieben war das obere und hart am Bergfried vorbeilaufende Stück einer zweiläufigen Rampe, das ins Obergeschoss des barocken Wirtschaftsgebäudes führt. Dieses Gebäude ist einzig verbliebener Rest eines weiträumigen Ensembles landwirtschaftlich genutzter Nebengebäude und vermittelt durch seine hervorragende Holzarchitektur eine nachhaltige Vorstellung des Gestaltungsaufwandes, der auf Burg Kransberg damals auch bei Funktionsbauten betrieben wurde. Fachwerkbau von zwei Geschossen mit steilem Satteldach und einem in Achse zur Durchfahrt stehendem, mächtigem Zwerchhaus mit Mannfiguren und Türkenkreuzen. Der Laubengang des Obergeschosses, der eine reich verzierte Brüstung und mit geschnitzten Kopfknaggen verstrebte Pfosten aufweist, wird gestützt von drei kräftigen Pfeilern mit Sattelhölzern und geraden Kopfbändern.
Unter den Waldbott von Bassenheim wurde offenbar nicht nur das Schloss aufwändig renoviert, sondern auch das Umfeld der Wehranlage in Gestaltung genommen. So ist durch das „Instrumentum über der Mörler Marck Gräntzumbgang de Anno 1738“ überliefert, dass um 1688 zur Kehlbachseite hin ein mit Planken umfriedeter Tiergarten samt Hirschsprung angelegt worden war. 1694 wird des weiteren ein Lustgarten erwähnt. 1699 erfolgte die Weihe der Heilig-Kreuz-Kapelle, die mit dem Herrschaftssitz über die als Torso noch bestehende Hainbuchenallee verbunden ist. Bekannt geworden ist außerdem ein „muster zu einer schönen stiegen auff ein berg haus: Cransbergica“ aus der Zeit um 1716, das von Maximilian von Welsch stammt.
Ein neues Kapitel in der Baugeschichte der Burg wurde nach dem 1873/1875 erfolgten Kauf durch Baron von Biegeleben aufgeschlagen. Die unter Bassenheim bereits in Verfall gekommene Anlage wurde ab 1885 saniert und durch die Erweiterung des spätmittelalterlichen, wohl auf dem staufischen Palas fundierten Wohnbaus in eine stattliche und der Burgenomantik verhaftete Residenz umgewandelt. Nördlich an den Wohnbau angefügt wurde damals ein Winkelbau, durch den die Wirkung der Palasarchitektur zur Talseite hin eine erhebliche Steigerung erfuhr. Hofseitig bilden seine historisierend vielgestaltig durchfensterten Fassaden im Zusammenspiel mit dem gotischen und in Fachwerk aufgestockten Treppenturm, der Wehrmauer und dem darauf sitzenden Wartturm eine malerische Kulisse. Wiederbelebt wurde in Form eines Belvedere außerdem das neben der Gartenterrasse auf der Südostecke der Wehrmauer sitzende Scharwachttürmchen.
Im Winter 1939/40 wurde das Wohngebäude von Burg Kransberg nach Plänen von Albert Speer und Fritz Todt zwecks Nutzung als Hauptquartier für den Reichsaußenminister von Ribbentrop (eine andere Quelle nennt Reichskriegsminister Göring bzw. Heinrich Himmler) und dessen Offiziere umgebaut. Die zahlreiche Dienerschaft fand Unterkunft in den auf den Fundamenten der Wirtschafts- und Stallgebäude zweigeschossig (eventuell auch in Abbruchmaterial) erstellten Neubauten, deren Schlaf- und Aufenthaltsräume zweckdienlich geschnitten und standardisiert eingerichtet wurden. Nachträglich an den Dienerflügel angefügt wurde am südlichen Kopfende ein über eine Vorhalle erschlossener und durch seine konsolengestützte Decke und den großen Kamin atmosphärisch der mittelalterlichen Epoche angenäherte „Rittersaal“, der sich über ein Fensterband auf den Söller öffnet. Zur besseren Tarnung der Transport- und Verkehrsbewegungen neu angelegt worden war außerdem die vom nördlichen Dorfende hochkommende Fahrstraße, die im Bogen an die Westseite der Burg und an das damals in die Ringmauer eingebrochene Tor hinanführt. Grundlegender Bestandteil der unter militärischen Aspekten erfolgten Baumaßnahmen war der Einbau eines Bunkers im Bereich des unteren Burghofes mit ca. 20 Räumen für 74 Personen. Er ist über vier Eingänge, die durch Gasschleusen führen, zugänglich. So aus dem Nordteil des Hauptbaus, über den unteren Hof, am dorfseitigen Bunkerende und unter der neben der Sankt Nikolaus-Kapelle gelegenen Außentreppe (deren sorgsam angelegte Bruchsteinverkleidung, wie auch die übrigen im Burgbereich vorhandenen Maurerarbeiten, offenbar auf Todt als ausgewiesenen Spezialisten für Natursteinmauerwerk aller Art zurückgeht). Zwischen 1939 und 1945 waren zudem verschiedene Tunnel und Stollen als Fluchtwege aus dem Schloss zum Dorf bzw. auch in die weitere Umgebung geplant und zum Teil angelegt worden. In diesem Zusammenhang erfolgten noch im Dezember 1944 Gefangenentransporte aus dem Konzentrationslager Buchenwald sowie die Errichtung des KZ-Außenlager „Tannenwald“ zwischen Burgmauer und Friedhof. Hier waren bis März 1945 42 Häftlinge untergebracht, die für Tunnelbauarbeiten eingesetzt wurden.
Sankt Nikolaus-Kapelle
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde Holzburg, wenngleich vorerst inoffiziell, in seiner Rolle als kirchlicher Vorort durch Kransberg abgelöst (siehe Holzberg, Marienkapelle). Vollzogen wurde die Maßnahme durch den damaligen Stolberg-Königsteiner Amtmann Johann von Hattstein, der, da er des Kirchganges auf den Holzberg „über-drusig worden“, zunächst die Übersiedlung des Pfarrers nach Kransberg veranlasste und wenig später daselbst an Stelle einer alten Kapelle eine neue erbauen ließ. 1652-1875 erfüllte diese offiziell die Funktion der Kransberger Pfarrkirche. Ihr Schutzpatron war der Heilige Nikolaus. Diesem und den Heiligen Jakobus und Barbara wurde sie jeweils nach gründlichen Instandsetzungen einmal unter Kurmainz 1652 und unter Bassenheim 1711 (damals zusammen mit dem Friedhof) neu geweiht. Von den Bestattungen, die in dieser Kirche vorgenommen worden waren, zeugen die an der Mauer zur Burg aufgestellten Steine (darunter das Allianzwappen Bassenheim-Reiffenberg, das die vor dem Muttergottes-Altar für Graf Johann Maria Rudolph angelegte Gruft bezeichnete).
1883 wurde die Kapelle von dem damaligen Besitzer von Burg Kransberg, Baron von Biegeleben erworben und von dessen Witwe 1893-95 durch die erneut dem Heiligen Nikolaus geweihte Kapelle mit Familiengruft ersetzt. Als Architekt beauftragt wurde Maximilian Meckel. Unter Einbeziehung von Resten des Vorgängerbaus in neogotischer Gestalt mit abgewalmten Satteldach und hölzernem Glockentürmchen errichtete Kapelle. Der Außenbau gegliedert durch Strebepfeiler und durchbrochen von Spitzbogenöffnungen, die über dem frontalen Eingang und im Chor feines Maßwerk und insgesamt Buntverglasung aufweisen. Westlich des Chores angegliedert die Sakristei. Das kreuzgewölbte und fließend vom Andachts- zum dreiseitig geschlossenen Chorraum übergehende Innere durch den nachgezogenen Fugenschnitt, die Fassung der Gewölberippen samt Schlussstein und ein halbwegs umlaufendes, ornamentiertes Brüstungsband lebhaft farblich gestaltet. Bauzeitlich die gotischen Vorbildern nachempfundenen Kacheln. Über der Mensa der von Meckel entworfene Kreuzigungsaltar.
Der die Kapelle umgebende Friedhof wurde beim Einbau des Bunkers 1939/40 aufgehoben bzw. geräumt und durch den südlich oberhalb der Burg neu eröffneten Friedhof ersetzt. Vom Bestand des alten Kirchhofes erhalten ist der barocke Sockel des Kreuzes (mit neuem Corpus Christi, 1989 geweiht).