Die "Neue Herberg" war neben Dauborn und Eufingen die dritte, selbstänständige Siedlung der 1825 vereinigten Gemeinde. Erst im 19. Jahrhundert erfolgte der bauliche Anschluss. Die kurze und breite Straße führt am nördlichen Ortsausgang über die schon 1380 erwähnte Wörsbach-Brücke, um mit der Hessenstraße (Alte Selterser Straße) den Ort zu verlassen.
Von den rund 17 Gehöften stammen die ältesten aus der Zeit um 1700. Sie entstanden als Gast- und Umspannhöfe und sind zumeist verputzte Fachwerkbauten. An der Südseite schließt ein bemerkenswerter Vierseithof den Straßenraum ab, während oben eine geschlossene Reihe von Kleinbauten den Mühlgrabenrand besetzt. Die davorstehende Linde behauptet gegen den Straßenausbau einen geschichtlichen Dorfplatz. Die Neuherbergstraße ist eine Gesamtanlage vor allem aus siedlungsgeschichtlichen Gründen.
Nauheim war im Mittelalter Sitz eines Centgerichtes und Hauptort des Kirchenspieles Bergen (Berger Kirche). Im 14. Jahrhundert ging das Dorf im neuen Amt Kirberg auf. Die älteste Ortsstraße mag die ost-westlich verlaufende Oranienstraße gewesen sein, wenn auch danach die Neustraße als Fuhrweg zur "Hauptstadt" Diez bedeutender wurde. Im Schnittpunkt beider und bis zur Kirche an der Ostseite entwickelte sich die dörfliche Siedlung. An den Kreuzungsbereichen markieren Einzelbauten und Gehöfte das geschichtliche Straßennetz.
Aus denkmalpflegerischer Sicht ist dabei die Mittelstraße von besonderem Interesse, da sie seit dem 19. Jahrhundert keine wesentlichen Veränderungen erfahren hat und ihre eigentümliche Charakteristik behielt. Bestimmend für den Verlauf der Gasse und die unregelmäßigen Hausfluchten war der bis um 1898 offene Bachlauf, der ursprünglich den Ort an der Südseite abschloss. Da genügend Platz zur Verfügung stand, konnten die Wohnhäuser in der Regel traufständig errichtet werden. Einige von ihnen, Nr. 9, 10, 13, zeichnen sich durch hohe Mansarddächer aus, die in der Zeit um 1800 hier offenbar vorbildlich wurden. Die Gesamtanlage umschließt weiterhin einen kurzen Abschnitt der Neustraße, wo mit den Kleinbauern- und Tagelöhnerhäuschen Nr. 20-26 die von Armut geprägte Dorferweiterung des 19. Jahrhunderts deutlich wird.
Der 779 erstmals erwähnte Ort gehörte vom 15. bis 18. Jahrhundert zur Herrschaft Idstein und Diez.
Als reines Straßendorf ist Neesbach eines der wenigen Beispiele dieser Siedlungsform im Kreis. Die Langgasse ist Teil der Hessenstraße in einer nach Osten hin offenen Senke des Baches zwischen zwei Hügelrücken. Westlich kreuzt die noch frühere Hünerstraße. Die Gesamtanlage umfasst den größten und älteren Abschnitt etwa zwischen Hohl- und Erlenweg. Südlich der Straße liegen die angrenzenden Wiesenparzellen, die durch einen Graben hinter der Scheunenreihe entwässert werden. Im Norden sind Hausgärten und Wiesen durch einen Feldweg abgeschlossen, oberhalb dessen die Flurstreifen freibleiben sollten. Die siedlungsgeschichtliche Nutzung der geschützten Senke erklärt die Anlage von eng gereihten, giebelständigen Wohnhäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Selten und meist später entstanden auch andere Hofformen. Unterbrochen wird diese Reihung nur durch die zurückgesetzte, kleine Barockkirche. Sie enthält die Fundamente einer mittelalterlichen Kapelle.
Gegen einzelne Neubauten behauptet sich im Bereich der Gesamtanlage der Eindruck eines Ortsbildes von dichter historischer Substanz mit einigen guten Fachwerkbauten. Darunter die Langgasse 51 (neuerlich verändert) und Langgasse 76.
Die ausgewiesene Gesamtanlage umfasst im wesentlichen die Vorderstraße selbst bis zum ehemaligen Kreuzplatz sowie anschließende Abschnitte der Unter- und Schloßstraße. Durch Neubauten an der Südseite des Marktes und an der Pfarrgasse ist die Verbindung vom Markt zum Kirchhof unterbrochen. Ebenfalls trennt eine weite Leerfläche die Schlossruine vom Ort. Die Vorderstraße beginnt am ehemaligen Obertor mit einem großen, den Kreuzungsbereich prägenden Vierseithof. Sie weist größtenteils giebelständiWohnhäuser auf. Die ältesten häufen sich an der östlichen Hälfte (Brand vor 1900 an der westl. Hälfte). Städtischen Charakter haben darunter die Bauten Nr. 18, 17 und 35/37.
Niedershausen gehörte bis 1492 zur Grafschaft Solms, kam dann an Nassau-Beilstein und 1621 an Nassau-Diez. Nach zwei Brandkatastrophen 1624 und 1685 wurde das einst größte Dorf der Gerichtsherrschaft Beilstein in bescheidenerem Umfang wieder aufgebaut.
Der alte, als Gesamtanlage ausgewiesene Ortskern liegt keilförmig in der Talsenke zwischen dem zwangsläufig schon früh regulierten Kallenbach und der Löhnberger Straße am östlichen Bergrücken. Im Norden schließt die Backhausstraße diesen Ortskern ab. Während die Randbebauung östlich der Hauptstraße in die Gesamtanlage einbezogen werden kann, ist dies an der Bachstraße nur noch teilweise möglich. Durch die beengte Lage zwischen Bach und Osthang entstand eine gedrängte, im 19. Jahrhundert weiter aufgesplitterte Parzellenordnung. Sie ließ keine Gassen zu, sondern ausschließlich ein System von Geh- und Fahrrechten zur Regelung der Nachbarschaft. Hoch über der mittleren Hauptstraße bekrönt die klassizistische, auf Gesamtwirkung bedachte Saalkirche den Ort. Niedershausen besitzt keine einheitlichen Haus- oder Hofformen, sondern ein vielfältiges, unter besonderen Bedingungen gewachsenes Siedlungsbild.
Selters liegt unmittelbar an der Lahn über einer weiten Flussschleife. Der landschaftlichen Einbettung entspricht ein in seinem Kern gut erhaltenes, geschichtliches Ortsbild.
Auf das Vorhandensein einer mineralischen Quelle verweist bereits der Name "Saltrissa" im Lorcher Codex von 832, während das Dorf erstmals 1257 Erwähnung fand. Gebiets- und kirchengeschichtlich unterstand Selters als Teil der alten Dalheimer Cent immer dem nahen Weilburg. Eine wichtige Verkehrsverbindung war die traditionelle Flussfähre nach Löhnberg.
Die Gestalt der Haufensiedlung folgt eng den natürlich-topographischen Gegebenheiten. Sie schmiegt sich im Westen an das Lahnufer und reicht im Südosten an den steil ansteigenden Bornberg. An der flachen Nordostseite verlief ein Bachgraben, jenseits dessen Gebück und Gärten das Vorland sicherten. Anstelle dieses Grabens entstand um 1850 als erste Dorferweiterung die einseitig bebaute Neugasse mit kleinen Haken- oder Streckhöfen.
Die gewundene Bergstraße durchzieht das Siedlungsdreieck von seiner Ostspitze zur Lahn hin und wird im unteren Teil von der bogenförmigen Kirchstraße ergänzt.
Ein ungewöhnlich regelhaftes Element bildet der rechteckige Freiraum an der Kirchgasse mit der barocken Dorfkirche. Der Platz war ursprünglich vielleicht Allmende. Der Friedhof lag schon im 16. Jahrhundert am Ortsrand, und der Dorfmittelpunkt mit Brunnen und Schule befand sich an der Einmündung der Kirch- in die Bergstraße. Innerhalb des Altdorfes stehen zumeist Winkelhöfe mittlerer Größe, dem Gelände und der Dreieckform eingepasst.
Auch später behielt das Dorf einen Rand mit Hausgärten und -äckern. Hier und an der Lahnuferzone sind jedoch vielfach Neubauten eingedrungen. Die Gesamtanlage umfasst daher den ungestörten Kern, wie er sich um 1800 darstellte. Einbezogen wurde ein Teil der oberen Neugasse. Unter den älteren Fachwerkhäusern ist das ehemalige Pfarrhaus der bemerkenswerteste Einzelbau.
„LAHNTALBAHN (III)“
017.1 Nassau — Limburg a.d.Lahn
Streckeneröffnung: 05.07.1862
Streckenlänge: 26,39 km
017.2 Limburg a.d.Lahn — Weilburg
Streckeneröffnung: 14.10.1862
Streckenlänge: 29,14 km
017.3 Weilburg — Wetzlar
Streckeneröffnung: 10.01.1863
Streckenlänge: 23,03 km
Bauherr/Betreiber: Nassauische Eisenbahn (bis 1866); Preußische Staatseisenbahn
Streckennummer (DB): 3710
Der Bahnanschluss Wiesbadens durch die "Taunusbahn" (Nr. 001) 1840 und die folgende Planung einer Verbindung der naussauischen Residenzstadt rheinab bis Oberlahnstein (Nr. 012) hatten auf Betreiben der Gemeinden im Lahntal das Anschlussprojekt einer Bahnlinie von Oberlahnstein ostwärts nach Wetzlar ausgelöst, das der belgische Eisenbahningenieur Frans Splingard 1849-51 entwarf. Zunächst verhielt sich die nassauische Regierung dazu ablehnend (1853), da sie auf Staatskosten den Ausbau der Lahn als Wasserstraße gefördert hatte. Da aber der Güterverkehr rasch die Lahnschifffahrt überforderte und zudem Preußen eine nördliche Verlängerung jener Rheintalstrecke durch eigenes Gebiet verzögerte, erteilte Nassau schließlich 1857 (31. März) der inzwischen gegründeten „Nassauischen Rhein- und Lahn Eisenbahn-Gesell-schaft“ eine Konzession zum Bau der „Lahntalbahn“. Der einheimische Baurat Haas musste die bisherigen Pläne überarbeiten, und bereits 1858 (1. Juli) konnte der Streckenabschnitt zwischen Oberlahnstein und Bad Ems als erstes Teilstück (=13 km) eröffnet werden. Mit weiterem war jedoch das private Bahnunternehmen finanziell überfordert, und die drei restlichen Abschnitte sind ab 1861 als nassauische Staatsbahn ausgeführt worden. Verantwortlich dafür blieb der 15 Jahre bei der "Pfälzischen Ludwigsbahn“ tätige Limburger Moritz Hilf, der die Frans Splingard-Haas'sche Trasse erneut revidierte, um kürzere Fahrzeiten zu erreichen. Nach insgesamt fünfjähriger Bauzeit galt die Lahntalbahn“ 1863 als vollendet (Gesamtkosten 15,2 Mio. Gulden). — Mit 18 Tunnels (Gesamtlänge mehr als 6 km) und neun großen Brücken bleibt Hilfs Werk eine der bedeutenden Leistungen hessischer Ingenieurkunst. Fortan war der Direkttransport der Lahnerze ins Ruhrgebiet möglich, und auch die preußische Montanindustrie um Wetzlar profitierte von der Ost-West-Trasse, die durch zweites Gleis (1875-80) und tragfähigere Brücken(1920-30) später leistungsfähiger, durch Nebenbahnen im Tal von Kerkerbach und Weil (Nrn. 045, u. 057; 1886 u. 1891) ergänzt wurde. — Die Bahnlinie ist zumeist nur knapp oberhalb des Lahnwasserspiegels, entlang der Kurven oft eingekerbt ins felsige Steilufer oder — wo kein Platz blieb — durch die Uferberge geführt. Als ihr Hochbauarchitekt gilt in der Frühzeit der Diezer Heinrich Velde, auf den — wie bei der "Rheintalbahn" (Nr. 012) — die neoromanisch/gotischen Tunnelfassaden, die einst beiderseits der Flussbrücke stehenden Zwillingstürme und die standardisierten Bahnstationen bzw. Bahnwärtergebäude zurückgehen. Die Strecke besticht durch landschaftliche Abwechslung und technischen Reiz, zumal sie nicht elektrifiziert und ihrer traditionellen Signal- bzw. Telegrafenmaste nicht beraubt wurde.
Die Bergrechte auf Roteisenstein wurden erstmals 1829 verliehen und gingen 1887 an die Fa. Krupp in Essen, die 1906 weiter nördlich einen neuen Stollen auffahren ließ. Die kleine Zechenanlage ist charakteristisch für den Bergbau an der mittleren Lahn. Vorne steht das sog. Brückenhäuschen mit dem Krüppelwalmdach, versetzt dahinter die offene Erzaufbereitungshalle und darüber die Schlosserei und Schreinerei. Von der in den Hang gesetzten Waschanlage der 1930er Jahre existieren die Außenmauern aus Beton und Backstein und vieles mehr.
Schloß und Altstadt innerhalb der Flussschleife bilden eine geschichtlich und künstlerisch begründete Gesamtanlage. Die Lahn mit ihren Ufermauern und Wasserbauwerken ist Teil dieser Gesamtanlage. Im Bereich der Landbrücke definieren die untere Orangerie, das Landtor sowie der Mühlberg eine klare Grenze zur Stadtfortsetzung des 19. Jahrhunderts.
Einer punktuellen Bebauung der Westseite im 19. und frühen 20. Jahrhundert folgten die Umwandlung der Lindenallee in eine Straße und die Anlage eines Sportplatzes auf der Au im Lahnknie. Der Bau des mittleren Parkdecks beseitigte die großen Gartenterrassen des 18. Jahrhunderts. Die verbliebenen Baumbestände, Wiesen und Nutzgärten sind, ihrer geschichtlichen und städtebaulichen Bedeutung entsprechend, als denkmalwerte Grünflächen ausgewiesen.
Die Altstadt selbst besitzt noch fast geschlossen den in der Residenzzeit gewachsenen Häuserbestand. Bauten des frühen 17. oder gar 16. Jahrhunderts sind dagegen kaum nachweisbar. Erst um 1900 wurde die traditionelle Zweistöckigkeit vereinzelt durchbrochen. Das Bild der Gassen ist nicht einheitlich, sondern von malerischer Zufälligkeit. Trauf- und giebelständige Bauweise, tagelöhnerähnliche Kleinbehausungen und stattliche Bürgerbauten wechseln in loser Folge. Die einmal vorhandene, farbige Fachwerkstadt war nach Ablauf des 19. Jahrhunderts unter einem geschlossenen Kleid von Putz und Schiefer verschwunden. Freilegungen decken daher meist sinnvoll verborgene Bauänderungen auf. Regelmäßigkeit und hoheitliche Ordnung der Barockzeit bieten noch der Marktplatz und die lange Häuserfront "Über dem Hainberg." Dagegen steht der bauliche Niedergang der Neugasse. Hier hatte Rothweil eine repräsentative Bürgerstraße unter Verwendung des traditionellen, heimatlichen Fachwerks verwirklicht. Von 12 Doppelhäusern existiert nur noch die Hälfte und oberhalb der Erdgeschosse. Nach 1960 wurden Häuser vollständig ersetzt. Erhaltene Einzelbauten besitzen daher einen hohen Dokumentarwert.