Umfangreicher Mühlenhof am Emsbach nordöstlich des Dorfes. Erste Erwähnungen datieren von 1326 und 1344. 1728 ließ die Gemeinde das Wohn- und Betriebsgebäude sowie den Stall errichten, woran eine Tafel an der Außenwand unterhalb einer (jetzt leeren) Bildnisnische erinnert: innerhalb einer Rollwerkkartusche steht neben der Jahreszahl eine von Palmwedeln begleitete Linde. Die Gebäude wurden mehrfach, Anfang des 19. Jahrhunderts und vor allem in den 1880er Jahren erweitert und verändert.
Wohn- und Betriebsgebäude: Westöstlich orientierter Mischbau aus Bruchsteinmauerwerk mit Fachwerkobergeschoss und Krüppelwalmdach. Eventuell ältere Kellergewölbe. Hofseitig eine zweiflügelige biedermeierliche Haustür mit erhaltenen Beschlägen. Nördlich wurde später ein kleiner Wohntrakt angefügt (Satteldachbau mit Drempel).
Stalltrakt: Weitgehend unveränderter Bruchsteinbau des 18. Jahrhunderts mit Fachwerkobergeschoss, der den Hof an der Nordseite abschließt. Charakteristisch die mächtigen, aus je zwei Werksteinen gebildeten Ochsenaugenfenster der Stallungen.
Scheune: Großer, mehrfach erweiterter und veränderter Bruchsteinbau an der Ostseite des Hofes. Das ältere, linke Tor mit Zierleisten.
Die Mühle enthält einen umfangreichen Bestand betriebstechnischer Einrichtungen aus unterschiedlicher Zeit. Die ungewöhnliche Ausstattung ist Teil des Kulturdenkmals.
Der bis um 1800 geschlossene und gesicherte Ort besaß etwa die Form eines Ovals, das im westlichen Teil von der Landstraße Richtung Hadamar durchschnitten wird. Backhausgasse und Obergasse bilden einen Ring auf dem nach Osten ansteigenden Gelände, westlich gehörte ein kurzer Abschnitt der Hintergasse dazu. An der Südseite setzte der heute weitgehend verrohrte Bornbach eine natürliche Grenze, während an der Weidestraße schon im 17. Jahrhundert eine kleine Erweiterung nach Norden eingesetzt hatte. Unmittelbar an der Durchße steht erhöht auf felsigem Gelände über Stützmauern der stattliche, romanische Kirchturm - Überrest des ehemaligen Wehrkirchhofs, der der Bevölkerung Offheims neben der äußeren Umfriedung Schutz bot. Die ältesten erhaltenen Hofreitenhäuser entstammen noch dem 17. Jahrhundert. Sie liegen meist traufständig und nicht, wie nach dem Dreißigjährigen Krieg üblich, giebelständig an den Gassen. Eine weitere örtliche Eigenart ist offenbar auch die dichte Fachwerkgestaltung mit kleinen Gefachen und Mannformen ohne Kopfwinkelhölzer. Um 1900 wurden zahlreiche Wohnhäuser in Ziegelmauerwerk ersetzt oder umgebaut. Diese Backsteinbauten sind heute meist verputzt und wurden oftmals ihrer Gliederungs- und Dekorformen beraubt. Auffällig oft erfolgten um 1930 der Um- oder Ausbau der Fachwerk- und Bruchsteinscheunen sowie der Neubau vieler Großscheunen in einfachen, unverputzten Ziegelsteinkuben mit kleinen runden Lüftungsöffnungen und Stichbogentoren. Sie prägen noch große Teile des Ortsbildes. Weitgehende bauliche Eingriffe in die Gestalt des Ortskerns wurden in den letzten Jahrzehnten vorgenommen. Im Ortsinneren eliminierte um 1970 der ausgedehnte Neubau von Kirche und Gemeindezentrum eine der ältesten Partien des Dorfes, zudem wurde die südlich liegende Alte Schule von 1858 im Jahr 1975 abgebrochen. Unweit wurde durch die Anlage einer Bushaltestelle und Parkplatzes die ortsbildlich wichtige Einmündung der Hinter- in die Untergasse entwertet. Zu diesen bedauerlichen größeren Eingriffen gesellen sich eine Reihe Einzelbauten, die in Gestaltung und Kubatur wenig Rücksicht auf die historischen Strukturen nehmen. Nichtsdestotrotz besitzt unter den sieben Stadtteilen Limburgs Offheim zusammen mit Dietkirchen noch die meisten historischen Bauten.
Die ausgewiesene Gesamtanlage umfasst Teile des ältesten Ortskerns, wie er etwa noch um 1800 bestand. Die Backhaus- wie auch die Obergasse besitzen noch einen beachtlichen hiHaus- und Baubestand. Am östlichen Borngassenlauf ("Im Kompf") erstreckt sich noch eine schützenswerte, entsprechend markierte Hausgartensituation. Hervorzuhebende Teile der Gesamtanlage sind:
Backhausstraße:
Nr. 4: Schlichtes, um 1900 errichtetes Postamtsgebäude, heute verputzt
Nr. 5: Verputzter Fachwerkbau des 18. Jahrhunderts
Nr. 10: Um 1930 erbauter, heute verputzter Backsteinbau. Die zugehörige Scheune enthält Altteile der Zeit um 1600
Nr. 14: Wohnhaus um 1900, große Backsteinscheune
Nr. 18: Die traufseitige Fachwerkwand zeigt eine schlichte Konstruktion des 18. Jahrhunderts, wobei der mächtige Eckständer mit Schachbrettfries und Kerbschnitzerei des ersten Drittels des 17. Jahrhunderts verblieb oder in Zweitverwendung eingesetzt wurde; Backsteingiebel 19. Jahrhundert
Nr. 24: Dreizoniger Fachwerkbau des 18. Jahrhunderts mit ortstypischem Gefüge vor allem der Hofseite. Erdgeschoss in Backsteinmauerwerk erneuert. Im Bestand gefährdet
Obergasse
Nr. 2: Charakteristische, kleinbäuerliche Hofanlage aus einem um 1800 errichteten Fachwerkhäuschen und einer späteren Ziegelscheune mit altem Tor
Nr. 10: Über dem im 19. Jahrhundert verstärktem Erdgeschoss verputzte Fachwerkkonum 1700
Nr. 11: Im Kern ein Fachwerkbau des 18. Jahrhunderts mit ursprünglich wohl geschweiftem Giebel mit erneuertem Erdgeschoss und einheitlichem Verputz. Scheune in Straßenlage. Im Bestand gefährdet
Nr. 16: Hofreite des 17./18. Jahrhunderts. Das verputzte Wohnhaus mit alter Befensterung und steilem Dach weitgehend ungestört, die Scheune hofseitig verputzt, das auf der Rück- und Giebelseite sichtbare dichte Fachwerk von beachtlicher Qualität
Nr. 17: Wohnhaus der Zeit um 1900 mit barockisierender Putzrahmung der Fenster, große Backsteinscheune mit Fachwerkgiebel
Untergasse:
Nr. 16: Um 1700 erbaute, dann erweiterte Hofreite. Ältere Fachwerk- sowie Backsteinscheu
Weidestraße:
Nr. 2: Das Wohnhaus ein zeittypischer Ziegelbau des späteren 19. Jahrhunderts mit jüngst errichtetem störenden Windfanganbau. Mit dem gegenüberliegendem Haus Nr. 3 von wichtiger straßenräumlicher Wirksamkeit
Nr. 3: Das Wohnhaus ist ein teilverputzter Ziegelbau mit Friesen und Gliederungselementen aus Formsteinen; Zwerchhaus in Eisenlettern beschriftet: "19MM12"
Nr. 5: Verputzter Fachwerkbau mit beidseitigem Krüppelwalmdach, errichtet um 1800. Rückärtig kleine Bruchsteinscheune am Nordrand der Parzelle sowie sehr große Backstein.
Die ausgewiesene Gesamtanlage umfasst die den Schulplatz umgebende Bebauung des alten Ortskerns sowie des anschließenden Abschnitts der Diezer Straße. Es handelt sich dabei überwiegend um kleinere bis mittelgroße Wohnhäuser in Fachwerk- oder Backsteinbauweise des 18. bis frühen 20. Jahrhunderts.
Die einzelbauliche Entwicklung der Nachkriegszeit hat das ursprünglich sehr eindrucksvolle, geschlossene Siedlungsbild der Lahnseite aufgelöst. Vereinzelte Abbrüche haben Platz- und Straßenwände geöffnet und gekürzt. Um 1970 verschwand die Hofanlage zwischen Diezer Straße 14 und 22, in noch jüngerer Zeit die Scheune des Anwesens Diezer Straße 26 aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Nicht als Einzeldenkmäler ausgewiesen, jedoch gesondert hervorzuheben sind folgende Wohnhäuser:
Lahnstraße 1: Verkleideter Ziegel- und Fachwerkbau um 1900 mit profilierten Sparrenköpfen. Stil- und zeitverwandt mit dem benachbarten Rathaus.
Schulplatz 2/31: Verputzte Fachwerkbauten um oder vor 1800 mit teilweise ursprünglichen Paarfenstern. Das Haus Nr. 31 wahrscheinlich das ältere.
Schulplatz 9: Das evangelische Pfarrhaus entstand als spätklassizistischer Zweckbau im Jahr 1877, der durch die spätere Verputzung und Entfernung der Schlagläden noch strenger wirkt.
Schulplatz 17: Der modernisierte und verkleidete Fachwerkbau an der Hanggrenze zur Lahn stammt noch aus dem 17. oder sogar 16. Jahrhundert.
Die Gesamtanlage Altstadt und Frankfurter Vorstadt umfasst die Fläche innerhalb des ehemaligen Mauerberings der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, den Bereich der zum Teil noch durch Bauten der Zeit um 1700 geprägten Frankfurter Vorstadt sowie die beidseitige Bebauung der entlang der ehemaligen Befestigungsanlage verlaufenden Grabenstraße aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Hier zeigen sich eine außerordentliche Vielfalt historischer Bauwerke und städtebaulicher Strukturen, die den besonderen Schutz dieses Bereichs bedingen.
Topographisches Zentrum des Altstadtensembles ist der Lahnfelsen hoch über dem Fluss, der mit Burganlage und ehem. Stiftskirche die früheren geistlichen wie weltlichen Regimente unmittelbar augenfällig über die städtischen Bauten am Berghang erhebt. Felsen, stauferzeitliche Kirche und Burganlage verschmelzen in der Fernsicht und bilden zusammen Stadtkrone und monumentales Wahrzeichen Limburgs.
Bereits im frühen Mittelalter war die gesamte Hochfläche ummauerter und turmbewehrter Burgdistrikt, zu dem der westliche Eulenturm (etwa zwischen Domstraße 8-10 und 9 gelegen, 1569 abgerissen) den wohl einzigen Zugang bot. Hier fanden sich neben den Wehr- und Burggebäuden im engeren Sinn der Vorgängerbau des heutigen Domes, Stiftsgebäude sowie etliche Burgmannenhöfe. Im Lauf des Mittelalters zog sich "die Burg" auf den heutigen Bereich zurück und wurde mit einer Zugbrücke vom restlichen Areal abgetrennt - nach dem vollständigen Übergang der Herrschaft an Kurtrier ab 1420 diente sie hauptsächlich als Amtsburg, Wirtschaftshof und Wohnsitz der jeweiligen Verwalter.
Von den zahlreichen Burgmannenhöfe im westlichen Bereich des Felsplateaus verblieben die Anwesen derer von Staffel (Domplatz 7) sowie der Waldboten von Pfaffendorf (heute Diözesanmuseum, Domstraße 12) in adeliger bzw. patrizischer Hand, während Domplatz 4 und 5 bereits im 14. Jahrhundert durch Schenkungen in den Besitz des Stifts gelangten Auf der Nordseite des Burgbereichs verfielen dagegen die meisten der übrigen Anwesen im Verlauf des 16. und 17. Jahrhunderts und wurden niedergelegt - das letzte noch 1857. Erhalten blieben hingegen die zu den Liegenschaften gehörenden geräumigen, ursprünglich jeweils ummauerten Garten- und Hofareale, die im 19. Jahrhundert der Erweiterung des seit alters vor der Domwestfassade gelegenen Friedhofes dienten. Nach dessen Auflassung wurde der gesamte Bereich in eine kleine Parkanlage mit einigen erhaltenen Grabdenkmälern umgewandelt. Diese Grünfläche prägt im Zusammenspiel mit dem großen gepflasterten Domvorplatz das heutige, sehr offene Erscheinungsbild des Bergplateaus, welches durch die plastisch gegliederte und farbig artikulierte Baumasse der ehem. Stiftskirche absolut dominiert wird. Daneben treten die anderen Bauten: die Karnerkapelle St. Michael, die genannten ehemaligen Burgmannenhöfe und Stiftshäuser sowie zwei Bauten des frühen 20. Jahrhunderts (Dompfarrhaus, Domplatz 3; Domküsterhaus, Domplatz 6) in ihrer Platzwirkung weit zurück. Einen eigenen, in sich abgeschlossenen Bereich bildet der angrenzende Burghof mit seinen heterogenen Bauten des 13. bis 18. Jahrhunderts am östlichen Ende des Felssporns.
Sämtliche Freiflächen des Domberges mit Domstraße, Domplatz, Gelände des ehemaligen Friedhofs sowie dem Burghof sind als potentielle archäologische Fundstätten zu behandeln und zu schützen. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die heutigen großen Bereiche im westlichen Teil des ehemaligen Burgplateaus, ist hier nicht nur mit zahlreichen Befunden zu den heute vollständig verschwundene Burgmannenhöfen des späten Mittelalters zu rechnen, sondern auch mit Hinweisen auf die vorangehende früh- und hochmittelalterliche Bebauungstruktur.
Im Kontrast zur weiträumigen Anlage des ehemaligen Burg- und Stiftsbereiches ist das heutige Altstadtbild überwiegend geprägt von sehr dichter Bebauung enger Straßenzüge mit meist giebelständigen, oftmals reich verzierten und farbig gefassten Fachwerkfassaden sowie einigen stattlichen Massivbauten mit Treppengiebeln. Zwei Entwicklungen sind hierfür verantwortlich zu machen: zum einen wurde die offenere Bebauungsstuktur des 12. und 13. Jahrhunderts vor allem durch die Besetzung ursprünglich weiträumiger Marktplätze mit inselartigen Baublöcken zunehmend verdichtet. So wurde der große offene Marktbereich auf dem Areal Fischmarkt -Rütsche-Fahrgasse-Brückengasse im Verlauf des 14. Jahrhunderts durch Erweiterung und Überursprünglich wohl kleiner Verkaufsbuden mit größeren Häusern besetzt. Es entstanden zwei Baublöcke (Fischmarkt 8-12 und Rütsche 6-10) sowie Rütsche 2-4 (Ersatzbau von 1976 dreier Anwesen des 14. Jahrhunderts), die nur noch die eng gefassten Plätze von Fischmarkt, Brotmarkt (nördliche Hälfte der Fahrgasse) sowie Schuh- und Klattermarkt auf dem Gelände zwischen Brückengasse und Römer frei ließen. Zum anderen nutzten die Besitzer die Grundstücksflächen zunehmend stärker aus und bebauten zuvor als Hofräume fungierende Bereiche. So kam es im Verlauf des Mittelalters bis in die Barockzeit hinein zur oftmals fast vollständigen Überbauung der vielen schmalen, jedoch meist sehr tiefen Parzellen durch Vorder- und Hinterhäuser sowie zur Errichtung mehrgeschossiger hoher Bauten auf recht kleinen Grundstücken.
Obwohl es vor allem entlang der westlichen Partie der Stadtmauer noch größere, als Gärten genutzte Freiflächen gab, wurden diese nicht überbaut - offenkundig war die Nähe zu den Handelsstraßen und Marktbereichen wichtiger. Letztendlich beschränkte erst das 19. Jahrhundert mit strengen Regeln die weitere Verdichtung.
Die Handelswege, deren wichtigster von Köln über Limburg nach Frankfurt führte, nutzten die steinerne Brücke, die gegen 1340 den hölzernen, weiter östlich gelegenen Übergang ersetzte, und wurde als "Fahrgasse" zum Teil des Straßennetzes. Die wichtigsten städtischen Ein- und Ausgänge waren neben den äußeren und inneren Brückentürmen die beiden Diezer Tortürme Richtung Koblenz bzw. die Hammerpforte für die Straße nach Mainz und Frankfurt. Die Handelsstraßen verbanden sich mit den innerstädtischen Gassen, die sich weitgehend parallel entlang der Höhenlinien des Domberges in terrassenförmigen Stufungen mit Verbindungswegen und -treppen in der Falllinie entwickelt hatten. Viele der Straßenzüge selbst sowie einige platzartige Ausweitungen der Straßenräume und Kreuzungsbereiche dienten als Märkte unterschiedlicher Waren und Produkte. Jüngere Forschungen haben gezeigt, dass viele der heutigen Straßenbezeichnungen der Altstadt zwar eine alte Tradition haben, aber in ihrer Lage nicht oder nur teilweise mit den früheren Standorten der Märkte übereinstimmen. So zog sich etwa der "Kornmarkt" bis tief in die Salzgasse hinein und der "Salzmarkt" befand sich auf der Straßenplötze und an der Einmündung der westlichen Böhmergasse.
Der Bestand der einzelnen Baudenkmäler ist äußerst reich und vielfältig und umfasst Massiv- wie Fachwerkbauten vom späten 13. bis zum 19. Jahrhundert Frühneuzeitliche Fachwerkhäuser überwiegen bei weitem, die jedoch fast durchgängig die steinernen Gewölbekeller, zudem oft noch bedeutende Gefügepartien bzw. wieder verwendbare Einzelhölzer der mittelalterlichen Vorgängerbauten bewahren. Erklären läßt sich dies durch die sich zunehmend verschlechternden ökonomischen Verhältnisse der Limburger Bürgerschaft aufgrund des wirtschaftlichen wie politischen Niedergangs der Stadt seit der Mitte des 14. Jahrhunderts. So konnten sich die meisten Familien keine vollständigen Neubauten leisten, sondern begnügten sich in vielen Fällen mit der repräsentativen Neugestaltung der sichtbaren Frontseiten und der Instandsetzung des Irreparablen. Falls es doch zu Abbrüchen kam, wurde noch gut erhaltenes Bauholz aufgehoben und wieder verwendet, da jedes Stück Eichenholz teuer "importiert" werden musste, weil Limburg keinen eigenen Stadtwald besaß.
Auf dem Areal der Gesamtanlage finden sich sechs Fachwerkhäuser, die nachweislich kurz nach dem großen Stadtbrand von 1289 entstanden sind (Römer 1 (Nordteil) und 2-4-6, Rütsche 11 und 15, Kleine Rütsche 4, Bergstraße 7) sowie eine große Zahl von Gebäuden mit erhaltenen Gefügepartien des 14. Jahrhunderts und 15. Jahrhunderts. Es ist abzusehen, dass bei zukünftigen Untersuchungen weitere Fachwerkbauten aus dieser Zeit gefunden werden können. Darüber hinaus darf davon ausgegangen werden, dass die überwiegende Mehrzahl der Kellergewölbe älteren Bebauungsphasen - allerdings meist erst nach dem Stadtbrand von 1289 - entstammen und bei Neuerrichtung oder Renovierung der Häuser übernommen wurden; so ragen bei einigen Bauten Keller unter den Straßenraum (Rütsche 11 und 15, Brückengasse 12, Römer 4, In der Erbach 4) und verweisen so auf ältere Bebauungsstrukturen. Neben den gemauerten Gewölben, die zumeist von der Straße oder dem rückwärtigen Hofraum sowie oft zusätzlich durch eine Falltür vom Inneren des Hauses aus zu betreten waren, findet sich auch aufgehendes Bruchsteinmauerwerk, das von weitaus älteren Vorgängerbauten übernommen wurde (u.a. Rütsche 3 und 5, Brückengasse 2, Fahrgasse 5, Salzgasse 15 und 18, Plötze 22-23, Salzgasse 18, Fischmarkt 6 und 7, Kolpingstraße 1, Plötze 14 und 16).
Wie bereits angedeutet, wurden fast ausnahmslos die Hausfassaden zwischen dem späteren 15. Jahrhundert und dem Ende des 17. Jahrhunderts ausgetauscht; zu den wenigen Ausnahmen gehört die nördliche Traufseite des Hauses Römer 2-4-6, dessen "veraltete" Wandständerkonstruktion von 1289 jedoch durch die Bauzeile Brückengasse 13-17 weitgehend verdeckt war und ist. Auf ihr (annähernd) ursprüngliches mittelalterliches Erscheinungsbild rückgeführt wurden die Fassaden der Häuser Salzgasse 17-19, Kleine Domtreppe 7 (1419), Rütsche 3 und Bornweg 1 (um 1480) - jedoch handelt es sich bei allen Beispielen um mehr oder weniger vollständige Rekonstruktionen unter Verwendung nur weniger alter Bauteile. Einen noch weitgehend authentischen Eindruck der hohen Halle eines Massivbaues mit erhaltener Kaminhaube bietet das Innere des Hauses Fischmarkt 12.
Besonders aufwändige Fassaden des späten 15. bis 17. Jahrhunderts mit reichen Zierformen und farbig gefassten Ornamentschnitzereien finden sich am Fischmarkt, im Gebiet der nördlichen Plötze, der gesamten Salzgasse und in der Barfüßergasse - auch etliche Massivbauten bzw. deren wieder verwendeten Reste weisen darauf hin, dass hier schon im Mittelalter bevorzugt wohlhabendere Bevölkerungsschichten ansässig waren. Neben den Burgmannenhöfen auf dem Domberg lagen hier weitere Adelsanwesen (u.a. Fischmarkt 7, Sackgasse 18, Kornmarkt 9, Fahrgasse 5), deren Inhaber keine kommunalen Abgaben leisten mussten. Im Bereich Salzgasse und Kornmarkt waren zudem die bedeutendsten innerstädtischen Gasthäuser situiert ("Zur Krone", "Zu den drei Kronen", "Zum goldenen Adler", "Zum goldenen Hirsch").
Jenseits dieser rings um den Domberg führenden Straßenzüge mit den Anwesen des Adels und der reicheren Bürgerschaft, die die städtischen Magistratsposten besetzten und von Handel und angesehenen Gewerken lebten, lag der Bereich der sozial niederen Bevölkerungsschichten, der Scheunen und Stallungen sowie der Gewerbe, die aus hygienischen Gründen in abgelegenere Zonen verwiesen wurden. So ist die Ostseite der Rosengasse noch heute geprägt von schlichten Hinterhäusern mit Aborten zu den hier gelegenen Mistplätzen, während die westliche Straßenseite von Scheunen und Stallungen besetzt war, die - wie Quellen belegen - zu den Parzellen der (Straßen)-Plötze und des südlichen Fischmarktes gehörten (heute vollständig durch Neubauten ersetzt). Die Fleischgasse war, wie der Name bereits besagt, Wohnung und Markt der Mitglieder der Metzgerzunft, ein noch bis in das frühe 20. Jahrhundert vorhandener kleiner Bach sorgte hier für fließendes Wasser. Die Schatzungsbeiträge der Fleischer von 1549 zeigen jedoch, dass sie durchaus zu den wohlhabenderen Bevölkerungsschichten gehörten. Gleichermaßen abseits der repräsentativen Plätze und Straßenzüge lag das Gerberviertel im Nordwestbereich der Gesamtanlage mit nahem Lahnzugang. Ein weiteres Gebiet lockerer Bebauungsstruktur mit eher bescheidenen Handwerker- und Tagelöhnerhäusern sowie ehemaligen Scheunen, die durch Stichgässchen und Abseiten erschlossen sind, findet sich auch im Bereich zwischen Sackgasse und Plötze ("Schießgraben") sowie von Kirchgasse, Bornweg und Rossmarkt. Diese etwas randständigen Bereiche unterlagen in der Moderne dem höchsten Veränderungsdruck und sind teilweise vollständig durch zeitgenössische Bauten und Strukturen ersetzt worden.
Von erheblicher Bedeutung für die Gestalt der mittelalterlichen wie der heutigen Stadt waren die Bauten der geistlichen Institutionen. Das Stift hatte durch zahlreiche Schenkungen der Bürgerschaft und des Adels bereits im Spätmittelalter ausgedehnten Grundbesitz in der Stadt, von denen zumeist die Stiftspräsenz oder die Stiftskammer regelmäßige Gültzahlungen erhielten. Zudem unterhielt das Stift eigene Häuser als Wohnstätten der Domkapitulare und Kanoniker sowie zahlreiche Vikarshäuser. Diese Gebäude lagen fast ausnahmslos am Domplatz bzw. am Hang rund um das Bergplateau (Bereich Römer, Große und Kleine Domtreppe, nördlicher Rossmarkt und Pfarrweg), unterschieden sich in ihrem baulichen Erscheinungsbild kaum von den Bürgerhäusern und besaßen wie diese Wirtschaftsbauten und Stallungen. Neben dem Stift etablierten sich im Lauf des Mittelalters weitere kirchliche Institutionen. Hier ist vor allem das Franziskanerkloster, eine der frühesten Niederlassungen dieses Bettelordens in Deutschland, zu nennen. Es nahm bereits im frühen 14. Jahrhundert mit seinem Kirchenbau und den anliegenden Konventsbauten eine städtebaulich dominierende Stellung im Südosten der Stadt ein, die im Lauf des 18. Jahrhunderts durch den weiteren Ausbau zur jetzigen Größe sowie den Erwerb des gesamten bis zur Stadtmauer reichenden Wohnbezirks südlich des Rossmarktes noch wuchs.
Gleichermaßen im 14. Jahrhundert entstanden nahe der Einmündungen der alten hölzernen und neuen steinernen Brücke die beiden Stadthöfe der Klöster Eberbach (ab 1310) und Arnstein (ab 1370). Besonders der erstere prägt bis heute den nördlichen Bereich der Gesamtanlage mit seinem mittelalterlichen Kapellenbau und stattlichem spätbarocken Kellereigebäude.
Die Juden im mittelalterlichen Limburg lebten innerhalb der christlichen Gemeinde - ein durch Mauern abgegrenztes Judenghetto, wie man sie im Spätmittelalter in anderen Städten (etwa Frankfurt, Regensburg und Prag) einrichtete, gab es hier nicht. Vor allem nach der, jedoch nur kurzfristigen, Vertreibung der Juden aus dem kurtrierer Herrschaftsbereich im Jahre 1420 blieb die Zahl der in Limburg ansässigen jüdischen Familien viel zu gering. Jedoch entstand aus kultischen Gründen ein bevorzugtes Wohnviertel um die Synagoge mit der Judengasse. Durch Quellen der Mitte und des späten 15. Jahrhunderts ist mehrfach diese heute nicht mehr vorhandene "Judengasse" belegt, die auf halber Höhe zwischen der Nonnenmauer und der Salzgasse entlang einer hier verlaufenden Mauer zu dem auf den rückwärtigen Parzellenbereich des Hauses Salzgasse 6 liegenden, steinernen Tanzhaus der jüdischen Gemeinde (massives Untergeschoss des Hauses Nonnenmauer 5 (?)) sowie der danebenliegenden Synagoge führte. Ein kaltes Bad der Juden (Mikwe) ist in einer Quelle von 1334 bezeugt und befand sich etwa auf dem Gelände des heutigen Spielplatzes in der Erbach. Auch die beiden archäologisch nachgewiesenen, im 12. bzw. frühen 13. Jahrhundert entstandenen Schächte im Hofbereich und im Keller von Römer 2-4-6 werden als Mikwen gedeutet. Außer in der Judengasse sind auch andere von Juden bewohnte Häuser in der Stadt belegt, so auch nach dem Wiedererstehen einer jüdischen Gemeinde seit dem 17. Jahrhundert. Ein Betsaal befand sich seit 1660 in dem Haus Fischmarkt 7; er wurde 1767 in die Löhrgasse 5 verlegt. 1865 richtete die Jüdische Gemeinde ihre Synagoge in der ehemaligen Kapelle in der Erbach ein, die 1903 durch den Synagogenneubau an der Schiede ersetzt wurde.
Lahnseitiger Stadteingang mit Schuhmarkt, Erbacher Hof und Römer
Im späten 12. und 13. Jahrhundert führte die ehemalige Tränkgasse (heute: In der Erbach) direkt zur Holzbrücke über die Lahn, die am jenseitigen Ufer ein gleichnamiges Pendant in der Brückenvorstadt besaß. Im frühen 14. Jahrhundert gründete das Kloster Eberbach hier einen Klosterhof und errichtete 1322 die noch heute bestehende kleine Kapelle, eine Badestube ist 1358 (hinter dem Haus Brückengasse 1) bezeugt und für die jüdische Bevölkerung befand sich hier eine Mikwe mit anliegendem Garten (1334 auf dem Gelände des heutigen Spielplatzes in den Quellen belegt). Mit der neuen Steinbrücke, die gegen 1345 fertig gestellt war, verlagerte sich das nördliche Entrée Limburgs rund fünfzig Meter nach Westen - wobei der ältere Übergang noch bis nach 1373 bestand. In der vermutlich erst während des Brückenneubauprojektes entstandenen Brückengasse ist 1358 ein "steinernes" Haus bezeugt, dessen Reste sich noch im klassizistischen Bau Brückengasse 2 verbergen. Auch dessen Nachbaranwesen Nr. 4 wird sehr früh genannt und befand sich im Besitz des reichen Stifters Werner Senger. Auch die Bebauung der Eckparzelle (Brückengasse 12) und der meisten der gegenüberliegenden, die Nordzeile der platzartigen Ausweitung der Brückengasse bildenden Häuser ist bereits im 14. Jahrhundert bezeugt. Die gesamte Brückengasse diente im Mittelalter und der frühen Neuzeit als Schuh- und Klatter(=Kleinwaren)markt, demzufolge waren hier sehr viele Schuster, aber auch andere Handwerker ansässig.
Heute ist der gesamte Bereich Brückengasse und "In der Erbach" geprägt von Fassadenerneuerungen beziehungsweise von einigen vollständig neu errichteten Bauten des späten 15. bis 17. Jahrhunderts. Eng gereihte Giebelfronten wechseln mit breit gelagerten traufständigen Bauten. Die zahlreichen Zufahrtsstraßen, kleinen Stichwege und Abseiten vermitteln den Eindruck spätmittelalterlicher Enge städtischen Zusammenlebens mit malerischen Winkeln und interessanten Durchblicken. Von besonderer städtebaulicher Wirkung sind die Fassaden von Brückengasse 9, 11 und 13, da sie die Eckbereiche der platzartigen Ausweitung der Brückengasse akzentuieren.
Das benachbarte Areal "In der Erbach" ist noch heute geprägt durch eine weite Platzanlage, auf der ursprünglich der Garten des Klosterhofes bzw. nach Norden das kalte Bad der Juden und dessen Garten lagen. Dieser diente ab 1806 als Schiffsanlegeplatz. Nach Westen und Süden lagen vereinzelte Bürgerhäuser bzw. Scheunen und Stallungen, die zu Anwesen des Schuhmarktes gehörten, während die Ostseite von den Bauten des Klosterhofes sowie mehreren Gärten eingenommen wurde. Heute dominiert das Haus In der Erbach durch seine erhöhte Lage und seine schlichte, aber eindrucksvolle Fachwerkfassade den Platz.
Bis auf den, allerdings sehr bedauerlichen Abriss der Häuserinsel Rütsche 2-4 und des Hauses Römer 8 ist dieser Bereich der Gesamtanlage relativ wenig gestört. Die beiden, heute etwas versteckt liegenden Fachwerkhäuser Römer 1 und 2-4-6 sind überregional wichtige Beispiele erhaltener Fachwerkgefüge des 13. Jahrhunderts und wurden entsprechend ihrer Bedeutung aufwändig saniert.
Das heute aufgemauerte Grabungsgelände hinter dem Hause Römer 2-4-6, eine der wenigen Freiflächen in dem eng bebauten Altstadtbereich, gibt einen Eindruck von der kleinteiligen Bebauungsstruktur in diesem Bereich der Stadt vor dem Brand von 1289.
Das Löherviertel
Die Gerber siedelten in dem nordwestlichen Bereich der Gesamtanlage in unmittelbarer Nähe zur Lahn - zusätzlich brachte noch ein kleiner Bach das für ihr Gewerbe notwendige fließende Wasser. Es entstand ein ständig von Überschwemmungen bedrohter Bezirk dichter Bebauung meist kleiner Wohn- und Werkhäuser, Scheunen und Stallungen, die zumeist dem "Grünen Haus" der Adelsfamilie der Kronberger abgabepflichtig waren. Während die Löhergasse zum Lahntor ("Löhrpforte") führte, erschlossen zwei kleine Stichgassen und ein "gemeiner Weg" entlang des Baches das weitere Areal. Nach Westen schlossen sich bis zur Stadtmauer mehrere Gartengrundstücke an und im Süden lag der sehr große Walderdorffer Garten. Der kleine Kernbereich des Viertels ist noch heute erhalten, die Randzonen wurden jedoch im 19. und 20. Jahrhundert durch die Anlage der Konrad-Kurzbold-Straße sowie die vollständigen Neubebauung der nordöstlichen Löhrgasse umfassend verändert. Von erhaltenen Einzelbauten ist von besonderer umgebungsprägender Wirkung an der Kreuzung Löhrgasse - Rosengasse - Bornweg das gegen 1500 entstandene Haus Bornweg 1. Während dieses aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes zu großen Teilen rekonstruiert werden musste, bewahrte das schräg gegenüber liegende traufständige Haus Löhrgasse 4 sein klares Gefüge des 17. Jahrhunderts.
Fahrgasse-Rütsche
Durch die bereits erwähnte inselartige Bebauung des einstigen großen Marktplatzes verblieben als Verkehrsflächen im 14. Jahrhundert die an manchen Stellen nur wenige Meter breite Fahrgasse sowie die Rütsche. An oder auf dem heute noch offenen Verbindungsstück beider Straßen lag die 1307 erstmals erwähnte "Brotschirn", eine Verkaufsbude für Bäckereiwaren, die noch 1579 zur Lokalisierung des Hauses Rütsche 13 genannt wird. Hier befand sich auch ein Brunnen, der 1666 von dem Freiherr von Walderdorff der Stadt vermutlich als Ersatz für den durch den Neubau des Walderdorffer Hofes inkorporierten alten "Blynczenborn" gestiftet und von dem italienischen Maurermeister Martin Margola errichtet worden war. Heute steht dort die Skulptur "Die Tanzenden" von Karlheinz Oswald. Eine zweite, jedoch kleinere mittelalterliche Häuserinsel aus drei historischen Anwesen gegenüber dem Walderdorffer Hof trennte einst die Rütsche von der Fahrgasse. Die Gebäude wurden in den siebziger Jahren ohne Bauuntersuchung abgebrochen und an ihrer Stelle ein Mehrfamilien-Mietswohnhaus errichtet (Rütsche 2-4).
Die Mehrzahl der Häuser der Straßenzeile Rütsche 5-15 lassen sich sowohl durch Quellen als auch anhand noch erhaltener Keller oder Gefügepartien bis in das 13. Jahrhundert zurückverfolgen, die anderen zumindest bis in das frühe 14. Jahrhundert Das Haus Rütsche 3 vermittelt in seinem Äußeren einen guten Eindruck eines Baues des frühen 15. Jahrhunderts, jedoch handelt es sich bei ihm um eine fast vollständige Rekonstruktionen unter Verwendung weniger alter Gefügepartien. Das Eckhaus zum Römer (Rütsche 5) war bereits um 1250 als repräsentativer patrizischer Bau mit massiven Umfassungsmauern und Fachwerkfassade entstanden (siehe auch Rütsche 3, Fischmarkt 21, Salzgasse 18) - es ist der älteste in den Quellen fassbare Gebäude Limburgs. Das 1292 über rechteckigem Grundriss errichtete südliche Eckhaus der Zeile (Rütsche 15) wurde 1538 zur Verbreiterung des engen Durchganges zum Fischmarkt abgerundet. Direkt daneben befand sich in der kleinen Ecke zum Nachbargebäude Nr. 13 der "Trulles" genannte städtische Pranger, wohl eine Art Gitterkäfig, in dem die Bezichtigten geringfügiger Delikte der öffentlichen Schande ausgesetzt wurden.
Der Eckbereich Löhrgasse-Fahrgasse wird vollständig von dem zwischen 1665-68 errichteten Walderdorffer Hof eingenommen, dessen vier Vorgängerbauten im 14. bzw. frühen 16. Jahrhundert bezeugt sind - das südöstliche Anwesen wurde "Zur Blume" genannt, wahrscheinlich nach dem Erstbesitzer Henne Blume (um 1350). Der Kernbau der Hofanlage, ein Wohnturm des 13. Jahrhunderts, wurde in den Neubau integriert und prägt - mit markantem barocken Helm versehen - die Altstadt. Bedingt durch seine der italienischen Renaissance entstammenden Bauform der Vierflügelanlage schließt sich der Adelshof architektonisch stark von seiner Umgebung ab. Im Äußeren fast abweisend, dienen als einziger Schmuck und durch Wappen und Inschriften auf die Bauherren verweisende Bauteile die strenge Portalrahmung und die beiden Fachwerk, die erst einige Jahre nach Fertigstellung dem Massivbau angefügt wurden.
Die südlich angrenzenden Parzellen waren gleichermaßen früh bebaut - Kleine Rütsche 4 stammt im Kern von 1290, der Vorgängerbau des Hauses Fahrgasse 6 wird 1422 erstmals genannt, Kleine Rütsche 1-2 zeigt noch seine in Ständerbauweise gezimmerte Traufwand wohl der Mitte des 15. Jahrhunderts zur Rosengasse. Alle diese Bauten wurden im späten 16. oder 17. Jahrhundert - zum Teil sehr repräsentativ - überformt.
Fischmarkt, "Heumarkt' und Salzgasse
Die kleine, zur Domstraße ansteigende Platzanlage des Fischmarktes wird von fast ausschließlich giebelständigen Bauten umgeben, deren Fassaden meist im Lauf des 17. Jahrhunderts entstanden, jedoch im Kern weitaus älter sind; so entstammen die hohen Keller unter Fischmarkt 10 (im 20. Jahrhundert unterteilt), 11, 15, 21 und Salzgasse 17-19 mit großer Wahrscheinlichkeit noch der Zeit vor dem Stadtbrand von 1289. Zudem finden sich hier die meisten Massiv- bzw. Teilmassivbauten bzw. deren wiederverwandten Reste (Hausnr. 1-2, 3-4, 5, 12, 21; Salzgasse 5-7, 15) sowie zwei turmartige Gaden des 13. Jahrhunderts (Grundstück Fischmarkt 18-19 und Salzgasse 16).
Der Bereich des südlichen Fischmarkts, der westlichen Salzgasse und der nördlichen Plötze wurde etwa seit dem frühen 14. Jahrhundert, letztmalig 1629 "Heumarkt" genannt. Der Begriff wurde später durch den Namen "Salzmarkt" und "Salzgasse" verdrängt. An der Ecke des Hauses Salzgasse Nr. 21 befand sich ein öffentlicher Brunnen, der erstmalig 1331 erwähnt wird und noch im 19. Jahrhundert im Gebrauch war. Das erste sicher lokalisierbare Rathaus findet sich nach dem Ankauf eines großen, teilmassiven Bürgerhauses durch die Stadt seit 1399 im Haus Fischmarkt 21. Ganz in der Nähe war im Eckhaus Salzgasse 21 ab 1655 die städtische Waage untergebracht. Besonders auffällig ist in diesem Bereich, dass die in fast allen Fällen bis in das 14. Jahrhundert zurückreichenden Anwesen fast durchgängig im späten 16. Jahrhundert erneuert wurden, wobei sie zum Teil äußerst aufwändige (Salzgasse 21 und 20, Rütsche 16 und 22-23, Fischmarkt 8) Fassaden erhielten. Die hier ansässigen "ratsverwandten" Familien und reichen Kaufleute waren die Vorreiter der Erneuerung, die erst im folgenden Jahrhundert durch den Beginn des Dreißigjährigen Krieges jäh unterbrochen wurde.
In der Salzgasse finden sich mit dem leider stark geschädigten Bau Nr. 10-12 sowie mit dem sanierten und auf das alte Erscheinungsbild rückgeführte Haus Nr. 17-19 noch in größeren Teilen erhaltene Gebäude des 14. Jahrhunderts. Um 1500 entstanden dagegen die Bauten am Anfang der Salzgasse (Kornmarkt 3 und Salzgasse 1) - es ist möglich, dass deren Grundstücke vor ihrer Erbauung noch zum Platzbereich gehörten, da keine Vorgängerbauten bezeugt sind. Die Grundstücke der jetzigen Häuser Salzgasse 11 und 9 wurden erst im frühen 17. bzw. 18. Jahrhundert bebaut, denn vorher verlief hier eine Quergasse, die sich zur Salzgasse platzartig aufweitete.
Im nordöstlichen Bereich der Salzgasse lagen von der Straße zurückgesetzt die erste Synagoge Limburgs sowie das steinerne Tanzhaus der Juden, wie Quellen bezeugen. Mauerwerksreste des als Fest- und Versammlungsort dienenden Tanzhauses haben sich vielleicht noch im massiven Untergeschoss des Hauses Nonnenmauer 5 erhalten, welches heute über einen schmalen Durchgang von der Salzgasse erreichbar ist. Beide Gebäude waren während des Mittelalters durch die Judengasse, die ausgehend von der Kolpingstraße Richtung Westen führte, zugänglich.
Der Kornmarkt
Während des Mittelalters wurde die östliche Hälfte der Salzgasse (ab Nr. 10/12) und der Nordbereich der späteren Platzanlage "Kornmarkt" genannt. Die heutige Ausdehnung - die ihn zum größten Platz der Limburger Altstadt macht - sowie die regelmäßige Gestalt erklärt sich offenbar aus einer späteren, frühneuzeitlichen Erweiterung nach Süden. Die Häuser der nördlichen Platzwand werden schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in den Quellen genannt. So tauchen die Hausnamen "Zum schönen Eck" (Kornmarkt 8/Kolpingstraße 1), "Zum goldenen Löwen" (Kornmarkt 6) sowie das "gemalte Haus" (Kornmarkt 9) mehrfach als Lokalisierungshilfen in Gültzahlungen dieser Zeit auf. Von dieser früheren Bebauung zeugen vor allem noch etliche Keller - so finden sich eindrucksvolle hohe Gewölbe unter den Häusern Kornmarkt Nr. 6, 7 und 8. Neben diesen Gebäuden im Nordbereich der Anlage lässt auch die altertümliche Fassadenkubatur des verputzten Hauses Kornmarkt 10/11 an der westlichen Platzgrenze vermuten, dass es zum älteren Bestand gehört, obgleich das Anwesen erst ab 1442 in den Quellen genannt wird. Auch das für die Platzwirkung bedeutende Haus Kornmarkt 3 besitzt einen spätgotischen Kernbau, der trotz der Erweiterung des 17. Jahrhunderts deutlich ablesbar blieb.
Spätestens ab dem frühen 17. Jahrhundert war der Platz verengt durch das städtische Wach- und Spritzenhaus, welches sich an die Traufseite des großen Anwesens Kornmarkt Nr. 9 anlehnte und in dem um 1750 auch die Stadtwaage untergebracht wurde, womit der offenkundig gewachsenen wirtschaftlichen Bedeutung des Kornmarktes Rechnung getragen wurde. Nach mehreren Umbauten und Nutzungsänderungen wurde es in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts abgerissen.
Ab dem früheren 19. Jahrhundert wurde der Kornmarkt zum Ausgangspunkt der axialen Stadterweiterung Richtung Süden - die Eckparzellen wurden in der Folge neu bebaut (Bahnhofstr. 12) bzw. das bestehende historische Haus (Bahnhofstr. 21) instandgesetzt und überformt.
Heute wird die Platzanlage dominiert durch die spätbarock-frühklassizistischen Fassaden der beiden Häuser der Westseite und den gegenüberliegenden Ersatzbauten des 19. und 20. Jahrhunderts, und nur die nördliche Platzwand vermittelt mit ihren Giebelfronten der früheren Neuzeit eine ältere Bebauungsphase, wobei sich die historistischen Bauten Kornmarkt 6 und Barfüßergasse 1 sehr geschickt in den älteren Bestand einfügen.
Südliche Plötze und Fleischgasse
Der Zugang zur Plötze erfolgte einst durch das Spitzbogenportal des inneren Diezer Tores, welches sich zwischen den Häusern Grabenstraße 37 und 39 erhob und erst 1871 abgerissen wurde. Unmittelbar folgend hat sich das historische Anwesen (Plötze 1/3) des kurtrierer Kellers Marcus Schwan (um 1545-1618) erhalten. Danach weitet sich der Straßenraum zu einem unregelmäßigen Platz, dessen Größe und Erscheinungsbild jedoch zurückzuführen ist auf den um 1940 erfolgten Abriss zweier bombenzerstörter Anwesen des 14. Jahrhunderts, die einst seinen östlichen Bereich einnahmen. Die älteren historischen Anwesen beschränken sich auf die Eckbauten Plötze 14, Plötze 11 und die beiden Bauten der Einmündung der Fleischgasse. Die Südseite wird von zwei spätbiedermeierlichen Traufseitbauten eingenommen, die nach einem Brand an Stelle der Vorgängerhäuser errichtet worden waren. Das einstige, für die Platzwirkung bedeutende mittelalterliche Anwesen "Zum roten Hirsch" (Plötze 13/15) wurde leider 1958 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Die Fleischgasse, in der noch im 19. Jahrhundert ein kleiner Bach floss, ist geprägt durch zumeist schlichtere Anwesen - oft traufständige Bauten mit breiten Zwerchhäusern - des 17. Jahrhunderts. Das Haus Nr. 14 ist durch verschiedene Quellen eindeutig als ehemalige Fleischschirn zu identifizieren, die später zu einem zwar kleinen, aber reich dekorierten Wohnhaus vergrößert wurde. Eine weitere Schirn gab es am Mündungsbereich der Plötze auf einem kleinen, dreieckigen Grundstück. Das späte 19. Jahrhundert und das 20. Jahrhundert ersetzte das Haus Nr. 9 durch ein großes Backsteingebäude bzw. die drei Häuser Nr. 4-8 durch einen wenig angepassten Neubau mit überdimensionierten Schaufensteranlagen.
Barfüßerstraße und Bergstraße
Mit der Ausnahme der Häuser Barfüßerstraße Nr. 6 und 16-20 lassen sich sämtliche Anwesen der Barfüßerstraße sowie der westlichen Bergstraße durch schriftliche Nachrichten bzw. dendrochronologische Untersuchungen bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Auch hier zeugen vor allem die Keller und im Äußeren nicht sichtbare Fachwerkpartien noch von dieser früheren Bebauungsschicht. Der Eckbau Bergstraße 1 ist zwar erst ab 1402 in den Quellen fassbar, aber auch hier lässt der Gewölbekeller, in dem ein Schatz der Zeit um 1340 gefunden wurde, eine frühe Bauphase erschließen. Das Anwesen Bergstraße 7 birgt als Wandständerbau von 1291 die älteste heute bekannte Bausubstanz in diesem Bereich.
Die heutigen Gebäude zeigen vor allem auf der Südseite der Barfüßerstraße sehr aufwändige Fassaden des 17. Jahrhunderts, die mit reichen Schnitzereien geschmückt sind. Oft lässt dessen Aufriss noch die ursprünglichen Hallenräume erkennen, die in den meisten Fällen durch Einzug eines Zwischengeschosses geteilt wurden. Die Frontseiten der Häuser der Nordzeile sind dagegen fast durchgehend verputzt und verschiefert und stärker durch Umbaumaßnahmen des 19. und 20. Jahrhunderts verändert.
Südöstlicher Bereich der Gesamtanlage mit Bischofsplatz und Franziskanerkloster
Als sich die Franziskaner 1232 in Limburg niederließen, siedelten sie in einem Bereich der Stadt, der damals wohl eher spärlich bebaut war. Wahrscheinlich erst mit dem Bau der großen Franziskanerkirche ab 1322 entstand auch der Bischofsplatz, der bis in das 19. Jahrhundert hinein weitaus schmaler war, da vor der Westfassade der Franziskanerkirche noch ein ummauerter Friedhof sowie südlich davon ab 1636 der erste Gymnasiumsbau lagen. Die dem Kloster gegenüberliegende Platzwand ist besetzt mit Fachwerkbauten mit Fassaden des späten 15. Jahrhunderts bis 17. Jahrhunderts, die darunter liegenden tonnengewölbten Keller verweisen jedoch auf eine ältere Bebauungsschicht, die jedoch erst noch durch Bauuntersuchungen geklärt werden müsste. Durch Quellenbelege lässt sich einzig das Anwesen Bischofsplatz Nr. 9 bis gegen Ende des 14. Jahrhunderts zurückverfolgen. Die Grundstücke der Häuser Bischofsplatz 1-5 gehörten der Familie von Kronberg, sind jedoch erst durch Erbangelegenheiten des 17. Jahrhunderts nachrichtlich belegt. Ein sehr altes Anwesen, welches u. a. der Limburger Chronist Tilemann von Ehlen innehatte, ist das Eckhaus Frankfurter Straße 1; später besaß es über mehrere Jahrhunderte eine Backgerechtigkeit. Gleichermaßen bis in das frühe 14. Jahrhundert sind mehrere Bauten in unmittelbarer Nachbarschaft der Hammerpforte belegt, die in einem großen Anwesen des 17. Jahrhunderts aufgingen, welches auf dem Erbwege in den Besitz der Familie Trombetta gelangte.
Der Bischofsplatz zeichnet sich auch heute noch durch eine sehr große Geschlossenheit der dreiseitig mit giebelständigen Bürgerhäusern besetzten Randbebauung aus - unter ihr zeichnen sich die drei südlichen Anwesen durch den besonderem Schmuckreichtum ihrer farbig gefassten Fassaden aus. Auf der Ostseite kontrastiert hierzu die schlicht gereihten Fensterachsen des Barockklosters, während die helle, etwas in den Platzraum vortretende Font der schlichten Franziskanerkirche vor allem durch ihre Höhe ihre Umgebung dominiert.
Auf der Rückseite der Klostergebäude schließt sich heute der von den Resten der Stadtmauer von 1220/30 umfriedete Bischofsgarten an. Während in der westlichen Partie des heutigen Gartens mehrere Straßen, u.a. mit dem sog. Regelhaus der Beginen, lagen, befand sich im Osten dieses Geländes die St. Laurentiuskirche, die wahrscheinlich bereits in karolingischer Zeit bestand und die älteste Pfarrkirche der Stadt Limburg war, bevor der Nikolausaltar der Stiftskirche diese Funktion übernahm. In unmittelbarer, jedoch gleichermaßen wie die Kirche nicht mehr genau zu lokalisierender Nähe, lag das sogenannte Haus Kastell, welches als befestigter, von einem Graben umgebener Massivbau der Kirche und der Lahnfurt, die in der Nähe mündete, Schutz bot. Die zu dem Haus gehörenden Wirtschaftsgebäude, Gärten und Wiesen nebst einem Weiher erstreckten sich bis an den Hammerberg, so dass dieser Bereich "im Kastell" genannt wurde. Später - nun durchschnitten von der Stadtmauer des 13. Jahrhunderts - gelangte der Besitz an die Stadt Limburg (1487), dann im Tausch mit dem Wilhelmitenkloster an Kurtrier (1573), das es 1636 dem Franziskanerkloster gegen dessen Verpflichtung eine Schule einzurichten, überließ. Seitdem verliert sich die Spur dieses großen Anwesens, wie auch die Laurentiuskirche 1610 einstürzte und das noch nutzbare Material für andere Bauten verwandt wurde.
Mit dem Aufschwung der Limburger Franziskanerniederlassung erfolgte in der Mitte des 18. Jahrhunderts eine Barockisierung der vorhandenen mittelalterlichen Klosterbauten, ihre Erweiterung durch stattliche Gebäudeflügel sowie eine große Ausdehnung des Grundstückes nach Osten. Der Bereich zwischen Kloster und der St. Laurentiuskirche, in dem - wie oben bereits erwähnt - mehrere Gassen und Häuser lagen, wurde mit Klostergebäuden besetzt bzw. diente als Gartenanlage. So entstanden hier entlang der Südseite des Rossmarktes eine Tuchfabrik, der neue Gymnasialbau (die "Aula", um 1750, 1956 abgerissen) und ab 1850 auf Anregung des Piusvereins das Vinzenzkrankenhaus, welches in der Folge mehrfach erweitert wurde. Alle diese Gebäude wurden im 20. Jahrhundert abgerissen, auf dem Gelände des Erweiterungsbaues des Krankenhauses von 1907/08 entstand das "Haus der Dienste" des Bischöflichen Ordinariats.
Infolge der mittelalterlichen Bebauungsgeschichte des Bischofsgartens ist vor allem die heute parkartig gestaltete Freifläche sowie die Südseite des Rossmarktes als potenzielle archäologische Fundstätte einzuschätzen und zu schützen.
Rossmarkt
Der Rossmarkt ist eine langgestreckte, leicht unregelmäßige Platzanlage, die ursprünglich eine etwas größere Flächenausdehnung besaß, da die aus drei Fachwerkbauten bestehende Nordzeile (Rossmarkt 9-13) mit hoher Wahrscheinlichkeit erst ab circa 1670 errichtet wurde. Der Name weist darauf hin, dass der Platz als Viehmarkt genutzt wurde, dessen Händler durch ein städtisches Rossgericht bis in das späte 18. Jahrhundert streng überwacht wurden. Vom Rossmarkt aus führte ein Weg zur Greifenpforte, dem östlichsten Stadttor, das Richtung Eschhofen führte und das gleich den meisten anderen Toren kurz nach 1818 abgerissen wurde. Das Areal nördlich des Platzes ist durch Treppenwege und kleine Gässchen erschlossen. Das wohl bedeutendste historische Gebäude in diesem Bereich ist das Anwesen Rossmarkt 15, welches 1479 (d) über der erhaltenen zweigeschossigen Kelleranlage des Vorgängerbaues errichtet wurde. Es befindet sich am Anstieg eines schmalen Gehweges zum Domfelsen und wendet sich mit seiner zwerchhausüberhöhten Trauffassade als Blickziel nach Osten. Im Kern vermutlich ebenfalls noch dem 15. Jahrhundert entstammt das etwas versteckt gelegene Haus Römer 7 mit seinem steilen Giebeldach. Leider wurden einige weitere Bauten, wie etwa die Häuser Rossmarkt 5 und 17, die sehr alter Stiftsbesitz waren, stark durch Umbaumaßnahmen des 19. und 20. Jahrhunderts verändert.
Die südliche Platzfront, die einst von Gebäuden des Franziskanerklosters des 18. und 19. Jahrhunderts und dem Vinzenzkrankenhaus besetzt war, ist heute durch eine moderne Bebauung und Parkplätze geprägt. Ebenfalls bedauerlich ist der Abriss der Gebäude im Bereich zwischen der Obermühle und der ehemaligen Greifenpforte, unter der sich die große Kurfürstliche Zehntscheune befand, deren Ostwand von der Stadtmauer mit Wehrgang gebildet wurde.
Archäologisch ist dieser Bereich vor allem dadurch von Bedeutung, als sich hier in der Nähe der Lahnfurt die älteste vorstädtische Siedlung befunden hat, von der nicht unerhebliche Reste im Boden vermutet werden müssen.
Frankfurter Straße bzw. Hammervorstadt
Als einzige der drei älteren Vorstädte neben der Brücken- und der Diezer Vorstadt blieb die beidseitige Bebauung der Frankfurter Straße zwischen Grabenstraße und Schiede - allerdings mit vielfachen Ergänzungen und Auswechslungen des 19. und 20. Jahrhunderts - erhalten. Die zur Vorstadt führende Hammerpforte befand sich etwa auf Höhe des Hauses Frankfurter Straße 7. Der Bereich vor dem Tor wurde Hammer- oder Frankfurter Vorstadt genannt, das östlich angrenzende Gelände als "Am Cassel" identifiziert. Bereits im 14. Jahrhundert sind hier Rasthäuser sowie einige Schmiedewerkstätten bezeugt, die ihre Dienste Reisenden und Händlern anboten - in der Neuzeit erfüllte diese Funktion das Gasthaus "Zum lachenden Mann" (Frankfurter Straße 4a/6) Das gesamte Areal südöstlich der heutigen Einmündung des Eschhofener Weges war kurtrierer Besitz. Gegen 1690 wurde das Land parzelliert und gegen die recht hohe Grundgülte von einem Reichstaler an Privatleute vergeben, die die Grundstücke in der Folgezeit bebauten - wovon noch drei erhaltene Fachwerkhäuser (Nr. 20/22; 21 sowie 24) Zeugnis geben. Die anderen Bauten früherer Zeiten wurden im 19. und frühen 20. Jahrhundert durch in Größe wie Fassadengestaltung sehr heterogene Neubauten ersetzt. Ab dem frühen 19. Jahrhundert verlegte man die Poststation, die zuvor im Haus Brückengasse 1 gelegen war, in die Frankfurter Vorstadt. Das damals errichtete Haus wurde 1888/89 durch das jetzige neobarocke Postamt ersetzt (Frankfurter Str. 9). Beim Bau der Eisenbahn 1861/62 wurde die Streckentrasse mitten durch die ehemalige Vorstadt geführt; endgültig abgeschnitten von dem weiteren Verlauf der Straße und zur Sackgasse degradiert wird dieser Bereich durch den in den siebziger Jahren errichteten Schiedetunnel.
Grabenstraße und Konrad-Kurzbold-Straße
Die Stadt war um 1220/30 von einer Ringmauer mit mehreren Türmen und Toren umgeben worden, vor der ein Graben lag. Auf städtischen Antrag genehmigte die Herzogliche Regierung am 2. Januar 1818 die Niederlegung dieser Stadtbefestigung. Noch im gleichen Jahr wurden die meisten Türme und Tore auf Abbruch versteigert und niedergelegt, erhalten blieben nach dem Abbruch des letzten bestehen gebliebenen inneren Diezer Turms im Jahre 1871 nur der äußere Brückentorturm, der Katzenturm und das "Huttig" genannte Türmchen mitsamt einer ca. zweihundert Meter langen Mauerpartie am Eschhöfer Weg. Parallel zum Abriss der Stadtmauer nahm die Idee einer Ringstraße über dem verfüllten Graben Gestalt an. 1843 wurde der erste Abschnitt fertig gestellt, zusammen mit der östlichen Hälfte der heutigen Konrad-Kurzbold-Straße, die den Verkehr von der Lahnbrücke auf die Ringstraße leiten sollte. Für diese neue Straße wurde das so genannte "Grüne Haus" der Adelsfamilie von Holzhausen, ein winkelförmiger Renaissancebau, welches sich unmittelbar dem Brückenkopf anschloss, abgerissen.
Die Grabenstraße ist - abgesehen von einer Zone mit Zweckbauten der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts (Nr. 16-20) - geprägt von einer Bebauung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die jedoch oft einschneidenden Veränderungen durch Ladeneinbauten, Aufstockungen und Entfernung ursprünglicher Gliederungs- und Dekorelemente unterworfen waren. Die älteren, noch aus der nassauischen Epoche stammenden Gebäude in spätbiedermeierlicher Tradition stehen mehrheitlich im östlichen Abschnitt der Straße - hier ist vor allem die Zeile kleinerer Traufhäuser Grabenstraße 60-66 zu nennen, während am damaligen Stadtrand zur Lahnseite vor allem Bauten der Gründerzeit bis zur Jahrhundertwende stehen. Die äußere Seite war dabei schneller bebaut worden, da die Besitzverhältnisse der Altstadtparzellen wesentlich komplizierter waren. Neben bescheidenen Häuschen entstanden bereits um 1830-50 stattliche Gebäude wie das Domhotel (Nr. 57), die Apotheke (Nr. 32) und das Haus des Tabakfabrikanten Kremer (Nr. 24/26). Zwischen den Jahren 1884 und 1888 wurde die gesamte Straßenfront zwischen der Hospitalstraße und der Bahnhofstraße durch den Gerbermeister Burckhardt mit einheitlichen, teilweise in ihren Aufriss korrespondierenden Klinkerfassaden errichtet (Nr. 40-48). Kurz nach 1900 entstanden einige stattliche Bauten mit reich dekorierten historistischen Fassaden wie die Bauten Grabenstraße 61 und 39 (ehem. Hotel "Zur Stadt Wiesbaden", 1927 Fassadenumgestaltung im sachlichen Stil).
In der südlichen Grabenstraße besaßen die Gebäude zumeist Läden und Gewerberäume im Untergeschoss bzw. kleinere Werkstätten oder Manufakturen im Hofraum. Im nördlichen Bereich der Grabenstraße sowie deren Übergang zur Konrad-Kurzbold-Straße siedelte sich neben der reinen Wohnbebauung drei mittelständische Unternehmen an: als früheste die Tabakfabrik Kremer (Grabenstraße 24), danach die Spinnerei und Tuchwarenfabrik Vigelius, die nach dem Konkurs 1875 von den Gebrüdern Goerlach zur Papierwarenfabrik umgebaut wurde (Grabenstraße 10), sowie der große Komplex der Kaffeerösterei des Kaufmanns Jacob Fachinger (Konrad Kurzbold-Straße 7 und 5). Während die Fabrikationsanlagen in späteren Zeiten abgerissen wurden, blieben die dazugehörenden Wohnbauten der jeweiligen Firmenleiter erhalten. Steht der Kremersche Bau in biedermeierlicher Tradition, sind die späteren Gebäude mit ihren Klinkerfassaden mit zurückhaltend historistischen Architekturformen eindeutig der neuen Zeit verpflichtet, ragen aber in Dimension wie Schmuckreichtum nicht über die anderen Häuser hinaus. Das 1983/84 umgebaute, großformatige Haus Konrad-Kurzbold-Straße 6 offenbart fast nur noch durch das flache Walmdach mit kleinen Standgauben, dass es bereits um 1840 als Hotel und Gastwirtschaft "Deutsches Haus" mit Gartenwirtschaft und Kegelbahn errichtet worden war.
Im kleinen Zwickelstück zwischen der Konrad-Kurzbold-Straße und der Lahn befand sich die ehemalige Obermühle, deren Hauptgebäude jedoch 1879 sowie mehrfach im 20. Jahrhundert erneuert wurden, so dass hier nur mehr der Katzenturm als markanter Rest der einstigen Stadtbefestigung bestehen blieb. Großformatige Klinkerfassaden prägen den südöstlichen Abschnitt der Konrad-Kurzbold-Straße, zusammen mit der gotisierenden Giebelfassade eines ehem. Remisen- und Stallgebäudes (um 1850, Brückengasse 2 - Hofgebäude), die in den Neubau eines Altenwohnheimes einbezogen wurde.
Die Brückenvorstadt
Jenseits der Lahn hatte sich rund um das von Johann I. gestiftete Heilig-Geist-Hospital mit Haus, Kirche und Friedhof (Gelände des heutigen Altenheims Westerwaldstraße 1) die Brückenvorstadt gebildet. Unter anderem wurde hier nördlich des Hospital durch Ankauf von vier Häusern zwischen 1342-1384 die ehemalige Hofanlage des Klosters Marienstatt errichtet (Westerwaldstr. 10-14; Aufgabe des Hofes noch vor 1550). Die Brückenvorstadt war - wie auch bei Dörfern üblich - durch einen eigenen Schutzwall mit Palisaden vor Angreifern und Eindringlingen geschützt. Die Bebauung bestand aus Hofstätten, die sich entlang der Straße Richtung Koblenz sowie nach Norden Richtung Köln entwickelt hatten. Als die Stadt während des Krieges gegen Napoleon 1795 zum zweiten Mal von Franzosen eingenommen wurde, steckten diese am 15. Oktober die Brückenvorstand in Brand und vernichteten somit die gesamte ältere Bausubstanz. So beschränkt sich der Bereich der Gesamtanlage nördlich der Lahn auf den nördlichen Brückenturm, das Gelände des ehemaligen Schlachthofes, welcher zum Teil von der EVL zur Stromerzeugung übernommen wurde sowie die Schleusenanlage.
Der Brückenturm war bereits im Mittelalter von verschiedenen Mühlen (u. a. Schneid-, Schleif-, Walk- und Ölmühle) umgeben. Die westlich des Turmes befindlichen Gebäude wurden nach zahlreichen Besitzerwechseln und Erneuerungen nach dem Konkurs der letzten Besitzerin Burckhardt erst von der Stadt übernommen (im westlichen Bau wurde 1926 die erste Jugendherberge der Stadt eingerichtet, bevor 1939 das Haus der Jugend an der Diezer Straße eingerichtet wurde) und schließlich 1963 abgetragen. Auch das Gelände östlich des Brückenturms war mit Manufakturen sowie einer (Öl-)Mühle besetzt, das sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts im Besitz der Familie Pachten befand. Nach dem Verkauf 1897 an die Stadt baute diese 1902 an deren Stelle ein städtisches Schlachthaus mit dazugehöriger Wasserkraft, das 1980 geschlossen wurde. 1992 wurde auf dessen Anlage das Städtische Wasserkraftwerk der EVL errichtet, wobei der alte Wasserturm sowie das ehemalige Verwaltungsgebäude - beides ansprechende Klinkerbauten der Jahrhundertwende - erhalten blieben. Diese bestimmen zusammen mit dem Brückenturm, der im unteren Teil noch dem 14. Jahrhundert entstammt, jedoch in den oberen Stockwerken von der Zeit der Renaissance geprägt ist, den nördlichen Stadtzugang. Demgegenüber tritt der stark überSchleusenkanal, der 1838 begonnen worden war, dessen Mauerwerk sowie technischen Einrichtungen jedoch im Lauf der Zeit mehrfach ausgewechselt wurden, stark zurück.
Das Gelände der Gesamtanlage umgreift den westlichen Stadterweiterungsbereich des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts vor dem ehemaligen äußeren Diezer Torturm mit den drei wichtigsten Straßen Diezer Straße, Parkstraße, Annastraße sowie Partien der von ihnen ausgehenden Nebenstraßen. Im Süden wird es durch das Bahnbetriebswerk begrenzt.
Das Areal war bis weit in das 19. Jahrhundert unbebaut, die Gärten, die im Nahbereich der Schiede lagen bzw. die Äcker, Wiesen und Felder in weiterer Entfernung wurden durch unbefestigte Fuß- bzw. Feldwege erschlossen. Einige dieser Pfade, die auf dem Kartenwerk des Ignatz von Wilmowsky von 1789-91 verzeichnet sind, wurden zu Vorläufern späterer Straßen. So verlaufen die Weiersteinstraße, der Rohrweg, die Parkstraße und der Hahlgartenweg entlang weitaus älterer Wegeführungen. Die Hauptverkehrsader der Gesamtanlage war jedoch die überregionale Straße, die aus der Innenstadt durch die beiden Diezer Tore Richtung Südwest nach Diez und weiter bis nach Koblenz führte. Ihre Chaussierung durch Befestigung und Aufbringung einer glatten Straßendecke wurde gleich den anderen überregionalen Verbindungswegen im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts durch den Trierer Kurfürsten begonnen und war gegen 1780 abgeschlossen.
Die unterschiedlichen Planungsstadien der verschiedenen Straßenverläufe innerhalb des Gesamtanlagengebietes ist durch zahlreiche Fluchtlinienpläne zwischen 1889 bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts gut dokumentiert (Stadtarchiv Limburg), kann hier aber nicht im Einzelnen nachgezeichnet werden.
Diezer Straße
Die alte Diezer Straße war Teil der überregionalen Wegeführung in Ost-West-Richtung und führte vom ehemaligen inneren Diezer Tor an der Grabenstraße Richtung Westen bis zu einem weiteren, dem äußeren Diezer Tor an der Landwehr des Schiedegrabens. Jenseits der Schiede vollzog die Diezer Straße eine sanfte Kurve, um dann ohne weitere Biegung, jedoch erst leichter, dann zunehmender Steigung nach Westen zu verlaufen. Die heutige Straße folgt diesem Verlauf genau, wurde jedoch in den sechziger Jahren stark verbreitert, um dem gewachsenen Verkehrsaufkommen gerecht zu werden. So wurde auch bei dem Ausbau der Kreuzung Schiede-Diezer Straße im Jahr 1968 das an der ehemals weitaus schmaleren Straßeneinmündung liegende stattliche Gasthaus "Zum Hirsch" abgerissen. Auch das angrenzende älteste Anwesen jenseits der Schiede, ein dreiachsiger Putzbau mit Satteldach von 1871, dem Fuhrmann und Landwirt Josef Zimmermann gehörend, musste dem Straßenbau weichen.
Die ersten bürgerlichen Bauten der Gesamtanlage entstanden in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts: Diezer Straße 42 (vor 1883) und 44 (1883) sowie Weiersteinstraße 6 (kurz vor 1884). Als Kopfbau am Eingang der Weiersteinstraße wurde 1891/92 das Haus Weiersteinstraße 1 errichtet, welches mit seiner aufwändigen Putzfassade den repräsentativen Anspruch der weiteren Bebauung vorwegnimmt. Diese entwickelte sich jedoch anfänglich nur bis zur Abzweigung der Trasse der Westerwald-Bahn bei der Schaumburger Straße, deren Gleise den späteren Freiherr-vom-Stein-Platz kreuzten und weiter in Richtung Staffeler Eisenbahnbrücke verliefen. Erst nach deren Verlegung 1894 bildeten die Gleise keinen Hinderungsgrund für die Besiedlung der weiteren Diezer Straße bis zur Gaststätte und Sommerfrische Wilhelmshöhe (Diezer Str. 63) und darüber hinaus. So folgte ein kontinuierlicher Ausbau entlang des Straßenverlaufs, wobei zwischen 1900 und 1910 die Mehrzahl der Häuser entstand. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren fast sämtliche Grundstücke der Diezer Straße bis zum Ende des Gesamtanlagengebietes bebaut. Als einziges Gebäude aus etwas späterer Zeit wurde 1922/23 die ehemalige Landeszentralbank erbaut (Diezer Straße 41 a), die einen wichtigen und architektonisch hervorragenden Akzent an der Eckposition Diezer und Schaumburger Straße setzt. Großformatige, zwei- bis dreistöckige Bauten bzw. Doppeläuser in offener Bauweise inmitten von Gartengrundstücken überwiegen in den beiden vorderen Drittel der Straße, im hinteren Abschnitt finden sich vermehrt schlichtere Doppelwohnhäuser der Jahre von 1900-1910. Die Seitenstraßen der westlichen Hälfte der Diezer Straße wurden ohne Ausnahme erst ab 1900 bebaut.
Die einzelnen Bauten der Diezer Straße sind zum Teil sehr aufwändig gestaltet, wobei Putz- und Backsteinfassaden wechseln. Die Häuser vor und kurz nach der Jahrhundertwende gehören dem Historismus an, wobei Formen des Mittelalters, der Renaissance und des Barock je nach Geschmack und Vorliebe der jeweiligen Bauherren und Architekten variiert wurden. Ein gutes Beispiel für die Beliebigkeit der Stilwahl ist das Haus Weiersteinstraße 1, für das ursprünglich eine Fassade mit gotisierenden Formengut geplant war, die dann von der letztendlich ausgeführten abgelöst wurde. Die Häuser der Zehner Jahre des 20. Jahrhunderts zeigen Jugendstilelemente, die zumeist nur als zusätzlicher Dekor einer historistisch geprägten Grundform beigefügt werden. Gleichzeitig mit den Einflüssen des Jugendstils beginnt in Limburg auch die Phase des sogenannten Heimat, die unter Ablehnung des historistischen Eklektizismus eine sachliche, regional bezogene und materialgerechte Baugesinnung propagierte. Sie zeigt sich exemplarisch in der Häusergruppe Diezer Str. 58 a, 60, 60a und 62, die als Einheit von David Brötz entworfen wurde (vorher lag auf dem Gelände eine Putzsandgrube sowie eine Lehmgrube der Firma Brötz).
Die wichtigsten Bauherren der Diezer und der Parkstraße waren Johann Georg Brötz und David Brötz, die als Bauunternehmer große Bereiche erwarben, sie bebauten und nach der Fertigstellung weiter veräußerten. In der Gestaltung der Häuser zeigt sich eine erstaunliche Anpassung an die unterschiedlichen Stile und Entwicklungen der Zeit vor und nach der Jahrhundertwende, so dass kaum eine individuelle "Handschrift" wahrnehmbar ist. Weitere Bereiche wurden von den Bauunternehmern Peter Arnold und Christian Hankammer bebaut. Nur sehr vereinzelt wurden auch Architekten außerhalb Limburgs beschäftigt (Annastraße 13: Dipl. Ing. A. Möllinghoff, Idstein; Diezer Str. 43 und Umbau des Heppelstiftes Architekt Huch und Grefges, Koblenz).
Auf dem Gebiet der Gesamtanlage herrscht die Wohnnutzung vor, nur bei einigen Grundücken der Seitenstraßen wurden in Nebengebäuden Handwerksbetriebe unterhalten (Schaumburger Straße 9, Schlosserwerkstatt von 1905, Hahlgartenweg 5, Schreinerwerkstatt, 1908). Zur Versorgung des Gebietes befand sich bereits vor 1905 ein Kolonialwarenladen im Erdgeschoss des Hauses Diezer Straße 55. Zielorte sonntäglicher Ausflüge waren die beliebten Gastwirtschaften "Zur Wilhelmshöhe" (Diezer Str. 63) und "Zum Waldhof" am Ende der Annastraße (abgerissen 1970). Der einzige bedeutende Gewerbebetrieb im Westen der Stadt, die Limburger Blechwaren, grenzt unmittelbar an die Gesamtanlage an. Das Betriebsgebäude wurde von Joseph Heppel ab 1872 auf einem großen Gelände nördlich der Gleisanlagen des Bahnbetriebsgeländes errichtet und besaß einen eigenen Gleisanschluss. Die Villa des Firmengründers wurde 1897 nördlich der Produktionsstätte inmitten eines parkähnlichen Gartens an der Diezer Straße errichtet. Sozial äußerst engagiert erwarb Heppel das nachbarliche Bürgerhaus, um darin ein Stift zur ambulanten Krankenpflege zu gründen. Die hierbei angefügte, im Straßenbild kaum auffallende Kapelle birgt im Inneren ein überregional bedeutendes Beispiel sakraler Ausstattungskunst des zweiten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts.
In der Nähe des Bahnbetriebswerkes liegend wurde das Gesamtanlagegebiet vielfach von Bomben getroffen, so dass einige Giebel und Fassadenpartien nur verändert und ohne den ehemaligen Dekor aufgebaut wurden (Adolfstr. 1, Diezer Str.43 und 64, Parkstraße 1, Weihersteinstraße 13), als einzige Totalverluste sind die Häuser Diezer Straße 84 und 86 (hier waren ursprünglich die Pallottinerinnen untergebracht) zu nennen.
Die Vorgärten fielen der Straßenverbreiterung der sechziger Jahre, als die Diezer Straße einer immer größere Verkehrsbelastung standhalten musste, vor allem im vorDrittel zum Opfer, jedoch blieben auch ursprüngliche Grundstücksgrößen mit ihren bauzeitlichen Einfassungen erhalten. Letztere bestehen zumeist aus mehr oder weniger hohen, unverputzten Bruchstein- oder Quadermauern, oft mit quadratischen Pfeilern, zwischen denen eiserne Gitter (Diezer Str. 52/54) bzw. schlichte horizontale Rundholme eingelassen sind.
Weiersteinstraße
Mit Ausnahme des ältesten Hauses Nr. 6, welches wohl kurz vor 1884 entstand, wird die Weihersteinstraße von sehr einfachen zweigeschossigen, verklinkerten Einzel- oder Doppelwohnhäusern aus den Jahren vor und nach 1900 geprägt. Sie wurden von den Bauunternehmern Hankammer und Brötz errichtet; hier wohnten vor allem Beschäftigte des Bahnbetriebswerks in unmittelbarer Nähe zu ihrer Arbeitsstelle.
Ursprünglich war die bedeutende städtebauliche Situation am leichten Knick der Weiersteinstraße, die einst von der Schiede (heute Tunnelbereich) eingesehen werden konnte, mit dem evangelischen Gemeindehaus der zwanziger Jahre besetzt, nach der Kriegszerstörung wurde dort in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts das Haus des Handwerks errichtet.
Hahlgartenweg / Johannes-Mechtel-Straße 1 und 3
Auf dem Grundstück Hahlgartenweg 1 befindet sich das einzige bäuerliche Anwesen der Gesamtanlage und zudem eins der frühesten erhaltenen Wohnbauten im gesamten Gebiet der Gesamtanlage: ein kleines Gehöft der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit bescheidenem Wohnhaus, größerer rückwärtiger Scheune und Viehstall. Die weitere Bebauung des Hahlgartenweges und des Beginns der Johannes-Mechtel-Straße erfolgte zwischen 1889 (Hahlgartenweg 5) und 1904 (Hahlgartenweg 11) mit freistehenden Einzelbauten in offener Bauweise mit rückwärtigen Hofräumen und Nebengebäuden. Die Baugestaltung ist sehr heterogen: neben den beiden äußerst schlichten Bauten des südlichen Straßenanfangs stehen dekorative Putz- und Backsteinfassaden des Historismus. Das großformatige, einen städtebaulich wichtige Akzent setzende Eckhaus Nr. 11 mit Fachwerkdrempel und -giebel blieb am ursprünglichsten erhalten.
Parkstraße
Die Parkstraße besitzt die am reichsten gestalteten Bauten der Gesamtanlage und konnte durch den Erhalt ihrer Vor- und Hausgärten, die in der Mehrzahl ihre bauzeitlichen, zumeist backsteinsichtigen Einfriedungen behielten, sowie dem - allerdings erneuerten - Baumbestand einen Großteil ihres ursprünglichen Charakters bewahren, der nur durch einige Kleingaragen gestört ist.
Den Eingangsbereich zur Parkstraße und die städtebaulich wichtige Stelle am Treffpunkt der Diezer-, Weihersteiner-, Hahlgarten- und Parkstraße besetzt ein stattliches Gebäude über asymmetrischem Grundriss, deren Fassaden durch Stilelemente der französischen Renaissance geprägt sind (Parkstraße 1, Chr. Hankammer, 1898/99). Die abgeschrägte Ecke zur Kreuzung ist mit einem Kastenerker besetzt, ein sich darüber erhebendes stumpfes Pyramidendach wurde nach der Kriegszerstörung nicht wieder aufgeführt.
Die gesamte vordere Hälfte sowie die südliche Seite des hinteren Abschnitts der Parkstraße wurde mit wenigen Ausnahmen von den Bauunternehmern Gebr. Brötz sowie Christian Hankammer zwischen 1899 und 1905 mit meist zweieinhalbgeschossigen Einzel- und Doppelwohnhäusern bebaut. Während die Doppelhäuser meist etwas schlichter gestaltet wurden, bieten die Einzelhäuser den Anblick repräsentativer Villen, obwohl auch sie nur Etagenwohnungen boten. Die auffallende Rückstaffelung der West- bzw. Ostseiten der Häuser Parkstraße 7 und 9 sowie deren besonders aufwändige Geist bedingt durch den diagonalen Verlauf einer ursprünglich geplanten, jedoch nicht ausgeführten Verbindungsstraße zur Diezer Straße. Die gesamte nordwestliche Partie der Parkstraße zwischen Walderdorffer Straße und Freiherr-vom-Stein-Platz wurde als Zeilenblock von insgesamt sechs aneinandergrenzenden Häusern in alternierender Fassadengestaltung unter Verwendung biedermeierlichen Formenguts zwischen 1907 und 1913 ausgeführt (Bauunternehmen Gebr. Brötz).
Mit wenigen Ausnahmen zeigen die Bauten detailreiche, historistische Putz- oder Klinkerfassaden, wobei Motive der Spätgotik und der nordischen Renaissance überwiegen. Fachwerkelemente treten an den vielzähligen und abwechslungsreich gestalteten Giebeln, Türmchen und Erkern auf. In den schlichteren Formen des Heimatstils erscheinen das Haus Parkstraße 4 sowie - teilweise mit klassizistischen Motiven kombiniert - die Häuser der Walderdorffstraße. Das einzige Bauwerk, das in Größe und Gestaltung aus dem Rahmen der umgebenden Architektur fällt, ist das AOK-Hochhaus, das 1956/57 von dem Architekten Hermann Dirksmöller, Giessen, auf einem bis zu diesem Zeitpunkt unbebauten Gartengrundstück (Parkstraße 16) errichtet wurde.
Die bauzeitlichen Grundstückseinfassungen sind als wichtiger Bestandteil der Gesamtanlage anzusehen. Die Vorgarteneinfassungen bestehen fast ausschließlich aus niedrigen Mäuerchen aus Backstein oder verputztem Bruchstein mit quadratischen Pfeilern, zwischen die mehr oder weniger aufwändig gestaltete Schmuckgeländer oder schlichte Horizontalrohre eingelassen sind. Bedauerlicherweise wurden die Gitter oftmals entfernt bzw. durch ästhetisch wenig ansprechender Ersatz ausgetauscht. Die seitlichen und rückwärtigen Einfassungen der Hausgärten bestehen dagegen aus massiven, oft durch eiserne Pfosten verstärkte übermannshohe Backsteinmauern mit einer abschließenden Rollschicht. Einige unter ihnen sind aber auch aufwändig mit einer Lisenengliederung ausgestattet.
Adolfstraße
Das Gepräge der Adolfstraße wird vor allem von der Baumasse des vierstöckigen, gotisierenden Baues Adolfstr. 2 (Bauunternehmers Peter Arnold) sowie der großzügigen Fassade mit manieristischen Stilmotiven des Hauses Adolfstr.1 geprägt, die weitere Bebauung besteht aus zwei einfachen verklinkerten Doppelwohnhäusern.
Annastraße
Charakteristisch für die Annastraße ist die Bebauung mit freistehenden, repräsentativen Wohn- und Doppelwohnhäusern aus der Zeit von 1910 bis in die späten dreißiger Jahre, beispielhaft für die damalige Architekturentwicklung. Fast durchgehend ist die hier besonders typische, offene Bauweise mit Vor- und Hausgärten erhalten, die nur durch einige Kleinbeeinträchtigt ist. So blieben auch die meisten der ursprünglichen Vorgartenerhalten, die - typisch für ihre Entstehungszeit - aus niedrigen, unverputzten Bruchsteinmäuerchen mit quadratischen Pfeilern und einfachen Querholmen bestehen.
Auf dem heutigen Parkplatz am Ende der Straße (Parzelle 9/67) lag ursprünglich die Wirtschaft und Fremdenpension "Zum Waldhof" (mit "Milchkuranstalt"), die 1970 abgerissen wurde.
Josefstraße
Die schmale, zum Schafsberg ansteigende Josefstraße ist mit Putz- bzw. Fachwerkbauten des späten Historismus mit Jugendstilelementen aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts bebaut.
Schlittstraße
Die nach dem von 1878 bis 1900 amtierenden Bürgermeister Andreas Schlitt benannte Schlittstraße (ursprünglich: Im kleinen Rohr) beherbergt drei Bauten des Heimatstiles von 1912. Stadtbaumeister Gollhofer hatte die ursprünglich vorgelegten Baupläne von W. Arnold (Nr. 2) sowie Architekt P. Arnold (4/6) überarbeitet, wobei er die drei Häuser als ästhetische Einheit behandelte. Neben Fensterabänderungen wurde vor allem eine Verschieferung der Giebel und Erker (die ursprünglich Sichtfachwerk zeigen sollten) gefordert. Bei ihrer Sanierung wurden die für die Fassadenwirkung wichtigen Sprossenteilungen verändert und die Klappläden entfernt.
Schaumburger Straße
Schlichte Einzel- bzw. Doppelwohnhäuser, die in den Jahren von 1901 bis 1907 errichtet wurden. Die Doppelwohnhäuser der südwestlichen Straßenabschnitts (9/11; 13/15) wurden im Auftrag von W. J. Buss erbaut, wobei bei dem Bau Nr. 9 das ursprüngliche Aussehen am besten bewahrt blieb.
Tilemannstraße
Die nördliche Partie der Tilemannstraße bis zum Freiherr-vom-Stein-Platz nehmen Häuser der späteren zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts ein. Alle drei Bauten entstanden unter der Bauherrschaft des Limburger Bau- und Sparvereins, wobei die Pläne des Doppelwohnhauses Tilemannstraße 6/8 1926 von der Reichsbahnverwaltung entworfen worden waren (Architekten Schilling und Schenk). Bei ihrer Gestaltung wurden Motive des Backsteinexpressionismus zur Akzentuierung der Gebäudeecken und der Eingangsachsen, z. T. auch der bauzeitlichen Grundstückseinfassungen eingesetzt. In den Nachbarhäusern Nr. 6/8 und 2/4 lebten Bedienstete der Reichsbahnverwaltung. Das Gebäude Parkstraße 27a, welches den südlichen Abschluss des Freiherr-vom-Stein-Platzes bildet, entwarf 1928 Dipl.-Ing. Rudolf Ipsen. Der leider in vielen Details gestörte Bau zeigt eine originelle Betonung des Fassadenzentrums mit einer vorspringenden Backsteinrahmung des Hauseingangs sowie einer zurückliegenden Treppenhausachse, zu der die beiden flankierenden Fassadenbereiche im Viertelkreis einschwingen.
Freiherr-vom-Stein-Platz und Ferdinand-Dirichs-Straße
Der Freiherr-vom-Stein-Platz bildet in seinem südlichen Abschnitt ein regelmäßig rechteckiges Geviert, das sich nach Norden zur Ferdinand-Dirichs-Straße ausweitet. Die Peter-Paul-Cahensly-Schule - neben dem neuen Rathaus der bedeutendste Großbau des Späthistorismus in Limburg - nimmt die gesamte westliche Seite der Platzanlage ein und dominiert sie vollständig. Gegenüber dem fast schlossartigen Habitus des Schulgebäudes bildet der nordwestliche Kopfbau der Parkstraßenzeile zusammen mit dem eindrucksvollen Doppelhaus Freiherr-vom-Stein-Platz 2/4 jedoch einen prägnanten Widerpart. Letzteres bietet mit seiner strengen Putzgliederung einen stilgeschichtlich interessanten Kontrast zu den nur wenig älteren historistischen Nachbarn. Den nördlichen Platzrand besetzt der asymmetrische Baukörper eines villenartigen Doppelhauses von 1912, das zugleich den Kopfbau der südwestlichen Partie der Ferdinand-Dirichs-Straße bildet. Hier stehen innerhalb kleiner Gärten drei weitere stattliche Wohngebäude, die sämtlich von J.G.Brötz einige Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs errichtet worden waren.
Das Bahnausbesserungswerk Limburg wurde 1862 als "Limburger Zentralwerkstätte" durch die damalige Eisenbahnabteilung des Herzoglich-Nassauischen Ministeriums unter der Leitung von Geheimrat Hendel und Oberingenieur Moritz Hilf erbaut, eröffnet und verwaltet. Sie unterstand ab 1864 der Herzoglich-Nassauischen Eisenbahndirektion in Wiesbaden, die zwei Jahre später preußisch wurde. 1880 wurde der Direktionsbezirk Frankfurt unterstellt, 1924 die Verwaltung und Betreuung des Werkes auf die Geschäftsführende Direktion für das Werkstättenwesen in Kassel übertragen. Die rasante Entwicklung der Eisenbahnen im Lahn-, Westerwald- und Taunusgebiet bedingte eine stetig fortschreitende Erweiterung und Veränderung der Werkstattbauten, in denen Lokomotiven, Triebwagen, Personen- und Güterwagen sowie Weichen repariert und gewartet wurden.
Die Sachgesamtheit ist Teil eines 12,9 Hektar großen Geländes, das sich zwischen der südlich gelegenen Gleistrasse und der Diezer bzw. Schaumburger Straße im Norden erstreckt. Im Osten grenzt sie an den Bahnhof, der 1961 anstelle des durch Bomben geschädigten spätklassizistischen Vorgängerbaus von 1862 errichtet worden war. Das Areal der Anlage umfasst eine ausgedehnte Gebäudegruppe aus Verwaltungsbauten, Werkstätten und Hallen, die im Verlauf von insgesamt vier Hauptbauphasen 1862, 1876-79, 1895-1905 und um 1925/30 errichtet wurden. Die Erschließung erfolgte ursprünglich durch eine gerade Zufahrtsstraße von Osten, an der sich zuerst links die Lehrlingswerkstatt von 1904/1905 (1921 Erweiterung um drei Achsen nach Osten) findet. Der zweigeschossige, lang gestreckte Bau mit Walmdach kaschiert mit Formübernahmen des bürgerlichen Wohnbaus - rot-gelbe Klinkerverkleidung mit Lisenengliederung und deutschem Band sowie dezentralem Giebelrisalit - den Werkstattbetrieb im Inneren. Danach folgt das Verwaltungsgebäude II (KD), demgegenüber sich inmitten eines kleinen Rasenplatzes ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs erhebt (KD).
Hinter dem Verwaltungsgebäude II liegt die lang gestreckte, mit großen Segmentbogen versehene Klinkerhalle der Elektrowerkstatt. Seit 1862 Schmiede, war sie vor 1895 vergrößert und schließlich beim Umbau zur Räderdreherei in den Jahren 1901/02 mit Sheddächern über einer eisernen, genieteten Dachkonstruktion versehen worden. Das Verwaltungsgebäude I am westlichen Ende der Erschließungsstraße ist ein schlichter Putzbau des Spätklassizismus mit Giebelrisalit von 1876/78 (Architekt Alken).
Herzstück des Ausbesserungswerkes ist die 207 zu 89 m große Richthalle I (KD), an die sich unmittelbar nördlich die kleinere, ziegelsichtige Richthalle III (ursprünglich Kesselschmiede) von 1895 und 1907 anschließt, deren östliche Längsseite relativ gut erhalten blieb und die in ihrem Inneren eine Krananlage von 1912 beherbergt. Im Winkel zwischen Richthalle I und III findet sich das Kesselhaus, dessen drei lahnwassergespeiste Kessel der Temperierung der Gebäude des Ausbesserungswerks sowie der Vorheizung der Personenzüge dienen und das eine selten frühe Betonvoutenkonstruktion von 1924/26 besitzt. Daneben erhebt sich die ehem. Schmiede der Zeit von 1901 - ein Klinkerbau mit Lisenengliederung und Segment. Ebenfalls in diesem Bereich des Geländes steht der Betonbunker (KD), der 1941 für die Bediensteten des Werkes errichtet wurde. Auch die Richthalle II (um 1900) gehört mit ihren Umfassungswänden aus Klinkermauerwerk sowie Teilen der bauzeitlichen eisernen Dachkonstruktion zur Sachgesamtheit. Das Bahnbetriebswerk war zu 85 % von Bomben zerstört worden, so dass manche Partien der Bauten in vereinfachten Formen wieder errichtet oder ausgebessert wurden. Vor allem die Dach- und Giebelgestaltungen sowie die Eingänge wurden dabei verändert.
Verwaltungsgebäude II
Das 1862 errichtete Putzgebäude besteht aus einem zentralen, fünfachsigen Kernbau sowie beidseitig flankierende, um ein Halbgeschoss niedrigere Flügelabschnitte. Der Hauptbau entspricht mit seinem dreiachsigem Giebelrisalit, Drempelgeschoss und vorkragendem Sattel, das an den Giebelseiten von profilierten Knaggen gestützt wird, dem Bahnhofstypenbau der Lahntalbahn (vgl. die Bahnhöfe in Runkel von 1861/62, sowie Oberbrechen und Niederselters (beide 1875). Der repräsentative Charakter war bedingt durch die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes als Wohnstätte des Werkstattinspektors. Die schlichteren Flügelpartien nahmen dagegen Magazin und Sattlerei auf. Auf der Rückseite Anbauten des frühen 20. Jahrhunderts.
Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs
Das Denkmal zeigt die Form eines Pyramidenstumpfes aus Rustikaquadern mit einem querrechteckigen Relief, auf dem je vier Eisenbahnarbeiter und Soldaten ein geflügeltes Zahnrad flankieren; Inschrift: Unseren gefallenen Kameraden 1914-18 1939-1945. Bekrönung durch ein eisernes Kreuz.
Richthalle I
Großer Hallenbau (207 m zu 89 m) mit Umfassungswänden aus Backstein und eiserner Dach. Der ursprüngliche Bau von 1862 war sehr viel kleiner und diente einzig der Reparatur und Wartung von Dampflokomotiven. Durch die Eröffnungen neuer Strecken wurde der Arbeitsanfall immer größer, so dass die Halle 1876/77 und 1895 vergrößert werden musste, bei der unter anderem in der Verlängerung des Lokomotivbereichs jeweils eine Güter- sowie Personenwagenwerkstatt angefügt wurde. Um 1912 besaß die Halle ihre heutige Ausdehnung, wobei die Ostfassade mit ihrem gestuften Uhrengiebel, der in der Blickachse der Zufahrtsstraße liegt, erst 1920/30 geschaffen wurde. Vom Ursprungsbau von 1862 ist nichts mehr vorhanden, das heutige Aussehen der Nord-, Süd- und Westfassaden prägen die Erweiterung von 1876/77 (Baumeister Alken) sowie die Um- und Anbauten von 1895. Das Halleninnere besitzt in den östlichen Bereich sowie in einigen westlichen Abschnitten noch Gusseisenstützen und/oder Teile der genieteten Dachkonstruktionen.
Betonbunker
Der zuckerhutförmige Bunker wurde 1941 für die Bediensteten des Werkes über einem Bett aus Eisenspänen zur Dämpfung von Erschütterungen errichtet. Im Inneren finden sich noch einige der ursprünglichen Holzbänke, auf denen die Schutzsuchenden während der Angriffe Platz nahmen.
Die Gesamtanlage umfasst die Zwickelpartie zwischen der Frankfurter und der Wiesbadener Straße sowie kleinere Bereiche beider Straßen, die südlich des Greifenberges auf den Streckentrassen alter Handelswege verlaufen.
Entlang der Ausfallstraße nach Frankfurt siedelte sich ab 1872 die Brauerei Busch an, die hier große Freiflächen für ihre ausgedehnten Brau-, Kühl- und Abfüllanlagen sowie für die Stallungen der Brauereirösser vorfanden. Sämtliche Bauten wurden in Laufe mehrerer Jahre von dem Limburger Architekten Josef Fachinger geplant und errichtet.
Im weiteren Verlauf der leicht abbiegenden und ansteigenden Straße entstanden zwischen 1890 und 1920 bescheidene Ein- und Mehrfamilienhäuser in meist geschlossener Reihung. Dabei wechseln Backstein- und Putzbauten unterschiedlicher historisierender Stilhaltungen ab, zwei stattliche Doppelwohnhäuser (Hausnummern 69/71 und 77/79) wurden zwischen 1910 bis 1912 in den schlichten Formen des Heimatschutzstils errichtet.
Das Herzstück der Gesamtanlage ist der großformatige Baukomplex des Pallottinerklosters, welcher zusammen mit den ehemaligen Druckerei- und Wirtschaftsgebäuden, den ausgedehnten Gartenflächen und eigenem kleinen Friedhof das Zwickelareal zwischen Frankfurter und Wiesbadener Straße einnimmt. Um den Niveauunterschied zwischen Wiesbadener und Frankfurter Straße auszugleichen, wurde das Gelände nach Norden aufgeschüttet und mit einer hohen Rustikaquadermauer abgestützt, so dass sich die Klostergebäude circa zwei bis drei Meter oberhalb des Straßenniveaus der Frankfurter Straße erheben. Im Anblick von der Stadt beherrscht die westwerkartige Doppelturmfassade der hoch über den umliegenden Häuser aufragenden, 1926/27 von Jan Hubert Pinand errichteten Klosterkirche den Straßenraum, während der klar gegliederte Baukörper des Langhauses mit seiner polygonalen Chorpartie die im leichten Bogen ansteigende Wiesbadener Straße prägt. Hinter der Kirche tritt das Klostergebäude, welches bereits ab 1896 als stattliche, gotisierende Vierflügelanlage mit zwei quadratischen Ecktürmen errichtet worden war (Architekt J. Buchkremer), etwas zurück. Die Klosterökonomie erstreckt sich im südwestlichen Gebiet der Gesamtanlage und umfasst die Gebäude der ehemaligen Klosterdruckerei, deren Hauptbau (J.H. Pinand, 1928) zahlreichen Erweiterungen und Umbauten unterworfen war, sowie die ehemaligen Stall- und Scheunenbauten, die um einen Wirtschaftshof gruppiert sind.
Die Gesamtanlage zeigt relativ unverändert den Charakter der Zeit nach Beendigung der Klosterbauten um 1929, hinzu kamen nur einige Nachkriegsbauten, die verbliebene Lücken schlossen. Der zunehmende Verkehr bedingte eine Verbreiterung der Frankfurter Straße, der die ehemaligen Vorgärten der Wohnhäuser zum Opfer fielen.
Die Gesamtanlage umfasst einen Abschnitt des Flures "Galmer Berg", dessen Namen auf einer Abwandlung des Begriffs "Galgenberg" beruht, da hier ursprünglich die Richtstätte der Stadt lag. Sie befindet sich nördlich der Egenolfanlage, einem kleinen Park mit älterem Baumbestand, der 1909/10 vom Verschönerungsverein Limburg angelegt wurde, und steigt zu diesem hin an. Die gesamte Bebauung entstand zwischen 1924 und 1930, einziger Totalverlust ist das Haus Gerlachstraße 4 von 1925 (Bauherr: Albin Rausch), das im Krieg zerstört wurde (Ersatzbau von 1961). Nur wenige Kleingaragen stören den Charakter dieses geschlossen erhaltenen Baugebietes der zwanziger Jahre.
Im nördlichen Bereich der Gesamtanlage sowie entlang der Nordzeile der Galmer Straße finden sich insgesamt zehn zweieinhalbgeschossige Mehrfamilienhäuser des Limburger Bau- und Sparvereins, während die Grundstücke der Gerlach-, Dippel- und Egenolfstraße von Privatleuten mit kleineren, und mit Ausnahme dreier Doppelhäuser (Egenolfstr. 3/5, 8/10 und 18/20), frei stehenden Einfamilienhäusern inmitten kleiner Gärten bebaut wurden. Dem Zeitstil entsprechend sind es ohne Ausnahme Putzbauten mit Bruchstein- oder Rustikaquadersockeln über schlichten Grundrissen, die von verschieferten Walm- oder Mansarddächern, die oft einen Zwerchgiebel besitzen, gedeckt werden. Häufig sind ein- oder doppelgeschossige Polygonalerker. Einfache Gesimse, geschwungene Giebelsilhouetten und buntverglaste Haustürüberdachungen und Windfänge bilden oft den einzigen Schmuck dieser in wirtschaftlich schweren Zeiten entstandenen Bauten.
Das kubisch geschlossene und durch seine erhöhte Lage noch stattlicher erscheinende Mehrfamilienhaus Blumenröder Straße 9 ist mit backsteinsichtigen Lisenengliederungen und Eingangsachse etwas aufwändiger gestaltet (Baujahr:1925, Bauherr: Limburger Bau- und Sparverein, Architekt: Ladisch). Die rechte Frontpartie wurde zur platzartigen Erweiterung der Kreuzung Blumenröder und Galmerstraße als Blickpunkt von der ansteigenden Blumenröder Straße architektonisch betont, indem sie der Architekt risalitartig vorzog und mit einem obergeschossigen Dreieckserker ausgestattete.
Im gleichen Jahr entstanden die zweieinhalbgeschossigen Mehrfamilienwohnhäuser mit Mansardwalmdächern, die zu einer Dreiseitanlage um einen begrünten Hofraum (Bauherr: Limburger Bau- und Sparverein, Architekt: Ladisch) gruppiert wurden. In der Blickachse der abschüssigen Gerlachstraße liegend, bieten die beiden kleeblattförmigen Zwerchhausgiebel des zentralen Baues einen auffälligen Point-de-vue.
Äußerst ähnlich in Volumen und Kubatur sind die stattlichen Mehrfamilienhäuser entlang der Galmer Straße, jedoch in ihrer Detailgestaltung individuell charakterisiert durch zum Teil backsteinsichtige Architekturelemente wie Eingangsrisalite, Lisenengliederungen oder Fenstergruppierungen.
Unter den Privathäusern der Gesamtanlage hervorzuheben ist das Gebäude Egenolfstraße 1 mit Eckerker, originellem kleeblattförmigen Zwerchgiebel und erhaltener Haustürüberdachung. Im Erdgeschoss des Hauses Galmerstraße 4 (Bauantrag am 12.9.1924 vom Bauherrn und Planfertiger Kreisbaumeister Theobald Hennerici) blieb die gesamte bauzeitliche Ausstattung erhalten.
Die Mehrzahl der Gebäude wurde in den letzten Jahren saniert, wobei viele der ursprünglichen Haustüren und Fenster nicht immer glücklich ersetzt wurden sowie zahlreiche der einst die Fassadengestaltung mitbestimmenden Schlagläden verschwanden. Häufiger sind noch - wenn auch oft in schlechtem Zustand - die bauzeitlichen Einfriedungen aus Mauerwerk mit Gittern oder Rohrgestänge anzutreffen.
Die Gesamtanlage Neumarkt/Bahnhofstraße umfasst ein städtisches Verdichtungsgebiet, dessen Entstehung durch den ab 1830 angelegten Neumarkt angeregt wurde. In dieser Zeit beginnt der Ausbruch aus der Enge der mittelalterlichen Altstadt in das Areal zwischen Grabenstraße und Schiede. Diese Zone hatte bislang mit Gärten, Ställen und Scheunen der Selbstversorgung der Limburger Bürger gedient und wies bis auf die Frankfurter Vorstadt kaum Wohn- und Gewerbebebauung auf.
Die Stadtmauer wurde in der Verlängerung des Kornmarktes durchbrochen (auf der großen Eckparzelle zur Grabenstraße entstand bereits 1832 der "Preußische Hof", jetzt "Domhotel") und eine Straßenachse angelegt, die sich erst zum rechteckigen Neumarkt erweiterte, nach circa 100 Metern die Schiede kreuzte und 1862 ihren Ziel- und Endpunkt am Bahnhofsvorplatz fand. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden im Umkreis der "Neuen Anlage" und der "Aarstraße", wie man Neumarkt und Bahnhofstraße anfänglich nannte, vor allem Gasthäuser und Hotels, Warenhäuser sowie Gewerbebauten mit Wohnnutzung in den oberen Geschossen. Am südlichen Ende der Bahnhofstraße wurde 1863-66 die evangelische Kirche für die zwischenzeitlich gewachsene protestantische Bevölkerung Limburgs platziert. Entlang der zur Promenade umgestalteten Schiede entstanden zudem zwischen 1875 und 1900 Etagenvillen und Mehrfamilienwohnhäuser repräsentativen Zuschnitts.
Die streng rechteckige Form des Neumarktes, der eine Kantenlänge von circa hundert zu vierzig Meter besitzt, sowie die Symmetrie der anliegenden Straßen weist auf seine geplante Entstehung hin. Im Zentrum der oberen Hälfte ist seit 1987 der von J. Heppel gestiftete Georgsbrunnen aufgestellt, der ursprünglich 1910 für den Rathausplatz geschaffen worden war. Die im Kern ältesten Häuser des Neumarkts sind der Bau Bahnhofstraße 8 (1829, später verbreitert und erhöht) und das Fruchtmagazin des Freiherrn von Schütz (Neumarkt 1, erbaut 1837, vielfach verändert). Den Platz lange Zeit dominierend, entstand kurz vor 1840 die Limburger Zuckerfabrik, deren dreistöckiger Hauptbau (Neumarkt 8/10) von zwei niedrigeren Flügeln flankiert wurde, wobei der rechte Annex (Neumarkt 6) entlang dem Straßenverlauf L-förmig abknickte. Eine Graphik der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts zeigt mit einigen künstlerischen Freiheiten noch die ursprünglich symmetrische, durch Spiegellisenen gegliederte Front mit gleichmäßigen Fensterachsen. Nach dem Konkurs der Fabrik im Jahr 1860 war das Gebäude von der Stadtgemeinde umgebaut worden, es diente 1863-67 als Elementarschule, dann als Sitz des Kreisgerichts. Nach der Erbauung des Landgerichtes 1883 kam das Anwesen in die Hand von Privatleuten, wurde aufgeteilt und diente gewerblichen Zwecken. Der linke Seitenflügel (Nr. 12) wurde 1904 von den Gebrüdern Mayer erworben und zum Warenhaus umgestaltet; dabei wurde die klassizistische Fassade durch eine neue Glas-Gusseisenkonstruktion ersetzt (die schlanken Eisenstützen dieser Maßnahme wurden bei dem Neubau des gesamten Hauses 1998 spolienhaft in die Gestaltung einbezogen). Der Kernbau Nr. 8/10 und das Nachbarhaus firmierte nach der "Arisierung" der Firma Mayer 1935 als Warenhaus Schostek. Das Eckhaus Nr. 6 beherbergte ab 1907 das Ladenlokal der Firma Niel und Meyer sowie die Konditorei Höfer, seit 1954 das Schuhgeschäft Unkelbach.
Die Eckparzellen der westlichen Platzhälfte waren von zwei bedeutenden Gastbetrieben, der "Alten Post" (Bahnhofstr. 9, um 1860, Besitzer: Adam Zimmermann) sowie dem "Nassauer Hof" (1864 errichtet von Bauunternehmer Skrodzki, 1945 zerört) eingenommen. Heute besteht die Bebauung der Westseite bis auf die ehemaligen Posthalterei, die 1928/29 durchgreifend umgebaut wurde, vollständig aus Ersatzbauten der sechziger und siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts.
Die Bauten der Bahnhofstraße entstanden mehrheitlich in der Zeit des Spätklassizismus (um 1850-70) wurden jedoch zum Teil überformt oder gänzlich ersetzt. So erhielt das ursprünglich schlichte klassizistische Gebäude Bahnhofstraße 4 durch Umbaumaßnahmen von 1887 und 1906 ein historistisches Gesicht mit dekorativem Erker und großem Wappen im Stil der Renaissance.
Nach 1875 werden drei Bauten dem klassizistischen Grundbestand eingefügt; es handelt sich jeweils um großformatige Warenhäuser. Das erste, in Kubatur, Stilhaltung und Material den spätbiedermeierlichen Rahmen sprengende Gebäude ist Neumarkt 14, ein 1888 im Auftrag der Eisengroßhandlung Andreas Diener errichtetes Geschäftshaus, dessen historistische Backsteinfront mit Zwerchhaus und reichen Schmuckmotiven ausgestattet ist (Bauunternehmer J.G. Brötz). 1906 wird das Textilhaus von Peter Kurtenbach Bahnhofstraße 6 erbaut (Architekten Rindsfüßer und Kühn, Frankfurt), welches mit seiner kleinrhythmisierten, in der Wirkung aber großzügigen Werksteinfassade in der Nachfolge großstädtischer Vorbilder steht und in Limburg einzigartig ist. Schließlich entsteht in der Nordostecke des Neumarktes 1911 der sechsgeschossige Erweiterungsbau des Möbelhauses Reuss, dessen steiles Schieferdach zusätzlich durch ein kupferverkleidetes Türmchen überhöht wird.
Die südliche Partie der Gesamtanlage wird vor allem durch die evangelische Kirche (1863-66) dominiert, die mit ihrer hohen Turmfront einen markanten Akzent am Eingang der Bahnhofstraße setzt. Ihr gegenüber bietet das großvolumige klassizistische Haus (Bahnhofsplatz 8) zumindest in der Baumasse einen Widerpart.
Von der Bebauung der Schiede blieben stadtseitig zwischen Kaufhof und Graupfortstraße einige villenartige Bauten bzw. Mietshäuser unterschiedlicher Stilrichtungen erhalten. Das älteste Haus der Reihe ist der Eckbau Schiede-Hospitalstraße, welches bereits im Katasterplan von 1873 erscheint, es erhielt 1906 einen großen Anbau entlang der Hospitalstraße mit einem sehr aufwändigen Portal im Stil der nordischen Renaissance. 1875 datiert der spätklassizistische Bau Schiede 61 mit Stufengiebel und Palmettenakroter (Architekt: R. Skrodzki). Bedauerlich ist die unschöne Aufstockung der sechziger Jahre des ansonsten gut erhaltenen historistischen Backsteinbaus Schiede 57 (um 1880/90) mit einem zentralen Balkon auf qualitätvollen Steingusskonsolen. Das jüngste Gebäude ist das in seiner plastischen Fassadengestaltung beeindruckende vierstöckige Haus Schiede 73, das in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts entstand.
Die zur Bahnhofstraße parallel verlaufende Graupfortstraße zeigt nur drei eigenständige historische Bauten, die zudem ein sehr heterogenes Gepräge aufweisen. Nr. 10 ist ein einfaches spätklassizistisches Wohnhaus, welches ursprünglich als evangelisches Pfarrhaus diente. Nicht weit entfernt findet sich mit einer schlichten Scheune aus grünem Schalstein (Rückgebäude Neumarkt 6, 1. Hälfte 19. Jahrhundert) das letzte kaum veränderte Beispiel der früheren landwirtschaftlichen Nutzung des Areals. Sie ist mit ihrer unverputzten Schmalseite, die durch einen Dreiecksgiebel mit breiten hölzernen Gesimsen bekrönt ist, zur Straße ausgerichtet; im Erdgeschoss befand sich noch 1913 ein Stall. Als bürgerliches Geschäfts- und Wohnhaus gehobenen Standards entstand dagegen das Rückgebäude Neumarkt 14, 1901 im Auftrag der Witwe von Andreas Diener (Architekt J. Fachinger) als Backsteinbau mit qualitätvollen renaissancistischen Putzscraffitti und verschiedenen Reliefplatten.
Die Gesamtanlage umfasst den ältesten rational geplanten Stadterweiterungsbereich in biedermeierlicher Zeit, von dem aus mit der Werner-Stenger-Straße die weitere Erschließung des Gebietes zwischen Grabenstraße und Schiede erfolgte. Die Bauten belegen das Wirtschaftswachstum der Stadt, welches mit der Eisenbahnstrecke Auftrieb erhielt und sich in der Errichtung größerer Gewerbebauten und Warenhäuser mit breitem Angebot sowie repräsentativen Wohnbauten niederschlug. Zu bedauern ist der fast vollständige Verlust der Westseite des Neumarktes, die häufige Zerstörung der Erdgeschossfassaden durch überdimensionierte Schaufensteranlagen und schließlich die durchgreifenden Änderungen der ursprünglichen Grundrissstrukturen zahlreicher Bauten (Bahnhofstraße 6, 8 und 9; Bahnhofsplatz 10; Neumarkt 6, 8/10 und 14).
Die Gesamtanlage umfasst die beidseitige Bebauung der nördlichen Schiede, die westliche Seite der Frankenstraße, den Beginn der Ste.-Foy-Straße sowie Partien der Straße Am Zehntenstein sowie einige kleinere angrenzende Gebiete.
Während die Schiede den Verlauf des um 1830 verfüllten mittelalterlichen Wehrgrabens nachzeichnet und die Ste.-Foy-Straße (ehemals Marktstraße) Nachfolgerin der historischen Ausfallstraße Richtung Staffel ist, entstanden die anderen Straßen der Gesamtanlage erst im Verlauf stadtplanerischer Maßnahmen des späteren 19. Jahrhunderts und zeigen eine rastermäßige Systematik.
Das Gebiet der Gesamtanlage zeichnet sich durch eine dichte historische Bebauung der Zeit zwischen 1880 und den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts aus, die nur vereinzelt gestört ist. Neben zwei Großbauten semi-öffentlichen Charakters (das Landgericht mit Gefängnis sowie das Gebäude des Turnvereins 1848 e.V.) treten in der Mehrzahl einzeln stehende, zumeist recht repräsentative Mehrfamilienhäuser, die besonders auffällige Eckpositionen an den Straßenkreuzungen und Einmündungen besetzen. Schlichtere Einzel- oder Doppelwohnhäuser sind vor allem im nördlichen Bereich der Schiede und Am Zehntenstein zu finden. Historische Gewerbebauten fehlen völlig. Die ursprünglich vorhandenen Vorgärten mitsamt den Einfriedungen wurden in allen Bereichen mit der zunehmenden Verbreiterung der Fahrbahnen gekappt.
Die wichtigste Veränderung der historischen Gegebenheiten brachte die Verlängerung der Schiede, die ursprünglich als baumbestandener Promenadenweg nach Osten in die Konrad-Kurzbold-Straße abknickte. Seit Errichtung einer Straßenbrücke in den Jahren 1967/68 führt sie über den Fluss hinweg und dient als neuer Zubringer zu der "Meil", die nördlich der Stadt Richtung Weilburg führt. Als Teil der Bundesstraßen 8 und 49 und mit Ausbau des Schiedetunnels entwickelte sich aus der ursprünglichen Ringstraße eine Innenstadtumgehung mit überregionaler Anbindung, wobei die immer weiter fortschreitende Motorisierung inzwischen eine fast unerträgliche Belastung der Anwohner wie der Bausubstanz bedeutet. Der Anstieg der Straße zum Brückenniveau sowie die leichte Verschiebung nach Westen ab den Einmündungen der Konrad-Kurzbold-Straße und des Renngrabens bedingen den Charakter einer Hochstraße, die sich weit über das historischen Bodenniveau der Umgebung (Schiede 2, 3-5) erhebt.
Das früheste und in Kubatur und baukünstlerischer Ausstrahlung bedeutendste Gebäude der Gesamtanlage ist das Landgericht (Schiede 14) mit dem axial dazu angeordnetem Gefängnis (Walderdorffstraße 16). Zwischen 1879 und 1881 entstand es auf der westlichen Seite der Schiede als ein von drei Seiten sichtbarer Solitärbau - nur die Rückansicht war durch das von einer hohen Mauer umgebene Strafvollzugsgebäude verdeckt. Erst gut zehn Jahre später entstanden in unmittelbarer südlicher Nachbarschaft in der damals gerade eröffneten, noch Wörthstraße genannten Josef-Ludwig-Straße ein verklinkertes Doppelwohnhaus (erbaut 1892, Joseph-Ludwig-Straße 5/7) sowie in städtebaulich wichtiger Ecklage eine backsteinsichtige Etagenvilla von 1893 (Joseph-Ludwig-Straße 3, Bauunternehmer J. G. Brötz). Ebenfalls eine Eckposition nimmt das südwestlich gelegene, gleichfalls sehr repräsentative Haus Schiede 31 (1896/97) ein, das im Gegensatz zu den etwas früheren Backsteinbauten verputzt ist. Auffallend ist jedoch, dass sich alle drei Bauten in ihren historistischen Stilformen der Wende von der Romanik zur Frühgotik auf das benachbarte Gerichtsgebäude beziehen. Auch die 1902/1903 direkt gegenüber dem Landgericht errichtete Synagoge der Limburger Jüdischen Gemeinde bediente sich neoromanischen Formengutes (Planung: Architekt Wilhelm Spahr, Marburg; Bauunternehmungen J.G. Brötz und Chr. Hankammer). Neben der sicherlich auch gewollten Anpassung an das bauliche Umfeld war die Neoromanik der bevorzugte Baustil der jüdischen Bevölkerungskreise in wilhelminischer Zeit, da der gotische Stil zu eindeutig mit dem Christentum identifiziert wurde. Die Synagoge war ein großvolumiger, hell verputzter Bau mit Trachyteinfassungen, der von einem kräftigen oktogonalen Vierungsturm mit Zeltdach bekrönt wurde. Die beiden Gebäude zusammen - Justizgebäude und jüdisches Gotteshaus - setzten den wichtigsten städtebaulichen Akzent im gesamten Verlauf der Schiede. Darüber hinaus lag die Synagoge direkt in der Blickachse der Werner-Senger-Straße, auf die sie mit ihrem querhausartigen Flügel mit großem Achtpassfenster bezogen war. Die Synagoge wurde gleich vielen anderen in der Reichspogromnacht 1938 zerstört - mit der Vertreibung und der Ermordung der jüdischen Bevölkerung vernichtete das nationalsozialistische Regime auch ihre Spuren im Stadtbild. Die Grundstücksparzelle wurde 1950/51 mit einem schlichten Doppelhaus (Schiede 27/27a) bebaut, das gewerblichen Zwecken diente.
1905 kam als letzter Bau in diesem Bereich der Schiede schräg gegenüber dem Landgericht eine repräsentative Stadtvilla für den Apotheker Wolff hinzu, der von dem angesehenen Wiesbadener Architekten Hermann Reichwein errichtet wurde (Dr.-Wolff-Straße 4). Anders als bei den Nachbarbauten wurde hier jedoch von den romanischen Stilformen abgegangen: Der reiche Dekor des Äußeren und Inneren verwendet elegante Motive des deutschen Frühklassizismus, des so genannten Zopfstiles.
Am nördlichen Ende der Schiede entstanden zuerst die beiden schlichten, aneinander gebauten Backsteinhäuser Schiede 17 und 19 (1894), die auffallende französisierende Putzfassade des Baues Schiede 6 (1899), der zweifarbige Backsteinbau Schiede 8 (1901) und das kräftig kolorierte Doppelhaus des Fachwerkhistorismus von 1902 (Ecke Schiede/Konrad-Kurzbold-Straße, ursprünglich war eine reine Putzfassade geplant). Offensichtlich wurde keine Rücksicht mehr auf eine stilistische Anpassung an das Justizgebäude genommen, sondern hier ist die ganze Bandbreite der Baugestaltung der Zeit um 1900 zu finden. Diese Bauten am Ende der Schiede besitzen heute die wichtige Funktion eines "Brückenkopfes" an der Ein- und Ausfahrt der Stadt nach Norden. Die dann noch folgenden drei Häuser Schiede 3 und 5 (1909 und 1907) und 7 (1926) können eine solche Aufgabe aufgrund des Straßenanstiegs zum Lahnübergang nicht mehr genügen - hier ist es vor allem die Abfolge der variantenreichen Dachgestaltung der ansonsten schlichten Bauten, die in der Ansicht von der Brücke wirken.
Die Grundstücksparzellen des nordwestlichen Abschnitts der Schiede zwischen den Einmündungen der Dr.-Wolff-Straße und der Konrad Kurzbold Straße waren ursprünglich sehr tief und erstreckten sich bis zur damals noch Untergasse genannten Frankenstraße. Nachdem deren Besitzer zuerst die westliche Seite zur Schiede hin bebaut hatten, errichteten sie meist nur wenige Jahre später nach Osten weitere Häuser mit der Front zur Frankenstraße. So ähneln sich auch die Häuser in ihrer Gestaltungsweisen mit historisierenden Stilelementen (Schiede 15/17 (beide 1894) und Frankenstraße 7/9 (1896/?) bzw. Formen des Heimatschutzstils (Schiede 21/23 von 1905 und 1907 sowie Frankenstraße 1-5 (Nr. 1: 1906 oder 1907, Nr. 3: 1908; Nr. 5: 1909; Bauherrin: Franz Arnold Witwe, Bauplanung J. Gregori). Einzig die rückwärtigen Partien der Eckgrundstücke Schiede 13/Konrad-Kurzbold-Straße 9 sowie Dr.-Wolff-Straße 4 blieben lange Zeit als Gärten unangetastet bestehen.
Nur wenig abseits von der Schiede errichtete in der Dr.-Wolff-Straße (Nr. 3), die damals noch Landgerichtsstraße genannt wurde, der Bauunternehmer J. G. Brötz bereits 1894 im Auftrag der Militär-Intendantur des 11. Armeekorps einen Klinkerbau, welches über mehrere Jahrzehnte als Dienstgebäude des Bezirkskommandos der Landwehr diente (Planunterlagen Garnisonsbaurat Reinmann, Mainz). Es entspricht im Äußeren mit seinem zentralen Giebelrisalit völlig einem schlichten bürgerlichen Mietshaus seiner Zeit und bot keinen Hinweis auf seine Nutzung, wiewohl im Inneren Stuben der Mannschaften und Offiziere, Büros sowie eine Arrestzelle zu finden war. Spätestens 1923 war das Anwesen mit seinem großen Hof mit mehreren Schuppen im Besitz der Landmaschinenfirma Julius Blumenthal.
Die nördliche Seite der Ste.-Foy-Straße wird vor allem durch das große Volumen der Turn- und Veranstaltungshalle des Turnvereins Limburg 1848 e.V. geprägt, die in zwei kurz aufeinander folgenden Bauphasen innerhalb des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts errichtet wurde. Bis zur Erbauung des St. Georgshofes diente sie neben ihrer ursprünglichen Bestimmung auch bei größeren gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Ereignissen als Versammlungs- und Aufführungsort.
Die weitere Bebauung in der Nähe der Turnhalle besteht aus drei reich dekorierten, dreieinhalbgeschossigen, frei stehenden Mehrfamilienhäusern des Späthistorismus bzw. Jugendstils, die jeweils an den Einmündungen der Querstraßen platziert sind und sich mit Eckabschrägungen, Erkern und Türmchen auf ihre Lage im Straßenraum beziehen. Die Seitenstraßen zeigen dagegen etwas kleiner dimensionierte und im Dekoraufwand schlichtere Mehrfamilien- und Doppelhäuser, der Bau Am Zehntenstein 5 bildet hier in Größe und Aufwand eine Ausnahme. Putz- und Backsteinbauten wechseln im gesamten Teilgebiet ohne Bevorzugung des einen oder anderen Materials.
Einige wenige verbliebene Baulücken innerhalb der Gesamtanlage wurden in den zwanziger und dreißiger Jahren geschlossen: Schiede Nr. 7 (1926), der vordere Bereich der Ste.-Foy-Straße 2/4 (1928/1937) und 6 (1922) sowie Schiede 29 (Eckhaus mit erdgeschossigem Runderker; 1935). Während das erstgenannte Haus noch in der Tradition des Heimatschutzstils verharrt, zeigen die anderen bereits die einfachen Grundformen strenger Sachlichkeit mit schlicht weiß verputzten Bauten mit Bruchsteinsockeln und aufgeschobenen Walmdächern.