Lindenhof 1, 7, 8, 9 und 9a
Der Name Lindenhof erscheint erstmals im hessischen Salbuch im Jahre 1590. Eine dauerhafte Besiedlung der Hofstellen ist jedoch erst einhundert Jahre später ab dem Jahr 1693 bezeugt. 1712 umfasste Lindenhof bereits sechs Haushalte und wuchs im Laufe des 19. Jahrhunderts auf seine heutige Größe an.
Von der heutigen Hauptstraße abzweigend reihen sich vier Hofstellen der Siedlung Lindenhof entlang des abknickend geführten Straßenverlaufs auf. Die unregelmäßig bebauten Hofstellen zeigen bis heute noch ihre im Ursprung aus dem frühen 18. Jahrhundert stammende Bebauung. Die Hofstellen waren ursprünglich mit Einhäusern und freistehenden Scheunen versehen. Noch heute prägen die aus dem späten 18. Jahrhundert datierenden Wohn- und Wirtschaftsgebäude Nr. 7 und 9 das historische Erscheinungsbild der Siedlung mit ihrem stockwerkweise verzimmerten Fachwerk. Am Ortseingang Lindenhofs befindet sich eine kleine, zweigeschossige Fachwerkkirche, die mit Unterstützung des Denkmalpflegers Dr. Michael Neumann von 1990 bis 1992 aus einer alten Scheune nach Plänen des Architekten Peter Dornseiff aus Holzhausen zu einer Fachwerkkirche umgebaut wurde.
Schafhort 1, 2, 3
Entlang der Berleburger Straße reihen sich kurz vor der Grenze zum westfälischen Wittgenstein drei Aussengehöfte auf. Die aus giebelständig zur Straße angeordneten Einhäusern und übereck gestellten Scheunen gebildeten Hofstellen wurden zwischen dem frühen und dem ausgehenden 19. Jahrhundert beginnend mit der Nr. 1 errichtet. Noch heute prägen die zweigeschossigen, als Ständerbauten mit geschossteilenden Langriegeln errichteten Fachwerkhäuser, die hofseitig über überbaute Freitreppen erschlossen sind, das Straßenbild in diesem Bereich.
Am Tor 1, 2; Bachweg 1; Bahnhofstraße 7, 6-14; Ederstraße 22-26, 27-31; Eisbahn 1; Heckenweg 2; Im Hof 1.Die Gesamtanlage umfasst einen Teil des historischen Ortskerns, der bis heute weitgehend ungestört in seiner Struktur und Bebauung erhalten ist. Unterschiedlich große und unregelmäßig zugeschnittene Hofreiten ziehen sich, dem Dorfkern um die Kirche herum gegenübergelegen, entlang der Edertalstraße. Vom Dorfkern sind noch Bachweg, Eisbahn, Querweg und Heckweg mit ihrer historischen Bebauung erhalten. Meist zweigeschossige Fachwerkhäuser, unter denen die Ställe in den Sockelgeschossen aus Back- oder Bruchstein liegen und die von der Traufseite erschlossen, um einen Mittelflur angeordnete Wohnräume beherbergen, haben einst diesen Bereich geprägt.
Albert-Wagner-Straße 1-15, 2-16; Am Naugarten 1; Brunnenstraße 1-7, 2, 4; Feldstraße 1-5; Hainstraße 2-10, 1-7, 11, 13; Steinweg 1-9, 2-8; Tannenweg 2, 3, 4, 6.
Die Gesamtanlage umfasst den historischen Ortskern, der noch heute durch die unregelmäßigen Parzellen im Bereich zwischen der Brunnenstraße, dem Tannenweg, der Hainstraße und dem Steinweg gekennzeichnet ist. Dem Ortskern sind zu beiden Seiten entlang der Hainstraße und der Albert-Wagner-Straße unterschiedlich lange Reihen verschieden großer Hofreiten aus dem 19. Jahrhundert vorgelagert. Diese frühen Ortserweiterungen an der Durchfahrtsstraße prägen heute den Ort und verleihen ihm den Charakter eines Straßendorfes, da der eigentliche Dorfmittelpunkt heute seitlich der Hainstraße liegt. Das Dorf ist im Kern, wie auch in den Erweiterungen, bis heute durch Hofreiten oder Teile derselben aus dem 19. Jahrhundert geprägt.
Dorfstraße 1, 2, 3, 4.
Zwar wird Ellnrode schon im 13. Jahrhundert erwähnt, die heutigen Hofstellen wurden nach den Angaben des Salbuches des Klosters Haina aber erst nach 1556 neu geschaffen. Das gesamte, dem Hospital zustehende Gut bestand seither aus vier Hofstellen, die auch heute noch, bis auf wenige Häuser im Umfeld, den gesamten Ort bilden. Zu der westlichen, von der Dorfstraße vollständig umschlossenen Hofstelle gesellen sich drei weitere, unregelmäßig zugeschnittene Höfe zwischen der Dorfstraße und der östlich vorbeifließenden Wohra. Bis heute sind die Höfe durch großvolumige Fachwerkwohn- und Wirtschaftsgebäude aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geprägt, die in Form von Dreiseithöfen den dichten bäuerlich strukturierten Dorfkern bilden.
Hainstraße 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8,11, 12, 13, 14, 15, 16, 18, 19, 20, 21, 22, 23; Hinter der Mauer 1-7, 2, 6, 8; Hofstraße 2-6, 10, 12; Katzbachstraße 1-17, 2-18; Marktstraße 1, 4, 5, 6, 7, 9, 10, 11-17, 12-16; Mühlgasse 1-7; Neustadtstraße 1-11, 2-12, 15; Steinweg 1-39, 6-38; Untertor 1-3, 2-20; Untergasse 1-31, 2-34; Webergasse 1-15, 2-8; Zur Burg 1-3, 2-4.
Den Ursprung der Stadt bildeten die auf zwei Seiten eines Hügels erbaute Burg der Grafen von Ziegenhain und die Kirche. 1521 wurde die Umfassungsmauer der Burg als baufällig beschrieben, 1556 im Salbuch dann auch die Burg selbst als „diser Zeitt verfallen“ bezeichnet. 1628 war nur noch ein „steinern Rumpf“ der Burg vorhanden, es gab jedoch immer noch einen Burgsitz als hessisches Lehen. Dieses Burglehen gab der Landgraf schon 1557 mit der Maßgabe aus, „das Schloß zu Gemonden uff der Stat Gawe, so wüst liege, wiederumb im Bauw uffrichten und (zu) gebrauchen“. Es bestand in der Folgezeit eine Hofanlage, deren Herrenhaus über ein massives Untergeschoss aus dem 16. Jahrhundert verfügte, über dem sich zwei Fachwerkgeschosse aus der Zeit um 1700 erhoben. Im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts ist die Burg dann vollständig verfallen. Auf die heutige Zeit überkommen sind von der Burg nur noch einige wenige Mauerreste südlich der Kirche auf dem Gelände der Stadthalle.Eine ellipsenförmige Mauer schützte die Stadt, die über zwei Tore, Ober- und Untertor, an der Haupttrasse, dem sogenannten Steinweg, erschlossen war. Die Stadtmauer war im Durchschnitt 20 Fuß hoch und 2,20 Meter dick. Im Jahre 1712 wurden neue Wachhäuser gebaut. Nach einem Brand 1818 wurde die Mauer vom Magistrat auf Abbruch versteigert. Die Tore blieben noch länger bestehen, erst 1935 wurde die Unterpforte schließlich abgerissen. Von der Stadtbefestigung erhalten blieben westlich der Kirche Reste der Stadtmauer und der Hexenturm als letzter Schalenturm mit vorgelagertem Graben, sowie als Ober- und Unterhaingässchen die ehemaligen Wallwege im Süden der Stadt.Der in Nord-Süd-Richtung verlaufende Steinweg, der ehemals durch die beiden Tore die Stadt erschloss, stellt auch noch in heutiger Zeit die Hauptverkehrsachse dar. Es handelt sich jedoch schon um einen älteren Talweg aus dem 12. oder 13. Jahrhundert, der bereits in Zeiten vor der Stadtgründung genutzt wurde. Bei Ausschachtungen fand man etwa einen Meter unter der Oberfläche einen alten Knüppeldamm. 1538 wurde der Steinweg neu gepflastert und erhielt wohl zu dieser Zeit seinen heutigen Namen.Älteste Quererschließung sind Webergasse, Hofstraße und Katzbachstraße, die Kirche und Burg mit der Hauptachse der Stadt verbanden. Die in mehreren Bögen verlaufende und mit mehreren Abzweigen versehene Untergasse ist die östliche Erschließung. Diese Gassen sind wohl bis 1266 entstanden und noch im Stadtgrundriss ablesbar.Die Stadt wurde von mehreren Bränden heimgesucht. 1583 brannten bei dem großen Stadtbrand 16 Wohnhäuser und ihre Scheunen ab, 1670 und 1676 beim Schultheißenhof fünf bzw. sechs Höfe sowie 1818 in der Untergasse sechs Häuser und fünf Scheunen. Nahezu 100 Jahre danach, nämlich 1917, gingen noch einmal fünf Häuser am Obertor in Flammen auf und bereits 1919 folgt der nächste Stadtbrand. Bedingt durch diese häufigen Brände blieben nur wenige Häuser aus der Zeit vor dem frühen 19. Jahrhundert erhalten.Zwar wurden die meisten Gebäude am Markt auch erst im frühen 19. Jahrhundert errichtet, sie ruhen jedoch vielfach auf Kellern, die wohl noch aus dem 16. Jahrhundert stammen. In eben diesem Jahrhundert erreichte die Stadt einen größeren Wohlstand, der sich in mehreren Bauten der Zeit ausdrückt. So wurde 1523 ein großer Brunnen gebaut, 1541 die Schule errichtet und 1564 ein Rathaus auf dem Marktplatz gebaut. Auch die erste Wasserleitung aus Holzrohren entstand 1587.Aus diesem Jahrhundert sind von 1544 ebenso erste Brücken über die Wohra bezeugt.Das Gesamtbild der historischen Altstadt Gemündens ist bis heute durch eine weitgehende Aus- und Umbauphase der Stadt im frühen bis späteren 19. Jahrhundert geprägt. Nahezu alle älteren Gebäude, mit Ausnahme der Kirche, des Junkernhofes und eines Fachwerkhauses am Steinweg, fielen Bränden und dem Drang der Gemündener Bürger des 19. Jahrhunderts, ihre Stadt umzugestalten, zum Opfer. So wurde zwar baulich die ältere Geschichte der Stadt weitgehend getilgt, man kann jedoch den älteren historischen Charakter der einzelnen Straßenzüge noch immer an der Größe und Ausstattung der im 19. Jahrhundert entstandenen Neubauten ablesen. So findet man noch heute die größten Wohn- und Geschäftshäuser im Umfeld des Marktes sowie zwischen diesem und der Burg bzw. der Kirche bis hin zur Webergasse. Die weiter vom Stadtzentrum entfernten Straße wie Katzbachstraße, Hainstraße und besonders die auf der anderen Seite der Steinstraße gelegene Untergasse zeigen weitgehend eine Bebauung mit kleineren landwirtschaftlichen Hofstellen und Ackerbürgerhäusern.
Kraelingstraße 1-7, 2-8; Lindenstraße 1-15, 2-14; Schafhofstraße 1-7, 2, 6, 8.
Nachdem im Jahre 1818 nach dem großen Stadtbrand die Stadtmauer aufgegeben wurde, begann die Aufsiedelung des außerhalb des Mauerberings, jenseits der Wohra gelegenen Bereiches entlang der Straße nach Frankenberg. Diese Stadterweiterung, die im Laufe des späteren 19. Jahrhundert fast die Größe und den Charakter einer vollständigen Vorstadt erreichte, erstreckt sich entlang der Lindenstraße und Schafhofstraße bis zur Ochsenbrücke hin, wird im Süden durch einen Bogen der Wohra eingefasst und reicht im Norden bis in die Kraelingstraße. Die Gesamtanlage dokumentiert die verschiedenen Bauformen der Stadterweiterung des 19. Jahrhunderts. An Kraehlingstraße und Schafhofstraße entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts landwirtschaftlich genutzte Hofstellen. Die nach dieser ersten Bauphase noch erhaltenen Baulücken wurden dann gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit Wohnhäusern aufgefüllt, durch die bis zum Ersten Weltkrieg eine geschlossene Bebauung des gesamten Bereiches entstand.
Raingärten 1-6.Als nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Bevölkerung Gemündens durch den Zuzug vieler Heimatvertriebener stark anstieg, entstand eine erhöhte Nachfrage nach preisgünstigem Wohnraum. Nach der Behebung der ersten Not schuf man neue Siedlungen mit kleineren Einfamilienhäusern für die bleibewilligen Neubürger. So entstand nach 1948 zwischen der Stadt und dem Gewerbegebiet die zunächst aus sechs Häusern bestehende Siedlung Raingärten. Es handelt sich bei den Gebäuden um vier giebelständige und zwei traufständige, eingeschossige Fachwerkhäuser. Die auf hohen Werksteinsockeln errichteten Häuser zeigen alle ein gleichartiges Fachwerk mit doppelter Verriegelung und Mannfiguren an den Eckständern. Den oberen Abschluss bilden steile Satteldächer mit Schleppgauben. Bis heute ist die Siedlung in ihren stark historisierenden Bauformen weitgehend unverändert erhalten geblieben.
Bachstraße 1, 2, 3, 4, 6, 7, 8; Gemündener Straße 1-13, 2-6, 10-14; Oberdorf 1; Unterdorf 2, 6; Wälzebachstraße 1, 3.
Den Kern des historischen Ortskern Grüsens bildet die seit 1057 nachgewiesene Kirche an der Kreuzung Gemündener Straße/Unterdorf. Ausgehend von der Kirche entwickelte sich die Bebauung zwischen dem Unterdorf und der Bachstraße sowie auf der gegenüberliegenden Seite der Gemündener Straße im Umfeld des Abzweigs des Oberdorfs. Nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges und der folgenden schlechten Zeiten erreichte das Dorf erst im 19. Jahrhundert seine heutige Ausdehnung in den Bereichen südlich der Bachstraße, nördlich des Unterdorfs und in den westlichen Teilen des Oberdorfs. Noch heute zeigt sich Grüsen als bäuerlich geprägtes Haufendorf, das sich um die Kirche herum gruppiert. Hofreiten unterschiedlicher Größe und unregelmäßigen Zuschnitts bestimmen mit ihrer weitgehend aus dem 19. Jahrhundert stammenden Bausubstanz bis heute das Ortsbild des historischen Dorfkerns.
Gemündener Straße 17, 18, 19, 20.
Um die Wende zum 20. Jahrhundert entstanden außerhalb des Ortes an der Straße nach Sehlen vier Wohnhäuser, die bis heute eine geschlossene Baugruppe bilden. Die traufständig zur Straße errichteten Fachwerkhäuser haben geschosshohe Bruchsteinsockel und zeigen ein regelmäßiges, dichtes Fachwerkgefüge, das zum Teil historische Fachwerkformen zitiert.Die näher zum Dorf gelegenen, 1904 errichteten Nummern 17 und 18 sind stockwerkweise verzimmert und zweigeschossig, die beiden weiter außen liegenden Häuser nur noch eingeschossig. Die gesamte Baugruppe dokumentiert die erste Phase der Dorferweiterung außerhalb des alten Ortskerns in der Zeit um und nach 1900.