Kranichsteiner Straße 51A
Ein an der blühenden Bau- und Bodenspekulation rege beteiligter Schlossermeister ließ sich 1903 auf dem Höhepunkt seiner Karriere im Inneren eines Gründerzeitblocks in historisierendem Stil ein niedriges Landhaus errichten, das mit den gleichzeitig entstandenen, flankierenden viergeschossigen Bauten einfachsten Standards eine U-förmige Anlage von repräsentativer, barocker Wirkung bildet. Groteskes Beispiel für die Nachahmung feudaler Schloßarchitektur vor dem Hintergrund der spekulativen Entstehung eines Viertels.
Lauteschlägerstraße 12-16
Kleine Hausgruppe ursprünglich einheitlich durch Bauwich getrennter, zweigeschossiger Kleinbürgerhäuser, vermutlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts innerhalb der "Pankratiusvorstadt" entstanden. Schlichte traufständige Baukörper mit auf quadratischer Grundfläche organisierten identischen Grundrissen; die langgestreckten, bis zum Heumagazin reichenden Grundstücke ermöglichten eine Vielzahl von Nebengebäuden. Bautypus der einfachen biedermeierlichen Stadterweiterung.
Emilstraße 7
Frankfurter Straße 37-51
Acht- bis zehnachsige, dreigeschossige Baukörper, 1921/22 und 1927 in zwei Abschnitten in traditionalistischem Stil errichtet.
In einer Zeit großer wirtschaftlicher Schwierigkeiten - geprägt von Wohnungsnot und mangelnder Ernährung (die Zeit der Supppenküchen und Wärmehallen) - zur Unterbringung und Versorgung alter Menschen von der öffentlichen Wohlfahrtspflege errichtete Wohnanlage mit abgeschlossenen Kleinstwohnungen. Entwurf Stadtbauamt.
Lauteschlägerstraße 5A
Mauerstraße 32, 34;
Kleine Miethausgruppe des späten Historismus, im eklektizistischen Dekorationsstil als viergeschossige Eckbebauung errichtet. Die Häuser Mauerstraße 34 und Lauteschlägerstraße 5A von 1899 einheitlich mit Mansarddach und aufwendigem neubarocken Stuckdekor. Der breitgelagerte Zweispänner Mauerstraße 32 wurde 1903 vom Bauunternehmer Georg Schäfer mit Fassaden in historisierender Mischform gebaut. Baugleiche, aufragende Zwerchhausgiebel akzentuieren die symmetrisch angelegte Fassade.
Pallaswiesenstraße 12-14
Ploenniesstraße 6, 8, 10
Der Maurermeister Peter Wagner baute 1902-04 teilweise für fremde Bauherren diese große, einheitliche Gruppe von vier Miethäusern. Architekt war vermutlich sein Sohn Ludwig. Ursprung der Anlage war das zweigeschossige "Baubüro" des Bauunternehmens mit Lager und Remisen in Nr. 6. 1902 entstand mit großen Wohnungen das mit Treppenhausrisalit und im Krieg zerstörter barockisierender Turmkuppel aufwendig gestaltete Eckhaus. 1903 folgten die breitgelagerten, als Zweispänner ausgebildeten Flügelbauten mit aufragenden Zwerchhausgiebeln. Fassadendekor eklektizistisch mit Motiven aus Renaissance, Barock und Jugendstil; die geschoßweise einheitlich durchlaufend konzipierte Gestaltung und eine identische Ausbildung von Portalen und Giebeln betonen die Zusammengehörigkeit der Häuser. Die Eckbebauung steht beispielhaft für die Bautätigkeit vieler Handwerksbetriebe im Martinsviertel der Jahrhundertwende. Wünschenswert ist die Wiederherstellung der für das Stadtbild bedeutsamen Eckbetonung durch eine Rekonstruktion der fehlenden Turmkuppel.
Alfred-Messel-Weg 2
Arheilger Straße 85, 96
August-Buxbaum-Anlage
Frankfurter Straße 59
Friedberger Straße 1, 2
Gießener Straße 1, 2
Gutenbergstraße 76
Hohler Weg 22-26
Kranichsteiner Straße 58, 69
Lichtenbergstraße 82, 91
Mollerstraße 46, 47
Pankratiusstraße 73
Rhönring 4-64
Spessartring 2-18, 21-27
Taunusstraße 55, 56
Die Gesamtanlage umfaßt eine umfangreiche Hauszeile des städtischen Sozialen Wohnungsbaus, die in den ZwanzigerJahren zwischen Frankfurter und Dieburger Straße auf der Trasse der ehemaligen Odenwaldbahn errichtet wurde.
Der 1870/71 aufgeschüttete Damm der Odenwaldbahn bestimmte den Verlauf der in Fortsetzung der Blumenthalstraße projektierten Ringstraße. An seinem Fuß entstand in den Jahren des Baubooms nach 1900 der geschlossene, homogene Rand des "Rhönringviertels" mit viergeschossigen Miethäusern in zeittypisch historisierendem Fassadendekor. Auf der Fläche des 1914-18 abgeräumten Bahndamms realisierte die Stadt in den Zwanziger Jahren ein ehrgeiziges Projekt des Sozialen Wohnungsbaus, gleichzeitig ein städtebaulich gelungener Abschluß des Viertels.
Der Grünzug, der auf der ehemaligen Eisenbahntrasse liegt, wurde 1961 nach dem Architekten, Stadtbaumeister und Bürgermeister August Buxbaum (1876-1960) benannt. August Buxbaum war Mitinitiator der Gartenstadt "Hohler Weg", heute Komponistenviertel, in der er selbst wohnte. Sein Haus steht im Richard-Wagner-Weg 40.
Vor dem Hintergrund einer sich in der Kriegsfolge verschärfenden Wohnungsnot setzte sich der Wohnungsbau der Nachkriegszeit in Deutschland vor allem in den auf die Währungsreform 1923 folgenden Jahren der Prosperität als öffentlich geförderter Wohnungsbau in Stockwerksbauweise durch.
Von 1921 bis 1928 datieren die erhaltenen Pläne des städtischen Hochbauamts (August Buxbaum und Georg Hoffmann), die den abschnittsweisen Ausbau des ehrgeizigen Projekts dokumentieren: eine rund 1500 Meter lange, in Blocks unterschiedlicher Länge zu Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen gegliederte Anlage.
Auf erste langgestreckte, noch sehr schlichte dreigeschossige Blocks an der Frankfurter Straße folgte eine große Gruppe drei- bis viergeschossiger Häuser. Dem eintönigen Eindruck der langen Reihung wurde durch Platzaufweitung, Höhenstaffelung sowie Vor- und Rücksprünge entgegenzuwirken versucht. Die letzte Phase 1928/29 am Hohlen Weg zeigt das zunehmende Bedürfnis nach Fassadenschmuck; eine weitere Platzaufweitung und die Kopfausbildung der hier beidseits bebauten Straße mit vorspringenden Arkadenbauten und Grünanlage ("Rathenau-Anlage") schließen die Wohnanlage architektonisch und städtebaulich mustergültig ab.
Die traditionalistische Architektursprache ihrer Entwerfer zeigt sich in der Massenwirkung von langgestreckten Putzfassaden und großflächigen Walmdächern, einer schlichten, aber wirkungsvollen Gliederung durch Brüstungsgesimse, Hausteinsockel und durch die Reihung von Rechteckfenstern mit Klappläden. Vorgärten, Pergolen und Grünflächen geben der Anlage ein freundliches Gesicht.
Diese in ihrer Größe in Darmstadt seinerzeit beispiellose Baugruppe dokumentiert, wie die im gesamten Deutschen Reich zur gleichen Zeit thematisierte Bauaufgabe in traditionsgebundene Formen gefaßt wurde; in ihrer klaren und ruhigen Gesamtwirkung gilt sie bis heute als ein gelungener Abschluß des gründerzeitlich verdichteten Martinsviertels. Dazu zählt auch der Baubestand der Nachkriegszeit, mit dem es gelang, die Lücken des Zweiten Weltkriegs wieder zu schließen und dem Gebiet die ursprüngliche Geschlossenheit zurückzugeben.
Arheilger Straße 94
Barkhausstraße 71
Eckhardtstraße 35
Frankfurter Straße 53, 55, 57
Kaupstraße 41-54
Kittlerstraße 36-46
Kranichsteiner Straße 49-67, 50-56
Lichtenbergstraße 56-80, 65-89
Liebfrauenstraße 84-116, 91-113
Mollerstraße 28-45
Pankratiusstraße 71
Rhönring 1-147
Riegerplatz 7, 8
Robert-Schneider-Straße 61, 76, 79
Schuknechtstraße 63
Spessartring 1-13
Taunusstraße 34-54
Die Gesamtanlage umfaßt wesentliche Teile des nach 1900 auf unsolider spekulativer Grundlage emporgeschossenen "Rhönringviertels"; vor allem die weitgehend erhalten gebliebene homogene Randbebauung von Rhönring und Spessartring sowie die geschlossenen Blockränder einzelner Seitenstraßen. Dazu zählt auch der Baubestand der Nachkriegszeit, mit dem es gelang, die Lücken des Zweiten Weltkriegs wieder zu schließen und dem Gebiet die ursprüngliche Geschlossenheit zurückzugeben.
Vor einem Hintergrund wachsender Wohnungsnot entstand in dem langgestreckten Gürtel zwischen Frankfurter und Dieburger Straße, "Pankratiusvorstadt" und Odenwaldbahndamm innerhalb weniger Jahre in einer für Darmstadt beispiellosen Entwicklung ein Miethausviertel in der typischen geschlossenen Blockbauweise der Gründerzeit. "Von den während der Periode 1900-1905 in Darmstadt überhaupt erbauten 600 Gebäuden kommen auf das verhältnismäßig kleine Gebiet des Rhönringviertels allein an 230;... Ganz frappierend vollends die Zahlen für die Ringstraße (Rhön- und Spessartring): 1900 4, 1902 7,1903 18, 1904 43(!), 1905 57,1906 60,1907 63 Häuser" (W. Ensgraber 1913).
Bauherren waren oft einfache Bauhandwerker, die, angelockt von der Spekulation auf das schnelle Geld der Wohnungsuchenden, mit Hilfe von Hypotheken in einer "Schnelligkeit und Hast ohnegleichen" (Ensgraber) die Fassaden hochzogen. Die Bodenpreise waren überteuert, die Grundstücke entsprechend schmal zugeschnitten. Die Handschrift eines Architekten läßt sich nur selten erkennen; mit Standardgrundrissen und zumeist historisierendem Fassadendekor aus dem Katalog wurden ganze Blocks erstellt. "Man wird begreifen, daß unter diesen Umständen auf ein ästhetisches Äußere der Häuser so gut wie keine Rücksicht genommen wurde; es kam ja in erster Linie darauf an, Wohnungen herzustellen; die Fassade wurde etwas mit Gips verkleidet und damit basta" (Ensgraber).
1907 kam es auf Grund sinkender Nachfrage zum Zusammenbruch des spekulativen Baumarkts und zum Bankrott vor allem der kleineren Bauherren.
Schloßgartenplatz 2-6
Ehemaliges Teilstück der Gardistenstraße. Hier entstand im frühen 19. Jahrhundert eine Reihe bescheidener eingeschossiger Wohnhäuser mit jeweils zwei Zimmern, Küche und Dachkammern. Erhalten haben sich die Häuser Nr. 2, 3 und 6, verändert durch mannigfache Um- und Anbauten. Zum Beispiel das Haus Nr. 2: Um 1823 für den Postillon Klug gebaut als "einstöckiges Wohnhaus mit Balkenkeller"; heute versteckt mit ursprünglichem Krüppelwalm hinter einer vorgeblendeten, mit einem späteren Anbau gemeinsamen Fassade.
Frankfurter Straße 11
Schloßgartenstraße 63-73
Schloßgartenplatz 14
Vornehme dreigeschossige Häuser mit großzügig geschnittenen Wohnungen prägen den Straßenabschnitt am Nordrand des Herrngartens; zwischen der geschlossenen Zeile an der Frankfurter Straße und dem Haus des "Gendarmeriecorps" entstand hier in den 1890er Jahren als Fortsetzung des Johannesviertels eine kleine Reihe freistehender Häuser mit Villencharakter. Das alte Fassadenbild zeigt - soweit erhalten - ruhiges historisierendes Dekor.
Lichtenbergstaße 43, 54
Wenckstraße 27-51; 34-60
Das recht geschlossene, einheitliche Bild einer kleinbürgerlichen gründerzeitlichen Straße vermittelt die 2 1/2- bis 3geschossige Bebauung im oberen Teil der Wenckstraße. Um 1890 entstanden, markiert sie den Beginn des Ausbaus im "Rhönringviertel"; 10 bis 15 Jahre trennen die schmalen, schlichtes Dekor auf Fenstergestaltung reduzierenden Fassaden von den mit reicherer Ornamentik geschmückten viergeschossigen Häusern im Viertel zur Zeit der schwindelhaften Bauspekulation.