059.1 Niederwalgern - Weidenhausen
Streckenöffnung: 12.05.1894
Streckenlänge: 13,34 km
059.2 Weidenhausen - Hartenrod
Streckenöffnung: 15.07.1901
Streckenlänge: 5,96 km
059.3 Hartenrod - Herborn
Streckenöffnung: 01.08.1902
Streckenlänge: 23,45 km
Bauherr/Betreiber: Preußische Staatseisenbahnen
Streckennummer (DB): 3953
Bahnstrecke:
Zur Querverbindung zwischen den Bahnstrecken durch Lahn- und Dilltal 1888 bzw. 1896 durch preußisches Gesetz beschlossen und als westlicher Abzweig von der "Main-Weser-Bahn" durch das Marburger Bergland entlang der Täler von Salzböde und der sie aufnehmenden Aar dicht am Ufer, daher kurvenreich mit zahlreichen Steinviadukten und typisierten Stationsgebäuden als landschaftlich reizvolle Nebenstrecke aufwändig trassiert.
Die Gesamtanlage umfasst eine Ansammlung von recht beachtlichen Villen mit ihren teilweise noch vorhandenen, eingezäunten Gärten aus dem letzten Drittel des 19. Jhs. Ähnlich wie die Gesamtanlage in der Hubertusstraße spiegelt sie die damalige Stadterweiterung durch gehobene Wohnbebauung in unmittelbarer Nähe der Altstadt. Neben dem vielleicht noch aus dem 18. Jh. stammenden Gartenhäuschen bei Nr. 28 dürfte Nr. 20 von 1877 der älteste Bau sein. Darüber hinaus ist Haus Nr. 13 erwähnenswert, das durch Carl Seiler für Apotheker Pickhardt wohl um 1890 errichtet wurde und als Vorbild für Wintersburgstraße 2 gedient haben dürfte. Störungen ergeben sich durch die nachträgliche Bebauung von Gärten bei Nr. 22 und 28.
Die planmäßige Bebauung der "Heu", des dem Schlossberg im Norden gegenüber liegenden Hanges, begann nach 1893, als u.a. durch Sanitätsrat Gerster eine Terrain-Gesellschaft gegründet wurde. Bis 1912 wurden 14 Villen meist nach Plänen des fürstlichen Baumeisters Carl Seiler erbaut und verkauft. Der Kernbereich dieser Villenkolonie mit den aufwendigsten Bauten ist heute als Gesamtanlage zu bewerten. Während Wintersburg- und Leuner Straße hangaufwärts führen, bilden Ferborn- und Heinrich-Ziegler-Straße die hangparallele Erschließung. Die Villen präsentieren sich als zeittypische, ineinander geschachtelte Baukörper, oft mit Türmchen zum Tal. Historistisch abgewandelte Fachwerkformen sollten als regionaltypische, ländlich verwurzelte Elemente verstanden werden. Die Grundrisseinteilung folgt teilweise einem einheitlichen Prinzip (z.B. Heinrich-Ziegler-Straße 1 und 5). Die Häuser liegen meist auf sehr großen Grundstücken, wobei die Gärten nach Süden hangabwärts ausgerichtet sind und oft einen beachtenswerten Baumbestand aufweisen. Der Garten von Heinrich-Ziegler-Straße 1 wurde leider großflächig überbaut. Unter den erhaltenen Einfassungen ist die von Wintersburgstraße 5 von besonderer Bedeutung für das Straßenbild. Die hervorragende Wohnlage wurde auch für den Fremdenverkehr genutzt. So wurde das Haus Heinrich-Ziegler-Straße 3 lange Zeit als Pension Krüsemann geführt und nachträglich eine Dependance angemietet: Das "Schweizerhaus" war ursprünglich von Carl Seiler für Baron Wulfen errichtet worden (Wintersburgstraße 8).
Die Gesamtanlage Hubertusstraße umfasst ein relativ kleines Villen- und Hotelgebiet, das im späten 19. und frühen 20. Jh. entstanden ist. Als Verlängerung der Straße Am Kurpark ist die Hubertusstraße von besonderer Bedeutung für die räumliche und optische Beziehung zu Markt und Schloss. Das älteste Gebäude, Fürst-Ferdinand-Straße 2, mit charakteristischer Verschieferung und kleinen Fensterverdachungen, ist in der Zeit um 1860 entstanden und im weitesten Sinnen noch dem Klassizismus verhaftet. Gegenüber liegt das 1886 bis 1887 erbaute Schlosshotel, gegründet durch eine Aktiengesellschaft, an der Prinz Albrecht von Solms beteiligt war. Das damals größte und vornehmste Haus am Platz ist heute durch Umbauten und Brände in der Originalsubstanz reduziert. Dennoch bildet es gemeinsam mit dem zuerst genannten Bau den städtebaulichen Auftakt zur Hubertusstraße, was durch den beachtlichen alten Baumbestand noch unterstützt wird. Der Villendependance des Hotels (Nr. 4) folgt eine aufwendige Industriellenvilla (Nr. 6). Wichtigster städtebaulicher Akzent auf der anderen Straßenseite ist Nr. 3 als Rest einer ehemals dichteren Bebauung. Bei Nr. 2 und Nr. 4 sind Teile der ehemaligen Gartenanlagen erhalten.
Die einfache Chorturmkirche liegt auf einer Anhöhe am nördlichen Ortsrand inmitten des Kirchhofes. Dieser besitzt noch seine alte Mauer und am Zugang eine alte Linde. Der vermutlich spätromanische Chorturm weist mit seinen Schießscharten einen wehrhaften Charakter auf und erhielt in spätgotischer Zeit Maßwerkfenster. Als man 1694 den kleinen Kirchensaal mit zweigeschossiger Fensteranordnung und Krüppelwalmdach umbaute, wurden vermutlich auch die Fenster im Chor verändert und der Haubenhelm aufgesetzt. Im Inneren ist der leicht eingezogene und vermutlich ehemals gewölbte Chor durch eine Flachdecke vereinheitlichend mit dem Saal zusammengefasst. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts (vielleicht beim Umbau 1833) wurden die Mittelstützen unter dem Unterzug zu Gunsten eines Hängewerkes im Dachstuhl entfernt. Raumbildprägend wirken die dreiseitige Empore sowie die Ostwand: Diese mit barocker Kanzel, Orgelempore mit Evangelistendarstellungen (laut Auskunft wohl um 1692) sowie einer Orgel, 1891 von G. Raßmann aus Möttau. An der Nordwand des Chores spätromanische und spätgotische Wandmalereien mit Heiligen, die erst bei der jüngsten Renovierung 1986 entdeckt wurden. Von den Glasmalereien sind noch vier Evangelistenmedaillons erhalten, gestiftet 1902 von Albert Hofmann.
Die Gesamtanlage umfasst die Burg mit ihrer Befestigung und den südlich und westlich gelegenen Grünanlagen, die Siedlungen von Tal, Vordertal und Hintertal sowie die außerhalb der mittelalterlichen Befestigung gelegenen Bereiche von Marktplatz, Borngasse, Weilburger Straße und Straße Am Kurpark. In seiner Gesamtheit aus Stadtgrundriss, Burg mit Befestigung und qualitätvollen Fachwerkbauten handelt es sich um eines der reizvollsten Stadtbilder in Hessen. Den optischen wie architektonischen Höhepunkt bildet die Burg auf der Spitze der Bergkuppe mit weitreichenden, die Stadt umfassenden Befestigungen. Erst Ende des 17. Jhs. wurde mit dem Marstall (Anlage) erstmals ein Schlossgebäude außerhalb des unmittelbaren Burgberinges errichtet. Die von dem ältesten Bering umschlossene, 1329 erstmals erwähnte Talsiedlung ist weitgehend mit der Belzgasse und der oberen Schloßgasse identisch. Vom großen Brand 1679 verschont blieben nur Belzgasse Nr. 5, 12 und vermutlich Nr. 11. Die übrigen Bauten wurden danach z. T. auf den alten Kellergewölben und auf der Stadtmauer errichtet. Es handelt sich weitgehend um die Häuser von Beamten und Adligen oder um Bauten mit öffentlicher Funktion, wie die Schule (Nr. 6-8), die aufgrund der damaligen konfessionellen Bindung unmittelbar neben dem Pfarrhaus (Nr. 4) errichtet wurde. Die Schloßstraße wurde offensichtlich planmäßig mit traufständigen Häusern bebaut (Nr. 11-15), die in beeindruckender Weise den Aufgang zum Schloss flankieren. Auch im Vordertal, das mit der hangparallel am Marktplatztor abzweigenden und nachträglich aufgefüllten Schüttgasse gleichzusetzen ist, finden sich einige repräsentative Fachwerkbauten. Ebenso wie die Abfolge der drei Stadttore in der Schloßgasse von hohem städtebaulichem Reiz ist, prägen die über der hohen Schüttmauer aufragenden Bauten das Ortsbild oberhalb der Weilburger Straße. Im Nordwesten des Schlosses liegt mit Burgweg und Unterem Burgweg das Hintertal, die vermutlich seit der Mitte des 14. Jhs. entstandene Handwerker- und Bauernsiedlung. Die andere Sozialstruktur und die Verschonung durch den Brand von 1679 sind bis heute an den tendenziell kleineren Bauten und deren eher unregelmäßiger Anordnung ablesbar. Außerhalb der Stadtbefestigung bildet der Marktplatz in einer Achse mit der Schloßstraße einen städtebaulichen Mittelpunkt. Die regelmäßige, einen rechteckigen Platz umschließende Anlage mit der Untersten Pforte als Akzent entstand ab 1696, als Graf Wilhelm Moritz von Solms einen Teil des Herrngartens an bauwillige Bürger abtrat. Alte Stadtansichten belegen jedoch bereits vorher eine Bebauung in der Borngasse (Nr. 9, 1661). Darüber hinaus erlaubte eine Bauordnung des Grafen Heinrich Trajektin von 1673 keine Scheunenbauten im Tal und Vordertal, so dass diese Am Kurpark (früher Langgasse) errichtet wurden. Die Häuser des Marktplatzes wurden bis etwa 1728 angelegt und folgten großenteils genauen Bauvorschriften. Neben Länge, Breite und Ausrichtung waren Brandmauern vorgeschrieben, wie sie z. T. an der Ostseite noch zu sehen sind. Trotz einiger Veränderungen des 19. Jhs. belegt der Marktplatz bei ungewöhnlicher Dichte der Originalsubstanz eine geschlossene barocke Stadtplanung von schlichter, aber bestechender Wirkung. Während die Scheunen Am Kurpark im Laufe des 19. Jhs. durch andere Bauten ersetzt wurden, hat sich die Substanz an der Weilburger Straße und der Borngasse weitgehend unverändert erhalten. Sehr schön lässt sich das mit der Entfernung vom alten Kern abnehmende Alter vieler Bauten ablesen. Auffällig ist, dass der am Marktplatz geprägte Bautyp von fünf Achsen mit Zwerchhaus in abgewandelter Form bis ins frühe 19. Jh. üblich ist. Besonders an der Weilburger Straße hat sich eine beachtenswerte Reihe von Bauten dieses Typs erhalten. Gegenüber dem Tal und dem Vordertal fällt bei diesen Bereichen außerhalb der Befestigung die größere Zahl der Wirtschaftsgebäude und besonders der Scheunen auf, auch wenn diese in der Substanz oft gestört sind. Neben den Einzeldenkmälern sind innerhalb der Gesamtanlage folgende Bauten erwähnenswert: Am Kurpark 8, ehemaliges Fichtennadelbad 1854, umgebaut um 1870. Borngasse 5 mit Mansarddach. Borngasse 9, gräfliches Wirtshaus von 1661. Burgweg 2, ehemaliges Arresthaus. Burgweg 13 mit Resten von Ständerbauweise. Burgweg 15-17 von 1681. Burgweg 34. Schöne Haustüren bzw. Türgewände bei Burgweg 29 und 51. Gefallenendenkmal am Lindengärtchen, 1962 von Hermann Pohl, Kassel.
Grünanlagen innerhalb der Gesamtanlage sind folgende:
Im Hainberg, Im Herrngarten
Die Grünanlagen von Herrngarten und Hainberg umfassen den südlichen und südwestlichen Teil des Schloßberges und sind Teil der Gesamtanlage Altstadt Braunfels. Der zwischen St. Georger Berg und Kirschenhohl gelegene Herrngarten geht auf einen Terrassengarten zurück, der vielleicht schon um 1600 unter Graf Johann Albrecht I. von Solms vor den Toren der Stadt entstand und dessen Geländemodellierung teilweise noch ablesbar ist. Von dem bis zum Ende des 18. Jahrhunderts sicher mehrfach umgestalteten Barockgarten haben sich neben der um 1700 gepflanzten Lindenallee hauptsächlich architektonische Elemente erhalten: So die große Terrassenmauer unterhalb der Lindenallee mit einer zweiläufigen Treppe und drei gewölbten Rundbogennischen, die zu einer Brunnenanlage gehörten. Vor der Treppe ein wohl noch ursprüngliches achteckiges Brunnenbecken. Auch Teile der Umfassungsmauern und Torpfeiler sind erhalten. Um 1830 wurde der Herrngarten von Hofgärtner Leyh zu einem englischen Landschaftsgarten umgestaltet, in den um 1870 auch die Bereiche am Hainberg, also die ehemaligen Weinberge und Obstgärten einbezogen wurden. Die Entwürfe hierfür lieferte Gartenbaudirektor Otto Barth. Kennzeichnendes Merkmal dieses weitläufigen, waldartigen Teiles ist die 1875 gepflanzte Kastanienallee rund um den südwestlichen Schlossberg. Beide Konzepte erlaubten eine teilweise Schonung barocker Gartenelemente und prägen mit ihrem reichen Bestand exotischer und einheimischer Bäume bis heute das Bild der Anlage. Nachdem der Herrngarten bereits seit etwa 1909 für den Kurbetrieb genutzt werden konnte, fand seit 1926 ein kurmäßiger Ausschank des Karlssprudels aus Leun-Biskirchen statt. Der hierfür genutzte Löwenpavillon von 1848 wurde 1964 abgerissen und später durch einen Neubau ersetzt. Darüber hinaus sind erwähnenswert: Brücke über die Kirschenhohl anstelle eines älteren Vorgängerbaus, Schießhaus von 1838 (St.Georger Berg 5), in der Nähe Prinz- Carl-Quelle oder Betzebörnchen, Eiskeller gegenüber von Anlage 2 bzw. 4. Kaiser-Friedrich-Denkmal (siehe Im Herrngarten).
Das ausgewählte Gebiet umfasst den markantesten Teil des alten Ortskerns. Dazu gehören u.a. die barocken Hofanlagen an der Bachseite der Hauptstraße, die teilweise auf recht schmalen Grundstücken als Winkel- oder Parallelhöfe errichtet wurden. Zwischen Nr. 43 und 29 häufen sich die giebelständigen Bauten in einer fast regelmäßigen Abfolge. Im südlichen Teil dagegen finden sich vermehrt traufständige Bauten, bei denen in einigen Fällen die schmalen Grundstücke durch nachträgliche Erbteilung bedingt sind. Zu den Besonderheiten der Hofanlagen gehören eine überbaute Torfahrt (Hauptstraße 27) sowie zwei Hüttenberger Tore (Hauptstraße 8, Nachbau mit alter Inschrift; Nr. 23). Bei Hauptstraße 22 eine relativ alte Scheune. Nach Westen hin schließen sich die Scheunen zu einer weitgehend geschlossenen Reihe zusammen, wobei diejenigen des südlichen Bereiches vorwiegend aus der 1. Hälfte des 19. Jhs., besonders aus der Zeit nach dem Dorfbrand von 1846, stammen: Nr. 7, 1830 von Christian Homersheuser, vermutlich Trommershäuser aus Laufdorf, nachweisbar auch in Leun. Nr. 15, 1850 von Tromershäuser. Nr. 19 nach 1846. Hinter den Scheunen liegen ähnlich ungestört die Gärten, die bis über den Solmsbach hinausreichen, wie die Flurbezeichnung Scheuergärten zusätzlich belegt. Einen bedeutenden Anteil an diesem Grüngürtel hat auch der sehr weitläufige Pfarrgarten bei Hauptstraße 49. Die Gesamtanlage wird erweitert durch die oberhalb der Hauptstraße gelegenen Teile der Schulstraße mit der von weitem gut sichtbaren Schule.
Die Gesamtanlage Tiefenbach umfasst den historischen Ortskern, dessen Rückgrat durch die Mittelstraße und die parallel verlaufende Lindenbachstraße gebildet wird. Im Norden und Süden wird die Gesamtanlage jeweils von zwei platzartigen Erweiterungen - dem Kreuzbornplatz und der Kreuzung Mittelstraße/ Lahnstraße - abgeschlossen. Innerhalb dieser Grenzen liegen die öffentlichen Bauten, wie die ummauerte Kirche am Kreuzbornplatz, gegenüber die alte Schule von 1684 und unweit davon die straßenbildprägende Schule des 19. Jhs. Ihr folgt bei der Einmündung der Heimestraße das mehrfach umgebaute Gemeinde- bzw. Rathaus von 1831. Erwähnenswert ist an dieser Kreuzung auch das Gebäude des Wetzlar-Braunfelser Konsumvereins, 1898 von Carl Seiler. Im Übrigen ist die Bausubstanz des Ortes durch eine ungewöhnlich große Anzahl an oft reich geschmückten Fachwerkhäusern des 17. und 18. Jhs. gekennzeichnet, wie sie innerhalb des Stadtgebietes nur noch in Bonbaden vorkommen. In wechselnder giebel- und traufständiger Anordnung gruppieren sich die meisten Bauten um die Mittelstraße, ohne dass sich jedoch von einem Straßendorf reden ließe. Die zugehörigen Scheunen haben sich nur in seltenen Fällen erhalten, z.B. bei Mittelstraße 9, umgebaut zum Wohnhaus. Scheunen des 19. Jhs. sind dagegen nicht zuletzt aufgrund von Erbteilungen (Mittelstraße 31-32) häufiger zu finden. Die Scheune von 1822 bei Mittelstraße 26 gehört sicher zu den aufwändigsten Beispielen. Unter den vollständig erhaltenen Hofanlagen sind zu erwähnen: Lahnstraße 42 von 1717, Mittelstraße 27 als einer der wenigen Streckhöfe und Heimestraße 6 von 1827. Lahnstraße 43 muss ursprünglich ein Ständerbau, vermutlich ein Einhaus, gewesen sein; auch Heimestraße 2 soll im Kern ein Ständerbau sein.
Die beschauliche Ortslage von Neukirchen, die sich ein ganzens Stück südwestlich des Stadtkerns von Braunfels befindet, wurde erstmals 912 im Zusammenhang mit dem ebenso südwestlich gelegenen Ortsteil Altenkirchen im Zusammenhang mit Schenkungen an das Kloster Fulda erwähnt.
Der auf dem östlichen Ufer des Solmsbaches angesiedelte kleine Ort zeichnet sich bis heute durch seinen relativ geschlossenen Siedlungskern aus. Von den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges verschont und erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts bzw. erneut gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch Kriegseinwirkungen beschädigt, zeigt sich der Ortskern heute noch immer überwiegend geprägt durch den baulichen Bestand und die Strukturen des 18. Jahrhunderts. Entlang der historischen Wegeführung, deren ältesten Teil die nach Nordosten (Schwalbach) führende Hohlstraße darstellt, finden sich neben mehreren locker gruppierten Hofanlagen (Hohlstraße 7-13) drei auffällig regelmäßig angeordnete Winkelhöfe (Hohlstraße 8-12), deren Rückseiten eine weitgehend geschlossene Scheunenreihung bilden. Die nördlich parallel verlaufende Backhausstraße wurde erst im 19. Jahrhundert zu einen gleichwertigen Erschließungsweg aufgewertet, der nach Norden bis zur erhöht gelegenen Kirche führt. Die Hofanlagen werden bestimmt durch fachwerksichtige Wohn- und Stallbauten (kräftiges konstruktives Fachwerk, teilweise mit Mannfiguren); die Höfe Hohlstraße 5, Weingartenstraße 1 und Backhausgasse 7 weisen regionaltypische überbaute Toreinfahrten auf.
„LAHNTALBAHN (III)“
017.1 Nassau — Limburg a.d.Lahn
Streckeneröffnung: 05.07.1862
Streckenlänge: 26,39 km
017.2 Limburg a.d.Lahn — Weilburg
Streckeneröffnung: 14.10.1862
Streckenlänge: 29,14 km
017.3 Weilburg — Wetzlar
Streckeneröffnung: 10.01.1863
Streckenlänge: 23,03 km
Bauherr/Betreiber: Nassauische Eisenbahn (bis 1866); Preußische Staatseisenbahn
Streckennummer (DB): 3710
Der Bahnanschluss Wiesbadens durch die "Taunusbahn" (Nr. 001) 1840 und die folgende Planung einer Verbindung der naussauischen Residenzstadt rheinab bis Oberlahnstein (Nr. 012) hatten auf Betreiben der Gemeinden im Lahntal das Anschlussprojekt einer Bahnlinie von Oberlahnstein ostwärts nach Wetzlar ausgelöst, das der belgische Eisenbahningenieur Frans Splingard 1849-51 entwarf. Zunächst verhielt sich die nassauische Regierung dazu ablehnend (1853), da sie auf Staatskosten den Ausbau der Lahn als Wasserstraße gefördert hatte. Da aber der Güterverkehr rasch die Lahnschifffahrt überforderte und zudem Preußen eine nördliche Verlängerung jener Rheintalstrecke durch eigenes Gebiet verzögerte, erteilte Nassau schließlich 1857 (31. März) der inzwischen gegründeten „Nassauischen Rhein- und Lahn Eisenbahn-Gesell-schaft“ eine Konzession zum Bau der „Lahntalbahn“. Der einheimische Baurat Haas musste die bisherigen Pläne überarbeiten, und bereits 1858 (1. Juli) konnte der Streckenabschnitt zwischen Oberlahnstein und Bad Ems als erstes Teilstück (=13 km) eröffnet werden. Mit weiterem war jedoch das private Bahnunternehmen finanziell überfordert, und die drei restlichen Abschnitte sind ab 1861 als nassauische Staatsbahn ausgeführt worden. Verantwortlich dafür blieb der 15 Jahre bei der "Pfälzischen Ludwigsbahn“ tätige Limburger Moritz Hilf, der die Frans Splingard-Haas'sche Trasse erneut revidierte, um kürzere Fahrzeiten zu erreichen. Nach insgesamt fünfjähriger Bauzeit galt die Lahntalbahn“ 1863 als vollendet (Gesamtkosten 15,2 Mio. Gulden). — Mit 18 Tunnels (Gesamtlänge mehr als 6 km) und neun großen Brücken bleibt Hilfs Werk eine der bedeutenden Leistungen hessischer Ingenieurkunst. Fortan war der Direkttransport der Lahnerze ins Ruhrgebiet möglich, und auch die preußische Montanindustrie um Wetzlar profitierte von der Ost-West-Trasse, die durch zweites Gleis (1875-80) und tragfähigere Brücken(1920-30) später leistungsfähiger, durch Nebenbahnen im Tal von Kerkerbach und Weil (Nrn. 045, u. 057; 1886 u. 1891) ergänzt wurde. — Die Bahnlinie ist zumeist nur knapp oberhalb des Lahnwasserspiegels, entlang der Kurven oft eingekerbt ins felsige Steilufer oder — wo kein Platz blieb — durch die Uferberge geführt. Als ihr Hochbauarchitekt gilt in der Frühzeit der Diezer Heinrich Velde, auf den — wie bei der "Rheintalbahn" (Nr. 012) — die neoromanisch/gotischen Tunnelfassaden, die einst beiderseits der Flussbrücke stehenden Zwillingstürme und die standardisierten Bahnstationen bzw. Bahnwärtergebäude zurückgehen. Die Strecke besticht durch landschaftliche Abwechslung und technischen Reiz, zumal sie nicht elektrifiziert und ihrer traditionellen Signal- bzw. Telegrafenmaste nicht beraubt wurde.