Die heute zu Bronnzell zugehörige Siedlung an der Mündung der Fliede in die Fulda geht ursprünglich auf einen Mühlenstandort zurück (Ziegeler Straße 41) und wird 1418 erstmals urkundlich erwähnt. Der Name geht vermutlich auf das althochdeutsche Wort „Zil“ zurück, was „Ende, Grenze“ bedeutete. So wurde auch die Mahl- und Sägemühle Ziegelmühle genannt. Die Mühlräder wurden ab 1948 abgebaut und das Anwesen zum Ausflugslokal umgebaut.
Kleines Angerdorf mit großen Hofreiten, östlich von Fulda und Fliede umflossen, wovon am südlichen Ortsbeginn ein Mühlenbach abzweigt, der zur Mühle führte und danach parallel zur Straße verlief, wo er außerhalb des Ortes wieder in die Fulda mündet. Im Bereich des Abzweigs des Mühlenbaches und im Bereich des Zulaufes in die Fulda sind die Überlaufwehre erhalten, im Mühlenkanal zudem ein Stauwehr. Kanal und Flusslauf sind auch im Zusammenhang mit dem großen Wiesenbewässerungssystem auf den Gemarkungen Ziegel und Bronnzell zu sehen. Hierzu zählt auch das Stauwehr an der Westseite im nördlichen Verlauf der Fulda.
Der Ortsteil wird bis heute durch seine abgeschiedene Lage geprägt und blieb auf wenige Hofreiten und Häuser begrenzt. Einzig der ehemals freie Angerbereich erfuhr in den letzten Jahren durch einen Neubau (Ziegeler Straße 43) eine empfindliche Störung.
Neben der Hofanlage der ehemaligen Mühle dominieren zwei weitere große Hofreiten (Ziegeler Straße 45 und 46) im Kreuzungsbereich an der Straße nach Harmerz den Ort. Die Wohnhäuser überwiegend in Fachwerk, die teilweise verschindelt oder verputzt sind, werden durch voluminöse Wirtschaftsbauten in Fachwerk oder Backstein, teilweise mit Wettbretterverkleidung, ergänzt. Das konstruktive Fachwerk der Bauten weist auf eine Entstehung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hin. Die Wirtschaftsbauten wurden teilweise später ergänzt oder erneuert. Die beiden kleineren Hofreiten Ziegeler Straße 42 und 58 ergänzen das Ortsbild in gleicher Bauweise. Bei Ziegeler Straße 58 ist für das Wohnhaus das Baujahr 1870 überliefert. Die in rot gedeckten Sattel- bzw. Krüppelwalmdächer sind ein weiteres wichtiges Gestaltungsmerkmal des Angerdorfes. Bei den Hofreiten sind zum Teil das historische Hofpflaster und Einfriedungen bzw. Böschungsmauern erhalten. Am nördlichen Ortsende steht ein gut gestalteter Backsteinbau, der um 1900 entstanden sein dürfte, und ursprünglich als Dienstgebäude, z.B. Forsthaus, diente.
Der Heinrich-Bibra-Platz erstreckt sich zwischen Kurfürsten- und Lindenstraße und ist benannt nach dem Fuldaer Fürstbischof Heinrich VIII. von Bibra (1759-1788). Der nordöstliche Bereich in Richtung Schlosspark war im 18. Jahrhundert ein Teil des Residenzgartens mit Irrgarten, Fasanerie und Wasserreservoir zur Trinkwasserversorgung des seit 1719 erbauten Schlosses. An die Marställe des Schlosses wurde vor 1727 ein Jagdzeughaus angebaut, daran anschließend wurde 1741 eine Fayencemanufaktur errichtet. Heinrich von Bibra veranlasste ab 1764 die Herstellung von echtem Porzellan. Die Manufaktur bestand bis 1789, das Gebäude bis 1914. Weiter östlich schlossen sich die Bauten der Fasanerie und der Husarenkaserne mit Pferdestall, Schuppen und Pulvermagazin an. Im kurhessischen Kataster von 1860 wird die Kaserne nun als Gendamerie-Kaserne bezeichnet. Das unbebaute Feld vor der Kaserne bis zur heutigen Nikolausstraße diente als Exerzierplatz. 1901 bis 1903 wurde am östlichen Ende an der Kurfürstenstraße das aufwendig gestaltete Offiziers-Casino mit Gartenanlage nach Plänen des Berliner Regierungsbaumeisters August Menken errichtet (siehe auch ehemalige Artillerie-Kaserne, Marquardstraße). Der Straßenzug hieß zu dieser Zeit „Am Viehmarkt“ und wurde 1931 im Zusammenhang mit der Errichtung der Landesbibliothek (Heinrich-von-Bibra-Platz 12) in „Heinrich-von-Bibra-Platz“ umbenannt. Gegenüber der Landesbibliothek wurde 1936/37 anstelle der Porzellanmanufaktur das Finanzamt (Heinrich-von-Bibra-Platz 3) erbaut. Hier wurde dem funktional-modernen Bibliotheksbau ein traditionell-konservativer Funktionsbau des Nationalsozialismus gegenübergestellt. Anstelle des Offiziers-Casinos errichtet die Magdeburger Feuerversicherung 1951-1953 ihr traditionell gestaltetes Hauptverwaltungsgebäude (Heinrich-von-Bibra-Platz 5-9), das ab 1959 Hauptpostamt genutzt wurde und seit 2018 als Behördenhaus dient. Damit prägen heute die beide breit gelagerten, dreigeschossigen Walmdachbauten die Nordseite des Platzes. Die Südseite, die als Exerzierplatz der Kaserne lange unbebaut blieb, zeigt heute eine kleinteiligere Bebauung unterschiedlichster Stile und Bauzeiten. Mit dem Haus Oranien der evangelischen Gesamtgemeinde (Heinrich-von-Bibra-Platz 14a) wird die Architektur der 1950er-Jahre in qualitätvoller, zeittypischer Weise fortgesetzt. Benachbart ein weiterer Bau der evangelischen Gemeinde: der markante Backsteinbau des ehemaligen Lyzeums (Heinrich-von-Bibra-Platz 14), der im Jahr 1900 nach Plänen des Architekten Karl Wegener begonnen wurde. Bereits 1899 wurde mit dem Bau des ebenfalls von Karl Wegener entworfenen Doppelpfarrhauses (Heinrichstraße 2-4) begonnen, das nach Teilzerstörung im Zweiten Weltkrieg vereinfacht wiederaufgebaut wurde. Dominiert wird das Areal von der evangelischen Christuskirche (Lindenstraße 1), 1896 in neugotischen Formen errichtet. Die großzügigen Außenanlagen schließen den Gesamtanlagenbereich nach Süden hin ab.
Nach Westen wird der Platz durch das ehemalige Wohnhaus des Fürstlichen Hofgärtners (Lindenstraße 2) begrenzt. Das um 1750 entstandene Gebäude hat bis heute sein Aussehen mit typischen barocken Stilelementen bewahrt. Ebenfalls prominent in der Straßenflucht steht die historistische Villa von 1897/98 des Hotelbesitzers und Weinhändlers August Müller (Lindenstraße 4). Moderner gestaltet mit Anklängen an den Jugendstil sind die beiden Wohnhäuser von 1905/06 (Lindenstraße 6 und 6a).
Die Gesamtanlage zeigt einen wichtigen städtebaulichen Bereich zwischen Schloss und ab 1866 errichteter Bahntrasse, der von großvolumigen Funktionsbauten geprägt wird und dessen Entwicklung seit dem 18. Jahrhundert an den Bauten ablesbar ist.
Die Gesamtanlage umfasst den Bereich der "Stadt" Burghaun, der früher durch eine geschlossene Stadtmauer mit Graben umgeben war. Sie beginnt mit dem Torhaus Marktplatz 1 und schließt die Häuser Stadtstr. 3 - 23 ein. Die Anlage ist im Ortsgrundriss noch gut ablesbar, deckt sie sich doch mit dem Verlauf der alten Stadtmauer. Zwar sind schon die Häuser Marktplatz 1, Stadtstr. 3, 4, 5, 6, 8, 9, 10, 11, 13 und 22 sowie die ehemalige Pfarrscheune und das Backhaus als KD bezeichnet, doch ermöglicht die Ausweisung als Gesamtanlage die Einbeziehung aller weiterer wichtiger Bauten, die zum Erhalt des überlieferten "Stadt" - Bildes unerlässlich sind. Nur an wenigen Stellen im Bereich Stadtstr. 12 sowie 16 und 18 zeigen sich bisher Auflösungserscheinungen der ursprünglich dichten Bebauungsstruktur, so dass ein Ensembleschutz den Bestand des letzten in Burghaun greifbaren historisch gewachsenen Ortsbildes gewährleisten sollte. In diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass die Geschlossenheit der Anlage zusätzlich durch den Umstand gegeben ist, dass der die "Stadt" umgebende ehemalige Graben noch weitgehend unbebaut ist. Dieser inzwischen seltenen Tatsache und ihrem Erhalt ist durch die Einbeziehung der in Frage kommenden Flurstücke Rechnung getragen. Neben dem vorgegebenen räumlichen Zusammenhang sind einige bemerkenswerte bauliche Gemeinsamkeiten für zahlreiche Häuser in der "Stadt" anzuführen. Die älteste nachgewiesene oberirdische Bausubstanz neben den Resten der Stadtmauer entstand kurz nach dem Brand von 1675. Es sind dies die Häuser Stadtstr. 8 von 1676, Stadtstr. 13 von 1678 und Stadtstr. 6 (ohne inschriftliche Datierung, aber im Kern auch in diese Zeit einzuordnen). Der Zugang zu den Bauten erfolgte im Erdgeschoss rechts mittels eines großen Tennentores (bei Nr. 6 in den letzten Jahren zugunsten einer einfachen Haustür zurückgebaut). Der Bautypus des durch ein Tennentor erschlossenen Einhauses ist unmittelbar auf niedersächsische Vorbilder wie z. B. das sogenannte Vierständer - Hallenhaus zurückzuführen und im Altkreis Hünfeld bis auf eine Ausnahme, das Quertennenhaus Eisfeldstr. 14 in Burghaun - Rothenkirchen, einzigartig. In der "Stadt" Burghaun folgten zahlreiche spätere Bauten den genannten Vorbildern. Wie auf älteren Fotos ersichtlich hatten auch die inzwischen verkleideten oder umgebauten Fachwerkhäuser Stadtstr. 17, 19, 21 und 23 ein Tennentor in der Giebelseite. Die Objekte Stadtstr. 5, 10 und 11 variieren den Typus als Quertennenhäuser. Die ursprünglichen Gründe für diesen niedersächsischen Einfluss sind heute nicht mehr erkennbar. Das Weiterleben eines einmal erstellten Typus innerhalb des abgegrenzten Gebietes der "Stadt" mag in eben dieser räumlichen Besonderheit und eines damit einher gehenden historisch gewachsenen Selbstbewusstseins begründet sein. Eine weitere aus dem Niedersächsischen kommende Besonderheit findet sich beim Haus Stadtstr. 13. Es ist dies der kleine Fries von geschnitzten Rosetten in den Fußstreben der Wandständer des Giebels. Diese Schmuckform findet sich im Kreisgebiet sonst nur noch im Obergeschoss des alten Schlosses in Burghaun - Langenschwarz, einem Bau allerdings des 16. Jahrhunderts.
Gutshof auf einer Anhöhe westlich von Burghaun. Eine Siedlung war im Jahre 1401 Würzburger, im Jahre 1464 Fuldaer Lehen der Herren von Trümbach. 1802 gehörte das Anwesen zum fuldischen Oberamt Burghaun. Die jetzige Anlage entstand im Kern im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts und beherbergt zur Zeit eine Suchtklinik. Eine beidseitig baumbestandene Allee, deren nördlicher Teil heute von der L 3433 durchschnitten wird, führt auf das Haupthaus zu. Die Zufahrt wird von zwei Mauerriegeln neueren Datums flankiert, an die sich links ein ehemaliges Pförtnerhaus anschließt. Das im Erdgeschoss massive Gebäude zeigt im Obergeschoss einfaches konstruktives Fachwerk und wird von einem Krüppelwalmdach abgeschlossen. Entlang der Zufahrtsallee und seitlich des Haupthauses befinden sich weitere Wirtschaftsgebäude aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, deren Erdgeschoss massiv, deren Oberschoss ebenfalls in konstruktivem Fachwerk und deren Dach meist als Krüppelwalm ausgeführt ist - ehemalige Stallscheunen, die heute für Werkstattzwecke genutzt werden. Das Hauptgebäude ist ein mehrfach umgebautes Haus, das im Kern wohl aus der Zeit um 1920 stammt. Der L-förmige Bau besteht aus einem giebelständigen Teil mit risalitartigem Vorbau am Ende der Zufahrt und einem rechts anschließenden, leicht zurückspringenden traufenständigen Trakt. Im Knick der beiden Bauteile befindet sich die Eingangszone. Das Erdgeschoss ist durchgehend massiv ausgeführt, ebenfalls der erste Stock des Vorbaus an der Giebelseite. Die Dachzonen wurden ausgebaut. Die Fenster der Giebelseite sind durchgängig rechteckig, die der Traufenseite rundbogig ausgeführt. Der Zugangsvorbau öffnet sich mit großzügigen Rundbogen.
In den letzten Jahren wurden zahlreiche weitere Gebäude für die Wohn- und Nutzzwecke der Klinik erbaut. Der historische Kern der Anlage mit der Zufahrtsallee und ihrem alten Baumbestand, den Wirtschaftsgebäuden linkerhand der Allee sowie der Grünfläche rechts davon, bildet zusammen mit dem Haupthaus eine geschichtlich interessante Hofanlage mit herrschaftlichen Strukturen aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts und ist auch heute noch als schlüssige Sachgesamtheit zu erkennen und zu erhalten.
Kirchring 8 u. 10
Brunnenstr. 12-22
Sandbergstr. 2 u. 3/5
In diesem vom Kirchring, der Brunnenstraße und der Sandbergstraße umschlossenen Bereich hat sich ein wenig gestörtes, dicht bebautes Ensemble des ursprünglich wesentlich umfangreicheren alten Dorfkerns von Rothenkirchen erhalten. Bemerkenswert ist vor allem das nebeneinander der in Alter und Größe der Gebäude, Anordnung und Struktur der Höfe sowie Parzellenzuschnitt z. T. sehr unterschiedlichen Anwesen. Eng an eng reihen sich Handwerkerhäuschen, mittelgroße Höfe, ehemals jüdische Wohnhäuser mit kleinen Wirtschaftsgebäuden, größere Hofanlagen sowie ein Doppelhaus neben- und durcheinander. Ein sehr heterogenes Ensemble eines historisch gewachsenen Dorfbildes, dessen Zusammenhalt in dieser Dichte in Rothenkirchen sonst nicht mehr anzutreffen ist.
Kreuzbergstr. 19, 21, 23;
Lindenstr. 10, 12, 14
Die Höfe Kreuzbergstr. 19, 21 und 23 sowie Lindenstr. 10, 12 und 14 liegen Rücken an Rücken und sind an drei Seiten inselartig vom Verlauf der Kreuzberg- und Lindenstraße eingeschlossen. Obwohl die Hofgrößen und -formen unterschiedlich sind (Dreiseithöfe, Zweiseithöfe und ein Streckhof) ähnelt sich die Grundstruktur der Anlagen mit ihren giebelständigen Fachwerk - Wohnhäusern, offenen Hofeinfahrten und hinten quer abschließenden Wirtschaftsgebäuden. Gerade der lückenlose Erhalt der historischen Wohnhäuser und eines Teils der alten Betriebsgebäude über eine Abfolge von sechs Hofanlagen ist inzwischen ausgesprochen selten. Er veranschaulicht das über Jahrzehnte gewachsene Dorfbild und die durch die Bebauung zum Ausdruck kommende bäuerliche Lebens- und Arbeitsweise.
Bachstr 01-11,
Reinhardser Str. 02
Abzweigend von der übergeordneten Haselsteiner Straße (L 3258) führt die schmale Bachstraße leicht abwärts in den alten Ortskern von Mittelaschenbach. Das Wohnhaus Bachstr. 1 und der gegenüberliegende Baumbestand bilden hierzu eine torähnliche Abgrenzung. Nach einigen Metern öffnet sich die Straße zu einem länglich ausgeweiteten platzartigen Raum. Auf der linken Seite folgen die gut erhaltenen Fachwerkhöfe Bachstr. 5, 7, 9 und 11, allesamt große, u - förmig geöffnete Dreiseithöfe mit Auszugshäusern. Vor den Anwesen Bachstr. 5, 7 und 9 haben sich zudem die alten Vorgärten, z. T. mit eiserner Umfriedung erhalten, ein im Kreisgebiet kaum mehr anzutreffender Bestand. Am hinteren Ende des langgestreckten Straßenraumes bilden die Höfe Bachstr. 11 und 10 wiederum eine torartige Situation, die den alten Ortskern abschließt. Etwas rechts außerhalb der Mitte fließt der offene Lauf des Aschenbachs durch die ganze Längsausdehnung der Bachstraße, ein in dieser Form nach den zahlreichen Regulierungsmaßnahmen der 1960er und 1970er Jahre ausgesprochen seltenes Beispiel seiner Art. Die rechte Bebauungsseite der Bachstraße hat sich nicht ganz so lückenlos erhalten wie die linke. Dennoch wird sie eingeklammert von den großen Höfen Bachstr. 10 und Reinhardser Str. 2. Lediglich der dazwischen liegende Hof Bachstr. 8 weist ein modernes Wohnhaus auf; das Fachwerk - Auszugshaus des Anwesens hat jedoch überdauert. Das in dieser Weise im Kreisgebiet wohl einzigartige historische Ensemble aus Fachwerkhöfen mit Wohn- und Auszugshäusern, Vorgärten und offenem Bachlauf ist aus orts- und siedlungsgeschichtlichen, architekturhistorischen und kulturanthropologischen Gründen erhaltenswert.
Seit Beginn der 1960er Jahre befanden sich US - Aufklärungseinheiten auf dem Gelände des Rasdorfer Berges südöstlich von Grüsselbach. Seit 1972 existierte der "Observation Post Alpha" als Außenstelle des 11. Armored Cavalry Regiments "Blackhorse", das insgesamt 386 km der innerdeuteschen Grenze mit vier ständig besetzten "OP" überwachte. "Point Alpha" lag im Zentrum der NATO - Verteidigungslinie "Fulda Gap", in der im Ernstfall die Invasion der Truppen des Warschauer Paktes befürchtet wurde. Das Camp wurde von der Eliteeinheit "Ironhorse" besetzt, einem Schwadron mit Sitz in Fulda. Jeden Monat wechselten sich im Durchschnitt 30 bis 60 Soldaten auf "OP Alpha" ab. Das Leben auf engstem Raum war straff organisiert. Es gab drei Baracken für unterschiedliche Nutzungs- und Funktionsansprüche des Lagers. Baracke A enthielt weitgehend Unterkunftsräume (4 bis 8 Soldaten pro Raum), Baracke B im Wesentlichen die Kommandozentrale, den Waffenraum und die Kantine, während Baracke C für Freizeitaktivitäten (Aufenthaltsraum, TV/Video, Sport, Fitness, Werkstatt) ausgestattet war. Es herrschte ständige Alarmbereitschaft. Die Wache auf dem Beobachtungsturm kontrollierte rund um die Uhr sämtliche Bewegungen jenseits der Grenze und hatte besonderes Augenmerk auf die NVA - Kaserne in Geisa. Ein wichtiger Aspekt für das US - Militär bestand in der Tatsache, dass jeder auf dem "OP" stationierte Soldat hautnah "Feindberührung" (in diesem Fall Blickkontakt) hatte und sich so der Tragweite und Bedeutung seines Auftrages bewusst werden sollte.
Nach dem Abzug der US - Armee Anfang der 1990er Jahre diente das Camp zeitweise als Asylbewerberunterkunft, bevor zwei Fördervereine (mit Sitz in Rasdorf und dem thüringischen Geisa) das Gelände 1995 übernahmen. Durch baldige Unterschutzstellung seitens der Denkmalpflege konnte die Existenz von "Point Alpha" als bedeutsames politisches und militärhistorisches Zeugnis einer abgeschlossenen Geschichtsepoche gegen Bestrebungen des Naturschutzes gesichert werden. Die weitgehend im Wald gelegene, umzäunte Anlage hat eine Größe von nur wenigen 1000 qm. Erhalten haben sich die Grundstruktur des Stützpunktes mit dem Fahrzeughangar links der Zufahrt, den drei Containerflachbauten (Baracken), dem Beobachtungsturm, den Anlagen für Wasser- und Stromversorgung sowie einigen immobilen Details (z.B. Fahnenmast oder Barbecue - Grill). Alles militärische Equipment hatte die US - Armee mitgenommen. Als ersten Schritt besorgten die Betreiber die Sanierung eines Teils der Baracken und des markanten Beobachtungsturms. Der nachfolgende Ausbau der Anlage ist z. T. noch im Gange. Ausgesprochenes Ziel der Betreiber ist es, eine "Mahn-, Gedenk- und Begegnungsstätte" für künftige Generationen zu schaffen. Auf dem Gelände wurden Tafeln mit knapp formulierten instruktiven Texten aufgestellt, die die einzelnen Objekte beschreiben. Im Bereich der ehemaligen Tankstelle wurde ein Infopunkt mit Fotos, Karten sowie einer Tonband - Erläuterung installiert. Ein wesentlicher Teil des Gesamtprojektes betrifft die Rekonstruktion der ehemaligen DDR - Grenzanlagen auf thüringischer Seite. Hierfür stehen den Betreibern ca. 40000 qm zur Verfügung (auf hessischer Seite sind es ca. 30000 qm). Erhalten haben sich lediglich der DDR - Beobachtungsturm und das Geländeprofil. Alles andere musste wieder hergestellt werden und ist teilweise noch in Arbeit. Die umfangreichen Maßnahmen erstrecken sich dabei auf Zäune, Sperrgraben, Kolonnen- und Laufwege, erdnahe Beobachtungsbunker usw. In jüngster Zeit wurde nahe der B 84 ein Museumsbau errichtet, der zahlreiche Sammlungsexponate (Uniformen, Fahrzeuge, Grenzanlagen etc.) sowie entsprechende Fotodokumentationen zur Schau stellt.
Der ehemalige US - Stützpunkt "Point Alpha" stellt in seiner erhaltenen Struktur (und in Verbindung mit den rekonstruierten Grenzanlagen auf thüringischer Seite) ein bedeutendes politisch - historisches und vor allem militärgeschichtliches Dokument des 20. Jahrhunderts dar. Er ist in seiner Funktion als Sachgesamtheit zu erhalten.
Am Anger 03-32
Der nahezu rechteckige Anger von Rasdorf ist mit seiner Ausdehnung von ca. 170 mal 70 Metern der größte Dorfplatz Hessens. Bis in den Anfang des 20. Jahrhunderts war der Anger an drei Seiten mit Ausnahme weniger Dreiseithöfe von engen Hakenhöfen mit giebelständigen Wohnhäusern umgeben; die nördliche Seite wurde von Stiftskirche und Stiftsbezirk begrenzt. Infolge zweier verheerender Großbrände, die 1911 und 1925/26 den Ort heimsuchten, wurde die ursprünglich einheitliche Bebauungssituation aufgelöst. Beim Wiederaufbau wurden drei Höfe an den Ortsrand verlegt. Die am Anger aufgegebenen Hofplätze wurden benachbarten Hofstellen zugeschlagen. Auf den so vergrößerten Bauplätzen konnten nun anstelle der engen Hakenhöfe geräumigere Anlagen errichtet werden. In etlichen Fällen wurde der Wohnteil dabei in eigenes traufenständiges Gebäude neben der Hofeinfahrt verlegt. Auf diese Weise entstand vor allem auf der östlichen Seite des Anger ein regelloses Nebeneinander traufen- und giebelständiger Häuser, die zudem oft in Massivbauweise (meist Backstein) errichtet wurden. Die im südlichen Teil der westlichen Hofreihe des Anger vom Feuer verschonte und noch lange erhaltene Reihe ursprünglicher Hakenhöfe wurde in den letzten Jahren durch z. T. unmaßstäbliche Neubauten inzwischen ebenfalls aufgelöst (zuletzt Haus Nr. 16). Lediglich das giebelständige Fachwerkhaus Am Anger 19 auf der Ostseite und das traufenständige Fachwerkhaus Am Anger 18 auf der Westseite sind als letzte bauliche Zeugnisse aus der Zeit vor 1900 erhalten. Obwohl das Erscheinungsbild des Platzes vor allem hinsichtlich der Haus- und Gehöftformen sowie des Baumaterials erheblich umgestaltet wurde, waren die Veränderungen im Ortsgrundriss vergleichsweise gering. Rasdorf, an einem bedeutenden frühgeschichtlichen Verbindungsweg zwischen Rhein-Main-Gebiet und Thüringen gelegen, ist als religiöses und verwaltungstechnisches Zentrum seit dem 9. Jahrhundert nachweisbar. Der ungewöhnlich große Dorfplatz wird immer eine vielschichtige Funktion als Rast- und Lagerplatz für Handelskaufleute, als Markt- und Versammlungsplatz gehabt haben. Gerade in der Tatsache, das der Anger bis heute in seiner Ausdehnung erhalten und unbebaut geblieben ist, liegt seine historisch erkennbare Bedeutung.
Gesamtanlage Geisaer Tor 03, 13 und 15
Südlich des ehemaligen Wehrfriedhofs von Rasdorf erstreckt sich ein kleines zusammen hängendes, historisch gewachsenes Ensemble von Fachwerkhäusern und ihren Wirtschaftsgebäuden, wie es in dieser Dichte im Ort nicht mehr anzutreffen ist. Die in einer Reihe liegenden Wohnhäuser Geisaer Tor 15, 13 und 3 (ehemaliges Stiftshaus), verbunden durch die geräumige Stallscheune des Hauses Nr. 3, erhalten eine zusätzliche Betonung durch die platzartige Ausweitung der Straße gegenüber des Friedhofseingangs.